Predigt: Markus 11,20-25 — Sonderlektion: Neujahr 2024

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Habt Glauben an Gott

„Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott! “

(Markus 11,22)

Unser heutiger Text enthält Jesu starke Ermutigung an seine Jünger, an Gott zu glauben, und seine Verheißung, dass sie durch den Glauben Gottes unbegrenzte Macht erfahren können. Vielen von uns erscheint diese Stelle sehr vertraut. Aber warum wollte Jesus so sehr, dass seine Jünger an Gott wirklich glaubten, sodass sie Gottes Kraft erfahren? Um als Christen in der Welt zu leben und Gottes Willen zu dienen brauchten sie Kraft, und zwar geistliche Kraft. Auch wir brauchen geistliche Kraft, damit wir als Christen in dieser Welt leben, verschiedene Probleme überwinden und andere für den Glauben an Gott gewinnen können. Dazu brauchen wir nicht nur den Willen dazu und geistliche Einsicht und Gespräche mit anderen, sondern vor allem geistliche Kraft. Denn Gottes Reich steht nicht in Worten, sondern in Kraft (1. Kor 4,20). Im heutigen Text lehrt Jesus uns die Kraft des Glaubens – des Glaubens, der Berge versetzt, und die Kraft des Gebets und der Vergebung. Lasst uns heute lernen, wie wir durch den Glauben an Gott seine Kraft im Leben erfahren können!

I. Glaubens, der Berge versetzt

Unser kurzer Text ist eingebettet in Markus‘ Bericht über die letzten Tage Jesu in Jerusalem, bevor er am Kreuz starb. In den Versen 1-11 berichtet er, wie Jesus unter dem Jubel der Menge als König in Jerusalem einzog. Am Abend verließ Jesus die Stadt wieder und ging in das Dorf Betanien. Als Jesus am nächsten Morgen wieder nach Jerusalem ging, hatte er Hunger und sah aus der Ferne einen Feigenbaum, der Blätter hatte. Als Jesus in die Nähe kam, stellte er fest, dass der Baum keine Früchte hatte, und verfluchte den Baum mit den Worten: „Nun esse niemand mehr eine Frucht von dir in Ewigkeit!“ (12-14). Dieses Wort ist die einzige Stelle im Evangelium, wo Jesus einen Fluch ausspricht. Dass Jesus den Baum verflucht hat, der keine Frucht trug, erscheint umso rätselhafter durch Markus‘ Anmerkung, dass es nicht die Zeit für Feigen war. Dieses Rätsel wird aber teilweise gelöst, wenn wir den nächsten Abschnitt betrachten. Er berichtet, dass Jesus anschließend in den Tempel und dort alle Händler und Geldwechsler austrieb und zu ihnen sagte: „Steht nicht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht“ (17). Durch die Reinigung des Tempels von den Händlern und seine Worte hat Jesus sich als der Herr über den Tempel offenbart. Gleichzeitig war die Reinigung des Tempels eine Warnung an die jüdischen Leiter, die den Tempel zu ihrer Bereicherung missbrauchten. Ihr religiöses Leben sah nur aus der Ferne gut aus, aber in Wirklichkeit brachten sie keine geistliche Frucht in der Zeit, als Gott sie von ihnen erwartete. Von daher können wir die Verfluchung des Feigenbaums als eine Vorankündigung des Gerichts verstehen, das ihnen wegen ihres scheinheiligen Lebens drohte.

Als Jesus mit den Jüngern am folgenden Morgen wieder an dem Feigenbaum vorbeigingen, sahen sie, dass er bis zur Wurzel verdorrt war. Petrus erinnerte sich und sagte zu Jesus: „Rabbi, sieh, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt.“ Petrus‘ Worte zeigen, dass er über die Macht von Jesu Worten erstaunt war. Selbst wenn ein Baum gefällt wird, bleiben seine Blätter noch wochenlang grün. Aber der Feigenbaum war auf Jesu Wort hin innerhalb eines Tages völlig verdorrt, sogar bis zur Wurzel. Das hat Petrus sehr überrascht.

Was sagte Jesus daraufhin zu den Jüngern? Lesen wir noch einmal den Vers 22: „Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott!“ Warum sagte er das? Die Jünger hatten schon zahlreiche Wunder Jesu miterlebt, zum Beispiel die Stillung des Sturms auf dem See und die Heilung vieler Kranker. Aber sie rechneten immer noch nicht mit Gottes mächtigem Wirken in ihrem Leben. Jesus wollte, dass seine Jünger Glauben an Gott haben. Sie sollten nun wirklich an Gott glauben und mit seinem mächtigen Wirken rechnen. Gott ist der Schöpfer, der Himmel und Erde schuf und dadurch seine unbegrenzte Macht offenbart hat. Gott schuf das Land und die Meere, alle Arten von Pflanzen und viele verschiedene Tierarten. Es gibt zum Beispiel 11.000 Vogelarten mit verschiedenen Farben, Eigenschaften und Gesängen. Morgens können wir sie im Chor Gott preisen hören. Gott schuf auch das riesige Universum. Die Erde, die wir bewohnen, erscheint uns groß, besonders wenn wir weite Reisen unternehmen. Aber im Vergleich zur Sonne ist sie ziemlich klein. Und die Sonne ist nur einer von 100 Milliarden Sternen in der Milchstraße. Darüber hinaus gibt es über 200 Milliarden andere Galaxien, vielleicht sogar zwei Billionen. Sie alle sind Ausdruck der Schöpfungskraft Gottes. Wenn wir das bedenken, können wir nur sagen: „Wie groß bist du!“

Gottes Allmacht offenbart sich auch durch sein Erlösungswerk. Am Berg Sinai sagte Gott zu Israel: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten, aus dem Land der Sklaverei, herausgeführt hat“ (Ex 20,2). Ähnliche Worte finden wir im gesamten Alten Testament wieder. Die Israeliten waren Sklaven in Ägypten und wurden von Pharao grausam unterdrückt. Sie konnten sich nicht befreien und weinten vor Angst. Dann erlöste Gott sie durch die Opferung von Lämmern. Seine starke Macht befreite sie und machte sie zu einem Königreich von Priestern und einem heiligen Volk. Gott offenbarte seine Macht auf vielerlei Weise: Er heilte die Kranken, herrschte über die Völker und richtete und vernichtete das Böse. Durch diese Macht wird er einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Wenn wir Gottes Macht betrachten, erkennen wir, dass sie unendlich groß ist. Mit dieser Macht ist alles möglich. Die Frage ist nur, wie wir Zugang zu dieser Macht bekommen können.

Jesus sagte zu den Jüngern: „Habt Glauben an Gott!“, weil er wollte, dass sie Gottes Macht in ihrem Leben erfahren und alle Widrigkeiten überwinden. Jesus hatte den Plan, dass die Jünger in alle Welt gehen und das Evangelium der ganzen Schöpfung predigen sollten. Sie sollten hingehen und alle Völker zu Jüngern machen. Diesen Plan wollte Jesus ihnen nach seiner Auferstehung offenbaren und sie damit beauftragen. Wie groß war diese Aufgabe! Um diese Aufgabe Jesu zu erfüllen, mussten sie sich ganz für Jesus hingeben und unzählige Schwierigkeiten und Hindernisse überwinden. Um diese Aufgabe zu erfüllen, brauchten sie geistliche Kraft, die sie von Gott durch den Glauben bekommen würden.

Was sagte Jesus zu ihnen deshalb? Er sagte im Vers 23: „Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer!, und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubt, dass geschehen würde, was er sagt, so wird’s ihm geschehen.“ In diesen Worten beschreibt Jesus, wie wir durch den Glauben die gewaltige Macht Gottes in Anspruch nehmen können. Diese Macht ist nicht auf ein gewisses Maß oder nur auf bestimmte Anwendungen wie zum Beispiel die Heilung von Krankheiten begrenzt. Als Jesus von Bethanien nach Jerusalem ging, ging er über den Ölberg, der Jerusalem vorgelagert ist – das war und ist ein richtiger Berg. Habt ihr euch einmal überlegt, den Heiligenberg oder den Königstuhl in die Nordsee oder wenigstens in den Rhein zu versetzen? Niemand kann sich so etwas ernsthaft vornehmen. Aber für Gott ist es eine Kleinigkeit, einen Berg zu versetzen, und Jesus hat das versprochen, wenn ihn mit dem Glauben darum bitten.

Bei welchen für Dingen dürfen wir die Macht des Glaubens an Gott erwarten? Jesu Wort im Vers 23: „Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer!, und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubt, dass geschehen würde, was er sagt, so wird’s ihm geschehen.“ Mit diesem Wort macht Jesus klar, dass Gott wir nicht nur bei kleineren Problemen mit Gottes Wirken rechnen dürfen, sondern bei allen Arten von Problemen, selbst bei solchen, die uns unlösbar erscheinen. Wir neigen so leicht dazu, zu berechnen. Wir beten für Probleme, wo wir uns eine Lösung vorstellen können; aber die großen, schwerwiegenden Probleme bringen wir nicht vor Gott, weil sie uns unlösbar vorkommen. Das passiert, wenn wir auf die Situation und berechnen. Aber Jesus sagt klar, dass Gott für uns sogar Berge ins Meer werfen wird, wenn wir ihn im Glauben darum bitten.

Jesus nennt Jesus im Vers 23 dafür nur eine Bedingung: dass wir in unserem Herzen glauben und nicht zweifeln. Was ist Zweifel eigentlich? Das griechische Wort für Zweifel bedeutet so viel wie doppeltes Herz oder gespaltenes Herz. Jemand, der zweifelt, denkt er einerseits aus Glauben an Gott, aber im nächsten Moment denkt er berechnend aufgrund der Situation und seiner eigenen Einschätzung, als ob Gott nicht da wäre oder nichts tun könnte. Zweifeln meint dieses ambivalente Denken. Zweifeln ist eine schlimme Sünde, die daraus kommt, dass sich jemand nicht konsequent Gott und seinem Wort unterstellt. Wer im Herzen zweifelt, kann nicht im Glauben zu Gott beten. Zweifel macht den Glauben kraftlos und wirkungslos. Zweifel ist wie eine geistliche Krankheit. In 1. Mose Kap. 3 lesen wir, dass der Widersacher, der Teufel, gezielt versucht, Zweifel an Gottes Liebe ins Herz der Frau zu säen, um sie dann zum Ungehorsam gegen Gott zu verführen.

Wie können wir Zweifel überwinden? Betrachten wir noch einmal, was Jesus dazu gesagt hat: „Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer!, und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, dass geschehen würde, was er sagt, so wird’s ihm geschehen.“ Jesu Worte „und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte“, sagen schlicht, dass wir Zweifel vermeiden können, indem wir glauben. Der Glaube ist auch der Weg, um aus Zweifeln herauszukommen, wenn wir in Zweifel geraten sind. Das mag zu einfach klingen, aber es ist wahr. Zweifeln und glauben sind zwei unterschiedliche Herzenshaltungen Gott gegenüber, die einander ausschließen. Hebräer 11,1 sagt: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Wenn wir Gottes Wort hören, sollen wir es durch Glauben annehmen und dazu stehen und keinen Raum für zweifelnde Gedanken lassen. Wenn wir in Zweifeln geraten sind, können wir davon herauskommen, indem wir Gottes Wort hören und uns klar entscheiden, daran zu glauben und danach zu leben. So ist der Glaube an Gott also das, was Zweifel überwindet. Gott möge uns in diesem Jahr helfen, den Glauben zu erlernen, der den Zweifel überwindet.

II. Glaube, der Betet (24)

Wie können wir dann die Macht des Glaubens konkret erfahren? Jesus sagt im Vers 24: „Darum sage ich euch: „Alles, was ihr betet und bittet, glaubt nur, dass ihr’s empfangt, so wird’s euch zuteil werden.“ Hier lehrt Jesus, dass wir die Macht des Glaubens erfahren können, indem wir beten. Jesus verspricht hier ausdrücklich, dass Gott uns alles geben wird, was wir von ihm erbitten, wenn wir wirklich mit dem Glauben beten, dass wir es empfangen werden. Durch dieses Wort ermutigt Jesu uns dazu, alle Hilfe und allen Segen von Gott zu erbitten und zu empfangen, indem wir gläubig dafür beten. Eine andere Übersetzung sagt an dieser Stelle „glaubt nur, dass ihr’s empfangen habt“, was betont, wie fest wir beim Gebet an die Erhörung glauben dürfen und sollen. Unser Glauben soll also durch unser Gebet zum Ausdruck kommen. Das Gebet ist das, wodurch wir die Macht des Glaubens erfahren können.

Wofür sollen wir dann beten? Nach Jesu Wort dürfen wir für alle Dinge beten: zum Beispiel für Probleme in der Schule, im Studium oder im Beruf, für Probleme in der Beziehung mit anderen; für Probleme von uns selbst und von anderen in der Familie, von Verwandten, von Freunden oder von anderen, die wir kennen. Jesus ermutigt uns dazu, gerade auch für die großen, schwerwiegenden Probleme zu beten, die wie ein Berg aussehen, den kein Mensch versetzen kann.

Was sind Probleme in deinem Leben oder in deiner Umgebung, die schwer und unverrückbar wie ein Berg aussehen? Das können offensichtliche Probleme sein, die man nicht bewältigen kann. Es können aber auch verborgene Probleme sein, die wie eine schwere Last sind, die niemand anderes sieht. Manche Probleme erscheinen uns wie ein Berg, obwohl wir sie eigentlich überwinden könnten, aber wir haben sie nicht konsequent genug herausgefordert, weil es uns die Zuversicht dafür gefehlt hat. Es gibt aber auch Probleme, die kein Mensch überwinden kann, wie zum Beispiel eine unheilbare Krankheit oder andere Situationen, die wir nicht ändern können. Wir brauchen nicht wie gebannt auf die Situation zu schauen und von unserer Berechnung abhängig zu sein, ob eine Lösung möglich ist. Jesus sagt auch uns: „Habt Glauben an Gott!“ Jesu Wort ermutigt uns dazu, auf Gott zu schauen und an seine Allmacht und Liebe zu glauben und sein mächtiges Wirken zu erwarten! Gott, der Berge mit Leichtigkeit versetzen kann, kann auch die Probleme in unserem Leben beheben, die uns zu schwer erscheinen! Gott kann mit seiner Allmacht jedes Problem lösen und jede Situation verändern. Lasst uns in diesem Jahr bewusst aus dem Glauben denken und leben und selbst die Probleme, die wie Berge sind, zu ihm bringen und Gottes mächtiges Wirken erfahren!

Das größte Problem, das wir Menschen am wenigsten lösen können, ist das Problem der Sünde. Kein Mensch kann seine Sünde überwinden, egal wie gut sein Charakter und wie stark sein Wille ist. Denn die Sünde ist tief in uns Menschen verwurzelt und hat unsere Seele tief durchdrungen, und die Schuld hat uns von Gott getrennt. Jesu Aufforderung „Habt Glauben an Gott!“ gilt aber auch für das Problem der Sünde. Vier Tage, nachdem Jesus dieses Wort gesagt hat, wurde er von Pilatus zum Tod verurteilt und er trug das schwere Kreuz auf den Berg Golgatha und starb daran. Dadurch hat Jesus die Sünde der Welt getragen und die Strafe dafür bezahlt. Dadurch schuf er für alle die Grundlage zur Vergebung der Sünden und für ein neues Leben als Gottes Kind. Auf dieser Grundlage dürfen wir zu Gott beten und alles von ihm erbitten und empfangen, insbesondere auch die Vergebung und Reinigung von aller Sünde.

Aufgrund dieser Gnade hat Gott uns auch dazu berufen, für andere Menschen in dieser Stadt zu beten und ihnen dieses Evangelium zu bezeugen und sie zu seinen Jüngern zu machen. Viele von uns sind früher mit großem Eifer und Optimismus regelmäßig zur Uni gegangen, um junge Leute zum Bibelstudium und zum Glauben an Jesus einzuladen. Dabei haben wir viel gebetet, um durch Gottes Kraft die vielen Hindernisse zu überwinden, die dabei im Weg standen. Inzwischen ist eine neue Generation entstanden, die anders tickt, und auch in der Gemeinde wächst eine neue Generation heran. Viele junge und ältere Mitarbeiter fragen sich, wie wir heute junge Menschen am besten erreichen und zum Glauben an Gott führen können. Wir haben offensichtlich noch weiter Bedarf, darüber nachzudenken, zu reden und zu beten, um von Gott Weisheit und Einsicht zu bekommen. Aber was wir vor allem brauchen und was Gott sich auch am meisten wünscht, ist unser Glaube an Gott. Wir sollen nicht nur auf die Vergangenheit und auf die gegenwärtige Situation sehen, sondern auf Gott, der Berge versetzen kann. Im Glauben an ihn dürfen wir beten, dass er weiter unter uns wirkt, um viele junge Menschen zum Glauben an Jesus zu führen und sie darin zu stärken. Wir dürfen im Glauben an ihn beten, dass er uns zeigt, wie wir diesem Werk am besten dienen können. Wenn wir dieses Jahr gezielt dafür beten und die verschiedenen Hindernisse im Glauben zu Gott bringen, wird Gott uns sicher für sein Rettungswerk unter den jungen Menschen hier und in dieser Stadt gebrauchen. Lasst uns dafür beten! Lasst uns auch dafür beten, dass Gott die Vorbereitungen auf die Sommerbibelkonferenz im August segnet und allen Teilnehmern Jesus als den Weg offenbart, sodass alle an ihn glauben und eine klare Orientierung für ihr Leben finden können!

III. Glaube, der vergibt (25)

Welche zusätzliche Ermahnung gibt Jesus uns, nachdem er uns die Erhörung all unserer Gebete versprochen hat? Im Vers 25 sagt er: „Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt, damit auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Übertretungen.“ Überraschenderweise spricht Jesus an dieser Stelle über die Wichtigkeit davon, dass wir anderen vergeben. Warum? Es ist in der menschlichen Natur, anderen, die uns irgendwie verletzt oder geschädigt haben, nicht zu vergeben, sondern einen Groll gegen sie im Herzen zu behalten oder uns sogar, wenn möglich irgendwie zu rächen. Wir können das regelmäßig in der Welt, in unserer Umgebung und leider auch in uns sehen. Solcher Groll zerstört nicht nur unsere Beziehung zu der anderen Person und verhindert eine Versöhnung, auch wenn er nicht aktiv spürbar, sondern in unserem Herzen verborgen ist. Er belastet auch unsere Beziehung zu Gott, der uns alle unsere Sünden bedingungslos vergeben hat. Weil Gott uns unsere ganze Schuld durch Jesu Blut bedingungslos ganz vergeben hat, erwartet er von uns, dass wir nun jedem vergeben, der an uns schuldig geworden ist, und zwar bedingungslos (Matthäus 18,23-35). Jesus hat schon in der Bergpredigt gesagt, wie wichtig ihm Versöhnung mit den Brüdern ist: „Darum, wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe“ (Matthäus 5,23.24). Hier sagt Jesus nicht nur, dass wir keinen Groll gegen einen Bruder hegen sollen, sondern dass wir uns auch mit Priorität darum bemühen sollen, dass unser Bruder keinen Groll gegen uns im Herzen hegt. Wie wichtig es für uns selbst ist, dass wir anderen vergeben, sagt Jesus mit den Worten „… damit euer Vater im Himmel euch vergebe eure Übertretungen.“
Aber wie können wir anderen von Herzen vergeben, die uns unabsichtlich oder absichtlich verletzt oder anders Schaden zugefügt haben? Wir brauchen Glauben, um den anderen bedingungslos zu vergeben. Wenn wir uns daran erinnern, was für Sünder wir eigentlich sind und wie groß die Gnade ist, dass Gott uns alles vergibt, bekommen wir Glauben, der uns dazu befähigt, anderen von Herzen all ihre Schuld zu vergeben. Wenn wir anderen vergeben, freut sich Gott über uns und unsere Gebete und er kann sie gerne erhören.
Lasst uns dafür beten, dass wir in diesem Jahr aus Glauben an Gott denken, beten und leben, sodass wir anderen vergeben und sein mächtiges Wirken erfahren können!

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Fragebogen: Markus 11,12-25 (lies Vers 1-25) — Sonderlektion: Neujahr 2024

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Habt Glauben an Gott

„Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott! “

(Markus 11,22)

  1. Betrachte 11,12-19. Woran erinnerte sich Petrus und weshalb war er völlig überrascht (20-21)? Inwiefern war der verfluchte Feigenbaum dem Tempel vergleichbar? Was hat dies symbolisiert?
  2. Was sagte Jesus dazu (22)? Was bedeutete „Habt Glauben an Gott“ für die Jünger in ihrem Kontext? Wie mögen Jesu Worte ihnen in dieser Zeit geholfen haben? Was bedeutet „Habt Glauben an Gott“ jetzt für uns?
  3. Was tut Gott für die, die Glauben an ihn haben (23)? Welche Hindernisse sollen wir überwinden, und wie können wir das schaffen? Wie sollen wir, gemäß Jesu Worten, unseren Glauben ausdrücken (24)? Welche Zuversicht gibt uns das für unser Gebet (1. Joh 5,14-15)?
  4. Was hindert unser Gebet, und was ist die Lösung dafür (25)? Wie ernst ist es, wenn wir etwas gegen jemanden im Herzen haben (Mt 18,21-35)? Wie können wir anderen vergeben (Lk 23,34a)? Warum ist es entscheidend, dass wir anderen vergeben, wenn wir Gott gefallen und eine gesunde geistliche Gemeinschaft bilden möchten?
  5. Welchen Glauben wünscht sich Gott von uns als weltweite Gemeinschaft, als Bezirk sowie als Individuen?
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Predigt: Epheser 4,1-16 – Lektion 3 zum Neuen Jahr 2023

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Einheit in der Gemeinde

„So ermahne ich euch nun, ich, der Gebundene im Herrn, dass ihr der Berufung würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid, indem ihr mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut einander in Liebe ertragt und eifrig bemüht seid, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens“

(Epheser 4,1-3)

Vor einigen Jahren lernte ich einen Christen kennen, der in einer Stadt eine Gemeinde gründen wollte. Wenn neue Leute in seine Gemeinde kommen wollten, wollte er zunächst einmal klären, welche Ansichten sie zu bestimmten Themen der Bibel haben. Zum Beispiel, wie sie über die Endzeit denken. Er erklärte mir, dass es sonst keine Einheit in der Gemeinde geben könne, wenn die Gemeindemitglieder unterschiedliche Ansichten haben. Einige Jahre später traf ich ihn wieder. Dabei erfuhr ich, dass mehrere Leute aus der Gemeinde gegangen waren. Ich weiß nicht, was genau der Grund war. Jedenfalls lag es weniger an Umständen, wie etwa ein Umzug, als vielmehr an gewissen Konflikten. Die Einheit war gescheitert. Andere denken, wenn wir alle Mission betreiben würden, würde Einheit geschehen, weil wir ja alle dasselbe Ziel verfolgen. Menschen haben verschiedene Meinungen darüber, wie Einheit in der Gemeinde geschehen kann. Doch welche Antwort gibt die Bibel darauf, wie Einheit in der Gemeinde geschehen kann? Der heutige Text aus Epheser 4 geht auf diese Frage gründlich ein. Ich möchte diesen Text mit euch anhand von folgenden drei Punkten betrachten:

1. Was sind die Bedingungen der Einheit?
2. Was ist die Grundlage der Einheit?
3. Wie kann eine Gemeinde in der Einheit wachsen?

1. Bedingungen der Einheit (V. 1 – 3)
In Vers 2 werden mehrere Aspekte erwähnt, die für die Einheit der Gemeinde unverzichtbar sind: Demut, Sanftmut, Langmut und Liebe.
Demut fängt damit an, dass man sich vor Gott als gering erkannt hat, dass man versteht, wer Gott ist und wer man selbst ist. Solche Menschen nehmen sich nicht für wichtig. Dies ist für die Einheit sehr essenziell. Die etymologische Herkunft von „Demut“ ist „Mut zum Dienen“. Demütige Menschen haben ein Augenmerk darauf, wie sie anderen dienen bzw. helfen können, anstelle sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Menschen, die sich für zu wichtig nehmen, führen zu Problemen und Belastungen in der Gemeinschaft. Sie verfolgen in erster Linie eigene Interessen und Ziele, anstelle die Ehre des Herrn. Dadurch werden sie zu einer Störung der Einheit. Demut ist auch deswegen für die Einheit wichtig, weil man durch sie nicht allzu schnell von den eigenen Ansichten überzeugt ist, sondern es auch offenhält, dass man irren kann. Demut macht uns bereit, einander gut zuzuhören und voneinander zu lernen. Demut fördert die Einheit auch in der Hinsicht, dass sie uns in die Lage versetzt, sich zu erniedrigen. Der Stolze spricht: „Ich entschuldige mich nur, wenn der sich entschuldigt“. Doch der Demütige geht auf den anderen zu und sucht die Versöhnung. Man kann leicht denken, dass man sich gegenüber jemandem schon ausreichend demütig verhalten hat – aber Paulus sagt: „mit aller Demut.“ Je demütiger wir werden, desto mehr Unrecht können wir ertragen. Warum ist Sanftmut für die Einheit wichtig? Was tue ich, was tust du, wenn dich ein Bruder oder eine Schwester aus der Gemeinde respektlos behandelt? „Er hat mich respektlos behandelt, also behandle ich ihn auch respektlos.“ Was tue ich, was tust du, wenn dich ein Bruder oder eine Schwester aus der Gemeinde ungerecht behandelt? „Er hat mich ungerecht behandelt, also behandele ich ihn auch ungerecht.“ Das ist das Prinzip des Gesetzes: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Aber Sanftmut bedeutet, dass man den Mut hat, sanft zu reagieren, anstelle zornig zu werden oder einen Streit zu beginnen.
Ebenso ist auch die Langmut für die Einheit förderlich. Wir sind alle vom Charakter her unterschiedlich. Und jeder von uns hat bestimmte Charaktereigenschaften, die für die anderen unangenehm sind. Wir wünschten uns am liebsten, dass sich der andere in dieser und jener Sache sofort ändert, aber das geschieht nicht. Stattdessen kann das ein Leben lang dauern. Dies kann uns reizen, zornig machen und zu Konflikten führen. Durch Langmut aber können wir miteinander geduldig umgehen. Allerdings geht es dabei nicht nur um ein Aushalten. Am Ende von Vers 2 heißt es: „einander in Liebe ertragend.“ Es muss in Liebe geschehen. Das Wort „ertragen“ macht deutlich, dass die Charaktereigenschaften von anderen uns schon zu schaffen machen können. Aber gerade deswegen muss das Ertragen umso mehr in Liebe geschehen. Ohne die Liebe sind manche Menschen kaum auszuhalten. Wir werden leicht durch sie gereizt und empfinden sie als störend. Aber wenn ich mich immer wieder neu entscheide, eine schwierige Person zu lieben, kann ich sie nicht nur aushalten, sondern auch mit Geduld tragen. Spurgeon sagte einmal: „Fehler sind immer dick, wo die Liebe dünn ist“. Zur Einheit in der Gemeinde kommt es nicht dadurch, dass man in allen theologischen Fragen einer Meinung ist (die Einheit auf dieser Grundlage zu erstreben führt eher zu Zersplitterung), sondern dadurch, dass man einander mit Demut, Sanftmut, Langmut und Liebe begegnet.
Demut, Sanftmut, Langmut und Liebe leichter gesagt, als getan. Was gibt uns die Motivation und den Antrieb mehr und mehr demgemäß zu leben? Zu Beginn von Vers 1 sagt Paulus: Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn: Wandelt würdig der Berufung, mit der ihr berufen worden seid …“ Paulus spricht hier von einer Berufung. Aus Vers 4 wissen wir, dass es sich bei dieser Berufung um die Berufung der Hoffnung handelt, also um die Ewigkeit. Wir sind zur ewigen Herrlichkeit bei Gott berufen. Das ist Grund zu immer wieder neuer Freude. Diese Freude gibt uns die Kraft, mit aller Demut, Sanftmut usw. zu wandeln. Mein Jahresleitwort für dieses Jahr ist Römer 12,12: „Seid fröhlich in Hoffnung, in Bedrängnis haltet stand, seid beharrlich im Gebet!“ Mein Anliegen für dieses Jahr ist es, dass ich mehr aus der Freude der Hoffnung lebe.
Bevor Weltraumtouristen ins All fliegen, müssen sie ein Training absolvieren. Sie bereiten sich auf die besonderen Bedingungen im All vor. Sie müssen sich an die Schwerelosigkeit gewöhnen. Sie bewegen sich und wandeln so, wie es dem All entspricht. Ähnlich ist es auch bei der Vorbereitung auf die Ewigkeit. Paulus sagt, besser gesagt ermahnt uns: „Wandelt würdig der Berufung, mit der ihr berufen worden seid“. Wer mit aller Demut, Sanftmut, Langmut und Liebe wandelt, lebt so, wie es seiner himmlischen Berufung entspricht. Denn im Himmelreich wird der Umgang miteinander ja so sein, dass man einander liebevoll und demütig begegnet.
Was ist für die Einheit in der Gemeinde noch erforderlich? Am Anfang von Vers 3 heißt es: „Befleißigt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens.“ Paulus sagt: „Befleißigt euch …“ Wir müssen uns aktiv um die Einheit bemühen. Sie erfordert Einsatz. Wie kann man sich darum bemühen? Paulus sagt durch das Band des Friedens. Wir können uns um Einheit bemühen, indem wir nach dem Frieden trachten. In Psalm 34,15 heißt es: „suche den Frieden und jage ihm nach!“ In Römer 12,18 steht: „Ist es möglich, soviel an euch liegt, so haltet mit allen Menschen Frieden.“ In einem Blumenstrauß werden mehrere Blumen durch ein Band festgehalten. Und ebenso ist es auch mit dem Frieden. Paulus spricht vom „Band des Friedens“. Der Friede ist wie ein Band, dass die Menschen in der Gemeinde zusammenhält. Ohne den Frieden sind Menschen schnell aufeinander beleidigt, gehen sich aus dem Weg und reden nicht mehr miteinander. Aber wer stets den Frieden sucht, kann auch mit Menschen in Beziehung bleiben, die ihm Unrecht getan haben. Beim Blumenstrauß sorgt das Band dafür, dass die Blumen ganz dicht aneinander sind. Ebenso kann auch der Band des Friedens dafür sorgen, dass die Geschwister in der Gemeinde viel und enge Gemeinschaft miteinander haben. Normalerweise ist es aufgrund unserer Sündhaftigkeit nicht möglich, miteinander viel und enge Gemeinschaft zu haben. Früher oder später kommt es zu Streitigkeiten. Aber durch das Band des Friedens ist es möglich, enge Gemeinschaft miteinander zu haben, obwohl wir Sünder sind. Aus Galater 5,22 wissen wir, dass der Friede sowie die Liebe, Langmut und Sanftmut Früchte des Geistes sind. Geben wir dem Geist Gottes in uns Raum, wird es die Einheit in der Gemeinde stärken.
Die Einheit in der Gemeinde erfordert von uns Demut, Sanftmut, Frieden usw. Sie erfordert unseren Einsatz. Obgleich unser Wille für die Einheit unverzichtbar ist, ist er doch nicht die Grundlage unserer Einheit. Worauf fußt aber die Einheit der Gemeinde? Lasst uns das im zweiten Teil der Predigt betrachten.

2. Grundlage der Einheit (V. 3–6)
In den Versen 4–6 spricht Paulus von 7 Dingen, in denen die Gläubigen eins sind bzw. die sie gemeinsam haben. Dabei gehören immer drei zusammen: Ein Leib, ein Geist und eine Hoffnung. Zweitens: Ein Herr, ein Glaube und eine Taufe. Zunächst sagt Paulus: ein Leib und ein Geist. Durch den Heiligen Geist wird jeder einzelne Gläubige zum Glied des Leibes Christi. 1. Korinther 12,13 steht: „Denn wir sind ja alle durch einen Geist in einen Leib hinein getauft worden.“ Durch den Heiligen Geist werden die Gläubigen in den Leib Christi eingepflanzt. Dadurch bilden sie eine organische Einheit untereinander und mit Jesus. Alle, die zu Jesus gehören, werden auferstehen. Deswegen haben alle, die zum Leib Christi gehören, auch dieselbe Hoffnung – daher: „Ein Leib, ein Geist und eine Hoffnung“. Die zweite Aussagenreihe ist: ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. Diese drei gehören zusammen: Die Täuflinge bekennen sich zu Jesus als ihrem Retter und Herrn. Damit sagen sie gleichzeitig allen anderen Herren ab. Indem sie das tun, bekennen sie sich zu dem gemeinsamen Glauben der Gemeinde an Jesus als ihren Herrn und Retter. Die Taufe bezieht sich ganz klar auf solche, die sich für Jesus als ihren Herrn und Retter entschieden haben. Die Babytaufe ist somit ausgeschlossen. Schließlich kommt die Zusammenfassung von allem: „ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in allen ist.“ Alle in der Gemeinde sind sich darin eins, dass es nur einen Gott gibt, nämlich den Gott der Bibel. Alle beten den einen wahren Gott an und erkennen an, dass Ihm allein alle Ehre gebührt. Denn er ist der Vater aller, also der Schöpfer von allem und Herr über alles. ……
Der Heilige Geist macht die verschiedenartigsten Menschen eins in einem Leib, eins in einer Hoffnung, eins in einem Herrn, eins in einem Glauben usw. Daher spricht Paulus auch von der Einheit des Geistes. In Vers 3 steht, dass die Einheit des Geistes bewahrt werden muss. Da steht nicht, dass sie geschaffen werden muss. Die Einheit des Geistes besteht bereits. Sie muss lediglich erhalten und ausgelebt werden. Ist das nicht großartig? Die Einheit der Gemeinde ist bereits Realität, kein utopischer Gedanke. Wir sollen verstehen, dass Gott die Gläubigen bereits durch den Heiligen Geist eins gemacht hat. Wenn wir das glauben und beherzigen, sehen wir in dem anderen Gläubigen nicht in erster Linie die Unterschiede, sondern die Einheit, die Gott zwischen ihm und mir geschaffen hat. Das hilft uns einander mit Liebe, Demut und Sanftmut zu begegnen. Und eben dadurch wird die Einheit bewahrt. Gerade weil die Einheit bereits eine reale Grundlage ist, sollten wir Paulus Ermahnung umso ernster nehmen: „Befleißigt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren“.
Anderseits muss auch gesagt werden, dass Einheit in der Gemeinde nur aufgrund der Einheit, die in den Versen 3–5 beschrieben wird, möglich ist. Denn in diesen drei Versen werden die Grundlagen des christlichen Glaubens beschrieben. Wie sollte denn z. B. eine Einheit mit „Christen“ möglich sein, die von der Errettung durch Werke überzeugt sind und damit indirekt Jesus als ihren Retter ablehnen? Oder Einheit mit „Christen“, die Jesus lediglich als einen vorbildlichen Mann ansehen, ihn aber nicht als den Herrn akzeptieren oder ihn mit ihrem Leben eindeutig verleugnen, ist nicht richtig. Einheit mit Christen, die die Erwachsenentaufe kategorisch ablehnen, muss zumindest infrage gestellt werden. Einheit mit Christen, die den „Heiligen Geist“ anders erleben, als wie ihn die Bibel beschreibt, ist ebenfalls nicht richtig. Die Gemeinde Gottes kann nicht mit allen Menschen und Gemeinden, die sich christlich nennen, eine Einheit bilden. Gerade in unserer Zeit gibt es unzählig viele christliche Strömungen. Der Begriff: „Christ“ ist zunehmend verwässert. Daher ist es wichtig zu unterscheiden, mit welchen Christen Einheit möglich ist und mit welchen nicht.
Gerade, was das Thema Einheit angeht, gibt es falsche Vorstellungen, z. B. die Vorstellung, dass alle in jeder theologischen Frage dieselbe Ansicht haben müssen. Dies ist aber schon allein deswegen schwierig, weil die Leute in der Gemeinde unterschiedliche geistliche Reife haben, daher die Bibel auch unterschiedlich gut verstehen. Zum Beispiel haben diejenigen, die noch gesetzlich sind, auch ein gesetzliches Verständnis der Bibel. Der heutige Text aus Epheser 4 macht eine Unterscheidung, die sehr hilfreich ist. In Vers 3 ist von Einheit des Geistes die Rede, in Vers 13 spricht er aber von der Einheit des Glaubens. Die Einheit des Geistes ist eine Sache, die wir erhalten müssen. Die Einheit des Glaubens jedoch eine Sache, zu der wir hingelangen müssen. Es ist gut, dass wir die eine Art der Einheit von der anderen unterscheiden, sodass wir keine falschen Erwartungen an die Gemeinde herantragen. Bei dieser Einheit des Glaubens geht es um die Reife des Glaubens. Das wird aus dem Zusammenhang von Vers 13 ersichtlich. Es geht darum, dass wir alle zu einem reifen Glauben gelangen. Wie können wir aber zu dieser Einheit des Glaubens gelangen?

3. Wachstum der Gemeinde (V. 7-16)
Die Frage danach, wie wir zur Einheit des Glaubens gelangen können, ist untrennbar mit der Frage verbunden, wie wir als Gemeinde geistlich wachsen können. Hierauf gibt die Bibel sicherlich mehrere Antworten. Einige davon erfahren wir im heutigen Text, wie etwa in Vers 15. Hier ist davon die Rede, dass wir die Wahrheit in Liebe reden sollen. Die Wahrheit ohne Liebe zu sagen ist für den anderen schwer anzunehmen. Wenn wir aber miteinander in Liebe die Wahrheit reden, wird das unsere Denkweise biblisch prägen, uns verändern und geistlich wachsen lassen. In dem ersten Teil der Predigt war davon die Rede, dass wir einander in Liebe ertragen sollen. Das kann leicht so verstanden werden, dass man dem anderen nie sagt, was er falsch gemacht hat, ihn nie zurechtweist, sondern ihn einfach erträgt. Aber durch Vers 15 wissen wir, dass das nicht so zu verstehen ist. Manche wiederum hacken bei dem anderen auf allem herum. Das wird sicherlich keinem helfen. Durch die Liebe wissen wir, was angesprochen werden sollte und was man einfach erst mal ertragen sollte.
Eine weitere Antwort auf die Frage, wie die Gemeinde zu Einheit des Glaubens wachsen kann, erfahren wir in den Versen 7–14. Hier geht es ständig um ein Thema. Es sind die Gaben. Gaben spielen eine wichtige Rolle für das Wachstum der Gemeinde. Betrachten wir zunächst einmal die Verse 7–10. Nachdem Jesus ins Totenreich hinabgestiegen war, stieg er hinauf zur Rechten Gottes. Von dort aus beschenkte er uns mit Gaben. Vers 7 macht deutlich, dass Christus jedem von uns Gaben ausgeteilt hat, dem einen diese, dem anderen jene, dem einem viele Gaben, dem anderen weniger Gaben, eben nach dem Maß seiner Gnade. Aber niemand braucht zu denken, er sei unbegabt. Denn es heißt: „Jedem Einzelnen von uns aber …“ Aus Vers 11 können wir verschiedene Erkenntnisse über Gaben ziehen: 1. Es handelt sich bei diesen Gaben nicht nur um Talente, die auch Ungläubige haben, sondern auch um geistliche Gaben. 2. Nicht jeder hat dieselbe Gabe. So heißt es auch in 1. Korinther 12,29-30: „Sind etwa alle Apostel? Sind etwa alle Propheten? Sind etwa alle Lehrer? Haben etwa alle Wunderkräfte? Haben alle Gnadengaben der Heilungen? Reden alle in Sprachen? Können alle auslegen?“ So wie Gott einen in der Gemeinde gebrauchen möchte, so hat er ihn auch entsprechend begabt. In den Versen 12–14 erfahren wir vor allem, wozu Christus uns mit Gaben ausrüstet. Die Gaben dienen der Erbauung der Gemeinde. Sie sind dazu da, dass wir uns einander helfen, geistlich zu wachsen, sodass wir Christus mehr und mehr erkennen und wir dadurch zur Einheit des Glaubens gelangen. D. h. dass wir alle zu einem reifen Glauben gelangen, dass wir nicht mehr wie Kinder im Glauben sind, sondern völlig Erwachsene. Stell dir vor, ein erwachsener Mann hat noch den Körper eines Kindes. Dann wäre sein Körper unterentwickelt. Wir sind ja der Leib, also der Körper von Christus. Christus möchte keinen unterentwickelten Körper haben. Daher sagt Paulus: „zur vollen Mannesreife, zum Maß der vollen Reife Christi.“ Christi Interesse besteht darin, dass wir zusammen als sein Leib wachsen. Man soll sich nicht damit zufrieden geben, wenn man selber wächst, aber andere aus der Gemeinde nicht. Was hat Christus davon, wenn das eine Glied seines Körpers gut entwickelt ist, andere aber unterentwickelt sind. So ein Körper ist ja behindert.
Vers 14 macht deutlich, wer im Glauben unreif bleibt, ist wie eine Wetterfahne. So wie sich eine Wetterfahne schnell von einer in die andere Richtung wenden kann, so unbeständig sind Menschen, die unreif im Glauben sind. Eben haben sie noch das geglaubt, doch schon bald danach glauben sie was ganz anderes. Denn sie lassen sich schnell von Irrlehren beeinflussen. Heutzutage werden über das Internet viele Irrlehren, die sich als biblisch ausgeben, verbreitet. Man kann auf sie leicht hereinfallen, weil sie oft sehr plausibel klingen. Doch der im Glauben Reife merkt, welche Betrügerei oder List dahinter steckt und bleibt bei der reinen Lehre des Evangeliums.
Im Vers 16 wendet Paulus ein Bild an, das uns in wunderbarer Weise veranschaulicht, wie Wachstum in der Gemeinde geschieht. Er vergleicht die Gemeinde mit einem Körper. Der Körper hat verschiedene Glieder, wie z.B. Kopf, Hände, Füße usw. Sie zusammen bilden den Körper und unterstützen sich einander, je nachdem, was ihre Funktion ist. Wenn ich zum Beispiel was essen möchte, gibt mein Kopf meinen Füßen den Befehl zum Kühlschrank zu laufen. Dann bekommen meine Hände den Auftrag das Essen aus dem Kühlschrank zu nehmen. Mein Mund kaut das Essen und mein Magen verdaut es usw. Dadurch bekommt der Körper Nährstoffe und wächst mit der Zeit (sofern man noch nicht ausgewachsen ist). Unser Körper wächst von ganz allein. Wir müssen den Körper nicht irgendwie strecken oder dehnen. Der Körper trägt in sich selbst das Potenzial zu wachsen. Ebenso ist es auch mit der Gemeinde. Sie wächst von selbst, wenn ihre Glieder mit den jeweiligen Gaben einander dienen. Wir sollen einfach das tun, was unser Kopf, also Jesus uns sagt. So wie wir bei unserem Körper nicht das Wachstum erzwingen können, können wir es auch bei der Gemeinde nicht. Nicht wir wirken das Wachstum. Am Ende von Vers 16 heißt es: „so wirkt er das Wachstum des Leibes zu seiner Selbsterbauung in Liebe“.
Welche Gaben hat Gott dir gegeben? Wie kannst du diese Gaben in die Gemeinde einbringen? Welche Berufung hat Gott dir aufgrund deiner Gaben gegeben? Lasst uns mit diesen Fragen ins Gebet gehen. Wenn wir uns einander mit unseren Gaben dienen, wird das zum Wachstum der Gemeinde beitragen. Dadurch werden alle zur Einheit des Glaubens gelangen.

 

 

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Fragebogen: Epheser 4,1-16 – Lektion 3 zum Neuen Jahr 2023

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Die Einigkeit im Geist

„und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens.“

(Epheser 4,3)

  1. Wozu ermahnte Paulus die Gläubigen in Ephesus und auf welcher Grundlage (1-3)?
    Welche Verschiedenheit hatten sie in der Gemeinde dabei zu überwinden (vgl. 2,11-22)? Welche Basis für Einigkeit hat Gott uns bereits gegeben (4-6)?
  2. Was sagt Vers 7 über die unterschiedliche Verteilung der Gnade in einer Gemeinde? Wie können wir trotzdem einig sein? Was hat Christus für uns getan (8-10)?
  3. Mit welchen Aufgaben hat Christus Menschen aufgestellt, um die Gläubigen für ihren Dienst geistlich zuzurüsten (11.12)? Zu welcher Einheit und zu welcher geistlichen Reife sollen wir dadurch gelangen (13.14)?
  4. Wozu ermahnt uns der Vers 15? Wie können wir in der Liebe wahrhaftig sein? Warum sollen wir in allen Stücken zu Christus hin wachsen und wie können wir das tun? Was passiert dann?
  5. Was kannst du durch diesen Text über die Einigkeit im Geist lernen? Wie kannst du deinen Teil dazu beitragen?

 

 

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