Predigt: Philipper 4,8 – 23

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Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht

Ich kann niedrig sein und kann hoch sein, mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden; ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“

(12.13)

Wir sind am Ende des Philipperbriefes angelangt und wir haben die Lebensumstände und die Lebenseinstellung von Apostel Paulus kennen gelernt. Paulus saß in römischer Haft und litt körperlich aber auch durch persönliche Angriffe, weil man ihm Trübsal bereiten wollte. Dennoch ermahnt und ermutigt er die Philipper, im ganzen Brief, sich im Herrn zu freuen. Wir stellen fest, dass Paulus ein freier Mann war. In unserem Land leiden viele, weil sie sich trotz vielseitiger Grundrechte unfrei und befangen fühlen. Paulus hingegen saß im Gefängnis und war trotzdem frei. Er war frei von Lebensumständen jeglicher Art. Das wird auch im heutigen Text sehr deutlich. Im heutigen Text erzählt er von den Höhen und Tiefen seines alltäglichen Lebens. Seine Lebensumstände veränderten sich ständig, so wie der Konjunkturverlauf oder der DAX. Doch von den Fluten seines Alltags wurde er keineswegs hin und her gerissen. Er vermochte alles durch den, der ihn mächtig machte. Gott helfe uns heute die Freiheit des Glaubens kennen zu lernen und Menschen zu sein, die durch Christi Macht alles vermögen.

Teil I   Bedacht sein und tun (8.9)

Ende des letzten Kapitels hat Apostel Paulus die Philipper ermutigt, sich allewege im Herrn zu freuen, gütig zu sein, sich keine Sorgen zu machen, stattdessen flehentlich zu beten und Gott zu danken. Das sind sehr wichtige und notwendige Hinweise für das Glaubensleben, weil wir uns immer wieder dabei erwischen, wie wir uns z.B. mit unseren leiblichen Geschwistern streiten aber auch mit anderen Menschen und uns Sorgen um Noten und unsere Zukunft machen und viel zu wenig beten usw. Auch wenn es nicht einfach ist, müssen wir unser bestes versuchen, um nach dem Wort Gottes zu leben. Doch damit nicht genug. „Weiter, liebe Brüder“ schreibt Paulus zu Beginn der heutigen Textpassage. Was sollen wir weiter tun? Wir lesen in Vers 8: „Weiter, liebe Brüder: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob – darauf seid bedacht!“ Das sind viele verschiedene Punkte, die aber ein und dasselbe beschreiben, nämlich das christliche Glaubensleben. Paulus fordert uns auf, darauf bedacht zu sein. Bedacht sein hat etwas mit denken zu tun. Denken und Handeln sind sehr sinnvoll, nicht nur in der Schule und im Studium, sondern auch im Glaubensleben.

Weil wir persönlichen Glauben haben und dadurch Kinder Gottes geworden sind,  ist es wichtig für uns geistlich gesinnt zu sein, um auch würdig nach unserem himmlischen Bürgerrecht zu leben. Einige kleine Tests helfen uns herauszufinden, ob sich unsere Gedanken und Gesinnung auf dem richtigen Weg befinden. Frage: Womit hast du dich heute Morgen beschäftigt? Hast du viel Zeit vor dem Spiegel verbracht und dich um dein Aussehen gekümmert? Oder hast du dich gefragt, warum du so früh aufstehen musst und nicht ausschlafen kannst? Oder warst du damit beschäftigt, wie du die Zeit nach dem Gottesdienst verbringen kannst und was dich morgen und übermorgen erwartet? Falls du eine oder mehrere Fragen mit „Ja“ beantworten kannst, dann bist du hier genau richtig. Worauf sollen wir als Christen bedacht sein? Worauf sollten die Philipper bedacht sein? Betrachten wir Vers 8. Auf das was wahrhaftig ist. Wer oder was ist wahrhaftig? Nicht einmal unser von und zu Bundesminister der Verteidigung ist wahrhaftig. Wie denn auch. Wahrhaftigkeit ist keine menschliche Eigenschaft. Sie ist ein Charakteristikum Gottes. Alles in dieser Welt vergeht, doch die Wahrheit Gottes bleibt in Ewigkeit. Gott ist wahrhaftig, Christus ist wahrhaftig und das Wort Gottes ist ewige und unvergängliche Wahrheit. Darauf sollen wir bedacht sein. Wir sollen unsere Gedanken auf die Wahrhaftigkeit richten. Sie soll uns erfüllen und prägen. Viel zu sehr werden unsere Gedanken von der Welt eingenommen. Schnell sind wir abgelenkt. Doch die Welt ist voller Lüge. Ständig werden wir angelogen, in Werbespots, in Musikvideos, im Kino, im Fernsehen, im Internet. Gott richte unsere Gedanken vielmehr auf seine Wahrheit. Mögen Gott und Gottes Wort unsere Fußesleuchte in dieser finsteren und lügenhaften Welt sein.

Was ist ehrbar? William McDonald schreibt: „Dieses gr. Wort bedeutet »anerken­nenswert«. Gläubige sollen über alles nachdenken, was es wert ist, be­staunt und bewundert zu werden, d.h. über das Heilige im Gegensatz zum Profanen.“ Was ist wert bestaunt und bewundert zu werden? Vor kurzem hat in Barcelona das „Mobile World Congress“ stattgefunden. Dabei wurden die neuesten und besten Smartphones der Welt vorgestellt. Diese kleinen aber leistungsstarken Dinger scheinen würdig zu sein, bestaunt und bewundert zu werden. Sie verheißen, uns glücklich zu machen. Doch das ist nicht wahr. In einem Jahr, wenn neue Modelle herauskommen, lachen wir drüber. Was ist wirklich ehrbar und würdig von allen Menschen bestaunt und bewundert zu werden? In der Bibel erfahren wir, wie Mose seine Schuhe ausziehen musste, weil die Gegenwart Gottes die trostlose Wüste zum heiligen Land veränderte. Die Seraphim halten sich am Thron Gottes mit zwei Flügeln ihre Augen und mit zwei weiteren ihre Füße bedeckt, um die Heiligkeit Gottes zu ehren und rufen: „Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll!“ (Jes. 6,3) Reiche und angesehene Männer unternahmen eine lange und beschwerliche Reise, aus dem fernen Morgenland, um den neugeborenen König der Juden die Ehre zu erweisen und ihn anzubeten. „Gloria in excelsis Deo“ heißt es in geistlichen Liedern, „Ehre sei Gott in der Höhe“ und „Ehre sei dem Lamm“, singen wir in einem Lied, denn „Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob“ (Off. 5,12) Niemand ist würdiger, unsere Ehrerbietung und Anbetung entgegenzunehmen, als der Herr der Herrlichkeit. Lasst uns täglich darauf bedacht sein.

Wer oder was ist gerecht? Die Welt kann ziemlich ungerecht sein. Sogar Lehrer und Profs können manchmal ziemlich ungerecht sein, nicht wahr? Ungewollt lernen wir von ihnen und werden auch fies. Doch wir sollen aus einer anderen Quelle lernen, nämlich aus der Quelle der Gerechtigkeit. Gott ist der oberste Richter und er hat seinen Sohn eingesetzt, die Welt zu richten, weil Gott allein gerecht ist. Gott hat immer Recht. Wir sollen auf die Gerechtigkeit Gottes bedacht sein, damit wir von ihr ausgehend denken und handeln können. Das wird unsere Lebensweise prägen, so dass wir nicht nach weltlichen Richtlinien leben, auch nicht nach unserer irdischen Logik, sondern nach der Gerechtigkeit Gottes.

Was rein ist, heißt es weiter. Wir sollen unsere Gedanken auf die Reinheit Gottes richten und auf die Reinheit Jesu Christi und auf die reinigende Kraft des Wortes Gottes, damit auch wir ein moralisch und geistlich unbeflecktes Leben inmitten dieser verkehrten und verdorbenen Welt führen und Gott die Ehre geben können.

Was liebenswert ist, heißt es weiter. Wer ist liebenswert? Manchmal erscheinen nicht einmal die eigenen Geschwister als liebenswert. Deshalb müssen wir herausfinden was liebenswert ist. Das höchste Gebot lehrt uns, Gott von ganzem Herzen zu lieben und unsere Nächsten. Denn niemand ist unserer Liebe mehr wert wie die Quelle der wahrhaftigen Liebe selbst. Sein Wille ist aber auch, dass wir unsere Nächsten lieben, da sie in seinen Augen liebenswert sind.

„was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob“ heißt es schließlich. Da wir von Gott als Kinder Gottes und als königliche Priester berufen sind, ist es umso wichtiger, einen guten Ruf zu haben, tugendhaft zu leben und einen lobenswerten Wandel an den Tag zu legen. Paulus schrieb an Timotheus über die vorbildliche christliche Lebensweise: „kein Säufer, nicht gewalttätig, sondern gütig, nicht streitsüchtig, nicht geldgierig. Er muss aber auch einen guten Ruf haben bei denen, die draußen sind, damit er nicht geschmäht werde und sich nicht fange in der Schlinge des Teufels. Welche aber ihren Dienst gut versehen, die erwerben sich selbst ein gutes Ansehen und große Zuversicht im Glauben an Christus Jesus.“ (1.Tim. 3) Die christliche Lebensweise ist nicht konform mit der weltlichen Lebensweise junger Menschen, obwohl sie in unseren Augen ziemlich cool wirken. Deshalb müssen wir aufpassen und unsere Gedanken auf das Wort Gottes lenken, damit wir keine streitsüchtigen Angeber werden, keine Trunkenbolde, die mit Schimpfwörtern und unmoralischen Ausdrucksformen vertraut sind. Warum ist das so wichtig? In Röm. 8,6 heißt es: „Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede.“ Schlimme Gedanken scheinen harmlos zu sein, da sie unsichtbar sind und unbemerkt bleiben. Doch aus Gedanken entspringen Taten und Gewohnheit; schließlich bildet sich daraus der Mensch so wie er tatsächlich ist. Deshalb müssen wir lernen, auf geistliche Tugende bedacht zu sein. Es geht um Leben und Tod. Möge Gott uns geistliche Tugende beibringen und uns zu einem Wohlgeruch Jesu Christi verändern.

Paulus liefert uns im Vers 8 klare Hilfestellung, worauf wir bedacht sein sollen. Das ist aber nicht das Ziel, sondern der erste Schritt. Was folgt dem bedacht sein? Betrachten wir Vers 9: „Was ihr gelernt und empfangen und gehört und gesehen habt an mir, das tut; so wird der Gott des Friedens mit euch sein.“ Dem denken folgt das Handeln bzw. dem bedacht sein folgt das tun. Es ist nicht leicht, sich und sein Leben von heute auf morgen völlig zu verändern. Das braucht Zeit und Disziplin. Doch es ist möglich, seine Gedanken von jetzt auf gleich zu verändern und ihr eine neue Richtung zu verleihen. Das können wir jederzeit ausprobieren, es ist nicht schwer. Wenn wir z.B. das Wort Gottes lesen und den göttlichen Willen erfahren, können wir unsere Gedanken darauf richten. Das Bedachtsein auf den göttlichen Willen wird in uns eine geistliche Gesinnung bewirken, aus der geistliche Entscheidungen gefällt werden, die zur Tat schreiten. Es ist so ähnlich wie mit einem Ohrwurm. Ein Ohrwurm hat in positiver wie negativer Hinsicht die Eigenschaft, sich in unserem Kopf festzusetzen. Ob wir wollen oder nicht müssen wir ständig an eine bestimmte Melodie denken. Wie schön wäre es, wenn wir geistliche Ohrwürmer hätten. Wenn geistliche Gedanken uns fesseln, bis wir geistlich gesinnt sind und geistlich handeln. Die wiederholte Tat bewirkt wiederum geistliche Gewohnheiten in uns, die zur Erbauung unseres Charakters dienen. Apostel Paulus hatte reichhaltige Erfahrung damit. Er erlebte den göttlichen Frieden in seinem Glaubensleben. Deshalb stellt er sich als Vorbild zur Verfügung. Was die Philipper von ihm gelernt, empfangen, gehört und gesehen hatten, sollten sie auch tun. Gott segne auch unser Tun und Handeln seines guten Willens, damit wir keinen toten, sondern lebendigen Glauben haben und damit der Gott des Friedens immer in uns bleibt.

Teil II Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht (10-23)

Was bereitete Paulus unheimlich große Freude? Betrachten wir Vers 10: „Ich bin aber hocherfreut in dem Herrn, dass ihr wieder eifrig geworden seid, für mich zu sorgen; ihr wart zwar immer darauf bedacht aber die Zeit hat’s nicht zugelassen.“ Offensichtlich hatte Apostel Paulus materielle oder finanzielle Unterstützung von den Philippern empfangen. Darüber freute er sich sehr. Paulus wusste, dass die Philipper immer darauf bedacht waren ihn zu unterstützen, wo immer sie konnten. Aber in der damaligen Zeit und unter den damaligen Umständen war es nicht leicht, Hilfe zu leisten. Jemand musste sich aufmachen und eine lange Reise unternehmen. Das hatte Epaphroditus gemacht und wäre dabei beinah ums Leben gekommen. Wir lernen den innigen Umgang der Philipper mit ihrem geistlichen Lehrer kennen. Sie konnten nicht tatenlos zusehen, wie ihr Apostel im Gefängnis Mangel litt. Viele, vielleicht jeder von ihnen, kamen und legten zusammen. Das war selbstverständlich. Sie sorgten sich um den Apostel, der sich wiederum täglich um sie sorgte. Das ist eine herzliche und liebevolle Beziehung, wie sie in Christus Jesus herrschen soll.

Was war der genaue Grund für Paulus große Freude? Vers 11: „Ich sage das nicht, weil ich Mangel leide; denn ich habe gelernt, mir genügen zu lassen, wie’s mir auch geht.“ Paulus war nicht hocherfreut, weil er Geld oder Kleidung bekommen hatte. Er war nicht hocherfreut, weil sein Mangel behoben war. Denn Mangel machte Paulus nichts aus. Er hatte gelernt, sich genügen zu lassen, wie es ihm auch ging. Er war also zufrieden und dankbar mit seiner gegebenen Lage. Darüber schreibt er im Vers 12: „Ich kann niedrig sein und kann hoch sein, mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden“. Apostel Paulus war vertraut mit den verschiedensten Lebensumständen. In seinem Missionsleben hat es Phasen gegeben, in denen er keinen Mangel hatte. Er musste keinen Hunger leiden, sondern hatte genug zu essen. Er hatte genug Kleidung. Er hatte genug Geld. Er hatte Überfluss. Aber sein Überfluss lenkte ihn nicht ab, dem Werk Gottes zu dienen.

Wenn wir allerdings die Apostelgeschichte und seine Briefe an die Gemeinden lesen, erfahren wir, dass er den größten Teil seines Missionslebens nicht in Überfluss verbracht hat. Den Korinthern gestattete er Einblick in sein alltägliches Glaubensleben. Dort lesen wir: „Bis auf diese Stunde leiden wir Hunger und Durst und Blöße und werden geschlagen und haben keine feste Bleibe und mühen uns ab mit unsrer Hände Arbeit. Man schmäht uns, so segnen wir; man verfolgt uns, so dulden wir’s, man verlästert uns, so reden wir freundlich. Wir sind geworden wie der Abschaum der Menschheit, jedermanns Kehricht, bis heute.“ (1.Kor 4,11-13) So sah die nüchterne Realität seines Missionslebens aus. Für Paulus aber kein Problem. „Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut“. Paulus kannte alle Höhen aber vor allem auch alle Tiefen des Lebens. Das Kennen ist eine Sache. Viel wichtiger ist der Umgang.

Wie ist Paulus mit den Höhen und Tiefen des Lebens umgegangen? Vers 13: „ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“ In seinen vergangenen 30-40 Jahren hatte Paulus alle extremen Lebenslagen durchlebt. Er spricht also aus Erfahrung. Und sein Zeugnis lautet: „Ich vermag alles“. Das bedeutet, dass er mit allem zufrieden und dankbar gewesen ist. Wenn er Mangel litt, wurde er nicht traurig. Wenn er Überfluss hatte, wurde er nicht schwach. In jeder Phase verherrlichte er Gott und freute sich an ihm. Das zeigt seinen starken Halt im Glauben und die Macht Christi, die ihm Freiheit schenkte.

Was könnte mit uns geschehen, wenn wir Mangel oder Überfluss begegnen? Welche Versuchungen sind wir ausgeliefert? Vor ca. 3 Jahren saß ich mit einigen Jugendlichen Sonntags beim Mittagessen zusammen und wir phantasierten über ein äußerst unrealistisches Szenario. Was wäre, wenn wir urplötzlich zum immensen Reichtum gelangen würden, wenn wir also einen zweistelligen Millionenbetrag gewinnen würden. Und schon ging die Diskussion los. Ein Jugendlicher wollte niemandem etwas abgeben und alles für sich behalten. Ein anderer wollte ein Wirtschaftsimperium aufbauen und die Welt verbessern. Auch ich dachte nach, was ich tun würde. Als ich darüber nachdachte, erkannte folgendes. Obwohl es meinen früheren Träumen entsprach, superreich zu werden, würde ein unverdienter Reichtum dieser Dimension womöglich mein Leben zerstören. Ich würde mein Studium nur noch halbherzig führen oder sogar abbrechen. Ich wäre überhaupt nicht bemüht, mir eine gute Arbeitstelle zu suchen und fleißig zu sein. Ich würde hochmütig und faul werden und Gott so viele Gelegenheiten nehmen, ihn besser kennen zu lernen und in mir wirken zu lassaen. Überfluss in dieser Größenordnung wäre eine unerträgliche Versuchung für mich. Dadurch erkannte ich meine Schwäche.

Was kann ich und was können wir heute durch Apostel Paulus lernen? Lesen wir Vers 13 gemeinsam: „ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“ Wie ist das möglich? Apostel Paulus hing einzig und allein am Herrn. Er hing am Herrn, der ihn mächtig machte und nicht am Überfluss, der ohnehin vergänglich ist. Die Macht des Herrn wirkte stärker, als die Versuchung durch Überfluss. Die Macht des Herrn veränderte ihn, so dass er frei wurde. So vermochte Paulus den Überfluss dankbar, demütig und weise zu verwalten. Dadurch lerne ich, im Herrn zu sein, damit seine Macht in mir mächtig ist und mich mächtig macht, Versuchungen dieser Art zu überwinden und frei zu sein.

Die Lebensumstände „niedrig, hoch, satt, hungern, Überfluss, Mangel“ beschreiben das Leben von Apostel Paulus. Diese Worte beschreiben aber auch unsere Realität, bzw. reale Szenarien, obwohl wir in einer Wohlstandsgesellschaft leben und alle Familien geregeltes Einkommen haben. Denn jedes dieser Lebensumstände kann dein Leben überraschen, das kann heute schon geschehen. Was dann? Sind wir immer noch fröhlich? Sind wir immer noch stark? Extremer Mangel und Schwierigkeiten offenbaren sehr schnell unsere geistliche Lage. Wer nicht stark genug im Herrn verwurzelt ist, gerät ins Schwanken und fällt womöglich. Was lernen wir jedoch von Apostel Paulus? Lesen wir erneut Vers 13: „ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“ Sind wir im Herrn, so ist er in uns mächtig. Sind wir im Herrn, so vermögen wir alles durch seine Macht. Unsere Not können wir mit weiser Voraussicht erdulden und dankbar annehmen.

Dennoch können wir uns fragen, warum Gott so viele Schwierigkeiten im Leben von Apostel Paulus zugelassen hat. Wenn wir von Schwierigkeiten überrascht werden, sind wir verwirrt. Ist das eine Strafe Gottes? Oder bin ich einfach nur ein chronischer Pechvogel? Dann versuchen wir alles Mögliche, um der Misere zu entkommen oder unsere Lebensbedingungen zu verbessern, weil wir denken, unser Glück und unsere Freiheit würden davon abhängen. Paulus tat das nicht. Er wollte nicht seine Lebenslage ändern. Er wollte etwas anderes ändern. Nämlich sich selbst. Durch vielseitige Leiden suchte er Jesus immer mehr zu erkennen und ihm gleichgestaltet zu werden, das war sein Leben. Er jagte nach dem vorgesteckten Ziel. Das war ihm viel wichtiger, als bessere Lebensbedingungen. Somit trugen alle möglichen Schwierigkeiten dazu bei, sein Leben zu verändern, so dass er immer freier wurde. Möge Gott uns helfen kein Leben zu führen, das darauf fokussiert ist besser gestellt zu sein. Mögen wir Christen sein, die darauf aus sind, vor Gott verändert zu werden. Möge Gott aus uns vorbildliche Christen formen.

Paulus vermochte problemlos mit seinem Mangel umzugehen. Suchte er etwa aktiv die Armut? Betrachten wir die Verse 14-16: „Doch ihr habt wohl daran getan, dass ihr euch meiner Bedrängnis angenommen habt. Denn ihr Philipper wisst, dass am Anfang meiner Predigt des Evangeliums, als ich auszog aus Mazedonien, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein. Denn auch nach Thessalonich habt ihr etwas gesandt für meinen Bedarf, einmal und danach noch einmal.“ Paulus suchte nicht die Armut. Er lobte die Gemeinde, weil sie ihm in seiner Bedrängnis aufhalf. Denn die Gemeinde in Philippi hatte als einzige Gemeinde von Anfang an nicht nur eine nehmende, sondern auch eine gebende Beziehung zum Apostel. Nehmen ist einfach aber zu geben ist nicht so leicht. Geben ist eine Frucht des Glaubens, die dem Wort des Herrn entspricht: „Geben ist seliger als nehmen.“ (Apg 20,35)

Noch einmal die Frage. Weswegen lobte Paulus die Gemeinde genau? Wegen der Geschenke? Verse 17 und 18 lauten: „Nicht, dass ich das Geschenk suche, sondern ich suche die Frucht, damit sie euch reichlich angerechnet wird. Ich habe aber alles erhalten und habe Überfluss. Ich habe in Fülle, nachdem ich durch Epaphroditus empfangen habe, was von euch gekommen ist: ein lieblicher Geruch, ein angenehmes Opfer, Gott gefällig.“ Paulus schaute nicht auf das Geschenk, sondern in das Herz der Philipper, mit dem sie das Geschenk gaben. Als er in ihre Herzen schaute, sah er die geistliche Frucht in Ihnen. Und er wusste, dass Gott ein gebendes Herz nicht unberührt lässt, sondern reichlich segnet. Gott nahm ihr angenehmes Opfer mit seinem lieblichen Geruch gnädig an.

Dieser Überzeugung war Paulus. Er schreibt: „Mein Gott aber wird all eurem Mangel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.“ Das ist wahr. Wir sind nicht allein. Der Herr hält seine schützende und segnende Hand über uns, wenn wir aus Glauben leben.

Welche Haltung sollen wir gegenüber unserem Gott einnehmen? Vers 20 lautet: „Gott aber, unserm Vater, sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ Gelobt sei Gott. Mögen wir allezeit zur Verherrlichung seines herrlichen Namens leben!

Abschließend richtet Paulus seine herzlichen Grüße an die Gemeinde aus. „Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist!“ lesen wir als letzte Worte seines Briefes. Gott präge unsere Herzen mit dem Wort aus dem heutigen Textabschnitt und dem gesamten Brief.

Lesen wir zum Schluss die Verse 12 und 13: „Ich kann niedrig sein und kann hoch sein, mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden; ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“

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