Predigt: Die Gemeinde, die Jesus unter uns bauen will – Verwurzelt im Evangelium 2 – 1. Korinther 15,1-11

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Die Tatsachen des Evangeliums

Letzte Woche haben wir eine neue Bibelstudiumsserie angefangen zu dem Thema „Eine Gemeinde, wie Jesus sie sich wünscht“. Jesus wünscht sich ohne Zweifel, dass seine Gemeinde in seinem Evangelium verwurzelt ist. Deshalb haben wir letzten Sontag durch die Predigt von Henoch zu Römer 1 betrachtet, was das Evangelium eigentlich ist. Wir haben gelernt, dass das Evangelium die gute Nachricht ist, dass Jesus Christus Mensch wurde und dass er durch seine Auferstehung als Sohn Gottes eingesetzt ist in Kraft und unser wahrer König ist. Dieses Evangelium ist eine Kraft Gottes, die alle, die daran glauben, von der Sünde und Verlorenheit rettet. Beim Evangelium geht es also nicht darum, was wir tun müssen, um von Gott angenommen zu werden, sondern darum, was Gott getan hat, um uns zu retten. Darin unterscheidet sich der Glaube an das Evangelium von allen anderen Religionen. Bei allen anderen Religionen müssen die Menschen bestimmte Regeln befolgen und Werke tun, um akzeptiert zu werden; beim christlichen Glauben geht es darum, wahr- und anzunehmen, was Gott durch Jesus für uns getan hat. Das ist wirklich eine gute Nachricht für uns Menschen. Aber ist diese wunderbare Botschaft nicht zu schön, um wahr zu sein? Wie können wir sicher sein, dass diese gute Botschaft wahr ist? Heute erfahren wir eine weitere wichtige Eigenschaft des Evangeliums, durch die es sich von anderen Religionen und Philosophien unterscheidet: dass das Evangelium auf Tatsachen beruht, auf konkreten Ereignissen in der Geschichte, die gut belegt sind. Dazu wollen wir den ersten Abschnitt im Kapitel 15 von Paulus‘ erstem Brief an die Korinther betrachten, in dem er die Empfänger an das Evangelium erinnert. Gott möge uns heute helfen, die Tatsachen des Evangeliums wahrzunehmen und ihre Bedeutung für unser Leben neu zu erkennen!

Wie beginnt Paulus dieses Kapitel? Er schreibt in den Versen 1-2: „Ich erinnere euch aber, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr’s so festhaltet, wie ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr’s umsonst geglaubt hättet.“ Paulus erinnerte sie an das Evangelium, das er ihnen selbst verkündigt hatte. Paulus hatte auf seiner zweiten Missionsreise 51 n.Chr. die Stadt Korinth besucht und hatte dort das Evangelium verkündigt. Viele nahmen das Evangelium an, es entstand eine neue lebendige Gemeinde, und Paulus blieb anderthalb Jahre dort, um sie geistlich zu unterstützen. Aber nach seinem Weggang entstanden in der Gemeinde im Lauf der Zeit verschiedene Probleme, zum Beispiel bildeten sich in der Gemeinde Parteien, es gab einen Fall von Unzucht, es gab Unordnung in ihren Versammlungen und bei der Ausübung ihrer geistlichen Gaben im Gottesdienst. In seinem Brief ging Paulus auf jedes der Probleme ein und gab ihnen klare Anweisungen, wie sie damit umgehen sollten. Schließlich schrieb er das berühmte Kapitel über die Liebe, an der es ihnen fehlte und durch die viele ihrer Probleme gelöst würden.

Aber Paulus war sich offenbar bewusst, dass es nicht ausreichte, wenn er ihnen half, ihre aktuellen Probleme zu lösen. Paulus wusste, dass sie die Probleme nur dann wirklich über­winden und neue Probleme vermeiden konnten, wenn sie als Grundlage das Evangelium klar in ihrem Bewusstsein halten würden, sodass es ihr ganzes Denken und Leben bestimmt. Gott wollte sie durch das Evangelium retten; aber dazu mussten sie das Evangelium in unverfälschter Form festhalten, wie Paulus es ihnen verkündigt hatte. Deshalb erinnerte er sie am Ende seines Briefs an das Evangelium, und zwar ausführlich in 58 Versen.

Ähnlich wie die Korinther haben die meisten von uns auch das Evangelium angenommen und stehen darin fest. Manche kennen das Evangelium vielleicht noch nicht oder sie kennen es nur oberflächlich, oder sie verstehen es zwar vom Kopf her, haben es aber noch nicht für sich persönlich angenommen. Gleich welcher von diesen Gruppen du angehören magst, die Erinnerung an das Evangelium ist auf keinen Fall trivial. Die Christen in Korinth standen fest im Evangelium und hatten verschiedene geistliche Gaben wie prophetische Rede, Zungenrede usw. (14,26). Die Tatsache, dass Paulus am Ende seines langen Briefes an sie trotzdem noch ein langes Kapitel über das Evangelium schrieb, zeigt, dass es auch für wiedergeborene Christen nicht selbstverständlich ist, dass sie das Evangelium ihr Leben lang festhalten und dadurch gerettet werden. Viele Einflüsse von innen und außen können unser geistliches Sehvermögen trüben, unser Verständnis vom Evangelium verfälschen und uns sogar davon abirren lassen. Darum ist es wichtig, dass auch wir uns immer wieder an das Evangelium erinnern.

Was ist aber das Evangelium, an das Paulus erinnert? Betrachten wir gemeinsam die Verse 3 und 4: „Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift“. Hier fasst Paulus das Evangelium in einem Satz zusammen. Der Kern des Evangeliums ist, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist; und dass er am dritten Tag auferweckt worden ist. Das Evangelium ist also keine Theorie, die sich ein kluger Mensch ausgedacht hat. Es ist auch nicht bloß eine Religion, deren Lehren man blind glauben und befolgen muss. Beim Evangelium geht es im Kern um Tatsachen, um Ereignisse, die in der Geschichte passiert sind und die für alle Menschen Relevanz haben. In der Bibel haben wir vier Berichte über das Evangelium, von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, in denen wir vieles über Jesus erfahren: wie er als ein Mensch geboren wurde, wie er gelebt hat und wie er unter den Menschen gewirkt und viele Wunder vollbracht hat; wir erfahren seine Lehre über Gottes Liebe zu uns Menschen und über Gottes Reich, das Gott baut und zu dem er jeden einlädt, und welche Folgen es hat, wenn wir Gottes Einladung annehmen, und welche, wenn wir sie ablehnen. Alle diese Berichte sind wichtig und helfen uns, Jesu Botschaft besser zu verstehen und darauf richtig zu reagieren. Aber um das Evangelium auf das Wichtigste zusammenzufassen, nennt Paulus hier nur zwei Ereignisse: dass Christus für unsere Sünden gestorben ist und dass er am dritten Tag auferweckt worden ist. Wir wollen auf diese beiden Ereignisse mit folgenden Fragen eingehen: Inwiefern sind diese Ereignisse historische Fakten? Und welche Relevanz haben diese Ereignisse für uns Menschen, auch für uns hier heute Morgen?

Zum einen: Christus ist für unsere Sünden gestorben.
Der Kern des Evangeliums ist zum einen, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist. Dass Jesus am Kreuz gestorben ist, ist eines der am besten dokumentierten Ereignisse in der Bibel. Jesus wurde zuerst vom Hohen Rat und danach vom römischen Statthalter zum Tod verurteilt. Dann wurde er in aller Öffentlichkeit an einem Kreuz vor Jerusalem hingerichtet. Eine Aufschrift über ihm am Kreuz bestätigte seine Identität. Einige seiner Anhänger, römische Soldaten und viele aus dem Volk gingen vorüber und sahen es. Selbst seine Feinde sahen es und verspotteten ihn noch am Kreuz. Die Tatsache, dass Jesu Leichnam danach vom Kreuz abgenommen und begraben wurde, belegt, dass Jesus wirklich gestorben war. Dass Jesus begraben worden ist, wird deshalb extra erwähnt, weil es ein wichtiges Indiz für seine anschließende Auferstehung ist.

Dass Christus ein Mensch wurde und zu uns Menschen kam und uns Gottes Liebe bezeugte, war an sich schon eine Gnade Gottes für uns. Von den vier Evangeliumsberichten wissen wir, dass Jesus die Menschen drei Jahre lang über Gottes Liebe zu den Menschen und seinen heiligen Willen lehrte und alle Arten von Menschen in sein Reich einlud. Aber wenn Jesus nur das getan hätte, wäre sein Kommen noch keine ausreichend gute Nachricht für uns, weil wir dadurch unsere Trennung von Gott nicht überwinden und mit ihm versöhnt werden könnten. Zum einen weil wir die unsere schon bestehende Sündenschuld vor Gott mit nichts begleichen können; zum anderen weil wir so sündig sind, dass wir selbst auf Jesu liebevolle Ermahnung hin unser Herz und unser Leben allein mit unserer Willenskraft nicht von Grund auf verändern können. Wir Menschen haben in uns eine tiefer sündige Neigung, für uns selbst zu leben, wie wir es wollen, in der irrigen Annahme, dadurch ein glückliches Leben zu finden, anstatt nach Gottes vollkommenen Willen zu fragen und danach zu leben. Diese Neigung, eigenständig ohne Gott zu leben, ist der Grund für alle möglichen Arten von Sünden gegen Gott, gegen unsere Mitmenschen und an uns selbst, wie Stolz, Hochmut, Begierde, Neid, Hass, Lüge, Mord, usw. Kein Mensch kann sich selbst von seiner Sünde retten, auch wenn er einen geistlichen Wunsch danach hat, weil keiner die Schuld seiner Sünde begleichen noch sein Herz wirklich davon heilen kann. Jede Sünde ist aber eine Rebellion gegen Gott und wiegt vor ihm schwer und kann nur mit dem Blut eines Opfers beglichen werden. Das Blut der Opfertiere, die Gott im Alten Testament erlaubte, brachte nur eine vorübergehende, oberflächliche Lösung. Eigentlich müsste jeder wegen seiner eigenen Sünde sterben und ewig dafür leiden. Aber Gott sei Dank dafür, dass er uns so geliebt hat, dass Jesus unsere Sünden auf sich genommen hat und dafür gestorben ist. Schon drei Jahre davor, als Johannes der Täufer Jesus zum ersten Mal sah, rief er: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ (Joh 1,29) Die Menschen fragen nicht ernsthaft nach Gott und wollen ihr Leben nach ihrem eigenen Willen führen. Dadurch verachten sie Gott, der sie geschaffen hat, und betrüben ihn und fügen ihren Mitmenschen und sich selbst viele Schmerzen zu. Aber Jesus nahm als einziger Gerechter die Sünde der ganzen Welt auf sich und trug sie ans Kreuz und bezahlte mit seinem unschuldigen Blut die Strafe dafür, obwohl er wusste, dass nur eine Minderheit der Menschen es ihm danken würden. Er gab sein kostbares Leben hin, um uns alle von der Herrschaft der Sünde und der ewigen Strafe zu retten. Das ist die wirklich gute Nachricht für alle Menschen! Jeder kann dadurch zu Gott kommen, seine Vergebung empfangen und von Sünden und Schuld befreit ein neues Leben als Gottes Kind führen. Statt in verschiedenen Sünden gefangen zu sein, können wir unter der Herrschaft Jesu leben und unter seinem Segen auch ein Segen für die anderen Menschen werden. Die Bedeutung dessen, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, und der Segen, den wir dadurch bekommen, ist so groß, dass wir sie niemals genug erfassen können. Ob wir uns heute entscheiden, diese Gnade für uns anzunehmen, oder schon seit Jahren oder sogar seit Jahrzehnten auf dieser Basis leben – die Grundlage ist und bleibt, dass Jesus Christus für unsere Sünden gestorben ist und uns so mit Gott versöhnt hat. Diese Tatsache ist die einzige feste Basis, auf der wir unser Leben mit Gott aufbauen können. Wir sollen uns immer wieder daran erinnern und diese Gnade dankbar festhalten.

Zum andern: Christus ist von den Toten auferstanden.
Dass Jesus auferstanden ist, ist das andere Ereignis, dessen Bedeutung wir kaum ermessen und nicht hoch genug einschätzen können. Wenn Jesus zwar am Kreuz für die Menschen gestorben, aber nicht auferstanden wäre, hätte er zwar den Preis für unsere Sünden bezahlt, aber er hätte nicht für uns den Tod überwunden. Dann wäre auch die Gültigkeit seines stellvertretenden Todes für unsere Sünden fraglich. Wenn Jesus den Tod nicht besiegt hätte, gäbe es für uns keine Sieg über den Tod und keine endgültige Rettung. Aber Jesus ist nach seinem Tod nicht im Grab geblieben. Er ist nach drei Tagen auferweckt worden und ist vielen Menschen erschienen. Das ist der zweite Kernpunkt des Evangeliums.

Paulus ergänzt sowohl im Vers 3 als auch im Vers 4 jeweils die Worte „nach der Schrift“. Damit weist er darauf hin, dass sowohl Jesu Tod für unsere Sünden als auch seine Auferstehung nicht plötzlich in der Geschichte passiert sind, sondern dass Gott beides in der Schrift vorausgesagt hat. Zum Beispiel beschreibt der Prophet Jesaja im Kap. 53 schon etwa 700 Jahre vor Christus eindrücklich, wie Jesus um unserer Missetaten willen verwundet und um unserer Sünden willen zerschlagen wird (ohne den Namen Jesus zu verwenden). Im Psalm 22 werden seine Leiden und Qualen am Kreuz anschaulich geschildert. Und in Psalm 16,8-11 wurde schon ca. 950 v. Chr. durch König David die Auferweckung des Christus von den Toten vorausgesagt. Jesus selbst sagte, dass so wie Jona drei Tage im Bauch des Fisches war, der Menschensohn auch drei Tage im Schoß der Erde sein muss. Die verschiedenen Prophezeiungen sind weitere Indizien, die bestätigen, dass Jesus nach Gottes Plan für unsere Sünden gestorben und am dritten Tag auferweckt worden ist.

Aber Paulus wusste, wie schwer es den meisten Menschen fällt, an das Ereignis der Auferstehung Jesu zu glauben. Jesu Auferstehung war ein in dieser Weise einzigartiges Ereignis in der Geschichte, das jenseits der menschlichen Erfahrung liegt und sogar unsere Vorstellungskraft übersteigt. Deshalb führt Paulus im Folgenden viele Zeugen an, die den auferstandenen Christus gesehen haben. Der Erstgenannte ist Kephas, der auf Lateinisch Petrus hieß. Petrus war der Erste unter Jesu Jüngern, der Jesus kurz vor dessen Gefangennahme noch die Treue bis zum Tod geschworen hatte, der aber wenig später so große Angst um sein Leben bekam, dass er leugnete, Jesus überhaupt zu kennen. Wir wollen gleich nochmal darauf eingehen. Den zwölf Jüngern erschien Jesus nach den Berichten der Evangelien mindestens dreimal, zweimal in Jerusalem und einmal in Galiläa; vermutlich aber noch viel öfter, denn in der Apostelgeschichte heißt es: „Ihnen (den Aposteln) zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes“ (Apg 1,3).
Danach ist Jesus von mehr als fünfhundert Brüdern gesehen worden. Wir erfahren nicht, wo diese Begegnung stattfand, aber die Tatsache, dass mehr als fünfhundert Menschen auf einmal den auferstandenen Jesus sahen, widerlegt die Behauptung mancher, dass es sich bei den Begegnungen mit dem Auferstandenen um eine Art von Halluzination gehandelt hätte. Dass 500 Männer gleichzeitig die gleiche Halluzination haben, ist extrem unwahrscheinlich und unglaubwürdig.
Danach ist der auferstandene Jesus auch von Jakobus gesehen worden. Mit Jakobus ist hier offenbar nicht der Apostel Jakobus gemeint, sondern der Bruder des Herrn Jesus. Von den Evangelien wissen wir, dass Jesu Brüder trotz seiner Predigten und Wunder nicht an ihn glaubten. Aber der auferstandene Christus erschien extra dem Jakobus, und diese Begegnung erklärt uns, dass Jakobus später einer der Leiter der Urgemeinde in Jerusalem war.
Danach erschien der auferstandene Jesus auch „allen Aposteln“; damit meinte Paulus einen erweiterten Kreis von Aposteln, vermutlich die 72 Jünger, die er früher berufen und ausgesandt hatte.
Als letzten Augenzeugen der Auferstehung nennt Paulus sich selbst. Paulus war ein Pharisäer gewesen, der die Christen und ihre Botschaft von der Gnade gehasst und sie systematisch verfolgt hatte. Aber als er nach Damaskus reiste, um auch dort die Christen ins Gefängnis zu bringen, erschien ihm der auferstandene Jesus in einem hellen Licht vom Himmel und tadelte ihn: „Saul, Saul, was verfolgst du mich? … Ich bin Jesus, den du verfolgst“ (Apg 9,4.5). Paulus stürzte zu Boden und sein ganzes Leben, das auf seinen selbstgerechten Bemühungen aufgebaut war, stürzte wie ein Kartenhaus zusammen. Jesus vergab ihm seine Sünden und berief ihn zum Apostel für die Heiden. Paulus verwies darauf, dass Gottes Gnade die Quelle der Motivation und Kraft war, durch die er von da an so hingebungsvoll für Jesus und das Evangelium wirkte.

Es gab also weit über fünfhundert Zeugen, die den auferstandenen Christus gesehen haben. Sie alle haben den Auferstandenen mit ihren eigenen Augen gesehen, als er leibhaftig vor ihnen stand, mit ihnen redete und sogar mit ihnen aß. Diese Liste von Zeugen hat historisch gesehen großes Gewicht. Zum einen wegen der großen Anzahl von Zeugen. Zum andern, weil sie Augenzeugen waren und den Auferstanden zu verschiedenen Zeitpunkten und an verschiedenen Orten gesehen haben. Zum dritten, weil ihre Zeugnisse übereinstimmen. Und schließlich deshalb, weil etliche der Zeugen öffentlich bekannte Personen waren, von deren Leben wir einiges wissen, was ihrem Zeugnis eine hohe Vertrauenswürdigkeit verleiht. Der Bericht von Lukas in der Apostelgeschichte, die Briefe von Johannes und Petrus sowie die christliche Überlieferung beschreiben einhellig, dass das Leben der Jünger, die dem auferstandenen Jesus begegnet waren, danach stark verändert war. Die zwölf Jünger, die sich nach Jesu Kreuzigung aus Furcht vor den Juden in einer Wohnung versteckt und die Türen verrammelt hatten, traten danach mutig in Jerusalem auf und bezeugten allen Menschen Jesu Tod und seine Auferstehung von den Toten. Petrus, der sich in der Nacht von Jesu Gefangennahme aus Angst um sein Leben verflucht und geschworen hatte, Jesus nicht zu kennen, bezeugte an Pfingsten öffentlich Jesu Tod und seine Auferstehung, und zwar so überzeugend, dass sich am selben Tag etwa dreitausend Menschen bekehrten und für den Glauben an Jesus entschieden. Als Petrus etwas später vor den Hohen Rat gestellt wurde, der wenige Monate zuvor Jesus zum Tod verurteilt hatte, reagierte er gar nicht mit Furcht, sondern bezeugte seinen Richtern, dass Gott den Jesus, den sie gekreuzigt hatten, von den Toten auferweckt hat. Obwohl er wegen seiner Predigten über Jesus vor Gericht stand, verkündigte er seinen Richtern die Wahrheit: „Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden“ (Apg 4,10.11). Als sie ihn schließlich bedrohten und ihm streng geboten, unter keinen Umständen mehr von Jesus zu reden, beugte er sich nicht, sondern erwiderte: „Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben“ (Apg 4,20). Nach der Apostelgeschichte ist die erste Gemeinde in Jerusalem trotz des Widerstands der Juden so stark gewachsen, weil die Apostel mit großer Kraft die Auferstehung des Herrn Jesus bezeugten und große Gnade bei ihnen allen war (Apg 4,33). Für die dramatische Veränderung von Petrus und die Kraft und Furchtlosigkeit, mit der alle Apostel die Auferstehung bezeugten, gibt es keine andere plausible Erklärung als die, dass der auferstandene Jesus ihnen wirklich erschienen war.

Die Glaubwürdigkeit ihres Zeugnisses von Jesu Auferstehung wird dadurch noch erhöht, dass die Apostel an ihrem Zeugnis auch dann noch festhielten, als sie dafür mit dem Tod bedroht wurden. Der Apostel Jakobus war der Erste, der wegen seines Glaubens an Jesus in Jerusalem hingerichtet wurde. Bald darauf folgte Stephanus. Nach der Überlieferung wurden fast alle Apostel zu Märtyrern. Petrus wurde kopfüber in Rom gekreuzigt. Johannes wurde auf die Insel Patmos verbannt. Auch Paulus selbst wurde schließlich in Rom hingerichtet. Man hat mit allen Mitteln versucht, das Zeugnis vom Tod und der Auferstehung Jesu aus der Welt zu schaffen. Die Apostel hätten dem Tod entgehen können, wenn sie ihr Zeugnis von Jesus widerrufen hätten. Wenn ihr Zeugnis von der Auferstehung Jesu eine Lüge gewesen wäre, hätten sie keinen Grund gehabt, dafür ihr Leben zu opfern. Aber sie haben Jesus sogar bezeugt, als sie dafür sterben mussten, und haben so ihr Zeugnis mit ihrem Blut besiegelt. Also haben sie mit ihrem hingebungsvollen Leben und mit ihrem Tod bezeugt, dass Jesus auferstanden ist und nun der Herr und Christus über alle ist.

Welche Bedeutung haben dann die Tatsachen, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist und dass er am dritten Tag auferstanden ist? Durch Jesu Auferstehung hat Gott in großartiger Weise bestätigt, dass Jesus wirklich Gottes Sohn ist; oder wie wir es letzte Woche in Römer Kap. 1 gelesen haben, ist Jesus durch die Auferstehung von den Toten als Sohn Gottes eingesetzt. Durch Jesu Auferweckung hat Gott auch die Gültigkeit seines Todes für unsre Sünden bestätigt. Daher dürfen wir uns 100%-ig sicher sein, dass Jesu für alle unsere Sünden die Strafe bezahlt hat, und dürfen in festem Vertrauen darauf leben. Deshalb brauchen wir unter keiner Sünde mehr zu bleiben, sondern dürfen unsere Sünden mutig erkennen und zu Jesus bringen und seine Gnade der Vergebung dafür in Anspruch nehmen und davon frei werden. In dem Maß, wie wir das tun, werden wir von allen unseren Sünden befreit. Dadurch werden wir immer mehr von Dankbarkeit und Liebe zu Jesus und von Liebe zu unseren Mitmenschen erfüllt und können aus der Liebe heraus leben. Wenn wir Jesu Tod und Auferstehung nicht im Fokus haben, kann es dagegen leicht passieren, dass unsere Beziehung zu Jesus oberflächlich wird und sich unser Wollen, Beten und Leben nur noch um unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche dreht. Dann geraten wir wieder in verschiedene Sünde wie Undankbarkeit, Selbstliebe und Weltliebe und werden gleichgültig gegenüber unseren Nächsten und gegenüber Gottes Anliegen, sie zu erretten. Die Tatsachen von Jesu Tod und seiner Auferstehung bilden eine unerschütterliche Grundlage, auf der wir ein befreites, hingegebenes und fröhliches Leben unter Jesu Herrschaft führen können. Dadurch können wir Gott ehren und für die Menschen in unserer Umgebung und für junge Menschen in unserer Stadt ein Segen werden.

Dafür spielt auch eine zweite Implikation eine wichtige Rolle. Dass Jesus auferstanden ist, bedeutet, dass er die Macht des Todes überwunden hat. Der Tod wird im Vers 26 „der letzte Feind“ genannt, der vernichtet wird. Der Tod ist nicht einfach bloß ein natürliches Phänomen, sondern ein Feind, der das Leben der Menschen zerstört und dem kein Mensch widerstehen kann, egal wie klug, stark oder einflussreich er ist. Der Tod hat uns fatalistisch gemacht und hat unsere guten Wünsche und Bemühungen um ein heiliges, selbstloses Leben vergeblich und sinnlos aussehen lassen. Aber weil Jesus auferstanden ist, hat er die Macht des Todes gebrochen und seinen Anspruch auf uns beendet. Am Ende wird Jesus kommen und den Tod restlos besiegen. Dann werden wir an seinem völligen Sieg über den Tod teilhaben und dürfen ewig mit ihm leben. Diese Hoffnung verändert unser ganzes Leben. Sie vertreibt aus uns allen Fatalismus, Sinnlosigkeit und Hilflosigkeit und gibt uns jeden Tag Motivation und Kraft, unsere sündige Natur und die Anziehungskraft der Welt zu überwinden und Jesus zu folgen und unser Leben konkret aus der Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen zu führen. Der auferstandene Jesus will uns dabei jeden Tag leiten und begleiten. Er wird uns immer mehr erkennen lassen, wie schlimm unsere eigene Sünde ist, und auch immer mehr, wie groß seine Gnade ist, dass er für unsere Sünden gestorben ist. Dann werden wir auch immer mehr erfahren, wie fest die Grundlage für unsere Rettung ist und wie groß die Kraft der Auferstehung ist, die uns verändert. Wenn wir unser Leben weiter darauf bauen, wird er uns schließlich auferwecken und die himmlische Herrlichkeit erfahren lassen, zu der er uns durch seinen Tod und seine Auferstehung den Zugang verschafft hat. Möge Gott jedem von uns helfen, auf die Tatsachen des Evangeliums fest zu vertrauen und unser ganzes Leben darauf aufzubauen!

 

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