Predigt: Jesaja 11,1-9 — Weihnachten 2022

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Ein Spross aus Isai

„Aus dem Stumpf Isais wird ein Spross hervorgehen – ein neuer Trieb aus seinen Wurzeln wird Frucht tragen.“

(Jesaja 11,1)

Frohe Weihnachten! Passend zum heutigen Feiertag haben wir einen wunderbaren Text aus Jesaja 11. Der Text ist uns bekannt aus dem alten Weihnachtslied aus dem 16. Jahrhundert: „Es ist ein Ros entsprungen“
Wir wollen über drei Fragen nachdenken: Wer ist der Spross aus Isai? Wie regiert er? Und welche Welt resultiert daraus? Wir können das, was wir durch den Text über Isais Nachkommen lernen, in folgenden Punkten festhalten: seine Identität, seine Regentschaft und seine neue Welt.

1. Seine Identität
Wir sehen in Vers 1, dass von einem Stumpf die Rede ist: „Aus dem Stumpf Isais wird ein Spross hervorgehen.“ Gemeint sind natürlich Baumstümpfe, nachdem der Baum gefällt wurde. Der Kontext ist hier entscheidend. In Jesaja 10,21-22 heißt es: „Ein Rest wird umkehren, ein Rest von Jakob, zu dem starken Gott. Auch wenn das Volk Israel so zahlreich wäre wie der Sand am Meer, wird doch nur eine kleine Zahl von ihm umkehren. Die Vernichtung ist endgültig beschlossen und dadurch kommt die Gerechtigkeit voran.“ Und noch deutlicher lesen wir das in Jesaja 6 bei der Berufung des Propheten. Vers 13 sagt da: „Selbst wenn nur ein Zehntel überlebt, ist es doch zur Vernichtung bestimmt, wie bei einer gefällten Terebinthe oder Eiche, von der nur ein Stumpf übrig bleibt. Ein heiliger Same ist dieser Stumpf.“ D. h., das Fällen der Bäume bedeutet, dass zuerst Gottes Gericht über das Volk Israel kommt, bis das Volk fast völlig vernichtet ist. Von einem üppigen Wald bleiben nur noch die Baumstümpfe übrig. Alle Bäume sind gefällt.
Aber jetzt wächst ein neuer Spross. Aus der Biologie kennen wir das. Viele Laubbäume sind auch nach dem Fällen nicht ganz tot. Wenn wir im Wald spazieren gehen, sehen wir manchmal wie aus abgesägten Baumstümpfen, neue Triebe wachsen. Man nennt das „Stockausschlag“. Und von einem solchen Stockausschlag spricht Jesaja. Die Art und Weise, wie Jesaja über den Spross spricht, macht deutlich, dass es sich unbedingt um einen König handeln muss. Aber die Art und Weise, wie über diesen König berichtet wird, ist sehr außergewöhnlich. In den alttestamentlichen Geschichtsbüchern Könige und die Chroniken werden eine ganze Reihe von Königen erwähnt. Die meisten von diesen Königen waren schlimme Finger. Aber sie werden uns immer als Sohn oder Nachkomme von ihrem entsprechenden Vater vorgestellt. Jesaja tut etwas anderes. Der König ist kein weiterer, entfernter Nachfahre Davids, sondern er stammt aus Isai ab.
Der irische AT-Experte Alec Motyer hat einen wunderbaren Kommentar zu Jesaja geschrieben. In seinem Kommentar analysiert er die Bedeutung der Tatsache, dass Jesaja von Isai spricht. Hier ist das, was Motyer schreibt: „Der Hinweis auf Isai zeigt uns, dass es sich bei dem Spross nicht einfach um einen weiteren König in Davids Linie handelt, sondern um einen anderen David. In den Büchern der Könige wurden die aufeinanderfolgenden Könige im Vergleich zu ihrem Vater David beurteilt, aber kein König wird als „David“ oder „Sohn Isais“ bezeichnet. Unter den Königen war nur David der Sohn Isais, und der unerwartete Hinweis auf Isai hat hier eine enorme Bedeutung: Wenn Isai einen Spross hervorbringt, muss es David sein.“ Was Motyer meint ist, dass wir es nicht einfach mit einem weiteren König zu tun haben. Der neue König ist kategorisch etwas völlig anderes: ein neuer David.
Wir sehen das auch anhand von den Versen 2 und 3a: „Auf ihm wird der Geist des HERRN ruhen – der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Macht, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN.“ Im AT gab es hin und wieder Individuen, die kurzzeitig vom Heiligen Geist erfüllt waren und dann große Dinge vollbrachten. Der Spross Isais ist aber nicht nur hin und wieder mit dem Geist Gottes erfüllt. Der Geist ruht auf ihn. Vers 2 spricht von einem siebenfältigen Dienst des Heiligen Geistes. Weisheit und Verstand sind Attribute eines guten Königs. Rat und Macht bezogen sich auf Strategie und militärische Kraft; oder anders gesagt, die Fähigkeit, zur rechten Zeit, das zu tun, was dran ist und notwendig ist. Erkenntnis und Furcht bedeuten, die Wahrheit zu erfassen und aufgrund dessen zu leben. Von niemandem der AT Könige konnte das gesagt werden.
Für praktisch alle Menschen aller Zeiten ist das ein wichtiger Realitätscheck. Hier ist das, was ich meine. Wir Menschen leben in einer ungerechten Welt. Menschen haben sich seit jeher gegen die Ungerechtigkeiten aufgelehnt. Eines der wichtigsten Ereignisse in der mitteleuropäischen Geschichte war die Französische Revolution von 1789 bis 1799. Das Motto der Revolution war Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Das sind allesamt noble Werte, für die es sich lohnt, zu kämpfen. Gleichzeitig war die Revolution eine blutige Geschichte. Kurz nachdem die Nationalversammlung eine Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte verabschiedet hatte, kamen die Jakobiner an die Macht. Wir sehen hier ein ganz typisches Muster in der Menschheitsgeschichte: Nachdem ein ungerechter Herrscher abgesetzt wurde, ergreift ein anderer ungerechter Herrscher die Macht. In diesem Fall war es ein Anwalt namens Robespierre. Es begann die sogenannte „Schreckensherrschaft“ der Französichen Revolution, bei der ungefähr 50.000 Menschen hingerichtet wurden. Noch viel mehr Menschen kamen im Bürgerkrieg ums Leben.
Inmitten des Chaos sehnten sich die Menschen nach Stabilität. Schließlich kam ein Mann, der die Ideale der Französischen Revolution zu verkörpern schien. Sein Name war Napoléon Bonaparte. Auf ihm ruhten die Hoffnungen. Als junger Mann brannte Beethoven für die Ideale der Französischen Revolution. Auch er setzte seine Hoffnung auf Napoléon. Auf das Manuskript seiner bis zu diesem Zeitpunkt größten und wichtigsten Symphonie schrieb er die Worte „Sinfonia intitolata Bonaparte“ (Symphonie mit dem Titel Bonaparte). Kurz nachdem die Symphonie beendet war, kam sein Schüler Ferdinand Ries mit der Nachricht, dass Napoléon sich am 18. Mai 1804 selbst zum Kaiser gekrönt hatte. Beethoven soll folgende Worte gesagt haben: „Ist der auch nichts anderes, wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize fröhnen; er wird sich nun höher wie alle anderen stellen, ein Tyrann werde.“ Er radierte den Namen Bonaparte mit so viel Gewalt aus, dass auf dem Titelblatt seiner Symphonie ein Loch entstand. Beethoven sollte recht behalten. Bonaparte war ein weiterer Tyrann, der die Menschenrechte mit Füßen trat.
Die Menschheit braucht nicht einen weiteren König, einen weiteren Herrscher, einen weiteren Mächtigen, der Nachkomme von sündigen Menschen ist. Die besten von ihnen machen das Leben vielleicht ein wenig besser. Aber das reicht nicht aus. Die Welt braucht einen neuen Nachkommen Isais, einen neuen David. Wir brauchen nicht einfach einen neuen König, sondern einen kategorisch neuen König; nicht einfach eine Kurskorrektur, sondern ein neues Konzept.
Das gilt nicht nur für die Welt. Es gilt auch für uns individuell. Jeder von uns hat seine eigenen Probleme, die wir mit uns herumschleppen. Wir alle sind auch auf der Suche nach Frieden für unsere Herzen. Und wir alle werden von etwas beherrscht: von unserer Arbeit, von unseren Mitmenschen, von unseren Kindern, von unseren Finanzen. Wir denken, dass wir unsere eigenen Herren sind. Aber tatsächlich gibt es in einem jedem von uns etwas, was so zentral und so absolut ist, dass unser ganzes Leben sich darum dreht. Wir alle dienen etwas oder jemandem. Wir können uns nicht davon frei machen, beherrscht zu werden. Aber wir können mitbestimmen, wovon wir uns beherrschen lassen. In gewisser Weise können wir uns unseren Herrn und Meister mit aussuchen.
In seinem Buch „Counterfeit gods“ erzählt Tim Keller die Geschichte von einer Frau namens Sally, die sehr attraktiv war. Alle Männer wollten mit ihr ausgehen. Es führte aber dazu, dass sie anfing zu denken, dass ihr Wert davon abhängig war, von Männern begehrt zu werden. Als Folge dessen fühlte sie sich gezwungen, immer in einer Beziehung leben zu müssen, auch mit Männern, die sie ausnutzten und missbrauchten. Sally berichtete Tim Keller davon, wie sie ihr Leben zurückbekam. Ihr Therapeut zeigte ihr, dass das Interesse und die Liebe von Männern ihre Identität waren. Und das war extrem ungesund. Mit der Diagnose hatte der Therapeut absolut ins Schwarze getroffen. Was war die Lösung? „Finanziell unabhängig zu werden und ihrer Karriere nachzugehen.“ Zu diesem Zeitpunkt war sie aber bereits gläubig. Und sie sagte sich: „Mir wurde geraten einen Götzen, der typischerweise von Frauen verehrt wird aufzugeben; und diesen Götzen mit einem anderen Götzen zu ersetzen, der typischerweise von Männern verehrt wird.“ Und wisst ihr was? Das ist auch einfach ein anderer König.
Das Letzte was wir brauchen ist ein weiterer König. Die gute Nachricht, die unser Text verkündigt, ist, dass in Jesus Christus der neue König da ist. In Jesus begegnet uns nicht einfach der Sohn Josefs, sondern wir haben den Spross Isais. Jesus ist der neue David. Jesus ist nicht nur die Neuauflage von David, er ist der wahre David: Der David auf welchen der AT David nur hinweisen konnte. Er ist der kategorisch neue König, den wir alle brauchen und nachdem wir alle Sehnsucht haben.

2. Seine Regentschaft
Die Art wie der Messias regiert, kann man am besten mit dem Wort „Gerechtigkeit“ zusammenfassen. Verse 3b-5: „Sein Urteil wird sich nicht auf Äußerlichkeiten gründen, er wird nicht aufgrund dessen, was er hört, entscheiden. Er sorgt für Gerechtigkeit unter den Armen und verschafft den Unterdrückten Recht. Er schlägt das Land mit der Rute seiner Lippen und tötet die Gottlosen mit dem Hauch seines Mundes. Gerechtigkeit ist sein Gürtel und Wahrheit sein Gurt.“ Die Gerechtigkeit seiner Herrschaft äußert sich in mindestens zwei Aspekten.
Wir sehen zum einen, dass sein Urteil sich nicht auf Äußerlichkeiten gründet. Auf Äußerlichkeiten zu achten ist eines der menschlichsten Dinge überhaupt. Wir haben einige Sprichwörter, die uns gerade davor warnen sollen „der Schein trügt“ oder „es ist nicht alles Gold, was glänzt“ oder „außen hui, innen pfui“. Es gibt bestimmt noch mehr. Und trotzdem tun wir das am laufenden Meter, einfach weil uns die Fähigkeit fehlt, Menschen, Situationen und Begebenheiten, Sachverhalte in ihrer Tiefe zu durchschauen. Ob wir wollen oder nicht, wir geben uns zwangsläufig mit Oberflächlichkeiten zufrieden. Und vielleicht resultieren einige der schlimmsten Entscheidungen, die wir jemals getroffen haben, darauf, dass wir gedacht haben: „Das sieht verlockend aus!“, oder „sie sieht so hübsch aus“, oder „er ist so attraktiv.“ Aber nicht so der Messias. Sein Urteil basiert auf Wahrheit, auf der Realität, die im tiefsten Herzen eines jeden Menschen verborgen ist.
Wir sehen seine Gerechtigkeit zum anderen in der Tatsache, dass er den Armen Recht verschafft. Kurze Randbemerkung: Jesaja 11 ist ebenfalls hebräische Poesie. Wir sehen die Parallelismen: „er sorgt für Gerechtigkeit unter den Armen“ entspricht in seiner Bedeutung dem „und verschafft den Unterdrückten Recht“. Wie tut der Messias das in der Praxis?
Jesus tat es, indem er sich mit den Armen identifizierte, und zwar so sehr, dass er selbst völlig arm wurde. Er hatte nichts, kein Geld, kein Zuhause, kein Ansehen, keine Macht. Seine Identifikation mit den Unterdrückten ging so weit, dass er starb wie einer von ihnen. Er starb den Tod eines rechtlosen Sklaven, elend am Kreuz in absoluter Schmach und Schande. Als die römischen Henker unter dem Kreuz um seine Kleidung losten, verschacherten sie sprichwörtlich seinen einzigen und letzten Besitz, den er hatte. Selbst das Grab, in das Jesus gelegt wurde, war von einem seiner reicheren Freunde geliehen. So konsequent war seine Armut. Das ist die Art und Weise, wie Jesus Gottes Gerechtigkeit offenbart: Er stirbt für uns. Er nimmt alle unsere Schuld und alle unsere Ungerechtigkeit auf sich ans Kreuz.
Die Gerechtigkeit, die Jesus in diese Welt hineinbringt, ist die Rettung von Sünde: die menschliche Bosheit in unseren Herzen mitsamt all den Auswirkungen der Sünde in dieser Welt. Es ist die konsequenteste Befreiung von Unterdrückung. Als Untertanen dieses Königs, ist es unsere Aufgabe, ebenfalls, diese Gerechtigkeit in diese Welt zu tragen. Als Menschen unter seiner Herrschaft, haben wir die Mission, innerhalb unseres Einflussbereiches, die Welt zu einem besseren und gerechteren Ort für alle zu machen: durch Predigt des Evangeliums und durch soziale Aktivitäten, durch Worte wie auch Taten der Liebe, durch Bibelstudium und Almosen.

3. Seine Welt
Die folgenden Verse zeigen uns die Welt des Messias. Es sind einige der bekanntesten Verse der Bibel, weil sie unsere Vorstellungskraft so sehr herausfordern. In den Versen 6–8 heißt es: „Dann werden der Wolf und das Lamm einträchtig zusammenleben; der Leopard und die Ziege werden beieinander lagern. Kalb, Löwe und Mastvieh werden Freunde und ein kleiner Junge wird sie hüten. Kuh und Bär werden miteinander weiden. Ihre Jungen werden nebeneinander ruhen. Der Löwe wird Stroh fressen wie das Vieh. Der Säugling spielt am Schlupfloch der Otter. Ja, ein Kleinkind steckt seine Hand in eine Giftschlangenhöhle.“
Die Tierpaarungen sind ziemlich unvereinbar, zumindest wenn man sich ein langes harmonisches Zusammensein vorstellen will. Wölfe fressen Lämmer, Ziegen werden von Leoparden zerrissen, Kälber und gemästetes Vieh sind absolute Delikatessen für Löwen, Bären reißen Kühe. Im Orient gibt es einige giftige Schlangen, und der Biss von vielen von ihnen ist für einen erwachsenen Menschen tödlich. Aber hier spielt ein Kind am Schlangennest, der Ort, an dem Schlangen potenziell am aggressivsten sind, vor allem, wenn sie ihr Nest verteidigen. Vers 7b erwähnt, dass selbst die größten Fleischfresser unter den Tieren Heu fressen werden, wie die Pflanzenfresser. In der Fernsehsendung Futurama gibt es eine Szene, in der Leela zu einer Gruppe von vegetarischen Hippies spricht: „Tiere fressen andere Tiere. Das ist die Natur.“ Der Sprecher der Gruppe antwortet: „Das stimmt nicht! Wir haben einem Löwen beigebracht, sich von Tofu zu ernähren.“ Im nächsten Bild sieht man einen traurigen, heruntergekommenen Löwen an einer Hundeleine, der traurig hustet. Aber das ist überhaupt nicht das Bild, das Jesaja aufzeigt. Ganz offensichtlich geht es allen Lebewesen bestens. Sie leben in Frieden und erfahren tiefes Wohlergehen, vom Menschen bis hin zu allen Tieren. Das Bild, das wir hier sehen, ist die Schöpfung vor dem Sündenfall.
Wie ist das möglich? Was liegt dem zugrunde? Vers 9 antwortet: „Auf meinem ganzen heiligen Berg wird niemand mehr etwas Böses tun oder Unheil stiften, denn wie das Wasser das Meer füllt, so wird die Erde mit der Erkenntnis des HERRN erfüllt sein.“ Die ganze Welt wird Gott kennen. Das hebräische Wort für „Erkenntnis“ bedeutet nicht einfach nur Kopfwissen. Es ist ein Wissen aus persönlicher Erfahrung. Im Zusammenhang mit Personen bedeutet es, die Person aus einer tiefen Beziehung persönlich zu kennen. Alle Menschen würden Gott persönlich kennen.
Für uns klingt diese Beschreibung geradezu utopisch und weltfremd. Frage ist, wie würde unsere Welt aussehen, wenn der Messias sein Werk vollendet hat? Was für eine Welt baut König Jesus? Wie würde Jesajas Traum der Schöpfung vor dem Sündenfall heute aussehen? Im 21. Jahrhundert? Der Autor John Ortberg hatte darauf eine sehr interessante Antwort. Er schrieb: „In einer Welt, in der Schalom vorherrscht, wären alle Ehen gesund und alle Kinder sicher. Diejenigen, die zu viel haben, würden denen geben, die zu wenig haben. Israelische und palästinensische Kinder würden im Westjordanland zusammen spielen; ihre Eltern würden sich gegenseitig Häuser bauen. In den Büros und Vorstandsetagen der Unternehmen würden Führungskräfte heimlich Pläne schmieden, um ihren Kollegen zum Erfolg zu verhelfen; sie würden ihnen hinter ihrem Rücken Komplimente machen. […] Meinungsverschiedenheiten würden mit Anmut und Höflichkeit beigelegt werden. Es gäbe vielleicht noch Anwälte, aber die hätten wirklich nützliche Jobs, wie Pizza ausliefern, die fettfrei und cholesterinarm wäre. Türen hätten keine Schlösser, Autos keine Alarmanlagen. […] Kirchen würden sich niemals spalten. Die Menschen wären weder gelangweilt noch gehetzt. Kein Vater würde jemals wieder zu einem enttäuschten Kind sagen: „Ich bin zu beschäftigt“. Unser nationales Schlafdefizit wäre ausgeglichen. Es würde noch Starbucks geben, aber sie würden nur noch koffeinfreien Kaffee verkaufen.
Scheidungsgerichte und Frauenhäuser für misshandelte Frauen würden in Erholungszentren umgewandelt. Jedes Mal, wenn ein Mensch einen anderen berührt, würde er damit Ermutigung, Zuneigung und Freude ausdrücken. Niemand würde einsam sein oder Angst haben. Menschen verschiedener Ethnien würden sich die Hände reichen; sie würden ihre Unterschiede ehren und sich durch sie bereichern und in ihrem gemeinsamen Menschsein vereint sein.
Und im Zentrum der gesamten Gemeinschaft würde ihr großartiger Architekt und herrlichster Bewohner stehen: Der Gott, dessen Gegenwart jeden Menschen mit unaufhörlicher Herrlichkeit und immer größerer Freude erfüllt. Die Schreiber der Heiligen Schrift sagen uns, dass diese Vision der Art und Weise entspricht, wie die Dinge sein sollen. So sähen wir aus, wenn wir nach den Normen lebten, die Gott für das menschliche Leben aufgestellt hat – wenn unsere Welt wirklich normal wäre. Eines Tages wird sie es sein.“
Das Interessante ist, dass uns eine solche Beschreibung nicht einfach kaltlässt. Es ist diese Art von Vision und Traum, die Millionen von Menschen inspiriert hat. Es ist die Art von Vision und Traum, die unzählige Leiter dazu bewegt hat, sich nicht mit der umliegenden Ungerechtigkeit nicht zufriedenzugeben, Leute wie Martin Luther King. Um ein Bild von C.S. Lewis zu verwenden: Ein Fisch im Wasser würde vermutlich niemals auf die Idee kommen, zu hinterfragen, ob er sich in der richtigen Umgebung befindet. Er befindet sich bereits im richtigen Element.
Aber bei uns ist es anders. Wir fühlen uns als ob wir in eine Welt hineingeworfen wurden, die nicht wirklich unser Zuhause ist. Wir haben Sehnsucht nach einer besseren, gerechteren, schöneren Welt. Es ist, als ob wir Heimweh haben, jeder einzelne von uns. Wir haben einen Hunger nach Frieden und Gerechtigkeit. Mit anderen Worten, wir wünschen uns, dass der wahre König kommt.
Die frohe Nachricht von Weihnachten ist, dass der wahre König in diese Welt gekommen ist: ein Spross aus Isai. Durch seinen Tod und durch seine Auferstehung hat er die Grundlage geschaffen für eine neue Schöpfung. Und eines Tages wird er zurückkommen und sein Werk vollenden.

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