Predigt: Richter 10,6-12,15

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Jeftah, ein Held in der Zeit der Bedrängnis

„Als nun die Ammoniter mit Israel kämpften, gingen die Ältesten von Gilead hin, um Jeftah aus dem Lande Tob zu holen, und sprachen zu ihm: Komm und
sei unser Hauptmann, damit wir gegen die Ammoniter kämpfen.“
(Ri 11,5.6)

In den vorangehenden Kapiteln haben wir erfahren, wie Gott die Israeliten durch Gideon von der grausamen Unterdrückung durch die Midianiter befreit und sie aus ihrer großen Not errettet hat. Nach Gideons Tod riss Abimelech, der der einzige Sohn von Gideons Nebenfrau war, für eine kurze Zeit die Herrschaft an sich. In unserem heutigen Text lernen wir Jeftah kennen, den Gott als Richter für die Israeliten gebraucht hat. Jeftah wurde als Sohn einer Prostituierten unter ähnlich unglücklichen Bedingungen geboren wie Abimelech und musste nach einer Weile ähnlich wie Abimelech in einem anderen Gebiet als seine Brüder leben. Doch während Abimelech in gottloser Weise seinem Drang nach Anerkennung und Macht folgte und seine 70 Halbbrüder umbrachte, erfahren wir, wie Jeftah mit dem Glaubens seine Schicksal überwand und sich zu einer respektablen Persönlichkeit entwickelte. Lasst uns heute erfahren, warum gerade Jeftah in der Zeit der Krise von Gott und den Menschen erwählt und ein Leiter und Held in Israel wurde!

Teil 1: Gottes Strafe und Kummer (10,6-16)

In welche Sünde verfielen die Israeliten wieder? Betrachten wir Vers 6: „Aber die Israeliten taten wiederum, was dem Herrn missfiel, und dienten den Baalen und den Astarten und den Göttern von Aram und den Göttern von Sidon und den Göttern Moabs und den Göttern der Ammoniter und den Göttern der Philister und verließen den Herrn und dienten ihm nicht.“ Sie verfielen wieder in ihre alte Sünde des Götzendienstes. Dieses Mal dienten sie nicht „nur“ den Baalen und Astarten, sondern dienten allen möglichen Göttern, die damals modern waren. Aber den wahren Gott, der sie geschaffen und ihnen unzählige Male geholfen hatte, verließen sie und dienten ihm nicht. Warum dienten sie allen möglichen Götzen, weigerten sich gleichzeitig, dem wahren lebendigen Gott zu dienen? Es war wegen dem sündigen Verlangen, ihr Leben frei nach ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen gestalten zu wollen. Deshalb wollten sie lieber Göttern dienen, mit denen nur ganz begrenzte Forderungen verbunden waren. Und sie wollten dem lebendigen Gott nicht mehr dienen, der als der Schöpfer auch Herr im Leben eines jedes Menschen sein will. Wegen ihrer Liebe zur grenzenlosen Selbstbestimmung verleugneten sie also den wahren Gott mit seinem absoluten Anspruch und erwählten sich Götter, die nur eine relative Größe im Leben darstellen. Dieses Verhalten der Israeliten ist auch ein Spiegelbild für das Verhalten der meisten Menschen in unserer Zeit. Auch in unserem Land sagen viele, dass sie an etwas Höheres glauben. Aber viele wollen den wahren Schöpfer Gott mit seinem absoluten Anspruch nicht anerkennen, sondern suchen sich lieber Götter, die nur eine relative Bedeutung im Leben haben. So verleugnen viele Menschen aus ihrem Drang nach absoluter Freiheit die Wahrheit und erwählen oder verwerfen sich selbst Götter, wie sie wollen. Aus demselben Drang, freizügig und ganz unverbindlich zu leben, verwarfen auch die Israeliten den wahren, lebendigen Gott, der sie geschaffen und ihnen schon unzählige Male geholfen hatte, und dienten freiwillig allen möglichen Götzen der Heiden, die besser in ihr Lebenskonzept zu  passen schienen.

Was war das Resultat, als sie ihrem Drang nach grenzenloser Freiheit und Selbstbestimmung auch ihren Gottesdienst unterstellten? Betrachten wir die Verse 7-9: „Da entbrannte der Zorn des Herrn über Israel und er verkaufte sie unter die Hand der Philister und Ammoniter. Und sie zertraten und zerschlugen Israel zu jener Zeit achtzehn Jahre lang, nämlich ganz Israel jenseits des Jordans im Land der Amoriter, das in Gilead liegt. Dazu zogen die Ammoniter über den Jordan und kämpften gegen Juda, Benjamin und das Haus Ephraim, sodass Israel sehr geängstigt wurde.“ Als sie den wahren Gott verließen und Göttern nach ihrem eigenen Geschmack dienten, wurden sie nicht glücklich. Als sie Gott so krass verachteten, provozierten sie seinen Zorn und seine Züchtigung. Gottes Zorn entbrannte so sehr, dass er sie unter die Hand ihrer Nachbarn im Westen und im Osten verkaufte. Diese behandelten sie achtzehn Jahre lang erbarmungslos, sie „zertraten und zerschlugen“ ganz Israel östlich des Jordans, und griffen außerdem auch die stärksten Stämme westlich des Jordans an, sodass Israel sehr geängstigt wurde. Unter Gottes Herrschaft hatten sie Frieden, Freiheit und Gottes Schutz genossen. Aber als sie ihrem Drang nach grenzenloser Freiheit folgten und Gott verwarfen, mussten sie über eine lange Zeit hinweg unter großen Schmerzen erleben, was es heißt, unter der Herrschaft von Menschen und Götzen zu leben.

Was taten sie nach achtzehn Jahren des Leidens unter den fremden Völkern? Vers 10 berichtet: „Da schrien die Israeliten zu dem Herrn und sprachen: Wir haben an dir gesündigt, denn wir haben unsern Gott verlassen und den Baalen gedient.“ Vielleicht hatten sie lange Zeit die Unterdrückung durch ihre Nachbarvölker für Zufall oder für ein politisches Problem gehalten. Doch nach achtzehn Jahren erkannten sie endlich, dass ihr Leiden eine Folge ihrer Sünde war. Und sie kamen zu Gott und schrien zu ihm und bekannten ihre Sünde. War Gott damit zufrieden, dass sie ihre Sünde vor ihm bekannten und ihn um Hilfe baten?

Betrachten wir Gottes Reaktion in den Versen 11-14: „Aber der HERR sprach zu den Israeliten: Haben euch nicht auch unterdrückt die Ägypter, die Amoriter, die Ammoniter, die Philister, die Sidonier, die Amalekiter und Maoniter? Aber ich half euch aus ihren Händen, als ihr zu mir schriet. Dennoch habt ihr mich verlassen und andern Göttern gedient. Darum will ich euch nicht mehr erretten. Geht hin und schreit zu den Göttern, die ihr erwählt habt; lasst diese euch helfen zur Zeit eurer Bedrängnis!“ Gott erhörte ihr Schreien nicht. Vielmehr erinnerte Gott sie daran, wie oft er ihnen geholfen hatte, und machte deutlich, was für ein krasser Widerspruch es war, dass sie ihn trotzdem verlassen und andern Göttern gedient hatten. Dadurch wurde klar, dass sie aus der Geschichte kaum lernten und kaum Bewusstsein dafür hatten, was Gott für sie getan hatte. Wegen diesem Mangel an Bewusstsein ließen sie sich immer wieder dazu verleiten, sich von Gott abzukehren und sich selbst irgendwelche Götzen zu erwählen. Und Gott wusste genau, dass ihr Herz immer noch an ihren Götzen hing. Sie schrien zwar wegen der unerträglichen Not zu Gott um Hilfe, aber in ihrem Herzen hatten sie sich trotzdem noch nicht entschieden, mit dem Götzendienst aufzuhören. Unter solchen Umständen war Gott nicht bereit, ihr Schreien zu erhören. Gott forderte sie dazu auf, sich an die Götzen zu wenden, die sie sich erwählt hatten, und bei ihnen Hilfe zu suchen. Wer sich weigert, Buße zu tun, kann nicht damit rechnen, dass Gott sein Schreien erhört.

Wie reagierten die Israeliten auf Gottes Worte? Die Verse 15 und 16a sagen: „Aber die Israeliten sprachen zum Herrn: Wir haben gesündigt, mache du es mit uns, wie dir’s gefällt; nur errette uns heute! Und sie taten von sich die fremden Götter und dienten dem Herrn.“ Hier sehen wir nun eine echte Veränderung. Sie blieben nicht mehr unverbindlich, sondern taten die fremden Götter von sich und dienten dem Herrn. Dabei machten sie klar, dass sie bereit waren, Gottes Souveränität und seine Züchtigung anzunehmen. Sie taten wirklich Buße.

Wie reagierte Gott auf ihre Buße? Vers 16b lautet: „Da jammerte es ihn, dass Israel so geplagt wurde.“ Als Gott ihre Buße sah, wurde sein Herz bewegt. Als sie ihre rebellische Haltung gegenüber Gott aufgaben und Gott als Gott anerkannten, wurde Gottes Herz von Mitleid erfüllt, dass sie unter den heidnischen Völkern so leiden mussten. So bewegte ihre Buße Gottes Herz.

Was können wir hierdurch lernen? Wir lernen hier, dass wir Gottes Herz mit bloßem Schreien nicht bewegen können, dass Gottes Herz aber sehr sensibel reagiert, wenn wir wirklich Buße tun. Und wir lernen hier auch, was wahre Buße bedeutet. Dass ein Mensch seine Sünde erkennt, ist sehr wichtig, aber das allein ist noch keine Buße. Es reicht auch nicht aus, seine Sünde vor Gott beim Namen zu nennen. Buße bedeutet, dass wir uns wirklich von unserer Sünde abkehren und Gott zukehren. Buße bedeutet, dass wir die Götzen in unserem Herzen von uns tun und Gott von ganzem Herzen dienen. Durch solche echte Buße können wir Gottes Herz bewegen und seine neue Zuwendung erleben. Darum ist es wichtig, dass wir unser Herz prüfen und uns von allen Götzen und Sünden abkehren und Gott wirklich als Gott anerkennen und ihm vom Herzen dienen. Möge Gott uns helfen, durch Buße unsere Beziehung zu ihm so oft wie nötig zu erneuern!

Teil 2: Jeftah wurde in der Zeit der Krise der Richter Israels (10,17-12,15)

Betrachten wir die Verse 17 und 18. Die Ammoniter lagerten sich in der Stadt Gilead zum Kampf. Daraufhin versammelte sich auch Israel und lagerte sich nur wenige Kilometer entfernt in Mizpa. Aber es gab in ganz Gilead keinen Leiter, der das Volk in den Kampf führen konnte. Die Oberen des Volks von Gilead sprachen untereinander: „Wer ist der Mann, der anfängt, mit den Ammonitern zu kämpfen? Der soll das Haupt sein über alle, die in Gilead wohnen.“ In der Zeit des Kriegs ist es besonders verheerend, wenn ein Volk keinen Leiter hat. Aber es gab doch einen Mann, den Gott als Leiter für sie vorbereitet hatte.

Wer sollte diese Aufgabe übernehmen? Betrachten wir die Verse 5 und 6: „Als nun die Ammoniter mit Israel kämpften, gingen die Ältesten von Gilead hin, um Jeftah aus dem Lande Tob zu holen, und sprachen zu ihm: Komm und sei unser Hauptmann, damit wir gegen die Ammoniter kämpfen.“ Die Ältesten kamen zu Jeftah und baten ihn, dass er ihr Hauptmann und Leiter würde. Sie versicherten ihm, dass er auch nach dem Kampf Haupt über alle Israeliten in Gilead sein sollte (8). Warum sollte unbedingt Jeftah ihr Leiter werden? Was hatte er, was andere nicht hatten? Wir können in diesem Text drei wichtige Gründe finden, wegen denen Jeftah ihr Leiter und Richter in Israel werden sollte.

Erstens: Jeftah war ein Mann, der sein eigenes Schicksal überwand. In Kap. 11, Verse 1-3 erfahren wir, dass Jeftah ein streitbarer Mann, aber der Sohn einer Hure war. Er wuchs also unter unglücklichen Umständen auf, und als seine Halbbrüder erwachsen wurden, verstießen sie ihn und trieben ihn so energisch fort, dass er in eine entfernte Gegend nördlich von Gilead fliehen musste. Die meisten Menschen, die eine derart harte Erfahrung im Leben machen, werden entweder verbittert und von Groll und Hass erfüllt oder versinken in Traurigkeit und Selbstmitleid und werden krank. Aber was tat Jeftah? Vers 3 sagt: „Da floh er vor seinen Brüdern und wohnte im Lande Tob. Und es sammelten sich bei ihm lose Leute und zogen mit ihm aus.“ Jeftah überwand seine schicksalhaften Umstände und die bittere Erfahrung im Leben. Statt Groll und Rachegedanken zu hegen oder endlos traurig zu sein, kümmerte er sich aktiv um andere Menschen, die in Schwierigkeiten waren. Auch wenn wir nicht genauer erfahren, warum diese Leute ohne festen Wohnsitz lebten, können wir davon ausgehen, dass es im Leben von jedem von ihnen mindestens ein ernstes Problem gab und dass es nicht leicht war, sich um sie zu kümmern. Aber Jeftah nahm sie alle auf und kümmerte sich um sie. Äußerlich gesehen hatte Jeftah nichts, was er diesen Männern geben konnte, da er selbst aus der Gesellschaft verstoßen war und keinen nennenswerten Besitz hatte. Aber trotzdem kamen sie und blieben bei ihm, weil sie bei ihm angenommen wurden und Verständnis, Trost und Freundschaft fanden. Praktisch wurde Jeftah ihr Hirte. Jeftah erinnert uns hier an David, der in der Zeit, als er selbst von den Männern Sauls verfolgt wurde, etwa 400 Männer aufnahm, die in Not und Schulden und verbitterten Herzens waren, und ihr Hirte wurde (1. Sam 22,2). Auf diese Weise wurde Jeftah nicht zum Spielball des Schicksals. Vielmehr überwand er sein eigenes schweres Schicksal und half aktiv anderen, hilfsbedürftige Menschen.

Und an diesem Punkt stellt sich uns die Frage: Wie konnte Jeftah sein Schicksal als Sohn einer Prostituierten überwinden? Wie konnte er all seine Enttäuschung und Bitterkeit überwinden und sich über längere Zeit selbstlos um andere kümmern, ohne irgendeinen Lohn dafür zu bekommen? So etwas ist nur möglich, wenn ein Mensch persönlichen Glauben an den lebendigen Gott hat. Tatsächlich war Jeftah ein frommer Mann, der treu in einer persönlichen Beziehung zu Gott lebte.

Das kommt vielleicht am besten im Vers 11 zum Ausdruck. Dort lesen wir: „So ging Jeftah mit den Ältesten von Gilead, und das Volk setzte ihn zum Haupt und Obersten über sich. Und Jeftah redete alles, was er zu sagen hatte, vor dem Herrn in Mizpa.“ Jeftah redete alles, was er zu sagen hatte, vor dem Herrn. Jeftah war also ein Mann, der vor Gott lebte. Er war ein Mann, der regelmäßig zu Gott kam und über alles, was er zu sagen oder zu entscheiden hatte, mit Gott redete. Hier kommt Jeftahs persönliche Beziehung zu Gott zum Ausdruck, die sich in seinem Leben großartig auswirkte. Durch seine persönliche Beziehung zu Gott war er in der schweren Krise seines Lebens nicht verzweifelt, sondern hatte sie zu einer Gelegenheit gemacht, Gott besser kennen zu lernen und ihm zu dienen. Durch seine persönliche Beziehung zu Gott, die er im Gebet regelmäßig pflegte, war er eine respektable Persönlichkeit mit einer königlichen Innerlichkeit geworden, sodass die anderen Menschen gerne unter seiner Leitung leben wollten.

Hier können wir lernen, wie auch wir Menschen werden können, denen die anderen Menschen vertrauen und deren Beispiel sie gerne folgen können. Wir werden solche Menschen, wenn wir wie Jeftah beständig in einer engen persönlichen Beziehung zu Gott leben und sie täglich im Gebet pflegen. Möge Gott jedem von uns helfen, in unserer Beziehung zu Gott zu leben und bis dahin zu wachsen, dass wir derartige respektable und vertrauenswürdige Persönlichkeiten werden!

Zweitens: Jeftah war ein Mann des Wortes Gottes und des Geistes Gottes. Betrachten wir die Verse 12-22. Jeftah suchte zunächst das Gespräch mit dem König der Ammoniter und versuchte mit großer Geduld, den Konflikt durch Gespräche zu lösen. In seiner langen Botschaft an den König der Ammoniter zeigt sich, dass Jeftah ein Mann war, der mit Gottes Wort sehr gut vertraut war. Dadurch wusste Jeftah auch über die Geschichte von Gottes Volk sehr genau Bescheid. Durch seine Schriftkenntnis konnte er klar darlegen, dass Israel weder die Moabiter noch die Amoriter angegriffen hatte, sondern dass vielmehr die Amoriter Israel misstraut und darum angefangen hatten, gegen sie zu kämpfen, was zur Eroberung ihres ganzen Gebiets durch die Israeliten geführt hatte (14-22). Jeftah kannte durch seine Kenntnis der Schrift nicht nur genau die historischen Fakten, sondern betrachtete auch die Ereignisse konsequent aus geistlicher Sicht. So sagte er in den Versen 23 und 24 schlussfolgend: „So hat nun der Herr, der Gott Israels, die Amoriter vertrieben vor seinem Volk Israel, und du willst ihr Land einnehmen? Du solltest das Land derer einnehmen, die dein Gott Kemosch vertreibt, uns dagegen das Land derer einnehmen lassen, die der Herr unser Gott vor uns vertrieben hat.“ Auf diese Weise warnte Jeftah den König der Ammoniter vor dem hochmütigen Unterfangen, Israel anzugreifen und das, was Gott gefügt hatte, rückgängig zu machen. Schließlich sagte er: „Der Herr, der da Richter ist, richte heute zwischen Israel und den Ammonitern.“ Auf diese Weise bezeugte er klar seinen Glauben an den souveränen Gott und tat sein Bestes dafür, an die Vernunft des Königs der Ammoniter zu appellieren und den Krieg zu verhindern.

Aber leider hörte der König der Ammoniter nicht auf die Worte Jeftahs, der er ihm sagen ließ (28), sondern hielt an seinem Plan, Israel anzugreifen, fest. Was geschah daraufhin an Jeftah? Vers 29 sagt: „Da kam der Geist des Herrn auf Jeftah, und er zog durch Gilead und Manasse und nach Mizpe, das in Gilead liegt, und von Mizpe, das in Gilead liegt, gegen die Ammoniter.“ Jeftah wurde vom Geist Gottes erfüllt. Auf diese Weise bestätigte Gott Jeftahs Berufung als Lieter und Richter und gab ihm Mut und Kraft für seine neue Aufgabe. Jeftah konnte als Leiter gebraucht werden, weil er ein Mann des Wortes Gottes war und vom Geist Gottes erfüllt war.

Drittens: Jeftah war ein Mann, auf dessen Wort man sich verlassen konnte. Bevor Jeftah in den Kampf mit den Ammonitern eintrat, legte er vor Gott ein Gelübde ab. Betrachten wir die Verse 30 und 31: Und Jeftah gelobte dem Herrn ein Gelübde und sprach: Gibst du die Ammoniter in meine Hand, so soll, was mir aus meiner Haustür entgegengeht, wenn ich von den Ammonitern heil zurückkomme, dem Herrn gehören, und ich will’s als Brandopfer darbringen.“ Jeftahs Gelübde zeigt, dass er die Aufgabe, den Angriff der Ammoniter abzuwehren und Israel zum Sieg zu führen, von ganzem Herzen angenommen hatte. Sein Gelübde war ein Ausdruck seiner Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit, mit der er alles für diesen Kampf einsetzen wollte. Er glaubte, dass der Sieg allein von Gott abhängt. In diesem Glauben versprach er Gott, auf ganz besondere Weise seine Dankbarkeit auszudrücken, wenn Gott ihnen den Sieg geben würde.

Wie segnete Gott Jeftahs Eifer und sein Gelübde? Betrachten wir die Verse 32 und 33: „So zog Jeftah auf die Ammoniter los, um gegen sie zu kämpfen. Und der Herr gab sie in seine Hände. Und er schlug sie mit gewaltigen Schlägen von Aroër an bis hin nach Minnit, zwanzig Städte, und bis nach Abel-Keramim. So wurden die Ammoniter gedemütigt vor den Israeliten.“ Gott gab ihnen einen gewaltigen Sieg. Jeftah konnte die Ammoniter mit gewaltigen Schlägen schlagen und zwanzig Städte wieder zurückerobern. Auf diese Weise segnete Gott Jeftahs Eifer und sein Gelübde.

Was geschah, als Jeftah von seinem großen Sieg nach Hause zurückkehrte? Betrachten wir Vers 34. Als Jeftah nach Hause kam, war es ausgerechnet seine Tochter, die ihm als erstes aus der Tür entgegenkam, um ihn mit Pauken und Reigen nach seinem Sieg zu begrüßen. Der Vers betont, dass sie Jeftahs einziges Kind war und er keine anderen Söhne oder Töchter hatte.

Wie reagierte Jeftah in dieser Situation? Betrachten wir Vers 35: „Und als er sie sah, zerriss er seine Kleider und sprach: Ach, meine Tochter, wie beugst du mich und betrübst mich! Denn ich habe meinen Mund aufgetan vor dem Herrn und kann’s nicht widerrufen.“ Hier erfahren wir, dass Jeftah ein Mann mit Festigkeit war, der nicht nach seinem Gefühl oder der Situation lebte. Dass er seine Kleider zerriss, drückt die tiefen Schmerzen aus, die er wegen seiner Tochter empfand. Aber er blieb von Anfang an fest entschlossen, sein Gelübde vor Gott zu erfüllen, obwohl er es sich so sicher nicht vorgestellt hatte. Auch seine Tochter hatte diesen Glauben und bestärkte ihren Vater darin, dass er sein Gelübde vor Gott erfüllen sollte. Sie bat lediglich darum, zwei Monate lang auf den Bergen mit ihren Freundinnen ihre Jungfrauenschaft beweinen zu dürfen. Danach kam sie zurück, und Jeftah tat ihr, wie er gelobt hatte. Jeftah wurde ein Leiter in Israel, weil er nicht nach seinem Gefühl oder seinem Vorteil lebte und so ein Mann war, auf den man sich verlassen konnte.

Kap. 12,1-7 berichtet schließlich von einem tragischen Konflikt zwischen den Ephraimitern und den Gileaditern. Die Ephraimiter waren darüber, dass sie an dem großen Sieg über die Ammoniter nicht teilgehabt hatten, so beleidigt, dass sie Jeftah und sein Haus mit Feuer verbrennen wollten. Obwohl Jeftah an ihre Vernunft appellierte, ließen sie sich nicht beruhigen, sodass es zu einem traurigen blutigen Bruderkrieg kam. Die Verse 7-15 erwähnen abschließend Jeftahs Tod und die Namen seiner Nachfolger, nämlich die Richter Ibzan, Elon und Abdon. Von ihrem Leben und Wirken erfahren wir nicht viel, außer der Information, dass sie viele  Kinder hatten. Dies weist darauf hin, dass Israel in dieser Zeit im Frieden leben konnte.

Wer ist der Gott von Jeftah? Gott hatte Gideon, einen Bauernsohn, berufen und ihn zum streitbaren Held gemacht. Gott war mit ihm und gebrauchte ihn, um Israel von der Hand der Midianiter zu befreien. Aber in seinem weiteren Leben lebte Gideon mit vielen Kompromissen, sodass von seinem Leben letztlich keine guten Früchte blieben, sondern Götzendienst und Abimelech, der wie ein stacheliger Dornbusch war. Gott erwählte Jeftah, einen Mann, der trotz seiner schweren Lebensumstände treu in einer persönlichen Beziehung zu Gott lebte. Gott segnete ihn, als er sich nicht von seinem Schicksal beherrschen ließ, sondern es überwand und aktiv Gott und anderen Menschen diente. Gott gebrauchte Jeftah, einen Mann des Wortes Gottes, und erfüllte ihn mit dem Geist Gottes, damit er seine Aufgabe mutig erfüllen konnte. Gott schenkte Israel durch Jeftah einen großen Sieg, sodass sie weit über seinen Tod hinaus im Frieden leben konnten. Lesen wir zum Schluss nochmals das Leitwort, Kap. 11,5.6: „Als nun die Ammoniter mit Israel kämpften, gingen die Ältesten von Gilead hin, um Jeftah aus dem Lande Tob zu holen, und sprachen zu ihm: Komm und sei unser Hauptmann, damit wir gegen die Ammoniter kämpfen.“ Möge der Gott von Jeftah uns helfen, unsere persönliche Beziehung zu Gott im Gebet, im Wort und im Gehorsam treu zu pflegen, sodass wir zu frommen Männern und Frauen werden, denen die Menschen gerne vertrauen und die Gott kostbar gebrauchen kann!

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