Nach dem vorgesteckten Ziel
„und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“
(14)
Letzte Woche haben wir uns mit dem Wandel von Apostel Paulus beschäftigt. Wir haben erfahren, wie die überschwängliche Erkenntnis Christi sein Leben völlig verändert hat. Von einem Verfolger der Gemeinde und von einem Verfolger Jesu Christi wurde er zu einem Nachahmer Christi, der sogar den Leiden und dem Sterben Christi gleichgestaltet werden wollte. Er war völlig ergriffen von Christus. Er suchte die Gleichgestaltung mit Jesus in jeder Hinsicht. Das ist ein unglaublich hohes Ziel, wenn sich ein Sünder vornimmt dem heiligen Sohn Gottes ähnlich zu werden. Das ist zwar ein hochgestecktes Ziel für einen Menschen aber ein Notwendiges für einen Christen. In der heutigen Lektion erfahren wir, wie Paulus dieses Ziel erreichen wollte. Durch sein Zeugnis erfahren wir seine Demut und Besonnenheit. Wir lernen auch seinen Eifer und seine zielorientierte Grundhaltung kennen. Sein Glaubensbeispiel ist ein Segen für uns. Lasst uns von ihm lernen und nach dem vorgesteckten Ziel jagen.
Teil I Jagen nach dem vorgesteckten Ziel (12-17)
Wovon war Paulus ergriffen und wie folgte er seinem Ziel? Betrachten wir Vers 12: „Nicht, dass ich’s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich’s wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin.“ Paulus jagte seinem Ziel mit vollem Einsatz nach, um es zu ergreifen. Doch obwohl sich der große Apostel seiner Zielverfolgung akribisch hingab, hatte er das Ziel noch nicht erreicht. Was suchte er zu ergreifen, was war sein Ziel? Verse 10 und 11 sind aufschlussreich. Er wollte Christus vollständig und lückenlos erkennen. Mit Christus wollte er die Kraft seiner Auferstehung kennen lernen. Doch nicht allein das. Zudem wollte er die Leiden Christi und die Gleichgestaltung seines Todes erfahren. All diese Dinge hatte er zwar geschmeckt aber nicht vollends erreicht. Noch saß er fest in seinem sterblichen Körper, der Schwachheit und der Unvollkommenheit ausgesetzt. Noch lebte er auf der vergänglichen Erde und nicht im herrlichen und ewigen Reich Gottes. Noch stand er mit beiden Beinen in der Mission, die noch nicht vollbracht war. Aber seine Seele war schon fast am Ziel, weil er diesen Jesus unbedingt nachahmen wollte.
Wenn auch unerreicht, hatte Paulus das Ziel fest vor Augen. Und das Ziel brachte ihn zum Jagen. Das griechische Wort für „jagen“ beschreibt hier den energischen Prozess eines Läufers, der fokussiert auf sein Ziel zusteuert. Paulus war zielorientiert und schnappte danach, um es zu ergreifen, als wäre das Ziel zum greifen nah.
Warum war Paulus so ergriffen vom Ziel? Er begründet es mit den Worten: „Weil ich von Christus Jesus ergriffen bin.“ Paulus war nicht mehr der Jüngste, doch im Alter kam ihm seine Ambition nicht abhanden, denn er war von Christus ergriffen. Christus war in seinem Mark und Bein, in seinem Herz und Nieren, in seiner Seele und Gemüt, in seinen Gedanken und vor seinen Augen. Er war vollständig von Christus ergriffen. Deshalb konnte er seinem Ziel entgegen jagen und danach schnappen. Im Gegensatz dazu ermatten viele junge Menschen, die eigentlich großes Potential in sich bergen. Unzählige ermüden, weil ihnen das wahre Ziel fehlt. Doch unser Leben ändert sich, wenn wir von Christus ergriffen sind. Wir bekommen himmlische Kraft, unserem wahren Lebensziel hinterher zu jagen. Wir bekommen neuen Schwung, aufzustehen und unserem Ziel entgegenzulaufen. Beten wir, dass wir voll und ganz in Christus eintauchen, bis wir von seiner Person gefesselt, erfasst und ergriffen sind. Gott segne sein gutes Werk in uns.
Apostel Paulus gehört ohne Zweifel zu den einflussreichsten und bedeutendsten Menschen, die es je gegeben hat. Vielen seiner Zeitgenossen war er einen Sprung voraus. Die Philipper hätten Paulus für keinen gewöhnlichen Menschen halten können. Vielleicht war Paulus ein Übermensch? Doch wie schätzte er sich selbst ein? Was für eine Meinung hatte Paulus von sich selbst? Vers 13a lautet: „Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich’s ergriffen habe.“. Unzählige Menschen werden hochmütig, arrogant und sogar größenwahnsinnig, wenn sie auf ihre Errungenschaften blicken. Biblische Beispiele sind z.B. Nebukadnezar, der mit Stolz und Eigenlob auf seine Hauptstadt schaute und sich selbst pries. Ein anderes Beispiel ist Saul, der sich durch die Krone über alle Gebote und Gesetze Gottes erhob. Doch Paulus war anders. Er war besonnen und ein bescheidener Realist. Obwohl er allen seinen Glaubensgenossen einen Sprung voraus war, wusste er, dass er das Ziel noch nicht ergriffen hatte.
Mit welcher Haltung jagte er seinem noch unerreichten Ziel nach? Vers 13b: „Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist.“ Was hatte Paulus nicht schon alles erlebt! Seine religiöse Jugend, seine elitäre Ausbildung, sein Pharisäerleben, die fanatische Christenverfolgung; dann die große Wende, Christus begegnet, die überschwängliche Erkenntnis erlangt, das alte Leben für Nichts erachtet und weggeworfen und ein neues in Christus begonnen. Nach der turbulenten Zeit, als frischbekehrter Christ, als ihm die restliche Christenheit noch misstraute, die Berufung als Missionar, durch den heiligen Geist. Und sein Jahrzehnte langes Missionsleben in Gefahren, Verfolgungen, Leiden aber zugleich auch mit großartigen Erfahrungen wie Erweckung ganzer Städte und Regionen und der vollmächtigen Wirksamkeit des heiligen Geistes. Paulus verfügte über einen Fundus reichhaltiger Erfahrungen und Erlebnisse. Er hätte pausenlos in Erinnerungen schwelgen und ein rückwärtsgerichtetes Leben voller Nostalgie führen können. Aber für ihn waren seine vergangenen Erfolge oder Niederlagen nicht wichtig. „Ich vergesse, was dahinten ist“ schreibt er „und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist“. Uns Christen könnte die Vergangenheit ebenfalls auf dem Weg zum Ziel aufhalten. Einige von uns könnten von ihren früheren Erfolgen und Früchten aufgehalten werden, die sie momentan etwas vermissen. Der Gedanke an frühere Zeiten könnte die nötige Kraft rauben, dem Ziel entgegen zu jagen. Wiederum andere von uns könnten sich von negativen Erlebnissen der Vergangenheit aufhalten lassen. In den Vergangenen 5, 10, 15, 20, 25 Jahren sind sicherlich viele schmerzhafte Dinge geschehen, die uns ebenfalls die Kraft zum weiterjagen rauben können. Wenn wir schon so viel erlebt haben, wie viel mag Apostel Paulus erlebt haben! Deshalb ist er uns Vorbild, wenn er spricht: „Ich vergesse, was dahinten ist“. Er lässt das Vergangene hinter sich. Nichts sollte ihn belasten oder schwächen. Alles was zählt ist das was vorne auf ihn wartet, das Ziel, das er nicht etwa stillschweigend anstarrt, sondern wonach er sich der ganzen Länge nach ausstreckt. So auch wir. Vergessen wir was hinter uns liegt und strecken uns aus nach dem, was sich vor uns befindet.
Was lag vor ihm? Wonach streckte Paulus sich aus? Vers 14: „und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“ Paulus streckt sich aus, nach dem vorgesteckten Ziel, das vor ihm liegt. Er sieht das Ziel und weiß, was ihn bei der Zielankunft erwartet. Bei einem Wettlauf bekommt der Sieger einen Siegespreis, eine Medaille z.B. oder eine gewisse Summe Geld, vielleicht einen Kranz oder wird in die Hall of Fame aufgenommen. Der Siegespreis ist so begehrt, dass nicht nur einige, sondern viele sich zum Wettlauf anmelden. Normalerweise viel zu viele, deshalb gibt es Qualifikationsläufe. Der Siegespreis ist so wertvoll, dass die Sportler nicht unvorbereitet zum Lauf antreten. Jeder Läufer, der sich an die Startlinie stellt, ist topfit. Er hat jede relevante und menschenmögliche Maßnahme der Vorbereitung getroffen, um nicht zu versagen, sondern das bestmögliche Resultat zu erzielen. Den Korinthern schrieb Paulus: „Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt.“ (1.Kor. 9,24) Gewinnen ist alles, dabei sein ist nichts. Der olympische Gedanke zählt nicht. So will Paulus auch nicht nur des Laufens wegen laufen, sondern um der Gewinner des Siegespreises zu sein. Und natürlich geht es ihm nicht um einen vergänglichen Kranz oder sonstige weltliche Ehrungen, sondern um die himmlische Berufung Gottes in Christus Jesus. Wie lautete die himmlische Berufung Gottes? Paulus wurde berufen, um das Evangelium Christi in Kleinasien und Europa zu predigen. Bereits bei seiner Berufung hatte Jesus die vielen Leiden seiner Mission vorausgesehen. Doch die Leiden seiner irdischen Berufung nahm Paulus dankbar und mit Freuden in Kauf, denn er wollte Christus in allen Dingen gleichgestaltet werden. Paulus kannte nämlich den Siegespreis seiner himmlischen Berufung. In seinem ersten Brief schrieb er den Thessalonichern: „der euch berufen hat zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit“. (1.Thess 2,11.12) In seinem zweiten Brief schrieb er: „wozu er euch auch berufen hat durch unser Evangelium, damit ihr die Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus erlangt.“ (2.Thess 2,14) Und Timotheus schrieb er: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, wozu du berufen bist“ (1.Tim 6,12).
Paulus ermutigt die Christen, nicht müde zu werden, sondern auf den Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus zu schauen, auf das herrliche Reich Gottes, auf die Herrlichkeit Jesu Christi und das ewige Leben in der nie endenden Gegenwart des Vaters und des Sohnes. Die himmlische Berufung Gottes in Christus Jesus überragt alles andere. Es gibt nichts Vergleichbares! Es macht alle Anstrengungen vergessen. Angetrieben von diesem vorgesteckten Ziel jagt Paulus dem Siegespreis seiner himmlischen Berufung Gottes in Christus entgegen. Das Ziel vor Augen beflügelt ihn. Sie schenkt ihm große Freude. Durchhalten ist angesagt, das Ziel ist zum greifen nah.
Welchen Rat gab Paulus seinen Mitchristen, nachdem er seinen Glaubenswandel vorgestellt hatte? Vers 15a lautet: „Wie viele nun von uns vollkommen sind, die lasst uns so gesinnt sein.“ Wer ist mit den Vollkommenen gemeint? In anderen Bibelübersetzungen lesen wir das Wort „reif“. Wer ist reif? Ein reifer Christ ist derjenige, der bewährten Glauben hat, der in seinem Alltag aus Glauben lebt, der das Wort Gottes liebt, Gott aus Liebe gehorcht und seine nächsten liebt. Ein reifer Christ hat das Ziel Christus ähnlicher zu werden und trägt viele geistliche Früchte. Darüber hinaus sollen die reifen Christen genauso gesinnt sein. Keiner von ihnen sollte sich auf seine Lorbeeren ausruhen. Obwohl sie wichtige Meilensteine des Glaubens erreicht hatten, sollten sie nicht stopp machen. Denn gerade ein reifer Christ ist sich seiner Unwürdigkeit und Unvollkommenheit bewusst. Der reife Christ schaut nach oben. Er ist lernwillig. Paulus ermutigt die reifen Christen, das Ziel vor Augen zu haben und unaufhaltsam weiter zu laufen.
Bestimmt teilten nicht alle Gläubigen in Philippi dieselbe Meinung. Sie hielten sich für reif und vollkommen, warum sollten sie sich für unwürdig halten? Welche Orientierung gab er den Andersdenkenden? Vers 15b: „Und solltet ihr in einem Stück anders denken, so wird euch Gott auch das offenbaren.“ Interessant ist Paulus Methode, den Andersdenkenden zu helfen. Er zwingt sie nicht, anders zu denken. Er tadelte nicht. Vielmehr vertraut er auf Gott, der ihnen auch das offenbaren wird. Warum ist dieser Punkt so wichtig? Wenn man medizinische Differentialdiagnose betreibt, ist es hilfreich, anders zu denken und viele verschiedene Ideen einfließen zu lassen. Doch im Glauben an das Evangelium ist das „Anders-Denken“ sehr gefährlich. Ein anderes Evangelium würde entstehen. Jeder würde sich sein eigenes Evangelium zurechtbasteln und die göttliche Wahrheit verzerren. Nun ist es aber so, dass wir in einer individualistischen Zeit leben. Jeder möchte anders sein, sich unterscheiden, seinen eigenen Weg gehen. In der Welt ist das cool, aber im Glaubensleben sehr gefährlich. Wenn wir die Bibel lesen, begegnen wir vielen Ermahnungen, einig zu sein, eines Sinnes zu sein, einmütig und einträchtig zu sein und gleiche Liebe zu haben. Das ist Gottes Wille in Christus Jesus für uns, der unser Haupt und wir die Glieder seines Leibes sind. Lasst uns von Paulus lernen, der niemanden zwang anders zu denken. Lasst uns auf Gott vertrauen. Wenn wir lernwillig sind, wird Gott uns durch sein Wort lehren. Wenn wir anders denken, wir er sich z.B. durch bittere Erfahrungen offenbaren. Gottes Wille geschehe, so oder so. Besser ist es natürlich wenn wir willig und unvoreingenommen sind.
Welchen Rat gibt Apostel Paulus noch? Betrachten wir Vers 16: „Nur, was wir schon erreicht haben, darin lasst uns auch leben.“ Wir Christen sind im Glauben unterschiedlich weit. Wir lesen täglich im Wort Gottes und erfahren den göttlichen Willen. Unsere Vorstellung von der geistlichen Welt erweitert sich. Unsere Lebensweise verändert sich, je nach dem was wir in Christus erkannt haben. Und wir haben noch lange nicht alles erkannt. In Christus liegen noch viele Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen. Doch lasst uns nach dem leben, was wir bereits erkannt haben. Lasst uns anwenden, was Gott uns bisher offenbart hat. Lasst uns nach vorne bewegen, statt stehen zu bleiben oder Rückschritte zu machen. Es soll weiter gehen. Das Ziel gibt uns die Richtung an.
Möge Christus jeden von uns ergreifen. Möge der Siegespreis der himmlischen Berufung jeden von uns vorantreiben.
Welchen liebevollen Rat gab Paulus den Gläubigen? Betrachten wir Vers 17: „Folgt mir, liebe Brüder und seht auf die, die so leben, wie ihr uns zum Vorbild habt.“ Wieso machte sich Paulus selbst zum Vorbild? Wie konnte er das tun? Es gibt nur einen Grund und diesen teilte er den Korinthern mit: „Folgt meinem Beispiel, wie ich dem Beispiel Christi!“ (1.Kor 11,1) Paulus hatte kein anders Ziel, als den Weg der Nachfolge Christi. Seine Aufforderung zur Nachahmung seines Beispiels ist eine Hilfe für die Gläubigen. Es ist nicht leicht, Christus ähnlich zu werden. Es ist nicht einmal leicht, Paulus ähnlich zu werden. Aber es ist leichter Paulus Beispiel zu folgen, um Christus ähnlicher zu werden. Außerdem verweist Paulus im Vers 17 nicht ausschließlich auf sein eigenes Beispiel. Es gab viele Vorbilder in der Gemeinde. Es ist gut, wenn wir Vorbilder haben und es ist gut, wenn wir Vorbilder sind. Möge Gott uns zu einem Wohlgeruch Jesu Christi, zu einem Segen für andere machen.
Teil II Unser Bürgerrecht ist im Himmel (18-21)
Apostel Paulus und seine Mitstreiter sind ausgezeichnete Vorbilder für alle Christen. Leider gibt es nicht nur Vorbilder. Vor welchen Menschen warnt Paulus die Gemeinde? Verse 18 und 19 lauten: „Denn viele leben so, dass ich euch oft von ihnen gesagt habe, nun aber sage ich’s auch unter Tränen: sie sind die Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Ende ist die Verdammnis, ihr Gott ist der Bauch und ihre Ehre ist in ihrer Schande; sie sind irdisch gesinnt.“ Paulus spricht von den Feinden des Kreuzes. In der vergangenen Lektion hatte er vor den Hunden gewarnt, die das Gesetz für notwendig hielten, um gerettet zu werden. Diese Menschen machten sich das Leben schwerer als nötig. Die Menschen die er in der heutigen Lektion erwähnt sind das andere Extrembeispiel. Sie machten es sich zu leicht. Sie hielten sich für gerettet und machten was sie wollten. Ihr Gott war ihr Bauch und ihre Ehre in ihrer Schande. Sie leben in Begierde und Ausschweifung. Beide Gruppen waren Feinde des Kreuzes. Die einen weil sie das Kreuz Christi nicht als hinreichend annahmen, sondern zusätzlich das Gesetz predigten. Die anderen, weil sie das Kreuz Christi durch ihre sündige Lebensweise verachteten. Und diese Menschen waren nicht wenige, sondern viele. Sie nannten sich Christen und verunstalteten das Evangelium in den Gemeinden. Vor ihnen hatte Paulus die Gemeinde oft gewarnt. Ihre Lebensweise schmerzte Paulus so sehr, dass er in Tränen ausbrach. Ihr Ende ist die Verdammnis. Sie sind ganz und gar irdisch gesinnt.
Warum wurden diese Menschen mit ihrer Lebensweise zu den Feinden des Kreuzes? Die Stadt Philippi war eine besondere Stadt im römischen Reich. Sie wurde auch „Rome en miniature“ genannt (Rom in Kleinformat). Ihre Bürger genossen das römische Bürgerrecht, das in der Antike unheimlich viel wert war. Sie konnten unter dem Schutz des Imperiums leben und viele Privilegien genießen. Das Leben und die Identität der Bevölkerung wurden größtenteils durch das römische Bürgerrecht bestimmt. Doch jeder weiß um die verdorbene römische Lebensweise Bescheid. Die Feinde des Kreuzes lebten nach allen Regeln ihrer verdorbenen römischen Gesellschaft und nicht nach geistlichen Richtlinien. Anstatt dem Ziel nachzujagen begnügten sie sich damit ihren Bauch vollzuschlagen und sich irdischen Lüsten hinzugeben.
Woraus sollen aber wir Christen unsere Lebensweise ableiten? Lesen wir Verse 20 und 21: „Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; wohler wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus, der unsern nichtigen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge Untertan machen kann.“ Wir leben zwar in dieser Welt, haben unser wahres Bürgerrecht aber im Himmel! Wir sind himmlische Bürger und sollen daraus unsere Lebensweise ableiten. Wir sollen das himmlische Bürgerrecht studieren und Experten darin werden. Das himmlische Bürgerrecht soll unsere Identität und Lebensweise bestimmen. Dadurch wissen wir welche Lebensweise angemessen ist und welche nicht, welche Lebensweise Gott verherrlicht, ihm die Ehre schenkt und anderen Menschen zum Segen reicht. Diese Lebensweise sollen wir aktiv suchen und ausüben und uns von anderen Lebensweisen fernhalten.
Dass nicht diese Welt, sondern das Himmelreich unsere wirkliche Heimat ist erkennen wir auch daran, dass unser Herr, unser Heiland, von dort gekommen ist und von dort erwarten wir ihn auch wieder. Unser Herrn wird kommen, um unsere nichtigen Leiber zu verwandeln, damit unsere unwürdigen Leiber seinem verherrlichten Leib gleich werden. Könnt ihr euch das vorstellen? Dazu ist große Kraft notwendig. Unser Herr und Heiland wird kommen und unsere nichtigen Leiber mit derselben Kraft verwandeln und verherrlichen, mit der er sich alle Mächte und Gewalten Untertan machen wird.
Heben wir unseren Blick und schauen wir auf das Himmelreich und nicht auf diese böse, verkehrte Welt. Lasst uns unseren Blick erheben und die Herrlichkeit Gottes schauen.
Persönlich danke ich Gott für sein Wort, das mir zum Segen geworden ist, denn ich konnte ein spezielles Problem überwinden, das mich z.B. beim Bibelstudium oder im Gespräch mit anderen begegnete. Oft war es nämlich so, dass ich andere ermutigen wollte, ihre Hürden zu überwinden, um Fortschritte im Glaubensleben zu tun. Doch dazu musste ich mich in ihre Lage hineinversetzen, um zu verstehen, was sie davon abhielt einen Schritt im Glauben zu tun. Doch als ich soweit war, mich in ihre Lage zu versetzen, sah ich ihr Hindernis und es kam auch mir wie eine unüberwindbare Hürde vor. Ich wurde hilflos. Wie kann ich diese Person ermutigen? Wie kann ich eine Hilfe sein, wenn ich selbst hilflos werde? Doch die heutige Lektion hilft mir, nicht auf die irdische Lage zu blicken und von ihr aufgehalten zu werden. Ich lerne, meinen Blick zu erheben und auf das himmlische Reich Gottes zu richten, auf das vorgesteckte Ziel. Denn wenn ich auf die Welt blicke, sehe ich viele Hindernisse und es ist ziemlich uncool, ein Glaubensleben zu führen. Doch wenn ich auf das Himmelreich blicke, sehe ich die göttliche Herrlichkeit und die unbeschränkte Kraft Christi. Das Problem verfliegt. Alle Hürden werden genommen. Ich will das Himmelreich vor Augen haben und mich nach dem Ziel ausstrecken und auf diese Weise die Welt überwinden und meine Brüder und Freude und Glaubensgeschwister ermutigen, ebenfalls auf den Herrn der Herrlichkeit zu schauen, um voll und ganz von Christus ergriffen zu werden. Gott segne unseren Glaubenswandel. Er helfe uns, dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus entgegen zu jagen.
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