Predigt: Rut 1,1-22

Kategorien:

Download

Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott.

Leitverse: 16 und 17:„Rut antwortete: Rede mir nicht ein, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hingehst will auch ich hingehen, wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott… wo du stirbst da will ich auch begraben werden. Der Herr tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden.“

Heute beginnen wir ein neues Buch der Bibel. Wir steigen noch einmal in die Zeit der Richter ein. Zu dieser Zeit lebte eine bewundernswerte Frau, die aufgrund ihres starken Willens und ihrer persönlichen Glaubensentscheidung als herausragende Persönlichkeit in den Stammbaum von Jesus Christus integriert wurde. Das Buch ist nach ihr benannt und heißt „Rut“. Rut ist eine heidnische Frau. Es gibt in der Bibel nur zwei Bücher, die nach einer Frau benannt sind und diese sind Ester und Rut. Bei den Juden werden die beiden Bücher sehr geachtet. Das Buch Rut wird von ihnen immer zum Pfingstfest verlesen.

Teil I: Verse 1-6 Das bittere Schicksal von Noomi

Betrachten wir zunächst den geschichtlichen Hintergrund zur Zeit Ruts.

In Vers 1a), da heißt es: „Zu der Zeit als die Richter richteten, entstand eine Hungersnot im Lande. ..“ Was war das für eine Zeit als die Richter richteten?

In unserem Bibelstudium aus dem Buch Richter haben wir erfahren, dass es in der Zeit als die Richter richteten keinen König in Israel gab. „Jeder tat was ihn recht dünkte“, so heißt es im letzten Vers des letzten Kapitels im Richterbuch. Wir haben gesehen, dass zu dieser Zeit die Menschen grausam, verdreht, gottlos, götzendienerisch und selbstsüchtig waren. Sie lebten nach ihren eigenen Maßstäben, nach ihrem jeweiligen Gefühl und richteten sogar unter ihrem eigenen Volk ein Blutbad an. In dieser Zeit entstand eine Hungersnot im Lande. Im Buch Richter Kapitel 6 erfahren wir, dass zu dieser Zeit die Midianiter über Israel herfielen und sie regelmäßig die Ernten vernichteten. Die Israeliten waren damals ungehorsam gegen Gott gewesen.

In Vers 1 b) erfahren wir weiter, dass ein Mann von Bethlehem in Juda auszog ins Land der Moabiter, um dort als ein Fremdling zu wohnen zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen. Vers 2 erläutert: „Der hieß Elimelech seine Frau Noomi und seine beiden Söhne Machlon und  Kiljon; die waren Efratiter aus Bethlehem in Juda.  Und als sie ins Land der Moabiter gekommen waren blieben sie dort.“

Elimelechs Auszug aus Bethlehem war keine Glaubensentscheidung sondern eher eine Entscheidung für das nackte Überleben.

In Moab gab es genug zu essen. Moab war das Land östlich des Toten Meeres, das von den Nachkommen Lots, des Neffen von Abraham bewohnt wurde. Die Menschen dienten dort dem Götzen Kemosch, dem sie Menschenopfer dar brachten. Auch war es das Feindesland von Israel, da die Moabiter den Israeliten beim Auszug aus Ägypten feindlich gegenübergetreten waren. Insofern war Gottes Fluch auf diesem Land. Die Moabiter galten als unrein und die Israeliten durften sich unter keinen Umständen mit ihnen vermischen. Der Auszug der Familie aus Israel bedeutete eine Realitätsflucht und ein Auszug aus der Gegenwart und dem Schutz Gottes.

In Vers 3 lesen wir: „Und Elimelech, Noomis Mann starb und sie blieb übrig mit ihren beiden Söhnen“. Bald darauf musste Elimelech, Noomis Mann sterben. Der Verlust ihres Ehemannes kurz nachdem sie in die neue Heimat gezogen waren, musste für Noomi sehr schmerzhaft gewesen sein. Der Hungersnot entkommen erwartete sie das noch härtere Schicksal des Lebens als Witwe.

Ihr Trost waren ihre beiden Söhne Kiljon und Machlon. Durch sie erhoffte sie Nachkommen, die den Namen ihres Mannes weitertragen würden. Die beiden Söhne taten daraufhin das menschlich gesehen, nahe liegende jedoch geistlich gesehen war ihre Entscheidung nicht so gut.

Vers 4a) erzählt: „Die nahmen sich moabitsche Frauen; die eine hieß Orpa, die andere Rut..“ Es sollte noch schlimmer für Noomi kommen. Verse 4 und 5 berichten folgendes:

„Und als sie ungefair zehn Jahre dort gewohnt hatten, …starben auch die beiden, Machlon und Kiljon, sodass die Frau beide Söhne und ihren Mann überlebte.“

Nun war der letzte Funken Hoffnung in Noomi ausgelöscht worden. Ihre Söhne das Einzige, was ihr in dem fremden Land geblieben war und die Hoffnung auf Nachkommen war mit einem Mal zunichte. Wir können den Schmerz von Noomi nur erahnen. In einem fremden Land, einer fremden Kultur, ohne Gottes Schutz und ohne ihren Mann und ihre beiden Söhne musste für sie die Einsamkeit unerträglich gewesen sein. Sie musste sich gefragt haben, warum der Herr ihr so etwas wohl angetan hat.

Was tat Noomi als sie nun alleine und fern von der Heimat war?

Vers 6 berichtet: „Da machte sie sich auf mit ihren beiden Schwiegertöchtern und zog aus dem Land der Moabiter wieder zurück; denn sie hatte erfahren im Moabiterland, dass der Herr sich seines Volkes angenommen hatte und ihnen Brot gegeben hatte.“

Einsam, von Gott verlassen und vom Schicksal geschlagen, machte sie sich auf den Weg zurück nach Israel. Noomi traf eine Glaubensentscheidung. Während sie vorher einen Schritt in die negative Richtung gemacht hatte, von Gott weg – tat sie nun einen Schritt in die positive Richtung, zurück zu Gott. Ihre Schwiegertöchter kamen mit ihr. Alle drei waren durch ihr gemeinsames Schicksal eng miteinander verbunden. Alle drei hatten ihre Ehemänner verloren und waren kinderlos.

Noomi erkannte auch, dass die Buße damals besser gewesen wäre. Auf diese Weise hätte sie selbst ihre Beziehung zu Gott wieder herstellen können. Sie hätte einen guten Einfluss auf ihr Volk ausüben und es wieder mit Gott vereinen können. Aber sie und Elimelech waren vor ihrer Verantwortung geflohen und dachten nur an Brot für ihre Familie.

Dies ist auch eine Warnung an uns. Wie leicht kann es passieren, dass auch wir aufgrund einer schwierigen Situation flüchten, um unsere Lebensumstände irgendwie zu mildern anstatt Gott zu suchen und Buße zu tun.

Wir könnten denken, dass uns Unrecht geschieht und dass wir ein solches Leben nicht verdient hätten. Der richtige Weg mit schwierigen und leidvollen Situationen umzugehen, kann jedoch niemals der Rückzug aus unserer Verantwortung als Kinder Gottes sein. Auch wenn die Situation unerträglich erscheint müssen wir zuerst nach Gottes Willen für uns in dieser Situation fragen. Der Herr wird uns ganz bestimmt richtig leiten und uns langfristig reichlich segnen, wenn wir lernen nicht davon zulaufen.

Wie können wir jedoch in einer unausweichlichen Situation gehorchen und wie Gottes Willen erfragen?

Betrachten wir hierzu Teil II.

Teil II: Verse 7-22  Orpas Wahl und Ruts fester Wille

Sehen wir uns die Verse 7 und 8 an:

Und sie ging aus von dem Ort, wo sie gewesen war mit ihren beiden Schwiegertöchter mit ihr. Und als sie unterwegs waren um ins Land Juda zurückzukehren,… sprach sie zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht hin und kehrt um, eine jede ins Haus ihrer Mutter! Der Herr tue an euch Barmherzigkeit, wie ihr an den Toten und an mir getan habt.“

Noomi wußte, dass sie ohne ihre Schwiegertöchter ein noch einsameres und ein ungesichertes Leben zu erwarten hatte. Wer würde sie im Alter versorgen? Alle ihre nächsten Angehörigen waren ja verstorben. Den Trost und die Liebe, die sie durch ihre Schwiegertöchter erfahren hatte würde sie auch nicht mehr bekommen. In all dem Leid hatte Noomi doch auch den Segen durch die beiden erfahren. Sie fühlte eine Verantwortung für die beiden heidnischen Frauen, die den lebendigen Gott nicht kannten. Noomi hatte ihnen  viel vom Schöpfer des Himmels und der Erde erzählt und ihnen die Liebe, die er zu seinem Volk dem Volk des Eigentums hegte, weitergeben können. Dadurch hatte sie selbst in all dem Leid, Trost und Gottes Segen erfahren. Auch Rut  und Orpa spürten, dass eine besondere Liebe von Noomi ausging.

Trotzdem war Noomi selbstlos und fürsorglich und dachte an das Wohl ihrer beiden Schwiegertöchter als sie diese bat umzukehren.

Sie stellte das Leben der beiden unter Gottes Schutz und Segen. Schließlich waren sie noch jung und konnten ohne Bedenken einen Mann in Moab finden. In Israel dagegen erwartete sie ein ungesichertes und armseliges Leben.

Noomi konnte ihnen  nichts bieten. Und ein rechter Israelit würde sich davor hüten eine Moabiterin zu heiraten. Noomi wollte Rut und Orpa unter keinen Umständen die Zukunft verbauen.

Also blieb sie beharrlich. Lesen wir Vers 9 und 10: „der Herr gebe euch, dass ihr Ruhe findet, eine jede in ihres Mannes Hause! Und sie küsste sie. Da erhoben sie ihre Stimme und weinten!…und sprachen zu ihr. Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen“.

Auch die beiden Schwiegertöchter blieben zunächst fest. Sie liebten beide ihre Schwiegermutter und wollten sich nicht von ihr trennen. Erst einmal schien ihnen die Liebe und die Sicherheit, die sie von einem Mann bekommen könnten, viel weniger wert zu sein als die Liebe die von dem wahren Gott durch Noomi zu ihnen hindurchdrang.

Aber Noomi gab nicht auf. In den Versen 11 bis 13 drängt Noomi sie weiter „…. kehrt um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Wie kann ich noch einmal Kinder in meinem Schoß haben, die eure Männer werden könnten? ….kehrt um, meine Töchter, geht hin; denn ich bin nun zu alt um wieder einen  Mann zu nehmen. Und wenn ich dächte: ich habe noch Hoffnung!, und diese Nacht einen Mann nehmen und Söhne gebären würde,…. wolltet ihr warten bis sie groß würden? Wolltet ihr euch solange einschließen und keinen Mann nehmen? Nicht doch meine Töchter! Mein Los ist zu bitter für euch, denn des Herrn Hand ist gegen mich gewesen.“

Die Argumente Noomis waren einleuchtend und überzeugend. Was könnte die alte Frau ihnen bieten? Der Mensch lebt nicht nur von Luft und Liebe. Gerade damals war eine Ehe unabdingbar für das existentielle Leben und für die Zukunft von jeder Frau. Außerdem bedeutete eine Entscheidung für Israel eine tiefe persönliche und vor allem eine freiwillige Entscheidung. Sie wollte unter keinen Umständen, dass die jungen Frauen es eines Tages bereuen würden, dass sie mit ihr nach Israel gegangen waren.

Wie entschieden sich Orpa und Rut?

Vers 14 zeigt: „Da erhoben sie ihre Stimme noch mehr und weinten noch mehr. Und Orpa küsste ihre Schwiegermutter. Rut aber blieb bei ihr.“

Orpa entschloss sich zu ihrem Volk umzukehren. Bis zu diesem Zeitpunkt waren beide Rut und Orpa gleich gewesen. Beide waren sie ihren Männern gute, treue Ehefrauen gewesen, beide verbanden eine liebevolle Beziehung zu ihrer Schwiegermutter und beide waren zunächst Noomi auf dem Weg nach Israel gefolgt. Rut und Orpa liebten ihre Schwiegermutter, jedoch in unterschiedlichen Maße. Orpa gab schließlich dem Drängen Noomis und auch ihrem eigenen Gefühl nach Sicherheit und den Trost durch die gewohnte Umgebung nach. Orpa hatte eine große Strecke zusammen mit Rut und Noomi zurückgelegt. Das letzte Stück ging sie jedoch nicht mehr mit ihnen.

Die Entscheidung von Orpa ist vollkommen nachvollziehbar. Sie hatte Schlimmeres erlebt als so manch eine andere junge Frau. In jungen Jahren Witwe zu werden ist nicht einfach. Sicherlich litt sie unter den Folgen des Verlustes von ihrem Ehemann. Das Orpa nicht noch mehr leiden wollte können wir verstehen. Sie hatte Angst ihr ganzes Leben alleine zu bleiben und als Außenseiterin in einer fremden Kultur an der Armutsgrenze leben zu müssen.

Was tat Noomi als Orpa sich entschied umzukehren und Rut aber bei ihr bleiben wollte?

In Vers 15 lesen wir „Sie aber sprach: Siehe deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und ihrem Gott, kehre auch du um, deiner Schwägerin nach.“

Noomi wollte Ruts Entscheidung zunächst nicht akzeptieren. Einerseits weil sie immer noch selbstlos dachte und die beiden liebte und andererseits wollte sie nicht, dass Rut nur aus Mitleid bei ihr blieb. Für Noomi wäre es noch schwerer zu ihrem eigenen Leid auch noch Ruts Leid miterleben zu müssen.

Wie reagierte Rut auf die wiederholte Aufforderung ihrer Schwiegermutter umzukehren?

Betrachten wir das Beispiel von Rut im Vers 16 a) und lesen wir gemeinsam:

„Rut antwortete: Rede mir nicht ein, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hingehst will auch ich hingehen, wo du bleibst, da bleibe ich auch…“

Es ist in hohem Maße erstaunlich, dass Rut trotz der Argumente Noomis einen derart festen Willen zeigt und sich klar dafür entscheidet mit ihrer Schwiegermutter zu ihrem Volk zu gehen.

An dieser Stelle geschieht etwas für uns moderne Menschen unfassbares und etwas entgegen jede vernünftige Berechnung und Logik.

Rut, ein junges Mädchen opfert ihre Freiheit, ihre Jugend und ihre Zukunft, um einer armen alten Frau nachzufolgen.

In Israel gibt es keine menschliche Hoffnung für Rut. Welche Chance hätte Rut, eine Heidin in Israel einen Mann zu finden und eine Familie zu gründen?!  Außerdem verpflichtete sie sich bis ans Ende ihres Lebens ihre alte Schwiegermutter zu versorgen.

In Moab hätte sie ein unabhängiges, komfortables Leben zusammen mit einem Mann und Kindern in einer hochentwickelten Kultur haben können. In Israel dagegen erwartete sie das Leben einer Außenseiterin, ein armseliges Dasein und die Verachtung der Menschen, da sie eine Heidin war. Rut entscheidet sich hier gegen sich selbst und für einen anderen Menschen.

Menschlich gesehen war diese Entscheidung von Rut sinnlos, töricht und undenkbar.

Wie kann es sein, dass sich Rut in diesem Moment entscheidet, bis zum Tod ihrer alten Schwiegermutter nachzufolgen?! Woher kam Ruts Treue?

Lesen wir Vers 16 b) gemeinsam: „Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott“.

Rut demonstriert hier eine außergewöhnliche Hingabe und Treue bezüglich ihrer persönlichen Beziehung zu ihrer Schwiegermutter. Eine weitere Charaktereigenschaft von Rut ist ihr fester und unerschütterlicher Wille. Dieser feste Wille äußert sich in ihrer Festigkeit und Entschlossenheit bei Noomi zu bleiben. Doch wie kam es zu dieser übermenschlichen Treue und Hingabe in Ruts Leben?

Rut war anfangs sehr angezogen von dem Gott ihrer Schwiegermutter. Noomi hatte Rut viel über den lebendigen Gott, der sie zwar betrübt hatte aber doch nach wie vor liebte, erzählt. Rut ließ Gottes Wort in ihr Herz ein und baute nach und nach eine persönliche Beziehung zu ihm auf.

Sie erkannte und spürte immer mehr, wer der lebendige Gott für sie persönlich ist. Schließlich  erfuhr sie selbst im persönlichen Gebet zu ihm, dass nur er ihr wahre Erfüllung, Frieden und Zuflucht geben kann. Der heilige Geist hatte angefangen in Ruts Leben zu wirken. So konnte Rut schließlich trotz ihrer eigenen negativen Erfahrung, sich ein richtiges Bild über den Schöpfer machen und einen rechten Glauben entwickeln. Es wird deutlich, dass hinter Ruts festem Willen und ihrer Liebe und Treue zu Noomi ihre persönliche Beziehung zum lebendigen Gott steht.

Rut wurde durch die persönliche Beziehung zum Schöpfer fähig über ihre Situation und ihre menschlichen Umstände, ihre Herkunft, hinaus zu blicken. Sie trifft die Entscheidung in der Nähe des allmächtigen Schöpfers zu bleiben. So konnte sie, obwohl die Umstände bitter und hoffnungslos aussahen und ihre Zukunft in Israel nicht gerade rosig zu werden versprach, Noomi dorthin zu folgen. Tief im Inneren hatte sie erfahren, dass für den allmächtigen Gott nichts Unmöglich ist und aus dem was Noomi ihr berichtet und vor gelebt hatte, zog sie für sich und ihr Leben die richtigen Konsequenzen. Noomis Volk wurde zu ihrem eigenen Volk.

Noomis Gott wurde Ruts eigener Herr. Durch die innige Beziehung zu Noomi, entwickelte sie einen innigen Bezug zu den Geschwistern Noomis, dem israelischen Volk. Schließlich konnte sie sich sogar vorstellen, dass sie in Harmonie mit dem Volk Israel, mit Gottes Volk zusammen leben könnte. Sie hatte auch an Noomi gesehen, welche Folgen der Gehorsam und welche der Ungehorsam nach sich zieht. Daraufhin konnte Rut  eine persönliche Glaubensentscheidung treffen. Durch ihre persönliche  Beziehung zum lebendigen Gott bekam sie innerlich die Stärke und die Willenskraft  den dornigen Pfad nach Israel mit Noomi mitzugehen und Noomi bis zum Ende treu nachzufolgen.

Für Ruts Glauben gibt es jedoch keinerlei realistische, sachliche oder logischen Hinweise. Auch konnte Noomi keine vorbildliche Bibellehrerin gewesen sein, da sie selbst mit ihrem Schicksal haderte, wie die Verse 13 b), 20 und 21 zeigen. Außerdem hatte sie selbst damals eine falsche Entscheidung getroffen. 

Ruts eigene Erfahrung mit dem Gott Noomis war nicht gnädig gewesen. Sie hatte den lebendigen Gott als sehr grausam erlebt. Warum also sollte Rut einem Gott dienen wollen, der ihrer Schwiegermutter, den Mann und die Kinder genommen hatte und ihrer Schwägerin Orpa und ihr  selbst ihren eigenen Mann? Rut hatte keine positiven Erfahrungen mit dem lebendigen heiligen Gott gemacht. Trotzdem traf sie die Entscheidung Noomi zu ihrem Volk nachzufolgen.

Ihre persönliche Entscheidung und ihre persönliche Erfahrung passen in keiner Weise zusammen, umso bemerkenswerter und unbegreiflich ist aus diesem Grund Ruts Nachfolge.

Wie wirkte sich Ruts persönliche Beziehung zu Noomi schließlich auf ihr eigenes Leben aus?

Lesen wir Vers 17 gemeinsam: „Wo du stirbst da will ich auch begraben werden. Der Herr tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden.“

Durch Ruts persönliche, treue und liebevolle Beziehung zu Noomi konnte sie sogar die Entscheidung treffen ihr bis zum Tod nachzufolgen. Ruts Selbstaufgabe und Liebe gehen soweit, dass sie bereit wurde für Noomi zu sterben. Hier sehen wir eine Frau, mit einem Charakter, der einem heiligen, kostbaren Schmuck gleicht. Rut besitzt eine Persönlichkeit, die heutzutage nirgends mehr zu finden ist.

Von Rut können und müssen wir eine ganze Menge lernen. Ein fester Wille und eine persönliche Beziehung zum Herrn sind unendlich kostbar. Rut zeigte nicht nur eine Liebe in Form von Freundlichkeit sondern eine endlose Hingabe, eine wahre Liebe zu Noomi bis hin zur Selbstaufgabe und schließlich bis zum Tod. In Johannes Kapitel 15 Vers 13 heißt es: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben gibt für seine Freunde.“

Würde die Geschichte hier enden, wäre es sehr tragisch. Aber Gott lebt.

Der Herr sah Ruts große Liebe zu Noomi und er belohnte sie. Er segnete Ruts Entscheidung aus Liebe reichlich! Rut bekam obwohl sie eine Ausländerin war, das höchste Vorrecht, das sich eine Hebräerin nur erträumen konnte. Sie wurde eine Mutter in der Abstammungslinie von Jesus Christus unserem Erlöser. Gott selbst veränderte auf diese Weise das Leben einer armen, bemitleidenswerten, heidnischen Frau in ein reiches, gesegnetes und historisch bedeutsames Leben.

Heutzutage würden die meisten Menschen Ruts Entscheidung jedoch eher als töricht, unvernünftig und sinnlos betrachten. Warum sollte ein Mensch es sich zum Ziel machen einer armen alten Frau zu dienen anstatt sich selbst zu verwirklichen? Der moderne Mensch hat vielfältige Möglichkeiten sein Leben individuell zu gestalten und das Optimale für sich aus diesem Leben herauszuholen.

Er sieht es als eine Verpflichtung an aus seinem Leben das Beste zu machen und nicht als ein Knecht oder eine Magd sein Leben zu vergeuden.

Aus diesem Grund finden wir in unserer heutigen Welt eine solche Beziehungen wie die von Noomi und Rut nicht mehr vor. Betrachten wir z.B. die Beziehung von Männern und Frauen, dann

können wir vielfältige Probleme feststellen. In den Beziehungen herrschen Eifersucht, Zank, Untreue und Verrat vor. Die meisten Ehen werden aufgrund kleinerer oder größerer Schwierigkeiten geschieden und meistens aus dem Grund, weil sich ein Partner durch den anderen in ein seiner Selbstentfaltung blockiert fühlt. Auch Freundschaftsbeziehungen überleben meist nur eine gewisse Zeit. Irgendwann gehen die Menschen ihre eigenen Wege und vergessen einander spätestens dann, wenn ein Ortswechsel stattfindet.

Warum fällt es den Menschen heute so schwer, bis zum Ende treu zu sein und einander wahrhaft zu lieben?

Es liegt daran, dass ihnen ein persönliche Beziehung zum lebendigen Schöpfer fehlt. Ohne die Verbindung mit Jesus können die Menschen keinen Willen und keine Kraft aufbringen einander bis zum Ende treu zu sein und einander bis zum Ende zu lieben und zusammen zu bleiben. Sie glauben ausschließlich an ihre Gefühle. Ihr eigenes Wohlbefinden steht an der ersten Stelle.

Sind die Gefühle einmal gestorben, dann sind sie gezwungen, die Beziehung zum anderen Menschen zu beenden.

Sie werden durch ihre Gefühle gesteuert und dadurch versklavt. Schließlich sind sie gar nicht mehr fähig eine Beziehung aufzubauen.

Wir als Kinder Gottes sollen jedoch erkennen, dass es möglich und vor allem sinnvoll ist, sich für  Menschen hinzugeben und sie zu lieben, selbst wenn sie nicht liebenswert sind. Durch die Liebe von Jesus sind wir fähig den Menschen bis zum Ende treu zu dienen. Wir können, wenn wir uns dazu bewusst entscheiden ähnlich wie Rut über unsere eigne Kultur und über unsere eigene schwierige Situation hin wegblicken und unserem Abraham treu nachfolgen. Wie wir an dem Beispiel von Rut sehen konnten, segnet Gott die Entscheidung reichlich, sich einem anderen Menschen hinzugeben und sich freiwillig zu opfern.

Möge der Herr uns heute helfen einen solchen persönlichen Glauben und einen festen Willen wie den von Rut zu entwickeln und uns für andere aufzuopfern.

Betrachten wir weiter den Text. Was tat Noomi nachdem Rut ihr geantwortet hatte?

Lesen wir Vers 18. „Als sie nun sah, dass sie festen Sinnes war, mit ihr zu gehen, ließ sie ab, ihr zuzureden.“

Die Worte von Rut mussten Noomi zutiefst berührt haben. Sie sah nun, dass Rut nicht nur bei ihr bleiben wollte sondern sich auch persönlich für den lebendigen Gott Israels entschieden hatte. Der Herr hatte Noomis Glaubenszeugnis gesegnet. Noomi war sehr froh über diese unverdiente Gnade und für dieses unverdiente Wunder.

Vers 19 erzählt: „So gingen die beiden miteinander, bis sie nach Betlehem kamen. Und als sie in Betlehem hineinkamen, erregte sich die ganze Stadt über sie: Und die Frauen sprachen ist das nicht die Noomi?“

Die Ankunft in Betlehem war für Noomi und Rut sehr ernüchternd. Es hatte sich schnell  herumgesprochen, dass Noomi wieder zurück war.

In den Versen 20 und 21 brachte Noomi ihre Gefühle und ihre Enttäuschung zum Ausdruck, da heißt es: „Sie aber sprach nennt mich nicht Noomi sondern Mara; denn der Allmächtige hat mir viel bitteres angetan…..Voll zog ich aus, aber leer hat mich der Herr wieder heim gebracht. Warum nennt ihr mich denn Noomi, da doch der Herr gegen mich gesprochen und der Allmächtige mich betrübt hat?“

Während der Name Noomi, „die Liebliche“ bedeutet, wollte sie nun lieber Mara genannt werden, was „die Bittere“ bedeutet.

Als Noomi in ihre Heimat kam, tauchten die Bilder der Erinnerung an ihren Mann und ihre Kinder und die einst glückliche Familie in ihr auf. Ihre angestaute Trauer und Verzweiflung äußerte Noomi indem sie den Allmächtigen anklagte und über ihr bitteres Schicksal weinte. Sie bringt zum Ausdruck, dass sie nun ohne Beschützer heimkehren musste.

Vers 22 gibt uns den Hinweis in welcher Zeit Noomi und Rut nach Israel heimkehrten, da heißt es: „Es war aber um die Zeit, da die Gerstenernte anging, als Noomi mit ihrer Schwiegertochter Rut der Moabiterin, zurückkam vom Moabiterland nach Betlehem.“

Die Zeit der Gerstenernte war eine gute Gelegenheit für die Armen und die Fremdlinge, sich zu versorgen und für den Winter vorzubereiten.

Als ich mich selbst mit dem Text befasste, fiel mir auf, dass ich lange Zeit ein  Leben unter der Herrschaft eines nichtigen Götzen, nämlich meines eigenen „Ichs“ mit seinen Begierden und Wünschen geführt habe. Mein „Ich“ entsprach dem modernen Zeitgeist, der Selbstverwirklichung, individuelle Entwicklung und Autonomie propagiert.

Ich wusste schon, dass es einen Gott gibt. Durch meine Hirtin Brigitte habe ich ihn auch immer näher kennen gelernt. Trotzdem blieb für mich der Gott von dem Brigitte mir erzählte eben der Gott von Brigitte und der Gemeinde. Ich selbst verstand Gott anders. Mein Gott war ein Gott, dem es darum ging, dass ich im Leben auf wenig verzichten muss und viel Abenteuer, Spaß und Abwechslung erlebe mit dem Ziel ein glückliches vorteilhaftes Leben zu führen.

Er folgte mir nach, anstatt ich ihm bzw. wenn ich ihm folgte dann eher meinen eigenen Ideen über ihn und meinem Leben für mich. Als ich die Wahl hatte meinem Abraham, nämlich Hirtin Brigitte durch den Glauben an Jesus in eine ungewisse Zukunft nachzufolgen, lief ich davon.

Ich lief vor dem wahren und lebendigen Gott davon, aus Angst ein unsicheres und ödes Leben führen zu müssen.  Die Argumente meiner Bibellehrerin überzeugten mich nicht bzw. ich wollte nicht einsehen, dass Gott einen guten und vollkommenen Plan für mein Leben hat.

Erst als das Leben, welches ich selbst wählte, kein Segen wurde sondern ein einziger Teufelskreislauf, wachte ich langsam auf. Ich begann mich wie Noomi zu fragen, ob der Herr mir vielleicht doch seinen Segen entzogen hat als Folge für meinen Ungehorsam. Ich begann zu begreifen, dass ich mich selbst nicht glücklich machen konnte weder in diesem noch im jenseitigen Leben. So weinte ich Tränen der Buße und fing an nach dem wahren Willen Gottes für mein Leben zu fragen. Durch meine persönliche Beziehung zu Brigitte konnte ich schließlich Jesus als meinen persönlichen Erretter annehmen. Dadurch konnte ich meiner Hirtin Brigitte als meinem Abraham treu nachfolgen. Schließlich gewann ich durch sie auch ein neues Volk. Ähnlich wie Rut das israelische Volk gewann, gewann ich die Geschwister der Ubf und sie wurden zu meinem Volk. Gerne würde ich jetzt sagen, dass ich zu einer Rut geworden bin. Aber ich kann keine Rut werden, da sie ja gleich gehorsam gewesen ist im Gegensatz zu mir. Trotzdem habe ich Ruts Haltung angenommen und bin immer noch dabei von ihr zu lernen. Auch die demütige, gottesfürchtige und dankbare Art von Rut ist ein Vorbild für mich zu dem ich durch Jesu Hilfe noch viel mehr heranwachsen möchte, um eine treue Dienerin in seinem Werk zu werden.

Möge der Herr uns allen helfen zu willensstarken und gehorsamen Menschen nach dem Beispiel von Rut heran zuwachsen. Möge der Herr uns allen helfen, einen tiefen persönlichen Glauben zu entwickeln, der uns hilft über die eigene Situation hinaus zuwachsen und dadurch für sein Werk kostbar gebraucht zu werden.

Keine Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

× eight = twenty four