Predigt: Philipper 2,1 – 11

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Seid  so  unter  euch  gesinnt!

„Seid so unter euch gesinnt, wie es auch

der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht.“

(Phil 2,5)

In den vergangenen zwei Wochen haben wir die Gläubigen in Philippi durch Kap. 1 ein wenig kennen gelernt. Wir haben erfahren, dass Paulus jedes Mal, wenn er an sie dachte, Gott für sie dankte und mit Freude für sie betete. Paulus war guter Zuversicht für sie, dass Gott sein angefangenes Werk an ihnen auch vollenden würde. Denn sie hatten auch nach zehn Jahren weiterhin Gemeinschaft mit Paulus am Evangelium und dienten mit ihm aktiv dem Werk des Evangeliums, indem sie für ihn beteten und ihn immer wieder auch praktisch unterstützten. Bis hierhin haben wir also ein rundweg positives, fast ideales Bild von ihnen bekommen. Doch im heutigen Text erfahren wir, dass es einen gravierenden Mangel in ihrer Gemeinde gab, den Paulus gründlich behandelte – es fehlte ihnen nämlich an der Einheit. Warum ist es so wichtig, dass die Gläubigen in einer Gemeinde eines Sinnes sind? Und wie können wir trotz unserer Verschiedenheit eines Sinnes sein? Im heutigen Text finden wir auf diese wichtigen Fragen Antwort. Lasst uns gut zuhören und erfahren, wie wir eines Sinnes sein können!

Teil 1: Seid eines Sinnes (1-4)

Wie war das Glaubensleben der Philipper? Betrachten wir Vers 1: „Ist nun bei euch Ermahnung in Christus, ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit“. Dieser Vers beschreibt mehrere gute Attribute ihres Glaubenslebens und sagt etwas von dem Niveau, auf dem sie ihr geistliches Leben führten. Zum Beispiel gab es bei ihnen „Ermahnung in Christus“. Das Wort für Ermahnung hier kann man auch mit „Ermutigung“ übersetzen. Die Gläubigen in Philippi waren also nicht ratlos oder hilflos, wenn jemand unter ihnen geistlich schwach wurde oder in Bedrängnis geriet. Sie konnten einander geistlich ermahnen und ermutigen. Es gab bei ihnen auch Trost der Liebe. Wenn jemand Leid oder Kummer hatte, ließen sie ihn nicht allein, sondern konnten ihn liebevoll trösten. Sie waren auch damit vertraut, mit dem Heiligen Geist Gemeinschaft zu haben und in ihrem alltäglichen Leben auf seine Führung zu achten. Sie lebten nicht bloß nebeneinander her, sondern hatten herzliche Liebe und übten Barmherzigkeit, wenn jemand in Not war.

Wenn wir nur diese Beschreibung im Vers 1 bedenken, bekommen wir den Eindruck, dass sie rundherum vorbildlichen Glauben hatten. Aber obwohl ihr Glaube so viele gute Tugenden hatte, gab es ein gravierendes Problem. Betrachten wir Vers 2: „so macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid.“ Der Glaube der einzelnen Gemeindeglieder hatte zwar viele gute Eigenschaften, aber sie waren nicht eines Sinnes; sie liebten Gott und liebten auch einander, aber sie hatten nicht die gleiche Liebe; sie hatten vielleicht viele Zusammenkünfte und organisierten verschiedene Aktionen der Gemeinde, aber sie waren dabei nicht einmütig und einträchtig. Paulus ermahnte sie dazu, eines Sinnes zu sein. Eines Sinnes zu sein, bedeutet nicht, dass alle gleich werden sollen. Die englische Übersetzung sagt „likeminded“. Es geht um die Gesinnung, um die gleiche Ausrichtung des Sinnes, darum, das gleiche Lebensziel und die gleiche Wertanschauung im Leben zu haben.

Wie ernst war das Problem der Uneinigkeit in der Philipper Gemeinde? Obwohl Paulus seine Aufforderung sehr liebevoll formuliert hat („so macht meine Freude dadurch vollkommen“), sodass der Eindruck entstehen könnte, dass es sich nur um ein marginales Problem handeln würde, zeigt die Tatsache, dass er deswegen einen ganzen Abschnitt von elf Versen schreibt, dass das Problem ernst war. In Kap. 4 sieht Paulus es sogar für nötig an, zwei Frauen wegen ihrer Uneinigkeit öffentlich zu ermahnen; dort steht: „Evodia ermahne ich und Syntyche ermahne ich, dass sie eines Sinnes seien in dem Herrn“ (4,2). Die beiden Frauen waren offenbar beide Mitarbeiterinnen in der Gemeinde. Aber sie hatten einen lang andauernden Streit, sodass man auch Paulus in Rom davon berichtete. Wenn eine Gemeinde nicht einmütig ist, sondern es Streit unter Gemeindegliedern gibt, hat dies sehr schlechte Auswirkungen auf die ganze Gemeinde. Streit zerstört die Harmonie in der Gemeinde, die Atmosphäre der Liebe und des Vertrauens, die für das geistliche Wachstum der Gläubigen und für die Anziehungskraft der Gemeinde auf Außenstehende wichtig ist, geht verloren. Selbst wenn nur zwei Gemeindeglieder miteinander streiten, kann der Konflikt sich leicht ausweiten und zum Konflikt zwischen z.B. Evodias Kreis und Syntyches Kreis werden. Es kann leicht zur Bildung von Parteien und sogar zur Spaltung der Gemeinde kommen. Darum ermahnt Paulus sie persönlich dazu, eines Sinnes zu sein in dem Herrn. Aber es geht Paulus um viel mehr als nur darum, den Konflikt zwischen diesen zwei Mitarbeiterinnen zu beenden. Vielmehr fordert er alle in der Gemeinde dazu auf, eines Sinnes zu sein, gleiche Liebe zu Gott und zu einander zu haben und einmütig und einträchtig zu sein.

Warum ist es so wichtig, eines Sinnes zu sein? Eine einmütige Gesinnung zu haben, ist sogar auch in vielen Bereichen wichtig, die die meisten ohne Glauben an Gott gestalten, etwa in der Arbeitswelt, im Sports oder in der Kunst wichtig. Zum Beispiel müssen selbst gute Fußballspieler einmütig zusammenspielen, damit sie eine erfolgreiche Mannschaft werden. Selbst hervorragende Musiker können nur dann als Orchester schön spielen, wenn sie in diesem Anliegen einmütig werden und das jeweilige Stück mit derselben Gesinnung einstudieren. Viel wichtiger noch ist die Einmut in der Familie. Wie schrecklich ist das Familienleben, wenn sich die Familienglieder andauernd streiten? Wie sehr leiden die Kinder in den Familien, wo die Eltern sich dauernd streiten und die Familie schließlich praktisch auseinander gerissen wird! Die Gemeinde der Gläubigen ist nach der Lehre der Bibel auch eine organische Einheit, und zwar der Leib Jesu Christi, und jeder ist des anderen Glied. So wie die Glieder unseres Körpers, wenn wir laufen, sprechen oder arbeiten, harmonisch zusammen­wirken, sollen wir als Glieder des Leibes Jesu miteinander harmonisch zusammen­wirken. Damit dies möglich ist, müssen wir eines Sinnes sein. Wir sollen auch gleiche Liebe haben; da wir denselben Gegenstand der Liebe haben, Gott, sollen wir auch in der Art, wie wir ihn lieben, eins werden. Auch in der Liebe zueinander sollen wir als Jesu Jünger eins werden. Darum sagte Jesus noch am Vorabend seiner Kreuzigung zu seinen Jüngern: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“ (Joh 13,34.35). Jesus wünscht sich, dass wir als seine Jünger uns in dem Maß lieben, wie er uns geliebt, und so auch in der Liebe einmütig werden.

Doch das ist nicht ganz einfach und geschieht nicht von allein. Auch Paulus war sich dessen offenbar bewusst, sodass er es nicht dabei beließ, die Philipper einfach nur zur Einmütigkeit aufzufordern, sondern noch konkreter darauf einging. Welchen konkreten Rat gab er ihnen? Im Vers 3a schreibt er: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen …“ Die Haupthindernisse sind vor allem das Handeln aus Eigennutz oder um der eigenen Ehre willen. Hier wird klar, dass es nicht nur um die Taten geht, die jemand in der Gemeinde tut, sondern auch um seine Motive, aus denen man sie tut. Eigentlich sollten alle in der Gemeinde aus Liebe zu Gott und zu seiner Ehre wirken. Aber es kann auch sein, dass jemand aus eigennützigen Motiven mitwirkt, zum Beispiel um dadurch eine Bestätigung für seinen eigenen Glauben zu erlangen oder um von anderen in der Gemeinde anerkannt oder bewundert zu werden. Der Ausdruck „eitle Ehre“ kann auch mit „leerer Ruhm“ übersetzt werden und macht deutlich, wie bedeutungslos und leer letztlich jegliche Anerkennung von Menschen ist. Wenn wir aus solchen verkehrten Motiven handeln, können wir nicht nur Gott nicht erfreuen, sondern verhindern auch die Einheit in der Gemeinde. Denn eines Sinnes zu sein, ist von vorneherein nicht möglich, wenn jemand aus eigennützigen, verkehrten Motiven heraus mitwirkt. Eines Sinnes zu sein, ist nur möglich auf der Basis, dass alle das richtige Anliegen haben, Gott zu verherrlichen und aus Liebe zu ihm den Menschen zu dienen.

Welche Haltung sollten die Gläubigen in Philippi dann gegenüber den Geschwistern haben, um mit ihnen einmütig zu sein? Betrachten wir die Verse 3b und 4: „sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient.“ Während Vers 3a sagt, was die Gläubigen nicht tun sollten, erfahren wir nun hier, worum sie sich aktiv bemühen sollten. Anstatt eigennützige Ziele zu verfolgen oder die eitle Ehre von den anderen zu suchen, sollte jeder den andern höher achten als sich selbst und finden, wie er ihm dienen kann.

Das war für die Philipper sicher nicht leicht. Es ist in der Tat für keinen Menschen leicht, die anderen höher zu achten als sich selbst und ihnen zu dienen. Denn unsere alte Natur ist selbstsüchtig und hochmütig und will sich selbst über andere erheben und von anderen bedient werden anstatt ihnen zu dienen. Wie ist es aber doch möglich? Vers 3b sagt „in Demut“. Wir brauchen Demut. Augustinus sagte einmal, als er gefragt wurde, was das wichtigste im Glaubensleben sei, nur ein Wort: „Demut.“ Als er gefragt wurde, was denn das Zweitwichtigste sei, antwortete er: „Demut.“ Auf die Frage, was dann am drittwichtigsten sei, sagte er wiederum: „Demut.“ Demut ist die Eigenschaft, die in unserem Leben die zentrale Rolle für die richtige Beziehung zu Gott und zu unseren Mitmenschen spielt. Wenn wir demütig sind, können wir die anderen mit anderen Augen sehen, wir können nämlich ihre Stärken sehen anstatt ihrer Schwächen und Mängeln, und können sie vom Herzen hoch achten. Wenn wir demütig sind, können wir den anderen gerne dienen. Dann können wir mit den anderen trotz aller Verschiedenheit eines Sinnes sein und einträchtig mit ihnen Gott dienen und ihn erfreuen. Möge Gott uns helfen uns, für alle verkehrten Motive und verborgenen Hochmut Buße zu tun, und in Demut einander hoch zu achten und so eines Sinnes zu sein!

Wir danken Gott, dass wir in einer Gemeinde sein dürfen, in der es fast nie Streit gibt. Dies ist dadurch bedingt, dass die meisten die Gesinnung Jesu kennen und die Schwächen der anderen getragen haben und tragen. Von ihrer Natur her ist Demut eine Eigenschaft, die oft unsichtbar ist und nicht hervortritt; und doch sind etliche Spuren davon zu sehen. Einige stellen treu jeden Sonntag die Stühle für die Gebetsstunde am nächsten Morgen hin. Manche haben stets ein offenes Ohr für andere und sind bereit, ihnen mit einem geistlichen Rat und Gebet zu dienen, unabhängig davon, aus welchem Kreis sie sind. Andere sind stets bereit, auch praktische Dienste zu leisten oder unaufgefordert die Einrichtung im Gemeindezentrum zu reparieren oder zu verbessern. Obwohl es schon etliche Ähnlichkeiten mit der demütigen Gesinnung Jesu gibt, wollen wir uns damit nicht zufrieden geben. Wir sollen uns selbst prüfen, wie demütig wir zurzeit wirklich sind und wie einmütig und einträchtig wir mit den anderen sind. Möge Gott uns helfen, in der Gesinnung Jesu weiter heranzuwachsen und ganz eines Sinnes zu sein und in allem einmütig und einträchtig zusammen zu wirken!

Teil 2: Seid so gesinnt wie Christus (5-11)

Was ist der Maßstab für unsere Bemühung um die richtige Gesinnung gegenüber den anderen? An wem können wir uns orientieren, damit wir eine richtige Gesinnung haben und für die Einmut in der Gemeinde kein Hindernis werden, sondern unseren Beitrag dazu leisten? Lesen wir gemeinsam den Vers 5: „Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht“. Unser Beispiel und Maßstab ist Jesus Christus. Wir sollen so gesinnt sein, wie es der Gemeinschaft mit Jesus Christus, entspricht. Einfacher, der ursprünglichen Übersetzung Luthers entsprechend ausgedrückt sollen wir jeder so gesinnt sein, wie Jesus Christus auch war. Eine englische Übersetzung lautet: “In your relationship with one another have the same mindset as Christ Jesus.“ (NIV 2010) Diese Aufforderung macht deutlich, dass unsere Gesinnung nicht von unserem Charakter oder unserer langjährigen Gewohnheit her festgelegt ist, sondern dass wir sie mit unserem Willen selbst bestimmen können. Sicherlich sind wir von Natur aus nicht so gesinnt wie Jesus Christus. Unser natürliche Gesinnung ist vielmehr ichzentriert, hochmütig, selbstherrlich und das Verlangen, uns dienen zu lassen. Aber die Aufforderung „Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht“ zeigt, dass wir nicht in unserer natürlichen Gesinnung bleiben müssen, sondern die Gesinnung Jesu lernen und sie uns zu eigen machen können. In diesem Sinne sind wir vergleichbar mit einem Computer, auf dem unterschiedliche Software ablaufen kann, gute und schlechte Programme; indem wir mit unsere Gesinnung bewusst festlegen, bestimmen wir letztlich, was darauf abläuft.

Doch praktisch ist es nicht so leicht, unsere Gesinnung wirklich dauerhaft zu ändern. Sicher haben manche von uns schon erfahren, dass sie, nachdem sie vor Gottes Wort Buße getan und eine demütige Gesinnung angenommen haben und nach einer Weile doch wieder in die alte Gesinnung zurückgefallen sind. Was sollen wir dann tun? Wir sollten uns nicht entmutigen lassen, sondern sollen unsere Gesinnung nochmals erneuern. Tatsächlich müssen wir unsere Gesinnung täglich erneuern. Wie Jesus auch bei seiner Einladung zur Nachfolge gesagt hat: „Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach“ (Lk 9,23). Wir sollen täglich unsere Gesinnung erneuern und sie wieder der Gesinnung Jesu anpassen. Bildlich gesprochen sollen wir täglich einen „Reset“ machen und unsere Gesinnung neu mit der Gesinnung Jesu prägen. Das ist wirklich sehr wichtig. Denn unsere Gesinnung bestimmt unser Denken, Streben und Handeln und somit letztlich unseren Lebensweg. Wenn wir Jesu Gesinnung lernen, wird sie uns den Weg zum Leben führen. Wenn wir die Gesinnung Jesu haben, haben wir auch eine richtige Einstellung gegenüber den anderen in der Gemeinde und können mit ihnen eine Einheit bilden.

Wie war Jesus dann gesinnt? Der Vers 6 beginnt mit den Worten: „Er, der in göttlicher Gestalt war …“ Jesus war ursprünglich in göttlicher Gestalt. Das heißt, dass er Gott gleich war und selbst Gott war. So sagt auch Joh 1,1.2 über ihn: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort; dasselbe war im Anfang bei Gott.“ Welche große Herrlichkeit, welche Ehre und wie große Macht muss Jesus gehabt haben, als er in göttlicher Gestalt im Himmel Gott gleich war. Wir sind nicht in der Lage, es uns auch nur annähernd vorzustellen. Doch was machte Jesus damit? Lesen wir den ganzen Vers 6: „Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein“. Wir Menschen halten unsere Privilegien fest, selbst wenn sie noch so gering sind. Das was wir besitzen oder was uns zusteht an Geld, Respekt oder Macht, halten wir fest, wie ein Löwe seine Raub festhält, wir bestehen darauf, dass wir es auch unvermindert erhalten. Aber wie anders ist Jesus! Jesus hielt seine Privilegien nicht fest. Er gab vielmehr alles auf.

Vers 7 sagt dazu weiter: „sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.“ Hier wird dreifach das unfassbare Ereignis ausgedrückt, dass Jesus, der Gott gleich war, tatsächlich all seine Macht und Herrlichkeit und sein ganzes göttliches Dasein im Himmel verlassen hat und tatsächlich ein Mensch wurde und in derselben Gestalt wie andere Menschen auf dieser Erde lebte. Für das Wort „entäußerte sich selbst“ heißt in der NIV-Übersetzung „made himself nothing“. Jesus gab all seine Macht und Herrlichkeit auf und wurde wie nichts.

Wie tief hat sich Jesus erniedrigt? Vers 8 sagt: „Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.“ Jesus hat nicht nur auf seine himmlische Macht und Herrlichkeit verzichtet und sich auf das Niveau seiner Knechte erniedrigt, indem er ein Mensch wurde. Auch als Mensch hat er nichts für sich festgehalten, sondern hat sich hingegeben, um dem Willen des Vaters und unserem Bedürfnis nach Erlösung zu dienen. Im Gehorsam gegenüber dem Vater erniedrigte er sich sogar bis dahin, dass er sein Leben selbst hingab und den Tod am Kreuz auf sich nahm. So wurde er das Passalamm, das am Kreuz starb und die Sünde der  Welt trägt. Jesu Erniedrigung vom himmlischen Thron bis hin zum Tod am Kreuz lässt sich von uns kaum fassen; sie lässt uns, je mehr wir darüber nachdenken, mit Ehrfurcht im Herzen staunen.

Welche großartige Folge hatte Jesu Erniedrigung für uns? Die Stelle in Markus 10,45 sagt: „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ Durch Jesu völlige Erniedrigung und Hingabe bis zum Tod konnten wir die Erlösung bekommen. Weil Jesus sein Leben gegeben hat, werden alle, die Jesus annehmen, von der Sünde und vom Tod verschont und erlangen neues, ewiges Leben mit ihm.

Wie war Jesus also gesinnt? Jesu Gesinnung war, seine Position, seinen Status und seine Privilegien und Rechte nicht festzuhalten, sondern sich selbst zu erniedrigen und alles, was er hatte, hinzugeben, sogar sein Leben. Das tat er im Gehorsam gegenüber dem Willen des Vaters, die Welt zu erretten. Anders gesagt gab sich Jesus für uns Sünder hin, weil er uns trotz unserer furchtbaren Sünde so sehr wert achtete und uns und unser Leben für höher achtete als sich selbst und sein Leben. Wie können wir dann gesinnt sein, wie Jesus Christus es auch war? Wir müssen auf Jesus sehen und seine Gesinnung lernen und sie uns bewusst aneignen. Wir sollen täglich neu von Jesus lernen, der seine Herrlichkeit aufgegeben und Knechtsgestalt angenommen hat, und sollen ihn nachahmen. Wir sollen beten, dass wir so gesinnt sein können wie Jesus, und sollen ihm praktisch nachfolgen.

Was tat Gott, als Jesus sich im Gehorsam so sehr erniedrigt und völlig hingegeben hat? Betrachten wir die Verse 9-11: „Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.“ Nachdem Jesus sich im Gehorsam bis zum tiefsten Punkt erniedrigt und völlig hingegeben hat, hat Gott ihn hoch erhöht. Gott hat ihn nicht nur von den Toten auferweckt, sondern hat ihm den höchsten Rang und den höchsten Namen gegeben, der über alle Namen ist. Gott hat bestimmt, dass vor Jesus, der sich gedemütigt und allen Menschen gedient hat, sich alle Knie beugen werden und zu Gottes Ehre alle Zungen bekennen werden, dass Jesus Christus der Herr ist. Auf diese Weise hat Gott Jesu Erniedrigung und Hingabe in unvorstellbarer Weise belohnt.

Was bedeutet das für uns? Angesichts der Aufforderung, dass wir uns selbst erniedrigen und den anderen hingebungsvoll dienen sollen, drängt sich uns die Frage auf, was dann mit uns wird; was ist dann mit unserer Freude und Glück? Werden wir dafür wirklich angemessen belohnt werden? Aber die Tatsache, dass Gott Jesus nach seiner Erniedrigung auf den höchsten Rang erhöht und seine Hingabe himmlisch belohnt hat, bezeugt, dass Gott auch unsere Erniedrigung reichlich belohnt und dass dieser Weg gerade der Weg des Lebens ist. Der Weg des Satans ist es, sich selbst vor Gott zu erhöhen und dafür total erniedrigt zu werden (vgl. Jes 14,12-15). Dagegen hat Jesu sein göttliches Dasein samt seiner Ehre und Herrlichkeit aufgegeben und hat sich selbst erniedrigt und wurde von Gott wunderbar erhöht. Dies zeigt, wie sehr Gott die Demut und liebt, und es bezeugt das geistliche Prinzip, dass Gott die Demütigen erhöht. Neben vielen anderen Stellen in der Bibel, sagt Jesus dazu in Lukas 18,14: Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“ Petrus schreibt in seinem Brief an die Gläubigen: „Alle aber miteinander haltet fest an der Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“ Gott liebt Demut. Dass wir uns vor den anderen erniedrigen und ihnen zu ihrem Wohl demütig dienen, ist der Weg des Lebens, den Gott segnet.

Lesen wir gemeinsam den Vers 5: „Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht.“ Heute haben wir gelernt, dass wir in der Gemeinde eines Sinnes sein sollen und dass wir dazu demütig gesinnt sein sollen, wie Jesus es war. Möge Gott uns helfen, uns Jesu Demut stets vor Augen zu haben und unsere Gesinnung mit der seinen tief zu prägen. Möge Gott uns helfen, dadurch ganz (s)eines Sinnes zu werden und einmütig und einträchtig zu sein!

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