Predigt: Psalm 119,97 – 112 (מ Mem נ Nun)

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Dein Wort ist meines Fußes Leuchte

„Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“

(105)

Im Psalm 119 haben wir immer wieder erfahren, dass der Psalmist das Wort Gottes rühmte; nicht einfach nur, weil er emotional davon begeistert gewesen wäre, sondern aus verschiedenen konkreten Gründen. Im heutigen Abschnitt preist der Psalmist das Wort Gottes vor allem dafür, dass es ihn klug machte und weil es ihm ein Licht auf seinem Weg war. Was bedeutet das? Und welche Haltung hatte der Psalmist gegenüber dem Wort, durch die er diese Eigenschaften des Wortes so klar erfahren konnte? Lasst uns das betrachten und lernen, wie auch wir diese Eigenschaften von Gottes Wort mehr erfahren können.

Teil 1: Ich bin klüger als die Alten (97-104)

Mit welchem Bekenntnis beginnt der Psalmist unseren heutigen Abschnitt? Er sagt: „Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Täglich sinne ich ihm nach“ (97). Hier drückt er seine Liebe zu Gottes Wort aus. Sein Wort klingt wie ein Liebesbekenntnis eines Mannes zu seiner geliebten Frau. Er liebte Gottes Wort, wiel es von Gott kommt, den er liebte. Er liebte Gottes Wort, weil es ihm Gott offenbarte, wer er ist, und weil es ihm Gottes Willen offenbarte und er dadurch erkennen konnte, wie er mit Gott leben sollte. Deshalb sann er täglich über das Wort nach. Weil er Gottes Wort liebte, gab er sich nicht damit zufrieden, dass er etliches davon wusste und wohl etliche Verse auswendig konnte. Er sann täglich neu über Gottes Wort nach, um seine Bedeutung neu und tiefer zu verstehen und um praktisch danach zu leben. So hatte er täglich Gemeinschaft mit Gott durch sein Wort.

Welche Erfahrungen machte er dann mit Gottes Wort? Betrachten wir die Verse 98-100: „Du machst mich mit deinem Gebot weiser, als meine Feinde sind; denn es ist ewiglich mein Schatz. Ich habe mehr Einsicht als alle meine Lehrer; denn über deine Mahnungen sinne ich nach. Ich bin klüger als die Alten; denn ich halte mich an deine Befehle.“ Er erlebte, dass er durch Gottes Wort weiser wurde als seine Feinde, die ihm Fallen stellen und ihn zu Fall bringen wollten. Er bekam sogar mehr Einsicht als alle seine Lehrer, weil er über Gottes Wort nachsann. Er war sogar klüger als die Alten – die viel studiert hatten und viel Lebenserfahrung haben – weil er Gottes Befehle hielt. Dabei ist die Steigerung in seinen Begründungen auffallend, dass er Gottes wertschätzte, dass er darüber nachsann und dass er seine Befehle hielt. Eigentlich waren damals diejenigen, die viel gelernt hatten und viel Erfahrung hatten, den Jüngeren überlegen. Aber der Psalmist erlebte, dass er überragende Einsicht und wahre Klugheit erlangte, als er Gottes Wort liebte, darüber nachsann und sich daran hielt. Überragende Einsicht und wahre Klugheit sind auch uns möglich, wenn wir wie der Psalmist Gottes Wort lieben, darüber nachsinnen und es praktisch halten. Das bedeutet nicht, dass wir einfach in allen Bereichen klüger werden als andere Menschen z.B. in ihrem Fachbereich. Es geht vielmehr um wahre Klugheit, die daher kommt, dass wir Gott selbst, sein Wesen und seinen Willen erkennen. Dadurch können wir erkennen, was das Ziel ist, wonach wir streben sollen, worauf es in unserem Leben hier ankommt. Wenn wir über Gottes Wort nachsinnen, können wir auch Weisheit bekommen, wie wir uns in konkreten Situationen verhalten und mit Menschen umgehen und ihnen helfen können. Solche wahre Klugheit ist das, was letztlich wichtig ist für unser Leben. Diesen Segen erhalten auch wir, wenn wir auch Gottes Wort so liebhaben, so wertschätzen und darüber nachsinnen und danach tun. Möge Gott jedem von uns dabei helfen und uns wahrhaft weise machen!

In den folgenden Versen können wir weiter die Haltung erkennen, die er gegenüber Gott und seinem Wort hatte, sodass es so in ihm wirken konnte. Betrachten wir die Verse 101, 102 und 104: „Ich verwehre meinem Fuß alle bösen Wege, damit ich dein Wort halte. Ich weiche nicht von deinen Ordnungen; denn du lehrest mich. … Dein Wort macht mich klug; darum hasse ich alle falschen Wege.“ Er setzte seinen ganzen Willen ein, um Gottes Wort zu halten. Er erlaubte seinem Fuß nicht, irgendeinen bösen Weg zu betreten, weil er Gott liebte und sein Wort unbedingt halten wollte. Er liebte Gott so sehr, dass er alle falschen Wege hasste. Dies war seine Haltung, durch die Gott mit seinem Wort so mächtig in ihm wirken konnte.

Welche Erfahrung machte er noch, als er mit dieser Haltung auf Gottes Wort hörte? Er bekannte in Vers 103: „Dein Wort ist meinem Munde süßer als Honig.“ Honig war damals die einzige Süßigkeit im heutigen Sinne. Mit diesem Wort drückte er aus, was für eine große Freude er durch Gottes Wort bekam; es war für ihn ein Genuss das Wort im Mund zu haben und darüber nachzusinnen. So drückte er seine größte Wertschätzung und Liebe zu Gottes Wort aus.

Die meisten von uns kennen die Erfahrung, dass Gottes Wort uns klug macht und uns im Herzen erfreut. Aber das Maß der Erfahrung des Psalmisten scheint irgendwie größer gewesen zu sein. Wie konnte er uneingeschränt und öffentlich sagen, dass er klüger war als die Alten, mehr Einsicht hatte als alle seine Lehrer und dass das Wort seinem Mund süßer war als Honig? Dass er dies uneingeschränkt sagte, zeigt, dass er diese Erfahrung nicht nur ab und zu machte, sondern andauernd oder immer wieder. Wie konnte er das tun? Es ist zu verstehen im Hinblick auf die große Wertschätzung, die er für das Wort hatte, und das Maß an Eifer und Entschlossenheit, mit dem er darüber nachsann und danach lebte! Möge Gott auch uns helfen, Gottes Wort so sehr zu lieben, so viel darüber nachzdenken und so entschieden danach zu leben, damit wir die gleichen Erfahrungen machen wie er!

Teil 2: Dein Wort ist meines Fußes Leuchte (105-112)

Welches Bekenntnis über das Wort legte der Psalmist noch ab? Lesen wir gemeinsam Vers 105: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ Um dieses bildhafte Wort zu verstehen, sollen wir versuchen, uns etwas vorzustellen, was wir fast nie erleben, nämlich völlige Dunkelheit. Bei uns gibt es auch in der Nacht fast immer Licht, weil wir überall Laternen oder andere Leuchtquellen haben. Auch wenn wir in der Nacht durch unsere eigene Wohnung gehen, können wir einfach auf den Lichtschalter drücken, um uns zu orientieren. Erinnert ihr euch an Erfahrungen mit völliger Dunkelhleit, wenn man seine Hand nicht vor den Augen sieht? Als Teenager ging ich einmal nachts durch den Wald. Da man buchstäblich nichts sehen konnte, verlor ich bald die Orientierung, in welche Richtung ich gehen sollte, und jeder Schritt war begleitet von Unsicherheit, weil man nicht sah, wo man hintrat. Auf diese Weise konnte ich mich nur langsam vortasten und ich verlor das Zeitgefühl, obwohl der Weg eigentlich nicht lang war. Ich war sehr froh, als ich schliießlich bei den anderen ankam. In der Zeit des Psalmisten war das nachts die übliche Situation, zumindest wenn der Mond nicht schien. Heute erleben wir solche Situationen kaum, zumal die meisten ein Handy mit Lampe dabei haben. Aber in geistlicher Hinsicht sind wir Menschen ohne Gottes Wort, damals wie heute, in genau so einer Situation. Wir können die geistliche Wirklichkeit nicht sehen und daher auch nicht erkennen, wo der richtige Weg ist. Selbst für die einzelnen Schritte fehlt uns oft die Orientierung. Der Psalmist erlebte, dass Gottes Wort für ihn wie eine Lampe war, die den Weg vor ihm erhellte und ihm Schritt für Schritt zeigte, wohin er gehen sollte. Durch das Wort Gottes war er nicht mehr wie ein Blinder, der sich vorantasten muss, ohne wirklich zu wissen, wohin er geht, sondern konnte immer den richtigen Weg erkennen und ihn Schritt für Schritt gehen. Er erlebte immer wieder, wie Gottes Wort ihm Orientierung schenkte und ihn den richtigen Weg gehen ließ, der Gott gefiel und den Gott segnen konnte. Deshalb liebte er Gottes Wort um so mehr und war um so entschlossener, dem Wort zu folgen.

Das gilt auch für uns Menschen heute. Ohne Gottes Wort haben wir nur menschliche Erkenntnisse über diese Welt, ein gewisses Allgemein- und Fachwissen und unsere sehr begrenzte Lebenserfahrung. Wir wissen nicht, wer Gott ist, was sein Wille ist, wie wir zu ihm kommen und ihm gefallen können und können nur Vermutungen anstellen. Aber Gottes Wort ist ein Licht, das uns die geistliche Realität erhellt und uns Gott, seinen Willen und Werk erkennen lässt. Wenn wir auf Gottes Wort hören und es beherzigen, können wir Gott selbst kennen lernen und Einsicht erlangen in Gottes heiliges Wesen, in seine große Liebe zu uns und können seinen Willen für uns immer deutlicher erkennen. Gottes Wort zeigt uns das Ziel des Lebens und zeigt uns auch den nächsten Schritt, wenn wir betend darauf hören. Obwohl Gottes Wort ein Licht ist, zeigt es uns manchmal nicht den Weg für die nächsten Kilometer, aber wir können dadurch mindestens den nächsten Schritt erkennen, sodass wir nie orientierungslos zu bleiben brauchen, wenn wir darin Orientierung suchen und betend darauf hören. Dabei ist Gottes Wort nicht wie eine Lampe, die wir einfach anknipsen können. Damit Gottes Wort uns wirklich leiten kann, ist es wichtig, dass wir täglich sein Wort hören und es sorgfältig studieren, damit wir seine Bedeutung richtig verstehen können. Und es geht um noch mehr als das. Letztlich will Gott uns durch sein Wort ganz persönlich leiten. Das Johannesevangelium sagt ganz am Anfang: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort; dasselbe war im Anfang bei Gott.“ Dann erfahren wir dort weiter, dass das Wort Fleisch wurde und unter uns wohnte, in Jesus Christus (Joh 1,14). In Johannes Kap. 8 sagt Jesus: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh 8,12). Jesus Christus ist das ewige Wort und das Licht der Welt. Er holt jeden, der ihm nachfolgt, aus dem Dunkel der Sünde heraus und macht sein Leben hell. Wenn wir ihm folgen, führt er uns Schritt für Schritt den richtigen Weg des Glaubens, durch den wir Gott immer mehr erkennen und erfahren und schließlich das Ziel des ewigen Lebens erlangen können. Möge Gott jedem von uns helfen, auf Jesus zu hören und ihm Schritt für Schritt zu folgen, sodass wir seinen Weg gehen und das Ziel, die Seligkeit unserer Seelen, erlangen!

Welche Konsequenz zog der Psalmist aus den positiven Erfahrungen mit Gottes Wort? Betrachten wir Vers 106. Er sagte: „Ich schwöre und will’s halten: Die Ordnungen deiner Gerechtigkeit will ich bewahren.“ Er machte seine persönliche Entscheidung vor Gott ganz fest, dass er seine Worte immer bewahren wollte. Er wollte nicht je nach der Situation auf Gottes Wort reagieren, etwa nur darauf hören, wenn er in Not war, und wenn es ihm gut ging, leben, wie er Lust hatte. Er band sich selbst mit seinem Schwur an Gottes Worte und wollte sie immer bewahren und befolgen.

Dabei hoffte er auch in der Not, in der er sich gerade befand, auf Gottes Wort. In Vers 107 sagt er: „Ich bin sehr gedemütigt; Herr, erquicke mich nach deinem Wort!“ Obwohl er von seinen Widersachern oder von seiner Notlage sehr gedemütigt war, bat er Gott nicht einfach um Veränderung der Situation, sondern um Erquickung nach seinem Wort. Er wollte nicht einfach durch Gottes Wort seine Probleme lösen, sondern suchte Gott selbst und die Erquickung durch sein Wort. Und er glaubte, dass Gott selbst seine Probleme lösen würde, wenn er Gottes Wort hatte.

Daher betete er weiter: „Lass dir gefallen, Herr, das Opfer meines Mundes, und lehre mich deine Ordnungen. Mein Leben ist immer in Gefahr; aber dein Gesetz vergesse ich nicht. Die Gottlosen legen mir Schlingen; ich aber irre nicht ab von deinen Befehlen.“ (108.109). Hier kommt seine akute Notlage klar zum Ausdruck. Sein Leben war immer in Gefahr! Die gottlosen Leute stellten ihm Fallen, um ihn zu Fall zu bringen. Aber er wollte nicht der Versuchung erliegen, von Gottes Befehlen abzuweichen. Daher betete er dafür, dass Gott ihn erquickt und ihn seine Ordnungen weiter lehrt, damit seine Dankgebete, die Opfer seines Mundes, Gott gefallen konnten. Auf dieses Weise zeigte er, dass sein Ziel nicht die Lösung seiner Probleme war, sondern Gott selbst, ihn zu ehren durch sein Lob und seinen Dank. Das Hören und Beherzigen von Gottes Wort hatte ihn soweit gebracht, dass er Gott nicht nur als Ziel erkannte, sondern tatsächlich von Herzen ganz für ihn lebte, im Vertrauen, dass Gott ihn durch sein Wort recht führte.

Welche Einsicht ließ ihn auch in der Not so stark an Gottes Wort festhalten? Betrachten wir, was er schließlich im Vers 111-112 bekannte: „Deine Mahnungen sind mein ewiges Erbe; denn sie sind meines Herzens Wonne. Ich neige mein Herz, zu tun deine Gebote immer und ewiglich.“ Gottes Worte waren nicht nur ein Ratgeber für besonders schwierige Entscheidungen oder ein Rettungsanker für Notlagen. Gottes Worte waren sein ewiges Erbe. Er erkannte die ewige Eigenschaft und Gültigkeit von Gottes Wort. Und er erkannte, dass er wenn er Gottes Wort festhielt, ein ewiges Erbe hatte, das ihm ewig bleiben und ihn ewig mit Freude erfüllen würde. Deshalb wollte er das Wort immer befolgen und neigte sein Herz immer wieder dazu.

Welche Rolle spielt Gottes Wort für uns? Heute haben wir gelernt, dass Gottes Wort uns klug macht und ein Licht ist, das uns den richtigen Weg zu Gott und seinem Reich führt und so unser ewiges Erbe ist. Lesen wir nochmals das Leitwort 105: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ Möge Gott uns helfen, Gottes Wort von ganzem Herzen lieb zu haben und darüber nachzusinnen und ihm Schritt für Schritt zu folgen, sodass es uns den richtigen Weg führt bis zur Seligkeit leitet!

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