Zur Förderung des Evangeliums
„Ich lasse euch aber wissen, liebe Brüder: Wie es um mich steht, das ist nur mehr zur Förderung des Evangeliums geraten.“
(Phil 1,12)
Wir danken Gott für das neue Jahr 2011. Zu Beginn dieses Jahres wollen wir den Brief betrachten, den Paulus an die Gemeinde in Philippi schrieb, die er auf seiner zweiten Missionsreise gegründet hatte. Im Vergleich zu seinen anderen Briefen zeichnet sich dieser Brief durch einen sehr persönlichen Ton aus, der die herzliche Beziehung zwischen ihm und den Gläubigen in Philippi widerspiegelt. Im heutigen Text erfahren wir von Paulus’ Dankbarkeit und seiner Zuverischt für die Gläubigen in Philippi, von dem Anliegen, mit dem er für sie betete, und sein Zeugnis darüber, wie seine Gefangenschaft zur Förderung des Evangeliums diente. In allen drei Abschnitten können wir etwas von dem mächtigen Wirken des Evangeliums in den Menschen erfahren. Möge Gott jedem von uns sein Wort und neue Zuversicht auf das Werk des Evangeliums schenken!
Teil 1: Paulus’ Dank und Zuversicht für die Gläubigen in Philippi (1-8)
Betrachten wir die Verse 1 und 2: „Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, an alle Heiligen in Christus Jesus in Philippi samt den Bischöfen und Diakonen: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ Paulus schrieb diesen Brief zusammen mit Timotheus, den er bei der zweiten Missionsreise auch dabei war und die Gemeinde in Philippi daher auch kannte. In den meisten seiner Briefe stellt sich Paulus am Anfang als Apostel Christi Jesu vor. Doch hier stellt er sich und Timotheus schlicht als „Knechte Christi Jesu“ vor. So schreibt er diesen Brief von Anfang an auf sehr persönliche Weise. Paulus schreibt ihnen mit dem Wunsch, dass sie Gnade von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus empfangen.
In welcher Situation befand sich Paulus, als er diesen Brief schrieb? In den Versen 7 und 13 spricht er von seiner „Gefangenschaft“. Im Vers 13 heißt es, dass „im ganzen Prätorium“ offenbar geworden war, dass er „seine Fesseln“ für Christus trug. Diese Stellen weisen darauf hin, dass sich Paulus als ein Gefangener in Rom befand; dorthin war er gekommen, nachdem er sich in der heftigen Verfolgung durch die Juden auf den Kaiser berufen hatte. Nach der Stelle von Apg 28,30.31 durfte Paulus nach seiner Ankunft in Rom zwei Jahre lang in seiner eigenen Wohnung bleiben. Er war also beim Abfassen dieses Briefes wohl nicht in einem Gefängnis; aber er war ein Gefangener und trug Fesseln.
Mit welcher Gesinnung schrieb Paulus dann diesen Brief? War er traurig oder bitter darüber, dass er nach seinem langen hingebungsvollen Dienst für das Evangelium seinen Lebensabend als Gefangener verbringen musste? Nein! Er schreibt in den Versen 2 und 3: „Ich danke meinem Gott, sooft ich euer gedenke – was ich allezeit tue in allen meinen Gebeten für euch alle, und ich tue das Gebet mit Freuden“. Paulus war nicht traurig, sondern voller Dankbarkeit und Freude. Er dankte Gott für die Gläubigen in Philippi und betete bei jeder Gelegenheit mit Freude für sie alle. Aus welchem Grund freute er sich so sehr über sie? Im Vers 5 heißt es weiter: „… für eure Gemeinschaft am Evangelium vom ersten Tage an bis heute“. Paulus dankte Gott für die Gemeinschaft, die sie im Evangelium vom ersten Tag an mit ihm hatten. Tatsächlich hatten die Philipper sehr treu Gemeinschaft mit Paulus im Evangelium. In der Apg Kap. 16 haben wir gelesen, wie Lydia schon am ersten Tag nach ihrer Bekehrung Paulus und seine Mitarbeiter in ihr Haus aufgenommen hat und wie später der Gefängnisaufseher ihnen gedient hat. Und auch als Paulus Philippi verlassen musste, blieben die Philipper im Kontakt mit ihm und trugen seine jeweiligen Anliegen im Gebet mit. Und ihre Gemeinschaft aufgrund des Evangeliums blieb nicht aufs Gebet beschränkt. In Kap. 4,10 lesen wir: „Ich bin aber hoch erfreut in dem Herrn, dass ihr wieder eifrig geworden sei, für mich zu sorgen; ihr wart zwar immer darauf bedacht, aber die Zeit hat’s nicht zugelassen.“ Weiter heißt es: „Doch ihr habt wohl daran getan, dass ihr euch meiner Bedrängnis angenommen habt. Denn ihr Philipper wisst, dass am Anfang meiner Predigt des Evangeliums, als ich auszog aus Mazedonien, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein“ (4,14.15). Das Evangelium motivierte sie dazu, dass sie Paulus immer wieder Geschenke sandten, um ihn und seine Evangeliumsarbeit auch materiell zu unterstützen. Auch nun, als Paulus in Rom war, hatten sie ihm eine Gabe geschickt und wollten erfahren, wie es ihm dort erging. Auf diese Weise überbrückte ihre geistliche Gemeinschaft alle räumlichen Hindernisse und war auch nach über 10 Jahren weiterhin lebendig und herzlich. Paulus freute sich und dankte Gott für ihre Gemeinschaft am Evangelium; denn ihr Eifer und Liebe waren eine Wirksamkeit des Evangeliums in ihnen und zeigten, dass ihr Glaube immer noch lebendig war.
Welche Zuversicht bekam Paulus für die Gläubigen in Philippi, als er an ihre Gemeinschaft am Evangelium dachte und für sie betete? Betrachten wir Vers 6: „und ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu.“ Wenn Paulus an sie dachte, war er guter Zuversicht. Nicht etwa, dass es in ihrer Gemeinde keine Probleme gegeben hätte (2,2-4; 4,2). Doch obwohl Paulus davon wusste, machte er sich keine Sorgen, sondern war voller Zuversicht für sie. Woher kam seine Zuversicht? Paulus schaute nicht auf ihre momentane Lage, sondern auf Gott, der in ihnen das gute Werk, sie zu erretten und zu heiligen, angefangen hatte. Tatsächlich war es Gott gewesen, der Lydia das Herz geöffnet und sie zum Glauben geführt hatte. Es war Gottes Wirksamkeit gewesen, durch die Paulus in Philippi böse Geister austreiben und viele zum Glauben führen konnte. Und das Erdbeben unter dem Gefängnis, durch das alle Türen des Gefängnisses sich wie in einem modernen öffentlichen Gebäude automatisch öffneten und von allen Gefangenen die Fesseln abfielen, war Gottes wunderbares Wirken gewesen. Weil Gott selbst an ihnen mächtig gewirkt hatte, war Paulus guter Zuversicht, dass Gott das angefangene Werk auch vollenden würde. Paulus’ Zuversicht war also nicht von ihrer momentanen Lage abhängig, sondern von Gott, der treu ist und das, was er anfängt, auch zu Ende führt.
Was bestätigte Paulus in seiner Zuversicht für die Philipper? Im Vers 7 schreibt er: „Wie es denn recht und billig ist, dass ich so von euch allen denke, weil ich euch in meinem Herzen habe, die ihr alle mit mir an der Gnade teilhabt in meiner Gefangenschaft und wenn ich das Evangelium verteidige und bekräftige.“ Hier bezeugt Paulus, dass er sie alle in seinem Herzen hatte, weil sie alle an der Gnade, die er trug, teilhatten, unabhängig davon, ob er sich gerade in Gefangenschaft befand oder aktiv das Evangelium verteidigte und bekräftigte. Dass sie so an seinem Leben und Wirken Anteil nahmen, war eine Frucht des Evangeliums in ihnen. Für Paulus war dies eine klare Bestätigung dafür, dass Gott in ihnen sein angefangenes Werk fortsetzte und es auch sicher zu Ende führen würde.
Was können wir hier lernen? Wir können lernen, wie auch wir feste Zuversicht auf unsere Errettung und auf die der Menschen, für die wir beten, haben können. Wenn wir manchmal unsere eigene Untreue sehen, können wir leicht ins Zweifeln geraten, ob wir das Ziel erreichen können. Wie können wir sicher sein, dass wir tatsächlich gerettet werden? Ohne diese Zuversicht zu leben, ist sehr elend. Ebenso elend ist es, wenn uns die Zuversicht für die Menschen fehlt, für die wir beten und denen wir helfen wollen. Wir sollen von Paulus lernen, der nicht auf den momentanen Zustand der Menschen, sondern auf Gott schaute und beachtete, ob Gott in ihnen sein gutes Werk angefangen hatte. Wenn Gott sein gutes Werk der Heiligung und Errettung in uns oder einem anderen schon angefangen hat, dürfen wir Zuversicht darauf haben, dass er es auch vollenden wird bis an den Tag Christi Jesu. Gott hat in den meisten von uns sein Heilswerk schon angefangen, indem er uns zum Glauben geführt und uns zum neuen Leben für ihn berufen hat. Ungeachtet dessen, wie weit wir in diesem neuen Leben schon fortgeschritten sind und wie viel Probleme wir dabei noch haben, will Gott das gute Werk, das er in uns angefangen hat, auch vollenden, bis Jesus wiederkommt. Mit dieser Zuversicht können wir uns selbst und unsere Geschwister mit großer Hoffnung sehen und können mit neuer Zuversicht für einander beten und einander ermutigen. Möge Gott uns gute Zuversicht für uns und die uns anvertrauten Menschen schenken!
Wie sehr sehnte sich Paulus nach den Gläubigen in Philippi, wenn er an Gottes Wirken in ihnen und ihren treuen Glauben dachte? Er sagt im Vers 8: „Denn Gott ist mein Zeuge, wie mich nach euch allen verlangt von Herzensgrund in Christus Jesus.“ Wenn Paulus an ihren Glauben und ihre Liebe dachte, hatte er tief im Herzen den Wunsch, sie zu sehen und mit ihnen Gemeinschaft zu haben. Möge Gott auch uns im neuen Jahr helfen, einander mehr aus der Sicht Gottes zu sehen und in der Liebe zueinander zu wachsen!
Teil 2: Paulus’ Gebet für die Gläubigen (9-11)
Nachdem Paulus bis hierhin seine Dankbarkeit und Zuversicht für die Philipper zum Ausdruck gebracht hat, schreibt er in den folgenden Versen, mit welchem Anliegen er für sie betete. Wie betete er für sie? Betrachten wir die Verse 9-11: „Und ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung, so dass ihr prüfen könnt, was das Beste sei, damit ihr lauter und unanstößig seid für den Tag Christi, erfüllt mit Frucht der Gerechtigkeit durch Jesus Christus zur Ehre und zum Lobe Gottes.“ Paulus war froh über ihre Liebe zu Jesus und über ihre Gemeinschaft am Evangelium, aber er wusste, dass ihre Liebe noch weiter wachsen sollte. Er betete dafür, dass ihre Liebe immer noch reicher würde an Erkenntnis und aller Erfahrung. (Die englische Übersetzung (NIV) sagt hier, dass ihre Liebe an Erkenntnis und an Tiefe an Einsicht immer weiter zunehmen sollte.) Warum braucht wahre Liebe Erkenntnis und Einsicht? Die Liebe strebt danach, den Geliebten zu ehren und zu erfreuen; aber damit wir es nicht nur gut meinen, sondern dieses Anliegen wirklich erreichen können, benötigen wir Erkenntnis und Erfahrung. Das gilt sowohl für unsere Liebe zu anderen Menschen als auch für unsere Liebe zu Gott. Ein einfaches Beispiel: Wenn bei einem frisch verheirateten Paar ein Mann seine Frau noch nicht so gut kennt, wird er ihr vielleicht manche Dinge schenken, die ihr nicht gefallen, und Etliches für sie tun, was ihr gar nicht wichtig ist, aber andere Dinge, die sie sich wirklich von ihm wünscht, versäumen. Seine Liebe muss an Erkenntnis und Erfahrung reicher werden. Und um unsere Mitmenschen wahrhaftig zu lieben, reicht es nicht aus, dass wir uns einfach darum bemühen, ihre Wünsche und Erwartungen zu erfüllen. Wir brauchen geistliche Einsicht, um zu erkennen, was sie vor Gott benötigen und wie wir ihnen dabei helfen können.
Aus welchem Grund betete Paulus dafür, dass ihre Liebe Erkenntnis und Erfahrung immer reicher würde? Im Vers 10a heißt es „sodass ihr prüfen könnt, was das Beste sei“. Erkenntnis und Erfahrung sind nötig, um feststellen zu können, was in der jeweiligen Situation das Beste ist. Wir müssen in unserem Alltag ständig Entscheidungen treffen, von denen viele auch unsere Mitmenschen betreffen und die alle von Gott gesehen werden. Unsere Liebe soll immer reicher an Erkenntnis werden, damit wir in der jeweiligen Lage erkennen können, was für Gott und unsere Mitmenschen das Beste ist. Wenn wir für einen Freund beten und ihm aus Liebe helfen wollen, zur Buße und zum Glauben zu finden, gibt es viele Bibelverse oder eigene Worte, die wir zu ihm sagen könnten. Wir brauchen dringend Erkenntnis und Erfahrung, damit wir erkennen, auf welche Art und Weise wir ihm am besten helfen können. Und weil jeder Mensch anders ist und auch die Art, wie wir ihn lieben sollen, je nach der Situation verschieden sein kann, ist es wirklich erforderlich, dass wir in der Erkenntnis und Erfahrung immer weiter wachsen. Lasst uns beten, dass unsere Liebe an Erkenntnis und aller Erfahrung immer reicher wird, damit wir Gott und unsere Nächsten auf rechte Weise lieben können!
Aus welchem weitergehenden Grund sollte die Liebe der Gläubigen in Philippi und auch von immer reicher werden? Vers 10b sagt: „damit ihr lauter und unanstößig seid für den Tag Christi“. Dass wir beständig weiter lernen, Gott und unsre Mitmenschen zu lieben, dient nicht nur den anderen, sondern durch diesen Prozess sollen auch wir selbst verändert werden. Wir werden dadurch lauter, also rein werden und so verändert, dass wir anderen durch unser Wesen und unser Verhalten keinen Anstoß mehr geben. Dieser wichtige Prozess ist eine Vorbereitung auf den Tag, an dem Jesus Christus wiederkommt.
Was soll durch diesen Prozess letztlich entstehen? In Vers 11 heißt es: „… erfüllt mit Frucht der Gerechtigkeit durch Jesus Christus zur Ehre und zum Lobe Gottes.“ Hier erfahren wir das Ziel, das wir am Ende unseres Glaubenslebens erreichen sollen. Wie wir wissen, ist die Gerechtigkeit Gottes seine Gnade, also ein Geschenk, das wir einfach annehmen dürfen, weil Jesus unsere Sünde getragen hat und am Kreuz dafür gestorben ist. Sie ist die Grundlage unseres neuen Lebens mit Gott. Aber hier erfahren wir, dass die Gerechtigkeit durch Jesus Christus im Laufe unseres Glaubenslebens in uns Frucht bringen soll. Was ist damit gemeint? Zur Frucht der Gerechtigkeit gehören bestimmt die reife Liebe, Reinheit, die Sanftmut und Demut, wie Jesus sie hatte, usw. Wir sollen am Ende unseres Glaubenslebens mit solcher Frucht der Gerechtigkeit erfüllt sein, zur Ehre und zum Lobe Gottes. Das ist Gottes herrliches Ziel, das er in uns erreichen will! Das ist an sich sehr ermutigend. Aber es kann sehr ernüchternd sein, wenn wir schauen, wie weit wir jetzt noch davon entfernt sind. Wie lauter sind wir und wie oft bereiten wir anderen einen Anstoß? Wie viel Frucht der Gerechtigkeit gibt es in meinem Herzen und Leben und wie viele nutzlose und schädliche Dinge? Was sollen wir tun? Betrachten wir noch einmal den Vers 9. Der ganze Prozess, den Paulus hier beschreibt, fängt mit dem Gebet dafür an, dass wir in der Liebe wachsen. Lasst uns dafür beten, dass wir im neuen Jahr beständig in der Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen leben können und darin immer mehr Erkenntnis und Erfahrung bekommen! Möge Gott uns dabei helfen und dadurch auch uns selbst verändern!!
Teil 3: Zur Förderung des Evangeliums (12-14)
Nachdem Paulus seine Dankanliegen und auch seine Gebetsanliegen für die Philipper ausgedrückt hat, informiert er sie in den letzten drei Versen unseres heutigen Textes über seine Situation. Betrachten wir Vers 12: „Ich lasse euch aber wissen, liebe Brüder: Wie es um mich steht, das ist nur mehr zur Förderung des Evangeliums geraten.“ Hier ist erstaunlich, dass Paulus gar nichts von seinem Leiden in der Gefangenschaft schreibt. Wir bekommen den Eindruck, dass ihm das gar nicht wichtig war. Wichtig war ihm vielmehr, welchen Nutzen seine Situation für das Evangelium hatte. Und er konnte klar bezeugen, dass seine Gefangenschaft zur Förderung des Evangeliums diente.
Hier können wir zum einen von Paulus’ Glauben lernen. Sicherlich war es für Paulus ein Leiden dass er jahrelang gefesselt in einer kleinen Wohnung eingesperrt war. Normalerweise betrachtet man eine Gefangenschaft als eine Schande und wird bitter und zornig, wenn man es ohne Schuld erdulden muss. Aber Paulus war nicht bitter noch klagte er darüber. Denn er sah seine Gefangenschaft nicht als ein Schicksal oder als eine Folge der Intrige der Juden, sondern er glaubte, dass auch dies der Wille Gottes war und dass dadurch das Werk des Evangeliums nicht verhindert werden kann. Er bezeugte im Tiimotheusbrief: „… wegen dem ich gebunden bin wie ein Übeltäter in Ketten; aber Gottes Wort ist nicht gebunden“ (2.Tim 2,9). Paulus war zwar gefesselt und eingesperrt, aber er glaubte, dass das Evangelium nicht gebunden ist und unabhängig von seiner Lage mächtig wirken kann. Mit diesem Glauben konnte er seine Gefangenschaft positiv sehen und dafür beten und suchen, wie er auch in dieser misslichen Situation zur Förderung des Evangeliums beitragen konnte.
Es ist auch für uns wichtig, wie wir unsere Situation betrachten. Die meisten von uns sind auch durch verschiedene Aufgaben wie den Beruf oder die Fürsorge für die Kinder stark eingebunden bzw. gebunden. Doch wir sollten unsere Situation nicht wie ein Schicksal betrachten und denken, dass wir deshalb zurzeit leider nicht viel für das Evangelium tun könnten (wenn wir so denken, können wir tatsächlich nicht viel tun). Wir sollen glauben, dass Gottes Wort nicht gebunden ist und wir auch dann, wenn wir stark gebunden sind, für die Verbreitung dieses mächtigen Evangeliums gebraucht werden können.
Wie hat Paulus Gefangenschaft in Rom tatsächlich zur Förderung des Evangeliums gedient? Vers 13 sagt: „Denn dass ich meine Fesseln für Christus trage, das ist im ganzen Prätorium und bei allen andern offenbar geworden“. „Prätorium“ bedeutet Palast, Paulus redete hier vom Palast des Kaisers, wo der Kaiser mit seiner Familie, seinen Bediensteten und vielen Soldaten wohnten. Wie war es möglich geworden, dass das die Botschaft von Christus im ganzen Prätorium bekannt wurde? Als ein Gefangener, der sich auf den Kaiser berufen hatte, wurde Paulus täglich von Soldaten des kaiserlichen Regiments bewacht, die sich in 6-Stunden-Schichten abwechselten. Sechs Stunden ist genug Zeit, um ein langes persönliches Gespräch zu führen oder ein intensives Bibelstudium zu zweit. Paulus muss das tägliche stundenlange Zusammensein mit den Soldaten dafür genutzt haben, ihnen von Christus zu erzählen, wegen dem er nach Rom gekommen war und für den er willig und bereit war, äußerlich in Fesseln zu leben, aber innerlich frei. Auch wenn er andere Gläubige aus Rom oder Gäste aus anderen Ländern empfing oder zu anderen Interessierten Römern sprach, war immer mindestens ein Soldat dabei, der alles mit anhörte und sich seine Gedanken machen konnte. Schließlich war das Evangelium im ganzen Prätorium bekannt geworden. Paulus’ Gefangenschaft war also Gottes Weisheit, durch die er das Evangelium im Zentrum des Römischen Reiches sogar in das Haus des Kaisers gelangen ließ. Gott hat immer einen perfekten Plan.
Welche weitere Auswirkung hatte Paulus’ Gefangenschaft in Rom? Betrachten wir den Vers 14: Dort heißt es: „und die meisten Brüder in dem Herrn haben durch meine Gefangenschaft Zuversicht gewonnen und sind umso kühner geworden, das Wort zu reden ohne Scheu.“ Durch Paulus Gefangenschaft erfuhren nicht nur die Menschen im Palast des Kaisers von Jesus. Darüber hinaus haben die meisten Christen in Rom durch Paulus’ Gefangenschaft Zuversicht bekommen und waren kühner geworden, um das Evangelium ohne Scheu weiterzusagen. Als sie sahen, wie der Apostel ohne Selbstmitleid Jesus auch als Gefangener treu und fröhlich diente, verloren sie auch ihre Angst vor dem Leiden und gaben das Wort mutig an ihre ungläubigen Mitmenschen weiter.
In diesem Abschnitt können wir die evangeliumszentrierte Sichtweise von Paulus lernen. Als er nicht an sich selbst dachte, sondern an die Verbreitung des Evangeliums, konnte er sogar seine Gefangenschaft positiv sehen und sich freuen. Zum anderen lernen wir hier Gottes genialen Plan und die Überlegenheit des Evangeliums kennen. Äußerlich sah es wie ein großer Verlust aus, dass der erfolgreiche Evangelist Paulus nun ein Gefangener war. Aber tatsächlich konnte dadurch das Evangelium auch ins innerste Zentrum der römischen Welt gelangen und konnte schließlich ganz Rom erobern, wie die Geschichte bezeugt.
Möge Gott auch uns helfen, an die Kraft und Überlegenheit des Evangeliums zu glauben! Möge Gott uns helfen, unsere momentane Situation nicht ichbezogen oder schicksalhaft zu sehen, sondern zu finden, wie auch sie zur Förderung des Evangeliums dienen kann, sodass wir ihm aktiv dienen können! Lesen wir noch einmal das Leitwort: „Ich lasse euch aber wissen, liebe Brüder: Wie es um mich steht, das ist nur mehr zur Förderung des Evangeliums geraten.“
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