Predigt: Hebräer 12,1 – 29 (Sonderlektion zum Jahresanfang 2016)

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Lasst uns zu Jesus aufsehen

„… und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.“

(12,1b-2)

Ein gesegnetes neues Jahr! Zum Beginn eines neuen Jahres ist es sinnvoll, dass wir darüber nachdenken, wie wir unser kostbares Leben führen wollen. In der heutigen Welt können uns viele Dinge im Glaubensleben ablenken. Wir brauchen ein klares Ziel im Leben und eine starke Quelle der Kraft. Viele von uns haben die Erfahrung gemacht, dass es trotz einer klaren Orientierung im letzten Jahr für sie wegen innerer oder äußerer Probleme nicht leicht war, danach zu leben. Die Christen im ersten Jahrhundert, an die dieser Brief geschrieben wurde, erfuhren auch viele Schwierigkeiten von der Welt. Im heutigen Text fordert der Verfasser sie dazu auf, zu Jesus aufzusehen, weil Jesus die Lösung für all ihre Probleme ist. Lasst uns darüber nachdenken, warum auch wir zu Jesus aufsehen sollen, damit wir den uns bestimmten Lauf laufen können.

Teil 1: Lasst uns laufen … (1)

Betrachten wir den Vers 1: „Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist“. Die jüdischen Christen im ersten Jahrhundert wurden sowohl von den Juden als auch von den Heiden verfolgt. Anfangs waren sie stark und erduldeten sogar den Raub ihrer Güter und dass viele von ihnen ins Gefängnis geworfen wurden. Aber im Laufe der Zeit wurden sie wegen der Schwierigkeiten innerlich matt und geistlich müde. Der Autor erinnert sie daran, dass ihr Glaubensleben wie ein Langstreckenlauf bzw. ein Marathonlauf ist. Marathonläufer kommen während dem Lauf gewöhnlich an einen Punkt, an dem sie am liebsten aufgeben wollen. Spätestens nach etwa 30 Kilometern sind die Kohlenhydratspeicher im Körper völlig aufgebraucht, die Beine werden schwer wie Blei und alles im Körper schreit nach Aufhören. Diesen Punkt nennen Marathonläufer den „Mann mit dem Hammer“, im Englischen „to hit the wall“. Diejenigen, die diesen Punkt überwinden, können die ganze Strecke zu Ende laufen. Als Christen sollten wir tief annehmen, dass wir dazu berufen sind, den ganzen uns bestimmten Lauf bis zum Ende zu laufen. Alle, die diesen Lauf bis zum Ende laufen, sind viel großartiger als die Gewinner von Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen, die für ein paar Minuten auf ein Siegertreppchen steigen und von Menschen Applaus erhalten. Aber unser Ziel ist die himmlische Stadt, wo Gott unser Vater und unser Herr Jesus mit den verherrlichten Heiligen und den heiligen Engeln sind. Könnt ihr euch die Herrlichkeit des Himmelreichs vorstellen? Wie herrlich wird es sein, wenn wir dort einziehen!

In diesem herrlichen Lauf befinden wir uns jeder in einem anderen Stadium. Manche laufen seit einigen Jahren, manche schon seit über 10, 20 oder 30 Jahren. Mother Barry, die als junge Studentin Gottes Berufung empfing, ist den Lauf schon über 60 Jahre gelaufen; aber sie läuft immer noch voll von Geist. Wie würdet ihr euren eigenen Lauf bewerten? Läufst du in guter geistlicher Verfassung? Dann weiter so! Oder bist du müde, entmutigt, erschöpft, selbstzufrieden?

In diesem Lauf sind wir nicht allein. Der Verfasser erinnert uns daran, dass wir eine große Wolke von Zeugen um uns haben. Die Zeugen beziehen sich auf die Glaubenshelden, die im Kap. 11 erwähnt werden. Diese Männer und Frauen sahen auf Christus voraus und liefen durch Gottes Kraft ihren Glaubenslauf auf der Erde siegreich (11,26). Sie haben bezeugt, dass Gott lebt und dass er treu ist. Ihre Beispiele des Glaubens ermutigen uns, dass auch wir den Lauf durch Gottes Kraft zu Ende führen können. Da wir anders als die weltlichen Menschen leben, mögen wir uns oft einsam fühlen. Aber selbst heute laufen unzählbare Heilige mit uns den Lauf. In der ganzen Welt gibt es viele Christen, die den Glaubenslauf in ermutigender Weise laufen. Auch in unserer Gemeinde gibt es viele Zeugen, die uns ermutigen, den Glaubenslauf zu laufen. Als ich gestern und vorgestern die Jahresleitwortstellungnahmen der Geschwister gehört habe, wurde ich von vielen durch ihren Glaubenslauf ermutigt. Wie sollten wir den Lauf laufen?

Teil 2: Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde (1b)

Vers 1b sagt: „lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt“. Hier meint „alles, was uns beschwert“ Ballast, der uns beim Laufen behindert. Könnt ihr euch einen Läufer vorstellen, der mit Stiefeln, eine dicken Jacke und einem Rucksack an den Start geht? Er kann natürlich nicht sehr weit kommen. Ebenso können Christen den Glaubenslauf nicht mit Ballast laufen. Ballast kann vieles sein, zum Beispiel wenn man weltlichen Hoffnungen hegt, oder die Anerkennung oder Aufmerksamkeit von Menschen sucht. Sorgen des Lebens, menschliche Konflikte oder Konkurrenzkampf belasten uns auch und ziehen uns runter. Wir sollen solche Dinge ständig ablegen.

Entmutigung und Verzweiflung sind auch Hindernisse, die wir vor Jesus ablegen sollen. Wenn wir etwa keine sichtbare Frucht in unserem Leben sehen, können wir uns wie Abraham fühlen, der auch nach vielen Lebensjahren im verheißenen Land kinderlos blieb. Viele der Glaubenshelden in Kap. 11 erfuhren durch Gottes Kraft Siege und Erfolge. Andererseits sind viele von ihnen durch Gottes Kraft Leiden und Verlusten mutig begegnet. Der Verfasser betont, dass sie alle das Verheißene nicht erlangt haben (11,13.39). Das Verheißene, das sie erwartet haben, war nicht irdisch, sondern himmlisch. Unabhängig davon, ob sie in der Welt erfolgreich waren oder nicht, lebten sie durch den Glauben an den unsichtbaren Gott (Hebr 11,6). Der Gegenstand unseres Glaubens sind nicht sichtbare Segnungen oder Erfolge, sondern der unsichtbare Gott, der selbst unser sehr großer Lohn ist (1. Mose 15,1). In der Vergangenheit gab es viele Missionare, die jahre- oder jahrzehntelang überhaupt keine Frucht ihrer Arbeit sehen konnten. Manche starben sogar als Märtyrer, bevor sie mit der Evangelisation beginnen konnten. Aber Gott hat auf erstaunliche Weise gewirkt, um das Licht des Evangeliums zu den Menschen zu bringen, für die sie ihr Leben eingesetzt hatten. Gott erreicht immer sein Ziel in unserem Leben, zu seiner Zeit und auf seine Weise, wenn wir ihn beharrlich suchen und ihm von ganzem Herzen dienen. Auch andere Dinge können uns mutlos machen, zum Beispiel der Mangel an inneren Früchten und Veränderung, oder andere Probleme oder Krankheiten, die wir nicht überwinden können. Wir sollen mit all unsrer Entmutigung und Verzweiflung zu Jesus kommen, bis wir sie bei ihm ablegen können. Auch wenn uns keine solchen Probleme belasten, können Ängste uns beschweren und beim Glaubenslauf massiv behindern; zum Beispiel Angst vor Veränderung, Angst vor Misserfolgen oder Angst vor Leiden. Wir sollen auch mit unseren Ängsten zu Jesus kommen und sie bei ihm ablegen, der gesagt hat: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Joh 16,33).

Wir sollen die Sünde, die uns ständig umstrickt, ablegen. Der Ausdruck für „umstrickt“ bedeutet auch heimsuchen, bedrängen, befallen oder belagern. Sünde ist wie ein Angreifer, der uns plötzlich zu Fall bringen und am Boden festhalten will, wie ein starker Angreifer beim Rugby, der sich auf andere draufwirft und sie zu Boden wirft – nur dass es kein Spiel, sondern todernst ist. Die gefährlichste Sünde, die wir vermeiden müssen, ist der Unglaube, da er die Ursache aller anderen Sünden ist. Die hartnäckigsten Sünden für Männer und Frauen sind wohl Lust, Eifersucht, Stolz und Heuchelei. In unserer Zeit des moralischen Verfalls sind wir unzüchtigen Bildern ausgesetzt und werden leicht zu Unzucht oder Ehebruch versucht. Eifersucht und Heuchelei können leicht diejenigen umstricken, die Ruhm und Anerkennung von Menschen mehr lieben als das Leben vor Gott. Wie können wir diese Sünden ablegen? Epheser 4,22 sagt: „Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet.“ Das griechische Wort, das hier an beiden Stellen (Hebr 12,1 und Eph 4,22) verwendet wird, kann mit ablegen, weglegen oder abwerfen (NIV: throw off) übersetzt werden. Wir sollen den alten Menschen in uns samt seinem verkehrten früheren Wandel ablegen, ihn von uns werfen, sodass wir den trügerischen Begierden nicht mehr folgen. Das können wir mit unserer eigenen Kraft nicht tun. Vielmehr sollen wir darum kämpfen, mit unserem alten Menschen zum Kreuz Jesu zu kommen und ihn vor dem Kreuz abzulegen. Jesus, der unser wahrer Hohepriester ist (2,18) und am Kreuz für all unsere Sünden starb, wird er uns helfen und uns befreien, wenn wir glaubend auf ihn schauen und zu ihm kommen. Damit kommen wir zum dritten Punkt.

Teil 3: Lasst uns zu Jesus aufsehen (2-3)

Ein Läufer soll in einem Wettlauf das richtige Ziel kennen. Die Läufer rennen mit ganzer Kraft, indem sie ihre Augen auf das Ziel richten. Der Verfasser sagt: „… und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der obwohl er Freude hätte haben können, das Kreuz erduldete …“ (2a). Jesus ist das Ziel in unserem Glaubenslauf. Die Welt ist voll von Dingen, die uns ablenken. Oft sehen wir mehr auf Menschen oder unsere Gemeinde als auf Jesus. Oft sehen wir auf die Probleme in unserem Alltag oder in uns selbst anstatt auf Jesus. Wir sollen täglich unsere Augen von den Ablenkungen weg hin zu Jesus lenken; das entspricht der wörtlichen Übersetzung des Urtextes. Die englische NIV-Übersetzung sagt: „Let us fix our eyes on Jesus…“ Warum sollen wir zu Jesus aufsehen?

Erstens: Jesus ist der Anfänger und Vollender des Glaubens. Im Kap. 11 hat der Verfasser viele Männer und Frauen aufgeführt, die in ihrem Leben unter verschiedensten Umständen aus Glauben gelebt und dadurch Gottes Anerkennung erlangt haben. Aber Vers 2 sagt, dass Jesus der Anfänger und Vollender des Glaubens ist. „Anfänger“ meint hier jemanden, der bei einer Sache den ersten Schritt macht und vorangeht. Jesus ist der Anfänger des Glaubens, da auch die Glaubenshelden des Alten Testaments in einer Vorahnung von Jesus im Glauben gelebt haben, sodass Jesus wirklich der Erste war. Jesus ist auch der Vollender des Glaubens. Er hat konsequent und bis zum Ende im Glauben und aus Glauben an den gerechten und liebevollen Vater gelebt.

Wie hat er dann gelebt? Hebräer 2,10 sagt, dass Gott Jesus, den Anfänger unseres Heils, durch Leiden vollendet (vollkommen gemacht) hat. Jesus ist das ewige Wort, der Sohn Gottes (Joh 1,1.14). Aber er entäußerte sich seiner Herrlichkeit als Gott und wurde ein Mensch. Er kam nicht als ein Fürst oder Adliger, sondern als ein armer, einfacher Mann. Er hat sich so tief wie möglich erniedrigt, damit er ein Freund von uns allen werden konnte. Obwohl er uns Menschen mit Gottes Liebe und Wahrheit diente, wurde er verachtet und abgelehnt. Wie weit ging Jesus dabei? Vers 2 sagt: „und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.“ Jesus entschied sich, das Kreuz und damit alle Schande und alle Schmerzen wegen unserer Sünden zu tragen, um unsere Erlösung zu ermöglichen. Er nahm unsere Schmerzen auf sich und ertrug unser Leiden. Als er am Kreuz starb, sagte er: „Es ist vollbracht!“ (Joh 19,30) Jesus erfüllte alle Verheißungen Gottes für unsere Errettung. Dadurch wurde Jesus der vollkommene Erretter. Dieser vollkommene Retter Jesus ist unser barmherziger und treuer Hohepriester (2,17). Da er in allem versucht wurde wie wir, versteht er uns in unserer Schwachheit. Er betet für uns inständig zur Rechten Gottes, und zwar 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche (Röm 8,34). Wegen seiner Fürsprache vergibt Gott unsere Sünden, wann immer wir zu Jesus aufsehen und im Glauben unsere Sünde bekennen. Wenn wir auf ihn schauen, bekommen wir seinen Trost und seinen Frieden. Wenn wir auf Jesus sehen, wie er mit dem Vater verbunden gelebt und den Sündern gedient hat, werden wir zu einem Leben nach Gottes Willen ermutigt. Wenn wir zu Jesus am Kreuz aufsehen, erkennen wir Gottes bedingungslose Liebe zu uns, wie er die Schuld unsrer Sünden getragen und die Strafe bezahlt hat. Wenn wir auf Jesus aufsehen, werden wir befreit und von tiefer Dankbarkeit, Freude und Jubel erfüllt. Wann immer wir auf Jesus schauen, bekommen wir neuen Mut und neue Kraft, aufzustehen und unseren Lauf weiter zu laufen. Wir brauchen zum Laufen täglich neue Kraft. Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, der wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, der wird nimmermehr dürsten“ (Joh 6,35). Wenn wir geistlich hungrig und durstig werden, nährt Jesus uns, wenn wir zu ihm kommen. Wenn wir müde und mutlos werden, ist er da und will uns erneuern und aufrichten. Wir dürfen jeden Tag neu auf Jesus schauen und zu ihm kommen und sein Fleisch essen und sein Blut trinken. Wenn wir uns wegen unseres Versagens verkehrt und unzulänglich fühlen, dürfen wir zu ihm kommen, er will uns durch sein kostbares Blut reinigen und uns aufrichten, sodass wir weiter laufen können. Wann immer wir mutlos und müde sind, will er uns mit dem Brot des Lebens und dem lebendigen Wasser stärken, heilen und erquicken. Wann immer wir auf Jesus schauen, wird unser Glaube ermutigt, erneuert, gestärkt und gereinigt.

Zweitens: Jesus ist der Weg zu überragender Herrlichkeit. Jesus ist der einzige Weg zum Vater (Joh 14,6). Jesus ist auch der Anfänger und Vollender des Wegs, der zur überragender Herrlichkeit führt. Vers 2b sagt: „der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.“ Der Weg, den Jesus uns im Glauben vorausgegangen ist, ist der Weg des Kreuzes und der Herrlichkeit. Das Kreuz war das Symbol für die größten Schmerzen und die schlimmste Schande. Niemand kann Schande ertragen. Daher versuchen auch heute Verbrecher, ihre Gesichter vor den Kameras zu verbergen. Jesus wurde verspottet, geschlagen, angespuckt, gegeißelt und schließlich gekreuzigt wie der schlimmste Verbrecher auf der Welt. Obwohl er am Kreuz unerträgliche Schmerzen und Durst ertragen musste, weigerte er sich, das schmerzlindernde Getränk zu trinken (Mt 27,34). Er ertrug alles, um im vollen Maße die Schmerzen und die Schande zu ertragen, die wir für unsere Sünde verdient haben.

Jesus ertrug das Kreuz, obwohl er hätte Freude haben können. Etliche andere Übersetzungen sagen an dieser Stelle, dass Jesus um der vor ihm liegenden Freude willen die Schande nicht achtete und das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes (Elberfelder; vgl. NIV). Diese Übersetzung macht noch deutlicher, inwiefern Jesus aus Glauben so handelte. Schon während seines Werks auf der Erde war es seine Freude, den Willen des Vaters zu tun und den Sündern das Leben zu geben (Joh 4,32). Was war die Freude, auf die Jesus blickte? Er blickte voll Freude darauf, durch sein Opfer all seine Schafe einschließlich dir und mir zu Gott zu ziehen (Joh 12,32). Jesus sah auch mit Freude auf seine Auferstehung, seine Himmelfahrt und seine ewige Gemeinschaft mit dem Vater in Herrlichkeit (Joh 17,5). Jesus wusste, dass der Vater ihn auf den höchsten Platz erhöhen und ihm den Namen geben würde, der über alle Namen ist (Phil 2,9). Er betete zum Vater in Joh 17,13: „Nun aber komme ich zu dir und rede dies in der Welt, damit meine Freude in ihnen vollkommen sei.“ Sogar in der Nacht vor seiner Kreuzigung war Jesus voller Freude. Er betete, dass auch wir das volle Maß seiner Freude hätten. Wollt ihr auch das volle Maß von Jesu Freude haben? Wie können wir Jesu Freude haben?

Jesus sagte: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mk 8,34). Nach seiner Auferstehung sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20,21). Jesus wurde dadurch, dass er uns erlöste und zu Gottes Kindern machte, unser Bruder, und berief uns dazu, an dem Erlösungswerk des Vaters mitzuwirken. Was für ein Privileg ist es, Gottes Kinder zu sein und Mitarbeiter in seinem Werk! Jesus beruft uns, unser Kreuz, unsere Aufgabe in seinem Welterlösungswerk, auf uns zu nehmen, damit wir auch das volle Maß seiner Freude haben. Wenn wir unser Kreuz auf uns nehmen und Jesus folgen, brauchen wir Ausdauer. Wenn wir müde und mutlos werden, sollten wir auf Jesus sehen, der um der vor ihm liegenden Freude willen, das Kreuz erduldete. Wenn wir sehen, dass Menschen, für die wir beten und denen wir mit dem Wort dienen, verändert werden und neues Leben in Jesus finden, erfüllt uns der Heilige Geist mit Jesu Freude. Solche himmlische Freude kann uns die Welt nicht geben. Aber unsere höchste Freude ist die Hoffnung, dass wir mit dem Vater und mit unserem Herrn Jesus in Herrlichkeit Gemeinschaft haben dürfen. Der Herr sagt: „Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, einem jeden zu geben, wie seine Werke sind“ (Offb 22,12). An jenem Tag wird der Herr, der gerechte Richter, uns empfangen und uns für alles, was wir im Glauben für ihn getan haben, belohnen. Er wird alle Tränen von unseren Augen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben noch Leiden, Weinen oder Schmerzen (Offb 21,4). Wir werden wie die Engel in der Herrlichkeit unvergänglicher Leiber leben. Wenn wir diese Freude täglich vor unseren Augen haben, können wir den Lauf über das Kreuz zur Herrlichkeit, den der Herr Jesus vor uns gelaufen ist, geduldig laufen.

Wenn wir Menschen von Jesus erzählen oder zum Bibellesen einladen, erleben wir oft Ablehnung. Manche von uns haben auch schon stärkere Kritik oder leichte Verfolgung erlebt. Die Christen des ersten Jahrhunderts wurde massiv verfolgt. Was sagt der Verfasser, was sie tun sollten? Vers 3 sagt: „Gedenkt an den, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, damit ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst.“ Wir sollen an Jesus denken, der so viel Ablehnung und Kritik von den Menschen erhalten und geduldig ertragen hat. Es ist eigentlich völlig unvernünftig, dass Geschöpfe den Schöpfer Gott ablehnen. Aber das ist es, was die sündigen Menschen mit dem Sohn Gottes getan haben. Jesus ertrug alle Ablehnung von den Sündern. Am Kreuz betete er: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34a). Wenn wir wegen Ablehnung leiden, sollen wir an Jesus denken, der solche Ablehnung erduldet hat. Jesus leidet mit uns, wenn wir für ihn leiden (Apg 9,4). Wenn wir daran denken, wie Jesus unsere eigene Sündhaftigkeit und Schwachheit erduldet hat, wird unser Herz neu von seiner Liebe erfüllt und geheilt.

Jesus, der nun in Herrlichkeit zur Rechten des Thrones Gottes sitzt, ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben (Mt 28,18). In dieser letzten Zeit beruft er uns, an seinen übrig gebliebenen Leiden teilzunehmen, um unerreichte Seelen zu retten (Kol 1,24). Unzählige Männer und Frauen haben Jesu Berufung angenommen. Charles T. Studd (1860-1931), der als Leiter der „Cambridge Seven“ bekannt ist, empfing Jesu Berufung im Alter von 24. Er gab seine Zukunft als landesweit bekannter Cricketspieler und als Erbe eines großen Vermögens auf. Wenn er gefragt wurde, ob er nicht ein zu großes Opfer gebracht hätte, antwortete er: „Wenn Jesus Christus Gott ist und für mich starb, dann kann für mich kein Opfer für ihn zu groß sein.“ Er widmete sein Leben der Mission in China und Indien. Im Laufe der Jahre wurde seine Liebe zu Christus nicht schwächer, sondern eher stärker. Als er eine Werbung sah, auf der „Kannibalen wollen Missionare“ stand, ging er im Alter von 50 Jahren in den Kongo. Er widmete die restlichen 21 Jahre seines Lebens für die Menschen in Afrika. Menschlich gesehen litt er viel. Aber als er seinen Lauf auf der Erde beendete, war er voller Dank. In einem Brief nach Hause schrieb er: „Während ich mich dem Abschied aus dieser Welt nähere, habe ich nur einige Anliegen der Freude: Gott berief mich nach China und ich ging; ich tat mit Freude, was Jesus dem reichen Jüngling befahl. Meine einzige Freude ist daher, dass wenn Gott mir eine Aufgabe gab, ich sie nicht abgelehnt habe.“ Er hatte wohl das volle Maß von Jesu Freude.

Möge Gott uns alle leiten, dass wir den Lauf des Glaubens laufen, Jesus nach auf dem Weg, der zu überragender Freude führt, und das volle Maß seiner Freude haben! Gott helfe uns, im neuen Jahr ständig auf Jesus zu sehen! Lesen wir noch einmal das Leitwort: „… und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.(12,1b-2)

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