Predigt: Hosea 6,4 – 8,14

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Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer

 „Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer.“

(6,6)

Erstens, Liebe und Erkenntnis (6,4-6)

Unsere letzte Lektion endete mit einer unfassbar schönen Beschreibung über das Wirken Gottes. Gott wird hervorbrechen „wie die schöne Morgenröte und wird zu uns kommen wie ein […] Spätregen, der das Land feuchtet.“ (6,3) Eine wunderbare Vorstellung! Ein Vers weiter (der heutige Text) wird die Liebe Israels ebenfalls mit einem Naturereignis verglichen, allerdings weniger schmeichelhaft. Vers 4b: „Denn eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der frühmorgens vergeht.“ Israels Liebe (bzw. Loyalität) war flüchtig! Er verschwand und war unbeständig. „Was soll ich dir tun, Ephraim? Was soll ich dir tun, Juda?“ fragte Gott. (Ephraim ist eine Metonymie und steht repräsentativ für Israel) Die 12 Stämme waren wie Kinder, die nicht auf ihren Vater hörten. Ganz egal was Gott unter ihnen tat, Wunder, prophetische Rede oder Strafe, sie blieben unbelehrbar. Deshalb wollte Gott sie mit dem Wort seines Mundes töten und das war alles andere als ungerecht. Vers 5: Seine Gerechtigkeit würde hervorkommen, wie das Licht der aufgehenden Sonne.

Dann bringt Gott die Misere des Volkes auf den Punkt. Im Vers 6 spricht er eine Wahrheit aus, die voll ins Schwarze trifft und von so immenser Bedeutung ist, dass Jesus diesen Vers im NT zitierte. Lesen wir Vers 6: „Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer.“ Opfer brachte Israel haufenweise. Später erfahren wir von den vielen Altären, die überall in Ephraim verteilt waren. Überall wurde geopfert. Die vielen Altäre waren nicht Israels einziges Problem. Juda opferte ordnungsgemäß in Jerusalem. Trotzdem erging Gottes vernichtendes Urteil, auch über sie! Warum? Weil ihr Opfer den eigentlichen Sinn verfehlte. Es gab 2 Kategorien von Opfern. Die eine um Vergebung für seine Sünden zu empfangen (Sünd- / Schuldopfer). Die andere, um Gott durch einen lieblichen Wohlgeruch zu gefallen und dazu gehörte das Brandopfer. Das war damals der gegebene Rahmen, um auf bestmögliche Weise in einer Beziehung mit Gott zu leben.

Gott kritisierte nicht das Opfersystem per se (sie kam ja von ihm). Gott kritisierte diejenigen, die das Opfer darbrachten! Gott hat Lust an der Liebe! „du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.“ (5.Mose 6,5) heißt es im 5. Mose und dieser Vers wir im NT mehrfach wiederholt. Opfer ersetzt Liebe nicht! Opfer soll vielmehr von Liebe getrieben sein. Israel opferte Gott und lief zugleich den Baalen nach. Ist das Liebe? Kam das Opfer von ganzem Herzen? (Vor kurzem war Valentins Tag. Männer konnten ihren Frauen als Ausdruck ihrer Liebe ein Geschenk machen – oder umgekehrt. Doch das Geschenk ist nur dann Liebesbeweis, wenn kein anderer beschenkt wird!) Gleiches Prinzip auch beim Brandopfer. Dachte das Volk wirklich, Gott gefallen zu können, durch ein Brandopfer, das von Händen dargebracht wurde, die ebenfalls Gaben für die Baale darbrachten? War Israel noch klar bei Sinnen? Offenbar nicht, denn ihnen fehlte die Erkenntnis Gottes!

Interessanterweise begegnen wir unserem Leitvers auch im NT. Es ist Jesus Christus selbst, der zu den Pharisäern, die ihn kritisierten, weil er mit den Zöllnern aß, sagte: „Geht aber hin und lernt, was das heißt“ (Mt 9,13) und dann zitiert er Hosea 6,6. Das ist deshalb interessant, weil man den Pharisäern nun wirklich keine Mischanbetung vorwerfen kann. Sie führten ein steriles Glaubensleben. Jesus kritisierte sie aber mit demselben Wort, wie der Mischanbetung verfallenen Israeliten. Denn ihr Problem war das gleiche. Ein formal religiöses Leben. Und das gefällt Gott nicht. Gott hat Lust an Liebe und an Erkenntnis Gottes. Beides geht im heutigen Leitwort Hand in Hand.

Vor wenigen Wochen hatten wir unseren zweiten Predigerworkshop und hörten bzw. besprachen eine Predigt von John Piper. Er erklärte die Aufgabe von Kopf und Herz (der Kopf ist unser Denkapparat, das denkt, versteht und erkennt, während das Herz fühlt, liebt und anbetet). Es reicht eben nicht, wenn der Kopf über Erkenntnisse Gottes verfügt aber das Herz unberührt bleibt und etwas ganz anderes anbetet! Seine These: Nur das Evangelium hat die Kraft, unseren Verstand und unser Herz zu formen, damit unser Verstand, erfüllt mit der Erkenntnis Gottes, unser Herz stimuliert, Gott mit aller Kraft zu lieben – oder technisch ausgedrückt – damit unser Herz mit voller Kapazität in Liebe und Anbetung zu Gott entbrennt. Die Verbindung zwischen Kopf und Herz ist sehr wichtig. Warum durch das Evangelium? Je mehr wir darüber nachdenken, umso mehr erkennen wir, dass nicht unser Opfer Gott gefällt, sondern ein anderes, vollkommenes Opfer. Gott hat gefallen am Opfer Christi, dem Lamm Gottes. Sein Opfer schafft für uns eine völlig neue Basis, in einer Beziehung mit Gott zu leben. Am Kreuz erkennen wir Gott und wir erkennen uns selbst. Am Kreuz begegnen wir grenzenlose Liebe und können eine Liebesbeziehung mit Gott eingehen, die einmalig ist. Das Evangelium schenkt uns Liebe zu Gott und Erkenntnis Gottes.

Zweitens, Kritik an Israels sündige Leidenschaft (6,7-7,7)

Israel war ein Königreich, indem Religion und Politik verflochten waren. So wurden bereits ab Kapitel 5 die Priester sowie die Könige und Oberen als die nationalen Leiter gescholten. So auch hier. Vers 7: „Sie haben den Bund übertreten bei Adam, dort wurden sie mir untreu.“ (Dieser Vers kann auch etwas anders übersetzt werden. Adam kann für die Stadt Adam stehen oder mit Staub und Asche übersetzt werden [Douglas Stuart]. In diesem Zusammenhang klagt Gott darüber, dass sein Bund wie Dreck behandelt wurde.) Wir sehen, wie wenig der Bund Gottes wertgeschätzt wurde! Vers 8: „Gilead ist eine Stadt voller Übeltäter, befleckt von Blutschuld.“ Wörtlich übersetzt hinterließen die Menschen aus Gilead blutige Fußspuren. Das ist wahrscheinlich ein Hinweis auf die 50 Gileaditer, die sich gemeinsam mit Pekach gegen den König (Pekachja) verschworen und ihn töteten, worauf Pekach neuer König wurde (vgl. 2.Kön. 15,25). So wurde man damals König in Israel.

Vers 11 mit seiner Aussage: „Auch Juda wird noch eine Ernte vor sich haben.“ macht deutlich, dass Juda sich auf demselben unheilbringenden Pfad befand wie der große Bruder.

Kap 7,1 macht deutlich, dass das ganze Land durchtränkt war mit Sünde, Bosheit, Lug, Trug und Diebstahl. Umso unfassbarer die Feststellung im Vers 2: Dennoch wollen sie nicht einsehen, dass ich alle ihre Bosheit merke. Ich sehe aber ihr böses Tun wohl, das sie allenthalben treiben.“ (Wörtlich übersetzt: Sie waren umgeben von ihrer Sünde und es geschah direkt vor den Augen Gottes, sie sahen es aber nicht.) Vers 3: Die Könige erfreuten sich an der Bosheit des Volkes und die Oberen an ihre Lügen! Die ganze Gesellschaft war der Sünde verfallen. Kein Wunder, denn die Liebe und Erkenntnis Gottes waren verloren gegangen.

Um das ganze anschaulich darzustellen, folgt in den Versen 4-7 das große Bild eines glühenden Backofens. Vers 4: „Sie sind allesamt Ehebrecher, glühend wie ein Backofen, den der Bäcker heizt“, Vers 6: „Denn ihr Herz ist in heißer Glut wie ein Backofen, wenn sie Böses ersinnen. Ihr Grimm schläft die ganze Nacht aber am Morgen brennt er lichterloh.“ Und der Höhepunkt des Gleichnisses im Vers 7: „Allesamt sind sie erhitzt wie ein Backofen, sodass sie ihre Richter fressen; ja, alle ihre Könige fallen und es ist keiner unter ihnen, der mich anruft.“

Was hat es mit dem Backofen auf sich? Wahrscheinlich ist ein gewaltiger Backofen gemeint, z.B. am Königshof. Diese waren Zylinderförmig und wenn man sie anzündete, kleine Vulkane. Durch das Verschließen der oberen Öffnung konnte die Hitze stundenlang beibehalten werden, z.B. über Nacht, um am nächsten Morgen mit frischer Kohle wieder zum Glühen gebracht zu werden. Gott gebraucht das Bild eines solchen Backofens, um die sündige und leidenschaftliche Lebensweise insbesondere der Oberen zu beschreiben. Hitzköpfig strebten sie nach Macht und schreckten vor Mord und Todschlag nicht zurück. So Fraß dieser Backofen König für König (Richter ist ein poetischer Ausdruck für Herrscher/Könige). In der Tat wurde seit Jerobeam II. nur ein König in Israel [Menahem] nicht ermordet! Der Backofen entfaltete seine selbstzerstörerische Macht.

Wir sehen zu Recht, dass Gott die gesellschaftliche und politische Ausrichtung Israels scharf verurteilte. Das Thema wird in Kap. 8,4 wieder aufgegriffen: „Sie machen Könige, aber ohne mich; sie setzen Obere ein und ich darf es nicht wissen.“ Dabei war es Gott vorbethalten, Könige über das Land zu setzen. All das ist Ausdruck dessen, dass Israel sich nicht mehr auf Gott verließ sondern losgelöst agierte; ein Katalysator für den nationalen Untergang.

Dritten, Kritik an Israels Bündnispolitik (7,8 – 16)

Betrachten wir Vers 8: „Ephraim mengt sich unter die Völker; Ephraim ist wie ein Kuchen, den niemand umwendet.“ Dieser Vers ist angelehnt an das Gleichnis mit dem Ofen. An die Lehmwände des Backofens wurden flache Brotteige (Brot statt Kuchen) angebracht und gebacken. In der Regel musste man das Brot nicht umwenden, weil es auch so buk. Der Teig musste nur dann gewendet werden, wenn er zu dünn war. Dann fügte der Bäcker mehr Teig hinzu, um das Brot zu stärken und zu stabilisieren. Dabei wurde das Brot auch gewendet. Wenn aber die Qualität des Teiges/Brotes zu minderwertig war, also zu dünn und zu rissig, lohnte es sich nicht, das kaputte Brot zu „reparieren“, es konnte einfach in die Kohle fallen und verbrennen. Es war für nichts zu gebrauchen. Und nun zu Vers 8. Israel mengte sich unter die Völker. D.h. Israel vermischte sich als Teig mit anderen Teigen, um kräftiger und mächtiger zu werden. Israel verließ Gott als Bundespartner und suchte sich andere Bundespartner, um zu überleben. Dabei verlor es die von Gott gegebene Qualität und wurde unbrauchbar. Es wurde zum Brot, das niemand umwendet. (Man kann es auch folgendermaßen verstehen: Die eine Seite des Brotes wurde angebrannt, die andere Seite war noch teigig. Niemand will so ein Brot! Mit der harten, verkrusteten Seite begegneten sie Gott, mit der weichen, formbaren Seite den anderen Mächten. Somit wurde Israel unbrauchbar.)

Vers 9: „Fremde fressen seine Kraft, doch er will es nicht merken; seine Haare sind schon grau geworden, doch er will es nicht merken.“ Im Bemühen, durch Bündnisse an Kraft zu gewinnen, erkannte Israel nicht, dass es zunehmend schwächer wurde. Hohe Abgaben an die Ägypter und Assyrer schwächten Israel bevölkerungstechnisch, geographisch und finanziell. Israels Haare waren grau, d.h. Israel war alt und lag in den letzten Zügen, verhielt sich aber so, als wäre alles in bester Ordnung.

Vers 10 bringt das Unfassbare zu Tage: „Wider Israel zeugt seine Hoffart, dennoch bekehren sie sich nicht zum Herrn, ihrem Gott, fragen auch trotz alledem nicht nach ihm.“ Ihre Sünde schrie zum Himmel, ihr Untergang war besiegelt, doch Israel war hochnäsig und stolz! Sie hielten viel von sich und kehrten nicht um zu Gott!

Gott gebrauchte ein weiteres, wenig schmeichelhaftes Bild, um Israels Situation zu beschreiben. Vers 11: „Denn Ephraim ist wie eine törichte Taube, die sich leicht locken lässt. Jetzt rufen sie Ägypten an, dann laufen sie nach Assur.“ Gott karikiert Israels Außenpolitik als taubenhaft. In der Tat war Israel zunächst mit Ägypten, den Philistern und den Aramäern verbündet. Dann verließ Israel diese Allianz, um zu den Assyrern überzulaufen. Nur um einige Jahre später auch diesen Bund zu verlassen und erneut die Hilfe der Ägypter zu suchen. Israel war wie eine Taube auf dem Bismarckplatz. Wenn du Brotkrümel hinwirfst, kommen sie sofort angerannt, auch wenn du etwas Böses mit ihnen vor hast! So ließ sich Israel leicht von Gott weglocken.

Über die Konsequenzen heißt es im Vers 12: „Aber indem sie hin und her laufen, will ich mein Netz über sie werfen und sie herunterholen wie Vögel unter dem Himmel; ich will sie strafen, wie es ihrer Gemeinde verkündet ist.“ Israel ging zwar durch Fremdmächte unter, doch der Agierende hinter dem ganzen war Gott. Israels wahrer Feind war nicht Assyrien. Sie hatten sich zu Feinde Gottes gemacht. Vers 13: „Weh ihnen, dass sie von mir weichen! Sie sollen vertilgt werden; denn sie sind abtrünnig geworden von mir. Ich wollte sie wohl erlösen; aber sie reden Lügen wider mich.“ Dabei wollte Gott sie gerne erlösen. Immer wieder streckte er seine helfende Hand nach ihnen aus. Gott sucht nicht den Untergang der Menschen. Er will es verhindern. Doch Israel entschied sich dagegen. Siehe Vers 14. Selbst wenn sie auf ihren Betten weinten und wehklagten, riefen sie nicht nach Gott, sondern praktizierten ihre heidnischen Rituale. Vers 15: „Ich lehre sie Zucht und stärke ihren Arm; aber sie sinnen Böses gegen mich.“ Das Gute vergolten sie mit Bösem! Siehe Vers 16. So kehrte Israel zwar um, doch nicht zu Gott, sondern zum Joch (Übersetzung von Stuart), d.h. zur Knechtschaft und wurde zum schlaffen Bogen, eine unbrauchbare Waffe. Und Ägypten, dessen Hilfe sie suchten, würde nur über sie lachen.

Viertens, Gott kritisiert ihren Götzendienst (Kap 8)

Welche geistliche Vergehen warf Gott ihnen vor? Betrachten wir den Text. „Stoße laut in die Posaune! Es kommt über das Haus des Herrn wie ein Adler, weil sie meinen Bund übertreten und sich gegen meine Gebote auflehnen.“ Sie übertraten ganz klar den Bund und die Gebote, behaupteten aber allen Ernstes im Vers 2: „Du bist mein Gott; wir, Israel, kennen dich.“ Wie verblendet! Welche trügerische Sicherheit! Gott hatte ihnen attestiert, keine Erkenntnis Gottes zu haben. Und sie sagen: Wir kennen dich. Ist es möglich, realitätsfremder zu sein? Während sie die Frechheit besaßen solche Sätze rauszuhauen, heißt es im Vers 3: „Doch Israel verwirft das Gute; darum soll der Feind sie verfolgen.“ Israel verwarf Gott, den besten Bundespartner, den sie haben konnten! Sie suchten sich heidnische Bundespartner, die aber zu Feinden wurden!

Ein Blick auf ihre Anbetung zeigt ihren verfallenen geistlichen Zustand. Vers 4b: „Aus ihrem Silber und Gold machen sie Götzen, damit sie ja bald ausgerottet werden! Dein Kalb, Samaria, verwerfe ich. Mein Zorn ist gegen sie entbrannt. Wie lange soll das noch andauern? Sie können doch nicht ungestraft bleiben, die Söhne Israel. Ein Goldschmied hat das Kalb gemacht und es kann doch kein Gott sein; darum soll das Kalb Samarias zerpulvert werden.“ Israels König Jerobeam hatte 2 goldene Kälber aufgestellt, eins in Bethel, das andere in Dan (1.Kön 12,29) und somit nicht nur die religiöse Abspaltung von Juda bewirkt, sondern auch noch die Tür für allen möglichen Götzendienst geöffnet und den Grundstein für den Untergang seiner Nation gelegt. Und unter diesen Umständen besaßen sie die Unverschämtheit zu Gott zu schreien: „Du bist mein Gott; wir, Israel, kennen dich.“ Gott konnte es sich nicht weiter ansehen. Sein Zorn würde entflammen.

Vers 7: „Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten. Ihre Saat soll nicht aufgehen; was dennoch aufwächst, bringt kein Mehl; und wenn es etwas bringen würde, sollen Fremde es verschlingen.“ Israel lief den Baalen nach, um landwirtschaftlich gesegnet zu werden. Stattdessen würde Gottes Fluch sie treffen. Man pflegte bei seichtem Wind zu säen, damit die Samen sich gleichmäßig verbreiteten konnten. Doch ernten würde Israel einen Sturm! Ihre Saat würde nicht aufgehen und wenn doch, dann würden Israels Feinde es verschlingen. Die Lehre daraus lautet: Es ist immer der größte Fehler, wenn wir Gott den Rücken zukehren und andere Ziele/Götzen verfolgen, weil sie gewinnversprechend sind. Keine Person oder Karriere kann Gott ersetzen.

Doch verschlungen würden nicht nur Israels Kornkammern. Vers 8: „Verschlungen wird Israel; die Heiden gehen mit ihnen um wie mit einem Gefäß, das niemand haben will“. Israel würde gefressen und dann ausgespuckt werden. „denn sie laufen nach Assur, einsam wie ein Wildesel und Ephraim buhlt mit Geschenken.“ (9) Wildesel waren (wie z.B. Zebras) Herdentiere ohne Hirten. Sie bewegten sich selbstständig dorthin, wo es ihnen gefiel. So war Israel wie ein Wildesel, der nicht auf Gott seinen guten Hirten hörte, sondern selbständig entschied, nach Assur zu galoppieren.

Israel war ein hoffnungsloser Fall. Vers 12 macht es auf schmerzliche Weise deutlich: „Wenn ich ihm auch noch so viele meiner Gebote aufschreibe, so werden sie doch geachtet wie eine fremde Lehre.“ Israel hatte wirklich keine Liebe zu Gott und keine Erkenntnis Gottes. Wie denn auch, sie lasen das geschriebene Wort Gottes nicht! Wenn wir Gottes Wort nicht lesen, verschwinden Liebe und Erkenntnis nach und nach und Willkür und geistlicher Verfall nehmen ihren Platz ein.

Gottes Strafe stand fest. Vers 13b: „Sie sollen wieder zurück nach Ägypten!“ Wobei hier nicht das Land Ägypten gemeint ist. Ägypten steht an vielen biblischen Stellen, genauso wie das Wort Joch, für Gefangenschaft und Sklaverei. Ihr Ägypten würde Assyrien sein. Das Land Ägypten würde über sie spotten, während durch die Assyrer geschah, was Gott im Vers 14 beschreibt: „Israel vergisst seinen Schöpfer und baut Paläste, und Juda macht viele feste Städte; aber ich will Feuer in seine Städte senden, das soll seine Paläste verzehren.“

Das ist eine wirklich traurige Geschichte. Wir sehen verkommene Innen- und Außenpolitik, sündige Leidenschaft der Leiter, heiß wie ein Ofen, schwach und unbrauchbar wie ein Brot, das niemand umwendet, dafür aber stolz und selbstgerecht. Sie traten den Bund Gottes mit Füßen und beteten heidnische Götter an, behaupteten aber Gott zu kennen, dabei fehlte ihnen jegliche Liebe und Erkenntnis. So ernteten sie Fluch und Zerstörung.

Alle Flüche im Buch Hosea sind exakt dieselben Flüche, die Gott im mosaischen Gesetz angedroht hatte. Im Buch Hosea finden wir genau 20 von 26 Flüche des Pentateuchs, einige sogar wortwörtlich zitiert (obwohl literarische Zitate damals unbekannt waren). Was zeigt das? Es zeigt, dass Gottes Wort wahr ist! Es zeigt, dass Gott vertrauenswürdig ist! Dass Gott lebendig ist! Dass sein Wort kein Märchen ist! Sein Wort geht im Laufe der Menschheitsgeschichte 1:1 in Erfüllung. Nichts geht verloren, nichts wird verwässert, nichts muss revidiert werden.

Ist es nicht etwas absolut einzigartiges, dass wir Gott bombenfest vertrauen können? Wo gibt es das in unserer Zeit / Welt? Überall werden wir betrogen. Wir schließen einen Stromvertrag ab und freuen uns über günstige Konditionen, doch die Grundgebühr wird vierteljährlich verdoppelt. Wir schließen einen Handy-Vertrag ab, der uns totale Flexibilität verspricht, was aber nicht ganz stimmt und hinterher haben wir Mehrkosten. Oder der Professor an der Uni oder der Vorgesetzte im Büro machen Versprechungen, an die sie sich später nicht mehr erinnern können. Wir haben deshalb gelernt, in dieser Welt kritisch zu sein. Wir müssen das Kleingedruckte lesen. Wir wurden etliche Male enttäuscht und wir werden noch etliche Male enttäuscht werden!

So ist es bei Gott aber nicht. Wenn wir eines Tages, vom zeitlichen gesegnet, vor dem himmlischen Thron Gottes stehen und in der Ferne das Heulen und Zähneklappern Unzähliger sehen oder hören, weil sie auf ihre eigene Gerechtigkeit gesetzt haben, weil sie dachten gut genug zu sein und ohne Gott besser zurechtkommen zu können und wenn uns dann durch den Kopf schießt, was uns von jenen unterscheidet und wenn wir vor dem Thron des Allmächtigen stehen, dessen Heiligkeit und Herrlichkeit leuchtet wie keine Sonne im Universum leuchten kann und unsere Beine anfangen zu zittern, weil wir wissen, niemandem etwas vormachen zu können, weil ich genauso wenig vorweisen kann wie jene mit einem Unterschied, weil wir alle unsere Hoffnung nicht auf die Götzen dieser Welt gesetzt haben, sondern auf den einen, der in der Offenbarung als das Lamm bezeichnet wird, wie geschlachtet und zur rechten Gottes ist, weil wir dem Evangelium auf Gedeih und Verderb geglaubt haben! Was wird das für eine Erfahrung sein, wenn die Erkenntnis Gottes ihre maximale Wirkung in uns entfaltet und unser Herz in Liebe zu Gott entbrennt und ihn anbetete wie niemals zuvor. Welche Macht hat das Wort Gottes! Gott schenke uns Liebe und Erkenntnis, von nun an bis in Ewigkeit.

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