Predigt: Die Gemeinde, die Jesus unter uns bauen will – Gesendet zur Mission 6 – Matthäus 25,31-46

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Barmherzigkeit

„Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“

(Matthäus 25,40)

Wir hören heute die vorletzte Predigt zum Thema „Mission“. Bisher haben wir betrachtet, wie Jesus seinen Jüngern die Vision von der großen Ernte für das Evangelium gegeben und sie aufgefordert hat, Gott zu bitten, dass er Arbeiter in seine Ernte sende (Mt 9,35-38). Wir haben erfahren, wie Paulus in verschiedenen Städten das Evangelium auf unterschiedliche Weise verkündigt und dabei jeweils den kulturellen und religiösen Hintergrund seiner Zuhörer berücksichtigt hat. Heute betrachten wir Jesu letzte Predigt im Matthäusevangelium vor seiner Gefangennahme. Davor hatte er nach dem Einzug in Jerusalem den Jüngern die Rede über die Endzeit gehalten. Danach hatte er ihnen durch drei Gleichnisse gesagt, wie sie bis zu seiner Wiederkunft leben sollten, und dabei erklärt, wer ins Himmelreich kommt und wer nicht (Gleichnis vom treuen und vom bösen Knecht (24,45-51); von den klugen und törichten Jungfrauen (25,1-13); von den anvertrauten Talenten (14-30)). Mit dem heutigen Text schließt Jesus seine Rede an sie ab. Jesus kündigt darin konkret an, dass er als König wiederkommen wird und alle Menschen vor ihm versammelt, und dass die einen ins Himmelreich eingehen werden, die anderen aber ins ewige Feuer gehen müssen. Es ist also eine konkrete Prophezeiung, bei der Jesus ein Bild gebraucht (Trennung von Schafen und Böcken). Durch das Gespräch des Königs mit den beiden Gruppen veranschaulicht er den Grund, warum die einen gerettet und die anderen verflucht werden. Lasst uns heute lernen, was Jesus von uns Gläubigen unbedingt erwartet.

Wie beginnt Jesus seine Rede? Er sagt in den Versen 31 und 32a: „Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sich setzen auf den Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden.“ Jesus sagt seine Wiederkunft nicht gleichnishaft, sondern klar und deutlich voraus. Dabei wiederholt er das Wort Herrlichkeit. Als Jesus zuerst auf die Erde kam, kam er als ein Baby in einem Stall in Niedrigkeit. Aber hier betont Jesus, dass er in Herrlichkeit kommen wird. Wenn auf ein König oder Staatspräsident eines anderen Lands Deutschland einen offiziellen Staatsbesuch abstattet, dann stehen am Flughafen vielleicht zwanzig oder dreißig Soldaten Spalier, um ihm Ehre zu erweisen. Letzte Woche hat zum Beispiel die Königin von Dänemark einen Staatsbesuch in Deutschland gemacht und wurde am Flughafen von einem hohen Beamten und einigen Soldaten der Bundeswehr empfangen. Das gilt als eine große Ehre, die nur wenigen Menschen zuteil wird. Aber wenn der König Jesus wiederkommt, wird es mit nichts auf der Welt zu vergleichen sein. Alle Engel werden mit ihm sein, um ihm Ehre zu erweisen; nach der Offenbarung gibt es viele Millionen Engel. Jesus wird sich nicht auf einen Stuhl aus Holz setzen, sondern auf den Thron seiner Herrlichkeit. Jesus wird herrlich sein, auch wenn er richtet.

Alle Völker werden vor ihm versammelt werden, und er wird sie scheiden, wie ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. Hier verwendet Jesus ein Bild, das den Menschen damals sehr vertraut war. Damals war es üblich, dass man Schafe und Ziegen zusammen weiden ließ. Am Abend trieb man alle Tiere zusammen und trennte die Schafe von den Ziegen, weil man sie in unterschiedliche Ställe bzw. Unterstände brachte. Dazu trieb man die Tiere in eine Art Gang, der so schmal war, dass am Ende jedes Tier einzeln vor dem Hirten stand. Der machte dann je nachdem, ob es ein Schaf oder eine Ziege war, auf der rechten oder auf der linken Seite das Gatter auf, sodass die Tiere genau getrennt wurden.

Durch dieses Bild macht Jesus anschaulich, dass nach seiner Wiederkunft jeder einzeln vor ihm stehen wird. Heute denken die meisten, dass sie ihre Religion oder Weltanschauung beliebig wählen könnten und dass es nur darum ginge, ob sie selbst damit im Leben „zurechtkommen“. Immer mehr Menschen denken, dass es gar keine Wahrheit gäbe, die über ihnen steht, und sie lehnen Gott und sein Wort und seinen Sohn leichtfertig ab oder erkennen ihn nur formal und oberflächlich an. Diejenigen, die an Jesus glauben und ihm in ihrem Leben ernsthaft nachfolgen, sehen für viele wie Narren oder wie Fanatiker aus, weil sie auf Gott ihre Hoffnung setzen, den sie nicht sehen und deshalb nicht für real halten. Aber wenn Jesus wiederkommen wird in seiner Herrlichkeit, werden alle Menschen vor ihn gebracht und jeder wird einzeln vor ihm stehen. Niemand kann sich dann vor ihm verstecken. Niemand kann sich auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, zum Beispiel einer gläubigen Familie oder einer bestimmten Gemeinde, berufen; jeder wird einzeln vor dem König stehen und von ihm beurteilt werden. Der König wird jeden entweder zu seiner Rechten oder zu seiner Linken stellen. In dieser Welt scheint es viele mögliche Wege zu geben, und jeder hat die Neigung, seinen eigenen Weg für richtig zu halten. Immer mehr Menschen behaupten, dass jeder Weg richtig sei, wenn man sich dabei gut fühlt und anderen keinen Schaden zufügt. Aber wenn Jesus wiederkommt in seiner Herrlichkeit, wird es nur zwei Möglichkeiten geben.

Welche sind das? Vers 34 sagt: „Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters, und ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“ Er wird denen zu seiner Rechten das Reich seines Vaters geben, das herrlich und ewig ist. Gott hat es für sie schon vorbereitet, als er diese Welt schuf. Gott hat schon von da an vorgehabt, ihnen das Reich zu geben, in dem es kein Leiden, keine Schmerzen, keine Tränen und keinen Tod mehr geben wird, sondern seine Leben in Herrlichkeit in Ewigkeit.

Wer sind die, die diese Herrlichkeit erlangen? Jesus sagt in den Versen 35 und 36: „Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen.“ Jesus sagt, dass sie ihm mit Barmherzigkeit begegnet waren, als er bedürftig war. Auf den ersten Blick könnte man denken, dass sie sich das Reich durch ihre Werke verdient hätten. Aber das ist sicher nicht, was Jesus damit sagen will. Im Vers 34 heißt es, dass sie das Reich ererben sollen. Erben bedeutet gerade nicht, dass man sich etwas erarbeitet oder verdient, sondern man erbt gewöhnlich wegen der Beziehung, zum Beispiel weil man der Sohn oder die Tochter des Gestorbenen war. Im Vers 37 werden sie außerdem „die Gerechten“ genannt. Die Bibel sagt klar, dass kein Mensch durch seine Werke gerecht wird. Sie sind also nicht Gerechte, weil sie so viele Werke der Liebe getan haben, sondern umgekehrt: Sie haben so viele Werke der Liebe getan, weil sie vom König gerecht gemacht worden sind und seine Liebe, die sie empfangen haben, im Herzen tragen.

Die Gerechten wissen nicht, wann sie dem König so gedient haben, und fragen: „Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? Oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?“ (37-39) Ihnen war gar nicht bewusst, dass sie dem König gedient haben. Sie haben den Brüdern, die in Not waren, wie selbstverständlich gegeben, was sie brauchten, weil sie im Herzen barmherzig waren. „Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (40). Aber Jesus bewertet ihre Tat so, dass sie das für ihn getan haben. Wir wollen darauf gleich nochmal eingehen, aber davor den Text bis zum Ende betrachten.

Jesus sagt weiter: „Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht“ (41-43). Jesus nennt sie Verfluchte. Der Grund dafür ist, dass sie ihm keine Barmherzigkeit erwiesen haben, als er in Not war. Auch sie fragen ihn, wann sie ihn denn bedürftig gesehen und ihm nicht gedient haben. Seine Antwortet darauf ist: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.“ Die „Begegnung fürs Leben“-Übersetzung sagt hier: „Ich versichere euch: Was ihr bei einem der Geringsten meiner Brüder und Schwestern unterlassen habt, das habt ihr an mir unterlassen!“ Sie waren unbarmherzig gegenüber den Geringen und haben ihre Bedürfnisse ignoriert, weil es ihnen an Liebe fehlte. Ihnen fehlte die Liebe, weil sie den König und seine wahre Liebe abgelehnt haben. Deshalb liebten sie ihn nicht und hatten keine Beziehung zu ihm. Dafür haben sie keine Entschuldigung. Daher sagt Jesus abschließend: „Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben“ (46). Ihre gute bzw. fehlende Beziehung zu Jesus und die vorhandene oder fehlende Liebe zu den Geringen macht den Unterschied.

Hier stellen sich einige Fragen, durch die wir einige wichtige Punkte lernen können. Zum einen hat sich bestimmt schon jemand gefragt: Wenn wir dadurch gerecht werden, dass wir Jesu Liebe zu uns im Glauben annehmen, warum hat Jesus in den Versen 35 und 36 ihre Werke der Liebe als Grund für ihre Rettung genannt? Auf diese Frage habe ich in einer Studienbibel eine gute Antwort gelesen: „Das Echtheitssiegel unseres Glaubens ist die Art, wie wir handeln.“ (Begegnung fürs Leben, S. 1575, SCM). Wir werden also durch den Glauben an Jesus gerecht; aber durch unsere Lebensweise zeigt es sich, ob unser Glaube echt ist. Wir selbst können es daran erkennen; und Gott will dieses Erkennungsmerkmal für unseren Glauben sehen. Zurecht, denn wenn wir Jesu Liebe wirklich für uns angenommen haben, werden wir von seiner Liebe erfüllt und werden unseren Mitmenschen lieben und den Bedürftigen helfen. Interessanterweise nennt Jesus hier lauter Werke, die jeder jeden Tag tun kann. Jemandem zu essen, zu trinken oder Kleider zu geben oder einen Kranken oder Einsamen im Gefängnis zu besuchen, erfordert weder Reichtum noch besondere Fähigkeiten oder Intelligenz. Jesus will, dass wir unseren Nächsten, die bedürftig oder in Not sind, mit Liebe dienen, so gut wir es können, und nicht denken: Das ist nicht meine Aufgabe. Es gibt keine Entschuldigung dafür, wenn wir Mitmenschen vernachlässigen, die in goßer Not sind. Die Liebe zu den Bedürftigen ist eine entscheidende Eigenschaft unseres Glaubens, die Gott sehr wichtig ist. Paulus schrieb daher in seinem Brief an die Christen in Galatien: „Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist“ (Galater 5,6). Echter gesunder Glaube macht uns aktiv und treibt uns zu vielen Werke der Liebe an.

Wem gegenüber sollen wir auf diese Weise barmherzig sein? Wen hat Jesus mit seinen geringsten Brüdern genau gemeint? Über diese Frage ist viel diskutiert worden. Manche meinen, dass es sich auf die Juden bezieht, andere, dass es sich auf alle Christen bezieht, wieder andere, dass damit alle leidenden Menschen in der Welt gemeint sind. Ich glaube, dass Jesus hier vor allem seine Jünger, die an ihn glauben, gemeint hat. Vieles spricht dafür. In Matthäus 10,42 sagt Jesus: „Und wer einem dieser Kleinen auch nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist, wahrlich ich sage euch: Er wird nicht um seinen Lohn kommen.“ Das griechische Wort für „Kleinen“ ist zwar anders als das Wort für „Geringsten“, aber der Sinn der Aussagen ist ähnlich, und Jesus bezieht sich hier eindeutig auf Jünger. Außerdem hat Jesus nach dem Johannesevangelium am selben Abend seinen Jüngern das neue Gebot gegeben und gesagt: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebt habt“ (Joh 13,34). Jesus will eindeutig, dass wir die Glaubensgeschwister lieben, wie sie sind, und denen, die auf die eine oder andere Weise Mangel haben und Hilfe brauchen, mit Liebe dienen.

Dabei sollen wir unsere Barmherzigkeit aber nicht auf die Glaubensgeschwister beschränken. Wenn wir einen Nachbarn oder Fremden sehen, der dringend Hilfe braucht, sollten wir ihm helfen, ganz unabhängig davon, ob er auch an Jesus glaubt; alles andere wäre gegen den Sinn der Liebe. Jesus liebt alle Menschen und will alle retten. Unsere Barmherzigkeit kann für sie ein gutes Zeugnis von Jesu Liebe sein. Apostel Paulus schrieb in seinem Brief an die Christen in Galatien: „Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen“ (Gal 6,10). Wir sollen also jedem mit Barmherzigkeit begegnen und dienen, am meisten den Glaubensgeschwistern. Wenn wir die Geschwister aber nicht so lieben können, ist das ein Hinweis darauf, dass unsere Liebesbeziehung zu Jesus nicht mehr in Ordnung ist. Dann sollen wir zu Jesus kommen und für unsere mangelnde Liebe Buße tun und seine Liebe in unserem eigenen Herzen neu annehmen und sollen neu anfangen, sie an anderen auszuüben.

Dabei kann es uns helfen, wenn wir uns bewusst machen, dass Jesus sich mit seinen hilfsbedürftigen Brüdern identifiziert. Betrachten wir noch einmal Vers 40: „Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt, einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Jesus sagt hier nicht nur lobend, dass sich die Gerechten um bedürftige Geschwister gekümmert hatten. Er sagt viel mehr: „das habt ihr mir getan.“ Damit identifiziert er sich mit den Gläubigen, die Hilfe brauchen. Wie ein Vater sich freut, wenn Freunde oder Nachbarn seinem Kind etwas Gutes tun, zum Beispiel es in ihre Wohnung aufnehmen, wenn niemand zu Hause ist und es draußen kalt ist und regnet, so freut sich der König Jesus sehr, wenn wir seinen Brüdern Gutes tun, selbst wenn sie die „Geringsten“ sind, was bedeutet, dass sie vielleicht materiell bedürftig sind oder noch klein oder unreif im Glauben sind. Jesus bewertet allen Dienst, den wir für sie tun, so, als ob wir es direkt für ihn getan hätten.

Was bedeutet das für uns? Zuerst bedeutet es, dass wir Jesu Herz verstehen sollen, wie sehr er auch den Geringsten seiner Brüder liebt, auch den, der verschiedene Probleme oder einen nicht so einfachen Charakter hat, und sich wünscht, dass es ihm gut geht. Die Frage ist: betrachten wir die Glaubensgeschwister mit diesem Bewusstsein? Wir sollen beten, dass wir die Geschwister nicht auf gewöhnliche Weise sehen, wie sie uns halt vorkommen, oder gar mit dem Gedanken an irgendwelche alten Erfahrungen mit ihnen, sondern mit den Augen Jesu, voller Liebe und Barmherzigkeit. Wir sollen für unsere Geschwister beten, bis wir hinter ihnen Jesus sehen, der sie so liebt und für sie gestorben ist und sich sehnlichst wünscht, dass ihr Mangel gestillt und ihr Leben gut wird. Wir sollen uns immer wieder klarmachen, dass wir, wenn wir ihnen dienen, in Wirklichkeit Jesus dienen. Wenn uns das bewusst ist, haben wir immer eine große Motivation und Bereitschaft, wahrzunehmen, was sie brauchen, und es ihnen zu geben – sei es ein Gespräch, ein Wort der Ermutigung, praktische Hilfe oder materielle Unterstützung. Jede Not eines Bruders oder einer Schwester ist für uns eine gute Gelegenheit, unsere Liebe zu Jesus zum Ausdruck zu bringen. Und Jesus hat gesagt, dass er es als unsere Liebe zu ihm annimmt.

Der Hauptpunkt dieser Predigt Jesu ist also die Liebe und Barmherzigkeit, die jeder Christ haben und im täglichen Leben an seinen Geschwistern und Nächsten praktizieren soll, auch jeder von uns. Jesus will daran die Echtheit unseres Glaubens an ihn sehen. Seine Liebe befähigt uns, unsere Nächsten anzunehmen, wie sie sind, und auf ihre Bedürfnisse und Nöte mit Barmherzigkeit zu antworten, seien sie praktischer oder seelischer oder geistlicher Art. Die Form unseres Dienens kann dementsprechend anders sein, zum Beispiel eine praktische Hilfe oder Besuch, Zuhören, Rat, Seelsorge oder Hilfe durch gemeinsames Bibellesen und Beten und Fürbitte. Wenn wir Jesu Liebe im Herzen haben, dann befähigt uns seine Liebe dazu, die Bedürfnisse des anderen richtig wahrzunehmen und zu verstehen, wenn wir für die Person beten und die Hilfe des Heiligen Geistes erbitten. Wenn wir einem Menschen aus Jesu Liebe helfen wollen und deshalb mit ihm die Bibel studieren, wollen wir immer den ganzen Menschen vor Augen haben und auch auf sein praktisches Leben achten, um ihm in Jesu Sinn ganzheitlich zu helfen. Natürlich werden wir, wenn derjenige unsere praktische Hilfe braucht, nach Möglichkeit helfen, was wäre das sonst für Liebe! Und andererseits, wenn wir einem Bruder oder einem Bekannten zum Beispiel beim Umzug helfen, werden wir auch an seine geistliche Lage denken und für sein geistliches Heil beten, weil uns Jesu Liebe dazu treibt.

So wie Jesus das Gleichnis erzählt hat, geht es hier vor allem um die Liebe jedes Einzelnen und die Barmherzigkeit, mit der jeder den anderen begegnet. Aber es hat nicht nur eine persönliche Ebene, sondern betrifft auch die Gemeinde. Es gibt auch Barmherzigkeit, die man nur oder zumindest besser gemeinsam praktizieren kann. Vor Corona haben zum Beispiel einige Gemeinden in Heidelberg in der Adventszeit Obdachlosen Frühstück angeboten; da reicht nicht einer, sondern es braucht das Mitwirken Vieler. Manche Gemeinden unterstützen bestimmte Hilfswerke oder einzelne Missionare im Ausland finanziell, da braucht es auch viele, die mitmachen. In der Geschichte haben die Christen wohl schon immer Barmherzigkeit einzeln praktiziert, aber zum Teil auch gemeinsam. Sie haben sich um einzelne Hilfsbedürftige innerhalb und außerhalb der Gemeinde gekümmert, manche haben aber auch gemeinsam Schulen, Waisenheime oder Krankenhäuser gebaut. Es ist wichtig, dass jede Gemeinde Gottes Willen für sich findet, wie er sie gebrauchen will, und einen gewissen Konsens darin hat.

Jesus will, dass auch von uns, dass wir barmherzig sind und Menschen in unterschiedlichen Nöten mit der Liebe Jesu helfen. Wir haben bisher am meisten dafür gebetet, dass wir jungen Menschen in ihrer geistlichen Not mit dem Wort Gottes helfen können, zu Jesus zu kommen und seine Jünger und geistlich heil zu werden. Das erfordert nicht nur jahrelange Mühe und Gebet, sondern vor allem viel Barmherzigkeit. Wir sollen diese Barmherzigkeit weiter haben und ausüben und mit Jesu Liebe für die verlorenen jungen Menschen beten und ihnen dienen. Natürlich soll sich unsere Barmherzigkeit nicht darauf beschränken. Bisher haben wir auch eine christliche Hochschule in einem verschlossenen Land unterstützt und für ein von Missionaren betriebenes Krankenhaus in Uganda (Bethesda) gespendet. Unser Weihnachtsopfer wird jedes Jahr weltweit gesammelt und sorgfältig für Nöte innerhalb der Gemeinde und für Hilfswerke verwendet, die Menschen nach Naturkatastrophen oder Kriegen helfen. Während ich das erwähne, ist mir bewusst, dass das wie nichts ist gemessen an der Hingabe und Liebe, die wir von Jesus empfangen haben. Lasst uns dafür beten, dass wir uns Jesu großer Liebe noch viel mehr bewusst werden und dass wir mit seiner Liebe im Herzen und offenen Augen sowohl als Einzelne als auch als Gemeinde noch viel mehr Gelegenheiten finden und nutzen, um unsere Liebe zu ihm an anderen auszudrücken. Amen!

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