Predigt: Lukas 23,50 – 24,53

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Er öffnete ihnen das Verständnis für die Schrift

„Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden.“

(Lukas 24,45)

Danken wir Gott für seinen Segen auf unser Studium des Lukasevangeliums! Im heutigen letzten Kapitel geht es um Jesu Auferstehung. Viele Menschen haben Schwierigkeiten, das Ereignis der Auferstehung zu fassen, weil die Auferstehung außerhalb unseres Erfahrungsbereichs liegt und ihm scheinbar widerspricht. Lukas berichtet als Wissenschaftler über Jesu Auferstehung sachlich, detailliert und in chronologischer Reihenfolge. Er schildert ausführlich auch ein Gespräch zwischen dem auferstandenen Jesus und zwei Jüngern, von dem die anderen Evangelien nicht berichten. Lukas‘ Bericht macht schonungslos deutlich, dass auch Jesu Jünger Schwierigkeiten hatten, seine Auferstehung zu fassen. Aber sein Bericht zeigt auch deutlich, auf welche Weise Jesus ihnen half, seine Auferstehung wirklich zu begreifen. Möge Gott jedem von uns helfen, auf sein Wort zu hören und es gut zu verstehen, sodass wir mit klarem Glauben an die Auferstehung leben können!

Teil 1: Jesu Grablegung (23,50-56)
Unser Text beginnt mit dem letzten Abschnitt von Kap. 23 (23,50-56). Josef war ein Ratsherr, der der Entscheidung seiner Kollegen, Jesus zu verurteilen, nicht zugestimmt hatte. Er wartete auch auf das Reich Gottes. Nachdem Jesus am Kreuz gestorben war, fasste er Mut und ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Er nahm Jesu Leichnam vom Kreuz ab, wickelte ihn in ein Leintuch und legte ihn in ein Felsengrab, in dem noch nie jemand gelegen hatte. Jesus musste so eilig beerdigt werden, weil am Freitagabend für die Juden der Sabbat anbrach und das Passafest begann und Begräbnisse vorher erfolgen mussten. Lukas erwähnt an dieser Stelle wieder die Frauen, die mit Jesus aus Galiläa gekommen waren und Jesus nicht nur bis zum Kreuz folgten, sondern bis ans Grab, sodass sie sahen, wie sein Leichnam dort hineingelegt wurde. Danach gingen sie wieder in die Stadt und bereiteten wohlriechende Öle, mit denen sie Jesu Leichnam salben wollten, sobald der Sabbat vorbei ist. Jesu Begräbnis durch einen Jünger vor den Augen von glaubhaften Zeugen belegt, dass Jesus wirklich gestorben ist.

Teil 2: Eine große Überraschung (24,1-12)
Was passierte, als der Sabbat vorbei war? Kap. 24 beginnt mit der Beschreibung der treuen Frauen, die am Sonntag frühmorgens mit den wohlriechenden Ölen zum Grab gingen. Zu ihrer Überraschung war der Stein vor dem Eingang der Grabhöhle weggewälzt, und als sie in die Grabkammer hineingingen, fanden sie den Leib Jesu nicht. Als sie darüber ratlos waren, traten zwei Männer in glänzenden Kleidern zu ihnen. Die Frauen erschraken bei ihrem Anblick und neigten ihr Angesicht zur Erde. Ihre ehrfürchtige Reaktion weist darauf hin, dass es sich bei den beiden Männern in glänzenden Kleidern um Engel handelte. Was sagten sie zu den Frauen? Sie sagten: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden“ (5b.6a). Die Frauen waren gekommen, um den Leichnam Jesu zu salben und ihm so einen letzten Liebesdienst zu erweisen. Aber ihr Vorhaben war völlig unangebracht; denn Jesus war nicht mehr bei den Toten, sondern er war auferstanden. Mit diesen Worten verkündigten die Engel den treuen Frauen als ersten Menschen überhaupt die großartige Tatsache, dass Jesus auferstanden ist.

Wie halfen sie ihnen auch, die Tatsache von Jesu Auferstehung wirklich zu fassen? Sie sagten weiter: „Gedenkt daran, wie er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war und sprach: Der Menschensohn muss überantwortet werden in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen“ (6b.7). Sie forderten die Frauen dazu auf, sich an Jesu Worte zu erinnern, dass er an die Sünder ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen muss. Jesus hatte seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung am dritten Tag dreimal angekündigt und als ein göttliches Muss bezeichnet. Die Erinnerung an Jesu Worte sollte den Frauen helfen, Gottes Ratschluss zu verstehen und Jesu Tod und seine Auferstehung als Teil seines Ratschlusses zu begreifen. Vers 8 sagt: „Und sie gedachten an seine Worte.“ Als sie sich an Jesu Worte erinnerten, fingen sie an, die unfassbaren Ereignisse aus der Sicht von Gottes Ratschluss zu verstehen und zu begreifen. Sie gingen wieder nach Jerusalem und verkündigten alles den elf Aposteln und allen anderen Jüngern. Wie reagierten die Jünger darauf? Vers 11 sagt: „Und es erschienen ihnen dies Worte, als wär’s Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht.“ Die Jünger taten die Worte der Frauen als Geschwätz ab. Ihre ablehnende Reaktion zeigt, wie enttäuscht und verzweifelt sie über Jesu Tod waren. Sie waren innerlich so verzweifelt, dass sie keinen Raum hatten, die Tatsache von Jesu Auferstehung wahrzunehmen. Petrus stand immerhin auf und lief zum Grab, um sich selbst ein Bild zu machen. Als er sich ins Grab hineinbückte, sah er darin tatsächlich nur die Leinentücher. Das leere Grab war ein Indiz für Jesu Auferstehung. Aber Petrus konnte es nicht geistlich fassen. Er ging davon und wunderte sich (8). Jesu Jünger brauchten dringend geistliche Hilfe.

Teil 3: Ein einmaliges Bibelstudium (13-35)
Bevor Lukas darüber berichtet, wie der auferstandene Jesus den elf Jüngern half, berichtet er zuerst über das Gespräch zwischen ihm und zwei Jüngern, die unterwegs waren. Diese Jünger gehörten nicht zum Kreis der Apostel, wir erfahren nur von einem, dass er Kleopas hieß. Sie waren auf dem Weg nach Emmaus, einem Dorf, das von Jerusalem etwa elf Kilometer entfernt lag und vermutlich ihr Heimatdorf war. Sie unterhielten sich unterwegs über alle Ereignisse, die in den letzten Tagen passiert waren. Während sie darüber redeten, kam Jesus selbst in ihre Nähe. Vers 16 sagt, dass ihre Augen gehalten wurden, sodass sie ihn nicht erkannten. Sie waren so fest in ihren ungläubigen Gedanken, dass ihre Augen unfähig waren, den auferstandenen Jesus, den sie für tot hielten, zu erkennen. Der Vers kann auch bedeuten, dass Gott die Jünger aktiv daran hinderte, Jesus sofort zu erkennen, weil sie erst eine geistliche Vorbereitung brauchten, um seine Auferstehung wirklich fassen zu können.

Jesus mischte sich unauffällig in ihr Gespräch ein, indem er fragte, über was sie denn so intensiv redeten. Sie blieben traurig stehen und fragten, ob er denn der Einzige in Jerusalem ist, der nicht weiß, was dort passiert war. Dann erzählten sie, wie Jesus von den Hohenpriestern zum Tod verurteilt und gekreuzigt worden war. Sie drückten ihre Hoffnung aus, dass Jesus der Erlöser Israels wäre, die nun in ihnen zerbrochen war. Sie erzählten auch von dem Zeugnis der Frauen, die am Grab waren und seinen Leib nicht gefunden hatten und Engel gesehen hatten, die ihnen sagten, dass Jesus lebt. Sie wussten auch, dass einige Jünger am Grab waren und bestätigten, dass das Grab leer war. Aber sie konnten aus allem nicht die Schlussfolgerung ziehen, dass Jesus auferstanden waren, sondern kehrten traurig und enttäuscht in ihr Dorf zurück.

Wie half ihnen der auferstandene Jesus? Betrachten wir die Verse 25 und 26: „Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ Jesus tadelte sie dafür, dass sie töricht waren und zu träge im Herzen, all dem zu glauben, was in der Schrift über ihn stand. Jesus hatte Verständnis für ihre geistliche Lage, aber er zeigte kein Mitleid. Jesus tadelte sie dafür, dass nicht an die Auferstehung glaubten, weil sie nicht an das glaubten, was Gott durch die Propheten über den Christus gesagt hatte. Nicht an das zu glauben, was man eigentlich aus der Bibel weiß, ist nach diesem Wort Jesu töricht und ist eine Folge eines zu trägen Herzens.

Aber Jesus beließ es nicht bei seinem Tadel. Danach fing er bei Mose und allen Propheten an und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war. Jesus war überzeugt, dass die Jünger klaren Glauben erlangen würden, wenn sie die Schrift richtig erklärt bekommen und verstehen. Jesus betrachtete bei seinem Bibelstudium besonders die Stellen, die von ihm reden oder auf ihn hinweisen. Dieses Bibelstudium muss hoch interessant gewesen sein und lange gedauert haben. Als Jesus und die beiden Jünger in die Nähe von Emmaus kamen, war es schon gegen Abend. Der rote Faden und Hauptpunkt von Jesu Bibelstudium war das, was er im Vers 26 sagte: „Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“

Der Verfasser Lukas hat wie immer nur das Nötigste berichtet, sodass wir hier nicht erfahren, welche Bibelstellen Jesus mit den Jüngern betrachtet hat. Aber von Jesu Fragestellung im Vers 26, warum der Christus so sehr leiden und in seine Herrlichkeit eingehen musste, bekommen wir doch eine Vorstellung davon, welche Stellen Jesus mit ihnen betrachtet hat. Bestimmt hat er mit ihnen die Stelle in Jesaja 53 betrachtet, wo über den Messias gesagt wird: „Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn“ (Jesaja 53,4-7). Der Christus musste so viel leiden und am Kreuz zerschlagen werden wegen unsrer Sünde. Er musste so viel leiden, weil unsere Sünde uns von Gott unüberwindbar trennt und zwangsläufig Gottes Gericht und Strafe nach sich zieht. Von seinem Status und Recht her musste Jesus überhaupt nicht leiden. Aber weil Gott uns so liebt, dass er uns um jeden Preis retten will, wegen der Logik seine Liebe musste der Christus doch den Tod am Kreuz erleiden und an unserer Stelle sterben, um für uns Sühne und Vergebung zu schaffen. Sicher hat Jesus auch den Psalm 22 betrachtet, in dem sein Leiden prophetisch sehr anschaulich beschrieben wird. Noch viele andere Stellen in der Schrift sagen das Leiden des Christus voraus. Jesus musste so viel leiden, weil Gott es vorausgesagt hat und sein Wort erfüllt werden muss.

Jesus lehrte die Jünger auch, warum der Christus nach seinem Leiden auferstehen und in seine Herrlichkeit eingehen musste. Jesus musste auferstehen und in seine Herrlichkeit eingehen, weil es nicht sein kann, dass der allmächtige Gott seinen Sohn dem Tod überlässt, obwohl er viel mächtiger ist als der Tod. Jesus musste von den Toten auferstehen, weil Gottes Rettungswerk sonst unvollständig wäre und niemanden zum ewigen Leben führen könnte. Vor allem musste Jesus nach seinem Tod auferstehen und in seine Herrlichkeit eingehen, weil Gott es in der Schrift vorausgesagt hat.

Wir wissen nicht genau, an welchen Stellen Jesus das den beiden Jüngern erklärt hat. Bestimmt hat Jesus den Psalm 16 betrachtet. Diesen Psalm hat einige Wochen später auch Petrus in seiner Predigt an Pfingsten gebraucht, um den Menschen die Auferstehung Jesu zu bezeugen. Dabei sagte er: „Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch mächtige Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst – diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Ungerechten ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Den hat Gott auferweckt und hat ihn befreit aus den Wehen des Todes, denn es war unmöglich, dass er vom Tode festgehalten wurde.“ Petrus verkündigt zunächst die Tatsache, dass Jesus nach Gottes Ratschluss getötet wurde, und dass Gott ihn dann auferweckt und aus den Wehen des Todes befreit hat. Und danach sagt er, dass es unmöglich war, dass Jesus vom Tod festgehalten wurde, dass Jesus also von den Toten auferstehen musste. Warum? Petrus sagt als Antwort: „Denn David spricht von ihm …“ Der Grund, warum Jesus auferstehen musste, war, dass Gott das in der Schrift vorausgesagt hat. Petrus zitiert an dieser Stelle aus Psalm 16, einem Psalm Davids: „Ich habe den Herrn allezeit vor Augen, denn er steht mir zur Rechten, dass ich nicht wanke. Darum ist mein Herz fröhlich und meine Zunge frohlockt; auch mein Leib wird ruhen in Hoffnung. Denn du wirst meine Seele nicht dem Reich des Todes überlassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung sehe.“ (Psalm 16,8-10). Gott hatte durch David vorausgesagt, dass sein Heiliger nicht die Verwesung sehen würde. Petrus macht klar, dass sich diese Prophezeiung nicht auf David selbst bezogen hat. Denn David war ein Mensch und ist wie andere Menschen gestorben und begraben worden, und sein Grab gab es damals noch in Jerusalem. Petrus bezeugt klar, dass dieses Schriftwort eine Verheißung ist, die sich auf den Messias bezieht, den einzigen wahrhaft „Heiligen“, auf Gottes einzigen Sohn Jesus. Weil Gott durch David vorausgesagt hat, dass er seinen Heiligen nicht der Verwesung überlassen wird, hat Gott Jesus nach seinem Tod für uns wieder auferweckt und ihm ewiges Leben gegeben.

Viele weitere Stellen in der Schrift weisen auf die Auferstehung des Christus hin. Zum Beispiel sagt die Stelle in Jesaja 9, dass der Christus ewig herrschen und ein Reich aufrichten wird, das kein Ende hat (Jesaja 9,6). Im Buch Jona lesen wir die bekannte Geschichte von dem ungehorsamen Propheten, der vor Gott fliehen wollte, weil er nicht bereit war, Gottes Befehl zu gehorchen und den Menschen in Ninive Gottes Gericht zu predigen. Der dann auf dem Schiff in einen schweren Sturm kam und ins Meer geworfen wurde und von einem Fisch verschluckt und wieder an Land gespien wurde. Ich denke, jeder von euch kennt diese Stelle. Viele Leute haben überlegt, wie das möglich war, dass Jona im Bauch eines Fisches überleben und dort beten konnte. Es war auf jeden Fall ein Wunder Gottes. Aber habt ihr euch auch schon mal gefragt, warum Gott für diesen ungehorsamen Mann so einen Aufwand betrieben und so ein spektakuläres Wunder vollbracht hat? Natürlich tat Gott dieses Wunder, um seinem Diener zu helfen, Buße zu tun und Gottes Auftrag doch auszuführen, weil Gott dadurch viele Menschen in der Stadt Ninive retten wollte. Aber das Wunder, dass Jona drei Tage im Bauch eines Fischs war und danach weiterleben konnte, hat noch eine viel größere Bedeutung. Diese Bedeutung hat Jesus selbst erklärt, als er sagte: „Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein“ (Matthäus 12,40). Das Buch Jona erzählt also nicht nur von Gottes Hilfe für einen seiner Propheten. Es weist auf ein viel größeres Wunder hin, das Gott an seinem wahren Knecht vollbringen wollte, den er am dritten Tag aus dem Reich des Todes zum ewigen Leben erwecken wollte. Und dieses Wunder hat auch eine viel größere Bedeutung. Denn während Jonas Rettung aus dem Bauch des Fischs zur Rettung der einer großen heidnischen Stadt führte, führt Jesu Rettung aus dem Reich des Todes zur Rettung aller Menschen in der ganzen Welt, die dieses Heilswerk Gottes für sich annehmen.

Jesus muss den beiden Jüngern noch viele weitere Schriftstellen erklärt haben, die darauf hinweisen, dass der Christus leiden und dann in seine Herrlichkeit eingehen musste. Gottes Worte müssen in ihren Herzen gewirkt haben. Als sie in die Nähe ihres Dorfs kamen, baten sie Jesus, bei ihm zu bleiben. Als Jesus dann mit ihnen am Tisch saß und das Brot brach, erkannten sie ihn, vielleicht an der Art und Weise, wie er das Brot gebrochen hat. Als das Wort Gottes in ihren Herzen wirkte, reichte eine Kleinigkeit, damit sie den auferstandenen Jesus erkennen konnten. Ihre Augen wurden schlagartig geöffnet. Sobald sie Jesus erkannten, verschwand er vor ihnen. Sie sagten: „Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?“ Durch Jesu Bibelstudium hatten Gottes Worte in ihren Herzen gewirkt und sie befähigt, die Auferstehung als Gottes Ratschluss zu begreifen, sodass sie schließlich den auferstandenen Jesus erkennen konnten. Danach eilten sie den ganzen Weg nach Jerusalem zurück, um den anderen Jüngern zu erzählen, was sie erlebt hatten. Zu ihrer Überraschung sagten ihnen die Jünger in Jerusalem: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen.“ Der auferstandene Jesus war inzwischen auch Petrus erschienen. Dann erzählten sie von ihrer Begegnung mit dem auferstandenen Jesus, ihrem Bibelstudium mit ihm und wie sie ihn erkannten.

Teil 4: Jesus erscheint den Jüngern (36-53)
Schließlich erschien der auferstandene Jesus auch den elf Jüngern. Er erwies sich vor ihnen als der Lebendige, indem er ihnen seine Hände und seine Seite zeigte, wo seine Wundmale noch zu sehen waren. Die Jünger konnten vor Freude aber immer noch nicht glaubten. Da aß Jesus vor ihren Augen ein Stück gebratenen Fisch. Aber Jesus wusste, dass auch diese Erfahrung nicht reichte, damit die Jünger dauerhaft festen Glauben an die Auferstehung hätten. Wie half er ihnen weiter? Vers 45 sagt: „Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden.“ Jesus lehrte sie die Schrift und half ihnen, bis sie die Schrift verstanden. Er studierte mit ihnen die Bibel und legte ihnen aus, was sie über ihn sagte, bis er zusammenfassend sagen konnte: „So steht’s geschrieben, dass der Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Von Jerusalem an seid ihr dafür Zeugen“ (46-48). Jesus erklärte den Jüngern aufgrund der Schrift Gottes Ratschluss, der Jesu Tod und seine Auferstehung zur Rettung der Menschen zum Kern hat. Als die Jünger aufgrund der Schrift Jesu Tod und Auferstehung fassen konnten, gab Jesus ihnen den Auftrag, unter allen Völkern dafür Zeugen zu sein und verhieß ihnen dafür die Kraft des Heiligen Geistes (49).

Danach führte Jesus sie aus der Stadt hinaus bis nach Betanien, hob seine Hände auf und segnete sie. Und während er sie segnete, fuhr er vor ihren Augen auf zum Himmel. Die Jünger beteten ihn an und kehrten mit großer Freude nach Jerusalem zurück. Sie waren nicht mehr ängstlich und verzweifelt, sondern waren allezeit im Tempel und priesen Gott. Sie waren von allem Unglauben, Zweifel, Furcht und Angst befreit und wurden mutige und fröhliche Zeugen der Auferstehung Jesu, weil sie den Glauben an die Auferstehung hatten. Mit der Schrift als Grundlage ihres Glaubens konnten sie überall hingehen und Jesu Tod und seine Auferstehung in der ganzen Welt bezeugen, damit alle, die an ihn glauben gerettet werden können. Gott helfe jedem von uns, die Worte der Schrift so gut zu verstehen, dass wir unter allen Umständen täglich aus dem Glauben an Jesu Tod und Auferstehung leben und für viele Mitmenschen seine fröhlichen Zeugen sein können. Amen.

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Fragebogen: Lukas 23,50 – 24,53

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Er öffnete ihnen das Verständnis für die Schrift

„Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden.“

(Lukas 24,45)

  1. Was taten Josef und die Frauen aus Galiläa für den toten Jesus (23,50-56)? Worüber machten sich die Frauen Sorgen, die am ersten Tag nach dem Sabbat zum Grab gingen (24,1-4a)? Welche erstaunliche Neuigkeit verkün­digten ihnen die beiden Engel (4b-7)?
  2. Was taten die Frauen, als sie sich an Jesu Worte erinnerten (8-10)? Wie nahmen die Apostel das Zeugnis der Frauen an (11)? Wie reagierte Petrus (12)?
  3. Warum erkannten die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus Jesus nicht (13-16)? Worüber waren sie enttäuscht (17-21)? Welche erstaunlichen Neuigkeiten hörten sie (22-24)?
  4. Wie half Jesus ihnen (25-31)? Was zeigt das über die Bedeutung des Bibelstudiums (32)? Was machten sie danach (33-35)?
  5. Wie bestätigte Jesus seinen Jüngern die leibliche Auferstehung (36-43)? Was ließ er sie außerdem erkennen (44-49)? Was geschah danach mit Jesus und wie veränderten sich die Jünger (50-53)?
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Fragebogen: Lukas 23,1-49

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Vergib ihnen!

„Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum.“

(Lukas 23,43)

  1. Aus welchem Grund beschuldigte die Menge Jesus bei Pilatus (1.2)? Warum schickte Pilatus Jesus zu Herodes, nachdem er ihn verhört hatte (3-7)? Warum verspottete Herodes Jesus und schickte ihn zu Pilatus zurück (9-12)?
  2. Wie oft sagte Pilatus, dass Jesus unschuldig war (4.14.15.22)? Warum verurteilte er ihn trotzdem zur Kreuzigung (23-25)? Was war die Sünde von Pilatus?
  3. Warum ließen die Soldaten Simon das Kreuz tragen (26)? Was sagte Jesus den trauernden Frauen, über wen sie weinen sollten (27.28)? Aus welchem Grund (29-31)?
  4. Mit wem wurde Jesus gekreuzigt (32.33)? Wie muss Jesus gelitten haben, als er ans Kreuz genagelt wurde (Psalm 22,15-19)? Warum musste Jesus gekreuzigt werden (9,22.44; Jesaja 53,4-6)?
  5. Für wen betete Jesus (34)? Wie verspotteten ihn das Volk, die Oberen und die Soldaten (35-37)? Für welches „Verbrechen“ wurde Jesus getötet (38)?
  6. Wie behandelten die beiden Übeltäter links und rechts von Jesus ihn (39-43)? Was passierte ab der sechsten Stunde am Himmel, auf der Erde und im Tempel (44.45; Hebräer 10,19.20)? Was bekannte der Hauptmann, der ein Zeuge von Jesu Tod war (46-49)?
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Predigt: Lukas 22,39-71

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Dein Wille geschehe

„und sprach: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“

(Lukas 22,42)

Letzte Woche haben wir betrachtet, wie Jesus am Abend vor seiner Kreuzigung mit den Jüngern das letzte Abendmahl gegessen hat. Dabei änderte Jesus die festgelegte Zeremonie. Er gab ihnen das Brot und sagte: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.“ Danach gab er ihnen den Kelch mit Wein und sagte: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird!“ Dadurch lehrte Jesus seine Jünger anschaulich, dass er sein Leben für sie hingeben würde und dass sie durch seinen Tod eine ganz neue Beziehung zu Gott, mit Gott eingehen würden, einen neuen Bund. Jesus wusste also, dass er nach Gottes Willen sterben sollte, und er wollte diesem Willen gehorchen. Aber heute sehen wir, dass Jesus diesem Willen Gottes nicht einfach gehorchen konnte. Jesus musste im Gebet einen harten geistlichen Kampf führen, um nach dem Willen des Vaters tatsächlich für uns leiden und sterben zu können. Jesu Gebet in Gethsemane war ein entscheidendes Ereignis in Gottes Rettungswerk. Auf der anderen Seite sehen wir im heutigen Text Petrus, der nicht gebetet hat und geistlich total gescheitert ist. Lasst uns heute lernen, wie Jesus gebetet hat, um Gottes Willen zu gehorchen und für uns zu sterben. Lasst uns lernen, wie wir in unserem neuen Leben, das wir dadurch bekommen, Gott wirklich gehorchen können!

Betrachten wir den Vers 39: „Und er ging nach seiner Gewohnheit hinaus an den Ölberg. Es folgten ihm aber auch die Jünger.“ Jesus hatte beim Abendmahl angekündigt, dass einer der Jünger ihn verraten würde (21). Trotzdem ging Jesus danach an den Ort, an den er jeden Abend ging und den sein Verräter, Judas Iskariot, deshalb kannte. Jesus hätte an diesem Abend an einen anderen Ort gehen können. Aber sein Verhalten zeigt, dass er dem Leiden und dem Tod nicht ausweichen wollte.

Was tat Jesus, als sie dort ankamen? Jesus sagte als erstes seinen Jüngern: „Betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt!“ Jesus wusste, dass in dieser Nacht der Glaube der Jünger stark angefochten würde. Deshalb hatte er zu Petrus gesagt: „Simon, Simon, siehe der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre“ (31.32a). Jesus ermahnte die Jünger zu beten, weil sie es nötig hatten, damit sie nicht in der Anfechtung fallen würden.

Was tat Jesus danach? Der Vers 41 sagt: „Und er riss sich von ihnen los, etwa einen Steinwurf weit, und kniete nieder, betete“. Jesus wusste, dass er in unerträglicher Weise leiden und sterben sollte und dass dies kurz bevorstand. Er war innerlich aufgewühlt und voll Angst. Aber Jesus versuchte in dieser Situation nicht, bei Menschen Rat oder Trost zu finden, sondern suchte das Gespräch mit seinem Vater. Deshalb riss er sich von ihnen los und ging ein Stück weiter, um zu beten. Wenn wir in Not sind, suchen wir oft den Rat oder die Nähe anderer Menschen, denen wir vertrauen. Aber es gibt viele Situationen, in denen uns nur Gott helfen kann. Jesus kam in der Not zu Gott und setzte sein ganzes Vertrauen auf ihn.

Wie betete Jesus? Jesus sprach: „Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir“ (42a) Jesus begann sein Gebet mit der vertrauensvollen Anrede „Vater“. Er liebte den Vater und wollte immer seinen Willen tun. Jesus wusste, dass es Gottes Wille war, dass er viel leiden und für die Sünde der Welt sterben sollte. Dies stand nun unmittelbar bevor. Er sollte in Kürze gefangen genommen, gegeißelt und am Kreuz getötet werden. Es war für ihn zwar zu schwer, dem Willen des Vaters praktisch zu folgen. Jesus war noch jung, erst Anfang dreißig. Er wollte weiter leben und nicht qualvoll sterben. Gottes Wille stand seinem eigenen Wunsch unvereinbar gegenüber. Jesus war innerlich zerrissen und ängstlich. In diesem Konflikt betete er zum Vater vertrauensvoll. Im Vertrauen, dass der Vater ihn liebt, brachte er seinen Wunsch vor, dass der Vater das qualvolle Leiden und Sterben von ihm nehmen würde. Aber Jesus blieb nicht dabei stehen, sondern betete weiter: „Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ (42b) Jesus wollte auch in dieser extremen Situation nicht seinen Willen über den des Vaters stellen, sondern Gottes Willen tun. Er bündelte seinen Willen und alle Kräfte und betete dafür, dass nicht sein, sondern Gottes Wille geschehe. Wie schwer muss es für ihn gewesen sein, dafür zu beten. Aber er betete ernsthaft dafür, weil er den Vater von ganzem Herzen liebte und ihn als Gott ehren wollte.

Wie intensiv und wie lange betete Jesus für Gottes Willen? Die meisten Christen beten auch für den Willen Gottes, weil Jesus uns dieses Anliegen im Vaterunser gelehrt hat. Oft beten wir nur oberflächlich dafür oder hören nach einer Weile auf, dafür zu beten, ohne dass wir Gottes Willen klar genug erkannt und angenommen haben. Daher fehlt uns oft die geistliche Kraft, um Gottes Willen praktisch zu gehorchen. Aber Jesus betete mit ganzer Kraft dafür, seinen eigenen Willen dem Willen Gottes unterzuordnen und ihm zu gehorchen. Der Vers 43 weist darauf hin, dass Jesus so ernsthaft und so lange dafür betete, bis er seine ganze Kraft verbraucht hatte. Aber als er mit ganzer Kraft für den Willen Gottes betete, half Gott ihm. Vers 43 sagt: „Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn.“ Gott freute sich über Jesu Gebet und stärkte ihn mit neuer Kraft. Als Jesus von Gott gestärkt wurde, hörte er nicht etwa auf zu beten, sondern betete unvermindert weiter. Vers 44 sagt: „Und er geriet in Todesangst und betete heftiger. Und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen.“ Die Lutherübersetzung von 1984 übersetzt hier: „Und er rang mit dem Tode und betete heftiger“, was Jesus aktiven Kampf im Gebet betont. In jedem Fall erkennen wir hier, wie ernsthaft und wie intensiv Jesus betete. Im Gebet führte Jesus einen heftigen Kampf darum, Gottes Willen zu gehorchen. Jesus rang darum so intensiv, dass er aus Stress Blut und Wasser schwitzte. Er kämpfte auf Leben und Tod darum, dass er nach Gottes Willen am Kreuz sterben konnte, um uns von der Sünde und vom Tod zu retten.

Wann beendete Jesus sein Gebet? In den Versen 45 und 46 heißt es: „Und er stand auf von dem Gebet und kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend vor Traurigkeit und sprach zu ihnen: Was schlaft ihr? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallt!“ Als Jesus von seinem Gebet aufstand, war er nicht mehr innerlich zerrissen und schwach. Jesus betete, bis er Gottes Willen angenommen und den Mut und die Kraft hatte, danach zu leben. Nun war er frei, sich wieder um die Jünger zu kümmern. Als er zu den Jüngern kam, beteten sie nicht, wie Jesus ihnen befohlen hatte, sondern schliefen, weil sie von der Traurigkeit darüber, dass Jesus bald sterben würde, überwältigt waren. Natürlich waren die Jünger müde, da sie einen sehr langen und anstrengenden Tag hinter sich hatten. Aber das erklärt allein nicht, warum die Jünger nicht beteten, obwohl Jesus sie klar dazu aufgefordert hatte. Für Jesus war der Tag viel anstrengender gewesen, weil er den ganzen Tag das Volk gelehrt und am Abend die Jünger stundenlang gelehrt hatte. Aber Jesus betete trotzdem ernsthaft zum Vater, weil er angesichts der Anfechtungen nicht auf sich, sondern ganz auf Gott vertraute. Die Jünger beteten nicht, weil sie nicht wussten, wie schwach sie waren und wie heftig die Anfechtungen sein würden. Jesus ermahnte sie erneut zu beten, damit sie der Anfechtung standhalten und Jesus treu bleiben konnten. Aber die Jünger verpassten die Gelegenheit zu beten.

Was können wir hier lernen? Zum einen können wir lernen, dass wir in jeder Situation zu unserem Vater im Himmel beten dürfen, ganz besonders in Zeiten der Schwierigkeiten und Not. Egal, wie schwer unsere aktuelle Lage sein mag, egal, wie groß oder beängstigend die Herausforderung vor uns aussieht, egal wie schwach wir sind – wir dürfen und sollen im Vertrauen zu Gott beten. Wir dürfen ihm im Gebet sagen, was uns Angst macht und was wir uns wünschen. Aber wir sollen dabei nicht stehen bleiben, sondern wie Jesus für den Willen Gottes beten. Wenn Jesus in Gethsemane nur dafür gebetet hätte, nicht zu leiden, hätte sein Gebet Gott nicht geehrt und Gott hätte nicht durch ihn die Welt retten können.

Es passiert leicht, dass wir im Gebet nur unsere eigenen Wünsche vor Gott vertreten. Aber das sollte nicht alles sein, wir sollten da nicht stehen bleiben. Wir sollten uns fragen, warum bzw. aus welcher Gesinnung wir beten. Wenn wir das Gebet nur dafür gebrauchen, dass wir Gott dazu bringen wollen, unseren Willen zu tun, hat solches Beten unseren eigenen Willen bzw. uns selbst zum Ziel, nicht Gott, seine Ehre und seinen Willen. Wir dürfen für unsere Wünsche und Bedürfnisse und für die anderer beten, aber wir sollten dabei auch und noch mehr nach Gottes Willen fragen. Wenn wir nur unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse zum Ziel haben, sind wir auch in Gefahr, dass wir im Gebet unseren eigenen Willen mit Gottes Willen verwechseln. Menschen sind in der Lage, so lange für den eigenen Wunsch zu beten, bis sie schließlich ihren eigenen Willen für Gottes Willen halten, obwohl Gott eigentlich etwas anderes wollte. So zu beten, ist töricht. Wenn wir nur für unseren eigenen Willen beten, verfehlen wir den Sinn des Gebets.

Aber wie betete Jesus? Jesus betete von Anfang an mit einer anderen Haltung. Er sagte gleich am Anfang: „Vater, willst du …“ Er brachte zwar seinen eigenen Wunsch vertrauensvoll vor den Vater; aber sein Anliegen war von Anfang an, dass Gottes Wille geschehen soll. Wenn wir die Evangelien lesen, finden wir, dass Jesus in allen Situationen für die Verherrlichung Gottes und für seinen Willen gebetet und gelebt hat. Als nun der Wille des Vaters mit seinem eigenen Wunsch unvereinbar war, versuchte Jesus nicht, im Gebet seinen eigenen Willen zu erzielen, sondern betete: „doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Jesus kämpfte im Gebet darum, seinen Willen dem Willen Gottes völlig unterzuordnen und seinem Willen vollständig zu gehorchen. Als er betete: „Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“, rang er darum, für uns zu sterben, damit wir leben können. Als Jesus betete: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe“, zeigte er uns, wie ein Mensch eigentlich beten soll, um Gott in allen Situationen zu gehorchen und ihn wirklich als Gott zu ehren. Weil Jesus mit ganzer Kraft dafür betete, dass Gottes Wille geschehe, konnte er schließlich Gottes Willen gehorchen, am Kreuz für uns zu sterben und für uns die Vergebung der Sünde und die Rettung vom Tod und uns neues Leben zu geben. Dank sei Jesus, der in Gethsemane gebetet hat: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“, bis er die Kraft bekam, um uns nach Gottes Willen zu erlösen und Gott zu verherrlichen.

Wie verhielt sich Jesus weiter, nachdem er gebetet hatte? In den Versen 47–53 beschreibt der Verfasser Jesu Gefangennahme. Eine Schar von jüdischen Leitern und Knechten des Hohenpriesters wurden von Judas zum Garten Gethsemane geführt. Dass Jesus tatsächlich von einem der zwölf Jünger verraten wurde, war eigentlich der bitterste Moment in seinem Leben. Aber Jesus war souverän und tadelte Judas sanftmütig. Die Jünger, die nicht gebetet hatten, waren dagegen mit der Situation völlig überfordert und reagierten kopflos. Sie fragten Jesus, ob sie mit dem Schwert kämpfen sollten; und ohne Jesu Antwort abzuwarten, schlug einer von ihnen nach einem Knecht und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Vom Johannesevangelium wissen wir, dass dieser Jünger Petrus war (Joh 18,10). Aber Jesus gebot ihnen Einhalt und berührte das Ohr des Knechts und heilte ihn. Jesus tadelte die Hohenpriester, Hauptleute und Ältesten, dass sie ihn wie einen Schwerverbrecher verhafteten, obwohl sie nichts gegen ihn unternommen hatten, als er täglich im Tempel gepredigt hatte. Er wusste die Situation in Gottes Ratschluss einzuordnen und sagte: „Aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis“ (53b). Während der ganzen Gefangennahme war Jesus Herr der Situation und wirkte souverän, obwohl er eigentlich das Opfer war. Jesus redete ruhig und besonnen und deckte die Verkehrtheit seiner Gegner auf. Der Grund für Jesu Souveränität war, dass er gebetet hatte und dadurch innerlich vorbereitet war.

In den Versen 54-62 beschreibt der Verfasser, wie Petrus anschließend Jesus dreimal verleugnete. Petrus‘ geistliches Versagen steht in großem Kontrast zu Jesu Verhalten bei seiner Gefangennahme. Jesus hatte Petrus gewarnt, dass er vom Satan angegriffen würde. Aber Petrus hatte Jesus entgegnet, dass er bereit sei, mit ihm ins Gefängnis und in den Tod zu gehen (33). Sein Versprechen kam aus seinem guten Wunsch, basierte aber nur auf seinem Selbstvertrauen. Als Jesus ihm daraufhin ankündigte, dass er dreimal leugnen würde, ihn zu kennen (34), hätte dies Petrus eigentlich ins Gebet treiben sollen. Aber Petrus nahm auch dieses Wort nicht zu Herzen und betete nicht, weil er auf sich mehr vertraute als auf Jesus. Er ging in den Hof des Hohenpriesters und setzte sich zu den Knechten ans Feuer. Eigentlich hatte er nicht so viel zu befürchten wie Jesus. Aber als er dreimal als Jünger Jesu erkannt wurde, leugnete er jedes Mal sofort, Jesus zu kennen. Als der Hahn krähte, drehte sich Jesus um und sah Petrus an. Petrus erinnerte sich an Jesu Worte und musste bitterlich weinen. Er musste auf schmerzliche Weise erfahren, wie schwach er war, wenn er sich nicht an Jesu Worte klammert und inständig betet.

Jesus war dagegen stark und handelte souverän. Jesus wurde von den Knechten, die ihn gefangengenommen hatten, verspottet, ins Gesicht geschlagen und verlästert. Aber er konnte alle Misshandlungen ruhig ertragen (63-65). Am nächsten Morgen wurde er vor den Hohen Rat geführt und herausgefordert: „Bist du der Christus, so sage es uns!“ (67) Jesus wusste, dass sie sein Bekenntnis nicht annehmen, sondern nur missbrauchen würden, um ihn zum Tod zu verurteilen. Aber er antwortete ihnen: „Sage ich’s euch, so glaubt ihr’s nicht; frage ich aber, so antwortet ihr nicht. Aber von nun an wird der Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft Gottes. Da sprachen sie alle: Bist du denn Gottes Sohn? Er sprach zu ihnen: Ihr sagt es, ich bin es“ (67b-70). Jesus bezeugte klar seine Identität als Gottes Sohn, auch wenn er das für ihn das Todesurteil bedeutete. Damit machte er den letzten Schritt, um Gottes Willen zu folgen und für uns ans Kreuz zu gehen. Jesus konnte Gottes Willen gehorchen, weil er dafür ernsthaft gebetet hatte.

Durch seinen Gehorsam bis zum Tod hat Jesus uns die Vergebung unserer Schuld und ein neues Leben als Gottes Kinder gegeben. Im Glaubensleben geht es um den Willen Gottes. Als Gläubige sollen wir Gott verherrlichen, indem wir durch den Glauben nach seinem Willen leben. Das fällt uns in manchen Bereichen leicht, aber an bestimmten Punkten kann es auch extrem schwer sein. Was sollen wir dann tun? Wir brauchen unser Leben nicht in wiederholter Niederlage zu führen, sondern dürfen wie Jesus beten. Lasst uns von Jesu Beispiel lernen, wie wir trotz unserer Schwachheit im Gebet Gottes Hilfe empfangen und nach seinem Willen leben können, indem wir ernsthaft beten: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“

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