Warum müssen wir eines Sinnes sein?
„Seid so unter euch gesinnt, wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht.“
(Philipper 2,5)
Im neuen Jahr hat uns die Gemeindeleitung mit Römer 15,5-6 die Orientierung gegeben, eines Sinnes zu sein und Gott aus einem Munde zu loben. Die Predigt dazu hörten wir letzten Sonntag. Der heutige Abschnitt schlägt in die gleiche Kerbe und möchte der Gemeinde als weitere Orientierung dienen.
Was verstehen wir eigentlich darunter, eines Sinnes zu sein? Diese Aufforderung kann unterschiedlich verstanden werden. Man kann es so verstehen, dass man dieses Denken in Gruppen ablegt und sich einmütig mehr für gemeinsame Ziele der Gemeinde einsetzt. Oder statt einem Projekt in der Gemeinde passiv gegenüberzustehen, kann man das „eines Sinnes sein“ als eine Aufforderung zur aktiven Teilnahme verstehen. Oder statt diejenigen, die sich aktiv für die Gemeinde einsetzen nur zu kritisieren, könnte man selbst die Aufgaben übernehmen. All diese Argumente sind legitime Gründe. Paulus aber schrieb diesen Brief nicht an eine Person bzw. an die Gemeindeleitung. Der Brief war an die ganze Gemeinde adressiert: „…an alle Heiligen in Christus Jesus in Philippi samt den Bischöfen und Diakonen“ (Philipper 1,1).
Warum ermahnt Paulus die Gemeinde in Philippi eines Sinnes zu sein?
Erstens: Wir müssen eines Sinnes sein, um für den Tag Christi gut vorbereitet zu sein.
Als eine Glaubensgemeinschaft hatten die Philipper ein gemeinsames Ziel, nämlich lauter und unanstößig für den Tag Christi vorbereitet zu sein (vgl. Phil 1,10). Folglich bedeutet dies, dass alle Aktivitäten in der Gemeinde dazu dienen, die Mitglieder auf den Tag Christi vorzubereiten. Es geht um das Leben.
In Vers 16 ermahnt Paulus die Gemeinde weiter, am Wort des Lebens festzuhalten. Damit er, Paulus, an dem Tage Christi den Ruhm einfährt und nicht vergeblich gelaufen, sowie vergeblich gearbeitet hat. Sein Ziel der Arbeit war es, an dem Tag Christi gelobt zu werden. Nämlich für die Errettung der Mitglieder der Gemeinde. Er tat dieses oder jenes dafür, damit die Mitglieder der Gemeinde nicht verloren gehen, sondern das Leben haben. Jesus sprach zu seinen Jüngern: „Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele?“ (Markus 8,36). Die Gemeinde ist dafür da, die Mitglieder dazu zu motivieren, an dem richtigen Ziel festzuhalten, nämlich die eigene Seele zu retten.
Um dieses Ziel zu erreichen, sollen sich die Mitglieder gegenseitig aus Liebe ermahnen oder trösten. Ein Einzelner mag schwach sein, bei Zweien sieht es schon anders aus, man kann sich nämlich gegenseitig helfen. Eines Sinnes zu sein, kann demzufolge so verstanden werden, dass man sich bis zu dem Tage Christi gegenseitig ermutigt. Dies kann durch Ermahnungen im Wort oder durch die Tat passieren. Aber alles sollte schlussendlich dazu dienen, beständig am eigentlichen Ziel festzuhalten und um auf den Tag Christi lauter und unanstößig vorbereitet zu sein.
Zweitens: Wir müssen eines Sinnes sein, um den Kampf zu gewinnen.
In Kapitel 1,27.28 steht: „…dass ihr in einem Geist steht und einmütig mit uns kämpft für den Glauben des Evangeliums und euch in keinem Stück erschrecken lasst von den Widersachern.“ Leider hören wir tagtäglich, von den grausigen Geschehnissen in der Ukraine. „Der Krieg wird noch lange Zeit dauern“, prophezeite eine Forschungsleiterin. Andere wiederum hoffen auf ein schnelles Ende des Kriegs. In dem Zusammenhang wünschen sich manche einen Putsch gegen Putin. Aber ein Russland-Experte meinte hierzu: „Es gibt derzeit noch kein Anzeichen für eine größere Uneinigkeit in der russischen Führung“. Beim Krieg spielt die Einigkeit eine große Rolle. Wir Christen als eine Gemeinde befinden uns auch im Kampf. Paulus ermahnt die Gemeinde: sich in keinem Stück von den Widersachern erschrecken zu lassen. Gewollt oder nicht, müssen die Christen gegen die Widersacher kämpfen. Wenn die Gemeindemitglieder oder in dem Fall die Mitkämpfer uneinig sind, können die Widersacher die Gemeinde effektiv spalten und Schaden zufügen. Jesus selbst sprach über die Wichtigkeit der Einigkeit folgendermaßen: „Ein Staat, in dem verschiedene Herrscher um die Macht kämpfen, steht vor dem Untergang; und eine Familie, die ständig in Zank und Streit lebt, bricht auseinander.“ (Lukas 11,17). Wenn die Gemeinde den Kampf gegen die Widersacher gewinnen möchte, muss sie in vielem einmütig sein. Sie müssen eines Sinnes sein, um den Gegner keine Angriffsfläche zu bieten und um den Kampf gegen die Widersacher zu gewinnen.
Was ist aber in diesem Zusammenhang die stärkste Waffe der Widersacher, die gegen die Gemeinde eingesetzt wird? Schon im Garten Eden setzte unser größter Widersacher eben diese Waffe gegen Adam und Eva effektiv ein. Nämlich den Gedanken selbst Gottes Herrschaft besitzen zu wollen. Solange Adam und Eva sich selbst Gottes Herrschaft unterwarfen, durften sie ihre Freiheit genießen und in der Beziehung zu Gott ihr angedachtes Leben führen. Als sie aber vom Widersacher hörten: „…ihr werdet sein wie Gott und wissen, was Gut und Böse ist.“ (1.Mose 3,5 / Hoffnung für alle), verfielen sie dieser Versuchung und wurden hochmütig. Nun folgten Sie nicht mehr Gottes Wort, sondern schenkten dem Widersacher Gehör. Schlussendlich handelten sie gegen das Gebot Gottes. Das Resultat war, wie wir wissen, der Verlust ihrer Heimat. Und die Einkehr des Todes in ihr Leben. Darum sprach Jesus in aller Deutlichkeit über diesen Widersacher in Johannes 10,10: „Ein Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und umzubringen.“ Die Gemeindemitglieder müssen mit diesem Wissen umso mehr eines Sinnes sein, den Kampf gegen den Widersacher gewinnen zu wollen. Die Widersacher können die Schwäche der Mitglieder ausnutzen. Darum ermahnt Paulus die Gemeinde: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient.“ (2,3.4).
Jeder Mensch ist nach dem Bilde Gottes geschaffen. Ein Merkmal vom Bild Gottes ist über die anderen herrschen zu wollen. Niemand will unter der Herrschaft eines anderen stehen. Jeder will höher als der andere sein. Gott gab jedem die Macht, zu herrschen, aber diese Herrschaft betrifft die Würde eines Menschen. Diese Würde kann in Demut geschützt bleiben. Wie heißt es so schön?: „Hochmut kommt vor dem Fall“. Darum müssen alle Mitglieder der Gemeinde dagegen ankämpfen, hochmütig zu werden.
Drittens: Wir müssen eines Sinnes sein, um Gott zu ehren.
In den Versen 5–8 ermahnt Paulus die Gemeinde wie folgt: „Seid so unter euch gesinnt, wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht: Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.“
Jesus ist Gott und Gott ist Jesus. Dieser aber wurde Mensch. Jesus, der Gott ist, nahm die Gestalt eines Knechtes an. Er starb am Kreuz, um Gott zu ehren. Obwohl er den Kelch des Leidens nicht trinken brauchte, gehorchte er dem Willen Gottes, um den Menschen den Zugang zum ewigen Leben zu schaffen. Er kam als ein Lamm Gottes und wurde am Kreuz geschlachtet, um die Schuld aller Menschen wegzunehmen. Im Zuge der Heilserfüllung wurde Jesus von Gott verlassen. All dies geschah deswegen, weil er dem Willen Gottes zur Rettung der Menschen gehorchen wollte.
Als Jesus am Kreuz starb, sah sein Tod elendig aus. Man könnte sich diesbezüglich fragen, was so ein Tod für eine Bedeutung hat. Die Antwort liegt in der Erfüllung von Gottes Plan. Durch den Kreuzestod seines Sohns versöhnte sich Gott mit den Menschen. Darüber hinaus ehrte Jesus Gott durch seinen Tod am Kreuz. Für die ersten Christen war es daher klar, wie sie Gott zu ehren hatten. Als sie Bedrohung erfuhren, bekannten sie sich zu Jesus. Als sie den Tod vor Augen hatten, nahmen sie den Märtyrertod dankbar an. Sie ehrten Gott. Auch wir sind dazu berufen, Gott zu ehren. Egal was wir tun und egal wo wir sind, wir müssen eines Sinnes sein für die Ehre Gottes. Wenn jemand versuchen würde, statt Gott sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, könnte das die Einigkeit der Gemeinde stören. Darum ermahnt Paulus mit der Gesinnung Jesu alle Mitglieder der Gemeinde. Paulus ließ die Gemeindemitglieder in Philippi auf das Resultat der Gesinnung Jesu schauen. In den Versen 9-11 beschreibt er, wie hoch Gott Jesus erhöht hat: „Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.“ Der Kreuzestod war für unseren Heiland eine schmerzvolle Erfahrung. Gott erhöhte aber Jesus. Alle Zungen sollen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist. Indirekt verheißt uns Gott hiermit, wie er uns belohnen möchte, wenn wir der Gesinnung Jesu folgen werden.
Jesus ermutigte seine Jünger, an die Belohnung Gottes zu glauben. Darum sprach er folgendermaßen: „Und wer einem dieser Kleinen auch nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch: Er wird nicht um seinen Lohn kommen.“ (Matthäus 10,42). Gott will seine Kinder belohnen. Er wird geehrt, wenn seine Kinder seinem Wort gehorchen.
Eines Sinnes zu sein, ist für alle Mitglieder der Gemeinde eine große Herausforderung. Obwohl wir wissen, dass es allen nur zum Guten dient, ist die Umsetzung davon sehr schwer. Denn während einige einmütig an einem Strang ziehen, kann es andere geben, die nur zuschauen bzw. gleichgültig bleiben. Wenn es sich durch Organisation schaffen ließe, eines Sinnes zu sein, dann könnten wir uns folgerichtig jedes Jahr neu zur Einmütigkeit organisieren. Die Mitglieder lassen sich dadurch aber erfahrungsgemäß nicht zur Einmütigkeit motivieren. Jeder muss im Glauben motiviert werden. Jesu Beispiel motiviert jedes Mitglied der Gemeinde. Wenn jeder Knechtsgestalt annimmt und zur Ehre Gottes sich selbst verleugnet, wird Gott diesen belohnen und wie unseren Herrn Jesus erhöhen.
Heute haben wir uns mit den Punkten beschäftigt, weshalb es gut und wichtig ist, eines Sinnes zu sein. Jeder Christ hat ein klares Ziel vor Augen, nämlich den Tag Christi. Um an diesem Tag lauter und unanstößig zu sein, muss jeder vorbereitet sein. Die Gemeinde hat die Aufgabe, jedes Mitglied auf diesen Tag vorzubereiten. Eines Sinnes zu sein heißt, dass die Gemeinde durch Worte und Taten jedes Mitglied ermahnt und tröstet, an dem Ziel festzuhalten.
Des Weiteren befindet sich die Gemeinde im stetigen Kampf gegen die Widersacher. Um den Kampf zu gewinnen, müssen die Mitglieder der Gemeinde einmütig und einträchtig sein. Wenn Hochmut diese Einigkeit stört, muss dieser bekämpft werden.
Zu guter Letzt müssen die Gemeindemitglieder eines Sinnes sein, um Gott zu ehren. Jesus gehorchte Gottes Willen. Dadurch erfüllte er den Plan Gottes, die Menschen zu retten. Wir können auch Gott ehren, indem wir seinen Willen tun. Wo wir sind oder was wir tun, alles können wir zur Ehre Gottes tun. Gott wird uns belohnen, wenn wir Jesu Gesinnung folgen. Und uns in Demut und Gehorsam üben.
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