Predigt: Richter 9,1-10,5

Kategorien:

Download

Gott gibt uns seine Gabe und richtet zu seiner Zeit gerecht

„Aber der Ölbaum antwortete ihnen: Soll ich meine Fettigkeit lassen,
die Götter und Menschen an mir preisen, und hingehen,
über den Bäumen zu schweben?“
(Ri 9,9)

Heute betrachten wir im ersten Teil ein Gleichnis von vier Bäumen, und zwar vom Ölbaum, Feigenbaum, Weinstock und Dornbusch. Dieses Gleichnis lehrt uns, wie wir mit der Gabe, die Gott uns gegeben hat, umgehen sollen. Im zweiten Teil betrachten wir, dass Gott zu seiner Zeit gerecht richtet. Möge Gott unsere Augen öffnen, sodass wir für seine Gabe danken und unser Leben für die Aufgabe führen können. Möge Gott uns seine Gerechtigkeit klar offenbaren, so dass wir aus dem Glauben leben können, dass er zu seiner Zeit gerecht richtet!

Teil 1: Gott gibt uns seine Gabe (1-15)

Betrachten wir zuerst Kap. 8,30-31. „Und Gideon hatte siebzig leibliche Söhne, denn er hatte viele Frauen. Auch seine Nebenfrau, die er in Sichem hatte, gebar ihm einen Sohn; den nannte er Abimelech.“ Gideon war reich und mächtig wie ein König. Darum heiratete er wie andere Könige viele Frauen und hatte eine Nebenfrau. Seine Nebenfrau gebar Abimelech. Der Name „Abimelech“ hat die Bedeutung „mein Vater ist König“. Gideon starb im hohen Alter. Solange er lebte, wagte niemand, König zu werden. Aber Nachdem er gestorben war, wollte sein Sohn Abimelech König werden, während alle seine 70 Brüder keine derartige Absicht hatten. Sein Vater hatte gesagt: „Ich will nicht Herrscher über euch sein, und mein Sohn soll auch nicht Herrscher über euch sein, sondern der Herr soll Herrscher über euch sein“ (8,23). Das war nichts anderes als das Testament seines Vaters. Gott sollte Herrscher über Israel sein. Kein Mensch sollte Herrscher über Gottes Volk sein. Die meisten Söhne Gideons gehorchten seinem Willen und erkannten an, dass Gott Herrscher über Israel sein sollte. Aber anders als sie ignorierte Abimelech den Willen seines Vaters und Gottes Willen.

Was unternahm er, um Herrscher zu werden? Betrachten wir die Verse 1-2. „Abimelech aber, der Sohn Jerubbaals, ging hin nach Sichem zu den Brüdern seiner Mutter und redete mit ihnen und mit dem ganzen Geschlecht des Hauses seiner Mutter und sprach: Redet doch vor den Ohren aller Männer von Sichem: Was ist euch besser, dass siebzig Männer, alle die Söhne Jerubbaals, über euch Herrscher seien oder dass „ein“ Mann über euch Herrscher sei? Denkt auch daran, dass ich euer Gebein und Fleisch bin.“ Er ging nach Sichem und suchte dort die Unterstützung bei den Brüdern seiner Mutter. Er überzeugte sie, dass es besser sei, dass ein Mann statt 70 Männer über Israel Herrscher sein würde. Vor allem betonte er, dass er ihr Blutsverwandter sei. Seine Onkel überredeten seinetwegen die Männer in Sichem. Die Leute wurden überzeugt und sagten: Er ist unser Bruder. Sie entschlossen sich, Abimelech König zu machen. Dafür gaben sie ihm viel Geld. Damit gewann Abimelech gottlose Männer, die ihm nachfolgten. Er wurde wie ein Gangsterboss.

Betrachten wir die Verse 5-6. „Und er kam in das Haus seines Vaters nach Ofra und tötete seine Brüder, die Söhne Jerubbaals, siebzig Mann, auf „einem“ Stein. Es blieb aber übrig Jotam, der jüngste Sohn Jerubbaals; denn er hatte sich versteckt. Und es versammelten sich alle Männer von Sichem und alle Bewohner des Millo, gingen hin und machten Abimelech zum König bei der Eiche am Steinmal von Sichem.“ Zuerst tötete Abimelech mögliche Gegner, nämlich seine siebzig Brüder. Nur der jüngste Sohn Jotam überlebte, weil er sich rechtzeitig versteckt hatte. An einem Tag verloren 70 Söhne Gideons ihr Leben. Die Männer von Sichem und alle Bewohner des Milo versammelten sich und gingen hin und machten Abimelech zum König von Sichem. Er wurde nun ein Herrscher. Ein gottloser Mann Abimelech verursachte viel Leid und Schmerzen.

Betrachten wir Vers 7. „Als das dem Jotam angesagt wurde, ging er hin und stellte sich auf den Gipfel des Berges Garizim, erhob seine Stimme, rief und sprach zu ihnen: Höret mich, ihr Männer von Sichem, dass euch Gott auch höre.“ Jotam, der jüngste Sohn, der von den 70 Söhnen allein übriggeblieben war, stellte sich auf den Gipfel des Berges Garizim. Wegen der Lebensgefahr hielt er Distanz von den Leuten in Sichem. Er rief laut. Er wollte, dass die Leute zumindest ihre Tat vor Gott prüfen würden. Durch ein Gleichnis veranschaulichte er, welche bösen Dinge sie getan hatten.

Betrachten wir Jotams Gleichnis in den Versen 8-15. Die Bäume stehen für die Männer von Sichem. Und der Ölbaum, der Feigenbaum und der Weinstock stehen für die Söhne von Gideon. Der Dornbusch schließlich steht für Abimelech. Der Ölbaum, der Feigenbaum und der Weinstock lehnten es ab, König zu werden. Der Ölbaum antwortete: „Soll ich meine Fettigkeit lassen, die Götter und Menschen an mir preisen, und hingehen, über den Bäumen zu schweben?“ Und der Feigenbaum antwortete: „Soll ich meine Süßigkeit und meine gute Frucht lassen und hingehen, über den Bäumen zu schweben?“ Der Weinstock antwortete auch: „Soll ich meinen Wein lassen, der Götter und Menschen fröhlich macht, und hingehen, über den Bäumen zu schweben?“ Die drei Bäume hatten Gaben, nämlich Fettigkeit, Süßigkeit und Wein. Ihre Gaben ehrten Gott und machten sie nützlich für die Menschen. Olivenöl ist sehr nützlich beim Kochen. Olivenöl gilt traditionell als sehr gesunder Beitrag zur Ernährung. Von einer Missionarin in Griechenland habe ich gehört, Olivenöl habe eine heilende Wirkung bei trockener Haut, wenn man es in der Winterzeit gut nutzt. Auf unserem Hof haben wir einen Feigenbaum. Immer noch können wir draußen süße Feigen finden. Dieses Jahr habe ich oft süße Feigen gepflückt und sie gegessen. Der Feigenbaum schenkt uns süße Frucht. Der Wein macht die Menschen fröhlich. Bei der Hochzeit in Kana ging der Wein aus. Aber Jesus tat dort das Wunder, Wasser in den Wein zu verwandeln. Der Wein machte alle fröhlich.

Gott hat jedem von uns seine Gaben gegeben. Wie die Gaben vom Ölbaum, Feigenbaum und Weinstock verschieden sind, sind auch unsere Gaben verschieden. Aber alle Gaben sind gegeben, damit wir dadurch Gott dienen und unsere Mitmenschen erbauen. Eine Mitarbeiterin leitet unseren Vorgesang beim Gottesdienst. Obwohl sie nicht so gut wie eine professionelle Sängerin singen kann, setzt sie ihre Gabe für Gott und für uns ein. Ihr Dienst ehrt Gott und erquickt uns wie süße Feigen. Ein Mitarbeiter kümmert sich um praktische Dinge im Zentrum. In jeder Ecke können wir seine Spur sehen, weil er seine Gabe für Gottes Haus einsetzt. Seine Hingabe erfreut uns alle. Ein Mitarbeiter dient Gott und den Glaubensgeschwistern selbstlos. Er hat keine Absicht, dadurch Einfluss zu gewinnen oder von uns Ansehen zu bekommen. Sein selbstloser Dienst wirkt unter uns wie das heilende Öl des Ölbaums. Gott hat jedem von uns seine Gabe in Jesus Christus gegeben. Wir können Gottes Gabe für seine Ehre und für unsere Mitmenschen einsetzen.

Betrachten wir Vers 15. „Und der Dornbusch sprach zu den Bäumen: Ist’s wahr, dass ihr mich zum König über euch salben wollt, so kommt und bergt euch in meinem Schatten; wenn nicht, so gehe Feuer vom Dornbusch aus und verzehre die Zedern Libanons.“ Im Gegensatz zu den drei guten Bäumen hatte der Dornbusch keine Frucht, die Menschen erfreuen kann. Vielmehr schmerzt der Dornbusch die Menschen, die ihm nahe kommen.

In welcher Hinsicht war Abimelech wie der Dornbusch? Abimelech schmerzte die Menschen, die ihm nahe kamen. Er wusste nicht, wer er selbst war. Vielmehr sagte er: „Bergt euch in meinem Schatten.“ Er wusste nicht, dass er selber unter dem Gericht Gottes stand. Aber er sagte: Wenn nicht, so gehe Feuer vom Dornbusch aus und verzehre die Zedern Libanons. Er hatte keine Aufgabe von Gott, den Menschen zu dienen. Er handelte sehr vermessen und aufgeblasen. Anstatt sich selbst vor Gott zu erkennen, dachte er gefühlsmäßig. Er war kein Segen, sondern schmerzte viele seiner Mitmenschen.

Wie der Ölbaum, der Feigenbaum und der Weinstock haben wir jeder eine klare Aufgabe. Diese Aufgabe ist auch unsere Daseinsbedeutung. Wegen dieser Aufgabe haben wir den Sinn zum Leben. Ohne Aufgabe hat Gott uns nicht in die Welt gestellt. Unsere Aufgabe ist, Gott durch unsere Gabe zu ehren und unseren Mitmenschen zu dienen.

Was für ein Baum sind wir? Wofür leben wir? Wenn wir wie die drei Bäume für Gott und für unsere Mitmenschen leben, sind wir Gottes Hoffnung und ein Segen für die Menschen. Wenn Machtgier oder Ärger in uns ständig brennen würden, müssen wir dringend Buße tun; denn das kann viele Menschen schmerzen und verzehren.

Wie können wir ein guter Baum sein? Was können wir vom Ölbaum, Feigenbaum und Weinstock lernen? Erstens: Sie waren mit der gegebenen Gabe Gottes zufrieden. Sie murrten nicht gegen Gott. Vielmehr waren sie dankbar, dass sie eine Gabe hatten. Sie hielten die Gabe Gottes für wertvoll. Darum waren sie zufrieden mit ihren Gaben, die sie hatten. Es mag sein, dass unsere Gabe nicht hervorragend ist. Aber wenn wir unsere Gabe für wertvoll halten und Gott dafür danken, segnet Gott uns. Dadurch ehren wir ihn sehr. Und Gott freut sich über uns sehr. Zweitens: Sie wollten ihre Gabe für ihre Aufgaben einsetzen. Wozu gab Gott dem Ölbaum die Fettigkeit, dem Feigenbaum Süßigkeit und dem Weinstock den Wein? Gott wollte dadurch seine Kinder gesund machen, sie sättigen und ihnen Freude machen. Darum wollten sie alle ihre Gaben für Gottes Willen einsetzen. Sie erfüllten den Willen Gottes, indem sie ihre Gaben für ihre Aufgaben einsetzten. Wir sind geschaffen, nicht um für uns selbst zu leben, sondern für Gott und für unsere Mitmenschen. Gott gab uns auch seine Gaben, um unsere Aufgabe zu erfüllen.

Fassen wir noch einmal zusammen: Wir sollen Gott für seine Gabe, die er uns anvertraut hat, danken und damit zufrieden sein. Wir sollen unsere Gabe von Gott nicht gering achten, sondern sie für den Willen Gottes einsetzen. Dadurch können wir jeder ein guter Baum sein, der Gott gefällt.

Teil 2: Gott richtet zu seiner Zeit gerecht (16-57)

Betrachten wir die Verse 16-18. „Habt ihr nun recht und redlich getan, dass ihr Abimelech zum König gemacht habt? Und habt ihr wohlgetan an Jerubbaal und an seinem Hause, und habt ihr ihm getan, wie er’s um euch verdient hat? Denn mein Vater hat für euch gekämpft und sein Leben gewagt, um euch aus der Hand der Midianiter zu erretten. Aber ihr habt euch heute gegen meines Vaters Haus aufgelehnt und seine Söhne getötet, siebzig Mann auf „einem“ Stein, und habt Abimelech, seiner Magd Sohn, zum König über die Männer von Sichem gemacht, weil er euer Bruder ist.“ Jotam sagte den Männern von Sichem, dass es unrecht war, dass sie Abimelech zum König gemacht hatten, und machte sie für den Mord seiner 69 Brüder verantwortlich.

Was sagte Jotam prophetisch darüber, welche Strafe sie sich zuziehen würden? Betrachten wir die Verse 19-20. Habt ihr nun heute recht und redlich gehandelt an Jerubbaal und an seinem Hause, so seid fröhlich über Abimelech und er sei fröhlich über euch. 20 Wenn nicht, so gehe Feuer aus von Abimelech und verzehre die Männer von Sichem und die Bewohner des Millo, und gehe auch Feuer aus von den Männern von Sichem und von den Bewohnern des Millo und verzehre Abimelech.“ Jotam musste sich vor seinem Bruder verstecken. Er versuchte nicht selber Rache zu üben, sondern legte alles in die Hand Gottes. Er vertraute, dass Gott seine Gerechtigkeit zu seiner Zeit offenbaren würde.

Was geschah dann zwischen Abimelech und den Männern von Sichem? Lesen wir die Verse 22-23 zusammen. Als nun Abimelech drei Jahre über Israel geherrscht hatte, sandte Gott einen bösen Geist zwischen Abimelech und die Männer von Sichem. Und die Männer von Sichem wurden Abimelech untreu.“ Sie waren eine Zeitlang für ihr gemeinsames Interesse einmütig. Aber ihre Beziehung ging auseinander. Unter ihnen wohnte nicht der Heilige Geist, sondern ein böser Geist wirkte aktiv. Wo Gottes Geist wirkt, da herrschen Treue, Liebe und Friede. Aber gottlose Menschen können sich gegenseitig belügen.

Die Männer von Sichem wurden Räuber auf der Straße. Gaal, der Sohn Ebeds, und seine Brüder kamen nach Sichem und stifteten einen Aufruhr gegen Abimelech an. Gaal sprach zu den Männer in Sichem: „Wer ist Abimelech und wer ist denn dieser Sichemiter, dass wir ihm dienen sollten? Warum sollten wir jenem dienen?“ Gaal verachtete Abimelech. Zwar vertrieb Abimelech Gaal von Sichem, aber seine Herrschaft wurde von den Männern von Sichem nicht mehr unterstützt. Er übte Vergeltung und tötete das Volk auf dem Feld und in er Stadt und legte Feuer an der Burg von Sichem, sodass allein dort etwa tausend Männer und Frauen starben.

Abimelech setzte seinen Vergeltungskrieg fort und griff auch die Stadt Tebez an. Aber diesmal war sein Vorhaben nicht erfolgreich. Als er zur Burg kam und sich dem Burgtor näherte, um es mit Feuer zu verbrennen, warf eine Frau einen Mühlstein auf seinen Kopf und zerschmetterte ihm den Schädel. Er bat seinen Waffenträger, ihn zu töten. Da tötete ihn sein Waffenträger. So ging seine Geschichte zu Ende.

Während Abimelech seine Brüder grausam tötete, sah es so aus, als ob Gott Ungerechtigkeit zulassen würde. Aber was sagt die Bibel über Gott? Lesen wir die Verse 56-57. So vergalt Gott dem Abimelech das Böse, das er seinem Vater angetan hatte, als er seine siebzig Brüder tötete. Desgleichen alle bösen Taten der Männer von Sichem vergalt ihnen Gott auf ihren Kopf, und es kam über sie der Fluch Jotams, des Sohnes Jerubbaals.“

Gott ist ein gerechter Gott. Er spricht zu seiner Zeit. Wegen Abimelech mussten viele Menschen leiden. Gott wusste, wie grausam die Menschen getötet wurden. Aber Gott ist gerecht. Es tut ihm weh, wenn er seine Kinder leiden sieht. Er leidet mit, wenn wir ungerecht behandelt werden. Er weiß auch, wenn wir innerlich verletzt werden. Aber er ist ein gerechter Gott. Am Kreuz hat er seine Gerechtigkeit klar offenbart. So lange hat die grausame Herrschaft uns bedroht und zum Gehorsam gezwungen. Der Tod machte uns Angst und trieb uns dazu, nicht für Gott, sondern für uns selbst zu leben. Wir litten unter dieser Gewalt. Vor der Todesmacht waren wir immer hilflos. Aber Gott offenbarte seine Gerechtigkeit zu seiner Zeit. Gott zerschmetterte den Kopf des Satans durch seinen Sohn Jesus Christus. Der Tod ist nicht mehr Herrscher über uns. Gott ist allein Herrscher über uns. Wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen, werfen wir all unsere Schmerzen auf Gott. Er ist gerecht. Er weiß alles und heilt uns.

Jesus sagte: „Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.“ Er ist gerechter Gott. Weil wir ihn kennen, können wir Ungerechtigkeit durch den Glauben überwinden. Er nimmt von uns Schmerzen weg. Durch seine Wunden sind wir geheilt. Gott ist gerecht. Er will nicht, dass seine Kinder ungerecht behandelt werden. Gott hat uns seine Gerechtigkeit am Kreuz offenbart. Zu seiner Zeit wird Jesus kommen, um alle gerecht zu richten. Wenn wir bis ans Ende auf ihn vertrauen, wird Gott alle Tränen von unseren Augen abwischen.

Keine Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

3 + five =