Predigt: Apostelgeschichte 1,1-9 — Pfingsten 2024

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Die Verheißung des Vaters – die Kraft des Heiligen Geistes

„sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde!“

(Apostelgeschichte 1,8 [SCH2000])

Am letzten Sonntag haben wir die letzte Predigt zur Apostelgeschichte gehört. Der Titel war: „Das große Finale“. Vor allem wurde das Ende der Apostelgeschichte als eine Einladung an uns vorgestellt: Wir sind eingeladen die Geschichte fortzuführen. Durch unsere Nachfolge Jesu werden weitere Kapitel der Apostelgeschichte geschrieben.
In der Apostelgeschichte haben wir gelesen, wie die Apostel das Evangelium zur Vergebung der Sünden gepredigt haben. Petrus hat in Jerusalem das Evangelium verkündigt und einen gelähmten Mann geheilt. In der Stadt Joppe hat er eine tote Frau auferweckt, indem er sprach: „Tabita, steh auf!“ Durch diese Tat von Petrus kamen dort viele zum Glauben an den Herrn Jesus. Als Philippus nach Samarien kam und dort von Christus predigte, fuhren die unreinen Geister mit großem Geschrei aus. Viele Gelähmte und Verkrüppelte wurde gesund gemacht. Paulus, der die Gemeinde Jesu verfolgte, wurde auch zu einem Apostel verändert. Nach seiner Bekehrung hat drei Missionsreisen sowohl in Kleinasien als auch in Europa gemacht. Als er das Evangelium predigte, kamen die Leute zum Glauben. Auch durch seine Hände geschahen Wunder und Zeichen. Sogar wurde ein toter Mann durch Paulus wieder lebendig. Das Evangelium erreichte schließlich Rom. Der Verfasser Lukas berichtete, wie das Evangelium von Jesus Christus ausgehend von Jerusalem bis Rom gepredigt wurde.
In Apostelgeschichte 1,8 heißt es: „aber ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“ Hiermit ist gesagt, wie es möglich war, dass die Apostel sowohl in Israel als auch im fremden Land das Evangelium predigen konnten, nämlich durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Nachdem Jesus von den Toten auferstanden war, zeigte er sich durch viele Beweise als der Lebendige. Vierzig Tage lang ließ er sich unter seinen Jüngern sehen und redete mit ihnen vom Reich Gottes. Als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten. Was die Verheißung des Vaters war, erklärte er ihnen folgendermaßen: „Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.“ (5) Es war Gottes Plan, die Apostel mit dem Heiligen Geist zu taufen. Um die Verheißung des Vaters zu verstehen, können wir die Stelle aus Lukasevangelium 24,47-49 zur Hilfe nehmen. „und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem, und seid dafür Zeugen. Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.“ [LUT84] Gott hat den Jüngern die Verheißung gegeben, sie mit Kraft aus der Höhe zu bekleiden. Sie waren von Jesus erwählt und zum Apostelamt eingesetzt. Um Jesu Zeuge zu sein, brauchten sie die Kraft des Heiligen Geistes. Darum befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten.
Lesen Apostelgeschichte 10,38 gemeinsam: „wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm.“ [LUT84]
Selbst Jesus von Nazareth wurde von Gott mit dem Heiligen Geist und Kraft gesalbt, um alle gesund zu machen, die in der Gewalt des Teufels waren. Lesen wir den Vers 4 zusammen: „Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt.“ [LUT17] Jesus gab seinen Jüngern einen Befehl. Der Begriff „Befehl“ klingt vielleicht militärisch, aber es ist wahr, dass Jesus seinen Jüngern keinen Vorschlag macht, sondern als der Herr ihnen einen Befehl erteilt. Nämlich Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters. Wenn Jesus zu ihnen sprach, Jerusalem nicht zu verlassen, gab es dafür sicher einen Grund. Vielleicht wollten sie Jerusalem möglichst schnell verlassen? Denn eben in Jerusalem hatten sie erfahren, wie grausam Jesus getötet worden war. In Jerusalem haben sie aus Angst vor den Juden die Türen verriegelt und trauten sich nicht, nach Draußen zu gehen. Aber sie sollten da bleiben, bis sie mit Kraft aus der Höhe ausgerüstet werden. Es war Gottes Plan, dass die Apostel angefangen von Jerusalem das Evangelium verkündigen sollten. Darum sollten sie Jerusalem nicht verlassen, sondern auf die Verheißung Gottes warten. Als die Jünger von Jesus erwählt wurden, folgten sie ihm freiwillig. Sie verließen ihren Beruf und wollten bei Jesus sein, um sein Jünger zu werden. Nun haben sie auch zwei Möglichkeiten, dem Befehl Jesu zu gehorchen und zu bleiben, oder Jerusalem zu verlassen. Wenn sie dem Befehl Jesu folgen, können sie wahrhaftig seine Apostel werden.
Nachdem Jesus seinen Jüngern befohlen hatte, wurde er zusehends aufgehoben. Wie er es vorausgesagt hatte, fuhr er gen Himmel. Gott hat Jesus aus ihrer Mitte zu sich in den Himmel genommen. Vers 12 sagt, dass sie nach Jerusalem zurückkehrten. Sie gehorchten dem Befehl des Herrn. Anstatt Jerusalem zu verlassen, blieben sie dort beieinander und beteten einmütig. Als der Pfingsttag gekommen war, wurden sie alle von dem Heiligen Geist erfüllt. Gemeinsam erlebten sie das Pfingstwunder, so dass sie befähigt wurden, in anderen Sprachen zu von Gottes Taten zu reden. In Jerusalem am Pfingsttag waren viele Pilger aus vielen Ländern. Dennoch hörten jeder die Verkündigung in seiner Muttersprache, weil die Kraft des Heiligen Geistes die Apostel befähigt hatte, in andern Sprachen zu reden.
Als die Apostel dem Befehl Jesu gehorchten, erlebten sie das Pfingstwunder. Somit haben die Apostel angefangen, in Jerusalem zu predigen. Als Petrus in Jerusalem am Pfingsttag öffentlich redete, ging das Wort durchs Herz der Zuhörer. Darum fragten sie die Apostel: „Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes.“ (Apg 2,37b.38)
Lesen wir noch einmal den Vers 8: „aber ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“
Der Heilige Geist ist unsichtbar, aber seine Kraft ist sichtbar. Als Petrus von mit seiner Kraft ausgerüstet wurde, konnte er ohne Angst vor den Juden predigen. Obwohl die Leute ihn als Galiläer verachteten, war er weder entmutigt noch zurückhaltend. Vielmehr bezeugte er freimütig: „So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.“ (Apg 2,36) Es war kein Hindernis, dass Petrus ein Galiläer war. Es war auch kein Hindernis, dass er keine Eliteausbildung in Jerusalem bekommen hat. Obwohl der Heilige Geist unsichtbar war, konnte er die Kraft des Heiligen Geistes in sich erfahren und so freimütig predigen und die Menschen zur Buße auffordern. Als er früher allein auf Jesus vertraute, konnte er auf dem Wasser gehen. Als er aber den starken Wind sah, erschrak er und begann zu sinken. Am Pfingsttag konnte Petrus wieder erleben, dass nicht er, sondern der Heilige Geist durch ihn redete. Bei sich erfuhr er selbst die Kraft, freimütig zu predigen. Somit konnte er erleben, dass die Verheißung des Vaters am Pfingsttag erfüllt wurde. Wie Jesus vorausgesagt hatte, wurde Petrus mit Kraft von Gott ausgerüstet. Diese Kraft Gottes befähigte ihn, keine Angst vor den Menschen zu haben. Es ist keine einfache Sache, keine Angst vor den Menschen zu haben. Früher hatte Petrus seinen Herrn aus Angst dreimal verleugnet. Darüber berichten alle vier Evangelien offenkundig und schonungslos. Überall wo das Evangelium gepredigt wurde, ist seine Tat bekannt geworden. Alle würden hören und wissen, dass selbst Apostel Petrus Jesus dreimal verleugnet hat. Darin zeigt sich, dass wir, die Menschen, absolut auf die Hilfe des Heiligen Geistes angewiesen sind. Niemand braucht zu beweisen, stark zu sein. Denn Jesus weiß, dass alle fallen und in Versuchung geraten können. Darum befahl Jesus seinen Apostel: Jerusalem nicht zu verlassen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten.
Als ich nach Deutschland als Missionar ausgesandt werden sollte, hatte ich Angst und wurde mutlos. Vielleicht könnte ich als Versager international in unserer Gemeinde bekannt werden. Damals nahm ich an den Programmen teil, die zur Aussendung der Missionare stattfanden. Während die Anderen nach dem Programm ausgesandt wurden, bestand ich darauf, dass ich nicht bereit sei, nach Deutschland ausgesandt zu werden. Der Grund war, dass ich etwas haben wollte, was mir die Kraft gab. Aber mir fehlte diese Sicherheit, dass ich ein Missionarsleben ohne Versagen führen könnte. Ich suchte in mir eine Fähigkeit bzw. die Kraft, aber ich fand sie in mir nicht. Darum wollte ich lieber zu Hause bleiben, anstatt überall als Versager bekannt zu werden. Ab der Zeit, in der ich aufhörte, auf die Verheißung Gottes zu vertrauen, die Abraham und Isaak gegeben wurde, lähmte mich Hoffnungslosigkeit. Ich wusste nicht, wie ich weiter leben sollte. Aber die Kraft, die mir Mut und Hoffnung gab, kam nicht von mir, sondern von Jesus. Als ich aus Johannes Kapitel 11 eine Predigt vorbereitete, sprach mich folgende Wort an: „Lazarus, unser Freund schläft, aber ich gehe hin, ihn aufzuwecken.“ (Joh 11,11) Wie bekannt ist, war Lazarus tot. Aber Jesus sprach: Er schläft. Hierdurch habe ich die Kraft Jesu erkannt. Er kann auch den toten Menschen auferwecken. Darum konnte ich auf die Kraft, die von Jesus kommt, vertrauen und Mut haben, nach Deutschland ausgesandt zu werden. Als ein Missionar bin ich ausgesandt worden.
Letzte Woche haben wir die Predigt „das große Finale“ gehört. Wie herrlich und gnädig ist es, zu erfahren, dass Paulus selbst in Ketten im Gefängnis den ganzen Tag den Menschen Jesus bezeugt hat! Wie mächtig wirkte die Kraft des Heiligen Geistes durch die Apostel!
Wie wir durch die Predigt „das große Finale“ gehört haben, hat die Apostelgeschichte ein offenes Ende. Ein weiteres Kapitel steht offen für alle, die in der Kraft des Heiligen Geistes handeln wollen. Das Pfingstwunder geschah zwar plötzlich, aber in der Tat nach der Verheißung Gottes. Das geschah nicht zurzeit, als Jesus seine Jünger erwählte. Es geschah auch nicht, als Jesus gekreuzigt wurde. Erst als der Pfingsttag gekommen war, geschah plötzlich das Pfingstwunder. Darum befahl Jesus seinen Jüngern darauf zu warten, dass die Verheißung des Vaters erfüllt wird. Wir können uns fragen, was das Pfingstwunder mit uns zu tun hat. „Schön und wunderbar, dass alles so geschah!“, können wir sie einfach als eine einmalige Geschichte abhacken. Doch die Apostelgeschichte zeigt selbst, dass das Pfingstwunder nicht nur bei den Aposteln geschah, sondern auch unter den Heiden. Im Haus des römischen Hauptmannes Kornelius geschah das Wunder, dass die Menschen vom Heiligen Geist erfüllt wurden. Darum sprach Petrus folgendermaßen: „Wenn nun Gott ihnen die gleiche Gabe gegeben hat wie auch uns, die wir zum Glauben gekommen sind an den Herrn Jesus Christus: wer war ich, dass ich Gott wehren konnte?“ (Apg 11,17) Also kann die gleiche Gabe auch heute noch von Gott gegeben werden. Die Geschichte kann durch uns weiter fortgesetzt werden. Die Kraft von Gott ist da. Diese Kraft Gottes hat die Weltgeschichte verändert und fortgeführt. Wie Jesus verheißen hat, läuft das Evangelium weiter bis ans Ende der Welt. Wo auch immer wir uns befinden, wird der Heilige Geist durch uns Jesus bezeugen, dass er der Herr ist. Egal, ob wir es merken oder nicht, bezeugt der Heilige Geist durch uns das Reich Gottes. Wir sind wie Gras oder Blumen auf dem Feld. Aber Gott wird durch unser Dasein verherrlicht. Wo wir uns befinden, wird die Macht des Teufels gefesselt, weil die Kraft des Heiligen Geistes durch uns arbeitet. Wir brauchen nicht zu beweisen, dass wir stark sind. Denn Jesus wird nicht durch unsere Kraft bezeugt, sondern durch die Kraft des Heiligen Geistes, die in uns wohnt. Darum können wir auch auf seinen Befehl hören: Verlasst nicht, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters.
Wenn ich morgens ins Büro komme, trinke ich eine Tasse Kaffee. Dadurch fühle ich mich gestärkt. Es ist auch spürbar, wenn ich durch Lesen und Gebet über das Wort Gottes nachsinne, die Kraft zu bekommen. Darum soll ich morgens auf die Verheißung des Vaters warten. Gott hat uns seinen Sohn gegeben, damit wir die Vergebung der Sünde in seinem Blut haben können. Darüber hinaus hat Gott uns seinen Geist gegeben, damit wir durch seine Kraft Jesus bezeugen können. Wo wir sind, wird Jesus durch uns sichtbar. Unser Dasein zeigt Jesus und redet von Jesus. Wir sind die Hoffnung für die Menschen, die in der Gewalt des Teufels sind. Wir können in uns seufzen, weil wir schwach sind, aber in der Kraft des Heiligen Geistes können wir Jesus bezeugen, der unsere Schwäche auf sich genommen hat. Wir können auch freimütig sein, obwohl wir nur schwache Menschen sind, weil nicht wir, sondern der Heilige Geist durch uns handelt und handeln wird.
Amen.