Predigt: Matthäus 14,22-33 (Sonderlektion Schulanfang)

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Die Hand Jesu

„Sofort streckte Jesus ihm die Hand hin und hielt ihn fest. »Du hast nicht viel Glauben«, sagte Jesus. »Warum hast du gezweifelt?«“

Matthäus 14,31 (NLB)

Sechseinhalb Wochen sind eine lange Zeit. Aber ich bin mir sicher, für viele von euch war die Zeit nicht lang genug. Morgen beginnt nicht nur für die meisten die Schule wieder. Für mich beginnt wieder der Arbeitsalltag. Es ist viel zu tun. Und es bleibt ein Gefühl der Belastung. Vielleicht geht es euch auch ganz anders. Vielleicht freut ihr euch wieder auf die Schule. Und vielleicht freut ihr euch, eure Freunde wiederzusehen.
Ganz egal wie ihr euch fühlt, ob ihr euch freut oder ob euch bange ist, die gute Nachricht ist, dass wir nicht allein ins neue Schuljahr gehen. Der heutige Text lehrt uns drei Dinge dazu:
1. Es gibt Dinge, die wir nicht in der Hand haben.
2. Es gibt Herausforderungen, denen wir uns stellen dürfen.
3. Wenn wir untergehen, gibt es eine Hand, die sich nach uns ausstreckt.

1. Es gibt Dinge, die wir nicht in der Hand haben.
Der Text beginnt damit, dass Jesus seine Jünger über den See schickte. Um euch einen kleinen Eindruck von der Landschaft zu geben, habe ich euch ein Foto vom See Genezareth mitgebracht. Es ist kein großer See. Heute droht der See auszutrocknen. Vor 2.000 Jahren hatte der See ungefähr 20-mal mehr Wasser als heute. Vers 22 sagte, dass Jesus seine Jünger drängte. Vielleicht wollten die Jünger eine ruhige Zeit haben. Aber Jesus hatte es anscheinend ausnahmsweise eilig. Nachdem er die Jünger weggeschickt hatte, ging er allein auf einen Berg, um dort zu beten.
Was war mit den Jüngern? Vers 24 sagt: „Währenddessen hatte sich das Boot weit vom Ufer entfernt und war in schweren Seegang geraten, denn ein starker Wind war aufgekommen.“ Die Jünger fuhren direkt in einen schweren Sturm hinein. Wer von euch hat schon einmal einen richtig starken Wind erlebt? Ein richtiger Sturm kann ziemlich furchteinflößend sein. Aber wisst ihr, wann ein Sturm richtig Angst machen kann? Wenn man sich dabei auf einem See in einem Boot befindet. Und wisst ihr was noch schlimmer ist als das? Wenn es auch noch stockdüstere Nacht ist. Genau das war es, was die Jünger erlebten.
Hier kommt eine ganz wichtige Lektion für uns alle. Die Jünger hatten es sich nicht ausgesucht, nachts über den See zu fahren. Das war allein Jesu Idee. Und genauso wenig habt ihr es euch ausgesucht, dass morgen die Ferien enden und ihr wieder in die Schule geht. Das war allein die Idee von …, ja wessen Idee eigentlich? Die Idee von Erwachsenen vor langer Zeit, die dachten, dass es eine ganz tolle Sache ist, Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Und niemand von euch hat sich die Schulpflicht ausgedacht. Das war die Idee von anderen Erwachsenen irgendwann im 17. Jahrhundert, weil sie sich gedacht haben, dass nicht nur ein paar, sondern am besten alle Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen lernen sollten. Wie dem auch sei: Ihr habt es euch nicht ausgesucht, in die Schule zu gehen.
In der Schule oder wo immer ihr euch in den kommenden Tagen und Wochen befinden werdet, gibt es viele Dinge, die wir nicht in der Hand haben. Hier sind ein paar Beispiele: Die Klasse, in welche ihr hineinkommt oder zu der ihr bereits gehört, wurde nicht von euch zusammengestellt. Damit einhergehend, kann man sagen, dass ihr euch die Mitschüler nicht selbst ausgesucht habt. Ihr habt die Mitschüler, die ihr habt, ganz egal, ob sie nett, oder ob ihr sie doof findet. Ihr habt in der Regel auch keinen Einfluss darauf, welche Lehrer ihr bekommt. Vielleicht hättet ihr euch ganz andere Lehrer ausgesucht oder vielleicht auch gewünscht. Aber ihr habt einfach die Lehrer, die ihr habt, und müsst damit klarkommen. Ihr habt auch keinen Einfluss darauf, wie einfach die Arbeiten und Tests werden. Vielleicht werden sie babyleicht. Vielleicht werden sie auch so schwer, sodass, obwohl ihr gelernt habt, ihr trotzdem nur die Note 3–4 bekommt. Vor allem habt ihr nicht in der Hand, wie der Schultag wird. Es können schöne, harmonische und friedliche Schultage sein. Es können aber auch Schultage sein, in denen jeden Tag ein neues Problem zum Vorschein kommt, wie Streit, Schlägereien, Drogen, Beziehungsprobleme usw.
D. h., wie die Jünger macht ihr euch im Boot über den See auf. Hoffentlich wird es eine ruhige und friedliche Fahrt. Aber es kann auch richtig ruppig, anstrengend und stürmisch werden. Tatsächlich ist es so, dass Stürme einfach unvermeidlich sind. Früher oder später fährt man in einen Sturm hinein: nicht unbedingt deshalb, weil ihr euch falsch verhalten habt, sondern obwohl ihr das Richtige getan habt.

2. Es gibt Herausforderungen, denen wir uns stellen dürfen.
Die Jünger Jesu kämpften stundenlang gegen Wind und Wellen. Irgendwann müssen sie körperlich völlig ermüdet sein. Ihr Kampf ging bis ungefähr 3 Uhr morgens. Und dann kam Jesus zu ihnen. Jesus ging auf dem Wasser. Wie würden wir darauf reagieren? Wie reagierten die Jünger? Vers 26: „Als ihn die Jünger sahen, schrien sie entsetzt auf, denn sie hielten ihn für einen Geist.“
Es gibt Momente, in denen wir uns wirklich freuen, wenn Hilfe naht. Aber es gibt auch Momente, in denen wir nicht nur keine Hilfe erwarten (obwohl das ein Fehler ist); wir erschrecken uns sogar, wenn Hilfe kommt, weil wir überhaupt nicht damit rechnen. Die Art und Weise, wie Jesus um 3 Uhr nachts inmitten des Sturmes zu ihnen kommt, ist in der Tat fast schon unheimlich. Es könnte der Höhepunkt in einem koreanischen Horrorfilm sein. Aber das ist es nicht. Jesus sagt ihnen: „Ich bin es! Habt keine Angst!“ Jesu Wort „ich bin es“ ist nicht einfach nur ein „Freunde, was ist los? Ich bin’s doch.“ Es ist das göttliche „ich bin“, die Stimme dessen, der alle Macht im Himmel und auf Erden hat, die Stimme, die so mächtig ist, dass selbst Wind und Wellen gehorchen müssen.
Petrus kannte die Stimme. Und er kam auf folgende ziemlich krasse Idee: „Herr, wenn du es wirklich bist, befiehl mir auf dem Wasser zu dir zu kommen.“ Petrus sah die Möglichkeit, etwas zu tun, was noch nie ein normaler Mensch getan hatte: mit Jesus zusammen auf dem Wasser zu laufen. Es wollte den Spaziergang seines Lebens machen. Jetzt kann man sich natürlich viele verrückte und gefährliche Dinge einfallen lassen, die man tun kann. Petrus‘ Aktion war aber nicht waghalsig wie Freeclimbing (ohne Absicherung Felswände hochzuklettern) oder Klippenspringen. Es war auch nicht einfach eine dämliche Mutprobe, auf die er sich einlassen wollte. So verrückt die Idee von Petrus war, Petrus war nicht unverantwortlich und seine Idee war nicht größenwahnsinnig. Denn es gab eine Sache, die er tat, die Extremsportler meistens nicht tun. Er bittet Jesus: „Herr, wenn du es wirklich bist, befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.“ Und Jesus antwortet auf diese Bitte: „Dann komm!“
Man kann ganz viel über diese Textstelle sagen. Ein christlicher Autor hat ein ganzes Buch über diesen Text geschrieben. Ich will nur eines sagen: in eurem Leben (ob in oder außerhalb der Schule) wird es Gelegenheiten geben, aus der Sicherheit eures Bootes auszusteigen. Vielleicht ist es eine Situation, in der ihr euch melden müsst, auch wenn ihr euch nicht melden wollt. Vielleicht ist es eine Situation, in der ihr herausgefordert seid, das Richtige zu tun oder zu sagen, wenn alle das Falsche tun. Vielleicht ist es eine Situation, in der ihr bekennen müsst, dass ihr an Jesus glaubt. Und vielleicht hört ihr ebenfalls die Worte Jesu „Dann komm!“ Wenn das der Fall ist, dann traut euch aus dem Boot. Wenn ihr das tut, dann fangt ihr an, mit Jesus auf dem Wasser zu gehen. Es beginnt der Spaziergang eures Lebens.

3. Wenn wir untergehen, gibt es eine Hand, die sich nach uns ausstreckt.
Petrus steigt aus dem Boot aus und geht auf dem Wasser, Jesus entgegen. Wahnsinn! Und genau, das muss sich Petrus gedacht haben: „Das ist Wahnsinn!“ Vers 30: „Als er sich aber umsah und die hohen Wellen erblickte, bekam er Angst und begann zu versinken. ‚Herr, rette mich!‘ schrie er.“ Petrus sank.
Ihr werdet früher oder später ganz sicher auch Momente haben, in denen ihr versinkt. Eines Tages werdet auch ihr erleben, wie der Wind zu stark und die Wellen zu hoch sind; ihr werdet euch fühlen, als ob ihr keinen Halt in eurem Leben habt. Es können richtige Niederlagen sein: in einer wichtigen Prüfung oder Arbeit durchzufallen; die Klasse wiederholen zu müssen. Es kann das Gefühl sein, richtig versagt zu haben. Oder nach einem Zeugnis für Jesus der Außenseiter der Schulklasse zu sein. Oder aus welchen Gründen auch immer einen richtig guten Freund oder Freundin verloren zu haben. Oder gesundheitlich so angeschlagen zu sein, dass man sein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe zu bekommen scheint. Auf der letzten Kinderkonferenz hat ein junges Mädchen namens Esther davon erzählt, wie sie nach einem Sturz von einem Pferd mehrfach operiert werden musste und im Zuge dessen einen praktisch gelähmten Arm hat. Sie ist ein Beispiel für eine Person, die wirklich gesunken ist.
Aber das ist nicht das Ende. Alles andere als das. Vers 31: „Sofort streckte Jesus ihm die Hand hin und hielt ihn fest.“ Die Hand Jesu lässt nicht auf sich warten. Der Text sagt, dass Jesus ihm die Hand sofort hinstreckte. Jesus hielt Petrus fest. Jesus zog ihm aus dem Wasser. Um diese Begebenheit noch einmal so zu erzählen, dass meine Jungs es verstehen können: in dem Film „Guardians of the Galaxy“ gibt es einen Stein, der so mächtig ist, dass er alles Organische in einer gewaltigen Explosion vernichtet. Nur die mächtigsten Wesen sind in der Lage, diesen Stein zu halten. Am Ende des Films will ein Bösewicht mit diesem Stein einen ganzen Planeten vernichten. Der Held schnappt sich diesen Stein, nimmt ihn in die Hand, und der Stein fängt an, seinen Körper zu zersetzen. Aber dann hört er die Worte seiner krebskranken und sterbenden Mutter: „Peter, nimm meine Hand.“ Nur ist es nicht seine Mutter, es ist seine beste Freundin. Er nimmt ihre Hand. Zwei weitere Freunde berühren ihn. Und gemeinsam bezwingen sie die Macht des Steins. Peter wurde gerettet, weil er die Hand seiner Freunde in Anspruch nahm.
Jesus reichte Petrus die Hand. Ich hatte mir überlegt, warum Jesus Petrus auf diese Weise rettete. Jesus hätte mit dem Finger schnipsen und Petrus zurück aufs Boot beamen können. Jesus hätte in die Hände klatschen können und Petrus würde einen Meter über der Wasseroberfläche schweben. Jesus tat nichts dergleichen. Er reichte ihm die Hand und hielt ihn fest. Mehr brauchte es nicht. Es ist so einfach, so physisch, so real. Es brauchte kein weiteres Wunder. Oder anders gesagt: die Tatsache, dass der allmächtige Gott, der Himmel und Erde gemacht hatte, in Jesus Christus ihm die Hand reichte, das war bereits Wunder genug.
So gesegnet Petrus auch war, bekommen wir noch einmal einen ganz anderen Segen. Jesus hält uns nicht nur seine Hand hin. Es ist die durchbohrte Hand. Es ist die Hand desjenigen, der für uns am Kreuz starb. Es ist die Hand dessen, der uns unendlich liebt. Jesus lässt dich nicht im Stich, er lässt dich niemals im Stich, weil du in seinen Augen, so wertvoll bist, dass er für dich starb.
Liebe Schülerinnen, liebe Schüler, für das neue Schuljahr wünsche ich einem jeden von euch, dass ihr die rettende Hand Jesu erfahrt.

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Fragebogen: Matthäus 14,22-33 (Sonderlektion Schulanfang)

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Jesus geht auf dem Wasser

 „Aber sogleich redete Jesus mit ihnen und sprach: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht.“

(Matthäusevangelium 14,27)

  1. Lies die Verse 22-23. Warum denkst du, drängte Jesus die Jünger ins Boot zu steigen? Warum fuhr Jesus nicht mit ihnen? Was können wir durch Jesu Tat lernen?
  2. Lies die Verse 24-26. Die Jünger gerieten plötzlich in einen Sturm. Hast du in deinem Leben schon etwas Ähnliches erlebt? Warum glaubten die Jünger nicht, dass es Jesus war? Lies die Stelle Markus 6,51-52. Was bedeutet es, ein verhärtetes Herz zu haben? Was sind die Gründe dafür? Was können wir tun, um unser hartes Herz zu öffnen?
  3. Lies Vers 27. Warum sagte Jesus seinen Jüngern: „Seid getrost!“? Warum heißt es in der Bibel so oft, dass wir getrost sein oder dass wir uns nicht fürchten sollen? Wie verstehst du „getrost sein“ (Matthäus 9,22; Johannes 16,33)? Was ist die tiefere Bedeutung von „Ich bin’s“ (2.Mose 3,14)?
  4. Lies die Verse 28-33. Warum bat Petrus Jesus mit einem Bedingungssatz? Petrus will auf dem Wasser zu der Person gehen, wenn sie Jesus ist. Was sagt das über die Beziehung zwischen Petrus und Jesus? Was ist der wahre Grund, aus dem Petrus dann ins Wasser sank? Was bedeutet es, zu zweifeln? Was tat Petrus, als er anfing, unterzugehen? Was können wir von Petrus‘ Zweifeln und seinem Verhalten danach lernen? Und von Jesu Antwort?
  5. Wie kannst du dieses Ereignis auf dein Leben beziehen? Hat Jesus jemals in deinem Leben auf deinen Hilferuf geantwortet? Wenn nicht, würdest du das gerne erleben? Dieses Ereignis, in dem Jesus auf dem Wasser geht, wird auch in Markus 6,45-52 und Johannes 6,16-21 beschrieben. Was ist der Hauptunterschied zwischen der Erzählung im Matthäusevangelium und der in den anderen beiden Evangelien? Was wollte Matthäus betonen?
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Predigt: Matthäus 28,1-20 – Ostern 2022

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Er ist auferstanden

„Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat.“

(Matthäusevangelium 28,5.6)

Frohe Ostern!
Warum wird der Tag der Auferstehung Jesu „Ostern“ genannt?
Laut Duden kommt die Bezeichnung „Ostern“ aus dem Osten, wo die Sonne aufgeht, und das Morgenlicht erstrahlt. Interessanterweise leiten viele Sprachen in Europa das Wort vom aramäischen Wort pas-cha ab, angelehnt an das hebräische Wort Pessach. Im Spanischen: Pascua, Dänisch: påske, Niederländisch: Pasen usw. Diese Sprachtradition weist auf das Passafest der Juden hin, welches anlässlich des Auszugs der Israeliten aus der Sklaverei gefeiert wird. Abends am Karfreitag beginnt das Passafest und wird jedes Jahr eine Woche lang gefeiert. Durch diese Festtage erinnerte Gott das jüdische Volk an den Auszug aus der Sklaverei. Bis Jesus am Karfreitag gekreuzigt wurde, wurde über 1300 Jahre hinweg jährlich eine Woche lang Passa gefeiert. Darin zeigt sich Gottes Absicht, dass die Juden ihre Herkunft nicht vergessen, im Hinblick auf diese Herkunft ihre Gegenwart verstehen und in die Zukunft blicken sollten. Heute feiern wir Ostern bzw. „Pessah“. Einerseits können wir uns entlastet fühlen, weil wir von den Pflichten der Arbeit befreit sind und die Festtage genießen dürfen. Zum anderen können wir uns an die Auferstehung erinnern.

Paulus schrieb an die Korinther folgendes: „Ich erinnere euch aber, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe: … Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist, am dritten Tage nach der Schrift.“ Diese Predigt dient dazu, uns an die Auferstehung zu erinnern. Das Matthäusevangelium berichtet über die Auferstehung Jesu nach diesem Schema: das Hören der Botschaft zuerst, danach die Begegnung mit Jesus.

Als der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria Magdalena und die andre Maria, um nach dem Grab zu sehen. An diesem Morgen ereigneten sich am Grabe Jesu einige wundersame Dinge: zuerst ein Erdbeben, danach erschien ein Engel, der große Grabstein vor der Öffnung des Grabes wurde fortgewälzt, und die Soldaten sind vor Angst und Schrecken erstarrt wie tote Menschen. Vom Engel hörten die Frauen die Botschaft: „Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat.“ Vom griechischen Wort „Angelos“ kommt das Wort „Engel“, welches folgende Bedeutung hat: eine Person, die eine Nachricht überbringt. Um den Frauen die Botschaft der Auferstehung Jesu zu verkünden, sandte Gott seinen Engel. Die Frauen hatten nicht mit einem leeren Grab gerechnet. Sie suchten lediglich nach dem Leichnam des gekreuzigten Jesu.

Die Botschaft vom Engel bestätigte die Worte, die Jesus vor seinem Tod mehrfach angekündigt hatte: Er wird und ist nun auferstanden von den Toten. Gottes Engel gab den Frauen die Aufgabe: „Geht eilends hin und sagt seinen Jüngern: Er ist auferstanden von den Toten. Und siehe, er geht vor euch hin nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.“ Als die Frauen vom Engel die Botschaft der Auferstehung hörten, waren ihre Herzen mit Furcht und großer Freude erfüllt.
Eilends gingen sie weg vom Grab und gingen zu den Jüngern, um zu verkündigen, was am Grabe Jesu geschehen war.

Während die Frauen noch auf dem Weg zu den Jüngern waren, begegnete ihnen Jesus. Vom Engel Gottes hörten sie die Osterbotschaft, und kurz daraufhin konnten sie Jesus direkt sehen. Jesus begrüßte sie: „Seid gegrüßt!“ Ohne Zögern traten sie zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Bis vor kurzem haben sie den gekreuzigten Jesus am Grab gesucht, aber der Auferstandene ging ihnen entgegen und zeigte sich ihnen. Nun konnten sie direkt seine Füße umarmen. Jesus hatte Verständnis für ihre Furcht. Darum tröstete er sie zuerst: „Fürchtet euch nicht!“ Am Karfreitag starb Jesus bitterlich und sprach die Worte: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Aber nun sagte dieser gekreuzigter und nun auferstandene Jesus: „Fürchtet euch nicht!“

Auch Jesus befahl ihnen: „Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: Dort werden sie mich sehen.“ Die elf Jünger hörten von den Frauen die Geschichten, die am Grabe Jesu geschehen waren. Nach dem Bericht der Frauen gingen die elf Jünger nach Galiläa auf den Berg, den Jesus für die Begegnung mit ihnen bestimmt hatte. Als sie den Auferstandenen sahen, warfen sie sich auf den Boden. Genauso wie die Frauen durften sie ihn nun direkt sehen. Dennoch zweifelten einige. Es genügte ihnen noch nicht, daran zu glauben, dass Jesus wahrhaftig auferstanden ist. Das Matthäusevangelium berichtet auch über die Zweifel der Jünger. Der Verfasser hielt das Festhalten dieser Tatsache für sinnvoll. Darum ließ er die Zweifel der Jünger nicht weg. Die Jünger Jesu waren keine Helden, sondern Menschen, die die Hilfe Jesu benötigen. Jesus, der Auferstandene, sprach zu seinen Jüngern: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Es gibt Menschen, die Gewalt und Macht haben. Die Römer hatten mit ihrer Gewalt Jesus gekreuzigt. Ihre Gewalt schien stärker als Jesu Gewalt zu sein. Als die Hohenpriester von der Wache über die Auferstehung hörten, gaben sie ihnen viel Geld, um folgende Gerüchte zu verbreiten. Und zwar: die Jünger kamen in der Nacht und haben den Leichnam Jesu gestohlen. Diese manipulierte Nachricht verbreitete sich unter den Juden. Solche Menschen wie Politiker, reiche Leute scheinen die notwendige Macht zu haben. Von solch einer Gewalt wurde Jesus gekreuzigt. Daher hatten die Jünger zurecht Furcht vor dieser Gewalt. Aber nun sprach Jesus zu ihnen: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Das heißt mit anderen Worten: Jesus ist der Herr über alle Gewalt. Was der Chef sagt, nehmen alle Kollegen ernst. Was der Herr sagt, sollen alle ernst nehmen. Durch diese Erklärung ermutigte Jesus seine Jünger, die noch Zweifel hatten.

Matthäus Kapitel 28 berichtet, wie die Nachricht der Auferstehung weitergegeben wurde. Zuerst kam der Engel Gottes herab und verkündete den Frauen von der Auferstehung Jesu. Danach begegnete Jesus ihnen. Darauffolgend hörten die Jünger von den Frauen die Botschaft der Auferstehung, und anschließend begegneten sie Jesus. Es ist interessant, zu beobachten, wie die Botschaft der Auferstehung weitergegeben wurde. Zwischen dem Hören der Botschaft und dem Begegnen mit Jesus gab es immer einen gewissen Zeitraum. Jesus hätte ohne den Boten direkt den Frauen oder seinen Jüngern begegnen können. Es hätte viel leichter und überzeugender sein können, wenn Jesus direkt den Frauen bzw. den Jüngern erschienen wäre. Aber Jesus wollte seine Leute unbedingt zuerst die Botschaft hören lassen. Danach räumte er einen Zeitraum ein, damit die Frauen bzw. seine Jünger diese Botschaft im Herzen verarbeiten konnten, um an die Auferstehung zu glauben. Jesus gab seinen Leuten Zeit, in der sie persönlich zum Glauben kommen können. Er ist der Herr über alle Gewalt, aber er kommt zu den Menschen demütig und dienend. Er respektiert die Freiheit der Menschen, mit der sie Jesus als den wahren König annehmen können. Wie Jesus seinen Jüngern begegnet war, kommen die Menschen bis heute auf gleiche Weise zum Glauben, indem sie die Botschaft hören und danach persönlich Jesus begegnen. Jesus, der alle Gewalt im Himmel und auf Erden hat, steht demütig draußen, bis wir ihm die Tür unserer Herzen öffnen. Es kann lange dauern, bis wir unsere Herzen öffnen. Aber er will jedem die Zeit geben, in der jeder die Botschaft hört und persönlich glaubt.

Der Herr über alle Gewalt im Himmel und auf Erden beauftragte seine Jünger: „Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Jesus, der alle Gewalt hat, will alle Völker durch seine Jünger erreichen. Eigentlich waren seine Jünger die ganze Zeit ausschließlich im Land Israel gewesen. Sie sprachen ihre Muttersprache, Aramäisch bzw. Galiläisch. Aber nun beauftragte er sie, alle Völker zu lehren, damit sie von Jesus lernen und ihm nachfolgen können. Wie können die Jünger alle Völker zu Jesus einladen, damit sie Jesus nachfolgen können? Sie können die Menschen lehren, wie Jesus sie gelehrt hat. Sie können die Menschen taufen, die Jesus als den Herrn annehmen. Um dieses Werk zu vollbringen, wird Jesus sie begleiten. Bis an der Welt Ende wird er alle Tage bei seinen Jüngern sein.

Warum will der Herr alle Völker durch seine Jünger ausrufen, ihm zu folgen? Eigentlich ist der Herr nicht auf die Hilfe der Menschen angewiesen. Alle Gewalt gehört ihm. Er kann ohne Zusammenarbeit mit den Menschen alles allein schaffen. Aber er will durch die Menschen andere Menschen zu seinen Jüngern machen. Einerseits ist die Aufgabe, den anderen Menschen von Jesus zu erzählen, schwer. Anderseits ist diese Aufgabe ein Privileg, weil Jesus seine Jünger mit der Verheißung begleitet: Bis an der Welt Ende will er bei seinen Jüngern alle Tage sein.
Jeden Tag hören wir von vielen Seiten die Nachricht, dass unsere Existenz bedroht wird. Der Krieg in der Ukraine kann uns erreichen. Ca. 5 Millionen aus der Ukraine sind auf der Flucht. Viele Menschen haben ihr Leben verloren. Wenn wir mit den Bildern von den bombardierten Gebäuden konfrontiert werden, fühlen wir uns elend. Vor der Gewalt des Krieges fühlen wir uns schwach. Werden wir mit Atomwaffen bedroht, geraten wir in Angst. Wenn wir nur die Welt betrachten, sieht es so aus, als ob die Menschen alle Gewalt hätten. Es mag sein, dass die Gewalt der Menschen uns bedrohen kann. Aber heute spricht Jesus zu uns wieder: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Nicht die Menschen können über unser Leben entscheiden, sondern der Herr, der von den Toten auferstanden ist. Nicht der Tod, sondern Jesus ist der Herr über unser Leben. Darum können wir getrost Jesus nachfolgen. Es mag sein, dass wir wie Jesus von den Menschen verletzt werden. Es mag sein, dass wir wie Jesus sogar getötet werden. Aber wir haben die Wahrheit. Jesus ist der Herr. Wenn wir ihm nachfolgen, werden wir in ihm leben. Der Tod ist kein Ende, sondern der Weg zum Leben. Darum können wir trotz aller Bedrohungen alle Völker auffordern, Jesus nachzufolgen. Jesus wird uns alle Tage begleiten. Er lebt. Er lebt. Er ist bei dir und bei mir.
Der Herr ist auferstanden!

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Fragebogen: Matthäus 28,1-20 – Ostern 2022

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Er ist auferstanden

„Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat.“

(Matthäusevangelium 28,6)

  1. Wer kam am ersten Tag der Woche (Sonntag) frühmorgens zum Grab? Was war dort passiert (2-4)?
  2. Wie bezeugte der Engel ihnen die Auferstehung Jesu (5.6)? Welchen Auftrag gab er ihnen (7)? Wie reagierten die Frauen (8)? Wie begegnete ihnen der auferstandene Jesus und welchen Auftrag gab er ihnen (9.10)?
  3. Wie reagierten die Wachen und die jüdischen Oberen auf die Nachricht von Jesu Auferste­hung (11-15)? Was machten sie, um die Tatsache der Auferstehung zu verhüllen?
  4. Wo begegnete der auferstandene Jesus seinen Jüngern wieder (16)? Beschreibe ihre Reaktion (17). Welche Macht ist Jesus gegeben (18; Eph 1,20-22; Phil 2,9-11)?
  5. Welchen Befehl gab der auferstandene Jesus seinen Jüngern aufgrund seiner Macht (19.20a)? Was meinte er damit? Welche Verheißung gab Jesus den Jüngern dabei (20b)? Denke über die großartige Bedeutung der Auferstehung nach und darüber, wie Gott seitdem in der Geschichte wirkt (24,14).
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