Predigt: Apostelgeschichte 18,1-17

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Ermutigung in Korinth

„Der Herr aber sagte nachts in einer Vision zu Paulus: Fürchte dich nicht! Rede, nur, schweige nicht! Denn ich bin mir dir, niemand wird dir etwas antun. Viel Volk nämlich gehört mir in dieser Stadt.“

(Apostelgeschichte 18,9.10 [EHÜ])

Unser Text beginnt mit den Worten: „Hierauf verließ Paulus Athen und ging nach Korinth.“ Korinth war eine der wichtigsten Städte im römischen Reich, die Hauptstadt der Provinz Achaia und Sitz des Prokonsuls. Bevor es dazu kam, war Korinth eine griechische Stadt. Als die Römer Mazedonien eroberten, lehnte sich Korinth aber mit anderen Städten gegen die Römer auf. Als Antwort darauf wurde Korinth 146 v.Chr. dem Erdboden gleich gemacht. Die Stadt wurde niedergebrannt, die Männer wurden umgebracht, die Frauen und Kinder in die Sklaverei verkauft, und alle Schätze der Stadt wurden geplündert. Ungefähr 100 Jahre lang war dann dort nicht mehr viel. Danach kam aber ein Mann namens Julius Cäsar, der ein Auge für Dinge mit Potenzial hatte. Die Stadt wurde als römische Bürgerkolonie neu gegründet. Danach dauerte es nicht lang, und die Stadt begann wieder zu florieren.
Was machte die Stadt aus? Zum einen lag die Stadt mitten an einer Handelskreuzung. Korinth lag an einem schmalen Korridor, der nur 6 km weit war. Oberhalb befand sich Nordgriechenland und im Süden war die Halbinsel Peloponnes. Nord-Süd-Reisende innerhalb von Griechenland kamen unweigerlich an Korinth vorbei. Dann lag Korinth direkt zwischen zwei Golfs: der Golf von Korinth im Nordwesten und der Saronischer Golf im Südosten. Diese Verbindung war so wichtig, dass mindestens zwei römische Kaiser versuchten, einen Kanal zu graben (beide Versuche scheiterten). Korinth lag an zwei wichtigen Häfen und war der Inbegriff einer Handelsstadt. Natürlich profitierte die Stadt wirtschaftlich enorm davon. Es war vermutlich die reichste Stadt in Griechenland, viel wohlhabender als Athen mit mehr und schönerer Kunst.
Cicero nannte Korinth das Auge von ganz Griechenland. Man schätzt, dass die Stadt ca. 200.000 Einwohner hatte. Viele von ihnen waren ziemlich gut gebildet, und die meisten waren in die Stadt zugezogen. Es war eine Stadt, in die es viele Reisende hinzog, um Geld zu verdienen, um Geld auszugeben und um sich zu vergnügen: Essen, Trinken, Sportfeste, Theater. Mode spielte dort natürlich auch eine sehr wichtige Rolle: Aussehen war wichtig, Kleidung war wichtig, es gab sehr viel Schmuck: Ohrringe, Broschen, Haarspangen, Ringe, Knöpfe. Es wurde Parfüm und Kosmetik verkauft. Was noch? Strabo, ein griechischer Historiker aus dem 1. Jahrhundert berichtet davon, dass ein Tausend Tempelprostituierte jeden Abend ihre „Dienste“ anboten. Korinth war bereits in der Antike bekannt dafür, moralisch und verdorben zu sein.
Um es kurz zusammenzufassen: Korinth war eine extrem reiche, kosmopolitische Handelsstadt, sie zog Menschen an, die an diesem Erfolg teilhaben wollten, es war eine multikulturelle und gebildete Stadt, es war eine vergnügungssüchtige Stadt, und es war eine unmoralische Stadt. Tim Keller sagte in einer Predigt: Korinth war also wie das heutige New York. Und er sagte, dass wenn man diese Parallelen und Ähnlichkeiten nicht sehen konnte, es nur daran liegen könnte, dass man ein Tourist war. Wenn es eine Stadt gab, in der es unmöglich schwer sein musste, eine lebendige christliche Gemeinde zu gründen, dann war es Korinth. Die Menschen dort waren so beschäftigt, so abgelenkt, so kultiviert, so intellektuell und auch so religiös, dass das Letzte, was sie sich vermutlich vorstellen konnten, was sie brauchen könnten, eine neue Religion war. Schon gar nicht eine Religion, die behauptete, dass es nur einen wahren Gott gibt, der sich uns in Christus offenbart hat und dass alle anderen Götter wie Zeus, Poseidon, Apollo und Aphrodite Fake waren. Schon gar nicht eine Religion, die eine scheinbar so restriktive, sexuelle Ethik, hatte, wie das Christentum. Und trotzdem entstand dort eine wichtige christliche Gemeinde. Es ist ein Wunder, dass das Evangelium dort Fuß fassen konnte.
Und jetzt kommen wir endlich zum Thema der Predigt: Selbst für einen gestandenen Mann des Glaubens wie Apostel Paulus war das keine Selbstverständlichkeit. Und wir haben Grund zur Annahme, dass Paulus in Korinth eine Zeit der Entmutigung hatte. In seinem ersten Brief an die Korinther Gemeinde schrieb Paulus Folgendes: „Zudem kam ich in Schwäche und in Furcht, zitternd und bebend zu euch.“ Der große Gottesmann Paulus kam in Schwäche, in Furcht und Zittern.
Drei Dinge lernen wir dann durch den heutigen Text. Erstens, für wen ist Ermutigung? Zweitens, wie geschieht Ermutigung? Drittens, wozu ermutigt uns Gott?

1. Für wen ist Ermutigung?
In den Versen 9 und 10 lesen wir: „Der Herr aber sagte nachts in einer Vision zu Paulus: Fürchte dich nicht! Rede nur, schweige nicht! Denn ich bin mit dir, niemand wird dir etwas antun. Viel Volk nämlich gehört mir in dieser Stadt.“ Vor zwei Wochen hatten wir gelesen, dass Paulus nachts eine Vision von einem Mann hatte, der ihn nach Mazedonien rief. Dass Gott seinen Willen auf so deutliche Weise offenbart, ist außergewöhnlich. Hier im Text sehen wir aber noch etwas viel Bedeutenderes. Nicht irgendein unbekannter Mazedonier spricht zu Paulus. Es ist Jesus selbst, der ihm in einer Vision erscheint. Und Jesus spricht, diese unglaublich ermutigenden Worte: „Fürchte dich nicht! Rede nur, schweige nicht! Denn ich bin mit dir, niemand wird dir etwas antun. Viel Volk nämlich gehört mir in dieser Stadt.“ Für mich gehört das mit zu den ermutigendsten Versen der Apostelgeschichte.
Warum sagte Jesus ihm das? Die Antwort liegt auf der Hand. Es waren genau die Worte, die Paulus in dieser Zeit hören musste. Anscheinend hatte er Furcht; anscheinend dachte er, dass das, was er tat, nicht wirklich nützlich und nicht wirklich effektiv war; anscheinend fühlte er sich alleingelassen; und anscheinend dachte er ans Aufgeben. Nicht dass so jemand wie Paulus jemals aufgegeben hätte; aber vielleicht spielte er zumindest mit dem Gedanken. Und anhand dessen und auch aus dem, was Paulus später in 1. Korinther schrieb, können wir folgern, dass es Paulus in diesem Moment nicht so toll ging. Wie mag sich das geäußert haben?
In Vers 4 lesen wir: „An jedem Sabbat redete er in der Synagoge und suchte Juden und Griechen zu überzeugen.“ Paulus tat das, was er sonst in anderen Städten getan hatte. Er ging in die Synagoge und predigte dort. Als es dort Widerstand gab, ging er in das Haus eines Titius Justus. Der hatte sein Haus direkt neben der Synagoge, also eine Haustür weiter. Paulus Predigten blieben nicht ohne Frucht. Es kamen Menschen zum Glauben an Jesus. Und nicht nur irgendwelche Menschen. Vers 8: „Krispus aber, der Synagogenvorsteher, kam mit seinem ganzen Haus zum Glauben an den Herrn; und viele Korinther, die davon hörten, wurden gläubig und ließen sich taufen.“ Der Leiter der jüdischen Synagoge bekehrte sich. Vers 8 sagt, dass viele Korinther gläubig wurden. Paulus‘ Missionseinsatz war ein voller Erfolg!
Hier ist das, was wir über Entmutigung lernen können: in der Regel hat Entmutigung nichts mit den äußeren Umständen zu tun. Ein anderes Beispiel aus der Bibel ist der Prophet Elia. Zwei Jahre lang hatte es keinen Tropfen geregnet, weil Gott den Himmel verschlossen hatte. Auf dem Berg Karmel kam es zu einem riesigen Showdown. 450 Baalspriester traten gegen einen Propheten an. König Ahab und das Volk Israel waren die Zuschauer. Das ganze Volk sah eine riesige Gottesoffenbarung, alle werfen sich auf den Boden nieder und rufen laut: „Der HERR ist Gott, der HERR ist Gott!“ Das Volk ergreift die Baalspriester, und Elia lässt sie hinrichten. Kurz danach endet die Dürreperiode: Gott lässt es regnen. Es war ein riesiger Sieg für den Propheten Elia. Besser ging es nicht. Im nächsten Kapitel sagt die Königin Isebel, dass sie Elia umbringen wird. Da hat doch Elia schon ganz andere Dinge erlebt. Ständig wollte jemand ihn umbringen. Aber plötzlich verliert Elia jeden Mut. Er rennt um sein Leben, geht in die Wüste, setzt sich unter einem Strauch, wünscht sich den Tod und sagt: „Nun ist es genug, HERR. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter.“
Kurze Anwendung: Johannes Hartl hat Entmutigung folgendermaßen definiert: „plötzlicher, irrationaler und unspezifischer Verlust von Perspektive. Was vorher so klar war, ist gar nicht mehr klar.“ Das ist es, was Paulus vermutlich auch in Korinth erlebt hatte. Entmutigung hat nichts mit den äußeren Umständen zu tun. Die Umstände sind so wie sie sind; oft ist die Situation gar nicht mal so düster. Entmutigung findet tief in unserem Inneren statt. Entmutigung hat etwas damit zu tun, dass alles, was man vorher erlebt hat, keine Bedeutung mehr hat. Alles Positive scheint aus dem Blick zu geraten. Man sieht nur noch das Negative. Wir kennen das alle.
Entmutigung hat ja nicht nur etwas mit dem geistlichen Leben zu tun. Wenn wir einen Künstler dabei zu sehen, wie er etwas aufführt, wie z. B. einen Pianisten, dann sehen wir das Produkt von unzähligen Stunden Arbeit. Oftmals haben diese Künstler viele Entmutigungen überwinden müssen. Oder wenn wir bei den Olympischen Spielen Läufer auf der Zielgeraden sehen, dann sehen wir Athleten, die ihr ganzes Leben dafür trainiert haben. Sie alle mussten viele Entmutigungen wegstecken.
Zeiten der Entmutigung können kommen, wenn wir das hören, was Uwe Schäfer den „inneren Kritiker“ nannte. Es ist die Stimme in uns, die ständig negativ ist und die ständig kritisiert, z. B.: „Das wirst du doch nie schaffen“ oder „Du bist so schlecht, dich kann doch keiner mögen“ oder „Diese Person wird sich niemals bekehren; warum betest du eigentlich noch für sie?“ oder „Alles, was du tust, das bringt doch rein gar nichts; du könntest genauso gut damit aufhören“.
Johannes Hartl, den ich gerade schon zitiert hatte, hat hunderte von Vorträgen gehalten. Viele von diesen Vorträgen kann man sich auf YouTube ansehen oder als Podcast hören. Einer seiner Vorträge, der am häufigsten aufgerufen wurde, heißt „Nein zu Entmutigung“. Mit diesem Vortrag hat er wirklich einen Nerv getroffen. Jeder von uns hat Zeiten tiefer Entmutigung. Es hat nichts mit dem Alter zu tun, auch wenn es vielleicht Phasen im Leben gibt, in den man anfälliger dafür ist. Es hat auch nichts mit dem Geschlecht zu tun. Es hat nichts mit der geistlichen Reife zu tun, denn wenn Männer des Glaubens wie Elia und Paulus solche Zeiten kannten, dann geschieht es allen Menschen. Es ist ein Thema, dass für jeden von uns Relevanz hat.

2. Wie geschieht Ermutigung?
Im Text erfahren wir drei spezifische Ereignisse, die so orchestriert zu sein scheinen, um Paulus zu helfen. In Vers 2 ist von zwei Expats die Rede, die kürzlich aus Rom in Korinth eingereist waren. Das Ehepaar heißt Aquila und Priscilla. Dieses Ehepaar wird sechsmal in der Bibel erwähnt. Interessanterweise wird meist die Frau zuerst genannt und danach der Mann. Es ist vermutlich ein subtiler Hinweis darauf, dass Priscilla die Aktivere war und vermutlich auch eine leitende Rolle gespielt hatte. Was hatte es mit dem Ehepaar auf sich? Lukas erwähnt, dass Kaiser Claudius angeordnet hatte, dass alle Juden Rom verlassen sollten. Der Geschichtsschreiber Suetonius erwähnt, dass es in Rom Aufruhr bei den Juden wegen eines „Chrestus“ gab. Chrestus klingt sehr verdächtig nach Christus. Viele Ausleger gehen daher davon aus, dass es in den späten 40er Jahren Christen in Rom gab. Das hatte zu handfesten Streitereien unter den Juden geführt, so ähnlich wie wir das oft in der Apostelgeschichte sehen, nicht zuletzt in Korinth. Claudius wurde das Treiben zu bunt und verbannte die Juden kurzerhand. Viele dieser Juden kehrten später nach Rom zurück, nachdem Claudius gestorben war, einschließlich Priscilla und Aquila.
Dieses unzertrennliche Ehepaar war wahrscheinlich bereits in Rom zum Glauben gekommen. Vers 3 erwähnt, dass sie das gleiche Handwerk wie Paulus ausübten: Zeltmacher. Anscheinend verstanden Priscilla, Aquila und Paulus sich in jeder Hinsicht gut. Sie werden richtig gute Mitarbeiter, Kollegen und vor allem Freunde. Die Freundschaft geht so weit, dass Paulus sie immer wieder in seinen Briefen grüßen lässt. Und das ist das erste wirklich ermutigende Ereignis in Paulus‘ Leben. Er findet neue Seelenverwandte; Freunde, die bereit sind, mit ihm durch dick und dünn zu gehen.
Das zweite ermutigende Ereignis ist in Vers 5: „Als aber Silas und Timotheus aus Mazedonien eingetroffen waren, widmete sich Paulus ganz dem Wort und bezeugte den Juden, dass Jesus der Christus sei.“ Vielleicht fragt ihr euch, was daran so ermutigend ist. Paulus hatte Silas und Timotheus in Mazedonien zurückgelassen, weil es immer noch Arbeit für sie zu tun gab. Ihre Mission war beendet, und das Reiseteam war wieder vereint. Nicht nur das, sehr wahrscheinlich hatten sie Geld mitgebracht. Paulus konnte aufhören, als Zeltmacher zu arbeiten und sich stattdessen ganz dem Predigtdienst widmen. Das war eine praktische Hilfe für Paulus.
Als Elia in der Wüste war, kam ein Engel. Zweimal gibt der Engel Elia zu essen: gegrilltes Brot und frisches Wasser. Warum war das Brot gegrillt? Weil alles, was gegrillt ist, besser schmeckt. Es ist diese Art von praktischer Hilfe, die eine echte Ermutigung sein kann, wenn es uns schlecht geht: Geld, das hilft eine Not zu überbrücken; oder einfach etwas zu essen und zu trinken; oder einfach etwas Schlaf.
Das dritte ermutigend Ereignis haben wir bereits betrachtet. Jesus erschien ihm in der Nacht. Ich finde es interessant, dass Jesus ihm in der Nacht erscheint. Viele von euch kennen das wahrscheinlich: Kurz vor dem Einschlafen kommen uns ganz viele Gedanken. Und oft denken wir, dass diese Gedanken so klar und so genial sind, obwohl sie in Wirklichkeit ziemlich dämlich sind. Oder wir haben ein Gedankenkarussell, und wir können nicht einschlafen, weil wir uns Sorgen machen. Aber inmitten der dunklen Nacht der Seele, kommt Jesus und verschafft ihm Klarheit: „Fürchte dich nicht! Rede nur, schweige nicht! Denn ich bin mit dir, niemand wird dir etwas antun. Viel Volk nämlich gehört mir in dieser Stadt.“ Vielleicht fühlte Paulus sich einsam und allein. Und Jesus sagt ihm, dass das nicht realitätsferner sein könnte. Jesus war mit ihm. Jesus war derjenige, der ihn bewahrte. Jesus hatte alles in der Hand. Vielleicht sind genau das die ermutigenden Worte, die wir hören müssen?
In der Fernsehserie Big Bang Theory gibt es einen jungen Mann namens Leonard, der fast immer Zweifel hat. Als seine Freundin von ihm wegzieht, fragt er seine Mutter um Rat. Seine Mutter ist eine eiskalte Psychologin mit null Empathie. Ihr Rat: „Reiß dich zusammen.“ Leonard fragt: „Du bist eine weltbekannte Expertin für Kindererziehung, und alles, was du mir sagen kannst, ist: reiß dich zusammen?!?“ Sie überlegt kurz und sagt dann: „Entschuldigung. Reiß dich zusammen, du Weichei!“ Leonard sagt: „Dankeschön, mir geht es schon viel besser.“ Seine Mutter antwortet: „Gerne geschehen. Falls du weitere Hilfe von mir brauchen solltest, kannst du meine Bücher auf Amazon finden.“ Die Komik dahinter ist natürlich, dass das nicht hilfreich ist.
John Ortberg berichtet davon, wie er vor Jahren durch ein finsteres Tal ging. Er schrieb: „In meiner eigenen dunkelsten Zeit vor einigen Jahren war meine größte Enttäuschung tief und unüberwindbar. Ich stellte meine Berufung in Frage. Ich dachte nicht an Selbstmord, aber ich dachte definitiv, dass ich, wenn mein Leben zu Ende wäre, für das Endes des Schmerzes dankbar wäre. Ich sprach mit ein paar engen Freunden, die mir ihr Mitgefühl und ihre Unterstützung zusagten, wofür ich dankbar war. Aber dann tat ich das, was ich schon so oft getan habe, wenn ich nicht denken oder beten oder mir einen Ausweg aus meiner Situation überlegen konnte. Ich rief Dallas Willard an. Ich schilderte ihm die Umstände, den Herzschmerz, und die Leiden und wartete bangend auf seine Antwort. Lange Pause. ‚Dies wird ein Test sein für dein freudiges Vertrauen in Gott.‘ Stille.“ Später sagte Ortberg, dass nur Dallas Willard so eine Antwort geben konnte. Anscheinend war es genau das, was er hören musste.
Der heutige Text gibt sehr praktische Tipps, die wir mitnehmen können. Wenn wir durch das ein oder andere Tal echter Entmutigung hindurch müssen, dürfen wir uns an diese drei Elemente erinnern. Zum einen, Gott hat uns Freunde im Leben gegeben; wir brauchen Zeiten der Mutlosigkeit nicht allein durchzustehen. Als zweites, oftmals sind es die praktischen Dinge, die uns helfen, wieder Mut zu fassen, Geld, Essen, Trinken, Schlafen. Und vor allem anderen: Am Ende des Tages ist es Gott selbst, der uns ermutigt. Gott ist derjenige, der in unsere geistliche Depression hineinspricht. Gott ist derjenige, der uns wieder aufrichtet. Er ist derjenige, der uns das zuspricht, was wir hören müssen. Gott ist derjenige, der an unserer Seite ist. Nichts ist ermutigender, als nahe bei Gott zu sein.

3. Wozu gibt Gott Ermutigung?
Wir finden die Antwort in Vers 10. Jesus sagt: „Viel Volk nämlich gehört mir in dieser Stadt.“ Vorhin haben wir gesehen, dass Entmutigung ein plötzlicher, irrationaler und unspezifischer Verlust von Perspektive ist. Und Jesu Wort hier (in Vers 10), ist so wichtig für einen großen Perspektivwechsel. Zwei Gedanken dazu.
Wir sehen zum einen, dass es um Jesu Volk und Jesu Auftrag geht, nicht um unseren eigenen. Entmutigung ist ganz häufig ein Blick auf sich selbst: meine Unfähigkeit, mein Unvermögen, mein Versagen. Jesu Ermutigung ist ein Blick auf ihn. Wir erkennen, dass wir zu etwas berufen sind, was größer und bedeutender und herrlicher ist, als unser eigenes Leben. Und wir erkennen, dass Jesus souverän ist. Sein Wille wird geschehen, weil es um ihn geht.
Zum Schluss, es zeigt den Wert, den Jesus in uns sieht. Jesu Volk ist Jesu Eigentum. C.S. Lewis ging durch eine sehr harte Zeit, als seine Frau gestorben war. Lewis war jemand, der erst sehr spät heiratete (im ‚zarten‘ Alter von 57 Jahren), als alle dachten, dass er mit diesem Thema schon abgeschlossen hätte. Seine Ehe war schön aber sehr kurz, weil seine Frau nur drei Jahre später verstarb. Lewis verarbeitete seine Trauer in einem kurzen Buch (‚A Grief Observed‘). Er berichtet davon, wie er am Sterbebett seiner Frau war. Als das Ende nahe war, sagte er zu ihr: „Wenn du kannst – wenn es erlaubt ist – komm zu mir, wenn ich im Sterbebett liege.“ Ihre Antwort war: „Erlaubt! Der Himmel hätte einiges zu tun, mich zu halten; und was die Hölle betrifft, würde ich sie in Stücke hauen.“ Sie hatte sowohl ein Zwinkern als auch eine Träne in den Augen.
Und hier kommt der Punkt: natürlich ging das nicht. Beide wussten das, so sehr sie sich einander liebten. Sie gehörten beide einander. Aber noch viel mehr gehörten beide zu Jesus. C.S. Lewis beendet sein Buch, in dem er schreibt: „Wie schlimm wäre es, wenn man die Toten zurückrufen könnte! Sie sagte nicht zu mir, sondern zu dem Priester: »Ich habe Frieden mit Gott.« Sie lächelte, aber nicht zu mir. Dann zurück zum ewigen Brunnen [Zitat aus Dantes ‚Göttlicher Komödie‘].“ Das war seine Art loszulassen und zu verstehen, dass sie bei Jesus war, was unendlich viel besser war.
Jesus will, dass Paulus den unendlichen Wert seines Volkes versteht. Jesus gab sein Leben, damit seine Gemeinde leben kann. Du und ich, jeder einzelne von uns, wir haben einen unendlichen Wert, weil Jesus einen unendlichen Preis für uns bezahlt hat. In einem Lied heißt es:

Die Gemeinde steht gegründet allein auf Jesus Christ,
sie, die des großen Gottes neue Schöpfung ist.
Vom Himmel kam er nieder und wählte sie zur Braut,
hat sich mit seinem Blut ihr ewig angetraut.

Jesus hat mit seinem Blut für dich bezahlt. Was gibt es noch, was er für uns hätte tun können? Alles wird gut werden. Natürlich wird alles gut werden, weil dieser Jesus mit uns ist, und weil alles in seiner Hand ist.

 
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