Predigt: Richter 16

Kategorien:

Download

Simsons Abfall und Rückkehr zu Gott

„und er tat ihr sein ganzes Herz auf und sprach zu ihr: Es ist nie ein Schermesser auf mein Haupt gekommen; denn ich bin ein Geweihter Gottes von Mutterleib an. Wenn ich geschoren würde, so wiche meine Kraft von mir, so dass ich schwach würde und wie alle andern Menschen.“
(16,17)

Wie wir wissen, handelt Richter 13-16 von Simson, dem Gottgeweihten, dem Retter Israels. Er war jemand, der mit Gottes Gaben reichlich gesegnet wurde. Niemand war so stark wie Simson, von seinen Feinden wurde er gefürchtet. Doch nicht nur seine empfangenen Gaben waren beispiellos, sondern leider auch sein verschwenderischer Umgang mit ihnen. Doch Gott, der geheimnisvoll ist und geheimnisvolle Dinge tut, erduldete Simson soweit es ging, Gott gebrauchte ihn, bis zuletzt und vollbrachte sein Werk durch Simson.

Heute betrachten wir Simsons spektakulären Abgang. So atemberaubend sein Leben war, so atemberaubend war auch sein Tod. Lasst uns heute auf Gott schauen und ihn besser kennen lernen. Lasst uns auf Gott schauen, der Simson bis zu Letzt gebrauchte, um seinen Willen zu erfüllen.

Teil I Simsons Fallstrick: Frauengeschichten (1-22)

Welche Frauengeschichten und wieso Fallstrick? Betrachten wir Vers 1. Simson ging nach Gaza. Gaza war damals das Gebiet der Philister und ist bis heute Palästinensergebiet. Was hatte Simson dort zu suchen? Eigentlich gar nichts! Er war Richter in Israel und hatte bei den Philistern nichts zu suchen. Zu allem Überfluss suchte er das älteste Gewerbe der Welt auf. Vers 1 bedarf keines weiteren Kommentars, er spricht für sich.

Was taten die Bewohner von Gaza, als sie von Simsons Aufenthalt erfuhren? In den Versen 2 und 3 wird berichtet, wie sie am Stadttor auf ihn lauerten. Simson war ohne jeden Zweifel ihr Staatsfeind Nr. 1, sie waren sogar bereit die ganze Nacht zu lauern, um ihn zu schnappen und umzubringen.

Was aber tat Simson? Betrachten wir Vers 3: „Simson aber lag bis Mitternacht. Da stand er auf um Mitternacht und ergriff beide Torflügel am Stadttor samt den beiden Pfosten, hob sie aus mit den Riegeln und legte sie auf seine Schultern und trug sie hinauf auf die Höhe des Berges vor Hebron.“ Simson stand um Mitternacht auf und knöpfte sich das Stadttor vor. Er riss es samt den beiden Pfosten heraus. Im Anschluss unternahm er eine 60-kilometrige Wanderung, bis auf die Höhe des Berges vor Hebron, mit dem Stadttor auf seinen Schultern. Zweifelsohne lieferte er eine beeindruckende Machtdemonstration ab. Doch welchen Sinn hatte sein Tun? Das ist die Frage. Wir können dieser Aktion keine tiefere Bedeutung beimessen. Leider müssen wir eine Vergeudung der Gaben Gottes feststellen. Wofür hätte Simson seine Gaben besser gebrauchen können? Er hätte seine Kraft vielmehr gemäß seiner Berufung, für die Errettung seines Volkes, einsetzen sollen. Das wäre eine angemessene Antwort auf die Berufung Gottes. Doch stattdessen lenkte er die Aufmerksamkeit der Philister auf sich und begab sich unnötig in Gefahr.

Das Lauern der Feinde, das Lauern des Todes, vor der Tür, hätte eine klare Warnung für Simsons weiteres Leben sein sollen. Doch was tat er gleich im Anschluss? Vers 4: „Danach gewann er ein Mädchen lieb im Tal Sorek, die hieß Delila.“ Simson war jung verwitwet. Er hätte eine neue Familie gründen können. Doch stattdessen folgte eine Affäre die andere. Was lässt sich über seine Lebensweise sagen? Es ist bedauerlich, aber er ließ seinen Begierden freien Lauf, anstatt sie im Glaubenskampf zu überwinden. Leider finden wir keinerlei Anzeichen für irgendwelche Selbstkontrolle. So geriet er in die Fängen Delilas.

Im Übrigen bedeutet Delilas Name übersetzt: Jemand, der andere schwächt, verarmt oder entwurzelt. Es ist beinahe unheimlich, mit welcher Genauigkeit ihr Name ihren Einfluss auf Simson wiederspiegelt!

Wieso wurde Delila zum Fallstrick für Simson? Betrachten wir Vers 5: „Zu der kamen die Fürsten der Philister und sprachen zu ihr: Überrede ihn und sieh, wodurch er so große Kraft hat und womit wir ihn überwältigen können, dass wir ihn binden und bezwingen, so wollen wir dir ein jeder tausendeinhundert Silberstücke geben.“ Die Philister wussten genau, dass ein direkter Angriff sinn- und zwecklos war. Doch sie wussten auch, wie sie Simson in eine Falle locken konnten. Sie gebrauchten eine Frau und viel Geld.

Was tat Delila? Betrachten wir die Verse 6 ff. Delila liebte Simson sicherlich auch, aber sie liebte das Geld noch mehr. Von da an hatte sie ein Ziel, nämlich Simons Geheimnis herauszufinden. Und sie machte sich keinen Hehl daraus, offen damit umzugehen. „Sage mir doch, worin deine große Kraft liegt und womit man dich binden muss, um dich zu bezwingen?“ ist keine versteckte Andeutung, sondern ein direkter Hinweis für Verrat. Bei Simson hätten alle Alarmglocken läuten müssen. Er hätte ihre Absicht durchschauen und einen Schlussstrich ziehen müssen. Doch er tat es nicht, sondern erfand eine Geschichte und bewahrte sein Geheimnis. Delilas Versuch ihn zu binden blieb erfolglos. Nun gab es keinen Zweifel mehr an Delilas hintertückischen Machenschaften. Doch anstatt Tadel zu empfangen, warf sie ihm im Vers 10 vor, ihr nicht die Wahrheit gesagt zu haben.

Doch obwohl sich Delila als eine unmögliche und unverschämte Frau entlarvt hatte, sagte sich Simson nicht von ihr los, sondern erfand eine weitere Geschichte. Und das Ganze wiederholte sich nochmal und ein weiteres Mal. Simson aber gab sein Geheimnis nicht preis.

Was erfahren wir hierdurch von Simson? Wenn wir ihm etwas Positives zuschreiben wöllten, dann ist es seine Bemühung, sein Geheimnis zu bewahren. Warum? Denn dadurch konnte er auch weiterhin ein Gottgeweihter sein und als Gottgeweihter leben. Hierfür hätte er natürlich nicht lügen müssen. Mit einer deutlichen Ansprache hätte er für klare Verhältnisse sorgen können. Doch das würde bedeuten, sich von Delila zu trennen, denn sie bestand darauf sein Geheimnis zu erfahren. Doch zu einer Trennung war Simson offenbar nicht im Stande. Wir sehen somit seine Abhängigkeit von dieser Frau.

Delila, die seine Abhängigkeit sehr wohl kannte, griff zu stärkeren Mitteln. Was tat sie, um Simson doch noch zu knacken? Betrachten wir die Verse 15 und 16. „Da sprach sie zu ihm: Wie kannst du sagen, du habest mich lieb, wenn doch dein Herz nicht mit mir ist? Dreimal hast du mich getäuscht und mir nicht gesagt, worin deine große Kraft liegt.“ Als alles nichts half, stellte sie ihm ein Misstrauensvotum. Sicherlich hatte Simson ihr mehrere Male seine Liebe bekannt. Aber er hatte ihr nicht sein ganzes Herz gegeben. In seinem Herzen gab es noch einen kleinen Rest, mit einem Geheimnis, ein kleiner Rest, für Gott reserviert. Und genau das forderte Delila von ihm, nämlich das Geheimnis seiner Kraft und seiner Berufung, also seiner Beziehung zu Gott, zu verraten.

Delila hatte noch einen weiteren Trumpf im Ärmel: „Als sie aber mit ihren Worten alle Tage in ihn drang und ihm zusetzte, wurde seine Seele sterbensmatt.“ Jeden Tag vollzog sich dasselbe Theater. Simson aber kämpfte, so gut es ging, dagegen an. Doch anstatt Herr der Lage zu werden, ging er Kompromisse ein, so dass seine Seele sterbensmatt wurde! Eigentlich will niemand eine derartige Beziehung führen, wie die beiden. Ich glaube, dass die meisten Männer schon längst das Weite gesucht hätten. Doch Simson blieb. Er versuchte beides zu behalten, seine Berufung als Gottgeweihter und diese Frau. Dieses Vorhaben ist widersprüchlich. Wieso handelte er im Widerspruch? Er tat es, weil er großes Selbstvertrauen besaß. Er meinte, mit allen Konsequenzen seines widersprüchlichen Handelns fertig werden zu können, schließlich war er der starke und unbesiegbare Simson.

Was tat er in seiner Naivität? Betrachten wir Vers 17: „und er tat ihr sein ganzes Herz auf und sprach zu ihr: Es ist nie ein Schermesser auf mein Haupt gekommen; denn ich bin ein Geweihter Gottes von Mutterleib an. Wenn ich geschoren würde, so wiche meine Kraft von mir, so dass ich schwach würde und wie alle anderen Menschen.“ Schließlich tat er ihr sein ganzes Herz auf. Im Vers 18 wird diese Handlung wiederholt: „Als nun Delila sah, dass er ihr sein ganzes Herz aufgetan hatte“. Und das war der entscheidende Wendepunkt im Leben von Simson, denn was geschah? Während sein Kopf in ihrem Schoß lag und er einschlief, schnitten ihm die Philister die Haare ab und bezwangen ihn. Simson meinte weiterhin in Besitz seiner Kräfte zu sein, doch Vers 20 bezeugt: „Aber er wusste nicht, dass der Herr von ihm gewichen war.“

Warum war der Herr von ihm gewichen und welche Bedeutung hatten seine Haare? Simson war als Gottgeweihter, als Nasiräer, berufen worden, das war seine Identität. Gemäß seiner Berufung hatte er sich von Alkohol und von allen Erzeugnissen der Weintraube fernzuhalten, genauso von Leichnamen, selbst die von nahen Verwandten. Außerdem durfte er sich Haare und den Bart nicht schären lassen. Ansonsten sollte ein Gottgeweihter, wie der Name schon sagt, vor Gott leben und ihm gefallen. All das machte die Identität eines Gottgeweihten aus. Doch unglücklicherweise führte Simson ein völlig anderes Leben. Sein Dasein war geprägt von Ausschweifung. Nichts an seiner Lebensweise deutete auf einen Gottgeweihten hin. Das einzige Merkmal seiner Identität waren seine langen Haare. Bis dahin hatte Gott ihn Tag auf, Tag ein, erduldet, ihm beigestanden und ihm seine Kraft gegeben. Doch Simson verlor selbst dieses letzte Merkmal seiner Gottesweihung.

Die Tatsache, dass Gott ihn verlassen hat, beschreibt das mit Abstand Schrecklichste, das einem Menschen wiederfahren kann! Und an dieser Stelle lernen wir etwas über das Wesen des menschlichen Herzens kennen. Gott will im Zentrum deines Herzens wohnen. Gott will nicht in eine hintere Ecke geschoben werden, sondern den Raum einnehmen, der ihm gebührt. Simson musste sich entscheiden, wem er sein Herz schenken wollte, Gott oder Delila. Als er sich für Delila entschied, wurde er von Gott verlassen und somit auch von der Kraft Gottes.

Was können wir lernen? Wir können mindestens drei Punkte lernen. 1) Soll unser Herz zu ganz und gar Gott gehören. Delilas gibt es viele in der Welt, sie stellen Versuchungen für uns dar. Doch für uns ist es wichtig, standhaften Glaubenskampf zu führen, einen Kampf um den Thron unseres Herzens.

2) Lernen wir, unsere Haare zu behalten. So wie Simsons Haare Teil seiner spezifischen Berufung waren und seine Identität als Gottgeweihter ausmachten, haben auch wir eine spezifische Berufung von Gott empfangen, sei es als Hirte oder Missionar, der Campusmission zu dienen. Somit bewahren wir unsere Identität als Christen, als Angehörige Christi, als Kinder Gottes. Diese Identität gilt es mit aller Kraft zu bewahren und ein wohlgefälliges Leben vor Gott zu führen.

Allerdings haben auch wir ein schwaches Wesen, das dem Simsons ähnelt. Wie können wir angesichts der vielen Versuchungen ein standhaftes und siegreiches Glaubensleben führen? Wir kommen zu Punkt 3) Wir sollen uns unserer Schwäche bewusst sein, anders als Simson, der zu jeder Zeit meinte, seine Feinde besiegen zu können. Vielmehr sollen wir Christi Rat aus Mt. 6 befolgen, in der er seinen Jüngern das Beten lehrte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“ (13) Wir brauchen die Hilfe und den Beistand Gottes. Und er wird sie gewähren, wenn wir ihn darum bitten.

Gott hatte Simson verlassen. Was war das Resultat, dieser Gottverlassenheit? Betrachten wir den Vers 21: „Da ergriffen ihn die Philister und stachen ihm die Augen aus, führten ihn hinab nach Gaza und legten ihn in Ketten; und er musste die Mühle drehen im Gefängnis.“ Mit dem Wendepunkt nahm sein Leben einen wirklich tragischen Verlauf.

In den Augen vieler Menschen scheint es keine Rolle zu spielen, ob jemand ein Glaubensleben führt oder nicht, ob der unsichtbare Gott mit einem ist oder nicht. Doch am Beispiel Simsons sehen wir, dass sehr wohl ein gravierender Unterschied auszumachen ist. Menschen, die immer ohne Gott gelebt haben, können sich nicht vorstellen, was es heißt, ein Leben mit Gott zu führen und umgekehrt, wir wissen nicht was es heißt, wirklich von Gott verlassen worden zu sein. Ohne Gott leben zu müssen war für Simson eine einzige, nicht enden wollende Tragödie.

Teil II Aus der Sinnlosigkeit zurück zu Gott (23-31)

Welches neue Dasein führte Simson in seiner Gefangenschaft? Betrachten wir die Verse 23-25. Es wird von einem großen religiösen Dankfest der Philister zu Ehren ihres Gottes berichtet. Dabei hatten sie ein ganz großes Dankanliegen: „Unser Gott hat uns unsern Feind Simson in unsere Hände gegeben.“ Im Vers 25 wurde Simson eine besondere Rolle zuteil. Er sollte den Hofnarren zur Belustigung der Menge spielen. Simson erfüllte seine Rolle und gab den Hampelmann.

Was muss in Simson vorgegangen sein? Hatte er die Rolle seines Lebens gefunden? Er war sicherlich alles andere als glücklich. Auf erbärmlichste Art und Weise musste er alle möglichen Erniedrigungen über sich ergehen lassen. Sein elendes Dasein diente auch noch zur Belustigung seiner Feinde.

Was tat Simson in diesen dunklen Stunden? Betrachten wir die Verse 26 und 27. Simson wusste, dass das Haus vollbesetzt war. Alle Fürsten der Philister waren anwesend, insgesamt 3000 Männer und Frauen. Simson orientierte sich an den Hauptsäulen des Hauses. Und dann tat er etwas bemerkenswertes, V 28: „Simson aber rief den Herrn an und sprach: Herr Herr, denke an mich und gib mir Kraft, Gott, noch dies eine Mal, damit ich mich für meine beiden Augen einmal räche an den Philistern!“ Es ist bemerkenswert, dass Simson zu Gott betete, obwohl Gott ihn verlassen hatte. Simson hätte für den Rest seines Lebens resignieren können. Menschen geben leicht auf und lassen den Kopf hängen. Wie aber konnte Simson den Weg zurück zu Gott finden? Die Antwort liegt in den Leiden, die er ertragen musste. Seine unerträglichen Leiden führten ihn zurück zu Gott. Früher, als er in Besitz seines Augenlichtes war, schaute er auf Dinge und Personen, auf die er nicht hätte schauen sollen. Er schaute auf die Weinberge, auf den Honig im Löwen, auf die Philisterinnen und sein Leben geriet in die schiefe Bahn. Doch in der Dunkelheit, in der tiefsten Finsternis, als die ganze Welt vor seinen Augen verschwand, fing er an auf Gott zu schauen.

Wie antwortete Gott auf sein Gebet und auf seine Rachepläne? Im Vers 30 heißt es: „Und er neigte sich mit aller Kraft. Da fiel das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war, so dass es mehr Tote waren, die er durch seinen Tod tötete, als die er zu seinen Lebezeiten getötet hatte.“ Gott erhörte unmittelbar sein Gebet. Es sieht so aus, als ob Gott geradezu auf Simsons Rückkehr und Gebet gewartet hatte.

So endete Simsons leben mit einem großen Paukenschlag. Selbst sein Tod geschah nach dem bisherigen Muster. Simson handelte nach seinen eigenen Anliegen, doch im Hintergrund bewirkte Gott sein Errettungswerk. So diente der Tod Simsons dazu viele Feinde Israels zu vernichten.

Auch am Ende dieser Geschichte treffen wir den geheimnisvollen Gott an, der Simsons freien Willen gebrauchte, um sein Volk zu erretten.

Persönlich lerne ich zwei Punkte aus dem heutigen Text. 1) Wird mir bewusst, was für eine große Gnade es eigentlich ist, mit Gott leben zu dürfen. Ich darf morgens mit Gott aufstehen und abends mit Gott einschlafen und den Tag mit Gott verbringen. In Wirklichkeit ist das eine unfassbare Gnade, die mir zuteil wird. Ich möchte bewusster mit Gott zusammenleben und ihm mehr danken und loben.

2) Lerne ich, dass Gott nicht nur damals geheimnisvoll war, weil er den mangelhaften Simson für sein Errettungswerk gebrauchte, sondern dass Gott auch heute geheimnisvoll ist, weil er mich für sein Errettungswerk gebraucht. Ich bete, dass mein Glaubensleben eine immer bessere Antwort auf Gottes Berufung und Gnade sein kann.

Share

Keine Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

4 × 6 =