Predigt: Die Gemeinde, die Jesus unter uns bauen will – Berufen zur Gemeinschaft 7 – Sprüche 17,17 u.a, Johannes 15,12-15

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Echte Freundschaft

Und es geschah, als er aufgehört hatte mit Saul zu reden, da verband sich die Seele Jonathans mit der Seele Davids, und Jonathan gewann ihn lieb wie seine eigene Seele

(1. Samuel 18,1)

Zurzeit als ich studiert hatte, war studivz sehr beliebt gewesen. Kennt das noch jemand von euch? Ist so ähnlich wie facebook oder Instagram. Als ich mich auf dieser Plattform angemeldet hatte, bekam ich erst einmal die Mitteilung: „Du hast 0 Freunde“. Das hörte sich nicht nett an. Aber schon bald danach bekam man eine Freundschaftseinladung nach der anderen, und bald hatte man dann auf einmal Hunderte von Freunden. Aber waren das alle wirklich Freunde gewesen? Sagen wir mal, dir geht es so richtig schlecht. Wer von diesen Freunden würde dich besuchen? Oder wer von denen würde dich anrufen? Wem von denen würdest du überhaupt erzählen, wie es dir geht? Was auf diesen sozialen Plattformen mit „Freunden“ gemeint ist, sind eigentlich nicht „Freunde“, sondern „Bekannte“. Das sind Leute, die du kennst. Aber Freunde sind noch mal etwas anderes. Heutzutage, im Zeitalter der Social Media, wird das Wort „Freund“ zunehmend oberflächlich benutzt. Was aber eine echte Freundschaft ist, erfahren wir in der Bibel. In der Bibel erfahren wir auch, dass echte Freundschaft etwas Besonderes ist, etwas besonders Schönes. Zum Beispiel heißt es in Psalm 133: „Siehe, wie fein und wie lieblich ist’s, wenn Brüder in Eintracht beisammen sind! Wie das feine Öl auf dem Haupt, das herabfließt in den Bart, den Bart Aarons, das herabfließt bis zum Saum seiner Kleider usw.“ David sagte über die Freundschaft mit Jonathan: „Wunderbar war mir deine Liebe, mehr als Frauenliebe!“ (2. Sam. 1,26)
Jeder von uns wünscht sich echte Freundschaft. Gleichzeitig fällt es uns selbst schwer, für andere ein echter Freund zu sein. Und eben das ist das Dilemma: Wer anderen kein echter Freund ist, hat oft auch selbst keine. Denn der Grund warum man keine echten Freunde hat, liegt daran, dass man es selbst anderen nicht ist. Echte Freundschaften sind nicht nur der Wunsch von einem jeden von uns, sondern auch unentbehrlich für eine lebendige und liebevolle Gemeinschaft in der Gemeinde, unentbehrlich für das gesunde Wachstum einer Gemeinde. Daher ist es gut, dass wir uns mit dem Thema der Freundschaft auseinandersetzen. Wir werden es anhand von drei Fragen tun:

1. Was ist die Voraussetzung für echte Freundschaft?
2. Was sind die Kennzeichen echter Freundschaft?
3. Wie können wir unter uns echte Freundschaft haben?

1. die Voraussetzung echter Freundschaft (1. Samuel 18,1-4)

Damit wir anderen ein echter Freund sein können, müssen wir verstehen, was die Voraussetzung zur Entstehung von echter Freundschaft ist. Eine Antwort hierauf erfahren wir durch die Freundschaft von Jonathan mit David. Hierzu sollten wir uns in Erinnerung rufen, wer noch mal Jonathan war. Jonathan war der, der sich zu zweit mit 20 Philistern angelegt hatte. Sein Argument war: „es ist dem HERRN nicht schwer, durch viele oder durch wenige zu retten!“ (1. Sam 14,6) Jonathan war ein Mann des Glaubens. David war nicht anders. David sagte zu Goliath:

Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Kurzschwert. Ich aber komme zu dir mit dem Namen des HERRN der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, den du verhöhnt hast. Heute wird der HERR dich in meine Hand ausliefern, und ich werde dich erschlagen und dir den Kopf abhauen. Und die Leichen des Heeres der Philister werde ich heute noch den Vögeln des Himmels und den wilden Tieren der Erde geben. Und die ganze Erde soll erkennen, dass Israel einen Gott hat. Und diese ganze Versammlung soll erkennen, dass der HERR nicht durch Schwert oder Speer rettet. Denn des HERRN ist der Kampf, und er wird euch in unsere Hand geben! (1. Sam 17,45-47)

In dem Kampf gegen Goliath bewies David vor der Öffentlichkeit Israels klaren Glauben und Eifer für Gott. Jonathan muss das alles mitbekommen haben. Und was war das Resultat davon? In 1. Samuel 18,1 heißt es: „Und es geschah, als er aufgehört hatte, mit Saul zu reden, verband sich die Seele Jonatans mit der Seele Davids; und Jonatan gewann ihn lieb wie seine eigene Seele“ Das Resultat war echte Freundschaft. Aber warum? Warum fing Jonathan auf einmal an, David wie seine eigene Seele zu lieben? Durch die Begebenheit mit Saul erkannte Jonathan: „David brennt für dieselbe Sache wie ich, nämlich für Gott!“ Jonathan erkannte: „David denkt genauso wie ich: er glaubt auch, dass Gott auch durch wenig helfen kann. David findet das wichtig, was mir auch wichtig ist: die Ehre Gottes.“ Der Grund dafür, dass sich Jonathans Herz mit Davids Herz verband, war, dass beide für dieselbe Sache brannten, dass beide das Herz für dieselbe Sache hatten und folglich ähnlich dachten und glaubten. Dies ist die Voraussetzung zur Entstehung echter Freundschaft.
Übrigens gilt das nicht nur für die Freundschaft unter Gläubigen. Sicherlich entstanden auch unter Nazis und Kommunisten tiefe Freundschaften – eben weil sie für dasselbe, nämlich für dieselbe Ideologie brannten. Der Unterschied zur Freundschaft unter Gläubigen ist, dass sie für die richtige Sache brennen, nämlich für Jesus, für das Kommen seines Reiches. Wer echte brüderliche Freundschaft möchte, sollte für Jesus und sein Reich brennen. Dann werden sich um ihn auch solche versammeln, die dasselbe Anliegen haben.
In der Predigt habe ich immer wieder das Wort „echt“ benutzt. Was bedeutet aber „echt“ im Kontext von Freundschaft? Was macht denn eine echte Freundschaft aus? Lasst uns das im zweiten Teil der Predigt betrachten.

2. Kennzeichen echter Freundschaft (Spr. 17,17; 18,24; 27,5-6; 9-10)

Bemerkenswert ist, dass das Buch der Sprüche sehr viel über wahre Freundschaft spricht. Warum? Das Buch der Sprüche ist ja von Salomo geschrieben. Salomo hatte viele Frauen gehabt – sage und schreibe 1000. Sicherlich hatte Salomo deswegen viele Kinder gehabt. Daher ist es kein Zufall, dass das Buch der Sprüche viele Themen aufgreift, die Jugendliche betreffen, wie etwa das Bedürfnis nach Zugehörigkeit bzw. Cliquenbildung; sexuelle Beziehungen, Erziehung, Faulheit und eben auch das Thema „Freundschaft“. Immer wieder heißt es im Buch der Sprüche: „Mein Sohn“. Als Salomo dieses Buch schrieb, hatte er sicherlich seine Kinder im Blick. Es gibt so manche Trickfilmserien, die schauen sich sowohl Kinder als auch Erwachsene gerne an. Das Buch der Sprüche ist so ein Buch, das zwar in erster Linie für Jugendliche geschrieben wurde, aber gleichzeitig auch für Erwachsene hochrelevant ist.
Wir wollen daher einige Verse aus dem Buch Sprüche zu dem Thema „Freundschaft“ betrachten. Der erste Vers ist aus Spr. 17,17: „Ein Freund liebt allezeit, und ein Bruder wird für die Not geboren.“ Ein Freund liebt allezeit – ein wahrer Freund liebt nicht nur in guten Zeiten, sondern auch in schlechten Zeiten. Jemandem auch in schlechten Zeiten ein Freund zu sein, ist alles andere als selbstverständlich. Freundschaften werden oft geknüpft, weil man sich einen Nutzen davon erhofft. Kommt der Freund aber in Not, kann es sein, dass dieser Nutzen wegfällt. Zum Beispiel kennen wir Geschichten von reichen Leuten, die alle ihre Freunde verloren, als sie verarmten. Aber bei Freundschaften geht es nicht nur immer um Geld und Güter. Den Nutzen, den man sich erhofft, kann auch immaterieller Natur sein, z.B. dass man sich durch die Gemeinschaft mit dem Freund fun und action wünscht. Wir kennen das ja auch aus unserem Leben: Wenn wir fröhlich und happy sind, dann haben die Leute gerne Gemeinschaft mit uns. Was ist aber, wenn wir down sind? Klar, das heißt nicht, dass auf einmal niemand mehr was mit uns zu tun haben will. Wir werden sicherlich von dem einen und anderen die Frage hören: „Was ist mit dir?“, „Kann ich dir helfen?“. Aber wenn sich die down-Phase über eine längere Zeit hinzieht, wird man die Erfahrung machen, dass sich immer weniger Leute bei einem melden. Mal Hand aufs Herz: Wer von uns, hat schon gerne mit depressiven Leuten zu tun? Intuitiv meidet man solche Leute eher. Jonathan liebte David nicht nur, als David im Hof Sauls diente. Jonathan liebte David nicht nur, als er vom Volk als Held gefeiert wurde. Im Gegenteil, er liebte Jonathan auch dann, als er vom eigenen Vater als Staatsfeind Nr. 1 erklärt wurde. In Spr. 18,24b heißt es: „es gibt Freunde, die hangen fester an als ein Bruder.“ Ein Kennzeichen wahrer Freundschaft ist also Beständigkeit. Beständigkeit setzt aber voraus, dass die Freundschaft nicht auf einen gewissen Nutzen gegründet ist.
Jonathan erhoffte sich durch die Freundschaft mit David keinen Nutzen. Im Gegenteil – vielmehr gab Jonathan für David die wertvollsten Dinge hin – seine fürstliche Kleidung, seine Waffenausrüstung sowie sein Anspruch auf das Königtum. Jonathan riskierte für David seine Beziehung zu seinem Vater – er riskierte für David sogar sein Leben. Anders war es in der Beziehung mit Saul. Über Saul heißt es zuerst: „Und ⟨Saul⟩ gewann ihn sehr lieb, und er wurde sein Waffenträger“ (1. Sam 16,21). Saul hatte David lieb, sogar sehr lieb. Aber später wollte er ihn umbringen. Wie kann das sein, dass sich seine Einstellung zu David so sehr ins Gegenteil verkehrte? Sauls Beziehung zu David gründete auf ein Nutzen, das er in David sah. Als aber Saul meinte, David sei ihm mehr Schaden als Nutzen, wurde aus der Freundschaft eine Feindschaft.
Ein weiteres Kennzeichen echter Freundschaft erfahren wir in Spr. 27,5: „Besser Zurechtweisung, die aufdeckt, als Liebe, die verheimlicht. Treu gemeint sind die Schläge des Freundes, aber reichlich sind die Küsse des Hassers.“ Die Verse 5 und 6 sind parallel aufgebaut. Das ist ein rhetorisches Stilmittel, um eine Aussage zu verdeutlichen. Im Vers 5 ist von Zurechtweisung die Rede, die Fehlverhalten aufdeckt. Vers 6 spricht von Schlägen des Freundes. Diese sind ein Bild für Worte, die schmerzlich sind, aber die der Freund braucht und unbedingt hören muss. Es sind eben Worte der Zurechtweisung. Diese Worte kommen nicht vom Feind, sondern vom Freund. David erfuhr vom Propheten Nathan Zurechtweisung, als er zu ihm sagte: „Du bist der Mann“ (2. Sam. 12,7). Es muss für David sehr hart gewesen sein, diese Worte zu hören. Aber im Psalm 141,5 sagte er: „Der Gerechte schlage mich, das ist Gnade; und er züchtige mich, das ist Öl für mein Haupt, und mein Haupt soll sich nicht dagegen sträuben, wenn es auch wiederholt geschieht.“ Ein weiteres Kennzeichen echter Freundschaft ist also Aufrichtigkeit. Eine echte Freundschaft gibt einander die Freiheit, dem anderen die Wahrheit sagen zu können.
Was ist das Gegenteil von so einer Freundschaft? Im Vers 5 ist von einer Liebe die Rede, die verheimlicht. Was ist damit gemeint? Manche Menschen sagen: „Ich liebe diese Person zu sehr, als dass ich ihm die Wahrheit sagen könnte. Ich will ihm nicht wehtun.“ Das ist eine Liebe, die verheimlicht. Aber womit ist so eine Liebe vergleichbar? Vers 6 macht es deutlich: Solch eine Liebe sind genauso wie die Küsse des Hassers, also in Wirklichkeit gar keine Liebe, sondern Hass. Weil es mir unangenehm ist, dem Freund schmerzvolle Worte zu sagen, lasse ich ihn lieber ins Verderben laufen. Wie kann das Liebe sein? In Wirklichkeit liebe ich nicht den Freund zu sehr, sondern mich. Nicht Freunde, sondern Leute, die einen hassen, lassen einen ins Verderben laufen. Wenn mich jemand in meinem Fehlverhalten bestätigt und mir sagt: „Du hast recht“, dann ist das sehr angenehm, ebenso angenehm wie ein Kuss. Er fühlt sich an wie Liebe zu mir, aber in Wirklichkeit ist es Hass mir gegenüber. Denn es ist dem anderen nicht so wichtig, ob ich ins Verderben laufe oder nicht. Er treibt ihn sogar dorthin. In Sprüche 29,5 heißt es: „Wer seinem Nächsten schmeichelt, der stellt seinen Füßen ein Netz.“ Man könnte einwenden: Ist es nicht zu übertrieben, von Hass zu sprechen? Aber nach der Bibel gibt es nur „Liebe“ oder „Hass“. Deswegen fängt Hass bereits damit an, wenn mir das Wohlergehen meines Nächsten gleichgültig oder nicht so wichtig ist.
Das dritte Kennzeichen einer wahren Freundschaft lesen wir in Sprüche 27,9: „Öl und Räucherwerk erfreuen das Herz, so auch die süße Rede eines Freundes aus dem Rat seiner Seele.“ Um diesen Vers gut zu verstehen, ist es hilfreich weitere Übersetzungen heranzuziehen: „Öl und Räucherwerk erfreuen das Herz, und die Süße seines Freundes die bekümmerte Seele.“ Oder: „Öl und Räucherwerk erfreuen das Herz, aber von Betrübnis zerreißt sich die Seele.“ Dieses Wort zeigt auf, wie wohltuend der Rat eines Freundes für einen ist, der bekümmert ist. Es ist regelrecht ein Medikament für den Betrübten.
Die letzte Übersetzung macht die schreckliche Alternative deutlich: Man wird von Betrübnis zerrissen. Das kann eben dann passieren, wenn man sein Leid für sich behält bzw. sich nicht den Rat des Freundes einholt. Ein Seelsorger sagte einmal, dass es Leute gibt, die mit vielen abhängen und zu tun haben, aber sich doch einsam fühlen. Er erklärte, dass es daran läge, dass sie niemanden haben, dem sie sich mitteilen können oder wollen. Sich jemand anders mitzuteilen ist von der Befürchtung begleitet, dass man den anderen enttäuscht und von ihm abgelehnt wird. Man macht sich verletzlich. Daher ist es nicht so leicht, sich jemandem mitzuteilen. Aber das Wort aus Sprüche 27,9 ermutigt dazu, sein Leid dem Freund mitzuteilen, anstelle es für sich zu behalten. Bemerkenswert ist, dass Jesus selbst Vertrautheit in Verbindung mit Freundschaft bringt. In Joh. 15,15b heißt es: „Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, denn der Sklave weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe.“ Jesus Worte zeigen, dass gerade Offenheit ein Kennzeichen von Freundschaft ist. Auch andere Stellen machen deutlich, dass Jesus seinen Jüngern immer wieder sein Herz mitgeteilt hat, zum Beispiel sprach Jesus ganz offen über seine Ängste vor dem Kreuzestod. In Lk. 12,49 und 50 sagte er: „49 Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie wünschte ich, es wäre schon angezündet! 50 Ich habe aber eine Taufe, womit ich getauft werden muss, und wie bin ich bedrängt, bis sie vollbracht ist!“ Im Garten Gethsemane sagte er zu seinen Jüngern: „Meine Seele ist betrübt bis an den Tod“ (Mk. 14,34). Ein weiteres Kennzeichen wahrer Freundschaft ist also Offenheit bzw. dass man sich einander transparent macht. Erst dadurch kann man einander hilfreichen Rat, Trost und Ermutigung geben.
Aus der Johannes 15-Stelle lässt sich noch ein weiteres Kennzeichen wahrer Freundschaft ableiten. Jesus spricht davon, dass niemand größere Liebe hat, als dass er sein Leben hingibt für seine Freunde. Echte Freundschaft hat „mit Leben lassen“ zu tun. Dieses Leben lassen kommt nicht immer dadurch zum Ausdruck, dass man für den anderen stirbt. Es kann sich auch darin zeigen, dass man bereit ist, für den Freund Verzicht auf sich zu nehmen, und zwar selbst auf Dinge, die einem sehr wichtig sind. Wie bereits erwähnt, sehen wir dies sehr gut in der Freundschaft von Jonathan mit David. Echte Freundschaft opfert für den anderen – nicht nur materielle Dinge, sondern auch Zeit. Sich für einen Freund, der in Not ist, Zeit zu nehmen, obwohl man selber keine Zeit hat, ist ebenfalls ein Ausdruck davon, sein Leben zu lassen. Das Gedeihen einer Freundschaft erfordert auf jeden Fall auch Zeit.
Beständigkeit, Aufrichtigkeit, Offenheit und „Leben lassen“ sind Voraussetzungen für echte Freundschaft – alles Dinge, die gar nicht so leicht sind. Wie können wir anderen ein echter Freund sein? Betrachten wir dies im dritten Teil der Predigt.

3. Jesu Freundschaft mit uns (Joh. 15,12-16)

Um in der Gemeinde einander ein echter Freund sein zu können, müssen wir verstehen, was die Grundlage dieser Freundschaft ist. Wie erfahren sie in Joh. 15. Im Vers 12 erfahren wir: Jesu Liebe zu uns ist die Grundlage der Liebe untereinander. Oder mit anderen Worten: Jesu Freundschaft zu uns ist die Grundlage der Freundschaft untereinander. Und was ist die Grundlage von Jesu Freundschaft zu uns? Im Vers 13 steht, dass Jesus Sein Leben für uns gegeben hat. Als Jesus sein Leben für uns gab, waren wir ja Feinde Gottes. Jesu behandelte seine Feinde wie Freunde, indem er sein Leben ließ für uns. Daher basiert die Freundschaft Jesu zu uns nicht auf irgendetwas Gutes von uns. Sie basiert auf das Kreuz. Jeder, der diese Liebestat Jesu am Kreuz für sein Leben in Anspruch nimmt, wird von einem Feind zum Freund Jesu. Vers 14 ist nicht so gemeint, dass wir dadurch Freunde Jesu werden, indem wir seine Gebote halten. Wäre das so, wäre Jesu Verständnis von Freundschaft wie das von kleinen Kindern. Sobald der Freund nicht das macht, was einem gefällt, heißt es: „Jetzt bist du nicht mehr mein Freund.“ Vielmehr will Jesus sagen: „Dass ihr wirklich meine Freunde seid, zeigt sich daran, dass ihr meine Gebote haltet.“ Diese neue Beziehung, die jeder Gläubige hat, ist ja nicht sichtbar. Dass wir wirklich Freunde Jesu geworden sind, zeigt sich darin, dass man das tut, was Jesus sagt. Vers 16 bestätigt, dass nicht etwas Gutes von uns die Grundlage für die Freundschaft mit Jesus ist, sondern Jesu Erwählung.
Wenn ich verstanden habe, dass meine Freundschaft zu anderen auf die Freundschaft mit Jesus basiert, wird es einfacher, anderen ein echter Freund zu sein. Hierzu einige Beispiele:
Manchen fällt es schwer anderen ein echter Freund zu sein, zumal man zu sehr um sich selbst besorgt ist. Wenn man aber im Herzen verstanden hat, dass Jesus sich um einen kümmert, weil er sein Freund ist, kann man mehr für andere da sein. Manchen fällt es schwer anderen ein wahrer Freund zu sein, weil es erfordert, dass man sich persönliche Dinge anvertrauen. Man macht sich dadurch verletzlich. Aber wenn man verstanden hat, dass man in Jesus einen Freund hat, von dem man immer angenommen ist, braucht man die Ablehnung nicht mehr zu fürchten. Manchen fällt es schwer, anderen ein Freund zu sein, weil man befürchtet, dass andere das Vertrauen missbrauchen und über einem die Kontrolle bekommen können. Aber wenn man verstanden hat, dass man in Jesus einen Freund hat, der alles unter Kontrolle hat, alles zu seinem Besten gebraucht und man bei ihm sicher ist, kann man sich mehr auf andere einlassen. Manchen fällt es schwer, anderen ein wahrer Freund zu sein, da die Fehler anderer bei ihnen schnell Anstoß erregen. Aber wenn ich verstanden habe, dass ich in Jesus einen Freund habe, der ich über alles liebt, kann ich auch andere mehr lieben. Spurgeon sagte einmal: „Fehler sind immer dick, wo die Liebe dünn ist.“ Erst durch die Freundschaft mit Jesus kann ich selber ein wahrer Freund für andere sein.

Aber warum kann es sein, dass man im Alltag zu wenig von der Freundschaft mit Jesus spürt? Manchmal könnte man meinen, diese Freundschaft wäre nur Theorie. Liegt das an Jesus? Ist Jesus etwa ein schlechter Freund? Natürlich nicht – es gibt ja keinen besseren Freund als der, der sein Leben für seinen Freund lässt. Es liegt eher daran, dass die Freundschaft mit Jesus oft zu wenig ausgelebt, also dass diese Freundschaft mit Jesus zu wenig in Anspruch genommen wird. Wenn wir diese Freundschaft im Alltag in Anspruch nehmen, wird diese Freundschaft im Alltag mehr und mehr zur Realität. Was bedeutet es aber Jesu Freundschaft in Anspruch zu nehmen? Ich möchte mit dem bekannten Lied „Welch ein Freund ist unser Jesus“ antworten:

1) Welch ein Freund ist unser Jesus, o wie hoch ist Er erhöht!
Er hat uns mit Gott versöhnet und vertritt uns im Gebet.
Wer mag sagen und ermessen, wie viel Heil verloren geht,
wenn wir nicht zu Ihm uns wenden und Ihn suchen im Gebet!
2) Wenn des Feindes Macht uns drohet und manch Sturm rings um uns weht,
brauchen wir uns nicht zu fürchten, stehn wir gläubig im Gebet.
Da erweist sich Jesu Treue, wie Er uns zur Seite steht
als ein mächtiger Erretter, der erhört ein ernst Gebet.
3) Sind mit Sorgen wir beladen, sei es frühe oder spät,
hilft uns sicher unser Jesus, fliehn zu Ihm wir im Gebet.
Sind von Freunden wir verlassen und wir gehen ins Gebet,
o, so ist uns Jesus alles: König, Priester und Prophet.

Ein wichtiger Aspekt davon, wie wir die Freundschaft mit Jesus ausleben können, ist, dass wir mit ihm im Alltag über alles sprechen und besprechen. Nicht ohne Grund heißt es: „Betet ohne Unterlass“ (1. Thess. 5,17).
Als Jesus am Kreuz starb, wurde er vom Vater verlassen, damit Gott mit uns sein kann – in Jesus ist Gott unser Freund, unser Immanuel (Mt. 1,23). Ein großes Geschenk, das wir im Alltag ausleben, das wir im Alltag immer wieder in Anspruch nehmen sollten.

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