Predigt: Matthäus 14,22-33 (Sonderlektion Schulanfang)

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Die Hand Jesu

„Sofort streckte Jesus ihm die Hand hin und hielt ihn fest. »Du hast nicht viel Glauben«, sagte Jesus. »Warum hast du gezweifelt?«“

Matthäus 14,31 (NLB)

Sechseinhalb Wochen sind eine lange Zeit. Aber ich bin mir sicher, für viele von euch war die Zeit nicht lang genug. Morgen beginnt nicht nur für die meisten die Schule wieder. Für mich beginnt wieder der Arbeitsalltag. Es ist viel zu tun. Und es bleibt ein Gefühl der Belastung. Vielleicht geht es euch auch ganz anders. Vielleicht freut ihr euch wieder auf die Schule. Und vielleicht freut ihr euch, eure Freunde wiederzusehen.
Ganz egal wie ihr euch fühlt, ob ihr euch freut oder ob euch bange ist, die gute Nachricht ist, dass wir nicht allein ins neue Schuljahr gehen. Der heutige Text lehrt uns drei Dinge dazu:
1. Es gibt Dinge, die wir nicht in der Hand haben.
2. Es gibt Herausforderungen, denen wir uns stellen dürfen.
3. Wenn wir untergehen, gibt es eine Hand, die sich nach uns ausstreckt.

1. Es gibt Dinge, die wir nicht in der Hand haben.
Der Text beginnt damit, dass Jesus seine Jünger über den See schickte. Um euch einen kleinen Eindruck von der Landschaft zu geben, habe ich euch ein Foto vom See Genezareth mitgebracht. Es ist kein großer See. Heute droht der See auszutrocknen. Vor 2.000 Jahren hatte der See ungefähr 20-mal mehr Wasser als heute. Vers 22 sagte, dass Jesus seine Jünger drängte. Vielleicht wollten die Jünger eine ruhige Zeit haben. Aber Jesus hatte es anscheinend ausnahmsweise eilig. Nachdem er die Jünger weggeschickt hatte, ging er allein auf einen Berg, um dort zu beten.
Was war mit den Jüngern? Vers 24 sagt: „Währenddessen hatte sich das Boot weit vom Ufer entfernt und war in schweren Seegang geraten, denn ein starker Wind war aufgekommen.“ Die Jünger fuhren direkt in einen schweren Sturm hinein. Wer von euch hat schon einmal einen richtig starken Wind erlebt? Ein richtiger Sturm kann ziemlich furchteinflößend sein. Aber wisst ihr, wann ein Sturm richtig Angst machen kann? Wenn man sich dabei auf einem See in einem Boot befindet. Und wisst ihr was noch schlimmer ist als das? Wenn es auch noch stockdüstere Nacht ist. Genau das war es, was die Jünger erlebten.
Hier kommt eine ganz wichtige Lektion für uns alle. Die Jünger hatten es sich nicht ausgesucht, nachts über den See zu fahren. Das war allein Jesu Idee. Und genauso wenig habt ihr es euch ausgesucht, dass morgen die Ferien enden und ihr wieder in die Schule geht. Das war allein die Idee von …, ja wessen Idee eigentlich? Die Idee von Erwachsenen vor langer Zeit, die dachten, dass es eine ganz tolle Sache ist, Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Und niemand von euch hat sich die Schulpflicht ausgedacht. Das war die Idee von anderen Erwachsenen irgendwann im 17. Jahrhundert, weil sie sich gedacht haben, dass nicht nur ein paar, sondern am besten alle Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen lernen sollten. Wie dem auch sei: Ihr habt es euch nicht ausgesucht, in die Schule zu gehen.
In der Schule oder wo immer ihr euch in den kommenden Tagen und Wochen befinden werdet, gibt es viele Dinge, die wir nicht in der Hand haben. Hier sind ein paar Beispiele: Die Klasse, in welche ihr hineinkommt oder zu der ihr bereits gehört, wurde nicht von euch zusammengestellt. Damit einhergehend, kann man sagen, dass ihr euch die Mitschüler nicht selbst ausgesucht habt. Ihr habt die Mitschüler, die ihr habt, ganz egal, ob sie nett, oder ob ihr sie doof findet. Ihr habt in der Regel auch keinen Einfluss darauf, welche Lehrer ihr bekommt. Vielleicht hättet ihr euch ganz andere Lehrer ausgesucht oder vielleicht auch gewünscht. Aber ihr habt einfach die Lehrer, die ihr habt, und müsst damit klarkommen. Ihr habt auch keinen Einfluss darauf, wie einfach die Arbeiten und Tests werden. Vielleicht werden sie babyleicht. Vielleicht werden sie auch so schwer, sodass, obwohl ihr gelernt habt, ihr trotzdem nur die Note 3–4 bekommt. Vor allem habt ihr nicht in der Hand, wie der Schultag wird. Es können schöne, harmonische und friedliche Schultage sein. Es können aber auch Schultage sein, in denen jeden Tag ein neues Problem zum Vorschein kommt, wie Streit, Schlägereien, Drogen, Beziehungsprobleme usw.
D. h., wie die Jünger macht ihr euch im Boot über den See auf. Hoffentlich wird es eine ruhige und friedliche Fahrt. Aber es kann auch richtig ruppig, anstrengend und stürmisch werden. Tatsächlich ist es so, dass Stürme einfach unvermeidlich sind. Früher oder später fährt man in einen Sturm hinein: nicht unbedingt deshalb, weil ihr euch falsch verhalten habt, sondern obwohl ihr das Richtige getan habt.

2. Es gibt Herausforderungen, denen wir uns stellen dürfen.
Die Jünger Jesu kämpften stundenlang gegen Wind und Wellen. Irgendwann müssen sie körperlich völlig ermüdet sein. Ihr Kampf ging bis ungefähr 3 Uhr morgens. Und dann kam Jesus zu ihnen. Jesus ging auf dem Wasser. Wie würden wir darauf reagieren? Wie reagierten die Jünger? Vers 26: „Als ihn die Jünger sahen, schrien sie entsetzt auf, denn sie hielten ihn für einen Geist.“
Es gibt Momente, in denen wir uns wirklich freuen, wenn Hilfe naht. Aber es gibt auch Momente, in denen wir nicht nur keine Hilfe erwarten (obwohl das ein Fehler ist); wir erschrecken uns sogar, wenn Hilfe kommt, weil wir überhaupt nicht damit rechnen. Die Art und Weise, wie Jesus um 3 Uhr nachts inmitten des Sturmes zu ihnen kommt, ist in der Tat fast schon unheimlich. Es könnte der Höhepunkt in einem koreanischen Horrorfilm sein. Aber das ist es nicht. Jesus sagt ihnen: „Ich bin es! Habt keine Angst!“ Jesu Wort „ich bin es“ ist nicht einfach nur ein „Freunde, was ist los? Ich bin’s doch.“ Es ist das göttliche „ich bin“, die Stimme dessen, der alle Macht im Himmel und auf Erden hat, die Stimme, die so mächtig ist, dass selbst Wind und Wellen gehorchen müssen.
Petrus kannte die Stimme. Und er kam auf folgende ziemlich krasse Idee: „Herr, wenn du es wirklich bist, befiehl mir auf dem Wasser zu dir zu kommen.“ Petrus sah die Möglichkeit, etwas zu tun, was noch nie ein normaler Mensch getan hatte: mit Jesus zusammen auf dem Wasser zu laufen. Es wollte den Spaziergang seines Lebens machen. Jetzt kann man sich natürlich viele verrückte und gefährliche Dinge einfallen lassen, die man tun kann. Petrus‘ Aktion war aber nicht waghalsig wie Freeclimbing (ohne Absicherung Felswände hochzuklettern) oder Klippenspringen. Es war auch nicht einfach eine dämliche Mutprobe, auf die er sich einlassen wollte. So verrückt die Idee von Petrus war, Petrus war nicht unverantwortlich und seine Idee war nicht größenwahnsinnig. Denn es gab eine Sache, die er tat, die Extremsportler meistens nicht tun. Er bittet Jesus: „Herr, wenn du es wirklich bist, befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.“ Und Jesus antwortet auf diese Bitte: „Dann komm!“
Man kann ganz viel über diese Textstelle sagen. Ein christlicher Autor hat ein ganzes Buch über diesen Text geschrieben. Ich will nur eines sagen: in eurem Leben (ob in oder außerhalb der Schule) wird es Gelegenheiten geben, aus der Sicherheit eures Bootes auszusteigen. Vielleicht ist es eine Situation, in der ihr euch melden müsst, auch wenn ihr euch nicht melden wollt. Vielleicht ist es eine Situation, in der ihr herausgefordert seid, das Richtige zu tun oder zu sagen, wenn alle das Falsche tun. Vielleicht ist es eine Situation, in der ihr bekennen müsst, dass ihr an Jesus glaubt. Und vielleicht hört ihr ebenfalls die Worte Jesu „Dann komm!“ Wenn das der Fall ist, dann traut euch aus dem Boot. Wenn ihr das tut, dann fangt ihr an, mit Jesus auf dem Wasser zu gehen. Es beginnt der Spaziergang eures Lebens.

3. Wenn wir untergehen, gibt es eine Hand, die sich nach uns ausstreckt.
Petrus steigt aus dem Boot aus und geht auf dem Wasser, Jesus entgegen. Wahnsinn! Und genau, das muss sich Petrus gedacht haben: „Das ist Wahnsinn!“ Vers 30: „Als er sich aber umsah und die hohen Wellen erblickte, bekam er Angst und begann zu versinken. ‚Herr, rette mich!‘ schrie er.“ Petrus sank.
Ihr werdet früher oder später ganz sicher auch Momente haben, in denen ihr versinkt. Eines Tages werdet auch ihr erleben, wie der Wind zu stark und die Wellen zu hoch sind; ihr werdet euch fühlen, als ob ihr keinen Halt in eurem Leben habt. Es können richtige Niederlagen sein: in einer wichtigen Prüfung oder Arbeit durchzufallen; die Klasse wiederholen zu müssen. Es kann das Gefühl sein, richtig versagt zu haben. Oder nach einem Zeugnis für Jesus der Außenseiter der Schulklasse zu sein. Oder aus welchen Gründen auch immer einen richtig guten Freund oder Freundin verloren zu haben. Oder gesundheitlich so angeschlagen zu sein, dass man sein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe zu bekommen scheint. Auf der letzten Kinderkonferenz hat ein junges Mädchen namens Esther davon erzählt, wie sie nach einem Sturz von einem Pferd mehrfach operiert werden musste und im Zuge dessen einen praktisch gelähmten Arm hat. Sie ist ein Beispiel für eine Person, die wirklich gesunken ist.
Aber das ist nicht das Ende. Alles andere als das. Vers 31: „Sofort streckte Jesus ihm die Hand hin und hielt ihn fest.“ Die Hand Jesu lässt nicht auf sich warten. Der Text sagt, dass Jesus ihm die Hand sofort hinstreckte. Jesus hielt Petrus fest. Jesus zog ihm aus dem Wasser. Um diese Begebenheit noch einmal so zu erzählen, dass meine Jungs es verstehen können: in dem Film „Guardians of the Galaxy“ gibt es einen Stein, der so mächtig ist, dass er alles Organische in einer gewaltigen Explosion vernichtet. Nur die mächtigsten Wesen sind in der Lage, diesen Stein zu halten. Am Ende des Films will ein Bösewicht mit diesem Stein einen ganzen Planeten vernichten. Der Held schnappt sich diesen Stein, nimmt ihn in die Hand, und der Stein fängt an, seinen Körper zu zersetzen. Aber dann hört er die Worte seiner krebskranken und sterbenden Mutter: „Peter, nimm meine Hand.“ Nur ist es nicht seine Mutter, es ist seine beste Freundin. Er nimmt ihre Hand. Zwei weitere Freunde berühren ihn. Und gemeinsam bezwingen sie die Macht des Steins. Peter wurde gerettet, weil er die Hand seiner Freunde in Anspruch nahm.
Jesus reichte Petrus die Hand. Ich hatte mir überlegt, warum Jesus Petrus auf diese Weise rettete. Jesus hätte mit dem Finger schnipsen und Petrus zurück aufs Boot beamen können. Jesus hätte in die Hände klatschen können und Petrus würde einen Meter über der Wasseroberfläche schweben. Jesus tat nichts dergleichen. Er reichte ihm die Hand und hielt ihn fest. Mehr brauchte es nicht. Es ist so einfach, so physisch, so real. Es brauchte kein weiteres Wunder. Oder anders gesagt: die Tatsache, dass der allmächtige Gott, der Himmel und Erde gemacht hatte, in Jesus Christus ihm die Hand reichte, das war bereits Wunder genug.
So gesegnet Petrus auch war, bekommen wir noch einmal einen ganz anderen Segen. Jesus hält uns nicht nur seine Hand hin. Es ist die durchbohrte Hand. Es ist die Hand desjenigen, der für uns am Kreuz starb. Es ist die Hand dessen, der uns unendlich liebt. Jesus lässt dich nicht im Stich, er lässt dich niemals im Stich, weil du in seinen Augen, so wertvoll bist, dass er für dich starb.
Liebe Schülerinnen, liebe Schüler, für das neue Schuljahr wünsche ich einem jeden von euch, dass ihr die rettende Hand Jesu erfahrt.

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Fragebogen: Matthäus 14,22-33 (Sonderlektion Schulanfang)

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Jesus geht auf dem Wasser

 „Aber sogleich redete Jesus mit ihnen und sprach: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht.“

(Matthäusevangelium 14,27)

  1. Lies die Verse 22-23. Warum denkst du, drängte Jesus die Jünger ins Boot zu steigen? Warum fuhr Jesus nicht mit ihnen? Was können wir durch Jesu Tat lernen?
  2. Lies die Verse 24-26. Die Jünger gerieten plötzlich in einen Sturm. Hast du in deinem Leben schon etwas Ähnliches erlebt? Warum glaubten die Jünger nicht, dass es Jesus war? Lies die Stelle Markus 6,51-52. Was bedeutet es, ein verhärtetes Herz zu haben? Was sind die Gründe dafür? Was können wir tun, um unser hartes Herz zu öffnen?
  3. Lies Vers 27. Warum sagte Jesus seinen Jüngern: „Seid getrost!“? Warum heißt es in der Bibel so oft, dass wir getrost sein oder dass wir uns nicht fürchten sollen? Wie verstehst du „getrost sein“ (Matthäus 9,22; Johannes 16,33)? Was ist die tiefere Bedeutung von „Ich bin’s“ (2.Mose 3,14)?
  4. Lies die Verse 28-33. Warum bat Petrus Jesus mit einem Bedingungssatz? Petrus will auf dem Wasser zu der Person gehen, wenn sie Jesus ist. Was sagt das über die Beziehung zwischen Petrus und Jesus? Was ist der wahre Grund, aus dem Petrus dann ins Wasser sank? Was bedeutet es, zu zweifeln? Was tat Petrus, als er anfing, unterzugehen? Was können wir von Petrus‘ Zweifeln und seinem Verhalten danach lernen? Und von Jesu Antwort?
  5. Wie kannst du dieses Ereignis auf dein Leben beziehen? Hat Jesus jemals in deinem Leben auf deinen Hilferuf geantwortet? Wenn nicht, würdest du das gerne erleben? Dieses Ereignis, in dem Jesus auf dem Wasser geht, wird auch in Markus 6,45-52 und Johannes 6,16-21 beschrieben. Was ist der Hauptunterschied zwischen der Erzählung im Matthäusevangelium und der in den anderen beiden Evangelien? Was wollte Matthäus betonen?
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Predigt: Psalm 27,1-5 – Zum Schuljahresanfang 2021

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Der HERR ist dein Licht und dein Heil

„Der HERR ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist die Zuflucht meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen?”

Psalm 27,1

Ich glaube, dass die meisten von uns sich wünschen, etwas mutiger zu sein. Ich wünschte mir, dass ich frei von Angst und Sorgen leben könnte. Und genau darum geht es im heutigen Text und in der heutigen Predigt. Wir wollen als erstes darüber nachdenken, warum wir keine Furcht zu haben brauchen. Und als zweites wollen wir darüber reden, wie wir ein Leben ohne Furcht führen können.

Erstens, warum keine Furcht?
David, der Psalmist, macht eine erstaunliche Aussage: „vor wem sollte ich mich fürchten? … Vor wem sollte mir bangen?“ Keine Furcht, keine Angst. Und gleichzeitig sind die Situationen, die er erwähnt, ziemlich krass. In Vers 2 sagt er: „Dringen Böse auf mich ein, um mein Fleisch zu verschlingen, meine Bedränger und Feinde…“ Die Neuer Genfer Übersetzung sagt es so: „Wenn boshafte Menschen über mich herfallen, um mich mit Haut und Haaren zu verschlingen, meine Gegner und Feinde…“ Hier ist wirklich die Rede von Menschen, die wirklich gar nichts für David übrighaben. Sie wollten David nicht nur umbringen, sondern auch grillen und essen.
Und in Vers 3 sagt er: „Mag ein Heer mich belagern…“ In dem Film der Herr der Ringe, Die zwei Türme, ist eine der eindrücklichsten Szenen, wenn die Festung Helms Klamm belagert wird. Man sieht eine gewaltige feindliche Armee mit 10,000 starken, bis an die Zähne bewaffneten Soldaten die aus der Ferne anrückt. Die Armee trifft am Abend an. Für die Krieger der Festung ist das der furchterregendste Moment: es ist die Stille vor dem Sturm, der trügerische Friede vor der großen Schlacht, zu wissen, dass die Armee da draußen eigentlich zahlenmäßig weit größer ist als die eigene. Und trotzdem hat David überhaupt keine Angst: „Mein Herz wird nicht verzagen. Mag Krieg gegen mich toben: Ich bleibe dennoch voll Zuversicht.“ David schien jemand zu sein, dem gar nichts aus der Bahn werfen konnte. Keine Situation war zu groß, keine Bedrohung zu schrecklich, keine Gefahr zu imminent, als dass er anfangen würde, sich Sorgen zu machen. Und das ist wirklich erstaunlich.
Morgen ist es endlich so weit. Nach sechseinhalb viel zu langen und viel zu kurzen Wochen beginnt die Schule wieder. Ich glaube, dass sich die meisten schon ein wenig darauf freuen. Und falls ihr Schüler euch gar nicht freuen solltet, eure Eltern freuen sich bestimmt ein wenig. Neues Schuljahr bedeutet auch neue Herausforderungen. Für manche ist es das erste Jahr an der Schule oder das erste Jahr an einer neuen Schule. Für manche ist es das letzte Jahr an der Schule, weil ihr in diesem Schuljahr euren Abschluss macht. Vielleicht habt ihr Fragen wie: „wird das mit dem Schulabschluss alles klappen? Was kommt danach?“ Andere von euch fragen sich vielleicht: „Wie wird die neue Schule? Werde ich bald neue Freunde finden? Werden die Mitschüler nett sein?“
Ich hoffe, dass die meisten von euch mit ziemlich viel Zuversicht und guter Hoffnung ins neue Schuljahr starten. Aber vielleicht ergeht es manchen so ähnlich wie mir: ich fand die Schule nicht so toll. An manchen Tagen konnte ich die Schule nicht ausstehen. Während meiner Zeit am Gymnasium bin ich viele hunderte Male über die Neckarbrücke gegangen. Immer wieder kam es vor, dass morgens die Feuerwehr im Blaulicht an mir vorbei gerauscht ist. Und ich kann mich daran erinnern, dass ich mir immer wieder gewünscht hatte, dass es die Schule ist, die brennt. Das Feuer war immer an der Uni (wahrscheinlich am chemischen Institut) und niemals an der Schule. Während meiner Schulzeit war ich zwar kein richtiger Außenseiter. Aber gleichzeitig habe ich mich nie wirklich akzeptiert gefühlt. Ich hatte nie den Eindruck, dass ich einfach ich selbst sein kann. Vielleicht mag es manchen von euch ähnlich gehen. Falls nicht, gut für dich!
Wie dem auch sei, vielleicht haben manche von euch doch die ein oder andere Sorge, die euch in das neue Schuljahr begleitet. Viele Kinder haben Angst vor Ablehnung. Die Sorgen müssen natürlich nichts mit der Schule an sich zu tun haben. Viele haben Angst um ihre Eltern, dass ihnen etwas passiert oder dass sie sich scheiden lassen. Viele Kinder machen sich Sorgen um die Welt da draußen: Kriege und Terror, Armut, Klimawandel. Ganz egal was der Grund für deine Sorgenfalten ist, es gab und gibt Menschen, die alle deine Sorgen bereits durchgemacht haben. David war spricht hier von kannibalisch veranlagten Feinden, aufziehenden Armeen und tobenden Kriege. Frage ist dann natürlich: warum hatte David keine Angst? Woher kam seine völlige Freiheit von Furcht?
Wir finden die Antwort in Vers 1: „Der HERR ist mein Licht und mein Heil: vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist die Zuflucht meines Lebens: vor wem sollte mir bangen?“ Davids Antwort auf Furcht und Angst war der HERR: Gott selbst. Gott ist Licht, Heil (oder Rettung) und Schutz. Licht, Rettung und Schutz sind alles Begriffe, die so viel Bedeutung haben, dass man Bücher dazu schreiben könnte (das wurde auch schon gemacht). Wir wollen gar nicht so tief darauf eingehen heute. Ich möchte an dieser Stelle nur folgendes sagen: jeder Mensch sucht Licht, Rettung und Schutz, weil jeder Mensch auf Licht, Rettung und Schutz angewiesen ist. Wir können nicht ohne das Leben. Ihr alle wollt wissen, weshalb ihr in der Schule ackert, was der Sinn dahinter ist und was der Sinn von eurem Leben ist. Das ist Licht. Ihr alle wollt die Gewissheit haben, dass euer Leben am Ende des Tages gut ausgeht und dass Glück und Freude auf euch warten. Das ist Rettung. Und ihr alle wollt wissen, dass ihr trotz allen Gefahren und Bedrohungen sicher seid. Das ist Schutz. Ihr verwendet vielleicht nicht unbedingt diese Begriffe. Z.B. wenige Menschen heute, wenige Freunde von euch würden sagen: „Ich brauche Rettung!“ Gerettet von was überhaupt würden sie fragen? Und trotzdem ist jeder Mensch praktisch ohne Ausnahme unablässig auf der Suche danach.
Hier ist jetzt der zentrale Punkt: Gott war für David genau das: Licht, Rettung und Schutz. D.h., dass Gott für David absolut war. Oder anders gesagt, für David war Gott das Größte, das Höchste und das Wichtigste in seinem Leben. Angst haben wir immer dann, wenn etwas in Gefahr ist, was uns lieb und teuer ist. Wenn Gott die Person ist, die du am meisten liebst, dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen, weil Gott ewig und allmächtig ist. Wenn alles in deinem Leben den Bach runter geht, aber du hast Gott, dann hast du immer noch ein Happyend. Wenn du alles, was du hast, verlierst, aber du hast Gott, dann hast du gar nichts verloren. Gott ist größer als alles, was dir das Leben geben kann; Gott ist größer als alles, was der Tod dir nehmen kann.
Die Frage ist, ob du diesen Gott hast oder nicht. Das ist das Geheimnis eines sorgenfreien Lebens.

Zweitens, wie können wir frei von Furcht und Sorgen leben?
Wir finden mindestens zwei Antworten auf diese Frage im Text. Die eine Antwort finden wir gleich in Vers 1. David sagte nicht einfach: „Der HERR ist Licht und Heil.“ Das hätte nicht ausgereicht, ihm die Angst und Furcht zu nehmen. Er sagte: „Der HERR ist mein Licht und mein Heil: vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist die Zuflucht meines Lebens: vor wem sollte mir bangen?“ Das Wort „mein“ ist hier wirklich entscheidend. Gott war nicht einfach nur Licht und Heil für den Richter Samuel oder für die Eltern von David. Gott war sein Gott.
Frage ist, wie sehr das auf euch zutrifft. Ist der HERR wirklich dein Gott? Nicht nur der Gott deiner Geschwister oder der Gott deiner Freunde, sondern dein Gott? Auch nicht nur der Gott deiner Eltern, sondern wirklich dein persönlicher Gott? Es reicht nicht aus, dass deine Eltern fromm sind und deine Eltern an Gott glauben. Die Frage ist, ob du fromm bist und an Gott glaubst. Es reicht nicht aus, dass deine Eltern leidenschaftliche Beter sind. Die Frage ist, ob du selbst ein leidenschaftlicher Beter bist. Uwe Schäfer hatte mal gesagt, dass Gott keine Enkelkinder hat. Gott hat nur Kinder. Besser kann man es kaum sagen. Bist du ein Kind Gottes?
Die zweite Antwort finden wir in Vers 4: „Eines habe ich vom HERRN erfragt, dieses erbitte ich: im Haus des HERRN zu wohnen alle Tage meines Lebens; die Freundlichkeit des HERRN zu schauen und nachzusinnen in seinem Tempel.“ Für David gab es eine Priorität im Leben; eine einzige Ausrichtung; ein einziges klares Ziel vor Augen: im Haus des HERRN wohnen alle Tage seines Lebens. Und das ist vielleicht nicht ganz so klar zu erfassen. Ich möchte versuchen, es so gut es geht, zu erklären, was das bedeutet.
Es bedeutet zum einen, dass Gott in unserem Leben real wird. Vor einigen Jahren hat eins meiner vier Kinder beim Spielen eine Glühbirne kaputt gemacht. Nicht nur das, natürlich ist er dann in das zerbrochene Glas getreten. Der Kinderarzt hat versucht die Scherben aus dem Fuß zu entfernen. Aber Tage und Wochen später hatte unser Sohn immer noch Schmerzen. Als sein Fuß dann geröntgt wurde, wurde eine weitere Scherbe im Fuß gefunden. Er wurde dann schließlich unter Vollnarkose operiert, und die Chirurgin war in der Lage, die Scherbe zu empfehlen. Als unser Sohn aus der Narkose aufgewacht ist, hat er angefangen, sich über starke Schmerzen zu beklagen. Ich bat die Ärzte um Hilfe. Aber es dauerte eine Weile, bis sie kommen konnten. Schließlich habe ich das getan, was alle verzweifelten Eltern in dieser Situation getan hätten: ich habe dem Kleinen mein Tablet gegeben. Sobald er mein Tablet hatte, waren alle Schmerzen vergessen. Er war so vertieft in das Spiel, dass alles drumherum keine Rolle mehr spielte. Kurz danach kamen die Ärzte rein: „Wir wollten noch einmal vorbeischauen, wegen seinen Schmerzen…“ Sie sahen den Kleinen mit dem Tablet und meinten dann nur zu mir: „Ihm geht es gut.“
Was war passiert? Mein Sohn hat in seiner Begeisterung am Tablet völlig vergessen, dass er Schmerzen hatte. Seine Schmerzen waren nur kleine Unannehmlichkeiten im Vergleich mit dem Vergnügen, mit Papas Tablet zu spielen. Hier ist der Punkt: Gott will in deinem Leben so real werden; eigentlich noch viel realer als das. Er will so präsent in deinem Leben sein, dass alles andere, deine Familie, deiner Freunde, deine Schule zur Nebensache werden. Er will diesen Fokus, diese Art von Aufmerksamkeit und Hingabe von dir wie ein Kind sich einem Tablet zuwendet.
Und das bringt mich zum nächsten Punkt: Gott will von dir gesucht werden. Der christliche Philosoph Dallas Willard hat etwas gesagt, was mich sehr zum Nachdenken gebracht hat. Frage ist: ist Gott verborgen? Versteckt sich Gott vor uns? Seine Antwort war: ja. Hier ist sein Argument: Gott ist so überwältigend groß, dass wenn Er sich nicht vor uns verbergen würde, er einfach unausweichlich wäre. Die Frage ist dann natürlich: warum versteckt sich Gott vor uns? Wenn er sich einfach zeigen würde, würden alle Menschen wissen, dass es ihn gibt. Antwort lautet: Gott versteckt sich vor uns, weil Er will, dass du ihn suchst. Wenig später im Psalm heißt es deshalb auch: „Mein Herz denkt an dich: Suchet mein Angesicht! Dein Angesicht, HERR, will ich suchen.“
Vorhin habe ich gesagt, dass Gott das Beste ist, was uns passieren kann: Er ist unser Licht, unsere Rettung und unser Schutz. Er ist der größte Reichtum, den wir empfangen können. Aber Gott drängt sich niemanden auf. Gott zwingt dich nicht zu deinem Glück. Gott will, von dir gesucht werden, bevor er sich von dir finden lässt. Gott will, dass du seine Gemeinschaft und Hilfe willst. Gott will, dass du ihn in dein Leben einlädst, weil er dich bereits in sein Leben eingeladen hat. Gott will, dass du ihn willst.

Zum Schluss, liebe Schülerinnen und Schüler, wenn ihr euch auf diesen Gott einlässt und wenn ihr seine Gegenwart sucht, könnt ihr darauf vertrauen, dass Gott mit euch ist. Wenn euer Rucksack schwer auf euren Schultern liegt, Gott ist mit euch. Wenn euer Ranzen zu leicht ist, weil ihr die Hälfte der Schulsachen zu Hause vergessen habt, Gott ist mit euch. Wenn ihr in der Schule von besten Freunden umgeben seid, Gott ist mit euch. Wenn ihr euch in der Schule allein gelassen fühlt und denkt, dass niemand euch verstehen kann, Gott ist mit euch. Wenn es den einen Lehrer gibt, der euch tierisch auf den Zeiger geht, Gott ist mit euch. Wenn ihr in der Pause euer Brot esst, Gott ist mit euch. Wenn ihr eine schwere Arbeit zu schreiben habt, Gott ist mit euch. Wenn die Arbeit vor allem deshalb schwer ist, weil ihr zu wenig gelernt habt, Gott ist mit euch. Wenn ihr euch fürchtet, wie ihr die Note 4-5, die ihr geschrieben habt, zu Hause den Eltern beibringen wollt, Gott ist mit euch. Gott ist mit euch auf dem Hin- und auf dem Rückweg, in und außerhalb der Schule, vor und nach dem Unterricht. Gott ist vor euch und hinter euch, er steht euch links und rechts zur Seite, er geht euch voran und hält euch den Rücken frei, er umgibt euch von allen Seiten und hält seine Hand über euch. Er ist euer Licht, eure Rettung und euer Schutz.

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