Predigt: Psalm 91 — Sonderlektion Schulanfang 2023

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Im Schatten des Allmächtigen

„Wer im Schutz des Höchsten wohnt, der ruht im Schatten des Allmächtigen.
Ich sage zum HERRN: Du meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich vertraue.“

(Psalm 91,1.2 [EÜ2016])

Liebe Schulkinder, es ist wieder so weit. Für diejenigen unter euch, die eingeschult werden, ist das ein aufregender Moment. Häufig ist es für die Eltern noch aufregender als für die Kinder. Für alle, die schon länger in der Schule sind: morgen ist der Tag, vor dem euch graut und auf den eure Eltern sich schon lange gefreut haben: die Schule beginnt wieder. Nicole und das Team, die diesen Gottesdienst vorbereitet haben, haben einen wunderbaren Text ausgesucht.
Psalm 91 sagt, dass Gott unser Schutz ist, in Zeiten des Krieges, wenn Menschen um uns herum fallen; in Zeiten der Seuche und Pest, wenn Menschen um uns herum erkranken und sterben; in Zeiten von Schicksalsschlägen und Bedrohungen durch Löwen, Schlagen. Und einer meiner ersten Gedanken war: „So schlimm ist die Schule doch auch wieder nicht.“ Ich hoffe, dass die meisten von euch, die Schule einigermaßen erträglich finden; und dass ihr gut zurechtkommt.
Auch wenn die Schule nicht wie Krieg, Terror, Pandemie und Wildnis ist, ein wenig doof ist die Schule schon. Selbst die Lehrer wissen das. Johannes Schröder ist ein studierter Deutschlehrer, der als Stand-Up Comedian auftritt. Er sagte folgendes: „Schule muss doof [eigentlich verwendet er hier ein anderes Wort, aber ich habe sein Wort mit „doof“ ersetzt] sein. Es ist einer ihrer haupt-pädagogischen Pflichten und Aufgaben, sich eine gewisse Doofigkeit zu bewahren. Es ist so, Schule muss doof sein. Woher sonst nehmen die Schüler den Abstoßungsimpuls, der sie ins Leben hinauskatapultiert, wenn nicht aus dieser Gegenbewegung „hier will ich weg, ich will raus hier, ich will ins Leben hinaus!“ […] Das müssen wir den Schülerinnen und Schülern geben. Stellt euch mal vor, Schule wäre ein cooler und hipper Ort. Joko Winterscheidt ist Schulleiter, kommt mit seinem Sushi-Bike in die Schule, 9:30 Uhr geht’s los. […] Dann wollen die Schüler dableiben. Stellt euch mal vor, die bleiben da. Die sagen: „Hier habe ich alles, was ich brauche, das ist meine Welt…“ Das wäre gesellschaftlich verheerend! Die müssen dort wegwollen. Das Vorglühen darf nie cooler sein, als die eigentliche Party!“
Schule ist etwas doof. Aber Schule ist eine wunderbare Gelegenheit, inmitten einer etwas unangenehmen Situation, einen Gott zu erfahren, der unendlich wunderbar und groß ist. Oder lasst es mich anders sagen. Du kannst deine Schulzeit gut nutzen oder du kannst die Zeit vergeuden. Der Text heute sagt uns, was wir tun müssen, um die Schulzeit nicht zu vergeuden. Um die wertvolle Zeit, die Gott dir geschenkt hat, optimal zu nutzen, musst du drei Dinge tun oder erfahren. Erstens, du musst das Versteck suchen; zweitens, du wirst eine Feder finden; und drittens, du wirst deinen Gott erfahren.

1. Finde das Versteck
Vers 1 beginnt mit den Worten: „Wer im Schutz des Höchsten wohnt…“ Die meisten Übersetzungen schreiben hier tatsächlich „Schutz“. Aber sprichwörtlich gemeint hier ist eigentlich ein Versteck. Die Rede ist von einem verborgenen Ort. Wir alle haben Erfahrung damit, Verstecken zu spielen. Und in der Regel ist es nicht schwer, die Verstecke der anderen zu finden. Man muss nur ein wenig danach suchen. Das Versteck, von dem hier die Rede ist, ist auch nicht schwer zu finden. Man muss ebenfalls ein wenig suchen.
Frage ist, wie ihr dieses Versteck findet. In Matthäus 6,6 hat Jesus gesagt: „Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ Das Verborgene ist die innere Kammer deines Herzens. Es ist der Ort, an dem Gott dir begegnen möchte. Und er begegnet dir dort durch sein Wort und durch das persönliche Gebet. Ohne Gebet wirst du dieses Versteck nicht finden. Gebet ist die Art und Weise, wie du das Versteck suchst. Wenn du dich auf diesen Weg des Gebets machst, dann wirst du das Versteck finden.
Das, was verborgen ist, hat auch etwas Geheimnisvolles und Mysteriöses an sich. Angenommen jemand sagt zu euch: „Kommst du mit in das Spielzimmer“ oder „in die Küche“, klingt zwar in Ordnung. Aber es klingt längst nicht so attraktiv und cool, wie wenn jemand zu uns sagt: „Kommst du mit in unser geheimes Versteck?“ Gott lädt dich ein, in sein geheimes Versteck. An einen Ort, den nur Er und du kennst. Er lädt dich ein, in die innere Kammer zu kommen, der Ort, der ganz geheimnisvoll und mysteriös ist. Und wenn du diesen Ort gefunden hast, dann bleib dort. Das ganze Schuljahr hindurch.
Der Fürst der Prediger Spurgeon hat in seinem Kommentar zu diesem Psalm folgendes geschrieben: „In den verborgenen Ort kommen nur die, die die Liebe Gottes in Christus Jesus kennen, und dort wohnen nur die, denen das Leben Christus ist. Für sie ist der Vorhang zerrissen, der Gnadensitz ist offenbart, die bedeckenden Cherubim sind offenbar, und die schreckliche Herrlichkeit des Allerhöchsten ist sichtbar.“ Der Schutz des Höchsten ist der Ort, an dem du wunderbare Dinge erfährst. Und das bringt uns direkt zum zweiten Punkt.

2. Finde eine Feder
Wir schauen uns noch einmal den Vers 1 an: „Wer im Schutz des Höchsten wohnt, der ruht im Schatten des Allmächtigen.“ Diejenigen, die das Versteck gefunden haben und darin bleiben, sie erleben es, im Schatten Gottes zu leben. Was ist mit dem Schatten des Allmächtigen gemeint? Vers 4 macht dieses Bild komplett: „Er beschirmt dich mit seinen Flügeln, / unter seinen Schwingen findest du Zuflucht, Schild und Schutz ist seine Treue.“ Der Schreiber des Psalms dachte wahrscheinlich an einen großen Vogel wie z.B. ein Adler mit riesigen Flügeln. Im Schatten dieser Flügel dürfen wir uns geschützt und geborgen fühlen.
Hier ist der Punkt, mit dem wir uns vielleicht etwas schwertun. Woher wissen wir, dass wir im Schatten dieses Gottes sind? Wir können ja Gott nicht sehen, so wie wir unsere Eltern oder Freunde sehen können. Wir können Gott nicht hören, wie wir unsere Lehrer und Mitschüler hören. Woher wissen wir, dass Gott da ist, und dass wir uns in seinem Schutz befinden? Und die Antwort ist, dass wir hier und da die Federn des Adlers finden.
Habt ihr schonmal die Zähne von einem Hai gesehen? Sie sind dreieckig und spitz und scharf und ein Hai hat praktischerweise ziemlich viele davon. Kleine Haie haben kleine Zähne, große Haie haben große Zähne. D.h., man kann anhand der Größe der Zähne ungefähr abschätzen, wie groß der Hai ist. Und dann hat man versteinerte Zähne eines Hais gefunden, den es heute nicht mehr gibt, weil er ausgestorben ist. Die Zähne sind ein Vielfaches größer als die von den größten Haien heute. Aufgrund dessen kann man abschätzen, dass der Besitzer dieser Zähne ein Hai war, der 15-20 Meter lang war. Er hätte einen ganzen erwachsenen Menschen mit einem Happs verspeist.
Vor ein paar Tagen war unsere Familie in Frankreich. Wir hatten eine schöne Wohnung am Meer. Als ich mich eines Abends auf die Suche nach den Mülltonnen machte, passierte aber was ziemlich Dämliches. Ich öffnete im Treppenhaus eine Tür, die auf einen langen Balkon führte. Die Tür ging danach zu und Keines der Schlüssel, die ich dabei hatte, konnte diese Tür öffnen. Ich war auf diesem Balkon gefangen. Er war zu hoch, um herunterzuspringen. Wenn ich gesprungen wäre, hätte ich mir vermutlich den Fuß gebrochen. Also fing ich an, laut um Hilfe zu rufen. Nichts passierte. Niemand schien mein Rufen zu hören. Und dann fing ich an zu beten. Ich betete, dass Gott mir da heraushilft. Und wisst ihr was? Nur zwei Minuten später kam eine Frau und machte mir die Tür auf. Ich glaube, dass Gott diese Frau vorbeigeschickt hat. Dieses kleine Erlebnis ist wie eine Feder eines Adlers. Die Feder ist nicht der Adler selbst. Aber die Größe der Feder zeigt mir, dass der Adler, dem diese Feder gehört, ziemlich groß sein muss.
Ich möchte euch ermutigen, eure Feder zu finden: die Erlebnisse, die ihr mit Gott macht, die euch zeigen, dass ein riesiger Adler bei euch ist und dass ihr im Schatten seiner Flügel seid.

3. Erfahre deinen Gott
In den ersten zwei Versen spricht der Psalmist viermal von Gott. Er nennt Gott „den Höchsten“, den „Allmächtigen“, den „HERRN“ und schließlich „meinen Gott“. Derek Kidner, der sich sehr gut mit der hebräischen Sprache auskennt, hat folgendes geschrieben: „Der Höchste ist ein Titel, der jede Bedrohung auf ein Minimum reduziert; der Allmächtige (Schaddai) ist der Name, der die heimatlosen Patriarchen am Leben hielt. Durch die weitere Bezeichnung Der HERR (Jahwe) wurde Mose versichert, dass „ich bin“ und „ich mit dir bin“; und selbst der allgemeine Begriff „Gott“ wird durch das Possessivpronomen intim zu „meinem Gott“.
So vieles könnte man dazu sagen. Ich möchte gerne nur noch über den letzten Punkt sprechen „mein Gott“. Gott will dein Gott sein. Er will nicht nur der Gott deiner Eltern sein. Er will auch nicht nur der Gott deiner Gemeinde sein; oder der Gott deiner christlichen Freunde. Er will dein Gott sein. Und wenn du in diese Beziehung eintrittst, wirst du erfahren, dass du sein Kind bist und er dein Vater ist. Jemand sagte einmal, dass Gott keine Enkelkinder hat. Gott hat einfach nur Kinder. Und die Frage ist, ob du sein Kind bist. Du wirst erfahren, dass dein Gott ein Vater ist, wie du ihn nie hattest.
Wir alle haben oder hatten einen Papa. Als ihr vier Jahre alt wart, dachtet ihr vermutlich: „Mein Papa weiß alles“. Ein paar Jahre später habt ihr aber gemerkt, dass euer Papa nicht alles weiß, aber ganz schön viel. Noch ein paar Jahre, als Teenager denkt ihr dann: „Mein Papa weiß gar nichts“. Als junge Erwachsene denkt ihr, dass euer Papa hoffnungslos altmodisch und antiquiert ist.
Wisst ihr was? Das sind überhaupt nicht die Erfahrungen, die ihr mit Gott machen werdet. Nicht im Geringsten. In den Chroniken von Narnia trifft das kleine Mädchen Lucy auf den riesigen und gewaltigen Löwen Aslan. Jahre später trifft sie ihn wieder. Und sie sagt: „Aslan, du bist größer.“ Seine Antwort darauf: „Das liegt daran, dass du älter geworden bist, meine Kleine.“ „Nicht daran, dass du größer bist?“ Aslan antwortet: „Nein. Aber mit jedem Jahr, das du wächst, wirst du mich größer finden.“ Je mehr wir wachsen, desto größer wird Gott uns erscheinen. Je mehr wir ihn kennen lernen, desto stärker und herrlicher wird Gott uns sein. Ist das nicht wunderbar?
Das ist die Erfahrung, die ihr machen werdet. Finde das Versteck, finde die Feder und erfahre deinen Gott. Er ist größer, besser, wunderbarer als alles! Er ist dein Beschützer und dein Begleiter durch das ganze neue Schuljahr hindurch.

 

 

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