Predigt: Die Gemeinde, die Jesus unter uns bauen will – Gesendet zur Mission 7 – Offenbarung 5

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Das höchste Ziel von allem: Anbetung

„Sie riefen mit lauter Stimme:
Würdig ist das Lamm, das geschlachtet ist, /
Macht zu empfangen, Reichtum und Weisheit, /
Kraft und Ehre, Lob und Herrlichkeit.“

Offenbarung 5,12

Offenbarung 5 ist eines dieser Texte, die man eigentlich nicht predigen sollte. Eigentlich sollte er einfach nur vorgelesen werden. Und danach sollten wir diesen Text auf uns einwirken lassen, bis wir veränderte Menschen sind.
Es geht heute um nichts weniger als den Sinn des Lebens. Aus christlicher Perspektive hat der Sinn des Lebens mit ekstatischer Freude und Begeisterung zu tun. Wir Christen verwenden in diesem Zusammenhang das Wort „Anbetung“. Der Text ist voller Anbetung. Wir wollen anhand des Textes über drei Fragen nachdenken:
1. Was ist Anbetung? 2. Warum sollten wir anbeten? 3. Wie können wir anbeten?

1. Was ist Anbetung?
Im Text sehen wir verschiedene Elemente, die alle zur Anbetung dazu gehören. Zum einen sehen wir, dass Anbetung mit unserem Körper geschieht. In Vers 8 lesen wir: „Als es das Buch empfangen hatte, fielen die vier Lebewesen und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamm nieder.“ Und in Vers 14 lesen wir: „Und die vierundzwanzig Ältesten fielen nieder und beteten an.“ Die meisten Ausleger gehen davon aus, dass die 24 Ältesten im Prinzip Engel sind. Und wir lesen zweimal, dass die Geschöpfe im Himmel vor dem Lamm niederfallen. Sie gehen auf die Knie und fallen auf ihr Angesicht. Anbetung hat etwas Körperliches an sich.
Viele von uns sind jetzt nicht so diejenigen, die viel mit dem Körper ausdrücken wollen. Ich weiß gar nicht, wer von uns gerne tanzt. Wenn wir bei uns Lieder singen, und das Lobpreisteam bittet uns, aufzustehen, tun wir das manchmal mit einer gewissen Behäbigkeit. Aber gehen wir mal von einem anderen Szenario aus: das Fußball-Stadion während einem Champions-League-Spiel; oder während einem Länderspiel bei der Weltmeisterschaft. Was sehen wir da? Wir sehen 50,000 oder noch mehr Fans vor Begeisterung springen, tanzen, gestikulieren, Farbe bekennen, Schals präsentieren, Krach machen. Wofür? Wegen 22 Spielern in der Mitte, die einem Ball hinterherlaufen. Kleines Gedankenexperiment: stellen wir uns vor, Außerirdische kommen unseren Planeten besuchen. Und das Erste, was sie zu sehen bekommen ist, ist ein Bundesligaspiel: BVB gegen München. Sie würden vermutlich denken, dass wir Menschen völlig verrückt sind. Ich sage nicht, dass Fußball Anbetung ist; obwohl das auf manche Fans durchaus zutrifft. Aber Fußball hat auf jeden Fall Elemente von Anbetung: ein Ausdrücken von Begeisterung mithilfe unseres ganzen Körpers. Wir sitzen nicht still da.
Zum Niederfallen gibt es noch einen weiteren Punkt zu sagen: Es drückt Unterordnung aus; es drückt Hingabe aus. Es ist das, was Diener vor ihrem König und Herrn tun mussten. Anbetung ist ein Dienst: Man erkennt an, dass es etwas Höheres und Größeres gibt; und man gibt zu erkennen, dass man sich unter diese Herrschaft begibt. Ich kann mir vorstellen, dass das vielen modernen Menschen überhaupt nicht gefällt. Ich werde in ein paar Minuten etwas mehr dazu sagen.
Der nächste Aspekt ist, Anbetung hat auch etwas Rationales an sich. In den Versen 9 und 10 hören wir, wie die Ältesten Jesus preisen. Das Entscheidende ist: sie preisen nicht nur. Sie sagen auch wofür und weshalb genau: „Würdig bist du, / das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du wurdest geschlachtet / und hast mit deinem Blut / Menschen für Gott erworben / aus allen Stämmen und Sprachen, / aus allen Nationen und Völkern und du hast sie für unseren Gott / zu einem Königreich und zu Priestern gemacht; / und sie werden auf der Erde herrschen.“ Das ist eine ziemlich ausführliche Begründung, weshalb sie ihn preisen. Und das ist dann auch der Unterschied zu Fußball. Natürlich kann Fußball aufregend sein; aber am Ende des Tages geht es um einen Ball, der auf ein Tor geschossen wird. Per Definition kann es nicht wichtig sein.
Die Begeisterung im Himmel ist kategorisch eine völlig andere, weil die Ekstase sehr rational begründet ist. Und das steht so ziemlich genau im Gegensatz zu allem, was viele Menschen über den Glauben denken. Der Tagesspiegel hatte vor ein paar Jahren verschiedene Professoren zu dem Thema befragt, ob Glauben und Vernunft vereinbar sind. Die große Mehrheit sagte eindeutig nein. Soziologie-Professorin Nina Degele aus Freiburg sagte z.B.: „Glaube hat so viel mit Vernunft zu tun wie ein Fisch mit einem Fahrrad, nämlich herzliche wenig.“
Die Bibel spricht eine ganze andere Sprache. Anbetung ist eben nicht einfach nur Emotion, Gefühle, Ekstase. Anbetung beruht immer auf rationalen Begründungen. Die Bibel sagt nicht einfach: „Freut euch! Einfach deshalb, weil es schön, sich zu freuen.“ Sie sagt: „Freut euch in dem HERRN.“ Die Bibel sagt nicht einfach „Preist den HERRN.“ Sie sagt: „Preist den HERRN, denn seine Güte währt ewiglich.“ D.h., sie spricht den Verstand des Menschen an, genauso wie sein Herz. Man kann sich natürlich immer noch darüber streiten, ob das, was die Bibel wahr ist oder nicht. Aber der Punkt, der sich nicht leugnen lässt, ist der, dass die Bibel den Anspruch erhebt, Wahrheiten zu vermitteln, die von unserem Verstand erfasst, geprüft, verstanden und verdaut werden sollen. Anbetung findet niemals in einem Vernunftsvakuum statt.
Noch ein Punkt: Anbetung ist immer ein Ausstrecken nach dem Unendlichen. Der Preis in Offenbarung 5 ist unbeschreiblich und gigantisch: Es beginnt mit den Ältesten, und den vier Lebewesen, die sich direkt am Thron befinden. In Vers 11 stimmen unzählige Engel ein: „Ich sah und ich hörte die Stimme von vielen Engeln rings um den Thron und um die Lebewesen und die Ältesten; die Zahl der Engel war zehntausend mal zehntausend und tausend mal tausend.“ Und das ist immer noch nicht alles. In Vers 13 heißt es: „Und alle Geschöpfe im Himmel und auf der Erde, unter der Erde und auf dem Meer, alles, was darin ist, hörte ich sprechen: Ihm, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm / gebühren Lob und Ehre und Herrlichkeit und Kraft in alle Ewigkeit.“ Die Anbetung breitet sich in immer größeren Wellen aus. Es ist, wie wenn man ein Stein ins Wasser wirft: ausgehend von der Einwurfstelle gehen kreisförmige Wellen aus. Der Unterschied ist: im Wasser werden die Wellen nach und nach kleiner werden, je weiter sie sich entfernen. Aber hier ist das Gegenteil der Fall. Die Wellen werden größer und türmen sich immer weiter auf. Das macht etwas mit uns.
Die meisten von uns lieben Musik. Ganz offensichtlich nicht die gleiche Art von Musik. Aber praktisch jeder Mensch liebt irgendeine Form von Musik. Der berühmte Dirigent Zubin Mehta erzählte, wie er als junger Student die Wiener Philharmoniker unter dem Altmeister Karl Böhm gehört hatte. Er war von diesem Klang zutiefst fasziniert. Und er sagte, dass seither jedes Konzert, das er selbst dirigiert, der Versuch ist, diesen Klang zu rekonstruieren. Ich glaube, ich verstehe ziemlich genau, was er meint. Ohne anmaßend sein zu wollen, glaube ich nicht, dass Zubin Mehta meinte, dass er auf der Suche nach dem Klang der Wiener Philharmoniker der 50er Jahre ist. Ich denke, dass er etwas anderes meinte. Es ist die Suche nach einer Schönheit, die unendlich ist, die nicht von dieser Welt ist, sondern eigentlich himmlisch ist. Jeder Mensch ist in irgendeiner Form auf der Suche nach dieser Schönheit. Wir wollen nicht nur das Schöne finden und genießen; wir wollen in dem Schönen baden und mit dem Schönen vereint sein.
Um noch einen Musiker zu zieren: für Leonard Bernstein war Beethoven der größte Komponist aller Zeiten. Bernstein sagte: „Beethoven brach alle Regeln und schuf Werke von atemberaubender Richtigkeit. Richtigkeit – das ist das Wort! Wenn du das Gefühl hast, dass jede Note, die auf die letzte folgt, die einzig mögliche Note ist, die in diesem Moment, in diesem Kontext, richtig sein kann, dann hörst du wahrscheinlich Beethoven. … Unser Junge hat das echte Zeugs, den Stoff vom Himmel, die Kraft, dich am Ende spüren zu lassen: Etwas stimmt in der Welt. Es gibt etwas, das durchgängig regiert, das konsequent seinem eigenen Gesetz folgt: etwas, dem wir vertrauen können, das uns nie im Stich lässt.“ Hier ist das, was Bernstein damit meinte: Beethovens Musik ist ein Hinweis darauf, dass es so etwas gibt, was objektiv wahr und schön ist. Anbetung ist ein Ausstrecken nach dem Unendlichen: nach etwas, was objektiv herrlich ist, objektiv schön ist, objektiv wahrhaftig ist, objektiv gut und gütig ist.
Offenbarung 5 sagt, dass Gott diese Person ist: unendlich gut und unendlich wunderbar. Er ist das Zentrum und das Objekt der Anbetung. Um zusammenzufassen, Anbetung ist die bewundernde Verehrung Gottes, die durch unser ganzes Sein zum Ausdruck kommt, durch unseren Körper, unser Intellekt, unsere Emotionen und unseren Willen.

2. Warum sollten wir anbeten?
N.T. Wright, der große NT-Theologe, hat Offenbarung 5 mit einer Bühne verglichen, auf der ein unglaubliches Schauspiel stattfindet. Die Musik beginnt. Sie ist grandios und großartig. Aber die Frage ist dann: wo bleiben die Schauspieler? Und plötzlich merkt man als Zuschauer: „Moment einmal, … wir alle sind heute die Akteure. Ich bin Teil von der Aufführung.“ Und genau das ist der Fall. Ich habe zu Beginn gesagt, dass dieser Text eine offene Einladung an dich ist, ein Anbeter zu werden. Und falls du jetzt denkst: „Warum sollte ich das? Das passt nicht nur mir“, möchte ich dir gerne sagen: jeder Mensch, ohne Ausnahme ist ein Anbeter.
Tim Keller hat am Freitag folgendes auf Twitter geschrieben: „Zwei Behauptungen: Erstens, dass alle Menschen ihr Leben auf Glauben gründen – auf empirisch nicht belegbare Glaubensannahmen. Zweitens, dass alle Menschen anbeten – ihre letzte Liebe und Hoffnung auf etwas richten. Ich denke, diese Behauptungen haben ihren Wert, aber ich sehe auch, wie sehr sie Atheisten/Agnostiker verärgern. Diskutiert mal schön.“
Vorhin habe ich gesagt, dass Anbetung das Ausstrecken nach dem Unendlichen ist. Ich denke, dass praktisch alle Menschen das auf die ein oder andere Weise tun, aber es vielleicht nicht so nennen. Hier sind zwei Beispiele, die ich aus Filmen aufgegriffen haben, und mit denen sich viele Menschen identifizieren können.
In dem Marvel Film Doctor Strange (den ich durchaus empfehlen kann, nicht unbedingt wegen der Qualität des Films, sondern wegen vieler guter Zitate), gibt es einen unglaublich ehrgeizigen und egozentrischen Arzt, der seine Karriere über alles stellt. Er trifft in dem Film auf eine Zauberin, die von den anderen die Älteste genannt wird, die ihn unter ihre Fittiche nimmt. Nach einem Kampf, in dem Doctor Strange jemand töten musste, beklagt sich Dr. Strange: „Als ich Arzt wurde, hatte ich geschworen, dass ich niemanden schaden werde. Und ich habe gerade einen Mann umgebracht. Ich bin Arzt geworden, um Leben zu retten, nicht Leben zu nehmen.“ Die Älteste antwortet darauf: „Du bist Arzt geworden, um ein Leben vor allen anderen zu retten. Dein eigenes.“ Dr. Strange sagt dann: „Du durchschaust mich also immer noch?“ Ihre Antwort: „Ich sehe das, was ich immer gesehen habe: dein aufgeblasenes Ego.“ Die Älteste hat recht: Jeder von uns versucht sein eigenes Leben zu retten. Und wir wenden uns etwas oder jemanden zu, um diese Rettung zu suchen: es kann Geld sein, Anerkennung und Status, oder die Romanze des Lebens, der oder die Partnerin fürs Leben.
Hier ist ein anderes Beispiel. Es gibt auf Youtube einen kurzen, sehr schön gemachten Dokumentarfilm über einen sympathischen Ramen Koch namens Kunimoto. Als Restaurant-Besitzer arbeitet er unglaublich hart. Wenn man die Stunden aufsummiert, in denen er arbeitet, kommt man auf 80 Wochenstunden fast ununterbrochener, physischer, anstrengender Arbeit. Der Filmer, der die Geschichte erzählt, sagt dazu: „Wenn du gedenkst, der Eigentümer von einem Geschäft zu sein, denkst du, dass du der Chef von allen bist. Und sicher, das bist du irgendwie auch… Aber was du vielleicht nicht weißt, ist, dass das Geschäft dich besitzt. Und anstelle eines Chefs hast du alle deine Kunden, die du zufrieden stellen musst. Wenn du denkst, dass du die schmutzigen Aufgaben loswirst, wirst du vielleicht enttäuscht sein, festzustellen, dass du sie trotzdem alle erledigen musst. … Kunimoto ist der Erste, der kommt, und der Letzte, der geht.“ Ich finde den Satz so erstaunlich: „Nicht du besitzt das Geschäft. Das Geschäft besitzt dich.“
Frage: Was ist es, was dich nachts wach hält? Um was machst du dir Sorgen? Sorgen sind Gedanken, die wie Geier um ein Problem herumkreisen. Um was kreisen sich deine Gedanken? Und was sind die ersten Gedanken, die dir spontan in den Sinn kommen, wenn du dein Smartphone nicht in der Hand hast? Die Wahrscheinlich ist groß, dass es genau das ist, was du anbetest. Es ist das, wovon du dir Rettung erhoffst: wovon du hoffst, dass es dein Leben mit Sinn erfüllt. Vorhin haben wir gesehen, dass Anbetung mit Unterordnung zu tun hat. Und vielleicht denken wir, dass wir unsere eigenen Chefs sind; dass niemand uns Vorschriften macht; dass wir autonom entscheiden, was wir für unser Leben wollen. Aber es ist nur eine Illusion. Fakt ist, dass wir alle jemanden dienen: häufig ist es unsere Arbeit und unsere Karriere. Oder es können die Kinder sein, für die man sich pausenlos aufreibt, weil man ihnen das Leben ermöglichen will, das man selbst nicht haben konnte, weil man sein eigenes ich durch sie verwirklichen will. Der deutsch-koreanische Philosoph Byung-Chul Han sprach davon, dass wir vielleicht keine Sklaventreiber mehr über uns haben; aber wir beuten uns selbst leidenschaftlich aus.
Du bist bereits ein Anbeter. Solange du Gott nicht anbetest, wirst du die Erfahrung machen, dass das, was du anbetest, nicht halten können wird, was es verspricht. Wie oft hattest du in deinem Leben bereits das Gefühl: „Ich bin so froh darüber, dass ich befördert wurde und mehr Geld bekomme. Aber es hält nicht, was es versprochen hat.“ Oder: „Der Urlaub war schön. Aber eigentlich hatte ich es mir besser vorgestellt.“ Oder: „Die Flitterwochen mit meinem Traumpartner waren wunderbar; aber wenn ich ganz ehrlich bin, hat irgendetwas gefehlt.“
Oder aber, du wirst die Erfahrung machen, dass das, was du anbetest, wirklich hart und unnachgiebig ist. Ich kannte eine Studentin, die Musikwissenschaft studiert hatte. Aber Musikwissenschaft war nicht das, was sie eigentlich wollte. Eigentlicher war ihr Lebenstraum, eine Pianistin zu werden. Dieser Traum ist wie eine Seifenblase zerbrochen, als die Musik-Professoren ihr mitteilen mussten, dass ihre Hände dafür zu klein sind. Unsere Gesellschaft ist ja voll von irgendwelchen Heldengeschichten, in denen Menschen bekennen: „Mir wurde gesagt, das packst du nie!“ Aber wenn man nur an sich glaubt und hart arbeitet, dann kann man alles erreichen. Und wisst ihr was? Das sind die Ausnahmen, die die Regeln bestätigen. Was macht das mit einem, wenn man sich etwas mehr als alles andere wünscht, und man erfährt: „Du bist ungeeignet. Du bist unzureichend.“ Als sie diese Geschichte erzählte, musste sie weinen. Viel später erst habe ich verstanden, dass da ganz klar eine Verletzung war, die nicht ausgeheilt war. Ihr Objekt der Anbetung war, eine Pianistin von Weltrang zu werden. Das war es, was sie anbetete. Und dieser Ersatzgott hatte ihr nicht vergeben. Wenn das, was du anbetest, nicht Gott ist, wirst du entweder enttäuscht werden, weil es nicht hält, was es verspricht oder es wird dich niedermachen.
Aber in Gott selbst findest du ein Objekt der Anbetung, das groß genug ist, um deinen größten Erwartungen standzuhalten. Gott ist herrlich und schön, um uns für immer zu begeistern; er wird uns nicht enttäuschen. Und gleichzeitig finden wir einen Herrn, der gnädig und gütig ist, uns alle unsere Vergehen und Versagen zu vergeben.

3. Wie können wir anbeten?
Man könnte hier so viel aus dem Text herausziehen, z.B. was es bedeutet, dass sie ein neues Lied singen. Aber ich möchte zum Schluss nur einen Punkt erwähnen, der uns hoffentlich Anstoß gibt, mehr und mehr zu Menschen zu werden, die ein Leben der Anbetung führen.
Es braucht eine kontinuierliche Beschäftigung mit der frohen Botschaft von Jesus, dem Evangelium. Was ist der Grund für die unbeschreibliche Anbetung im Text? Das Lamm empfängt das Buch. Das ist der Grund. Vers 9: „Und sie sangen ein neues Lied und sprachen: Würdig bist du, / das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen;“ Vielleicht fragt ihr euch: Was hat das zu bedeuten? Was hat es mit dem Buch auf sich? Warum das ganze Drama wegen des Buchs?
Lasst mich ganz kurz ausholen. In Kapitel 5,1 ist von einer Buchrolle die Rede, die außen und innen beschrieben ist. Die Tatsache, dass sie außen und innen beschrieben ist, ist außergewöhnlich. Es bedeutet, dass der Inhalt des Buches reichhaltig und überfließend ist. Im weiteren Verlauf von Offenbarung erfahren wir, was der Inhalt von diesem Buch ist. Das Buch handelt von Gottes großartigen Plänen für unsere Welt. Gott erschuf die Welt. Seine Intention war es, das Projekt Welt mit uns Menschen gemeinsam zu gestalten. Aber wir Menschen haben uns sofort disqualifiziert, als wir in Sünde und Ungehorsam gefallen sind. Dann war Gottes Plan, sich eine Person zu erwählen und durch deren Nachkommen diese gefallene Welt wiederherzustellen. Israel heißt der Plan. Aber das AT dokumentiert das kontinuierliche Versagen von Israel. Wir Menschen sind unwürdig und Israel hat es vermasselt. Und weil dem so ist, findet sich niemand im Himmel und auf der Erde, der das Buch öffnen kann und Gottes Pläne ausführen kann. Vers 4 sagt: „Da weinte ich sehr, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen und hineinzusehen.“ Es scheint niemand da zu sein, der das Böse besiegen und diese Welt zu einem guten Ende bringen würde.
Johannes wird getröstet. Vers 5: „Da sagte einer von den Ältesten zu mir: Weine nicht! Siehe, gesiegt hat der Löwe aus dem Stamm Juda, der Spross aus der Wurzel Davids; er kann das Buch und seine Siegel öffnen.“ Hier ist das Besondere: Der Engel sagt, dass es eine Person gibt, die Mensch ist und stellvertretend alle Menschen repräsentiert; und dass diese Person der Nachkomme Davids ist, also auch für Israel steht. Wir erwarten den Auftritt des Löwen: der siegreiche König, der die Finsternis besiegt und das Böse überwunden hat. Wer ist dieser Held?
In einem der wunderbarsten Wendepunkte der ganzen Bibel lesen wir dann: „Und ich sah: zwischen dem Thron und den vier Lebewesen und mitten unter den Ältesten stand ein Lamm; es sah aus wie geschlachtet und hatte sieben Hörner und sieben Augen…“ Wir erwarten einen starken, mächtigen, brüllenden Löwen. Aber der Löwe ist ein Lamm. Jesus hat das Böse besiegt. Aber nicht durch politische Raffinesse, nicht durch militärische Gewalt, nicht durch Unterdrückung. Er hat das Böse besiegt, indem er geschlachtet wurde; er hat gewonnen, indem er für alle gestorben ist und auferstanden ist. Es war die einzige Möglichkeit, Sünde zu vernichten, ohne uns zu vernichten; es war die einzige Möglichkeit, die Finsternis zu vertreiben, ohne uns zu vertreiben; es war die einzige Möglichkeit, Bosheit zu richten, ohne uns zu richten. Das ist das Evangelium. Das ist die frohe Botschaft von Jesus Christus.
Jesus ist der Löwe, der das Lamm ist, das geschlachtet ist. Jesus ist stark, und er ist sanftmütig; er ist mächtig, und er ist freundlich; er ist gefährlich und er ist verletzlich; er ist König, und er ist Diener; er ist Priester, und er ist das Opfer; er ist hoch erhöht, und er hat sich ganz erniedrigt. Er überwindet alle Gegensätze, und er vereint, was vorher unvereinbar scheint.
Er ist für dich gestorben. Was hätte er noch tun können, um dich zu gewinnen? Wenn du das verstanden hast, dann beginnt dein Herz zu singen. Anbetung.

 

 

 

 

 

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Fragebogen: Die Gemeinde, die Jesus unter uns bauen will – Gesendet zur Mission 7 – Offenbarung 5

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Das höchste Ziel von allem: Anbetung

Der Text heute ist Offenbarung 5. In gewisser Weise soll diese Lektion nicht nur den Abschluss bilden vom Thema „Mission“, sondern die vorherigen 20 Lektionen zusammenfassen.

Kannst du kurz (!) den Kontext von Offenbarung 5 zusammenfassen? Johannes weint, weil niemand würdig ist, die Buchrolle zu öffnen. Warum?
Einer der Ältesten tröstet Johannes und sagt, dass der Löwe aus dem Stamm Juda, der Spross aus der Wurzel Davids würdig ist, die Siegel zu brechen und das Buch zu öffnen (V5). Der Löwe stellt sich als Lamm heraus. Was bedeutet das?

In Vers 8 beginnt ein gewaltiger Lobpreis. Wofür wird Jesus gelobt?
Beschreibe, wie der Preis in den folgenden Versen Kreise zieht.
Für diese himmlische Szene gibt es eigentlich keine Worte, nicht wahr? An dieser Stelle dürfen wir gerne einen Moment innehalten.

Die große Frage lautet: wie kann dieser Preis, der im Himmel Alltag ist, Teil von deinem Leben im Hier und Jetzt werden?
Wie könnte das aussehen?

John Piper sagte einmal folgendes: „Mission ist nicht das höchste Ziel der Gemeinde. Anbetung ist das höchste Ziel. Der Grund weshalb es Mission gibt, ist der, weil es Anbetung nicht überall gibt. Anbetung ist das Höchste, nicht die Mission, weil Gott der Höchste ist, nicht der Mensch. Wenn dieses Zeitalter vorüber ist und die Millionen Erlösten vor dem Thron Gottes auf ihr Angesicht fallen, wird es Mission nicht mehr geben. Es ist eine vorübergehende Notwendigkeit. Aber Anbetung bleibt in Ewigkeit.“
Bist du mit dieser Aussage einverstanden? Warum oder warum nicht?

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Predigt: Offenbarung 1,1 – 20

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Überwältigt von der Herrlichkeit Jesu Christi

“Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen nieder wie tot. Und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und Letzte.”

Offenbarung 1,17

Es ist wirklich eine große Freude und Ehre für mich, heute die erste Predigt aus der Offenbarung halten zu dürfen. Wie ihr jetzt bei der Textlesung oder vielleicht auch beim Bibelstudium gemerkt habt, ist das erste Kapitel unglaublich reichhaltig. Ich würde wirklich gerne zu jedem Vers etwas sagen. Aber das war leider nicht möglich. Ich musste eine Entscheidung treffen, worauf ich meinen Fokus legen wollte. Die Predigt hat vier Teile. Die vier Teile sind: erstens, ein kurzer Hintergrund zu Offenbarung; zweitens, die Rückkehr des Königs; drittens, die Herrlichkeit des Königs; viertens, was die Realität des herrlichen Königs für uns bedeutet.

Es sind zwar vier Teile. Aber letztendlich möchte ich gerne nur über einen Punkt nachdenken. Es ist ein solch fundamental wichtiger Punkt, dass er die Kraft und die Macht hat, das Leben eines jeden Einzelnen radikal zu verändern. Wenn diese Realität so verkündigt werden würde, wie es sich gehört, dann könnte diese Gemeinde radikal erneuert werden. Es frustriert mich jetzt schon, dass diese Predigt niemals adäquat sein wird. Ich bitte euch trotzdem, gut zuzuhören. Am Ende will ich versuchen die Predigt zusammenzufassen, und alles auf diesen einen Nenner bringen.

 

Als erstes, ein wenig zum Hintergrund der Offenbarung

Wir finden in den ersten Versen einige Informationen zum Verfasser der Offenbarung, zu den Empfängern, zur Lage des Schreibers und der Empfänger und auch den Grund weshalb jedes Kind Gottes die Offenbarung studieren sollte. Wir wollen ganz kurz auf diese Punkte eingehen.

Zum einen, wer ist der Autor der Offenbarung? Der Text beginnt mit den Worten: „Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben hat, um seinen Knechten zu zeigen, was rasch geschehen soll; und er hat sie bekanntgemacht und durch seinen Engel seinem Knecht Johannes gesandt, der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat und alles, was er sah.“ Für „Offenbarung“ steht im Griechischen das Wort Apokalypse. Wir assoziieren dieses Wort gleich mit Weltuntergangsszenarien. Aber zur neutestamentlichen Zeit war das noch nicht der Fall. Apostel Paulus hat dieses Wort sehr häufig verwendet. Es bedeutet Enthüllung oder Entschleierung. Es bezeichnet den Vorgang, dass etwas, was vorher verborgen war, offen gelegt wird, so dass es sichtbar wird. Das Genitiv „Offenbarung Jesu Christi“ kann zwei Bedeutungen haben. Es kann bedeuten, dass die Offenbarung von Jesus stammt, dass also Jesus derjenige ist, der das Verborgene offenbart. Es kann aber auch bedeuten, dass die Offenbarung Jesus zum Thema hat, dass sie von Jesus handelt. Die erste von den beiden Übersetzungsmöglichkeiten macht hier mehr Sinn. Jesus ist derjenige, der die Offenbarung bekannt gemacht hat. Er tat es durch einen Engel. Der Schreiber der Offenbarung ist Johannes.

Es wird immer Theologen geben, die anzweifeln, dass Apostel Johannes, einer der Zwölf, der Autor ist. Aber ich glaube, dass es gute Gründe gibt, das anzunehmen. Die alten Kirchenväter Justus der Märtyrer, Irenäus und Clemens aus Alexandrien gingen alle davon aus, dass Apostel Johannes der Autor ist. Das Zeugnis von Irenäus hat besonderes Gewicht, weil er zu Beginn des zweiten Jahrhunderts die Augenzeugen von Johannes kannte. Irenäus war ein Jünger von Polykarp. Und Polykarp wiederum war ein Jünger von Apostel Johannes, dem Jünger Jesu. Irenäus lebte und wirkte am gleichen Ort wie Apostel Johannes, nur wenige Jahrzehnte später. Der Autor der Offenbarung ist also Jesus, übergeben durch einen Engel, aufgeschrieben durch den Apostel Johannes.

Als nächstes, was wissen wir über die Empfänger der Offenbarung? In Vers 4 lesen wir: „Johannes an die sieben Gemeinden, die in Asien sind: Gnade sie mit euch und Friede von dem, der ist und der war und der kommt.“ Hier werden sieben Gemeinden adressiert, die später in Vers 11 und dann in Kapitel 2 und 3 beim Namen genannt werden. Die Gemeinden lauten Ephesus, Smyrna, Pergamum, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea. Wir werden später noch mehr von ihnen hören. Vers 1 sagt aber auch, dass die Offenbarung Jesu Knechten gegeben wurde. Und daher hat die Offenbarung Bedeutung und Relevanz, die über die sieben Gemeinden, die heute sowieso nicht mehr existieren, weit hinausgehen.

Das bringt uns zur nächsten Frage, in welcher Lage befanden sich der Verfasser als auch die ersten Empfänger? Wir finden in Vers 9 einen Hinweis: „Ich, Johannes, der ich auch euer Bruder bin und mit euch Anteil habe an der Bedrängnis und am Reich und am standhaften Ausharren Jesu Christi, war auf der Insel, die Patmos genannt wird, um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses Jesu Christi willen.“ Johannes sagt hier, dass er Anteil hat an der Bedrängnis. Daraus können wir schließen, dass einige wenn auch nicht alle Empfänger aufgrund ihres Glaubens unter Verfolgung litten. Johannes selbst befand sich auf der Insel Patmos. Und wie wir uns gut vorstellen können war das kein Urlaubsaufenthalt. Vern Poythress erwähnt, dass sich auf der Insel eine römische Strafkolonie befand. Die meisten Ausleger gehen daher davon aus, dass Johannes sich im Exil befand. Wie wir später noch erfahren werden, spielte das römische Reich eine ganz maßgebliche Rolle bei der Verfolgung der Christen.

Schließlich, warum ist es allerhöchste Zeit für uns, die Offenbarung zu studieren? Gorden Fee schrieb in der Einführung zu seinem Kommentar Folgendes: „In Offenbarung einzutauchen … ist wie eine seltsame, bizarre neue Welt zu betreten; und das ist selbst in den Tagen von Herr der Ringe und Harry Potter noch der Fall. Anstelle von Erzählungen, Argumenten oder einfachen Aussagen ist die Offenbarung voll von Engeln, Posaunen und Erdbeben; voll von seltsamen Ungeheuern, Drachen und unendlich tiefen Abgründen. Viele Gläubige neigen daher zum einen von zwei Extremen: einige vermeiden es einfach und verzweifeln; andere habe ein übertriebenes Interesse daran, weil sie denken, dass man hier alle Schlüssel für das Ende der Welt finden kann. Beide diese Ansätze würde ich behaupten, sind einfach gesagt falsch.“ Offenbarung wurde nicht dazu geschrieben, damit wir davor verzweifeln. Das Buch wurde gegeben, damit Christen es lesen, es verstehen und davon profitieren.

In Vers 3 aber lesen wir: „Glückselig ist…“ Und das griechische Wort für „glückselig“ ist makarios. Es ist dasselbe Wort, das wir auch in der Seligpreisung der Bergpredigt finden. Wer sind also die Glücklichen, die Seligen und die Gesegneten? „Glückselig ist, der die Worte der Weissagung liest, und die sie hören und bewahren, was darin geschrieben steht! Denn die Zeit ist nahe.“ Offenbarung ist das einzige Buch in der Bibel, das Leute mit solch einer Seligpreisung geradezu einlädt, es zu lesen, zu studieren, davon zu lernen. Wenn wir in der Gemeinde also einer verdrießlichen und niedergeschlagenen Person begegnen sollten, können wir es mal mit dem Satz probieren: „Hey, heute schon Offenbarung gelesen?“ (Bitte versteht diesen Witz nicht falsch. Wenn wir einer traurigen Person begegnen, erfordert das zu allererst unser Mitgefühl, unsere Fähigkeit zuzuhören und nur in wirklich angebrachten Fällen unseren Rat).

Offenbarung birgt einen enormen Schatz in sich. Und ich freue ich auf den Segen, den Gott durch das Studium dieses Buches auf uns und auf die Gemeinde ausgießen will.

 

Zweitens, die Rückkehr des Königs

Wovon handelt das Buch der Offenbarung? In den Versen 4-5 sehen wir Johannes Gruß an die Gemeinden. Er schreibt: „Gnade sei mit euch und Friede von dem, der ist und der war und der kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen aus den Toten und dem Erstgeborenen aus den Toten und dem Fürsten über die Könige der Erde.“ Allein dieser Gruß ist so reich an Bedeutung und lehrt so viele Dinge über Gott. Für Johannes war das nicht einfach nur eine Aufzählung von Fakten. Nachdem er Jesus erwähnte, konnte er nicht anders, als zu preisen. In der zweiten Hälfte von Vers 5 bricht Johannes in spontanen Lobpreis aus: „Ihm, der uns geliebt hat und uns von unseren Sünden gewaschen hat durch sein Blut, und uns zu Königen und Priestern gemacht hat für seinen Gott und Vater – Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“

Nach diesem Lobpreis verkündigt er: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, welche ihn durchstochen haben; und es werden sich seinetwegen an die Brust schlagen alle Geschlechter auf Erde! Ja, Amen.“ Nach dieser Verkündigung spricht Gott selbst: „Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht der Herr, der ist und der war und der da kommt, der Allmächtige.“ Diese beiden Verse, die Ankündigung der triumphalen Rückkehr Jesu und die Selbstoffenbarung Gottes als Alpha und Omega, Anfang und Ende, der ewige Gott, der jetzt existiert, der immer existierte und der immer da sein wird und der aktiv in die Geschichte als zurückkehrender König eingreifen wird, das sind die zentralen Thesen der Offenbarung. Aber was bedeutet es, dass Jesus zurückkehrt?

Kennt ihr die Trilogie „Der Herr der Ringe“? Einer der nobelsten und meiner Meinung nach auch sympathischsten Charaktere im Film (wie auch im Buch) ist Aragorn. Aragorn ist nicht nur ein mutiger, gutaussehender Krieger. Er ist auch der rechtmäßige Erbe des Königs der Menschen. Der Höhepunkt der Trilogie ist, wenn im letzten Teil nach vielen, vielen Kämpfen der Ring und damit das Böse zerstört wird. Nach der finalen Schlacht wird Aragorn schließlich als König eingesetzt. Die Krönung des Königs ist gleichbedeutend mit dem Anbruch einer Ära des Friedens. Die Rückkehr des Königs ist gleichbedeutend mit dem Sieg über die Feinde der Menschheit. Es ist die Rückkehr von Recht und Gerechtigkeit. (Nicht zu vergessen heiratet Aragorn auch noch bei seiner Krönung). Der Film ist natürlich fantastisch gemacht und Tolkien hat die Geschichte meisterhalft erzählt. Aber wahr ist ebenfalls, das Tolkien diese Geschichte nicht erfunden hat. Er war inspiriert durch den einen wahrhaftigen König und dessen Rückkehr, die Rückkehr von König Jesus.

Jesus ist nicht einfach irgendein König. Vers 7 sagt: „er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, welche ihn durchstochen haben; und es werden sich seinetwegen an die Brust schlagen alle Geschlechter auf Erden.“ Jesus kommt mit den Wolken des Himmels, was ein Ausdruck für seine übernatürliche Macht ist. Jesus ist der König aller Könige, der kosmische Herrscher des Universums und von allem, was darin enthalten ist. Und Jesus ist der König, der durchbohren wurde. Am Kreuz wurde er sprichwörtlich durchbohrt. Dieser Jesus wird zurückkommen. Seine Wiederkunft ist verbunden mit Gericht über diejenigen, die seine Herrschaft ablehnen und Errettung seiner Angehörigen.

 

Drittens, die Herrlichkeit des Königs

Wir haben gesehen, dass die Offenbarung sich an Christen richtete, von denen viele durch das römische Reich Verfolgung zu erwarten hatten. Und der rote Faden, der sich durch das Buch hindurchzieht, ist die Botschaft, dass Jesus, der König zurückkommen wird, um sein Reich aufzurichten. Die Frage ist nun, wer ist dieser Jesus?

Letzte Woche war in Spiegel Online ein Artikel (http://www.spiegel.de/spiegelwissen/sechs-prominente-erzaehlen-von-ihrem-persoenlichen-glauben-a-898623.html), in welchem einige Prominente über ihren Glauben erzählen. Andrea Nahles z.B. sagte: „Jesus ist für mich bis heute ein großes Vorbild. Nicht im Sinne einer einengenden Moral, sondern, weil er gezeigt hat, worauf es im Leben ankommt, dass wir die eigenen Talente erspüren und entwickeln, Fehler zugeben und verzeihen. Dass wir die Gemeinschaft mit anderen Menschen suchen und zusammen eine möglichst gerechte Gesellschaft gestalten.“ Ilja Richter sagte Folgendes: „Was ich über Gott erfuhr, brauchte mir deshalb Frau Pranke bei. Sie war die Lehrerin im protestantischen Religionsunterricht, den ich damals in Berlin besuchte. Und ich war ihr Lieblingsschüler. Frau Pranke hat mich für Jesus begeistert. Den bewundere ich heute noch. Allerdings nicht als Sohn Gottes, sondern eher als wunderbaren von Gott bestrahlten Wanderrabbi. Zum Christsein hat’s damit natürlich nicht gereicht.“ Diese beiden Meinungen geben vielleicht ganz gut wieder, was viele Menschen über Jesus denken: „Jesus, der Wanderprediger, der ein gutes Vorbild ist, aber im Großen und Ganzen war es das dann auch schon.“

Wer ist aber der Jesus, den Johannes erlebte? Ab Vers 10 berichtet Johannes von seiner Vision: „Ich war im Geist am Tag des Herrn, und ich hörte hinter mir eine gewaltige Stimme, wie von einer Posaune, die sprach: Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte!“ Johannes hatte drei Jahre in nächster Gemeinschaft mit Jesus gebracht. Er bezeichnete sich selbst als der Jünger, den Jesus lieb hat. Aber das war nicht der Jesus, den Johannes in seiner Vision zu sehen bekam. Welche Erscheinung von Jesus sah er? Verse 13 und folgende: „mitten unter den sieben Leuchtern Einen, der einem Sohn des Menschen glich, bekleidet mit einem Gewand, das bis zu den Füßen reichte, und um die Brust gegürtet mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und seine Haare waren weiß, wie weiße Wolle, wie Schnee; und seine Augen waren wir eine Feuerflamme, und seine Füße wie schimmerndes Erz, als glühten sie im Ofen und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser. Und er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne, und aus seinem Mund ging ein scharfes zweischneidiges Schwert hervor; und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne in ihrer Kraft.“

Es gibt wiederum so viel, was es zu dieser Vision zu sagen gibt. Wir wollen einige Tatsachen festhalten. Wir sehen zum einen, dass Johannes Vision sehr stark durch das AT inspiriert war. Da wir in Heidelberg Daniel studiert haben, sollte uns diese Beschreibung sehr bekannt vorkommen. In Daniel 7 und 10 berichtet der Prophet von einer Erscheinung von Gott, die der Vision von Johannes sehr ähnlich ist: das schneeweiße Gewand, das Haar wie reine Wolle, der goldene Gürtel, der Klang der Stimme usw. Aber was Johannes nun sieht, ist, dass Jesus dieselbe Erscheinung hat. Jesus hat die gleiche Herrlichkeit, wie Gott, der Vater. Jesus steht ihm in nichts nach.

Als nächstes, in Vers 19 bekam Johannes die enorme Herausforderung aufzuschreiben, was er sah. Und das kann wirklich extrem schwierig sein. Jeder, der etwas wirklich Eindrucksvolles gesehen hat und der danach versucht, das Gesehene verbal auszudrücken, der weiß, wie inadäquat Worte sein können. Es gibt Dinge, für es keine Worte gibt. Das hat wichtige Implikationen für uns, wenn wir die Offenbarung interpretieren. Obwohl Johannes wahrscheinlich sprichwörtlich diese Vision hatte, ist sie dennoch symbolisch zu verstehen. Das ist ziemlich eindeutig. Wir wissen das, weil Jesus selbst die Bedeutung dieser Vision teilweise entschlüsselte. Jesus erläuterte, dass die sieben Sterne sieben Engel repräsentieren und die sieben Leuchter stehen für sieben Gemeinden. Die Vision Jesu ist also metaphorisch zu verstehen. Spurgeon nannte die Beschreibung Jesu ein Bild, das niemand malen kann. Und dabei wollen wir es belassen. Wenn dieses Bild symbolisch zu verstehen ist, dann stellt sich natürlich als nächstes die Frage, was die Beschreibungen bedeuten.

Jesus trägt hier ein Gewand, das bis zu den Füßen reicht und um die Brust gegürtet mit einem goldenen Gürtel. Etliche Ausleger sehen das als ein Priestergewand. Aber wir sehen später in Kapitel 15,6 dass die Engel mit den goldenen Schalen ein ähnliches Gewand tragen. Und diese Engel haben vermutlich keine priesterliche Funktion. Lange Gewänder wurden aber auch von Aristokraten getragen. Und während einfache Männer und Arbeiter ihren Gürtel um die Lenden tragen, waren es Würdenträger und Herrscher, die den Gürtel um die Brust trugen. Das Gewand und der Gürtel symbolisieren daher vermutlich Jesu Würde und Oberherrschaft.

Als nächstes sehen wir, dass Jesu Haupt und Haare weiß waren, wie weiße Wolle und wie Schnee. In der damaligen Zeit waren weiße Haare ein Zeichen für Würde und Weisheit aufgrund einer langen Lebenserfahrung. In Daniel hat es vermutlich die gleiche Bedeutung. Jesus existiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Er ist die weiseste Person des Universums.

Als drittes, Jesu Augen waren wie eine Feuerflamme. Wie Feuer in der Lage ist, alles Brennbare zu verzehren, so sind Jesu Augen. Sie dringen in die allertiefsten Abgründe unseres Herzens. Nichts entkommt seinem Blick.

Als Füße sind wie schimmerndes Erz, das im Ofen glüht. Während die Lutherbibel Golderz schreibt, ist Bronze die bessere Übersetzung. Bronze ist eine Metalllegierung, die im Militär häufig zum Einsatz kam. Die glühenden, bronzenen Füße sind daher ein Bild für Jesu Stärke und Kraft.

Weiter geht es mit Jesu Stimme, die wie das Rauschen vieler Wasser war. Wie in so vielen Details ist auch dieses Bild vom AT inspiriert. In Hesekiel 43,2 lesen wir: „Und siehe, da kam die Herrlichkeit des Gottes Israels von Osten her, und seine Stimme war wie das Rauschen großer Wasser, und die Erde wurde von seiner Herrlichkeit erleuchtet.“ Wir finden hier ein weiteres Bild für Jesu Autorität und Macht.

Als nächstes heißt es, dass sieben Sterne in seiner Hand waren. Wie ich vorher schon erwähnt hatte, erklärt Jesus später, dass diese sieben Sterne sieben Engel der jeweiligen Gemeinden repräsentieren. Das ist nicht ganz einfach zu verstehen. Das griechische Wort Engel kann auch „Bote“ bedeuten. Die meisten Ausleger gehen aber davon aus, dass es sich hier nicht um Menschen handelte, sondern um Engel. Und das könnte z.B. bedeuten, dass es ebenfalls einen Engel gibt, der über unsere Gemeinde wacht. Es ist ein kleiner Einblick in eine geistliche Welt, von der wir nicht so viel verstehen. Die Tatsache nun, dass die Sterne in Jesu Hand sind, bedeutet, dass er die völlige Kontrolle über sie hat und dass er als der souveräne Herr über ihnen steht.

Das nächste Detail in der Vision ist ein scharfes zweischneidiges Schwert, das aus Jesu Mund kam. Das Wort für Schwert ist ein anderes als die Schwerter, die von der römischen Armee verwendet wurden. Es war viel größer und breiter. Das Schwert aus Jesu Mund symbolisiert, dass Jesus der Richter ist.

Als letztes, Jesu Angesicht leuchtete wie die Sonne in ihrer Kraft. Hier ist endlich ein Bild, das nicht viel Erläuterung braucht. Jeder von uns weiß, dass das Licht der Sonne so stark ist, dass niemand von uns direkt in die Sonne schauen kann. Wenn wir direkt in die Sonne schauen würden, würde das unsere Netzhaut verbrennen. Jesu Strahlen ist wie das einer Sonne in ihrer vollsten Pracht. Paulus erzählte in Apostelgeschichte, dass das Licht vom Himmel, das ihn vom Pferd runterschmiss heller war, als das Licht der Sonne. Und das Licht steht für Jesu unendliche Herrlichkeit. Er ist kein Komet oder Mond, der erst durch die Sonne angestrahlt werden muss, um zu leuchten. Jesus selbst ist die Quelle von allem Licht und überstrahlt selbst alles.

Jesus ist der souveräne, würdige Herrscher, er ist ewig und unendlich weise, nichts ist vor seinen Augen verborgen, er führt seine Absichten in Stärke und Kraft aus, er hat Autorität und Macht, er hat die absolute Kontrolle über die Gemeinde, er ist der Richter, der das letzte Wort sprechen wird und sein Leuchten überstrahlt alles. Das ist die Herrlichkeit von König Jesus.

 

Viertens, was die Realität des herrlichen Königs für uns bedeutet

Vielleicht gibt es einige hier, die mit einem solchen Bild von Jesus ein wenig ihre Probleme haben. Ich habe das Beispiel von zwei Prominenten erwähnt, die Jesus als tollen Lehrer und Vorbild bezeichnen. Beide konnten mit dem Konzept nichts anfangen, dass Jesus der Sohn Gottes ist und dass er der herrliche, zurückkehrende König und Richter ist. Das ist bei vielen so.

C.S. Lewis antwortete darauf folgendermaßen: „Ich versuche hier jeden davon abzuhalten, etwas Dämliches zu sagen, was so viele über Ihn (Jesus) sagen: ‚Ich bin bereit, Jesus als großartigen, moralischen Lehrer anzunehmen, aber ich bin nicht bereit, seine Behauptung anzunehmen, dass er Gott ist.’ Das ist das eine, was wir auf keinen Fall sagen sollten. Ein Mensch, der einfach nur ein Mensch ist und die Dinge sagen würde, die Jesus sagte, wäre kein großartiger moralischer Lehrer. Er wäre entweder ein Geisteskranker – auf der gleichen Stufe mit jemandem, der von sich behauptet, dass er ein pochiertes Ei ist – oder aber er wäre der Teufel der Hölle. Du musst eine Entscheidung treffen. Entweder dieser Mensch war und ist der Sohn Gottes, oder aber er ist ein Verrückter oder noch etwas Schlimmeres. Du kannst ihn als Geisteskranken wegsperren, du kannst ihn anspucken und ihn töten, weil er ein Dämon ist; oder aber du kannst vor seine Füße fallen und ihn Herr und Gott nennen. Aber lass uns doch bitte mit dem herablassenden Unsinn aufhören, dass er ein großartiger menschlicher Lehrer war. Diese Option hat er uns nicht offen gelassen. Es war niemals seine Absicht.“

Wir haben von der großartigen Vision gehört, die Johannes von Jesus sah. Wie reagierte Johannes auf diese Erscheinung? Vers 17 sagt: „Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen nieder wie tot.“ Johannes fiel vor Jesus nieder wie tot. In den Evangelien lesen wir, wie Johannes der Täufer einmal sagte, dass er es noch nicht einmal wert ist, bei Jesus die Schuhriemen zu lösen. Und wisst ihr, das war keine übertriebene Demut. Es war eine Aussage, die absolut im Einklang steht mit der objektiven Realität, wer Jesus ist. Jeder, der Gott in seiner Herrlichkeit sieht, reagiert so, wie Apostel Johannes es tat. Johannes war überwältigt von der Herrlichkeit Jesu Christi.

Jesus ist der Sohn Gottes. Er ist der Herr, zu dessen Füßen wir niederfallen. Aber das ist nicht alles. Sehen wir uns noch einmal den Vers 17 an: „Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen nieder wie tot. Und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebende; und ich war tot, und siehe, ich lebe von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen!“ Als Johannes am Boden lag, niedergeschlagen, kam Jesus und legte seine rechte Hand auf ihn und richtete ihn auf. Können wir uns einen Gott vorstellen, der freundlicher, liebevoller und gnädiger ist? Wenn wir das erste Kapitel sorgfältig lesen, dann sehen wir, dass es überfließt mit der Botschaft des Evangeliums. Jesus ist nicht nur der herrliche König. Er ist der König, der Knecht wurde und so wurde wie wir. Er ist nicht nur souverän in seiner Herrschaft. Er ist auch der Freund, der seine rechte Hand auf unsere Schultern legt und sagt: „Fürchte dich nicht.“ Er ist nicht einfach nur der Richter. Er ist auch derjenige, der für uns und an unserer Stelle gerichtet wurde.

 

Zu Beginn der Predigt habe ich gesagt, dass ich nur einen Punkt kommunizieren möchte, und dass dieser eine Punkt so gewichtig ist, dass er unser Leben und unsere Gemeinde radikal verändern könnte. Hier ist der Punkt: Jesus ist absolut herrlich, so dass alles vor ihm verblasst und so dass wir vor ihm niederfallen würden wie tot, wenn er vor uns stehen würde. Proportional zum Maß wie wir diese Wahrheit kapiert haben, wird unser Leben radikal verändert. Und was mich an Offenbarung 1 am allermeisten frustriert ist die Tatsache, wie unfähig ich bin, diesen großartigen, herrlichen Jesus so zu verkündigen, wie es für Ihn angebracht wäre.

Wenn dieser Jesus in seiner Herrlichkeit vor uns stehen würde, wie würden nicht lässig, locker hier auf dem Stuhl sitzen und darauf warten, bis die Predigt endlich vorbei ist. Wir würden nicht halbherzig „Du bist würdig“ singen und dabei mit unseren Gedanken ganz wo anders sein. Wenn wir einen Blick auf Jesus werfen könnten, wie Johannes es tat, dann würden wir genau das Gleiche tun, was er tat: wir würden vor Jesus niederfallen wie tot. Und wir würden uns wünschen, dass dieser Jesus von uns weggeht, weil seine Heiligkeit und Vollkommenheit jeden kleinsten Unrat unseres Lebens aufdecken würden. Wenn wir die ultimative Antwort darauf haben wollen, warum unser Leben so ist, wie es ist, dann müssen wir die Frage stellen, wie sehr wir diesen Jesus kennen. Und wenn ich auf mein Leben blicke, dann muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich von der Herrlichkeit Jesu erschreckend wenig verstanden habe. Viel zu wenig. Wie viel haben wir von diesem Jesus gesehen?

Als letztes, Jesus stillt unseren Hunger nach Herrlichkeit.

Jeder von uns hat eine unstillbare Sehnsucht nach Herrlichkeit und Schönheit. Wir sehnen uns nach etwas, was uns begeistert, weil wir ganz tief im Innersten wissen, dass wir dazu geschaffen wurden, um begeistert zu sein. Ein Grund, warum viele von uns Kinder so lieben, ist ihre Fähigkeit mit kleinen Dingen zufrieden und begeistert zu sein. Ich habe Sam Paul unseren Dreijährigen öfter „wow“ sagen hören. Das ist eine der schönsten Dinge, die ich in meinem Leben gehört habe. Aber ein Fluch ist, dass es mit zunehmendem Alter immer schwieriger wird, Menschen zu begeistern. Wenn Kinder 5 Jahre alt sind, dann kann muss man ihnen schon mehr bieten, z.B. einen Besuch im Zoo. Wenn die gleichen Kinder aber dann 15 werden, und wir sie in den Zoo mitnehmen will, dann gibt es Augenverdrehen und ein „Pffff… wie langweilig!“ Je älter wir werden, je mehr wir glauben, bereits alles gesehen und alles erlebt zu haben, desto schwieriger wird es, uns wirklich für etwas begeistern. Frage an euch: wann wart ihr das letzte Mal wirklich erfüllt mit Herrlichkeit? Wann wart ihr das letzte Mal wirklich erfüllt mit Begeisterung?

Wenn wir uns mit der objektiven Realität Jesu Christi befassen, die Herrlichkeit, Schönheit und der unendliche Wert seiner Person und wenn wir mit unserem Gott-gegebenen Verstand das Evangelium hören und begreifen und wenn die Wahrheit von der Liebe und Freundlichkeit Gottes in unsere Herzen dringt, was geschieht dann? Was geschieht in unseren Herzen?

Pure, grenzenlose Begeisterung. Überfließende, überreiche Freude. Der Sinn unseres Lebens.

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