Predigt: 1. Korinther 15,35 – 58 (Sonderlektion)

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Was Gott mit seinen Kindern vor hat

Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft.

(1. Korinther 15,43)

Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch der Mutter.
„Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?“ fragt der eine Zwilling.
„Ja, auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden groß und stark für das was draußen an der frischen Luft kommen wird.“ antwortet der andere Zwilling.
„Ich glaube, das hast du eben erfunden!“ sagt der erste. „Es kann kein Leben nach der Geburt geben – und wie soll den ‚frische Luft‘ bitte schön aussehen?“
„So ganz genau weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher viel heller sein als hier. Und vielleicht werden wir mit den Beinen herumlaufen können und mit dem Mund tolle Sachen essen?“
„So einen Schwachsinn habe ich ja noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns nährt. Und wie willst du herumlaufen? Dafür ist doch die Nabelschnur viel zu kurz.“
„Doch, das geht ganz bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders sein.“
„Du träumst wohl! Es ist doch noch nie einer zurückgekommen von ’nach der Geburt‘. Mit der Geburt ist das Leben einfach zu Ende! Punktum!“
„Ich gebe ja zu, dass keiner genau weiß, wie das Leben ’nach der Geburt‘ aussehen wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden und sie wird sicher für uns sorgen.“
„Mutter??? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter? Wo soll denn die nun sein, bitteschön?“
„Na hier – überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein!“
„So ein Blödsinn! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht! Schluss damit!“
„Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie leise singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt ganz sanft und liebevoll streichelt …“

Wie wir an dieser Geschichte sehen können, hält es der eine Zwilling für eine Dummheit, an einem Leben nach der Geburt zu glauben. Damit beschreibt diese Geschichte genau ein Problem, was einige Korinther mit dem Glauben an die Auferstehung hatten. Im Vers 35 von Kapitel 15 erfahren wir, dass einige fragten: „Wie werden die Toten auferwecken? Und mit was für einem Leib werden sie kommen?“ Bevor Paulus auf diese Frage eingeht, sagte er zu diesen: Tor!, was soviel bedeutet, wie „Dummkopf“. Und es ist sehr verwunderlich, dass Paulus so antwortet. Wir kennen ja den Spruch: „Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten!“ Sah das etwa Paulus anders? Dass Paulus so antwortete, hat einen ganz bestimmten Grund. Hinter diesen Fragen erkennt Paulus ein kritisches Hinterfragen der Auferstehung, wohl ungefähr so: „Wie sollen denn die Toten auferstehen, ihre Leiche ist doch schon verwest? Wird denn etwa ihre Leiche wiederhergestellt werden? Das glaubst du doch selbst nicht! Wir können uns nicht vorstellen, wie die Auferstehung von den Toten geschieht, also gibt es sie auch nicht!“ Also, ganz ähnlich wie der eine Zwilling. Die Korinther waren ja Griechen. Und die Griechen waren ja bekanntlich weise, gebildete Menschen. Als gebildete Menschen hatten diese Korinther ein intellektuelles Problem mit der Auferstehung. Sie waren einfach zu intelligent, um an die Auferstehung zu glauben. Sie waren zu schlau dafür. Wie der Zwilling hielten sie es für eine Dummheit, an die Auferstehung zu glauben. Nun verstehen wir, warum Paulus zu ihnen sagte: „Tor!“ Dieses Wort sollte ihnen helfen, es nicht für intelligent zu halten, die Auferstehung zu hinterfragen, sondern es als Dummheit erkennen.
Dass aber Paulus in Wirklichkeit kein ungeduldiger, sondern ein sehr liebevoller Lehrer war, können wir daran sehen, dass er ein langes Kapitel der Auferstehung gewidmet hat. Man könnte ja meinen, dass Paulus diesen Gebildeten ihre Fragen auf einem ganz hohen Niveau beantworten müsste. Aber die Ironie ist, dass Paulus ganz simple Bilder aus der Natur verwendet, um diesen Weisen die Auferstehung zu veranschaulichen. Gerade die Einfachheit dieser Bilder sollte ihnen helfen, die Dummheit hinter ihren kritischen Fragen zu erkennen.
Auch wir, von denen die meisten einen akademischen Bildungshintergrund haben, können der Gefahr laufen, ein intellektuelles Problem mit der Auferstehung zu haben. Und ebenso ist auch Heidelberg voll von intellektuellen Menschen, die nicht an die Auferstehung glauben. Auf dieses Problem geht der heutige Text aus Korinther 15,35-58 ein. Wir werden uns mit dem Text anhand von drei Fragen auseinandersetzen:
1. Welche Bilder gibt Paulus als Hilfen zum Glauben an die Auferstehung?
2. Wie wird die Auferstehung geschehen?
3. Welches Leben folgt aus der Tatsache der Auferstehung?

Teil 1: Bilder zur Auferstehung (V.35-49)
Betrachten wir Vers 36: Das erste Bild, das Paulus verwendet, ist ein Bild aus der Landwirtschaft, das Bild des Samenkorns. Es ist ein Bild, das den Korinthern aus dem Alltag sehr vertraut gewesen sein muss. Das wusste einfach jeder: Bevor eine Pflanze entsteht, muss der Same zuerst aufgehen, sich sozusagen auflösen. Ansonsten kann keine Pflanze entstehen. Das Sterben des Samenkorns ist also die Voraussetzung dafür, dass überhaupt eine Pflanze entstehen kann. Und ebenso ist es auch mit der Auferstehung. Unser Sterben ist nicht ein Beweis gegen die Auferstehung, sondern die Voraussetzung für die Auferstehung. Konkret die Voraussetzung dafür, einen neuen Leib zu bekommen. Unsere Erfahrungen mit dem Tod, Alterungsprozess, Leid und Krankheit sollten uns nicht daran hindern, an die Auferstehung zu glauben, sondern sollen in ihnen vielmehr Schritte zur Auferstehung sehen.
Wie setzt Paulus das Bild des Samenkorns fort? Betrachten wir Vers 37. Man sät ja nicht die künftige Pflanze aus. Wenn man zum Beispiel einen Kirschbaum in seinem Garten haben möchte, dann nimmt man ja nicht einen alten Kirschbaum und buddelt ihn in die Erde ein, damit ein neuer daraus wird. Man sät ja nur dessen Samen aus. Und was geschieht dann? Dann geschieht das Wunder. Aus dem Kirschkern entsteht etwas völlig Neues. Was hat ein Kirschbaum noch gemeinsam mit einem Kirschkern? Die Farbe ist anders, die Größe ist anders, die Form ist anders, der Duft ist anders, beide fühlen sich ganz anders an. Die Existenzweise des Kirschkerns ist völlig anders als die Existenzweise des Kirschbaums.
Wie kann das sein? Im Vers 38 sagt Paulus: Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er will, einem jeden Samen seinen eigenen Leib. Gott erschafft dem Samen einen Leib. Man könnte auch sagen eine neue Existenzweise. Wie diese neue Existenzweise gestaltet ist, hängt einzig und allein davon ab, wie Gott es will. In 1. Mose 1,11 gab Gott den Befehl: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist auf der Erde. Dieser Schöpfungsbefehl Gottes wird bis heute immer und immer wieder aufs Neue ausgeführt. Jedes Mal wenn aus einem Kirschkern ein Kirschbaum wird, ist das ein Schöpfungsakt Gottes. Der erschaffende Gott ist hier am Werk.
Und was möchte Paulus damit sagen? Was hat das Ganze nun mit der Auferstehung zu tun? Wie am Anfang schon gesagt, gab es in der Korinthergemeinde einige Leute, die es sich offenbar nicht vorstellen konnten, wie man auferstehen kann, wenn doch die Leiche schon verwest ist. Das Bild vom Samenkorn macht aber deutlich, dass es für Gott überhaupt kein Problem ist, einen neuen Leib zu erschaffen. Derselbe Gott, der aus einem Samenkorn etwas völlig Neues erschaffen kann, kann auch aus unserem alten Körper einen völlig anderen und schöneren Körper machen. Wer Schwierigkeiten damit hat, sich das vorzustellen. Oder wer Schwierigkeiten damit hat, an die Schöpfungsmacht Gottes zu glauben, der schaue einfach in die Natur. Dort geschieht es immer wieder aufs Neue, dass Gott aus alte völlig andere Existenzweisen erschafft.
In den Versen 39-41 stellt Paulus weitere Vergleiche zur Natur her: Unter den Lebewesen gibt es eine unglaublich große Vielfalt. Das Aussehen der Menschen ist ganz anders als das Aussehen der Herdentiere und das Aussehen der Herdentiere ist nochmal anders als das der Vögel und das Aussehen der Vögel ist noch mal ganz anders als das Aussehen der Fische. Und selbst innerhalb dieser Arten von Lebewesen gibt es ja große Unterschiede. Es gibt zum Beispiel so viele verschiedene Menschen: Kurz, klein, dick, dünn, schwarz, weiß, blonde Haare, schwarze Haare, braune Haare, rote Haare, grüne Augen, blaue Augen, braune Augen, schwarze Augen usw. Aber das ist noch nicht alles. Bisher hat Paulus von irdischen Lebewesen gesprochen. Es gibt ja auch noch die himmlische Welt. Dort sind die Körper der Geschöpfe noch mal ganz anders. Im Gegensatz zu unseren Körpern haben sie Lichtglanz. Aber auch der Blick ins Firmament zeigt uns eine große Vielfalt: Der Lichtglanz der Sonne ist anders als der des Mondes und der Lichtglanz des Mondes nochmal anders als der der Sterne. Und man braucht nur einen Blick in den Sternenhimmel zu werfen, um zu sehen, dass auch die Sterne untereinander sehr unterschiedlich sind. Alle diese Beispiele zeigen, was für einen Reichtum und was für eine Vielfalt die Schöpfung hat. Die Korinther, die an der Auferstehung zweifelten, zweifelten letztendlich an der Schöpfungsmacht Gottes. An dem Reichtum und Vielfalt der Schöpfung sollten sie aber erkennen, wie gewaltig Gottes Schöpfungsmacht ist. Für Gott, der die Welt so kreativ und vielfältig erschaffen kann, ist es gar kein Problem einen Auferstehungsleib zu erschaffen. Wie Gott aus einem leblosen Samenkorn etwas völlig neues und Lebendiges erschaffen kann, so kann auch Gott aus dem alten Körper einen völlig neuen und besseren Körper machen.
Dieser Körper ist in jeglicher Hinsicht besser als der alte Körper.
In den Versen 42 bis 44 nennt Paulus vier Punkte: Erstens ist der neue Körper unvergänglich. Unsere jetzigen Leiber sind vergänglich. Im Laufe unseres Lebens altern wir, Falten machen sich breit, die grauen Haare werden immer mehr oder fallen vorher aus, die Kraft lässt nach, dann der Tod und schließlich die Würmer, und aus ist es dann mit unserem irdischen Leib. Doch ganz anders verhält es sich mit dem himmlischen Leib. Er ist unvergänglich. Er unterliegt keinem Zerfallsprozess. Dort gilt „Schönheit vergeht“ nicht mehr. Wir sind dann von einer Ewigkeit in die andere schön. Im Gegensatz zu den irdischen Leibern werden unsere himmlischen Leiber herrlich sein. Unsere Leiber werden voller Lichtglanz sein. Sie werden hell leuchten. Dabei ist sicherlich mit dem Wort „Herrlichkeit” noch mehr gemeint als dass wir leuchten werden. Der dritte Unterschied ist, dass der neue Leib im Vergleich zu unserem jetzigen Leib kraftvoll sein wird. Unsere irdischen Leiber sind schwach. Wie schwach wir sind, merken wir jeden Tag: Kaum haben wir uns angestrengt, sind wir ermüdet und brauchen eine Pause. Und einen nicht unerheblichen Teil des Tages verwenden wir für den Schlaf. Kaum haben wir eine Mahlzeit hinter uns, haben wir schon nach ein paar Stunden wieder Hunger und haben es nötig, dass wir wieder Energie zu uns führen. Weil sich vieles so anstrengend für uns fühlt, haben Menschen Maschinen erfunden, die ihnen das Leben erleichtern. Vieles würde unser Körper ohne Maschinen gar nicht leisten kann, weil er eben zu schwach ist. Der himmlische Körper aber wird anders sein. Vielleicht wird er nicht einmal Schwächephasen kennen. Wahrscheinlich wird man sich jeden Tag wie neugeboren fühlen und so, als ob man Bäume ausreißen könnte. Wir werden uns so richtig topfit fühlen. Wie lange ist es her, dass du dich so richtig topfit gefühlt hast? Im Vers 44 nennt Paulus den vierten Unterschied: Unser jetziger Körper ist ein natürlicher Körper. Er steht im Einklang mit unseren natürlichen Bedürfnissen, essen, trinken, schlafen usw. Aber er steht nicht im Einklang mit den Bedürfnissen des Geistes, der uns durch die Wiedergeburt geschenkt geworden ist. Vielmehr erfahren wir, dass unser Körper den geistlichen Bedürfnissen im Wege steht. Ein schönes Beispiel hierfür sehen wir im Garten Gethsemane. Die Jünger wollten mit Jesus wachen, schliefen aber ein. Jesus sagte hierzu: Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. Was Jesus hier sagt, kennen sicherlich die meisten von uns. Sobald wir uns vornehmen, geistlich zu leben, merken wir bald, dass unser Körper nicht mitmachen will. Unser Körper fängt an zu streiken. Zum Beispiel abends, wenn wir noch vor dem Schlafengehen beten wollen. Im Kapitel 9 dieses Briefes sprach Paulus sogar davon, dass er seinen Leib bezwingen und schinden muss, um nicht verwerflich zu leben. Auch das zeigt, wie sehr unser Leib einem geistlichen Leben im Wege steht. Wir empfinden ihn als regelrecht störend. Bitte nicht falsch verstehen. Es ist nicht so, dass unser Körper an sich gottfeindlich ist. Aber unser sündhaftes, ichhaftes Wesen gebraucht die Schwachheiten und Bedürfnisse unseres Körpers gegen unsere geistlichen Wünsche. Die Bibel nennt das Fleisch. Nach Galater 5 streitet das Fleisch gegen den Geist. Wir merken das, sobald wir im Geist leben wollen. Beide, Fleisch und Geist streiten gegeneinander. Wenn wir aber einen himmlischen Leib bekommen werden, wird dieser Kampf aufhören. Weil der himmlische Leib selber geistlich ist, wird er in völliger Harmonie mit dem Geist Gottes in uns stehen. Ist das nicht wunderbar? Wenn ich diese Verse lese, kommt mir nur ein Gedanke: Wow, Gott hat mit uns echt was Großartiges vor!
Bisher hatte Paulus den Korinthern mit Hilfe verschiedener Bilder geholfen, an einen neuen Auferstehungsleib zu glauben. In den nächsten Versen 44 bis 49 gebraucht Paulus nicht Bilder, sondern zwei logische Argumente für einen Auferstehungsleib. Das erste logische Argument finden wir am Ende von Vers 44: Wenn es einen natürlichen Leib gibt, dann muss es auch einen geistlichen Leib geben. Warum aber muss das so sein? Als Gott Adam erschuf, wurde Adam zu einer lebendigen Seele. Gott gab ihm einen Leib, der zur Seele passt und den seelischen Bedürfnissen entspricht. Aber seitdem Menschen wiedergeboren werden können und den Geist Gottes in sich haben, haben sie einen Leib, der nicht zu ihrer geistlichen Natur passt. Paulus argumentiert also so: Wenn Gott damals einen Leib gab, der zu unserer Seele passt, warum sollte er uns dann nicht einen Leib geben, der zu unserer geistlichen Natur passt?
Das zweite logische Argument finden wir in Vers 49: Wenn wir das Bild des Irdischen getragen haben, dann werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen. Warum ist das aber so? Wie die vorherigen Verse zeigen, meint Paulus mit dem Irdischen Adam und mit dem Himmlischen Christus. Christus wird auch als letzter Adam bezeichnet. Es gibt sozusagen zwei Adams. Jeder dieser beiden Adams hat eine Menschheit hervorgebracht – Adam durch die Fortpflanzung und Christus durch die Wiedergeburt. Zwischen dem jeweiligen Adam und der Menschheit, die aus dem Adam hervorgegangen ist, besteht eine Gesetzmäßigkeit: Sie haben dasselbe Wesen. So wie wir dasselbe Wesen wie Adam haben, so werden wir auch in der Ewigkeit voll und ganz das Bild Christi tragen. Gerade wegen dieser Gesetzmäßigkeit können die Gläubigen sicher sein, dass sie in der Ewigkeit einen neuen Leib bekommen werden. In Phillipper 3, 21 heißt es: der unsern geringen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann.
Einige Korinther hatten die Frage gestellt: mit was für einem Leib kommen sie? Paulus ist auf diese Frage 15 Verse lang eingegangen. Er hat viele Bilder und logische Argumente hierzu gegeben. Aber es gab noch eine andere Frage, die die Korinther gestellt hatten: wie werden die Toten auferweckt? Diese Frage spielt auf das Wie der Auferstehung ab. Wie geschieht die Auferstehung? Auf das Geschehen der Auferstehung geht Paulus in den nachfolgenden Versen ein. Wir wollen das im zweiten Teil der Predigt betrachten.

Teil 2: Das Geschehen der Auferstehung (V. 50 – 58)
Betrachten wir Vers 50. Paulus greift hier ein Missverständnis über die Auferstehung auf, das wohl einige Korinther hatten. Einige gingen wohl davon aus, dass bei der Auferstehung die Leiche des Gläubigen wiederhergestellt wird. Paulus aber sagt ihnen: Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben. Denn Vergängliches kann nicht Unvergängliches erben. Eigentlich hatte ja Paulus dieses Missverständnis schon mit dem Bild des Samenkorns widerlegt gehabt. In Vers 37 hatte Paulus erklärt, dass man nicht eine alte Pflanze aussäht, um eine neue Pflanze zu bekommen. Dass also eine neue Pflanze entsteht hat rein gar nichts damit zu tun, dass eine tote Pflanze wiederhergestellt wird. Und genauso ist es auch mit der Auferstehung: Die Auferstehung hat nichts mit der Wiederherstellung der Leiche zu tun. Dass aber Paulus dieses Missverständnis noch einmal aufgreift, macht deutlich, wie wichtig es ist ihm ist, dieses Missverständnis aus dem Weg zu räumen. Paulus beginnt mit den Worten: Das sage ich aber, liebe Brüder – Diese Worte lassen anklingen, dass Paulus hier etwas mit Nachdruck vermitteln wollte. Warum war es Paulus so wichtig, nicht solch ein Missverständnis über die Auferstehung zu haben? Mit Fleisch und Blut meint Paulus nicht nur unsere Körperlichkeit, sondern unser ganzes jetziges Wesen. Wenn Fleisch und Blut das Reich Gottes erben könnten, würde das bedeuten, dass man nicht verändert werden muss. Es würde bedeuten, dass man sein sündhaftes, ichhaftes Wesen mit in das Reich Gottes nehmen könnte. Gerade für die Korinther, von denen viele fleischlich lebten, wäre solch ein Missverständnis verhängnisvoll.
Wir müssen verstehen, die Auferstehung ist nicht dasselbe wie ein Weiterleben nach dem Tod. Der Glaube an einem Weiterleben nach dem Tod gibt es in anderen Religionen. Zum Beispiel im Alten Ägypten. Man hat die Leichen von Verstorbenen mumifiziert, um den Körper des Verstorbenen für das Leben nach dem Tod zu erhalten. Aber nicht nur das. Man hat den Verstorbenen auch bestimmte Gegenstände ins Grab gelegt, die sie für das Leben nach dem Tod brauchen würden. Man hat wirklich versucht, sein altes Leben mit in das Jenseits zu bringen. Und was sagt Paulus dazu? Im Grund genommen zwei Worte: „Vergiss es!“ oder: „Mache dir keine falsche Hoffnung!“ Denn: „Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben.“ Da wo Gott regiert, hat unser ichhaftes Wesen einfach kein Platz. Wer kein Problem damit hat, so zu sein, wie er ist und gar nicht den Wunsch hat, verändert zu werden, kann sich auch gar nicht wirklich auf die Auferstehung freuen. Er will ja gerne das Alte noch an sich behalten. Diejenigen hingegen, die Leid über ihr verdorbenes Wesen tragen, empfinden die Auferstehung als Erlösung.
Wenn Fleisch und Blut nicht das Reich Gottes erben werden, wie geschieht denn dann die Auferstehung? Betrachten wir Vers 51. Das Schlüsselwort ist hier „Verwandlung“. Nicht alle werden sterben, in der Endzeit werden viele Gläubige auch entrückt werden. Aber ob gestorben oder entrückt, alle werden verwandelt werden. Wie können wir uns diese Verwandlung vorstellen? Es gibt in der Natur ein schönes Beispiel. Es ist das Beispiel des Schmetterlings. Wenn wir die Metamorphose im Unterricht behandeln, lasse ich die Kinder die Gestalt der Raupe mit der Gestalt des Schmetterlings vergleichen. Beim Tagpfauenauge ist die Raupe schwarz und haarig, mit weißen Punkten. Eigentlich überhaupt nicht schön. Aber der Schmetterling ist dagegen wunderschön. Schöne kräftige rote Farben mit blauen, schwarzen und weißen Flecken. Was bei der Metamorphose geschieht ist also folgendes: Gott verwandelt einen Körper von geringer Herrlichkeit in einen Körper von großer Herrlichkeit. Und genau dasselbe geschieht bei der Auferstehung. Also, wenn du eine bessere Vorstellung davon haben möchtest, wie die Auferstehung geschieht, dann besorge dir ein Glas, tue ein Brennnesselblatt mit der Raupe oder einem Raupenei hinein, dann beobachte und siehe, was für ein Wunder Gott tut.
Doch in einer Sache hinkt der Vergleich mit der Metamorphose. Solch eine Metamorphose dauert zwei bis drei Wochen. Wie lange aber dauert die Verwandlung in der Auferstehung? Im Vers 52 sagt Paulus: in einem Nu, in einem Augenblick. Und wann wird dieser Augenblick sein? Im Vers 52 heißt es weiter: bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden, unvergänglich sein, und wir werden verwandelt werden. Die Gläubigen entschlafen, wobei ihnen Gott verspricht, sie zu Seiner Zeit aufzuerwecken. Und dann, wenn es Zeit ist, klingelt der große Wecker, die letzte Posaune. Wie ergeht es euch, wenn ihr diese Zeilen liest? Es ist so, wie wenn Eltern ihre Kinder schlafen legen und ihnen versprechen aufzuwecken, wenn das besondere Ereignis kommt, zum Beispiel Silvester. Für die Kinder sind das Momente voller Vorfreude. Und für uns sollten diese Verse auch Vorfreude erwecken.
Was wird als Nächstes geschehen? Lesen wir die Verse 54 – 55 gemeinsam: 54 Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht (Jesaja 25,8; Hosea 13,14): „Der Tod ist verschlungen vom Sieg. 55 Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ Mit der Verwandlung der Gläubigen wird auch der Tod besiegt sein. Im Grunde genommen wurde der Tod schon besiegt, als Jesus am Kreuz für unsere Sünden starb. Am Kreuz hat Jesus den entscheidenden Schlag gegen den Tod vollbracht. Seitdem ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann der Tod endgültig entfernt wird. Aber noch stellt der Tod eine bittere Realität in unserem Alltag dar. Immer wieder erfahren wir davon, dass Menschen gestorben sind, sei es aus Alter, Unfall, Krankheit usw. Gerade in dieser Zeit, wo der Corona-Virus herum geht, ist immer wieder von Todeszahlen die Rede. Aber wenn die Auferstehung geschieht, wird der Tod voll und ganz besiegt sein, endgültig der Vergangenheit angehören. Triumphierend werden wir sagen: „Der Tod ist verschlungen vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“
Wie schließt Paulus das Thema der Auferstehung ab? Lasst uns das im dritten Teil der Predigt betrachten.

Teil III: Praktische Konsequenzen aus der Auferstehung (V. 58)
Im Grunde genommen hatte Paulus mit V. 57 alles gesagt, was er über die Auferstehung sagen wollte. Er hätte an dieser Stelle schließen können. Aber Paulus bleibt an dieser Stelle nicht stehen. Eine Frage musste unbedingt noch geklärt werden. „Was bedeutet das Ganze nun für das Leben im Hier und Jetzt?“, „Was bedeutet das Ganze nun in Bezug auf die Praxis?“ Auferstehung und alltägliche Praxis waren für Paulus unzertrennbar miteinander verbunden. Für Paulus war es selbstverständlich, dass beide zusammengehören. Das sehen wir bspw. im Vers 32: Habe ich nur im Blick auf dieses Leben in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft, was hilft’s mir? Wenn die Toten nicht auferstehen, dann »lasst uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot!
Man kann eben nicht genug über die Auferstehung gesprochen haben, ohne auch den Praxisbezug hergestellt zu haben. So kommt Paulus am Ende darauf konkret zu sprechen. Also, was sind die praktischen Konsequenzen aus dem Glauben an die Auferstehung? Lesen wir gemeinsam V. 58: Darum, meine lieben Brüder, seid fest, unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn. Fest und unerschütterlich sein; zunehmen in dem Werk des Herrn und sich nicht frustrieren lassen – das sind die Konsequenzen aus der Auferstehung.
Wenn in uns der Glaube an die Auferstehung lebendig ist, dann können wir fest und unerschütterlich sein. Fest und unerschütterlich sein in der Lehre, nicht abweichen vom reinen Evangelium (weder von der gesetzlichen Seite noch von der liberalen Seiten her). Fest und unerschütterlich sein bedeutet aber auch, unabhängig von den Umständen und Situationen dem Herrn zu folgen. Die Corona-Situation hat bei manchen von uns das Leben erschwert. Aber durch einen lebendigen Glauben an die Auferstehung kann ich sagen: „Selbst wenn uns die Umstände so hart treffen, dass wir sterben, können wir doch getrost sein, weil wir auferstehen werden.“
Wenn der Glaube an die Auferstehung in uns lebendig ist, können und wollen wir in dem Werk des Herrn zunehmen. Von der Auferstehung her bekommen wir einen ganz anderen Blick auf unser Leben und verstehen, dass das, was in diesem Leben wirklich zählt, das Kommen des Reiches Gottes ist. Wir werden dann nicht weniger, sondern mehr machen für Gott. Nicht zurückschrauben, sondern aktiv dem Herrn dienen, Gott mit Eifer und Leidenschaft dienen. Und hier ist nicht blinder Aktionismus gemeint. Paulus sagt: in dem Werk des Herrn – also nicht im eigenem Werk, sondern in dem Werk des Herrn. Das tun, was Gott für einen im Rahmen Seines Werkes vorgesehen hat. Wenn es bei mir in dem Dienst für den Herrn ständig heißt: „ich habe keine Zeit“, oder „das ist gerade zu viel für mich“ usw., dann muss ich mich fragen, wie lebendig mein Glaube an die Auferstehung ist. Wie schon erwähnt, sind bei Paulus Auferstehung und das alltägliche Leben unzertrennbar miteinander verbunden. Wie lebendig der Glaube an die Auferstehung in uns ist, zeigt sich darin, wie wir leben.
Wenn der Glaube an die Auferstehung in uns lebendig ist, können wir die Gewissheit haben, dass unsere Arbeit nicht vergeblich ist. Mit anderen Worten: Kraft der Auferstehung lassen wir uns nicht so leicht frustrieren. Im Glaubensleben haben wir extrem viel mit Frustration zu kämpfen. Ich glaube, dass Frustration zu eine der größten Herausforderungen unseres Glaubenslebens gehört. Eines Abends kam ich in die Gemeinde. Dort war zufällig noch jemand aus der Gemeinde. Er sah ziemlich frustriert aus. Er erzählte mir davon, dass sein Bibelschüler trotz mehrerer Jahre Bibellesens unverändert sei. Was ist das? Es ist sehr frustrierend. Aber weil es eine Auferstehung gibt, wird das, was wir für den Herrn getan haben, nicht vergeblich sein. Es wird in der Ewigkeit belohnt werden. Hiervon spricht 1. Kor 3,13f: Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Die Belohnung ist unabhängig davon, ob wir hier schon die Früchte unserer Arbeit sehen oder nicht. Weil es die Auferstehung gibt, gibt es immer einen Grund zu hoffen.
Lasst uns an dieser Stelle fragen: Wie ist es uns bei der Betrachtung von Kapitel 15 ergangen? Haben wir dieses Kapitel mit dem Kopf oder auch mit dem Herzen aufgenommen? Wenn nur Ersteres der Fall ist, dann studiere dieses Kapitel noch einmal. Es ist wichtig zu verstehen, dass dieses Kapitel uns für die Auferstehung begeistern will. Es will in uns Vorfreude erwecken. Es will in uns Gedanken erwecken wie: „Wow, Gott hat einen gewaltigen Plan. Gott hat mit uns was Großes vor! Ich freue mich schon drauf!“

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