Predigt: Offenbarung 2,12 – 29

Kategorien:

Download

Die Sendschreiben an Pergamon und Thyatira

Und wer überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden.“

(2,26)

Heute betrachten wir die Sendschreiben Jesu an die Gemeinden in Pergamon und Thyatira. Sicher wüsste kaum jemand von uns etwas von diesen Städten, wenn es dort nicht christliche Gemeinden gegeben hätte, an die Jesus durch seine Offenbarung an Johannes Nachrichten sandte. Wie war die Lage dieser beiden Gemeinden? Was waren Jesu Botschaften an sie und welche Bedeutung haben sie für uns heute?

Teil 1: Jesu Botschaft an die Gemeinde in Pergamon (12-17)

Was für eine Stadt war Pergamon? Pergamon war eine Stadt im Südwesten Kleinasiens, die schon über Jahrhunderte Hauptstadt von verschiedenen Königreichen in Kleinasien gewesen war. Schließlich wurde sie Sitz der römischen Regierung über Kleinasien. In Pergamon wurde auch das berühmte Pergament hergestellt. Wie stellt sich Jesus der Gemeinde in dieser Stadt vor? Vers 12 sagt: „Und dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: Das sagt, der da hat das scharfe, zweischnei­di­ge Schwert“. Wer Waffenexperte ist oder öfter Filme geschaut hat, die in der Antike spielen, weiß, dass gewöhnliche Schwerter damals kurz waren und nur eine Schneide hatten; ein langes zweischneidiges Schwert wurde von Königen, Feldherren oder Richtern getragen. Jesus offenbarte sich also den Christen in Pergamon, der römischen Hauptstadt in Kleinasien, als der Herr und Richter. Nach seiner Offenbarung in Kap. 1 kommt sein Schwert aus seinem Mund und steht somit für das Wort Gottes, von dem es im Hebräerbrief heißt: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidge Schwert, und diringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens“ (Hebr 4,12). Jesus wies die Gläubigen in Pergamon also auf sein kräftiges Wort hin, mit dem sie genau zwischen richtig und falsch unterscheiden und alle Dinge beurteilen konnten.

Was sagte Jesus über die Gemeinde in dieser Stadt und warum erkannte er sie an? Betrachten wir Vers 13: „Ich weiß, wo du wohnst: da, wo der Thron des Satans ist; und du hältst an meinem Namen fest und hast den Glauben an mich nicht ver­leug­net, auch nicht in den Tagen, als Antipas, mein treuer Zeuge, bei euch getötet wurde, da, wo der Satan wohnt.“ Während Jesus bei anderen Gemeinden am Anfang ihre guten Eigenschaften und ihre Werke gelobt hat, sagt Jesus hier quasi stattdessen anerkennend, dass er wusste, wo sie wohnten, nämlich da, wo der Thron des Satans ist. Wie ist das zu verstehen? In Pergamon gab es Tempel für Zeus, Athena, Dionysius und auch für Aesculap, den Gott der Heilung, der damals eine besondere Attraktion war. Außerdem wurde in Pergamon ein Tempel zu Ehren von Rom und Kaiser Augustus gebaut und kurz nach Johannes‘ Zeit noch ein herrlicher Tempel für Trajan, was zeigt, wie ausgeprägt der Kaiserkult dort war. Auch wenn wir nicht genau wissen, ob Jesus wegen der Verehrung von Zeus oder Aesculap oder wegen dem Kaiserkult sagte, dass dort der Satan wohnt, können wir sagen, dass Pergamon eine Art Hochburg des Götzendiensts, sozusagen „ultraheidnisch“ war. Jesus erkannte an, dass die Gemeinde in dieser schlechten Umgebung an seinem Namen festhielt und den Glauben an ihn trotz des starken Drucks der Verfolgung nicht verleugnete. Sie hielten selbst dann noch an Jesu Namen fest, als ein treuer Jünger namens Antipas als Märtyrer getötet wurde. Obwohl es in der Gemeinde in Pergamon offenbar keine besonderen Tugenden oder Werke gab, die Jesus hätte loben können, wie etwa bei den Christen in Ephesus, erkannte Jesus ihren treuen Glauben an ihn an, weil er berücksichtigte, in was für einer schwierigen Lage sie ihr Glaubensleben führten.

Aber Jesus konnte die Gemeinde in Pergamon nicht nur loben. Betrachten wir die Verse 14 und 15: „Aber einiges habe ich gegen dich: du hast Leute dort, die sich an die Lehre Bileams halten, der den Balak lehrte, die Israeliten zu verführen, vom Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben. So hast du auch Leute, die sich in gleicher Weise an die Lehre der Nikolaiten halten.“ In der Gemeinde gab es Leute, die sich von falschen Lehrern hatten verführen lassen. Mit der Bezeichnung Bileam erinnert Jesus an jenen zwielichtige Propheten, auf dessen Rat hin schließlich die Israeliten dazu verführt wurden, bei der Götzenparty für „Baal-Peor“ mitzumachen, vom Götzenopfer zu essen und den Götzen anzubeten, was zu einer üblen Orgie ausuferte. Jesus bezog die Lehre Bileams hier auf die Lehre der Nikolaiten, über die nicht viel bekannt ist, vermutlich fühlten sie sich aber als Christen über alles Irdische hoch erhaben und meinten, dass auch Unzucht und die Teilnahme an Götzen­opfern ihnen nicht mehr schaden könnte, und lehrten die Menschen dementsprechend. Offenbar hatten sich einige in der Gemeinde dazu verleiten lassen, ihre Lehre anzunehmen und danach zu leben.

Wie war es dazu gekommen? Wahrscheinlich hatten einige durch den ständigen Einfluss der götzendienerischen Umgebung die Tür ihres Herzens langsam dafür geöff­net und wurden bereit, sich auf Götzendienst einzulassen. Das war vermutlich schleichend passiert. Als dann Irrlehrer kamen und behaupteten, es sei doch gar nicht schlimm und auch für Christen erlaubt, gaben sie nach und begannen, auch Götzen zu dienen. Jesus war damit absolut nicht einverstanden. Jesus betrachtete es aber nicht einfach als das Problem von einzelnen oder einer kleinen Minderheit in der Gemeinde, sondern als ein Problem, das die ganze Gemeinde anging. Die Gemeinde konnte aber offenbar mit dem Problem nicht fertig werden, sondern sah eher hilflos zu, wie einge von der falschen Lehre verführt in Sünde lebten.

Was sagte Jesus zu dieser Gemeinde? „Tue Buße; wenn aber nicht, so werde ich bald über dich kommen und gegen sie streiten mit dem Schwert meines Mun­des“ (16). Jesus wollte, dass die Gemeinde Buße tut, das heißt eine ganz klare Haltung gegenüber ihm und gegenüber der Sünde einnimmt und damit auch diese Leute zur Buße führt. Wenn sie nicht Buße täten, wollte Jesus selbst über sie kommen und gegen diese Leute mit dem Schwert seines Mundes streiten, d.h. sie mit dem scharfen Wort Gottes zur Buße führen. Hier sehen wir Jesu Liebe und seinen Eifer um die Reinheit der Gemeinde. Jesus wollte, dass sie unbedingt das Problem der Sünde unter ihnen lösen und ihr Glaubensleben bis zum Ende führen sollten.

 

Warum? Welchen Segen wollte Jesus ihnen unbedingt geben? Lesen wir gemeinsam den Vers 17: „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem will ich geben von dem verborgenen Manna und will ihm geben einen weißen Stein; und auf dem Stein ist ein neuer Name geschrieben, den niemand kennt als der, der ihn empfängt.“ Jesus ermutigt sie, die Sünde unter ihnen zu überwinden, weil er ihnen schließlich von dem verborgenen Manna geben will, das die Gläubigen beim himmlischen Festmahl erhalten werden. Jesus wollte ihnen auch einen weißen Stein geben, auf dem ihr neuer Name steht. Ein weißer Stein war damals ein Zeichen für den Freispruch vom Gericht. Somit steht der weiße Stein für eine Art Eintrittskarte für das Himmelreich, auf dem der eigene neue Name eingraviert ist, sodass es keine Verwechslung geben kann. Jesus ermutigte und ermahnte sie also so stark, weil er wollte, dass die Gläubigen die Sünde und alle Hindernisse überwinden, damit sie wie von ihm vorgesehen ins Himmelreich einziehen und dort das Festmahl genießen können. Sein Lob, Ermahnung, Drohung und Verheißung kamen aus diesem inständigen Wunsch, dass sie das Ziel erreichen und seinen Segen empfangen sollten. (Was das für uns bedeuten mag, wollen wir am Ende des zweiten Teils betrachten.)

 

 

Teil 2: Jesu Botschaft an die Gemeinde in Thyatira (18-29)

 

Was für eine Stadt war Thyatira? Thyatira war eine Handelsstadt, die weit weniger bedeutend war als etwa Ephesus oder Pergamon. Vielleicht war auch das ein Grund dafür, dass es dort viel weniger Verfolgung als in Pergamon gab. Wie stellte sich Jesus der Gemeinde in dieser Stadt vor? Vers 18 sagt: „Und dem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe: Das sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen, und seine Füße sind wie Golderz.“ Jesus stellt sich ihnen als der Sohn Gottes vor, was allein an dieser Stelle in der Offenbarung vorkommt. In Pergamon wurde von den Leuten Apollon als Gott verehrt, der als Sohn des Zeus und als Gott der Kunst und Musik und der Liebe galt. Mit seiner Vorstellung betont Jesus, dass er der Sohn des wahren Gottes ist und nicht der Götze Apollon.

 

Was erkannte Jesus in der Gemeinde in Thyatira an? Jesus sagt im Vers 19: „Ich kenne deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben und deinen Dienst und deine Geduld und weiß, dass du je länger je mehr tust.“ Jesus erkannte ihre Werke, ihre Liebe, ihren Glauben, ihren Dienst und Geduld an! Dabei wirkten sie nicht nur konstant, ohne müde zu werden, das wäre schon nicht selbstverständlich, sondern je länger je mehr, wörtlich: ihre letzten Werke waren mehr als die ersten. Wir können also sagen, dass die Gemeinde in Thyatira eine lebendige, wachsende Gemeinde war.

 

Aber Jesus konnte nicht nur lobende Worte an sie richten. Betrachten wir den Vers 20: „Aber ich habe gegen dich, dass du Isebel duldest, diese Frau, die sagt, sie sei eine Prophetin, und lehrt und verführt meine Knechte, Hurerei zu treiben und Götzenopfer zu essen.“ In der Gemeinde in Thyatira gab es ein sehr ernstes Problem. Denn unter ihnen gab es eine Frau, die sich selbst als Prophetin ausgab und andere zur Hurerei und Götzendienst verführte. Vielleicht war diese selbsternannte Prophetin die Frau eines Mitarbeiters. Jedenfalls hatte sie großen Einfluss in der Gemeinde und hatte schon etliche von Jesu Knechten zu Hurerei und Götzendienst verführt. Jesus nannte sie „Isebel“, wie die Frau von König Ahab, die die Israeliten zur Zeit des Alten Testa­ments im großen Stil zum Götzendienst verführt hatte. Vermutlich war ihre Lehre ähnlich wie die der Nikolaiten, da sie die Gläubigen zur Hurerei und zum Essen von Götzenopfern verführte. Offenbar hatte Jesus diese Frau schon einmal angesprochen, denn er bemerkte, dass sie sich weigerte, Buße zu tun. Ihr verderblicher Einfluss in der Gemeinde war wie eine eitrige offene Wunde, und die Gemeinde, wo sie schon viele Anhänger hatte, war nicht in der Lage, dieses Problem zu lösen.

 

Wie ging Jesus damit um? Ähnlich wie bei der Sünde in Pergamon betrachtet Jesus auch hier die Sünde nicht bloß als das Problem einzelner oder einer kleinen Gruppe, sondern als ein Problem der Gemeinde, denn er sagt „Aber ich habe gegen dich, dass du Isebel duldest …“ Sie sollten nicht sich aus der Verantwortung stehlen. Aber Jesus kündigt an, dass er selbst gegen die falsche Prophetin vorgehen würde und auch gegen die, die sie verführt hatte, wenn sie nicht Buße täten, und gegen ihre Kinder. „Siehe, ich werfe sie aufs Bett, und die mit ihr die Ehe gebrochen haben in große Trübsal, wenn sie sich nicht bekehren von ihren Werken, und ihre Kinder will ich mit dem Tode schlagen.“ Jesus wollte in einem ersten Schritt die Irrlehrerin aufs Krankenbett zwingen, damit sie vielleicht so gedemütigt doch Buße tun würde. Jesus würde auch die, die sich hatten verführen lassen, schlagen, wenn sie nicht Buße täten, und als letzte Maßnahme ihre Kinder töten. Dabei dachte Jesus nicht nur an die Heilung der Gemeinde in Thyatira. Jesus sagt im Vers 23b: „Und alle Gemeinden sollen erkennen, dass ich es bin, der die Nieren und Herzen erforscht, und ich werde geben einem jeden von euch nach euren Werken.“ Alle Gemeinden sollten erkennen, dass Jesus Nieren und Herzen erforscht, dass er also die Menschen bis ins Innerste sieht, und einem jeden nach seinen Werken gibt. Jesus betrachtet alle Gemeinden sehr gründlich und will, dass jede von Grund auf gesund und heil wird und bleibt.

 

Was sagte Jesus zu den andern Gläubigen in Thyatira, die sich nicht auf die falsche Lehre eingelassen hatten? Betrachten wir den Vers 24. Jesus wollte sie von weiteren Lasten verschonen, ermutigt sie aber dazu, zu behalten, was sie hatten: „doch was ihr habt, das haltet fest, bis ich komme.“ Jesus verlangte keine neuen, zusätzlichen Dinge von ihnen; aber sie sollten den Glauben, die Liebe, die Geduld und die Werke, die sie bereits hatten, weiterhin festhalten bzw. tun.

 

Warum ermahnte Jesus sie so eindringlich dazu? Was war sein Ziel für sie? Lesen wir gemeinsam Verse 26-29: „Und wer überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden, und er soll sie weiden mit eisernem Stabe, und wie die Gefäße eines Töpfers soll er sie zerschmeißen, wie auch ich Macht empfangen habe von meinem Vater; und ich will ihm geben den Morgenstern. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ Jesus verhieß ihnen, mit ihm mit Macht über die Heiden zu herrschen. Jesus wollte sie in seinem Reich willkommen heißen und ihnen dort Anteil an seiner ewigen Herrschaft geben. Deswegen ermutigte er sie dazu, die Sünde in der Gemeinde und alle Hindernisse zu überwinden und seine Werke bis zum Ende zu halten. Hinter Jesu Ermahnung und Ermutigung sehen wir seine Liebe zu ihnen und wie sehnlich er sich wünschte, dass sie den Weg bis zum Ende gehen und das Ziel erreichen würden, damit er ihnen die kostbaren Gaben im Himmel geben könnte, die er für sie bereit hielt. Deswegen sollten sie sich nicht mit der Sünde unter ihnen abfinden, sondern auf das Ziel und auf Jesus selbst zu schauen, der im Himmel mit der herrlichen Belohnung auf sie wartet, und alle Hindernisse auf dem Weg dorthin überwinden.

 

Was bedeutet das für uns? Wir sind auch von Jesus dazu berufen, an ihn zu glauben und ihm zu folgen und das Himmelreich zu erlangen, wo er uns segnen will. Wir leiden nicht unter heftiger Verfolgung wie die Christen in Pergamon damals, wir haben auch niemanden unter uns, der mit einer falschen Lehre die Mitarbeiter zur Sünde verführt. Aber es gibt vielleicht andere Dinge, die für manche Hindernisse auf dem Weg ins Himmelreich darstellen. Für jemanden sind es vielleicht ungeklärte Fragen oder grundlegende Zweifel an Gottes Wort und seiner Liebe, die es ihm schwer machen, auf dem Weg ins Himmelreich weiterzugehen. Für einen anderen ist vielleicht die Vorstellung von einem anderen Weg, bei dem man scheinbar Gottes Willen leichter mit den eigenen Wünschen vereinbaren kann, eine Art Hindernis, vorwärts zu gehen. Bestimmt gibt es noch andere Hindernisse und Versuchungen oder sie werden noch kommen. Aber Jesus will, dass wir alle Hindernisse überwinden und bis ans Ende seinen Willen tun, damit wir das Himmelreich erlangen und dort an seiner Herrschaft teilhaben können, wie er es vorgesehen hat. Jesus sagt auch uns: „Wer überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden.“ Vielleicht haben wir akut Schwierigkeiten auf dem Weg des Glaubens. Vielleicht werden wir noch weiteren, unerwarteten Schwierigkeiten begegnen, sowohl persönlich als auch in der Gemeinde. Daher kann uns der Weg zu seinem Reich unsicher, herausfordernd oder schwer vorkommen. Aber Jesus sieht uns vom Himmel aus zu und ermutigt uns dazu, alle Probleme zu überwinden und bis ans Ende seine Werke zu tun. Er will das, damit wir an dem himmlischen Fest dabei sind und uns an dem verborgenen Manna laben und von ihm Macht erhalten, wie er es geplant hat. Darum lasst uns immer auf Jesus sehen und auf das herrliche Ziel, damit wir uns selbst und die Hindernisse überwinden und seine Werke bis ans Ende tun können, nämlich Gott zu ehren und die andern zu lieben mit der Botschaft des Evangeliums und mit den praktischen Liebeswerken. Möge Gott jedem von uns dabei helfen! Lesen wir noch einmal das Leitwort, Vers 26: „Und wer überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden.“

 

Keine Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

six + 3 =