Der Herr ist mein Hirte
„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“
(Psalm 23,1)
Frohe Ostern! Millionen von Christen feiern heute Jesus, der von den Toten auferstanden ist! Unser heutiger Text ist wohl der bekannteste der 150 Psalmen und eines der berühmtesten Kapitel in der Bibel. Dafür gibt es wahrscheinlich mehrere Gründe. Denn in diesem Psalm beschreibt der König David in nur sechs Versen mit poetischen Worten, als wen er Gott in seinem Leben erfahren hat. Dieser Psalm hat wohl gerade deshalb so eine starke Anziehungskraft, weil hier nicht etwas allgemein über Gott gelehrt wird, sondern weil David seine ganz persönliche Erfahrung mit Gott wiedergibt. Und gleichzeitig gilt das, was dieser Psalm bezeugt, nicht nur in Bezug auf David, sondern beschreibt Gottes Wesens, das für jeden erfahrbar ist.
Manche fragen sich vielleicht, warum wir diesen Psalm zu Ostern studieren. Diejenigen von uns, die auch an Karfreitag hier waren, haben mit M. gemeinsam den Psalm 22 betrachtet. Dieser Psalm enthält etliche Verse, die das Leiden Jesu am Kreuz genau beschreiben bzw. die sich bei der Kreuzigung Jesu wortwörtlich erfüllt haben; zum Beispiel der Vers: „Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand“ (Ps 22,19)
Der Psalm 22 wird deshalb auch der messianische Leidenspsalm genannt. Während der Verfasser David im Psalm 22 in bedrückender Anschaulichkeit das Leiden Jesu vorausgesagt hat, beschreibt derselbe David im darauf folgenden Psalm 23 sein gesegnetes Leben mit Gott, seinem Hirten. Lasst uns heute Davids Glaubenszeugnis über sein gesegnetes Leben mit Gott, seinem Hirten und dadurch Gott selbst besser kennenlernen! Gott möge uns helfen zu verstehen, inwiefern auch der Psalm 23 prophetisch auf Jesus hinweist und wie seine Aussagen durch Jesu Tod und Auferstehung in vollem Maße in unserem Leben in Erfüllung gehen!
Was hat David über Gott bezeugt? Betrachten wir den Text! Der Psalm beginnt mit den Worten: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ David beschreibt hier zusammenfassend seine Erfahrung in seinem Leben mit Gott. Davids Leben war eigentlich alles andere als einfach oder geradlinig. Wie viele wissen, war David der siebte und jüngste Sohn seines Vaters Isai. Damals spielte das Alter und die Körpergröße noch eine viel größere Rolle als heute. David war relativ klein und sowieso der Jüngste; er musste von klein auf lernen, demütig zu sein, weil seine älteren Brüder alles besser wussten und besser konnten, und er musste oft die Arbeit machen, die kein anderer machen wollte. David musste vor allem Tag und Nacht die Schafe seines Vaters hüten. Dabei zeigte sich, dass er ein mutiger junger Mann mit einem echten Hirtenherz war. Denn wenn ein Löwe oder Wolf kam und eines der Schafe raubte, kämpfte David mit der bloßen Faust gegen das Raubtier und schlug auf es ein, bis es das erbeutete Schaf wieder freigab. Eines Tages kam der Prophet Samuel auf Gottes Befehl hin zu lsais Familie und goss – zur Überraschung aller – Salböl auf Davids Kopf und verkündete ihm, dass Gott ihn zum Fürsten über sein Volk Israel erwählt hatte.
Diese persönliche Verheißung Gottes klang großartig, aber sie bedeutete gar nicht, dass Davids Leben von da an besser oder gar glänzend wurde. Als die Philister das Land belagerten, musste David weiter zu Hause die Schafe hüten und hatte den Job, seinen Brüdern an der Front ab und zu ein Essenspaket zu bringen. Als er bei dieser Gelegenheit über die Lästerungen des riesengroßen Philisters Goliath in heiligen Zorn geriet und ihn zum Kampf herausforderte und ihn mit einer Schleuder und einem Kieselstein tötete, wurde der König Saul auf ihn aufmerksam. David wurde an Sauls Hof geholt und wurde sein persönlicher Diener. Obwohl David alles gab, um Saul als Musiker und als Soldat treu zu dienen, wurde Saul wegen Davids Erfolg im Kampf und seiner wachsenden Popularität eifersüchtig und fing an, ihn zu hassen. Für David begann eine leidvolle Zeit von etwa zehn Jahren, in denen er ständig auf der Flucht leben musste, weil Saul ihn mit seinen Leuten überall im Land verfolgte und ihn umbringen wollte. David wusste nie so recht, wem er vertrauen konnte, weil der König alle im Volk angewiesen hatte, seinen Aufenthaltsort zu verraten. Manchmal konnte David Sauls Männern nur um Haaresbreite entkommen. Wie konnte David so viele Jahre lang in einem relativ kleinen Land wie Israel der Verfolgung durch Sauls Truppen entgehen? Wie konnte David all das auch psychisch aushalten – die ständige Verfolgung und Lebensgefahr, die Tatsache, dass er fast niemandem vertrauen konnte und auf sich selbst gestellt war? Wie konnte David den Widerspruch zwischen der Verheißung Gottes, dass er der König von Israel sein sollte, und der Realität, dass er jahrelang wie der schlimmste Staatsfeind im ganzen Land gejagt wurde ertragen? Wir würden erwarten, dass er an diesem scheinbaren Widerspruch zwischen Gottes Wort und seiner sichtbaren Realität schon längst verzweifelt wäre und seinen Glauben aufgegeben hätte.
Aber was sagte David in Wirklichkeit über Gott? Er bekannte: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.“ (Ps 23,1-3)
David bekannte, dass Gott sein guter Hirte ist, der ihn auf grüne Auen und zum frischen Wasser führt. David sagte damit, dass Gott sich immer um ihn gekümmert und ihn versorgt hat. Das ist sowohl geistlich als auch praktisch zu verstehen. Gott hat ihn jahrelang während der Verfolgung versorgt, so dass er immer eine Zuflucht fand und etwas zu essen und zu trinken bekam. Gott hat ihn auch geistlich immer wieder auf eine grüne Aue geführt und ihn in seinem Kummer getröstet und ihn mit seinem Wort und seiner Gegenwart erquickt. Selbst als sich einmal Davids eigene Leute gegen ihn wandten, weil während ihres Feldzugs die Feinde ihre Frauen und Kinder überfallen und getötet hatten, heißt es, dass David sich im Herrn stärkte. David suchte gerade in der Not Gottes Nähe und seine Hilfe, und er empfing von Gott immer neu Trost, Weisheit, Orientierung und Kraft. Wegen unzähliger solcher Erfahrungen hatte David die feste Zuversicht auf Gott: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“
Obwohl David solchen Glauben lernte, wurde sein Leben nach Sauls Tod und seiner Einsetzung als König über ganz Israel keineswegs einfach. David musste jahrelang gegen verschiedene Feinde kämpfen, die sich den Israeliten entgegenstellten und sie unterjochen wollten. Er musste Intrigen in seiner Armeeführung und schwere Verbrechen wie Vergewaltigung und Mord durch seine eigenen Söhne erleben. Davids Leben war oft so dramatisch; er muss auch innerlich oft an seine Grenzen gestoßen sein.
Aber in allen Situationen erlebte er, dass Gott bei ihm war und ihn nicht im Stich ließ, dass Gott ihn hörte, wenn er ihn anrief, und ihm treu aus allen Nöten heraus half. Aufgrund unzähliger solcher Erfahrungen bekannte David: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Er hatte eine feste Zuversicht darauf, dass Gott sein Hirte ist, der ihn nie im Stich lässt. Aufgrund dessen hatte er die Gewissheit, dass es ihm auch in der Zukunft an nichts Wichtigem fehlen wird – anders ausgedrückt hatte er die Zuversicht, dass alles gut werden wird.
Dieses Glaubensbekenntnis war nicht nur oberflächlich, sondern wurde immer wieder auf die Probe gestellt. Es gab in Davids Leben wiederholt auch Zeiten, die für ihn wie ein dunkle Täler waren. Einmal machte sein Sohn Absalom einen gut vorbereiteten Aufstand gegen ihn, sodass David mit seinen Leuten aus Jerusalem fliehen musste. Er wurde vom eigenen Sohn vom Thron gestoßen und aus der Stadt gejagt und musste gegen ihn und seine Landsleute um sein Leben kämpfen, wobei der Ausgang dieses Bürgerkriegs lange ungewiss war. Diese Situation war wirklich traurig und wirklich dramatisch. Das war wohl ziemlich sicher eine der Zeiten, an die David gedacht hat, als er im Vers 4 vom finsteren Tal spricht, oder anders übersetzt vom Tal des Todesschattens. David muss so enttäuscht und so traurig über seinen Sohn und die ganze Situation gewesen sein. Außerdem war sein Leben akut bedroht, weil Absaloms Truppen ihm nachjagten. Aber auch in dieser massiven Notlage half Gott ihm und lenkte die Entwicklung so, dass David zurückkehren und wieder als König eingesetzt werden konnte. So bekennt er im Vers 4: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ David hatte noch etliche andere Probleme erlebt, die wie finstere Täler waren. Aber er geriet nicht in Furcht, weil Gott bei ihm war.
Manche unterstellen den Christen, dass sie nur so lange glauben, wie nichts wirklich Schlimmes in ihrem Leben passiert. Tatsächlich kann vieles im Leben eintreten, was uns wie ein dunkles Tal vorkommt: Wenn wir ein so großes Problem haben, dass wir keine Lösung dafür sehen können; wenn innere oder praktische Nöte so groß werden oder so lang dauern, dass wir kein Licht am Ende des Tunnels sehen; oder wenn wir wegen verschiedener Erfahrungen nach und nach die Vision für unser Leben verlieren und in Traurigkeit geraten, aus der wir gar nicht mehr allein herauskommen.
Der Vers 4 hilft uns zu erkennen, dass es bei Nöten zwei verschiedene Faktoren gibt, nämlich einmal das Problem an sich und zum anderen, wie wir damit umgehen. David spricht vom finsteren Tal, vom Tal der Schatten des Todes, also von Wegstrecken in seinem Leben, bei denen es sehr ernste Probleme gab, die auch bedrohlich aussahen, sogar lebensbedrohlich. Aber im Kontrast dazu betont David, dass er kein Unglück fürchtete. Das heißt, er geriet nicht in Furcht. Was große, scheinbar unlösbare große Probleme wirklich schrecklich macht, ist, wenn wir ihretwegen im Herzen den Glauben an Gott verlieren und deswegen in Furcht geraten, die uns alles fraglich erscheinen lässt und uns in Gefühle der Hilflosigkeit und Verzweiflung stürzt. Dann wird das finstere Tal wirklich schrecklich. Aber David geriet auch im dunklen Tal, wo er keinen Ausweg sehen konnte, nicht in Furcht, sogar auch angesichts des Todesschattens nicht. Warum nicht? Er bekannte: „Denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich“ (4b). David geriet deshalb nicht in Furcht, weil er bewusst daran festhielt, dass Gott bei ihm ist und dass Gott sein Hirte ist. Er sah in der Not auf Gott, seinen Hirten, und wurde beim Anblick seines Steckens und seines Stabs getröstet. Viele haben schon überlegt, was mit Gottes Stecken und Stab gemeint ist.
lch halte die Auslegung für am überzeugendsten, dass mit Gottes Stecken und Stab sein Wort und sein Heiliger Geist gemeint sind, die uns in jeder Situation an Gottes Gegenwart erinnern und uns trösten. Davids Bekenntnis, dass er auch im finsteren Tal kein Unglück befürchtete, ermutigt uns, in allen Situationen und erst recht bei ernsten Problemen, bewusst an Gottes Gegenwart zu denken und uns durch sein Wort und die Gemeinschaft im Gebet von ihm trösten zu lassen.
Was bezeugte David noch über Gott? Betrachten wir Vers 5: „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.“ Hier beschreibt David, wie weit die Güte und Liebe Gottes, seines guten Hirten, geht. Gott schützte ihn nicht nur vor Gefahren oder rettete ihn aus Notlagen. Gott deckte für ihn sogar auch einen Tisch im Angesicht seiner Feinde, salbte sein Haupt mit Öl und schenkte ihm voll ein. Dieser Vers ist offensichtlich gleichnishaft zu verstehen; es wird nirgends in der Bibel berichtet, dass Gott diese Dinge praktisch für David getan hätte, also vor ihm auf dem Schlachtfeld einen Tisch aufgebaut und ihm einen Kelch mit Wein voll einschenkt. Dass diese ausdrücke etwas Geistliches beschreiben, macht die Aussage in diesem Vers nicht weniger faszinierend. Das Haupt mit Öl zu salben, war etwas, was man für sehr geschätzte Gäste tat. Das und für den anderen einen Tisch vorzubereiten und ihm voll einzuschenken, und das trotz Kriegszustand im Angesicht der Feinde zu tun, bringt die verwöhnende Liebe Gottes zum Ausdruck, die David von Gott erfuhr. Gott war der gute Hirte Davids und er rettete ihn nicht nur in akuter Lebensgefahr, sondern er ließ David seine wohltuende Liebe auch darüber hinaus erfahren, die ihn erfreute und erquickte.
Welche Zuversicht hatte David aufgrund all dieser Erfahrungen für seine Zukunft? Er schreibt abschließend im Vers 6: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Haus des Herrn immerdar.“ Weil David wusste und immer wieder erfahren hatte, dass Gott sein guter Hirte ist, hatte er in seiner Gegenwart keine Angst vor einem Unglück, sondern hatte eine positive Sicht auf seine Zukunft. Praktisch gesehen war Davids Zukunft zu keinem Zeitpunkt sichergestellt, weder was seine eigene Gesundheit anging noch familiär noch politisch-militärisch. Aber durch den Glauben an Gott, der sein guter Hirte war, hatte David eine feste Zuversicht, dass ihm auch in der Zukunft sein Leben lang Gutes und Barmherzigkeit folgen würde. Er hatte insbesondere die Zuversicht, dass er immer im Haus des Herrn bleiben würde. Damit drückte er seine Zuversicht aus, dass er immer in einer richtigen Beziehung zu Gott bleiben und ewig mit ihm Gemeinschaft haben würde. War David so sicher, dass ihn keine Angriffe oder Gefahren von außen bedrohten? Oder war er sicher, dass er von sich aus nie sündigen würde und dadurch sein Bleiben im Haus Gottes bzw. in der Beziehung zu ihm gefährden könnte? David konnte sich weder des einen noch des anderen sicher sein. Im Gegenteil: Seine Erfahrung hatten ihn gelehrt, wie viele Gefahren und Problem in seinem Leben jederzeit auftauchen konnten. Er konnte sich keineswegs auf sich selbst verlassen, sondern er war schwach und für Versuchung anfällig und potenziell jederzeit fallen konnte. Aber David war sich trotzdem so sicher, dass ihm sein Leben lang Gutes und Gottes Barmherzigkeit folgen würden. Er war sich gewiss, dass er für immer bei Gott bleiben würde, weil er wusste, dass Gott sein guter Hirte ist, der ihn nie im Stich lassen, sondern ihn immer schützen, führen und leiten würde; und dass Gott dafür sorgen würde, dass er ewig bei ihm bleibt.
Wir sind beeindruckt, wie treu Gott tatsächlich mit König David war und wie Zuverlässig er ihn in seinem Leben begleitet, beschützt und aus den unterschiedlichsten Nöten gerettet hat. Und hier kommt die für uns wichtige Frage? Können wir dieselbe Zuversicht haben? An sich nicht. David war in vieler Hinsicht kein gewöhnlicher Mann, mit dem wir uns einfach vergleichen können. David war ein vielseitig talentierter Mensch, er war ein begnadeter Dichter und Musiker, ein erfolgreicher Feldherr und König über das Volk Israel, das es vierzig Jahre lang weise regierte. Er war ein treuer und mutiger Mann, der für die Gerechtigkeit und den Schutz seines Volks auf Leben und Tod kämpfte. Vor allem liebte David Gott von ganzem Herzen und diente ihm in vorbildlicher Weise. David ist die Hauptperson im Buch Samuel und wurde selbst der Autor vieler Psalmen und damit ein Mitautor der Bibel. David wurde und wird bis heute in Israel als der beste König verehrt und galt als ein Sinnbild für den wahren König, den Messias den Gott zu senden verheißen hat. Tatsächlich gab Gott David, als er alt war, die Verheißung eines Nachkommen, dem Gott den Thron ewig bestätigen würde. Die Juden verstanden es so, dass sich diese Verheißung auf den Messias bezog, den von Gott verheißenen König und Retter, der ein Reich mit Gerechtigkeit aufrichten und ewig regieren würde. Deshalb haben die Juden den Messias auch „den Sohn Davids“ genannt. David war ein Hinweis auf den wahren König und Retter, der kommen sollte. David war also eine Art Ausnahme-Mensch, jemand, mit dem wir uns nicht so leicht vergleichen können. Wer kann einfach sagen, dass er wie David Gott lieben und ihm dienen und sein Leben lang in der Liebesbeziehung zu ihm leben kann?
Andererseits haben wir vorhin schon festgestellt, dass David keineswegs vollkommen war, dass er auch Schwächen hatte, sich gerirrt hat und zum Teil in schwere Sünde geriet. Dass David sein Leben lang in einer Liebesbeziehung zu Gott und unter seiner Führung leben konnte, war also nicht wegen Davids Treue oder seine anderen Qualitäten. Es war wegen Gottes Barmherzigkeit, aus der er ihn treu liebte und sein guter Hirte war.
David war auch ein Sünder, der es nicht verdient hatte, dass Gott ihn ansieht, geschweige denn dass er immer bei ihm ist und ihm sein Leben lang hilft. Dass Gott sein Hirte war und ihn sein ganzes Leben lang leitete und schützte, wie es Psalm 23 beschreibt, war allein Gottes Barmherzigkeit. Diese Barmherzigkeit war es, worauf David vertraute und woraus er die Zuversicht schöpfte, dass ihn sein Leben lang Gutes und Barmherzigkeit begleiten und er immerdar im Haus des Herrn bleiben würde. Deshalb weist Davids Leben auf das Bedürfnis der Menschen nach dem guten Hirten hin, der die schwachen, fehlbaren Menschen mit Gottes Barmherzigkeit schützt und leitet.
Deshalb wird in Psalm 23 nicht David, seine Treue oder andere Eigenschaften gepriesen, sondern Gott, der mit seiner Güte und Barmherzigkeit David geliebt und sein guter Hirte gewesen ist. Der Psalm beschreibt das gesegnete Leben, das David trotz vieler Probleme führen konnte, weil Gott sein Hirte war und ihn mit seiner Liebe und Barmherzigkeit führte. Dieses gesegnete Leben Davids war ein Hinweis, dass wir Menschen alle den guten Hirten brauchen, den wahren König, der kommen sollte. Gottes Barmherzigkeit mit den Sündern trieb Gott dazu, nach seinem Plan schließlich tatsächlich seinen einzigen Sohn in die Welt zu senden. Das tat Gott, damit er für uns und alle gewöhnlichen Menschen der gute Hirte wird, der uns aus der Sünde rettet und uns auf den rechten Weg mit ihm leitet und in die ewige Gemeinschaft mit ihm führt. Jesus kam als ein schwaches Kind auf die Erde und wohnte mitten unter uns. Er ging gerade nicht zu den Frommen, den Reichen und Erfolgreichen, sondern predigte dem Volk die frohe Botschaft von Gottes Liebe und seinem Reich. Jesus offenbarte sich selbst im Johannesevangelium mit den Worten: „lch bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ (Joh 10,11)
Jesus ist der gute Hirte für alle Menschen – auch die gewöhnlichen. Jesus half den Schwachen und Kranken und wurde ein Hirte für die Menschen, die ihr Leben nicht auf die Reihe bekamen, wie Zöllner und Prostituierte. Er half einer Frau, die fünfmal geheiratet hatte, weil sie bei einem idealen Partner ihr Glück suchte, bis sie Jesus als Messias erkannte und ihn anbetete. Er half einem Mann, der schon so lange krank war, dass er selbst den Wunsch und die Hoffnung auf Heilung verloren hatte. Jesus half Zolleintreibern, von ihrer Geldgier frei zu werden, und Soldaten, barmherzig zu sein. Mit seiner Barmherzigkeit wurde Jesus der gute Hirte für alle Menschen. Jesus sagte: „lch bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ Um allen Arten von Sündern wirklich ein Leben in einer beständigen und heilen Beziehung zu Gott zu ermöglichen, wie es im Psalm 23 beschrieben ist, musste Jesus unsere Sünden auf sich nehmen und am Kreuz dafür sterben. Aus seiner göttlichen Barmherzigkeit nahm Jesus tatsächlich unsere Sünde auf sich und bezahlte dafür am Kreuz die Strafe mit seinem eigenen Blut (d.h. Leben). So hat er sich als der gute Hirte offenbart. Am Kreuz trug er die Sünde aller Menschen, der ganzen Welt, damit die Sünde, die auch ein Hindernis zwischen David und Gott war und die uns von Gott getrennt hat, zu tilgen, sodass wir ein gesegnetes Leben unter Gottes Leitung führen können. Dadurch dass er am Kreuz starb und auferstand, ist er der gute Hirte für uns alle geworden, damit wir unter seinem Schutz und unter seiner Leitung täglich mit Gott und für ihn leben und in Ewigkeit mit ihm Gemeinschaft haben können. Jesus ist der gute Hirte, der durch seinen Tod am Kreuz und durch seine Auferstehung unser guter Hirte geworden ist und uns auf täglich auf die grüne Aue und zu seinem frischen Wasser führt! Jesus leitet uns auf der rechten Straße, indem wir allein aus dem Glauben an ihn leben können. Selbst wenn wir durch ein finsteres Tal gehen müssen, wo wir keinen Ausweg sehen, dürfen wir 100%ig sicher sein, dass er bei uns ist, und uns täglich durch sein Wort und seinen Geist trösten lassen, bis er uns aus dem Tal herausgeführt hat. Weil Jesus als unser guter Hirte am Kreuz für uns gestorben ist, brauchen wir uns nie vor Unglück zu fürchten, sondern dürfen Ruhe haben, weil er uns schützt und uns vollständig in der Hand hat. Weil Jesus der gute Hirte ist und für unsere Sünde gestorben und auferstanden ist, dürfen wir sicher sein, dass uns unser Leben lang Gutes und Barmherzigkeit begleiten wird. Weil Jesus am Kreuz gestorben ist und auferstanden ist, dürfen wir Zuversicht haben, dass wir immerdar in seinem Haus bleiben und ihn in Ewigkeit in seinem Reich anbeten werden. Dank sei Jesus, der unser guter Hirte geworden ist. Halleluja!