Predigt: Richter 17,1-21,25

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Jeder  tat,  was  ihn  recht  dünkte

„Zu der Zeit war kein König in Israel; jeder tat, was ihn recht dünkte.“
(Ri 21,25)

Unser heutiger Text umfasst die letzten fünf Kapitel des Buches Richter. In diesem letzten Abschnitt erfahren wir keinen weiteren Bericht über Richter, die Gott berufen hat. Vielmehr erfahren wir von mehreren Ereignissen, die beispielhaft die Lage der Menschen und der Gesellschaft in Israel in jener Zeit aufzeigen. Die Richter regierten das Volk nicht aktiv, sondern leiteten es eher passiv, indem sie bei Streitfällen, die an sie herangetragen wurden, richteten und für das Volk bei nationalen Bedrohungen eintraten. Daher hatten die Israeliten in jener Zeit viel Freiheit für die Gestaltung ihres persönlichen und gesellschaftlichen Lebens. Doch was passierte, als sie ihre Freiheit dafür gebrauchten, ihr Leben nach ihrem Gutdünken zu führen? Sie gerieten in geistliches Chaos und Verdorbenheit. Lasst uns das im heutigen Text betrachten! Lasst uns lernen, wie wir mit der großen Freiheit, die wir genießen, richtig umgehen können!

Teil 1: Der Stamm Dan, der tat, was ihn recht dünkte (Kap. 17.18)

Von welcher Begebenheit berichtet der erste Abschnitt, Kap. 17,1-6? Ein Mann namens Micha auf dem Gebirge Ephraim stahl von seiner Mutter 1100 Silberstücke, was damals ein Vermögen war, das mehr als vierzehn Jahresgehältern eines Arbeiters entsprach. Doch als er hörte, dass sie den Dieb verfluchte, bekam er offenbar Angst vor dem Fluch und gab seinen Diebstahl zu und das Geld zurück. Daraufhin segnete sie ihn, um den Fluch, den sie ausgesprochen hatte, wieder aufzuheben. Was sollte sie mit dem Geld machen? In den Versen 3b und 4 sagte sie, dass sie das Geld dem Herrn weihen würde. Das klang sehr fromm; aber tatsächlich nahm sie daraufhin 200 Silberstücke und gab sie dem Goldschmied, damit der ein gegossenes und geschnitztes Bild daraus machte. Dieses Götzenbild stellte ihr Sohn Micha in das sogenannte Gotteshaus, das er besaß und indem er bereits einen Efod und einen Hausgötzen stehen hatte. Offenbar fand er, dass er als Eigentümer von drei Götzen nun auch einen eigenen Priester haben sollte. Daher füllte er einem seiner Söhne die Hand, sodass er sein Priester wurde.

Wer kam in dieser Zeit bei Michas Haus vorbei? Die Verse 7-13 berichten von einem jungen Leviten aus Bethlehem in Juda. Als Levit hätte er eigentlich dort die Menschen Gottes Worte lehren sollen; aber er zog durchs Land, um einen Ort zu finden, wo er bleiben konnte. Bei seiner Job und Wohnungssuche kam er auch bei Michas Haus vorbei. Als Micha erfuhr, dass er ein Levit war, engagierte er ihn als seinen Priester. Micha meinte, dass er nun von Gott gesegnet würde, da er nun einen echten Leviten als Priester beschäftigte (13).

Was war das Problem von Micha? Sein Problem war der Götzendienst. Micha und auch seine Mutter verwendeten zwar viele fromme Worte wie segnen, verfluchen, weihen und den Namen Gottes, aber sie missbrauchten sie im Grunde für ihren Götzendienst, den sie mit dem Glauben an den wahren Gott vermischten und verwechselten. Dies wird besonders deutlich, als Michas Mutter sagte, dass sie das Geld dem Herrn weihen würde, praktisch aber ein geschnitztes und gegossenes Bild davon machen ließ. Gott dem Herrn zu dienen oder einer Statue aus Holz und Metall, war für sie gleichbedeutend. Durch ihren Götzendienst verletzten sie das Herz Gottes zutiefst; denn sie verstießen damit in krasser Weise gegen den ersten Teil der Zehn Gebote, wo Gott die Erstellung und Anbetung von Götzenbildern strikt verboten hat. Als Israelit muss Micha das genau gewusst haben. Warum hat er trotzdem Götzen verehrt? Er folgte seinem inneren Drang, seinen Gott und seinen Gottesdienst selbst zu bestimmen. Durch den Götzendienst wollte er sein eigenes Ziel erreichen. Was sein Ziel war, kommt im Vers 13 zum Ausdruck, wo er sagte: „Nun weiß ich, dass mir der Herr wohltun wird, weil ich einen Leviten zum Priester habe.“ Das Ziel von Michas religiösem Leben war also nicht Gott, seine Ehre und sein Wille, sondern sein eigenes Wohl. Gott war für ihn ein Mittel, durch das er sein eigenes Ziel erlangen wollte. Dafür war er auch bereit, Götzenbilder aufzustellen und so Elemente des wahren Gottesdienstes beliebig mit Götzendienst zu vermischen. Sozusagen war ihm jedes Mittel recht, wenn es dazu beitragen würde, dass es ihm gut geht. Wie war es möglich, dass ein Mann vom Volk Gottes in seinem Denken und Leben sich so weit vom wahren Gott und von seinem Weg entfernte? Es war möglich, weil Micha nicht vor Gott und nach dem Maßstab seines Wortes lebte, sondern einfach dachte und macht, was ihm selbst richtig vorkam, und zwar auch im geistlichen Bereich. Als er seinen eigenen Wünschen, Gefühlen und Gedanken folgte, wurde er ein Götzenanbeter, dessen Leben voller Kompromisse und Sünde war. Möge Gott uns davor bewahren, unser Glaubensleben nach unseren eigenen Gedanken und Gefühlen zu führen! Möge Gott uns helfen, den wahren, lebendigen Gott zu verehren und wirklich ihm allein zu dienen!

Das Kap. 18 berichtet davon, wie die Daniter, einer der zwölf Stämme Israels, sich bei ihrer Suche nach einem geeigneten Wohnsitz verhielten und wie sie dort schließlich ihr religiöses Leben gestalteten. Eigent­lich hatten die Daniter auch ein Gebiet in Israel zugeteilt bekommen. Aber die Stelle in Kap. 1,34 berichtet, dass die Amoriter die Daniter aufs Gebirge drängten und nicht zuließen, dass sie herunter auf die Ebene kamen. Doch anstatt zu beten und die Inbesitznahme ihres Gebietes neu herauszufordern, schickten sie fünf Kundschafter aus, damit sie für sie ein Gebiet finden sollten, das sie ohne viel Aufwand bequem in Besitz nehmen konnten. Die fünf Kundschafter kamen auf ihrer Suche auch beim Haus von Micha vorbei. Als sie dort den jungen Leviten kennen lernten, den Micha zu seinem Priester gemacht hatte, baten sie ihn, für sie Gott zu befragen, ob ihr Weg auch zum Ziel führen würde. Der Priester antwortete ihnen einfach: „Zieht hin mit Frieden; euer Weg, den ihr geht, ist dem Herrn vor Augen“ (6). Von diesem Zuspruch ermutigt, zogen sie weiter und fanden Lajisch, eine Stadt, von der es heißt, dass es den Leuten darin an nichts fehlte von allem, was es auf Erden gibt, und dass sie ruhig und sicher wohnten. Als sie wieder zu ihrem Stamm zurückkamen, forderten sie ihre Stammesbrüder dazu auf, sich aufzumachen und Lajisch zu erobern. Auf dem Weg dorthin gingen sie nochmals beim Haus Michas in Ephraim vorbei und raubten seinen Efod, seinen Hausgötzen und das geschnitzte und gegossene Götzenbild. Sie überredeten auch den jungen Leviten, mitzukommen und der Priester ihres Stammes zu werden. Hier wird klar, dass die Daniter den Wunsch hatten, Götzen zu verehren, und die Götzenbilder Michas gefielen ihnen anscheinend und waren so eine willkommene Gelegenheit, ihren Wunsch an ihrer neuen Wohnstätte zu praktizieren (15-26). Nachdem  sie die Götzenbilder geraubt und den Leviten mitgenommen hatten, überfielen sie über die Stadt Lajisch, in dem die Menschen ruhig und sicher wohnten; sie schlugen sie mit der Schärfe des Schwerts und verbrannten die Stadt mit Feuer. Danach bauten sie die Stadt wieder auf und nannten sie nach ihrem Stammvater „Dan“.

Was taten sie, als sie die Stadt wieder aufgebaut hatten? Betrachten wir die Verse 30 und 31: „Und die Daniter richteten für sich das Schnitzbild auf. Und Jonatan, der Sohn Gerschoms, des Sohnes des Mose, und seine Söhne waren Priester im Stamm der Daniter bis auf die Zeit, da sie aus dem Lande gefangen weggeführt wurden. So stellten sie das Schnitzbild, das Micha gemacht hatte, bei sich auf, solange das Haus Gottes zu Silo stand.“ Mit der Aufrichtung des Schnitzbildes und der Bestimmung von Jonatan und seinen Söhnen als Priester machten sie den Götzendienst in ihrem Stamm zu einer festen Einrichtung. Dadurch verstießen in krasser Weise gegen Gottes Willen. Sie müssen gewusst haben, dass Gott jeglichen Götzendienst in den Zehn Geboten verboten hat. Warum wollten sie trotzdem Götzen dienen? Sie hatten die Dankbarkeit und das Vertrauen gegenüber dem wahren, lebendigen Gott offenbar schon lange verloren. Sie wollten lieber den Götzenbildern dienen, weil dies mehr ihrem eigenen Verlangen entsprach, etwas Sichtbares zu verehren, und weil sie glaubten, dass es ihrem Stamm dadurch gut gehen würde. Sie wollten lieber Götzen dienen, weil sie dann scheinbar nicht mehr die Gebote Gottes zu beachten brauchten, sondern ganz nach ihrem Gutdünken leben konnten, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Dieses Ereignis macht deutlich, dass die Verehrung von Götzen in Israel nicht bloß das Problem einzelner Menschen wie etwa Micha war. Götzenkult war vielmehr ein verbreitetes geistliches Problem, von dem nun sogar auch ein ganzer Stamm befallen war.

Zum Götzendienst der Daniter gibt der Verfasser im Vers 31 noch einen besonderen Hinweis. Dort wird erwähnt, dass sie das Schnitzbild bei sich aufstellten, solange das Haus Gottes in Silo stand. Das sagt zum einen, dass sie das Schnitzbild von Micha etwa 300 Jahre lang verehrt haben, bis Salomo den Tempel erbaute. Zum anderen weist diese Bemerkung darauf hin, dass in all diesen Jahren ihr Götzendienst in offenem Widerspruch zur Verehrung des wahren Gottes stand. Denn so sehr sie sich auch einredeten, dass ihr Götzendienst in Dan recht wäre, war er doch nicht recht; denn es gab und gibt den wahren, lebendigen Gott, den man in Silo verehrte. Auf diese Weise verachteten sie über Generationen hinweg den lebendigen Gott und stellten auch die rechte Gottesverehrung durch die anderen Stämme Israels in Frage.

Auch in unserer Zeit haben viele Menschen eine Einstellung zur Religion wie die Daniter. Viele wollen selbst bestimmen, wer Gott für sie sein soll und auf welche Art und Weise sie ihn verehren wollen. Sie wählen sich selbst eine Religion aus, die ihnen gefällt und richtig vorkommt, oder wandeln den christlichen Glauben nach ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen ab. Auf diese Weise bestimmt der Mensch selbst, wer und wie Gott sein soll, anstatt nach der Wahrheit zu fragen und von Gott bestimmen zu lassen, wie der Mensch sein soll. Möge Gott uns helfen, immer mit ehrfürchtigem Herzen nach Gott zu fragen und unseren Glauben und unser Leben von seinem Wort und Willen bestimmen zu lassen! Möge Gott vielen jungen Menschen in unserem Land helfen, den lebendigen Gott zu suchen und zu finden, indem sie sein Wort hören und danach leben!

Teil 2: Der Stamm Benjamin, der tat, was ihn recht dünkte (Kap. 19-21)

Nachdem uns Kap. 18 einen Einblick in das gottlose und willkürliche Leben der Daniter gegeben hat, berichten die Kap. 19-21 über den Stamm Benjamin, genauer gesagt über eine drastische Sünde der Benjaminiter in Gibea und ihre verheerenden Folgen. Was geschah? Ein Mann aus Ephraim zog nach Bethlehem, um von dort seine Nebenfrau zurückzuholen, die dorthin zu ihrem Vater geflohen war. Nachdem er sich von seinem Schwiegervater mehrmals hatte überreden lassen, noch zum Essen und zu einer weiteren Übernachtung zu bleiben, brach er am fünften Tag spät von dort auf. Als es dunkel wurde, ging er mit seiner Nebenfrau nach Gibea in Benjamin, um dort zu übernachten, und wurde schließlich von einem alten Mann aufgenommen. Doch in der Nacht kamen die Männer von Gibea, umstellten das Haus und verlangten von dem Hausbesitzer, den Mann herauszugeben, damit sie an ihm ihre perverse Lust befriedigen könnten. Dieses Ereignis ähnelt in verblüffender, ja erschreckender Weise dem Ereignis in Sodom, wo die Männer der Stadt von Lot die Herausgabe der beiden Männer forderten, die in sein Haus gekommen waren. Auch die Reaktion des alten Mannes ähnelt sehr der Reaktion damals von Lot; denn er wollte zwar den Mann, der bei ihm übernachtete, schützen, redete aber die verdorbenen Männer freundlich mit „meine Brüder“ an und bot ihnen bereitwillig an, ihnen seine eigene Tochter und die Nebenfrau des Mannes herauszugeben, damit sie sie vergewaltigen könnten. Als die Leute nicht auf ihn hören wollten, fasste der Mann seine Nebenfrau und brachte sie zu ihnen hinaus. Da machten die Männer der Stadt sich über sie her und trieben die ganze Nacht hindurch ihren Mutwillen mit ihr und ließen sie erst gegen Morgen wieder gehen. Sie lebten hemmungslos nach ihrer Lust und stellten die Befriedigung ihrer Begierden über alles andere im Leben, wobei sie auf nichts und niemand Rücksicht nahmen. Die Frau konnte sich noch zum Haus zurückschleppen; als ihr Mann am nächsten Morgen die Tür öffnete, um nach Hause zu reisen, fand er sie leblos vor der Tür liegen, die Hände an der Türschwelle. Er legte sie auf seinen Esel und wanderte heim.

Wie reagierte der Mann auf den schrecklichen Tod seiner Frau? Als er zu Hause ankam, zerstückelte er den Leichnam seiner Frau in zwölf Teile und sandte sie zu allen Stämmen Israels, um bei allen dieses Verbrechen bekannt zu machen (29). Das Verbrechen, das die Männer von Gibea an seiner Frau begangen hatten, war unfassbar grausam. Aber die Reaktion des Mannes darauf war auch erschreckend.

Wie reagierten die anderen elf Stämme Israels auf diese Schandtat? Betrachten wir Kap. 20,1-10. Ganz Israel kam in Mizpa zusammen. Nachdem der Mann seine Version der Ereignisse vorgetragen hatte, verurteilten sie einmütig die Männer von Gibea und beschlossen, gegen die Stadt hinaufzuziehen sie zu töten. Dabei redeten und verhielten sie sich so, als ob sie selbst in Ordnung wären, und ignorierten, dass nicht nur die Männer in Gibea, sondern sie alle nach dem eigenen Gutdünken lebten. Sie beteten nicht, um Gott nach seinem Willen zu befragen, sondern trafen von sich aus das Urteil und bestimmten das Maß der Strafe nach ihrem Gutdünken.

Betrachten wir die Verse 12-25. Sie forderten die Benjaminiter dazu auf, die Männer von Gibea zur Bestrafung herauszugeben. Doch die Benjaminiter weigerten sich und stellten sich solidarisch hinter die Leute von Gibea. Sie waren nicht bereit, vor Gott die Sünde ihrer Brüder anzuerkennen, sondern stellten sich aus falscher Solidarität auf ihre Seite. Im Grunde erklärten sich dadurch indirekt mit dem Verhalten der Männer von Gibea einverstanden. Wegen dieser selbstgerechten Gesinnung der Israeliten und der Unbußfertigkeit der Benjaminiter  kam es zu einem tragischen Bruderkrieg. Bei diesem Krieg fielen zunächst viele Zigtausend Männer auf der Seite Israels, die sich daraufhin immer mehr vor Gott demütigten. Schließlich erlangte das Heer Israels den Sieg über die Männer von Benjamin. Dabei wüteten sie so maßlos gegen die Benjaminiter, dass von über 25000 Männern nur noch 600 Männer übrig blieben und keine einzige Frau.

Kap. 21 berichtet davon, wie den Israeliten ihre Tat, dass sie einen Stamm fast ausgerottet hatten, leid tat und wie sie sich bemühten, den wenigen übrig gebliebenen Benjaminitern zu Frauen zu verhelfen. Aber sie konnten ihnen nicht von ihren Töchtern geben, weil sie vor dem Kampf spontan einen unnötigen Schwur geschworen hatten, dass kein Israelit seine Tochter den Benjaminitern zur Frau geben durfte, und die Vermischung mit heidnischen Frauen auch nicht in Frage kam. Schließlich überfielen sie die Stadt, die nicht zu ihrer Versammlung nach Mizpa gekommen war und sich an dem Eid nicht beteiligt hatte; sie bestraften sie gemäß ihrem eigenen Wort, indem sie alle Männer und verheirateten Frauen darin töteten, aber sie ließen die unverheirateten Frauen leben, womit sie streng gesehen ihren eigenen Eid wiederum brachen. Doch es fehlten noch 200 Frauen, damit jeder der 600 übrig gebliebenen Benjaminiter eine Frau bekommen konnte. Daraufhin forderten sie die Benjaminiter dazu auf, bei einem Fest in der Stadt Silo zu lauern und so viele der ledigen Frauen zu rauben. Die Benjaminiter taten dies und auf diese unfassbare Weise verhinderten die Israeliten das Aussterben dieses Stammes.

In diesen drei Kapiteln erfahren wir von vielen unfassbaren Vorgängen in Israel. Wie ist das zu erklären? Eigentlich hatte Gott die Israeliten dazu berufen, ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk zu sein. Gott hatte ihnen das Gesetz und den Gottesdienst gegeben, damit sie zu diesem Bild hin wachsen konnten. Was war das Hauptproblem, dass sie sich davon so weit entfernten? Lesen wir gemeinsam das Leitwort, Kap. 21,25: „Zu der Zeit war kein König in Israel; jeder tat, was ihn recht dünkte.“ Die Menschen lebten nach ihrem Gutdünken! Nach ihrem Gutdünken waren die Männer in Gibea ihrer Begierde gefolgt. Daraufhin hatten die Israeliten nach ihrem Gutdünken die Tat verurteilt und die Strafe selbst bestimmt, ohne Gott zu fragen. Erst als sie eine große Niederlage erlebten, fragten sie Gott – aber sie hatten den großen Rahmen ihrer Aktion da bereits selbst bestimmt und Gott durfte nur eine Nebenrolle „spielen“. Nach ihrem Gutdünken haben sie einen Eid abgelegt und fühlten sich daran gebunden. Sie meinten, dass sie recht handelten damit, aber in Wirklichkeit haben sie ihren Eid nach ihrem Gutdünken nachher auch wieder gebrochen haben

Woran lag es, dass die Menschen so verkehrt lebten und nach ihrem Gutdünken so viele Sünden begingen, obwohl sie zu Gottes Volk gehörten? „Zu der Zeit war kein König in Israel“ (1a). Dieser Vers weist auf das Problem hin, dass es in Israel damals keinen König gab. Ein König soll nach der Lehre der Bibel ein Vertreter Gottes sein und den Menschen Gottes Ordnung und Gottes Gesetz bringen und ihnen helfen, danach zu leben. Schon der Richter Gideon hatte in diesem Sinne gesagt: „Ich will nicht Herrscher über euch sein, und mein Sohn soll auch nicht Herrscher über euch sein, sondern der Her soll Herrscher über euch sein.“ (9,25). Insofern war das Problem, dass die Israeliten Gott nicht als ihren König anerkannten und nicht auf sein Wort hörten und ihm folgten.

Wir leben in einer Zeit, wo die Menschen sich keiner Autorität unterstellen wollen, weder den eigenen Eltern noch den Lehrern oder den Regierenden. Selbst Gott will man nicht anerkennen, weil man in völliger Freiheit leben will mit der Erwartung, dadurch glücklich werden zu können. Auch in unserem eigenen Herzen gibt es eine Neigung, zu leben, wie wir wollen, und einfach zu machen, was uns gefällt. Aber Gott ist König und Herr über alle Menschen. Er will im Leben von jedem Menschen König sein und will unser Leben mit seinem guten willen leiten und segnen. Ein Leben nach dem eigenen Gutdünken bzw. nach menschlichen Maßstäben, ohne Gott als König anzuerkennen, führt unweigerlich zu einem geistlichen und moralischen Chaos im Leben jedes Einzelnen und der Gesellschaft. Wenn wir dagegen Gott als unseren König anerkennen und täglich auf sein Wort hören und in allen Bereichen danach leben, können wir unser Leben recht führen, sodass es Gott ehrt und von ihm gesegnet werden kann. Wir stehen kurz vor Weihnachten, wo wir das Kommen Jesu als Gottes Sohn und als unseren wahren König feiern. Möge Gott uns helfen, ihn als unseren König tief anzuerkennen und täglich unter seiner Herrschaft zu leben, damit wir ihn ehren und er uns segnen und selig machen kann!

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Fragebogen: Richter 17,1-21,25

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Jeder  tat,  was  ihn  recht  dünkte

„Zu der Zeit war kein König in Israel; jeder tat, was ihn recht dünkte.“
(Ri 21,25)

I. Der Stamm Dan, der tat, was ihn recht dünkte (Kap. 17.18)

1. Wie und aus welchem Grund wurde ein geschnitztes und gegossenes Bild gemacht (17,1-6)?  Warum stellte Micha einen Leviten ein (7-13)?  Was verrät uns dies über das Problem von Michas Haus?

2. Wie kam es dazu, dass die Daniter zu Micha kamen (18,1-10)?  Was raubten sie aus Michas Haus (11-26)?  Warum taten sie das?  Was sagt dies über den Glauben der Daniter?

3. Wo siedelten sich die Daniter an (27-29)?  Wie führten sie ihr Glaubensleben (30.31)?  Warum hatten sie dennoch kein Problembewusstsein?

II. Der Stamm Benjamin, der tat, was ihn recht dünkte (Kap. 19-21)

4. Was sagt das Ereignis im Kap. 19 über die Benjaminiter?  Was kann sie dazu geführt haben?

5. Was geschah mit dem Leichnam der Nebenfrau des Leviten (27-29)?  Wie wirkte sich dieses Ereignis auf das ganze Volk Israel aus (19,30-20,23)?  Welche zwei Punkte sind zu erwähnen (20,1.6.13)?

6. Was geschah schließlich zwischen dem Stamm Benjamin und anderen Stämmen Israels (24-48)?  Was verursachte diese Tragödie seitens der Benjaminiter (13b) und seitens des ganzen Volkes (17,6)?

7. Was schworen die Männer Israels in Mizpa (21,1)?  Was tat ihnen leid (2-6)?  Was taten sie, um die Benjaminiter wiederherzustellen (7-24)?

8. Wie betrachtet der Verfasser das Problem Israels (25)?  In welcher Hinsicht braucht der Mensch einen König?  Wer kann unser wahrer König sein (9,6)?

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Predigt: Richter 16

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Simsons Abfall und Rückkehr zu Gott

„und er tat ihr sein ganzes Herz auf und sprach zu ihr: Es ist nie ein Schermesser auf mein Haupt gekommen; denn ich bin ein Geweihter Gottes von Mutterleib an. Wenn ich geschoren würde, so wiche meine Kraft von mir, so dass ich schwach würde und wie alle andern Menschen.“
(16,17)

Wie wir wissen, handelt Richter 13-16 von Simson, dem Gottgeweihten, dem Retter Israels. Er war jemand, der mit Gottes Gaben reichlich gesegnet wurde. Niemand war so stark wie Simson, von seinen Feinden wurde er gefürchtet. Doch nicht nur seine empfangenen Gaben waren beispiellos, sondern leider auch sein verschwenderischer Umgang mit ihnen. Doch Gott, der geheimnisvoll ist und geheimnisvolle Dinge tut, erduldete Simson soweit es ging, Gott gebrauchte ihn, bis zuletzt und vollbrachte sein Werk durch Simson.

Heute betrachten wir Simsons spektakulären Abgang. So atemberaubend sein Leben war, so atemberaubend war auch sein Tod. Lasst uns heute auf Gott schauen und ihn besser kennen lernen. Lasst uns auf Gott schauen, der Simson bis zu Letzt gebrauchte, um seinen Willen zu erfüllen.

Teil I Simsons Fallstrick: Frauengeschichten (1-22)

Welche Frauengeschichten und wieso Fallstrick? Betrachten wir Vers 1. Simson ging nach Gaza. Gaza war damals das Gebiet der Philister und ist bis heute Palästinensergebiet. Was hatte Simson dort zu suchen? Eigentlich gar nichts! Er war Richter in Israel und hatte bei den Philistern nichts zu suchen. Zu allem Überfluss suchte er das älteste Gewerbe der Welt auf. Vers 1 bedarf keines weiteren Kommentars, er spricht für sich.

Was taten die Bewohner von Gaza, als sie von Simsons Aufenthalt erfuhren? In den Versen 2 und 3 wird berichtet, wie sie am Stadttor auf ihn lauerten. Simson war ohne jeden Zweifel ihr Staatsfeind Nr. 1, sie waren sogar bereit die ganze Nacht zu lauern, um ihn zu schnappen und umzubringen.

Was aber tat Simson? Betrachten wir Vers 3: „Simson aber lag bis Mitternacht. Da stand er auf um Mitternacht und ergriff beide Torflügel am Stadttor samt den beiden Pfosten, hob sie aus mit den Riegeln und legte sie auf seine Schultern und trug sie hinauf auf die Höhe des Berges vor Hebron.“ Simson stand um Mitternacht auf und knöpfte sich das Stadttor vor. Er riss es samt den beiden Pfosten heraus. Im Anschluss unternahm er eine 60-kilometrige Wanderung, bis auf die Höhe des Berges vor Hebron, mit dem Stadttor auf seinen Schultern. Zweifelsohne lieferte er eine beeindruckende Machtdemonstration ab. Doch welchen Sinn hatte sein Tun? Das ist die Frage. Wir können dieser Aktion keine tiefere Bedeutung beimessen. Leider müssen wir eine Vergeudung der Gaben Gottes feststellen. Wofür hätte Simson seine Gaben besser gebrauchen können? Er hätte seine Kraft vielmehr gemäß seiner Berufung, für die Errettung seines Volkes, einsetzen sollen. Das wäre eine angemessene Antwort auf die Berufung Gottes. Doch stattdessen lenkte er die Aufmerksamkeit der Philister auf sich und begab sich unnötig in Gefahr.

Das Lauern der Feinde, das Lauern des Todes, vor der Tür, hätte eine klare Warnung für Simsons weiteres Leben sein sollen. Doch was tat er gleich im Anschluss? Vers 4: „Danach gewann er ein Mädchen lieb im Tal Sorek, die hieß Delila.“ Simson war jung verwitwet. Er hätte eine neue Familie gründen können. Doch stattdessen folgte eine Affäre die andere. Was lässt sich über seine Lebensweise sagen? Es ist bedauerlich, aber er ließ seinen Begierden freien Lauf, anstatt sie im Glaubenskampf zu überwinden. Leider finden wir keinerlei Anzeichen für irgendwelche Selbstkontrolle. So geriet er in die Fängen Delilas.

Im Übrigen bedeutet Delilas Name übersetzt: Jemand, der andere schwächt, verarmt oder entwurzelt. Es ist beinahe unheimlich, mit welcher Genauigkeit ihr Name ihren Einfluss auf Simson wiederspiegelt!

Wieso wurde Delila zum Fallstrick für Simson? Betrachten wir Vers 5: „Zu der kamen die Fürsten der Philister und sprachen zu ihr: Überrede ihn und sieh, wodurch er so große Kraft hat und womit wir ihn überwältigen können, dass wir ihn binden und bezwingen, so wollen wir dir ein jeder tausendeinhundert Silberstücke geben.“ Die Philister wussten genau, dass ein direkter Angriff sinn- und zwecklos war. Doch sie wussten auch, wie sie Simson in eine Falle locken konnten. Sie gebrauchten eine Frau und viel Geld.

Was tat Delila? Betrachten wir die Verse 6 ff. Delila liebte Simson sicherlich auch, aber sie liebte das Geld noch mehr. Von da an hatte sie ein Ziel, nämlich Simons Geheimnis herauszufinden. Und sie machte sich keinen Hehl daraus, offen damit umzugehen. „Sage mir doch, worin deine große Kraft liegt und womit man dich binden muss, um dich zu bezwingen?“ ist keine versteckte Andeutung, sondern ein direkter Hinweis für Verrat. Bei Simson hätten alle Alarmglocken läuten müssen. Er hätte ihre Absicht durchschauen und einen Schlussstrich ziehen müssen. Doch er tat es nicht, sondern erfand eine Geschichte und bewahrte sein Geheimnis. Delilas Versuch ihn zu binden blieb erfolglos. Nun gab es keinen Zweifel mehr an Delilas hintertückischen Machenschaften. Doch anstatt Tadel zu empfangen, warf sie ihm im Vers 10 vor, ihr nicht die Wahrheit gesagt zu haben.

Doch obwohl sich Delila als eine unmögliche und unverschämte Frau entlarvt hatte, sagte sich Simson nicht von ihr los, sondern erfand eine weitere Geschichte. Und das Ganze wiederholte sich nochmal und ein weiteres Mal. Simson aber gab sein Geheimnis nicht preis.

Was erfahren wir hierdurch von Simson? Wenn wir ihm etwas Positives zuschreiben wöllten, dann ist es seine Bemühung, sein Geheimnis zu bewahren. Warum? Denn dadurch konnte er auch weiterhin ein Gottgeweihter sein und als Gottgeweihter leben. Hierfür hätte er natürlich nicht lügen müssen. Mit einer deutlichen Ansprache hätte er für klare Verhältnisse sorgen können. Doch das würde bedeuten, sich von Delila zu trennen, denn sie bestand darauf sein Geheimnis zu erfahren. Doch zu einer Trennung war Simson offenbar nicht im Stande. Wir sehen somit seine Abhängigkeit von dieser Frau.

Delila, die seine Abhängigkeit sehr wohl kannte, griff zu stärkeren Mitteln. Was tat sie, um Simson doch noch zu knacken? Betrachten wir die Verse 15 und 16. „Da sprach sie zu ihm: Wie kannst du sagen, du habest mich lieb, wenn doch dein Herz nicht mit mir ist? Dreimal hast du mich getäuscht und mir nicht gesagt, worin deine große Kraft liegt.“ Als alles nichts half, stellte sie ihm ein Misstrauensvotum. Sicherlich hatte Simson ihr mehrere Male seine Liebe bekannt. Aber er hatte ihr nicht sein ganzes Herz gegeben. In seinem Herzen gab es noch einen kleinen Rest, mit einem Geheimnis, ein kleiner Rest, für Gott reserviert. Und genau das forderte Delila von ihm, nämlich das Geheimnis seiner Kraft und seiner Berufung, also seiner Beziehung zu Gott, zu verraten.

Delila hatte noch einen weiteren Trumpf im Ärmel: „Als sie aber mit ihren Worten alle Tage in ihn drang und ihm zusetzte, wurde seine Seele sterbensmatt.“ Jeden Tag vollzog sich dasselbe Theater. Simson aber kämpfte, so gut es ging, dagegen an. Doch anstatt Herr der Lage zu werden, ging er Kompromisse ein, so dass seine Seele sterbensmatt wurde! Eigentlich will niemand eine derartige Beziehung führen, wie die beiden. Ich glaube, dass die meisten Männer schon längst das Weite gesucht hätten. Doch Simson blieb. Er versuchte beides zu behalten, seine Berufung als Gottgeweihter und diese Frau. Dieses Vorhaben ist widersprüchlich. Wieso handelte er im Widerspruch? Er tat es, weil er großes Selbstvertrauen besaß. Er meinte, mit allen Konsequenzen seines widersprüchlichen Handelns fertig werden zu können, schließlich war er der starke und unbesiegbare Simson.

Was tat er in seiner Naivität? Betrachten wir Vers 17: „und er tat ihr sein ganzes Herz auf und sprach zu ihr: Es ist nie ein Schermesser auf mein Haupt gekommen; denn ich bin ein Geweihter Gottes von Mutterleib an. Wenn ich geschoren würde, so wiche meine Kraft von mir, so dass ich schwach würde und wie alle anderen Menschen.“ Schließlich tat er ihr sein ganzes Herz auf. Im Vers 18 wird diese Handlung wiederholt: „Als nun Delila sah, dass er ihr sein ganzes Herz aufgetan hatte“. Und das war der entscheidende Wendepunkt im Leben von Simson, denn was geschah? Während sein Kopf in ihrem Schoß lag und er einschlief, schnitten ihm die Philister die Haare ab und bezwangen ihn. Simson meinte weiterhin in Besitz seiner Kräfte zu sein, doch Vers 20 bezeugt: „Aber er wusste nicht, dass der Herr von ihm gewichen war.“

Warum war der Herr von ihm gewichen und welche Bedeutung hatten seine Haare? Simson war als Gottgeweihter, als Nasiräer, berufen worden, das war seine Identität. Gemäß seiner Berufung hatte er sich von Alkohol und von allen Erzeugnissen der Weintraube fernzuhalten, genauso von Leichnamen, selbst die von nahen Verwandten. Außerdem durfte er sich Haare und den Bart nicht schären lassen. Ansonsten sollte ein Gottgeweihter, wie der Name schon sagt, vor Gott leben und ihm gefallen. All das machte die Identität eines Gottgeweihten aus. Doch unglücklicherweise führte Simson ein völlig anderes Leben. Sein Dasein war geprägt von Ausschweifung. Nichts an seiner Lebensweise deutete auf einen Gottgeweihten hin. Das einzige Merkmal seiner Identität waren seine langen Haare. Bis dahin hatte Gott ihn Tag auf, Tag ein, erduldet, ihm beigestanden und ihm seine Kraft gegeben. Doch Simson verlor selbst dieses letzte Merkmal seiner Gottesweihung.

Die Tatsache, dass Gott ihn verlassen hat, beschreibt das mit Abstand Schrecklichste, das einem Menschen wiederfahren kann! Und an dieser Stelle lernen wir etwas über das Wesen des menschlichen Herzens kennen. Gott will im Zentrum deines Herzens wohnen. Gott will nicht in eine hintere Ecke geschoben werden, sondern den Raum einnehmen, der ihm gebührt. Simson musste sich entscheiden, wem er sein Herz schenken wollte, Gott oder Delila. Als er sich für Delila entschied, wurde er von Gott verlassen und somit auch von der Kraft Gottes.

Was können wir lernen? Wir können mindestens drei Punkte lernen. 1) Soll unser Herz zu ganz und gar Gott gehören. Delilas gibt es viele in der Welt, sie stellen Versuchungen für uns dar. Doch für uns ist es wichtig, standhaften Glaubenskampf zu führen, einen Kampf um den Thron unseres Herzens.

2) Lernen wir, unsere Haare zu behalten. So wie Simsons Haare Teil seiner spezifischen Berufung waren und seine Identität als Gottgeweihter ausmachten, haben auch wir eine spezifische Berufung von Gott empfangen, sei es als Hirte oder Missionar, der Campusmission zu dienen. Somit bewahren wir unsere Identität als Christen, als Angehörige Christi, als Kinder Gottes. Diese Identität gilt es mit aller Kraft zu bewahren und ein wohlgefälliges Leben vor Gott zu führen.

Allerdings haben auch wir ein schwaches Wesen, das dem Simsons ähnelt. Wie können wir angesichts der vielen Versuchungen ein standhaftes und siegreiches Glaubensleben führen? Wir kommen zu Punkt 3) Wir sollen uns unserer Schwäche bewusst sein, anders als Simson, der zu jeder Zeit meinte, seine Feinde besiegen zu können. Vielmehr sollen wir Christi Rat aus Mt. 6 befolgen, in der er seinen Jüngern das Beten lehrte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“ (13) Wir brauchen die Hilfe und den Beistand Gottes. Und er wird sie gewähren, wenn wir ihn darum bitten.

Gott hatte Simson verlassen. Was war das Resultat, dieser Gottverlassenheit? Betrachten wir den Vers 21: „Da ergriffen ihn die Philister und stachen ihm die Augen aus, führten ihn hinab nach Gaza und legten ihn in Ketten; und er musste die Mühle drehen im Gefängnis.“ Mit dem Wendepunkt nahm sein Leben einen wirklich tragischen Verlauf.

In den Augen vieler Menschen scheint es keine Rolle zu spielen, ob jemand ein Glaubensleben führt oder nicht, ob der unsichtbare Gott mit einem ist oder nicht. Doch am Beispiel Simsons sehen wir, dass sehr wohl ein gravierender Unterschied auszumachen ist. Menschen, die immer ohne Gott gelebt haben, können sich nicht vorstellen, was es heißt, ein Leben mit Gott zu führen und umgekehrt, wir wissen nicht was es heißt, wirklich von Gott verlassen worden zu sein. Ohne Gott leben zu müssen war für Simson eine einzige, nicht enden wollende Tragödie.

Teil II Aus der Sinnlosigkeit zurück zu Gott (23-31)

Welches neue Dasein führte Simson in seiner Gefangenschaft? Betrachten wir die Verse 23-25. Es wird von einem großen religiösen Dankfest der Philister zu Ehren ihres Gottes berichtet. Dabei hatten sie ein ganz großes Dankanliegen: „Unser Gott hat uns unsern Feind Simson in unsere Hände gegeben.“ Im Vers 25 wurde Simson eine besondere Rolle zuteil. Er sollte den Hofnarren zur Belustigung der Menge spielen. Simson erfüllte seine Rolle und gab den Hampelmann.

Was muss in Simson vorgegangen sein? Hatte er die Rolle seines Lebens gefunden? Er war sicherlich alles andere als glücklich. Auf erbärmlichste Art und Weise musste er alle möglichen Erniedrigungen über sich ergehen lassen. Sein elendes Dasein diente auch noch zur Belustigung seiner Feinde.

Was tat Simson in diesen dunklen Stunden? Betrachten wir die Verse 26 und 27. Simson wusste, dass das Haus vollbesetzt war. Alle Fürsten der Philister waren anwesend, insgesamt 3000 Männer und Frauen. Simson orientierte sich an den Hauptsäulen des Hauses. Und dann tat er etwas bemerkenswertes, V 28: „Simson aber rief den Herrn an und sprach: Herr Herr, denke an mich und gib mir Kraft, Gott, noch dies eine Mal, damit ich mich für meine beiden Augen einmal räche an den Philistern!“ Es ist bemerkenswert, dass Simson zu Gott betete, obwohl Gott ihn verlassen hatte. Simson hätte für den Rest seines Lebens resignieren können. Menschen geben leicht auf und lassen den Kopf hängen. Wie aber konnte Simson den Weg zurück zu Gott finden? Die Antwort liegt in den Leiden, die er ertragen musste. Seine unerträglichen Leiden führten ihn zurück zu Gott. Früher, als er in Besitz seines Augenlichtes war, schaute er auf Dinge und Personen, auf die er nicht hätte schauen sollen. Er schaute auf die Weinberge, auf den Honig im Löwen, auf die Philisterinnen und sein Leben geriet in die schiefe Bahn. Doch in der Dunkelheit, in der tiefsten Finsternis, als die ganze Welt vor seinen Augen verschwand, fing er an auf Gott zu schauen.

Wie antwortete Gott auf sein Gebet und auf seine Rachepläne? Im Vers 30 heißt es: „Und er neigte sich mit aller Kraft. Da fiel das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war, so dass es mehr Tote waren, die er durch seinen Tod tötete, als die er zu seinen Lebezeiten getötet hatte.“ Gott erhörte unmittelbar sein Gebet. Es sieht so aus, als ob Gott geradezu auf Simsons Rückkehr und Gebet gewartet hatte.

So endete Simsons leben mit einem großen Paukenschlag. Selbst sein Tod geschah nach dem bisherigen Muster. Simson handelte nach seinen eigenen Anliegen, doch im Hintergrund bewirkte Gott sein Errettungswerk. So diente der Tod Simsons dazu viele Feinde Israels zu vernichten.

Auch am Ende dieser Geschichte treffen wir den geheimnisvollen Gott an, der Simsons freien Willen gebrauchte, um sein Volk zu erretten.

Persönlich lerne ich zwei Punkte aus dem heutigen Text. 1) Wird mir bewusst, was für eine große Gnade es eigentlich ist, mit Gott leben zu dürfen. Ich darf morgens mit Gott aufstehen und abends mit Gott einschlafen und den Tag mit Gott verbringen. In Wirklichkeit ist das eine unfassbare Gnade, die mir zuteil wird. Ich möchte bewusster mit Gott zusammenleben und ihm mehr danken und loben.

2) Lerne ich, dass Gott nicht nur damals geheimnisvoll war, weil er den mangelhaften Simson für sein Errettungswerk gebrauchte, sondern dass Gott auch heute geheimnisvoll ist, weil er mich für sein Errettungswerk gebraucht. Ich bete, dass mein Glaubensleben eine immer bessere Antwort auf Gottes Berufung und Gnade sein kann.

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Fragebogen: Richter 13,1-16,31

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Der  Gott  Simsons,  der  geheimnisvolle  Gott

„Aber der Engel des Herrn sprach zu ihm: Warum fragst
du nach meinem Namen, der doch geheimnisvoll ist?“
(Ri 13,18)

I. Simson, der Gottgeweihte (Kap. 13)

1. In welche Bedrängnis geriet Israel wieder und wen wollte Gott senden, um sie zu erretten (1-6)?  Wer war dieses Kind vor Gott und wie sollten die Eltern ihn aufziehen (7–14)?

2. Wer ist der Gott Simsons (15-18)?  Was bedeutet „geheimnisvoll“?  Warum fielen Manoach und seine Frau zur Erde auf ihr Angesicht (19-23)?  Was tat Gott an dem Knaben Simson (24.25)?

II. Simson voller Kraft (Kap. 14-15)

3. Was verlangte Simson von seinen Eltern (14,1-3)?  Welcher Wille Gottes steht dahinter (4)?

4. Auf welche Gefahr ließ sich Simson ein, als er nach Timna hinab ging (5-7)?  Was gewann er von dem, der ihn töten wollte (8.9)?  In welcher Hinsicht ist eine Not eine Gelegenheit?

5. Was für ein Rätsel gab Simson den jungen Philistern bei der Hochzeit auf (10-14)?  Wer könnte dieses Rätsel erraten?  Was taten sie, um die Lösung zu finden (15)?  Was war die Schwachstelle Simsons (16-18)?  Wie verschaffte er sich dreißig Gewänder und wie zornig war er (19.20)?

6. Welchen Anlass konnte Simson finden, um die Philister zu schlagen (15,1-3)?  Wie schlug er sie (4-8)?

7. Was taten die Menschen in Juda an Simson aus Angst vor den Philistern (9-13)?  Wie wurde Simson von seinen Fesseln befreit (14)?  Was tat er mit einem frischen Eselskinnbacken (15.16)?  Wie konnte er allein mit einem Eselskinnbacken so ein großes Werk tun?  Wie rettete Gott Simson (18-20)?

III. Simsons Wirksamkeit bis zu seinem Tod (Kap. 16)

8. An welchem Ereignis zeigt sich die übermenschliche Kraft Simsons (16,1-3)?  Welche Schwäche zeigt sich auch (4)?  Wie nutzten die Philister sie aus (5.6)?  Auf welcher Seite stand Delila im entscheidenden Zeitpunkt (7-9)?

9. Wie bedrängte Delila Simson, um die Quelle seiner Kraft herauszufinden (10-14)?  Wie täuschte Simson sie?

10. Was gebrauchte Delila als ihre Waffe, um Simson sein Geheimnis zu entlocken (15.16)?  Was tat Simson schließlich und was passierte mit ihm (17-22)?  Was erkannte er nicht (20)?  Was für eine geistliche Bedeutung hatten die Haare bei Simson?  Wofür stehen die Haare, die wir nicht abscheiden lassen sollen?

11. Was erfreute die Philister (23.24)?  Was für ein Elend zog sich Simson zu (25.27)?  Was tat Simson aber in der Zeit seines Elends (28-30)?  Was können wir von diesem Simson lernen?

12. Was war Simsons Lebensaufgabe?  Wie erfüllte er sie?

13. Simson verlor sein Herz an die heidnischen Frauen und erfuhr ihretwegen Schwierigkeiten und Elend. Trotzdem wirkte Gott durch diesen Simson. Was für ein Gott ist Simsons Gott?

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