Predigt: Lukas 8,22-25

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Jesus regiert über die Natur

 „Da traten sie zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: Meister, Meister, wir kommen um! Da stand er auf und bedrohte den Wind und die Wogen des Wassers, und sie legten sich und es ward eine Stille.“

(Lukasevangelium 8,24)

Letzte Woche haben wir durch die Predigt von Toni Jesu Gleichnis vom Sämann betrachtet. Dadurch haben wir gelernt, dass Gott sein Wort in unsere Herzen sät, damit es in uns Frucht bringt. Auf drei Herzensböden kann der Same des Wortes aber keine Frucht bringen; nur in denjenigen, die das Wort hören und in einem feinen, guten Herzen behalten, bringt es Frucht. Lasst uns beten, dass wir Gottes Wort hören und im Herzen behalten können, sodass es in uns und unserem Leben viel Frucht bringt. Unser heutiger Text berichtet über ein Ereignis, in dem Jesus den Jüngern mehr darüber offenbart hat, wer er ist. Jesus hat sich in einem heftigen Sturm auf dem Galiläischen Meer als der Herr über die Natur erwiesen und hat die Jünger zum Glauben herausgefordert. Möge Gott uns heute helfen, Jesus neu zu erkennen und im Glauben an ihn zu wachsen!

Wie kam es zu dem Ereignis auf dem See? Der Vers 22 sagt, dass Jesus seine Jünger eines Tages aufgefordert hat: „Lasst uns ans andere Ufer des Sees fahren.“ Sie folgten ihm und stießen vom Land ab. Da Jesus normalerweise immer von vielen Menschen umgeben war, müssen die Jünger die Fahrt über den See genossen haben, weil sie in dieser Zeit ungestört unter sich sein konnten. Während die Jünger sich wohl angeregt unterhielten, schlief Jesus auf dem Boot bald ein (23a). Jesus schlief wohl deshalb auf dem Boot ein, weil er von morgens bis abends den Menschen diente, die mit allen möglichen Problemen zu ihm kamen, und dazwischen den Jüngern half, seine Botschaft vom Reich Gottes zu verstehen und danach zu leben.

Aber die Fahrt über den See nahm einen ganz anderen Verlauf, als die Jünger erwartet haben. Der Vers 23 sagt weiter: „Und es kam ein Windwirbel über den See und die Wellen überfielen sie, und sie waren in großer Gefahr.“ Der See Genezareth ist von verschiedenen Bergen umgeben, und durch die Täler dazwischen können Fallwinde strömen, die in kurzer Zeit Wirbelstürme verursachen können. Der Sturm, in den die Jünger gerieten, war so stark, dass die Wellen sie schließlich überfielen und sie in große Gefahr gerieten. An der entsprechenden Stelle im Markusevangelium steht, dass das Boot schon volllief. Mindestens vier der zwölf Jünger waren Berufsfischer. Sie wussten, was man in einem Sturm zu machen hatte. Sie haben sicher schnell die Segel eingeholt und alle angewiesen, das Wasser aus dem Boot zu schöpfen. Aber der Sturm war so stark, dass mit jeder Welle mehr Wasser ins Boot gespült wurde, als sie herausschöpfen konnten. Sie müssen mit aller Kraft versucht haben, das Wasser aus dem Boot zu schöpfen, aber mit jeder neuen Welle sank das Boot ein Stück tiefer ins Wasser. Es war nur noch eine Frage der Zeit, dass das Boot untergehen würde und sie mitten auf dem See dem Sturm und den Wellen hilflos ausgeliefert wären. In so einem heftigen Sturm konnte sie nicht mehrere Kilometer lang zum Ufer schwimmen, und es gab keine Möglichkeiten, Hilfe zu holen. Die Jünger waren in akuter Lebensgefahr und konnten sich nicht retten. In dieser Situation verloren sie alle Hoffnung und gerieten in Todesangst.

In ihrer Panik fiel ihr Blick plötzlich auf Jesus, der hinten im Boot lag und schlief. Sie waren die ganze Zeit hindurch so damit beschäftigt gewesen, gegen den Sturm und die Wellen zu kämpfen, dass sie überhaupt nicht an Jesus gedacht hatten. Vielleicht fragt sich jemand, wie Jesus mitten im Sturm in dem Boot noch schlafen konnte. Die damaligen Fischerboote waren sehr einfach gebaut, hatten aber oft hinten ein Brett bzw. einen erhöhten Boden, auf den man Kleider, Taue oder andere Sachen legen konnte, die nicht mit den Fischen im Boot vermischt werden sollten. Dort muss Jesus gelegen haben, und das Wasser im Boot war anscheinend noch nicht bis auf dieses hohe Niveau gestiegen. Natürlich muss das Heulen des Sturms und das Rauschen der Wellen laut gewesen sein. Aber Jesus konnte sogar im tobenden Sturm noch schlafen, weil er ganz vom Vertrauen auf seinen Vater im Himmel erfüllt war.

Was sagten die Jünger, als sie sich auf Jesus besannen? Vers 24a sagt: „Da traten sie zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: Meister, Meister, wir kommen um!“ Ihre Worte waren weniger ein Gebet aus Glauben, als vielmehr ein Hilfeschrei aus nackter Angst. Die Jünger sagten Jesus: „Wir kommen um!“, weil sie von Todesangst erfüllt waren und damit rechneten, dass sie ertrinken würden.

Wie reagierte Jesus in dieser Situation? Vers 24 sagt weiter: „Da stand er auf und bedrohte den Wind und die Wogen des Wassers, und sie legten sich und es ward eine Stille.“ Jesus reagierte sofort. Er stand auf und bedrohte den Wind und die Wellen, und sie legten sich auf Jesu Befehl hin, und es wurde still. Normalerweise dauert es lange, bis ein Sturm nachlässt und der See ruhig wird, weil das aufgewühlte Wasser noch lange danach Wellen verursacht. Aber als Jesus den Wind und die Wellen bedrohte, gehorchten sie ihm und der Sturm und die Wasserbewegung hörten schlagartig auf, sodass eine Stille entstand. Der Evangelist Markus bezeugt, dass eine große Stille entstand; es war eine große, übernatürliche Stille. Das Wasser hätte eine halbe bis ganze Stunde gebraucht, um still zu werden, wenn es den Gesetzen der Natur gefolgt wäre. Aber als Jesus zum Wind und zum Wasser sprach, musste sie IHM gehorchen, und es wurde ganz still. Jesus ist der Herr über die Natur, der jederzeit in sie eingreifen und dabei ihre Gesetzmäßigkeiten beliebig außer Kraft setzen kann. Jesus ist Gott, der souverän über allen Naturgewalten steht und alles tun kann, um Menschen zu retten.

Was sagte Jesus zu den Jüngern, nachdem er den Sturm gestillt hatte? Er sprach zu ihnen: „Wo ist euer Glaube?“ (25) Die Jünger müssen nach ihrem heftigen Kampf gegen den Sturm und dem Stress, den sie durch ihre Angst hatten, sehr erschöpft gewesen sein. Wir könnten erwarten, dass Jesus sie weiter beruhigen würde. Aber nachdem Jesus den Sturm für sie gestillt hatte, stellte er ihnen die herausfordernde Frage, wo ihr Glaube war. Warum? Jesus sagte ihnen damit, dass sie auch im Sturm an ihn hätten glauben sollen. Jesus hatte den tiefen Wunsch, dass sie Glaube hätten, der auch im tosenden Sturm noch standhält. Jesus forderte die Jünger und auch uns dazu heraus, solchen Glauben zu haben, weil er gerade bewiesen hatte, dass er solchen Glaubens würdig ist. Jesus ist es würdig, dass wir ihm in allen Lagen vertrauen, selbst wenn die Wellen über uns zusammenbrechen und unser Boot schon untergeht.

Wie reagierten die Jünger? Vers 25 sagt weiter: „Sie fürchteten sich aber und verwunderten sich und sprachen untereinander: Wer ist dieser, dass er auch dem Wind und dem Wasser gebietet und sie sind ihm gehorsam?“ Die Jünger fürchteten sich und wunderten sich, als sie Jesu Worte hörten und das Wunder bedachten, das sie gerade erlebt hatten. Es war aber eine andere Art von Furcht als die grundlose Angst, die sie im Sturm gehabt hatten. In ihnen entstand vielmehr eine tiefe Ehrfurcht vor Jesus. Sie hatten gemeint, Jesus zu kennen; sie wussten, dass er Kranke heilen und böse Geister aus Menschen austreiben konnten. Aber als Jesus den tosenden Sturm und die Wellen schlagartig zum Schweigen brachte, wunderten sie sich zutiefst. In ihnen entstand die Ahnung, dass Jesus noch viel größer ist, als sie gedacht hatten. In ihnen entstand ein tiefer, neuer Wunsch, Jesus viel mehr kennenzulernen und ihm mehr zu vertrauen.

Was können wir von diesem Ereignis lernen? Zum einen können wir lernen, dass wir in der Nachfolge Jesu auch in Stürme geraten können. Als die Jünger in den Sturm gerieten, waren sie nicht auf eigene Faust über den See gefahren, sondern auf das Wort Jesu hin (22). Trotzdem gerieten sie in einen heftigen Sturm, in dem sie ganz hilflos wurden. Viele haben die Vorstellung, dass in ihrem Leben alles glatt gehen wird, wenn sie Jesus treu nachfolgen, oder dass ihnen zumindest keine großen Probleme begegnen. Auch solche, die schon länger im Glauben leben, haben oft noch unbewusst die Erwartung, dass Gott keine ernsten Probleme in ihrem Leben zulassen wird, wenn sie Jesus nachfolgen. Dieser Gedanke kann sich ziemlich hartnäckig in uns halten, weil er unserem eigenen Wunsch entspricht, dass unser Leben einfach und problemlos verläuft; und weil wir gerne in einfachen Schemata denken (etwa: wenn ich Jesus gehorche, wird immer alles glatt gehen; wenn ich in eine ernste Schwierigkeit gerate, ist das Gottes Strafe für meine Sünde oder seine Züchtigung). Aber das ist so nicht richtig. Unser Text zeigt, dass Jesus manchmal auch im Leben seiner geliebten Jünger Stürme zuließ, in denen sie an ihre Grenzen stießen und sich nicht mehr helfen können. Solche Stürme können unterschiedlicher Art und verschieden schwer sein. Ernste Probleme bei der Arbeit oder der Verlust des Arbeitsplatzes, ernste Probleme in der Ehe oder der Entwicklung der Kinder oder bestimmte Krankheiten können zum Beispiel leichte oder mittlere Stürme sein, die uns in Bedrängnis bringen und zur engen Beziehung zu Jesus führen sollen. Es gibt aber auch sehr schwere Stürme, die wie bei den Jüngern auf dem See unsere Existenz bedrohen, wie zum Beispiel eine lebensgefährliche Krankheit, die wir von uns aus nicht überstehen können, oder der Tod eines Familienmitglieds. Ich gehe davon aus, dass sich zurzeit keiner von uns wirklich in einem so schweren Sturm befindet, in dem es um Leben und Tod geht.

Aber egal, wie groß der Sturm ist, in den wir geraten: unser Text lehrt, dass wenn Jesus einen Sturm in unserem Leben zulässt, dass er einen guten Grund dafür hat. Wenn wir in Nöte geraten, versuchen wir zu verstehen, aus welchem Grund uns das passiert ist: Warum hat Gott das zugelassen? Warum passiert mir so etwas, während die anderen Glaubensgeschwister ohne so eine Not leben? Und wir neigen dazu, schnell an Gottes Souveränität und an Gottes Liebe zu uns zweifeln. Aber Gott lässt uns nie in Nöte geraten, weil er uns nicht wirklich lieben oder manchmal nicht so gut auf uns aufpassen würde. Wenn er einen Sturm in bei uns zulässt, hat er einen guten Grund; anders gesagt hat er ein Anliegen, das er dadurch erreichen will. Das Hauptanliegen, das Gott für seine Kinder hat, ist, dass wir ihn immer mehr erkennen und auch uns selbst, und dass wir immer mehr im Vertrauen auf seine Liebe und in der Dankbarkeit für seine Gnade nach seinem Willen leben lernen. Das sollte auch unser erstes und brennendes Anliegen sein. Aber die meisten Menschen sind schlecht darin, Gott, seine Gnade und Macht mehr zu erkennen, und auch darin, sich selbst zu erkennen. Viele Dinge behindern uns dabei. Die Jünger dachten zum Beispiel, dass sie Jesus schon ausreichend kennen würden und dass sie selbst guten Glauben hätten. Erst durch den Sturm erkannten sie, dass sie Jesus noch nicht richtig erkannt hatten und dass ihr Glaube noch wachsen musste, und sie bekamen den Wunsch, Jesus mehr zu erkennen. Bei manchen ist der Wunsch, bequem zu leben und bestimmte Wünsche und Vorstellungen im Leben zu verwirklichen, so stark, dass sie deswegen geistlich nicht wachsen können. Manchmal ist ein Sturm das einzige Mittel, das Jesus bleibt, um uns zu helfen, geistlich aufzuwachen und mit einem neuen Wunsch wieder geistlich zu leben und zu wachsen. Jesus gebraucht Stürme, damit wir im Glauben an ihn, an seine Gnade und Macht wachsen und aus dem Vertrauen darauf ganz nach seinem Willen leben. Lasst uns ernsthaft dafür beten und danach streben, dass wir im Glauben an Jesu Liebe und Macht immer mehr wachsen und aus dem Glauben immer mehr nach seinem Willen leben! Möge Gott uns helfen, in allen Stürmen, die er in unserem Leben zulässt, jederzeit darauf zu vertrauen, dass Jesus alles unter Kontrolle hat, und uns an ihn zu wenden und seine Hilfe zu erfahren, sodass wir dadurch im Glauben wachsen! Lasst uns beten.

 

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