Predigt: Psalm 14 – Gebet

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Weisheit für unsere Zeit

„Der Tor sagt in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott. Sie handeln verderbt, handeln abscheulich; da ist keiner, der Gutes tut.“

(Psalm 14,1 )

Wir lesen heute einen sogenannten Weisheitspsalm. Psalm 111,10 sagt: „Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Weisheit. / Gute Einsicht ist sie allen, die danach handeln. Sein Lob hat Bestand für immer.“ Wir finden in unserem Psalm sprichwörtlich Weisheit. Es geht darum, Gott zu fürchten, weil das der Anfang aller Weisheit ist. Oder umgekehrt formuliert, Vers 1 von unserem Text sagt: „Der Tor sagt in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott. Sie handeln verderbt, handeln abscheulich; da ist keiner, der Gutes tut.“ Gott zu verleugnen oder zu ignorieren, ist die Definition von Dummheit; nicht deshalb, weil es unintelligent oder hirnverbrannt ist. Es ist Dummheit im Sinne von als Gegenteil von Weisheit; Dummheit, weil es realitätsfremd ist.
Das Problem ist, dass es nicht nur unweise ist, Gott auszuklammern. Es bringt tiefgreifende Probleme mit sich: die menschliche Bosheit. Und weil diese Aussage sehr leicht missverstanden werden kann, muss ich gleich sagen, was ich damit nicht meine: Ich sage nicht, dass Menschen, die nicht an Gott glauben, die Bösen sind; ich sage auch nicht, dass Atheisten in irgendeiner Form schlechtere Menschen sind; ich sage noch nicht einmal, dass man an Gott glauben muss, um gute Dinge zu tun. Das, was die Bibel sagt, ist, dass das fundamentale Problem der Menschheit, darin besteht, dass sie leben, als ob es keinen Gott gibt. Es ist der Ursprung aller Verlorenheit.
Der Text zeigt uns drei Dinge in Bezug auf diese Verlorenheit: erstens, die Verlorenheit draußen; zweitens, die Verlorenheit drinnen; und drittens, Gottes Rettung inmitten dessen.

1. Die Verlorenheit draußen

In Vers 4 beklagt sich der Psalmist: „Haben denn all die Übeltäter keine Einsicht? / Sie fressen mein Volk, als äßen sie Brot.“ Und in Vers 6 ist von den Armen die Rede. Eine Konsequenz, in der sich Gottlosigkeit äußert, ist das Leiden unschuldiger Menschen durch die Hand ihrer Unterdrücker. Unter der Bosheit leiden die Menschen, die sich nicht verteidigen können. Die Armen leiden unter den Reichen; die Kleinen werden von den Großen niedergehalten; die Wehrlosen werden von den Wehrhaften tyrannisiert; die Schwachen werden von den Starken aufgefressen. Nicht nur das, David sagt: „Sie fressen mein Volk, als äßen sie Brot.“ Es geschieht mit einer grotesken Selbstverständlichkeit.
Normalerweise versuche ich das, was die Bibel sagt durch Beispiele zu illustrieren; sei es durch Filme, Literatur oder aktuelle Ereignisse. Der Grund, weshalb ich immer versuche, das, was die Bibel sagt, durch Illustrationen zu untermauern, ist der, dass ich zeigen möchte, dass das, was die Bibel sagt, nichts von ihrer Relevanz verloren hat. Die Bibel mag alt sein, aber sie ist nicht altmodisch.
In den letzten Tagen hat sich auf der Weltbühne etwas ereignet, was unseren Text sehr akkurat widerspiegelt; und es ist eine Illustration, auf die wir alle liebend gerne verzichtet hätten: Russland hat die Ukraine angegriffen. Ein Satz, den wir dabei immer wieder gehört haben, ist, dass unsere Welt nicht mehr dieselbe ist. Wenige Tage vor dem Einmarsch hat David Leonardt sehr akkurat zusammengefasst, weshalb der Angriffskrieg so schockierend und bestürzend ist. Leonardt argumentiert, dass es seit dem Ende des 2. Weltkriegs Verträge und Abmachungen zum Völkerrecht gibt, an die sich die meisten Nationen seither gehalten haben. Manche haben diese Stabilität „Pax Americana“ genannt (in Anlehnung an die Pax Romana in der Antike).
Leonardt schreibt: „Der relative Frieden hat enorme Vorteile mit sich gebracht. Der Lebensstandard ist gestiegen, und die Menschen leben im Schnitt länger, gesünder und komfortabler als ihre Vorfahren. In den letzten Jahrzehnten waren die größten Zuwächse in den Ländern mit niedrigem Einkommen zu verzeichnen. Der Rückgang der Kriege hat dabei eine zentrale Rolle gespielt: zu Beginn dieses Jahrhunderts war die Zahl der Menschen, die in bewaffneten Konflikten starben, auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen gefallen. … Ein russischer Einmarsch in die Ukraine würde wie eines der Kriege aussehen, der in den letzten 80 Jahren weitgehend ausgeblieben und früher üblich war. Es würde bedeuten, dass eine mächtige Nation ihre regionale Vorherrschaft durch die Übernahme eines Nachbarn ausbauen will. Ein solcher Krieg – ein gewollter Angriffskrieg – wäre ein Zeichen dafür, dass Putin glaubt, die Pax Americana sei vorbei und die USA, die Europäische Union und ihre Verbündeten seien zu schwach geworden, um schmerzhafte Konsequenzen zu ziehen.“
Auf der Arbeit habe ich eine Kollegin, die aus der Ukraine stammt. Sie hatte über die Feiertage noch ihre Familie in der Ukraine besucht. Das sind gerade mal zwei Monate her. Im Moment versucht sie alles, um ihre Familie aus dem Land herauszubekommen. Was bleibt ist ein Gefühl der Hilflosigkeit: weil das Blutvergießen so sinnlos, so unnötig und doch so real ist; weil die Übermacht der Aggressoren so groß ist; weil es so wenig gibt, was man dagegen tun kann.
Es ist nicht zu leugnen, dass der einseitige Aggressor in dieser Geschichte die Russen sind. Natürlich ist Putin der Bösewicht unserer Zeit. Aber das ist noch lange nicht alles. Wir sehen ein anderes Dilemma in der Zaghaftigkeit und Halbherzigkeit, mit der die westlichen Staaten reagieren. Der Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Paul Krugman beschrieb die Schwachstellen der russischen Regierung. Er schrieb einen Artikel mit dem Titel: „Geldwäsche könnte Putins Achillessehne sein“. Frage ist dann, wird der Westen diese Schwäche nutzen?
Krugman analysiert: „Hier gibt es zwei unbequeme Tatsachen. Erstens ist eine Reihe einflussreicher Personen, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik, finanziell eng mit russischen Kleptokraten verflochten. … Zweitens wird es schwer sein, gegen gewaschenes russisches Geld vorzugehen, ohne allen Geldwäschern das Leben schwer zu machen, egal woher sie kommen. … Ultrareiche Menschen auf der ganzen Welt haben Geld auf Offshore-Konten versteckt. Was das bedeutet, ist, dass wirksame Maßnahmen gegen Putins größte Schwachstelle nur dann möglich sind, wenn man sich der Korruption des Westens stellt und sie überwindet.” Was Krugman sagt, ist, dass wir mit dem korrupten System der Russen eng verflochten sind. Wir sind wahrscheinlich so sehr Teil des gleichen Systems, dass wir nur schwerlich in der Lage sein werden, Bosheit zu konfrontieren, weil wir die gleiche Bosheit bei uns konfrontieren müssten.
Die meisten von uns sind in einer relativ behüteten Umgebung aufgewachsen. Ich will gar nicht sagen, dass wir alle ein einfaches Leben hatten. Manche von uns hatten ein wirklich hartes Leben mit vielen Leiden und Anfechtungen. Aber Fakt ist, dass wir in einem der politisch, wirtschaftlich, demokratisch stabilsten und wohlhabendsten Ländern, nicht nur unserer Zeit, sondern die es jemals gegeben hat. Wenn man in einer solchen Umgebung aufwächst und lebt, könnte man leicht den Eindruck erhalten, dass die Welt so schlimm nicht sein könnte.
Die jungen Menschen in der Gemeinde: vielleicht hab ihr euer Leben schon einigermaßen durchgeplant. Vielleicht habt ihr eure kurz- und mittelfristigen Ziele schon fest im Blick: ein erfolgreicher Schulabschluss und ein spannendes Studium; dazwischen vielleicht noch die große Liebe des Lebens finden; danach ein toller Job und Geld verdienen, und das einzige, das dann noch kommt, ist, glücklich bis ans Lebensende zu sein, „und wenn ich nicht gestorben bin, dann lebe ich noch in 70 Jahren“. Hauptsache gesund, Hauptsache gute Freunde haben und nette Familie. Gott passt natürlich auch noch in dieses Leben rein. Und wisst ihr, unterbewusst war das auch die Art und Weise, wie ich gedacht habe. Es geschieht so einfach, dass man in einer Blase lebt.
Vielleicht ist die Ukraine-Krise der Realitätscheck, den wir gebraucht haben. Vielleicht ist es das Signal, das wir gebraucht haben, um zu verstehen, dass wir in einer korrupten und gefallenen Welt leben; dass wir von Bosheit und Ausbeutung umringt sind; dass Unterdrückung und Ausbeutung mögen vielleicht ab und zu ihre Pausen einlegen, aber sie sind immer Teil der Welt, in der wir leben. Und es bedeutet, dass womöglich unsere Erwartung und unsere Vorstellung, ein komfortables und schönes Leben zu führen, nicht vernünftig sind. Es ist realitätsfern und unweise.
Wir sehen also die Verlorenheit draußen.

2. Die Verlorenheit drinnen

Verse 1b und folgende sagen: „Sie handeln verderbt, handeln abscheulich; da ist keiner, der Gutes tut. Der HERR blickt vom Himmel herab auf die Menschen, / um zu sehen, ob ein Verständiger da ist, einer, der Gott sucht. Sie alle sind abgewichen, alle zusammen sind verdorben, / da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht ein Einziger.“ Paulus zitiert diese und andere Verse im Römerbrief. Und er schreibt dazu: „Denn wir haben vorher die Anklage erhoben, dass alle, Juden wie Griechen, unter der Herrschaft der Sünde stehen, wie geschrieben steht: „es gibt keinen, der gerecht ist, / auch nicht einen…“
Wenn wir uns mit Leuten wie Putin, Kim Jeong-Un, Assad und den ganzen anderen Schurken dieser Welt vergleichen, dann würden wir sicherlich sagen: „Natürlich bin ich nicht so schlimm wie sie. Ich habe niemanden ermordet, habe keine Gegner weggesperrt, ich bin nicht so machtbesessen und unmoralisch.“ Aber wenn Paulus unseren Psalm zitiert, dann will er damit sagen, dass alle Menschen von Gott abgefallen sind; dass niemand sich in irgendeiner Form anmaßen kann, besser zu sein; dass es qualitativ keinen Unterschied in der Verlorenheit von allen Menschen gibt. Diejenigen unter uns, die theologisch gebildet sind, werden sich vielleicht sagen: „Ich glaube an das, was die Bibel sagt. Natürlich sind wir alle gleich.“ Aber wenn wir ganz ehrlich sind, wenn wir wirklich in unser Herz schauen, was sehen wir dann? Wir sagen nicht: „Wir sind besser als die anderen.“ Wir sagen: „Wir sind viel besser als die Schlimmen da draußen.“
Die Aussage von Vers 3: „… da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht ein Einziger“ braucht etwas Erklärung. Denn natürlich tun wir gute Dinge. Ständig. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie die Welt aussehen würde, wenn nicht unzählig viele Menschen Gutes tun würden: der Oma im Haus den Einkauf hochtragen, für wohltätige Zwecke spenden, sich ehrenamtlich zu engagieren, Blut spenden, sozial benachteiligten Kindern Nachhilfe zu geben, oder einfach ein großzügiger Freund sein, seine Familie lieben, die Ehe und den Ehepartner in Ehren halten. Was meint der Psalmist dann damit, dass niemand Gutes tut, auch nicht ein Einziger?
Letztes Jahr haben wir das Gleichnis von den verlorenen Söhnen aus Lukas 15 studiert. Wir haben gesehen, dass es zwei Söhne gab, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Und wir haben gesehen, dass beide Söhne verloren waren. Der eine Sohn war verloren, weil er ein ziemlich schlechtes Leben geführt hatte, das war ziemlich offensichtlich. Der ältere Sohn war verloren, nicht einfach nur, obwohl er Gutes tat; er war verloren, wegen seiner guten Taten, weil es gerade diese guten Taten waren, die ihn daran hinderten, den Vater zu lieben. Mit anderen Worten, seine guten Taten waren am Ende des Tages nicht für den Vater, sie waren für sich selbst.
Hier ist das, was der Text sagt. Jeder von uns tut schlechte Dinge am laufenden Meter. Wir lügen, wir verhalten uns egoistisch, wir sind lieblos, ungeduldig, aufbrausend. Aber selbst die guten Dinge, die wir tun, tun wir aus verkehrten Motiven. Wir tun Gutes, um bei anderen Menschen gut dazustehen; und wenn nicht für andere, dann zumindest, um uns selbst in den Spiegel schauen zu können. Wir tun Gutes, damit unsere Egos gestreichelt werden oder damit wir jemand sind oder um etwas zu erreichen, auf das wir stolz sein können. Wir tun Gutes, um selbst die Kontrolle über unser Leben zu haben; damit wir unsere eigenen Herren und Meister sein können; damit wir selbst auf dem Thron unserer Herzen sitzen können. Wir sind zutiefst selbst absorbierte Menschen. Im Herzen eines jedes einzelnen von uns befindet sich eine tiefe Selbstsucht und Selbstzentriertheit.
Der große Erweckungsprediger George Whitefield predigte vor Tausenden von Menschen im Freien. Die Menschen liebten es, ihm zuzuhören, obwohl er sie auch immer wieder wüst beschimpfte: Er sagte ihnen, dass sie halb Tier und halb Teufel sind. Ich denke, dass er den Geist von diesem Text gut getroffen hat.
Kurz eine Anwendung, bevor wir fortfahren. Wir sind grundsätzlich so veranlagt, dass wir die Probleme nicht bei uns, sondern bei anderen vermuten: „das Problem ist die Gesellschaft; das Problem sind die Konsumenten, die sich nicht um Nachhaltigkeit kümmern; das Problem sind die verlogenen Politiker usw.“ Zu einem gewissen Grad stimmt das ja auch. Die Bibel ist da sehr differenziert. Natürlich wirkt sich die Bosheit draußen auf uns aus. Natürlich sind die Menschen, die selbst Misshandlung erfahren haben, in größerer Gefahr, andere zu misshandeln. Aber am Ende des Tages muss jeder von uns seine eigene Verlorenheit konfrontieren. Die Bosheit ist in uns drinnen.
Das ist jetzt noch nicht die Anwendung. Die Anwendung ist die: in gewisser Weise ist das auch eine große Befreiung. Was ich damit meine, ist folgendes: Du kannst diese Welt nicht verändern. Wir können Putin nicht verändern. Nicht einmal Biden, Macron und Scholz konnten das. Wir können auch nicht unsere äußere Situation verändern. Der Bereich, den wir beeinflussen können, ist extrem beschränkt, eigentlich minimal. Wir können noch nicht einmal unsere eigene Familie verändern, die Kinder oder die schrecklich nervigen Eigenschaften des Ehepartners. Streng genommen sagt uns der Text, dass wir noch nicht einmal uns selbst verändern können. Aber es gibt doch eine Sache, die wir tun können, die einen fundamental großen Unterschied ausmacht. Wir können unsere eigene Verlorenheit zugeben. Wir können zur Einsicht kommen, dass wir von unserer eigenen Bosheit Rettung brauchen.
Und das bringt uns direkt zum letzten Punkt.

3. Gottes Rettung inmitten dessen

Bisher hat der Psalm vor allem davon gehandelt, was die Konsequenz dessen ist, wenn Menschen so leben, als ob es keinen Gott gibt. Wir haben die Verlorenheit, draußen und drinnen gesehen. In Vers 7 sagt der Psalmist: „Wer bringt vom Zion her Rettung für Israel? / Wenn der HERR das Geschick seines Volkes wendet, jubelt Jakob, freut sich Israel.“ Zion ist eines der Berge in Jerusalem und wird oft als Synonym für die Stadt Jerusalem verwendet. Aber nicht nur das: Zion war auch der Berg, auf dem sich der Tempel befand: der Ort, an dem Gott den Menschen begegnet ist. Es war der Ort, an dem die Sühneopfer gebracht wurden. Im Tempel fand ein Tausch statt: ein Leben wurde beendet, damit ein anderes gerettet werden kann. Nicht weit von diesem Tempelberg findet der wahre, der absolute, der definitive Tausch statt: Gott, der Mensch geworden ist, nimmt unseren Platz ein, damit wir seinen Platz einnehmen dürfen. Jesus stirbt am Kreuz, damit wir leben können.
Praktisch alle Religionen dieser Welt sagen uns, was wir tun müssen, um Gott zu finden: die fünf Säulen des Islam, der achtfache Pfad zur Erleuchtung im Buddhismus, der Zyklus aus Tod und Wiedergeburt im Hinduismus. Unser Text sagt aber etwas ganz anderes: Es gibt niemanden, der von sich aus Gott sucht. Wenn wir Vers 7 betrachten, dann sehen wir, dass Rettung aus Zion kommt. Im Hebräischen fehlt das Verb. Es ist einfach nur ein Ausruf: „Ach, Rettung aus Zion!“ Und weil das kein Deutsch ist, fügen praktisch alle Übersetzungen das Wort „kommen“ ein, z.B. die Elberfelder: „Käme doch aus Zion die Rettung für Israel!“ Nur im christlichen Glauben sind es nicht die Menschen, die Gott suchen. Sondern Gott kommt, um uns zu suchen, uns zu finden. Gott kommt in die Verlorenheit dieser Welt und in unsere eigene, innere Verlorenheit. Jesus hatte von sich selbst gesagt: „Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ Die Rettung ist zu uns gekommen vom Berg Zion. Nicht wir sind zum Tempel gegangen. Der Tempel ist zu uns gekommen, weil Jesus der wahre Tempel ist.
Zwei Anwendungen zum Schluss. Die erste Anwendung ist, dass wir nicht mit Menschen kämpfen. Wir haben gesehen, dass wir in einer verlorenen Welt leben und dass jeder einzelne verloren ist. Wir sind alle gleich, was das angeht. Unser Kampf ist nicht mit Menschen, nicht mit Fleisch und Blut, sondern mit Mächten und Gewalten der Finsternis. In dieser unglaublich polarisierten Zeit, ist es so einfach, auf andere herabzuschauen, andere zu dämonisieren: die Russen, die Rechtspopulisten, die Querdenker, die Impfgegner, die Rassisten. Aber Fakt ist: Wir sitzen alle im gleichen Boot. Wir sitzen alle auf dem gleichen Ast.
Wenn es jemanden gibt, der Grund hatte, auf andere Menschen wütend zu sein, dann ist es Martin Luther King. An die Menschen, die ihn ins Gefängnis warfen, misshandelten, beschimpften, sagte er folgendes: „Wir werden eurer Fähigkeit, Leiden zuzufügen, mit unserer Fähigkeit, Leiden zu ertragen, begegnen. Wir werden eurer physischen Kraft mit seelischer Kraft begegnen. Macht mit uns, was ihr wollt, und wir werden euch trotzdem lieben. Wir können nicht mit gutem Gewissen euren ungerechten Gesetzen gehorchen und das ungerechte System ertragen, denn die Nichtkooperation mit dem Bösen ist ebenso eine moralische Verpflichtung wie die Kooperation mit dem Guten, also werft uns ins Gefängnis und wir werden euch immer noch lieben. Bombardiert unsere Häuser und bedroht unsere Kinder, und wir werden euch immer noch lieben, so schwer es auch sein mag. … Schickt eure Propaganda-Agenten durch das Land und lasst den Anschein erwecken, dass wir kulturell und anderweitig nicht integrationsfähig sind, und wir werden euch immer noch lieben. Aber seid euch dessen sicher, dass wir euch durch unsere Leidensfähigkeit zermürben werden, und eines Tages werden wir unsere Freiheit gewinnen. Wir werden nicht nur die Freiheit für uns gewinnen, sondern wir werden auf solche Weise an euer Herz und euer Gewissen appellieren, dass wir auch euch gewinnen werden, und unser Sieg wird ein doppelter Sieg sein.“
Die zweite Anwendung ist, dass Jesu Tod und Auferstehung nicht nur unsere Rettung sind. Sie sind die Rettung der ganzen Welt. Eines Tages wird Gott alles neu machen. Eines Tages werden Tod und Leid, Krankheit und Korruption, Bosheit und Sünde ein Ende haben. Es wird der Tag kommen, an dem die Erkenntnis und Herrlichkeit Gottes das Land erfüllen werden, wie das Meer mit Wasser gefüllt ist. Es wird der Tag kommen, an dem alle Knie sich beugen werden vor Jesus.
Wie dürfen wir bis dahin in dieser verlorenen Welt leben? Die Antwort ist: mit Hoffnung. Wir hatten in den letzten Jahren und Monaten eine globale Pandemie, politische Unruhen, und jetzt Krieg in Europa. Als die Menschen die Atombombe erfanden, machten sich viele Menschen Sorgen, dass es das Ende der Welt ist. Als Antwort darauf schrieb C.S. Lewis einen Aufsatz.
Hier ist das, was er schrieb: „Wie sollen wir in einem Atomzeitalter leben? Ich bin versucht, zu antworten: warum nicht wie man im 16. Jahrhundert gelebt hätte, als die Pest London fast jährlich heimsuchte, oder wie man im Zeitalter der Wikinger lebte, als skandinavische Plünderer jede Nacht landen und einem die Kehle durchschneiden konnten, oder wie man heute schon lebt im Zeitalter des Krebses, der Syphilis, der Lähmung, der Luftangriffe, der Eisenbahnunfälle und der Autounfälle. Mit anderen Worten, wir sollten die Neuartigkeit unserer Situation nicht überbewerten. … Du und alle, die du liebst, wart schon zum Tode verurteilt, bevor die Atombombe erfunden wurde, und ein ziemlich hoher Prozentsatz von uns wird auf unangenehme Weise sterben. … Dies ist der erste Punkt, den es zu beachten gilt, und die erste Maßnahme, die wir ergreifen müssen, ist, uns zusammenzureißen. Wenn wir alle von einer Atombombe vernichtet werden, dann soll diese Bombe, wenn sie kommt, uns bei vernünftigen und menschlichen Dingen antreffen – beim Beten, Arbeiten, Unterrichten, Lesen, Musikhören, Baden der Kinder, Tennisspielen, Gesprächen mit unseren Freunden bei einem Bier … und nicht zusammengekauert wie verängstigte Schafe, die über Bomben nachdenken. Sie können unseren Körper zerstören (eine Mikrobe kann das tun), aber sie müssen nicht unseren Geist beherrschen.“
Die Zitate von Martin Luther King und C.S. Lewis: wisst ihr, was das ist? Ein wirklich weises Leben in der Furcht Gottes.

 

 

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