Predigt: Lukas 3,21 – 4,13

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Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

„Und Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“

(Lukasevangelium 4,4)

Letzte Woche haben wir erfahren, wie Johannes der Täufer den Weg Jesu vorbereitet und dazu den Menschen die Taufe der Buße zur Vergebung ihrer Sünden gepredigt hat. Heute erfahren wir von zwei Ereignissen, bevor Jesus öffentlich zu wirken begann, nämlich von seiner Taufe und seiner Versuchung durch den Teufel. Im ersten Teil der Predigt wollen wir Jesu Taufe betrachten und kurz auf Jesu Stammbaum eingehen. Im zweiten Teil wollen wir betrachten, wie Jesus vom Teufel versucht wurde und wie er alle Versuchungen überwunden hat. Wir wollen verstehen, wie wir in unserem Leben versucht werden, was Jesu Sieg über alle Versuchungen für uns bedeutet und wie auch wir die Versuchungen überwinden und geistlich siegreich leben können.

I. Du bist mein lieber Sohn (3,21-38)

Betrachten wir die Verse 21 und 22 über Jesu Taufe. Wenn wir die beiden Verse aufmerksam lesen, fällt auf, dass der Verfasser Jesu Taufe selbst gar nicht beschreibt, sondern nur in einem Nebensatz erwähnt: „Und es begab sich, als alles Volk sich taufen ließ und Jesus auch getauft worden war und betete …“ Lukas erwähnt, dass Jesus auch getauft worden war, als ob das etwas Selbstverständliches gewesen wäre. Eigentlich war das nicht selbstverständlich, denn die Taufe von Johannes war verbunden mit seiner Aufforderung an die Menschen, für ihre Sünden Buße zu tun. Die Menschen ließen sich taufen als Ausdruck davon, dass sie von ihren Sünden gereinigt werden und von nun an ganz nach Gottes Willen leben wollten. Aber Jesus hatte keine Sünde, für die er Buße tun und von denen er gereinigt werden musste. Im Matthäusevangelium lesen wir, dass sich Johannes deshalb dagegen gewehrt hat, Jesus zu taufen. Dort heißt es: „Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt zu! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er’s ihm zu“ (Matthäus 3,14.15). Obwohl Jesus ohne Sünde war, wollte er wie die sündigen Menschen getauft werden und sich auf eine Stufe mit ihnen stellen. Er wollte uns in allem gleich werden und schließlich sogar an unserer Stelle sterben, um alle Anforderungen von Gottes Gerechtigkeit zu erfüllen, damit er uns seine Gerechtigkeit verleihen kann.

Aber Lukas wollte vor allem darüber berichten, was nach Jesu Taufe passiert ist. Die Verse 21b und 22 sagen: „… da tat sich der Himmel auf, und der Heilige Geist fuhr hernieder auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ Nach Jesu Taufe kam der Heilige Geist auf Jesus. Der Heilige Geist fuhr in leiblicher Gestalt auf Jesus herab, das heißt so, dass andere es mit ihren Augen sehen konnten. Jesus war schon unter dem Schutz des Heiligen Geist aufgewachsen. Aber von da an war er vom Geist erfüllt und wurde von ihm geleitet. Das erklärt, wieso Jesus immer voller Gnade und Wahrheit war, egal in welcher Lage er war und mit welchen Menschen er redete. Es erklärt, warum Jesus mit Vollmacht reden und so viele Wunder tun konnte. Es war, weil der Heilige Geist in ihm war, sodass Jesus in seiner Kraft reden und wirken konnte.

Zum anderen hat Gott Jesus nach seiner Taufe durch eine Stimme vom Himmel bestätigt. Gott war sehr froh darüber, dass Jesus sich erniedrigt hat und sich auch taufen ließ, und sprach: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ Durch diese Worte hat Gott Jesus offiziell als seinen Sohn bestätigt und hat ihm vom Himmel seine Liebe und seine Zufriedenheit mit ihm bezeugt. So hat Gott Jesus vor dem Beginn seiner Wirksamkeit durch den Heiligen Geist dafür ausgerüstet und hat ihn durch sein Liebesbekenntnis vom Himmel sehr ermutigt.

Was bedeutet dieses Ereignis für uns? Durch dieses Ereignis bezeugt der Verfasser klar, dass Jesus Gottes Sohn ist. Bis heute fragen sich viele Menschen, wer Jesus war und ob er wirklich Gottes Sohn ist. Sie wundern sich über seine Wunder, über seine heilige Persönlichkeit und über sein reines, vorbildliches Leben; aber sie finden keine richtige Erklärung dafür. Doch Gott hat schon vor dem Anfang von Jesu Wirksamkeit durch eine Stimme vom Himmel klar gesagt, dass Jesus Sein geliebter Sohn ist. Lukas hat dieses Wort zitiert, um gleich am Anfang seines Berichts über Jesu Wirken zu zeigen, dass Jesus Gottes Sohn ist. Dies ist die wichtigste Botschaft in der Welt, die alle erkennen sollen. Wir werden in den kommenden Wochen sehen, dass Lukas in seinem Buch diese Wahrheit immer wieder bezeugt hat.

In den Versen 23-38 führt der Verfasser Jesu Stammbaum auf. Er beginnt mit den Worten: „Und Jesus war, als er auftrat, etwa dreißig Jahre alt und wurde gehalten für einen Sohn Josefs, der war ein Sohn Elis“ (23). Dieser Stammbaum geht von Jesus zurück bis Adam. Die Namen der Vorfahren Jesu bis zum König David im Vers 31 unterscheiden sich von denen, die im Stammbaum im Matthäusevangelium aufgeführt sind (Matthäus 1,1-17). Dort beginnt der Stammbaum mit Abraham und geht bis „Josef, den Mann Marias, von der geboren ist Jesus, der da heißt Christus“ (Matthäus 1,16). Man geht davon aus, dass der Stammbaum im Matthäusevangelium die Vorfahren von Josef, dem juristischen Vater Jesu, aufführt. Und dass der Stammbaum bei Lukas die Vorfahren von Maria, der leiblichen Mutter Jesu, aufführt. Aber weil der Stammbaum einer Frau für die Menschen damals völlig inakzeptabel war, schrieb Lukas am Anfang, dass Jesus für einen Sohn Josefs „gehalten“ wurde. Dieser Stammbaum endet mit den Worten: „der war ein Sohn des Enosch, der war ein Sohn Sets, der war ein Sohn Adams. Der war Gottes“ (38). Dadurch dass Lukas Jesu Stammbaum bis Gott zurückführt, zeigt er, dass Jesus von Gott stammt und deutet an, dass er der Mensch gewordene Gott ist.

Die meisten Menschen in unserer Zeit kennen den Ursprung ihrer eigenen Existenz nicht. Weil sie nicht anerkennen, dass sie von Gott stammen, leben sie von ihm getrennt und kennen weder Gott noch den Sinn und das Ziel ihres Lebens. Aber Jesus kam von Gott. Er kam als ein Mensch, der vom ersten Menschen abstammte, der von Gott geschaffen war. Als Mensch hatte Jesus auch Schwächen und Bedürfnisse und war verletzlich wie wir. Aber Jesus ist auch Gottes geliebter Sohn. Kurz gesagt ist Jesus der wahre Mensch und der Sohn Gottes, der gekommen ist, um uns zu Gott zurückzuführen.

II. Jesu Versuchung (4,1-13)

Dieser Abschnitt berichtet über die Versuchung Jesu. Die Verse 1 und 2a sagen: „Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kam zurück vom Jordan. Und er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt vierzig Tage lang und von dem Teufel versucht.“ Jesus wurde vom Heiligen Geist in die Wüste geführt, wo er vom Teufel versucht wurde. Dass Jesus vierzig Tage lang in der Wüste umhergeführt wurde, erinnert daran, dass die Israeliten vierzig Jahre in der Wüste umhergeführt wurden und geprüft wurden, bevor sie ins verheißene Land einzogen. Warum hat der Heilige Geist Jesus in der Wüste umhergeführt, wo er vom Teufel versucht wurde? Seit der Versuchung im Garten Eden begleitet die Versuchung die Geschichte der Menschheit. Seitdem versucht der Teufel alle Menschen und verleitet sie zur Sünde. Er schreckte sogar nicht davor zurück, Jesus zu versuchen. Jesus sollte den Menschen das Reich Gottes verkündigen und sie aus dem Herrschaftsbereich des Teufels befreien und ins Reich Gottes führen. Der Teufel wollte alles tun, um das zu verhindern. Deshalb war der Kampf mit dem Teufel unausweichlich. Als Mensch gewordener Gott konnte Jesus auch versucht werden. Aber Jesus sollte nicht wie Adam in der Versuchung scheitern, sondern sollte sie überwinden. Wie konnte er das tun?

In welchem Zustand war Jesus nach vierzig Tagen? Der Vers 2b sagt: „Und er aß nichts in diesen Tagen, und als sie ein Ende hatten, hungerte ihn.“ Jesus aß nichts, weil er sich offenbar ganz aufs Gebet konzentrieren wollte, um den Kampf gegen die Versuchung des Teufels sicher zu gewinnen. Am Ende der vierzig Tage war Jesus völlig ausgehungert. Er war körperlich am Ende. In dieser Situation griff der Teufel ihn erneut an. Er sagte zu ihm: „Bist du Gottes Sohn, so sprich zu diesem Stein, dass er Brot werde.“ Der Vorschlag, aus einem der umherliegenden Steine Brot zu machen, klang angemessen, weil Jesus seit fast sechs Wochen nichts gegessen hatte und weil er die Macht dazu hatte. Der Gedanke muss für Jesus in seinem Zustand sehr verlockend gewesen sein.

Jemand könnte fragen: Warum war das denn überhaupt eine Versuchung? Gott hat dem Menschen doch erlaubt zu essen. Es gibt mindestens drei Gründen, warum der Vorschlag des Teufels an Jesus in dieser Situation eine Versuchung war. Zum einen begann der Teufel mit den Worten „Bist du Gottes Sohn …“ Damit stellte er Jesu Identität als Gottes Sohn in Frage. Er tat so, als ob das gar nicht sicher wäre, und provozierte Jesus dazu, das durch ein Wunder zu beweisen. Gott hatte bei Jesu Taufe durch eine Stimme vom Himmel verkündigt, dass Jesus sein geliebter Sohn ist. Aber diese Wahrheit stellte der Teufel hemmungslos in Frage, selbst als er vor dem Sohn Gottes selbst stand. Es ist eine der beliebtesten Angriffspunkte des Teufels, die Identität Jesu als Gottes Sohn und seine Vollmacht in Frage zu stellen.

Zum anderen hatte Jesus den Heiligen Geist empfangen, damit er die Menschen von ihren körperlichen und geistlichen Krankheiten heilen und sie unter Gottes Herrschaft führen konnte. Wenn Jesus diese Macht einfach für seine eigenen körperlichen Bedürfnisse gebraucht hätte, hätte dies nicht dem eigentlichen Sinn entsprochen.

Schließlich war der Vorschlag eine Versuchung, weil Jesus aus einem geistlichen Grund fastete, nämlich um besser beten und gegen die Versuchung kämpfen zu können. Wenn Jesus seinen geistlichen Kampf unterbrochen und sich ein Brot gemacht hätte, hätte er sein körperliches Bedürfnis über das geistliche Anliegen gestellt, Gott durch einen Sieg über die Versuchungen zu ehren. Er hätte dann vor allem auf den Teufel gehört, anstatt auf Gott zu hören.

Wie antwortete Jesus? Betrachten wir den Vers 4: „Und Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ Zuerst fällt auf, dass Jesus dem Teufel nicht mit eigenen Worten antwortete, sondern mit einem Wort aus der Schrift. Bei dieser und bei den folgenden Versuchungen reagierte Jesus immer, indem er sagte: „Es steht geschrieben …“ und ein Bibelwort zitierte. Angesichts der Versuchung des Teufels vertraute Jesus nicht auf seine eigene Klugheit, er argumentierte nicht mit seinen eigenen Gedanken. Schon gar nicht ließ er sich auf irgendwelche Diskussionen mit dem Teufel ein. Stattdessen verließ Jesus sich ganz und gar auf das Wort Gottes. Jedes Mal hielt Jesus dem Versucher das entsprechende Wort Gottes entgegen, das Gottes Willen ausdrückt. Jesus gebrauchte Gottes Wort wie ein Schwert, mit dem er die Versuchung des Teufels zurückschlug.

Was bedeutet das Wort: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ genau? Dieses Wort war ein Zitat aus 5. Mose 8,3, das Gott durch Mose zu den Israeliten in der Wüste gesagt hat. Nach dem Bericht im Matthäusevangelium hat Jesus einen halben Satz mehr davon zitiert: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“ (Matthäus 4,4). Das besagt, dass der Mensch nicht allein von physischer Nahrung leben kann, sondern zum Leben unbedingt das Wort Gottes braucht. Es besagt, dass das geistliche Bedürfnis des Menschen nach dem Wort Gottes und der Gemeinschaft mit Gott nicht den körperlichen Bedürfnissen untergeordnet werden soll. Als der Teufel Jesus in der Zeit, als er betete und fastete, vorschlug, sich jetzt etwas zu essen zu machen, suggerierte er, dass es im Leben am wichtigsten sei, seine körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Beten und geistlicher Kampf gegen die Sünde, um Gott in rechter Weise zu ehren, seien ja schön und gut, aber jetzt sollte er sein Gebet mal unterbrechen und vor allem etwas essen. Der Teufel behauptete mit seinen Worten, dass der Mensch vor allem ein körperliches Wesen sei und vor allem seine körperlichen Bedürfnisse befriedigen müsse, alles andere sei nachgeordnet.

Jesus widersprach dieser Behauptung entschieden, indem er sagte: „Der Mensch lebt nicht allein vom Brot.“ Jesus stellte damit klar, dass der Mensch keineswegs nur von ausreichendem Essen bzw. von der Befriedigung seiner körperlichen Bedürfnisse leben kann. Der Mensch ist nicht nur ein körperliches Wesen, das vor allem andern seine körperlichen Bedürfnisse befriedigen muss. Der Mensch ist ein körperliches und ein geistliches Wesen ist, das unbedingt Gottes Wort als braucht, um zu leben. Dadurch, dass Jesus den Vorschlag des Teufels abgelehnt hat, hat er gezeigt, dass das geistliche Bedürfnis im Zweifelsfall Vorrang hat vor dem körperlichen.

Die Vorstellung, dass der Mensch vor allem seine körperlichen Bedürfnisse gut stillen muss, ist in unserer Zeit weit verbreitet und wird von den meisten Menschen geglaubt. Auch in unserer Gesellschaft bekommen wir ständig suggeriert, dass es am wichtigsten sei, dass wir uns um unsere körperlichen Bedürfnisse gut kümmern sollten. Wir werden täglich dazu angeregt, das zu optimieren und zu perfektionieren, also besonders gesundes oder besonders leckeres Essen zu kaufen, für besonders gute Schlafqualität zu sorgen, unseren Alltag und unsere Freizeit so zu optimieren, dass wir ein Maximum an Fitness, Wohlergehen und Spaß haben. Alles im Leben dreht sich scheinbar darum. Wir denken darüber täglich nach und verwenden die meiste Zeit und das meiste Geld dafür, um unsere körperlichen und menschlichen Bedürfnisse möglichst gut zu befriedigen. Wir arbeiten dafür, oft zu viel, um diese Bedürfnisse kontinuierlich gut zu befriedigen, möglichst noch besser als bisher. Das „Brot“ wird so zum Inhalt und Ziel unseres Lebens. Aber egal, wie gut wir unsere körperlichen und materiellen Bedürfnisse befriedigen – wir werden trotzdem nie zufrieden. Der Grund dafür ist, dass unsere Habgier mit unseren Bemühungen mitwächst und unstillbar ist; vor allem, weil unser innerer geistlicher Hunger nach wahrem Leben durch Brot nicht gestillt wird.

Jesus sagt: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ Jesus leugnet unser Bedürfnis nach Brot nicht. Aber Jesus widerspricht entschieden der Vorstellung, dass das Brot am wichtigsten sei. Ein Mensch lebt nicht vom Brot allein. Egal wie gut wir unsere körperlichen Bedürfnisse erfüllen und dazu auch noch Beziehungen zu anderen Menschen pflegen und schöne Musik hören oder Filme sehen – wir können davon nicht leben. Um wahres Leben mit Sinn, eine richtige Orientierung und tiefe Freude zu finden, brauchen wir unbedingt Gottes Wort als geistliche Nahrung, jedes Wort, das aus dem Mund Gottes geht. Wir sollen unser Bedürfnis nach Gottes Wort und nach der Gemeinschaft mit Gott am wichtigsten nehmen und zuerst danach trachten, es zu stillen.

Vielleicht denkt jetzt jemand: Aber trotzdem muss ich ja von etwas leben. Wie soll ich das als Christ tun, wenn ich den geistlichen Bedürfnissen die Priorität gebe? Auf diese Frage hat Jesus in der Bergpredigt geantwortet. Er hat seine Jünger gewarnt, dass sie sich vor aller Habsucht hüten sollen. Er hat uns gelehrt, dass wir uns weder um Nahrung noch um Kleidung Sorgen machen sollen, weil unser himmlischer Vater uns versorgen wird, so wie er die Vögel unter dem Himmel ernährt und die Blumen auf der Wiese wunderbar kleidet. Jesus sagte: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen!“ (Matthäus 6,33) Wenn wir diesem Wort glauben und danach leben, können wir die verkehrte Lebenseinstellung unserer Zeit überwinden und vom Wort Gottes wahre Freude und wahres Leben haben und dabei Gottes treue Versorgung erfahren. Wir können die Versuchung, einem falschen Lebensziel zu folgen, überwinden und in der Beziehung zu Gott treu bleiben. Möge Gott jedem dabei helfen!

Was war die zweite Versuchung des Teufels? Betrachten wir die Verse 5-7: „Und der Teufel führte ihn hoch hinauf und zeigte ihm alle Reiche der ganzen Welt in einem Augenblick und sprach zu ihm: Alle diese Macht will ich dir eben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du mich nun anbetest, so soll sie ganz dein sein.“ Nachdem der Teufel bei der ersten Versuchung keinen Erfolg gehabt hatte, versuchte er Jesus auf eine andere Weise. Während es bei der ersten Versuchung um das körperliche Bedürfnis ging, geht es bei dieser Versuchung um Macht und Herrlichkeit in der Welt. Der Teufel führte Jesus auf eine erhöhte Position und zeigte ihm alle Reiche der ganzen Welt auf einen Augenblick. Dass der Teufel das machen konnte, ist ein Hinweis auf seine übernatürlichen Kräfte. Jesus sah alle Reiche der Welt in einem Augenblick; er sah also den Palast des Kaisers in Rom und die Paläste aller anderen Reich der Welt und die Herrlichkeit, die es darin gab.

Macht und Herrlichkeit der Welt wirken auf fast alle Menschen in irgendeiner Weise anziehend, für die einen auf diese, für andere auf jene Weise. Der Besitz schöner Dinge und der Besitz von Einfluss und Macht wirkt auf uns anziehend. Was wirkt auf dich in der Welt anziehend, sodass du es gerne hättest oder aktiv danach strebst?

Obwohl es sehr unterschiedliche Dinge sein können, hat die Herrlichkeit der Welt die Eigenschaft, dass sie unser Herz rauben und in Beschlag legen kann. Wenn man dieser Anziehung nachgibt, werden diese Dinge unser Lebensziel. Was man anziehend findet, betet man auf diese Weise letztlich an. Dadurch folgen wir einem falschen Ziel und beten einen Götzen an und können Gott nicht mehr anbeten. Das muss nicht unbedingt große Macht oder pompöse Herrlichkeit in einem Schloss sein. Wir sind in der Gefahr, auch kleine, normale Dinge zu unserem Ziel zu machen und dadurch unsere Freude und Zufriedenheit zu finden. In unserer Zeit streben viele junge Leute weniger nach Reichtum, als nach Vergnügen und Spaß auf unterschiedliche Weise. Das kann genauso zum Ziel ihres Lebens werden, nach dem man strebt, nur dass es nicht so sichtbar und weniger verpönt ist als materieller Reichtum.

Betrachten wir nochmal den Text. Für Jesus muss die Herrlichkeit und Macht der Welt auch anziehend gewesen sein, besonders weil Jesus wusste, dass er den Weg des Leidens gehen und von allen verachtet am Kreuz sterben sollte. Wie viel angenehmer wäre es, die Herrlichkeit der Welt zu genießen. Aber die Bedingung des Teufels war: „Wenn du mich nun anbetest, so soll sie ganz dein sein.“ Der Teufel hat nicht die volle Souveränität über die Welt, sodass er einfach einem Menschen alle Herrlichkeit geben kann, wie er will, weil Gott über ihm steht. Aber der Teufel hat Macht in der Welt und lockt die Menschen mit Macht und Herrlichkeit in der Welt, um sie unter seine Macht zu bringen. Er forderte auch von Jesus als Bedingung: „Wenn du mich nun anbetest, so soll sie ganz dein sein.“

Wie reagierte Jesus darauf? Sehen wir uns den Vers 8 an: „Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es steht geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.“ Wieder zitiert Jesus ein Wort aus der Schrift. Jesus zitiert die Aufforderung, dass wir Gott anbeten und ihm allein dienen sollen. Schon im Alten Testament war das Problem der Israeliten, dass sie zwar Gottes Offenbarung hatten, dass sie aber Gott nicht von ganzem Herzen anbeteten. Viele Propheten tadelten sie deswegen. Der Prophet Hosea bezeichnete die Israeliten als Hure, die immer wieder zwischen Gott und anderen Göttern und anderen Völkern als Liebhaber und Beschützer hin und her wechselten. Was wir im Herzen als Ziel haben und verfolgen, ist das Entscheidende im Leben. Es ist entscheidend für das Gelingen oder Scheitern unseres ganzen Lebens, dass wir Gott anbeten und ihm allein dienen. Jesus lehrt hier, dass nur Gott der richtige Gegenstand unserer Anbetung ist. Das Wort „allein“ weist auf die Gefahr hin, dass wir Gott zwar lieben, aber jemand oder etwas genauso viel auch lieben. Ob wir Gott nur unseren Gott nennen, oder ihn wirklich anbeten und ihm allein dienen, ist der springende Punkt im Leben, an dem sich die Geister scheiden. Es ist das Wichtigste, dass wir Gott von Herzen anbeten und ihm allein dienen. Das ist das, worauf wir im Leben am meisten achten und worum wir von ganzem Herzen kämpfen sollen. Möge Gott jedem von uns helfen, Gott anzubeten und ihm allein zu dienen!

Was war die dritte Versuchung des Teufels? Betrachten wir die Verse 9-11: „Und er führte ihn nach Jerusalem und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich von hier hinunter; denn es steht geschrieben: Er wird befehlen seinen Engeln für dich, dass sie dich bewahren. Und: Sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.“ Nachdem der Teufel bei den anderen beiden Versuchungen gescheitert war, versuchte er Jesus wieder auf andere Weise. Der Teufel gibt nicht auf. Er stellte Jesus auf die Zinne des Tempels, des höchsten Gebäudes in Israel, und forderte ihn auf, sich von dort hinunterzustürzen. Diesmal zitierte der Teufel zwei Verse aus den Psalmen, die den Gläubigen in Not Gottes Schutz und Bewahrung versprechen. Diese Versuchung hatte quasi ein geistliches Niveau, weil der Teufel mit der Bibel argumentiert; aber in Wirklichkeit riss er die Worte völlig aus dem Zusammenhang. Jesus sollte durch einen Sprung von der Zinne des Tempels Gott quasi zwingen, ihn vor dem Tod zu retten, und so seine Liebe und seine Treue zu seinen Verheißungen beweisen. Auf diese Weise würde Jesus Gott testen bzw. versuchen.

Mit welchen Worten überwand Jesus die Versuchung? Vers 12 sagt: „Jesus antworte und sprach zu ihm: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, dienen Gott, nicht versuchen.“ Jesus zitierte wieder die Bibel. Gott hat geboten, ihn nicht zu versuchen. Wir sollen Gott nicht auf die Probe stellen und ihn quasi zwingen, uns zu helfen, um zu sehen, ob er zuverlässig ist und uns liebt. Das ist eine Sünde, weil die Grundlage der Zweifel oder Unglaube gegenüber Gott ist; und weil wir dadurch mutwillig bzw. mit Gott respektlos umgehen. Es ist eine Sünde, weil wir uns dadurch über Gott stellen und ihn veranlassen, etwas Bestimmtes zu tun, obwohl es ja andersherum ist und Gott über uns steht. Jesus wies auch diese Versuchung zurück, weil er die Versuchung durchschaute. Jesus verließ sich auch hier auf das Wort Gottes und hielt sich konsequent daran. Auf diese Weise überwand er alle Versuchungen. Als der Teufel alle Versuchungen vollendet hatte, wich er eine Zeitlang von Jesus.

Was können wir vom heutigen Text lernen? Wir können lernen, dass der Teufel alle Menschen versucht und dabei vor niemandem zurückschreckt, selbst nicht vor Jesus. Er versuchte Jesus 40 Tage lang und gab lange nicht auf. Während in der Geschichte alle Menschen in den Versuchungen des Teufels gefallen sind, hat Jesus alle Versuchungen überwunden und ist Gott treu geblieben. Jesus konnte das tun, indem er sich nicht darauf einließ, sondern sich fest an Gottes Wort hielt und sie mit dem passenden Wort Gottes zurückschlug. Was bedeutet das? Es ist wichtig, dass wir die Bibel gut studieren und ihre Bedeutung richtig verstehen und tief beherzigen, damit wir wie Jesus das passende Wort Gottes erkennen und anwenden können und uns nicht in die Versuchung verstricken. Lasst uns in diesem Sinn unser neues Buch, das Lukasevangelium, mit demütigem Herzen studieren und jede Woche persönlich sein Wort lernen und beherzigen.

Was bedeutet es, dass Jesus die Versuchung des Teufels überwand, bevor er sein Werk begann? Adam war in der Versuchung gefallen. Seitdem sind alle Nachkommen Adams in der Versuchung gefallen und sind unter der Macht der Sünde und des Teufels gestorben. Aber Jesus kam und hat alle Versuchungen überwunden und wurde so der zweite Adam, der nach dem Bild Gottes ist. Jesus hat die Versuchung überwinden, damit er uns aus der Versuchung retten kann. Jesus hat die Versuchung überwunden, damit er Gott treu bleibt und uns durch seinen Tod von der Sünde und der Macht des Teufels retten kann. Wenn wir in Jesus bleiben und ihm folgen, wird er uns helfen, Versuchung und Sünde zu überwinden und hier und in Ewigkeit wahres Leben zu haben. Gott helfe jedem von uns, jeden Tag in Jesus zu bleiben und Gottes Worte im Herzen zu haben und alle Versuchungen zu überwinden und ein siegreiches Leben zu führen!

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