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Das gute Leben
„Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.“
(Matthäus 5,3)
Letzte Woche haben wir von H. eine Einleitung zur Bergpredigt gehört. Das Thema der Bergpredigt ist das Himmelreich, was Jesus schon von Anfang an verkündigt hat: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ (4,17) Die Bergpredigt bezieht sich von Anfang an auf das Himmelreich, den Bereich, wo Gott regiert. Sie handelt davon, welche Eigenschaften es hat, wer zu diesem Reich gehört und wie wir hineinkommen. Jesus Worte, dass das Himmelreich nahe herbeigekommen ist, machen klar, dass das Himmelreich nicht erst anfängt, wenn er wiederkommt und sein ewiges vollkommenes Reich aufrichtet, sondern schon hier auf der Erde beginnt. Auch die Seligpreisungen, mit denen Jesus diese Predigt beginnt, beziehen sich auch auf das Himmelreich. Jesus hat acht Mal mit den Worten: „Selig sind …“ verkündigt, wer wahrhaft glücklich ist, wer wirklich gut dran ist. Wenn wir uns die Liste anschauen, wen Jesus seligpreist, stellen wir fest, dass sie ganz anders ist als die allgemeine Vorstellung, wer in der Welt für glücklich gehalten wird. In der Welt gelten die Reichen und Erfolgreichen als glücklich; diejenigen, die stark sind und ihre Interessen und Wünsche gegenüber anderen durchsetzen können; die hier im Leben scheinbar nicht leiden müssen, sondern ihr Leben genießen können. Das sind die Leute, die in der Welt als glücklich dargestellt werden oder sich in sozialen Medien selbst so darstellen. Aber wer hat wirklich das gute Leben? Lasst uns heute von Jesus lernen, wer selig ist!
Wie lautet die erste Seligpreisung? „Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich“ (3). Die erste Seligpreisung ist die erste große Überraschung in unserem Text. In der Welt möchte fast niemand arm sein. Alle streben danach, reich zu werden an Geld, an Gütern, an Wissen und Erfahrung usw. Jeder will möglichst viel haben, in der Annahme, dass er dann am ehesten glücklich werden kann. Aber Jesus sagt, dass diejenigen wirklich glücklich sind, die geistlich arm sind. Was bedeutet das? Wir können das am besten verstehen, wenn wir uns vorstellen, materiell arm zu sein. Wer materiell arm ist, wird sich seiner Bedürftigkeit bewusst. Wer gar kein Geld hat und nichts zu essen und auch keine Möglichkeiten, sich etwas zu erarbeiten, der ist sich bewusst, dass er Hilfe von anderen benötigt. Er ist bereit, die Hilfe, die ihm angeboten wird, anzunehmen, weil er so arm ist.
Geistlich arm sind diejenigen, die ihre geistliche Lage vor Gott begreifen, die einsehen, wie arm dran sie vor Gott sind, dass sie vor ihm gar nichts haben, worauf sie sich berufen könnten, und sich auch nichts verdienen können. Die geistlich arm sind, sehen ein, dass sie völlig auf Gottes Gnade angewiesen sind, vor allem auf seine Gnade der Vergebung und Rettung von ihrer Sünde, auf seinen Schutz und seine Hilfe in allen Bereichen ihres Lebens. Solchen Leuten, sagt Jesus, gehört das Himmelreich. Warum? Weil sie bereit sind, Gottes Gnade der Rettung anzunehmen und sich unter seine Herrschaft zu stellen; weil sie bereit sind, das Himmelreich anzunehmen, das er allen schenken will. Sie sind selig, weil ihnen das Himmelreich gehört.
Schon in dieser ersten Seligpreisung können wir erkennen, was der entscheidende Faktor für ein wirklich gutes Leben bzw. für wahres Glück ist. Jesus macht schon hier klar, dass der entscheidende Faktor für wahres Glück das Himmelreich ist. Ob wir wirklich glücklich zu preisen sind oder nicht, hängt nicht davon ab, wie viel Geld oder Güter wir besitzen, wie viel Erfolg im Beruf oder Hobby und wie viel Anerkennung von Menschen wir erlangen. Ob wir selig zu preisen sind, hängt davon ab, ob wir unter Jesu guter Herrschaft leben, ob wir das Himmelreich haben. Wenn wir unter Jesu Herrschaft leben, dann sind wir selig, weil wir jetzt schon das Himmelreich erleben und in sein ewiges vollkommenes Reich kommen werden.
Betrachten wir auch die anderen Seligpreisungen. Im Vers 4 sagt Jesus: „Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.“ Auch die Menschen, die Jesus hier seligpreist, entsprechen gar nicht den Vorstellungen in der Welt darüber, wer sich glücklich schätzen kann. In unserer Gesellschaft versuchen die Menschen in einem noch nie dagewesenen Maße, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und jegliches Leid zu vermeiden, in der Erwartung, dass sie dadurch glücklich würden. Aber Jesus sagt, dass diejenigen, die Leid tragen, selig sind. Das bedeutet nicht, dass jegliches Leid Menschen automatisch selig macht. Aber Leid kann uns dabei helfen, demütig vor Gott zu werden und zu erkennen, worauf es im Leben ankommt, und uns auf eine Beziehung zu ihm einzulassen. Wer Leiden trägt und damit zu Gott kommt, wird seine sanftmütige Liebe kennenlernen und von ihm getröstet werden. Das gilt insbesondere für die, die wegen ihrer Sünde leiden und das nicht einfach verdrängen oder sich dafür selbst rechtfertigen, sondern dieses Leid zu Jesus tragen und die Gnade annehmen, die er dafür am Kreuz erwirkt hat.
Jesus sagt weiter: “Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen“ (5). Heute gelten sanftmütige Menschen, die sich selbst nicht so wichtig nehmen und auf die Bedürfnisse anderer eingehen können, oft als nicht als durchsetzungsstark genug, um in ihrem Beruf die optimale Performance bringen zu können. Unsere Gesellschaft fördert diejenigen, die sich gegenüber den anderen durchsetzen, selbst wenn diese dann Nachteile haben oder Schaden nehmen. Aber Jesus sagt, dass die Sanftmütigen selig sind, weil sie das Erdreich besitzen werden. Dies besagt zum einen, dass die Sanftmütigen bei Gott Schutz und Hilfe finden, auch wenn sie hier manchmal den Kürzeren ziehen. Letztlich können wir auch diese Verheißung auf sein Reich beziehen, in dem Jesus die Sanftmütigen belohnen und ihnen Besitz geben wird.
Im Vers 6 preist Jesus diejenigen selig, die das richtige Verlangen im Herzen haben: „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.“ Wer nur danach trachtet, physische, materielle und emotionale Bedürfnisse zu stillen, wird nie richtig satt werden. Hunger und Durst sind sehr starke, intensive Gefühle. Wer sind die, die nach der Gerechtigkeit hungert und dürstet? Es sind diejenigen, die sich in dieser Welt, wo so viele Menschen ungerecht behandelt werden, nach Gerechtigkeit sehnen. Jesus sagt nicht, dass all ihr Trachten nach Gerechtigkeit in dieser Welt erfüllt wird. Aber ihre starke Sehnsucht wird vollständig gestillt werden, wenn Jesus wiederkommt und sein ewiges Reich aufrichtet, in dem Gerechtigkeit herrscht. Diese Seligpreisung bezieht sich aber auch und insbesondere auf die, die sich nach der Gerechtigkeit Gottes sehnen bzw. nach einer richtigen Beziehung zu ihm. Wen es wirklich nach einer rechten Beziehung zu Gott verlangt, der wird von Gott satt gemacht werden, Gott wird sein Verlangen vollständig stillen.
Betrachten wir auch die folgenden Seligpreisungen: „Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Barmherzig zu sein oder ein reines Herz zu haben, gelten heute zwar noch als Tugend, werden aber nicht mehr als so nützlich betrachtet. Dass jemand Frieden für andere stiften kann, wird nur in besonderen Situationen oder bei besonderen Berufen wertgeschätzt, zum Beispiel bei Psychologen oder Mediatoren. Aber Jesus sagt, dass diejenigen, die barmherzig sind, die ein reines Herz haben und Frieden stiften, wirklich glücklich zu schätzen sind, weil sie reichlich belohnt werden. Denn sie werden von Gott Barmherzigkeit empfangen. Wer ein reines Herz hat, wird Gott schauen. Wer Frieden stiftet, erweist sich als ein Kind Gottes und wird als solches auch bestätigt werden, in seinem Leben hier und in der Ewigkeit.
Betrachten wir auch die Verse 10-12: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Böses gegen euch reden und dabei lügen. Seid fröhlich und jubelt; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.“ Als Letztes preist Jesus diejenigen selig, die wegen der Gerechtigkeit, also wegen ihrer rechten Beziehung zu Gott durch ihren Glauben an Jesus, verfolgt werden. Wenn wir an Jesus glauben und ihm folgen, nehmen wir verschiedene Nachteile oder Einschränkungen hin. Dass uns Menschen, die Jesus nicht annehmen wollen und sich an ihm ärgern, ablehnen und sogar aktiv verfolgen, ist sicher die schwerste Form von Leid, die wir im Glaubensleben erfahren können. Gleichzeitig ist es ein Leiden, das Jesus von Anfang an angekündigt hat und das unzählige Christen erfahren haben oder bis heute erfahren. Jesus sagt hier aber nicht nur: Haltet es aus, es gehört halt dazu. Jesus lehrt uns, dass diejenigen, die wegen des Glaubens an ihn verfolgt werden, wirklich selig, ja beneidenswert glücklich sind, weil sie so unermesslich von ihm belohnt werden. Diese Seligpreisung fordert uns dazu heraus, dass wir unsere Sichtweise völlig ändern und unsere Angst vor Leiden völlig überwinden.
Wir haben die acht Seligpreisungen Jesu betrachtet. Wer sind also die seligen Menschen, die, die sich wirklich glücklich schätzen können? Die Menschen, die in einer rechten Beziehung zu Gott leben, die das Himmelreich besitzen – hier schon auf der Erde, und in viel mehr in Vollkommenheit in der Ewigkeit! Was uns Menschen wirklich glücklich macht, ist nicht Erfolg und Reichtum in der Welt, ein Leben ohne Probleme und Leid noch die Anerkennung der anderen Menschen. Was uns wirklich glücklich macht, ist, dass wir in der Beziehung zu Jesus unter seiner Herrschaft leben dürfen, in der Vorfreude auf sein ewiges Reich. Wenn wir unter Jesu guter Herrschaft leben, können wir uns selbst glücklich schätzen und gehören zu den wirklich beneidenswerten Menschen, weil wir das Himmelreich besitzen.
Bei unserer näheren Betrachtung haben wir erkannt, dass die Menschen, die Jesus in den Seligpreisungen beschreibt, solche sind, die in einer persönlichen Beziehung zu ihm leben. Weil sie täglich in der Beziehung zu Jesus leben, sind sie geistlich arm. Weil sie täglich in der Beziehung zu Jesus leben, werden sie von Herzen sanftmütig und barmherzig, wie er es ist, und können mit anderen Frieden stiften, weil er ihnen Frieden geschenkt hat. Weil sie in der Abhängigkeit von ihm leben, sind sie nicht davon abhängig, wie andere über sie denken, sondern können Kritik und Verfolgung erdulden und sich dabei sogar freuen, weil sie wissen, dass das Himmelreich auf sie wartet, wo es kein Leid und keine Tränen geben wird und wo sie ewig belohnt werden.
Somit sind die Seligpreisungen für jeden, der diese Beziehung zu Jesus noch nicht eingegangen ist, eine Einladung, zu ihm zu kommen und seine Gnade anzunehmen und ein seliger Mensch zu werden. So lädt Jesus auch dich ein, zu ihm zu kommen und ein seliger Mensch zu werden, einer, der von allen beneidet würde, wenn sie seine und ihre eigene Lage erkennen würden.
Und an diejenigen, die schon zu Jesus gehören: Lasst nicht zu, dass das Sehen auf die Probleme oder auf eigenes Versagen euch den Blick dafür verstellt, wer ihr vor Gott seid, wie ihr vor ihm dasteht. Lasst uns auf Jesus schauen und erkennen, wie selig wir sind, und mit entsprechender Dankbarkeit und Zuversicht unter seiner Herrschaft leben, bis wir in sein ewiges herrliches Reich treten dürfen. Amen!