Predigt: Offenbarung 19,1 – 21

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Bräutigam, Held und Rächer

 „Und aus seinem Munde ging ein scharfes Schwert, dass er damit die Völker schlage; und er wird sie regieren mit eisernem Stabe; und er tritt die Kelter, voll vom Wein des grimmigen Zornes Gottes, des Allmächtigen, und trägt einen Namen geschrieben auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte: König aller Könige und Herr aller Herren.“

Offenbarung 19,15.16

Letzte Woche waren die meisten von uns auf einer Freizeit. Und das Thema der Freizeit war die Herrlichkeit Gottes. Auch wenn die meisten von uns vermutlich Probleme damit haben, dieses Thema auf uns anzuwenden, ist es ein extrem wichtiges Thema. In der gesamten Bibel gibt es kein Thema, das zentraler ist als die Herrlichkeit Gottes. In der ganzen Bibel gibt es keinen roten Faden, der einem mehr ins Auge springen könnte; keinen Leitgedanken, der zwingender ist. Wir hatten vier Predigten, zwei Morgenandachten, ein Bibelstudium, ein paar Vorträge. Aber so viel ich weiß, hat sich niemand von den Vorträgern die Mühe gemacht, zu definieren, was Gottes Herrlichkeit ist. (Und für den Fall, dass ihr euch das gefragt habt: „Nein, es war keine Absicht.“) Ich hatte mir deshalb gedacht, dass es vielleicht nicht unangebracht ist, jetzt, eine Woche nach der Konferenz eine kurze Erklärung zum Begriff Herrlichkeit zu geben. (Diese Definition ist auf keinen Fall umfassend, sondern nur eine kleine Einführung).

Was ist Herrlichkeit? Im Griechischen wird das Wort doxa verwendet. (Ihr kennt das Wort vielleicht von Doxologie, ein Lobpreis Gottes in den Briefen, der mit „Amen“ endet.) Und doxa ist das Wort, womit das hebräische Wort kabod übersetzt wird. Die ursprüngliche Bedeutung von kabod ist Gewicht. Je mehr Gewicht, desto mehr Herrlichkeit. Ich bringe dieses Beispiel jedes Mal: wenn man Grace und mich vergleicht, dann bin ich „herrlicher“, weil ich mehr wiege als Grace. Natürlich ist dieser Vergleich unsinnig. Hier sind ein paar bessere Beispiele: Wenn wir am Strand stehen und das Meer sehen, die unendlichen Wassermassen, dann sehen wir die Herrlichkeit des Meeres. Oder wenn wir am Fuß der Alpen stehen oder besser noch am Himalaya, dann sprechen wir von der Herrlichkeit der Berge, weil die Masse überwältigend ist. Oder wir sprechen von der Herrlichkeit einer überwältigenden Landschaft, der Herrlichkeit des Grand Canyons, der Herrlichkeit der Sonne. In allen Fällen hat es etwas mit überwältigender Größe zu tun.

In unserer Sprache haben wir das Wort „wichtig“. Und dieses Wort kommt von Gewicht. Eine wichtige Sache ist eine gewichtige Sache; eine Angelegenheit, die Gewicht hat. Wem von euch ist es schon einmal passiert, dass ihr von der Realität eingeholt wurdet? Wenn wir uns ein Fußballspiel anschauen, kann es ja leicht passieren, dass wir uns mit Leib und Seele voll reinhängen. Und das ist okay. Vor einem Jahr gab es einen krassen Vorfall. In einem Drittligaspiel in Argentinien, kollabierte ein Spieler wegen Herzstillstand. Das Spiel wurde abgebrochen, aber für den Spieler kam jede Hilfe zu spät. Im Krankenhaus konnte nur noch der Tod festgestellt werden. Und plötzlich war an Fußball nicht mehr zu denken. Was ist passiert? Etwas mit einer riesigen Masse (der Tod) ist auf etwas geprallt, was kaum Masse hat (König Fußball). Jeder Mensch weiß, dass der Tod mehr Gewicht hat als Fußball. Auf solche Weise von der Realität eingeholt zu werden, fühlt sich an wie von einem LKW angefahren zu werden.

Wir sehen die Waage in der Justiz. Justiz wird häufig durch eine Frau symbolisiert, deren Augen verbunden sind, und die in der Hand eine Waage hält. Und das bedeutet natürlich, dass das, was zählt nicht der äußere Schein ist, sondern die Gewichtigkeit von Aussagen von Zeugen, von Beweismaterial usw. Als Gott den König von Babel richtete, erschien aus dem Nichts eine Hand, die auf die Wand schrieb: „Meine meine tekel u-parsin.“ Daniel erklärte, dass „tekel“ bedeutet, dass der König gewogen war und für zu leicht befunden wurden.“ Paulus spricht davon, dass wir der Herrlichkeit ermangeln, die wir haben sollten. Es hat alles mit Gewicht zu tun.

Was ist dann also Herrlichkeit? Herrlichkeit hat mit etwas zu tun, was Gewicht hat, im Gegensatz zu dem, was leicht ist und einfach verfliegt. Herrlichkeit hat mit etwas zu tun, was wirklich bleibend ist, was von Dauer ist, im Gegensatz zu Dingen, die vergänglich sind. Herrlichkeit hat etwas zu tun, was wirklich wichtig ist, im Gegensatz zu Dingen, die unwichtig sind. Wahre Herrlichkeit hat mit etwas zu tun, was überwältigend schön ist, im Vergleich zu etwas, was nur äußerlich schön ist. Und Herrlichkeit hat mit etwas zu tun, was real ist, im Gegensatz zu Dingen, die illusorisch sind.

Die Frage ist dann also: was hat wirklich unendlich Gewicht und ist daher unendlich wichtig? Was ist wirklich schön, nicht einfach nur äußerlich schön, sondern die Essenz wahrer Schönheit, die von innen nach außen strahlt? Was ist wirklich bleibend? Was ist wirkliche, ultimative Realität und nicht Illusion? Unser Text heute gibt eine Antwort auf diese Frage. Aber die Antwort hat drei Teile. Wir sehen wahre Herrlichkeit in einem Bräutigam, in einem Held und in einem Rächer. Das sind die drei Teile der Predigt.

Erstens, der Bräutigam

Vers 1: „Danach hörte ich etwas wie eine große Stimme einer großen Schar im Himmel, die sprach: Halleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und die Kraft sind unseres Gottes!“ Die Wochen vor der Konferenz haben wir uns mit dem Untergang der großen Stadt Babylon beschäftigt. Dieses Thema hat sehr viel Raum in Offenbarung eingenommen, aber ich glaube die meisten von uns verstehen nicht, wie signifikant das ist. Während es klar ist, dass Babylon ein Symbol für Rom ist, wissen wir, dass es nicht um Rom selbst geht, sondern um die finsteren Mächte, die hinter Rom stehen. Kapitel 18 handelte von den Trauergesängen über den Untergang von Babylon. Kapitel 19 ändert die Perspektive. Die ersten fünf Verse handeln von den Freudengesängen über Gottes Gericht. Und vielleicht fragen sich manche: „Ist das nicht eine andere Form von Schadenfreude?“ Aber Vers 2 beginnt mit den Worten: „Denn wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte, dass er die große Hure verurteilt hat, die die Erde mit ihrer Hurerei verdorben hat, und hat das Blut seiner Knechte gerächt, das ihre Hand vergossen hat.“ Die Freude ist über Gottes Gerechtigkeit. Es ist die Freude darüber, dass das Gute über das Böse triumphiert hat. Wir kommen nachher darauf zurück.

Es ist nicht so schwierig, Offenbarung grob nach Ereignissen zu gliedern. Aber einige von den Übergängen sind so fließend, so meisterhaft geschrieben, dass man nicht weiß, ob das noch zum vorigen Kapitel gehört, oder ob es etwas Neues ist. Der Anfang unserem Text ist ein gutes Beispiel. Die ersten fünf Verse von Kapitel 19 gehören thematisch zum vorigen. Aber Johannes gebraucht hier ein Wort, das im gesamten NT nur an dieser Stelle verwendet wird: „Halleluja!“ Viermal heißt es: „Halleluja!“ Halleluja ist ein hebräischer Ausdruck und bedeutet: „Preiset den Herrn!“ Die ersten drei Male, in denen Halleluja gerufen wird, bezieht es sich auf Gottes Gerechtigkeit. Beim vierten Mal auf etwas ganz Neues.

Verse 6 und7: „Und ich hörte etwas wie eine Stimme einer großen Schar und wie eine Stimme großer Wasser und wie eine Stimme starker Donner, die sprachen: Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat das Reich eingenommen! Lasst und freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereitet.“ Das vierte Halleluja bezieht sich auf eine Hochzeit. Und das ist ein ganz neues Bild. Der Bräutigam dieser Hochzeit ist das Lamm. Es ist das gleiche Lamm aus Johannes 5, das aussah, wie geschlachtet. Es ist die Hochzeit des Sohnes Gottes. Wer ist die Braut? Vers 8: „Und es wurde ihr gegeben, sich anzutun mit schönem reinem Leinen. Das Leinen aber ist die Gerechtigkeit der Heiligen.“ Vers 8 sagt, dass die Heiligen die Braut sind. Es sind alle diejenigen, die ihr Vertrauen auf Jesus gesetzt haben. Oder mit anderen Worten: es ist die Gemeinde Jesu. Aber Frage ist, warum Hochzeit? Ein paar Bemerkungen dazu:

Zum einen, was auf Hochzeiten gefeiert wird ist die Vereinigung von dem, was zusammen gehört. In den meisten Spielfilmen, auch in Actionfilmen, gibt es eine Liebesgeschichte. (Männer, wenn ihr eure Frauen dazu überreden wollt, zusammen Terminator zu schauen, dann sagt einfach, dass es ein Liebesfilm ist.) Wenn die Charaktere einigermaßen sympathisch sind und einigermaßen gut dargestellt sind, dann wird man als Zuschauer automatisch dazu verleitet, sich zu wünschen, dass die Geschichte ein Happy End hat. Man wünscht sich, dass das, was zusammen gehört, am Ende zusammen landet. Wenn das im Lauf der Handlung nicht geschieht, dann haben wir einen Begriff für die Gattung von Film: Tragödie. Offenbarung sagt uns, dass das Ende der Menschheitsgeschichte eine Hochzeit ist. Die Geschichte hat ein Happy End. Unsere Geschichte wird damit enden, dass das was zusammengehört, wirklich zusammen enden wird: Jesus der Bräutigam und seine Gemeinde.

Als nächstes, die Schönheit der Braut ist ein Bild für unsere Herrlichkeit im Himmel. Ich war bestimmt schon auf mehr als zwei Dutzend Hochzeiten. Ich kann mich an keine einzige Hochzeit erinnern, in welcher die Braut hässlich aussah. Die Braut sieht immer bezaubernd aus. Mit ein Grund dafür ist das Brautkleid, das die Frauen tragen. Tim Keller hatte in einer Predigt gesagt, dass das Brautkleid eines dieser Probleme ist, die wir wirklich gut gelöst haben. Wenn Frauen in Bikini oder Schwimmanzug heiraten müssten, dann würde kaum eine Braut gut aussehen. Aber mit einem langen, eleganten, weißen Kleid sieht eigentlich so gut wie jede Frau bezaubernd und wunderschön aus.

Vers 8 sagt nun, dass die Heiligen mit schönen und reinen Leinen gekleidet sind. Diese Leinen stehen symbolisch für die Gerechtigkeit der Heiligen. Gerechtigkeit bedeutet, dass Jesus uns so ansieht, als ob wir frei von Fehlern, Schuld und Sünde wären. Als Johannes diese Vision beschrieb war er vermutlich inspiriert von Jesaja 61,10, wo es heißt: „Ich freue mich im Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet, wie einen Bräutigam mit priesterlichem Kopfschmuck geziert und wie eine Braut, die in ihrem Geschmeide prangt.“ Das nächste Mal, wenn wir eine Frau im Brautkleid sehen, dann sollten wir das als ein Symbol sehen, für die Heiligkeit und Gerechtigkeit der Braut Christi.

Noch ein Punkt, Hochzeit ist eines der größten Freudenfeste in fast allen menschlichen Kulturen. Vers 9 sagt: „Selig sind, die zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen sind.“ Nachdem Johannes sagte, dass wir die Braut sind, ändert sich sein Bild. (Solche Wandlungen waren in der apokalyptischen Literatur normal). Johannes sagt, dass alle diejenigen, die eine Einladung zum Hochzeitsmahl haben, selig sind. Plötzlich sind wir jetzt nicht mehr die Braut sondern die Hochzeitsgäste. Egal in welcher Kultur man ist, Hochzeiten zählen zu den größten Freudenfesten. Ich wurde einmal zu einer muslimischen Hochzeit eingeladen. Es handelte sich um eine komplett andere Kultur. Aber es änderte nichts an der Tatsache, dass es ebenfalls eine Feier voller Freude war. In unserem persönlichen Leben gibt es vermutlich kein Fest, das mit unserer Hochzeit zu vergleichen ist. Geburtstagsfeiern, Abiturfeier, Studiumsabschluss können mit unserer eigenen Hochzeit nicht wirklich mithalten. Diese Freude ist das Bild, das wir im Sinn haben sollten für die Hochzeit des Lammes: wenn der wahre Bräutigam seine Braut heimholt.

Sehen wir uns auch Vers 10 an: „Und ich fiel nieder zu seinen Füßen, ihn anzubeten.“ Johannes bekam in Offenbarung großartige Dinge zu sehen. Aber ist es nicht erstaunlich, dass es gerade bei dieser Vision ist, dass er spontan den Engel anbeten wollte, der ihm das offenbart hatte? Natürlich wurde Johannes dafür zurechtgewiesen. Die Hochzeit des Lammes, muss eines der schönsten Bilder gewesen sein, die Johannes sah. Und diese Hochzeit steht im krassen Kontrast zur Prostituierten Babylon. N T Wright kommentierte, dass Babel der menschliche Versuch ist, aus purer Habgier das zu erlangen, was Gott uns aus purer Gnade kostenlos anbietet. Die Offenbarung von Jesus als Bräutigam ist gleichbedeutend mit einer Offenbarung des Himmels.

Zweitens, der Held

Johannes sah den Himmel offen. Und dieses Mal saß er einen Reiter auf einem weißen Pferd. Ein weißes Pferd war immer ein Symbol für Eroberung und Sieg. Napoleon wurde auf einem weißen Pferd porträtiert. In der Antike war das auch nicht anders. In Offenbarung 6,2 lesen wir: „Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm wurde eine Krone gegeben, und er zog aus sieghaft und um zu siegen.“ Was erfahren wir über den Reiter? Vier Namen erfahren wir (oder auch nicht) über den Reiter.

Vers 11: „Und ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hieß: Treu und Wahrhaftig, und er richtet und kämpft mit Gerechtigkeit.“ Der erste Name, den wir hier erfahren ist „Treu und Wahrhaftig“. Diese Worte sind in ihrer Bedeutung sehr ähnlich. Ein Kommentator hat angemerkt, dass im Hebräischen die Wörter für treu und wahrhaftig fast Synonyme sind. Jesu Treue und Wahrhaftigkeit uns Menschen gegenüber beruht auf seiner Treue und Wahrhaftigkeit gegenüber seinen Absichten. Der Grund weshalb verfolgte Christen Jesus vertrauen konnten, weil er treu zu seinen Absichten steht, einschließlich seines Gerichts.

Vers 12: „Und seine Augen sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Kronen; und er trug einen Namen geschrieben, den niemand kannte als er selbst.“ Es ist ein wenig seltsam, zu lesen, dass Jesus einen Namen hatte, den niemand kannte als er selbst, inmitten eines Texts, der uns drei weitere Namen über Jesus offenbart. Aber die Tatsache, dass er einen Namen hat, den niemand kennt, ist trotzdem sehr aufschlussreich. Wir lernen Menschen über zwei Wege kennen. Indem wir etwas über die Person erfahren, z.B. in dem wir eine Biographie von jemanden lesen. Aber egal wie viel Wissen wir über jemanden haben, es ist nichts im Vergleich dazu, wenn wir jemanden in Person kennen zu lernen. Das sind die beiden Wege. Bei Jesus verhält es sich gleich. Wir erfahren viel über ihn in den Evangelien. Aber Millionen von Menschen, die meisten von uns, sind ihm persönlich begegnet und haben ihn als Person in einer Beziehung erfahren. Hier ist der Punkt: egal wie sehr wir Jesus kennen, egal wie sehr er sich uns offenbart, wird er immer ein Geheimnis bleiben. Jesus ist Gott. Und weil Gott unerschöpflich ist, ist Jesus unerschöpflich in seinem Wesen und in seinem Charakter.

Der nächste Name ist in Vers 13 zu finden: „Und er war angetan mit einem Gewand, das mit Blut getränt war, und sein Name ist: Das Wort Gottes.“ Für Wort steht hier logos. Und weil Offenbarung vom gleichen Autor geschrieben wurde wie Johannesevangelium, und weil dasselbe griechische Wort verwendet wird, denken die meisten an den Prolog in Johannes 1. Aber die meisten Ausleger sind sich einig, dass die Bedeutung ein wenig unterschiedlich ist. In Johannes ist Jesus das Wort, das im Anfang bereits war. Das Wort ist Gott und seine Selbstoffenbarung. Hier in Offenbarung ist Jesus das letzte Wort Gottes durch welches Gott in vollster Autorität zu uns spricht.

Als letztes, Vers 16: „und trägt einen Namen geschrieben auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte: König aller Könige und Herr aller Herren.“ Der vierte Name, der uns von Jesus offenbart wird, ist eigentlich nicht so sehr Name sondern eher ein Titel. Könige würden nicht sagen: „Ich heiße König“ sondern „Ich bin König“. Aber die Herrschaft und die Souveränität Christi ist solch ein signifikanter Teil von dem wer er ist, dass dieser Titel auch sein Name ist. Die Bedeutung ist klar. Die damaligen Weltherrscher waren die römischen Kaiser, egal ob sie Nero oder Domitian hießen. Die heutigen Weltherrscher sind die demokratisch gewählten Präsidenten der USA, die nicht so demokratisch gewählten Staatsoberhäupter in China und natürlich die „Alleinherrscherin“ über Europa, Angela Merkel. Jesus ist der König von und der Herr über Barack Obama, Xi Jinping, Angela Merkel. Alle Herrscher dieser Welt werden ihm Rechenschaft ablegen müssen.

Das ist der Reiter auf dem weißen Pferd: Treu und Wahrhaftig, ein Geheimnis, das Wort Gottes und der König aller Könige und Herr aller Herren. Er ist der Held, den die Welt so dringend braucht.

Drittens, der Rächer

Verse 17 und 18: „Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen, und er rief mit großer Stimme allen Vögeln zu, die hoch am Himmel fliegen: Kommt, versammelt euch zu dem großen Mahl Gottes und esst das Fleisch der König und der Hauptleute und das Fleisch der Starken und der Pferde und derer, die drauf sitzen und Fleisch aller Freien und Sklaven, der Kleinen und der Großen.“ Wir haben vorhin in Vers 9 Gottes Einladung zum Hochzeitsmahl des Lammes gehört. Hier ist ein grotesker Gegensatz dazu. Die Vögel werden ebenfalls zu einem Mahl eingeladen; aber ein ganz anderes Mahl. Es ist das Fleisch von Menschen, die gegen Jesus kämpfen.

Als wir vor einigen Wochen die sieben Schalen den Zorns studiert haben, haben wir gesehen, wie sich ein letzter Widerstand gegen Gott formiert. Wir sehen diese Armee in Vers 19: „Und ich sah das Tier und die Könige auf Erden und ihre Heere versammelt, Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferd saß, und mit seinem Heer.“ Zum letzten Mal im Buch der Offenbarung werden das Tier und der falsche Prophet erwähnt. Was jetzt eigentlich folgen müsste, ist die Schlacht. Aber es wird keine Schlacht erwähnt, weil es keine Schlacht gibt. Das Schwert aus Jesu Mund streckt alle nieder, ohne dass sie Widerstand leisten können. Wir lesen in Vers 21: „Und alle Vögel wurden satt von ihrem Fleisch.“ (Manche haben etwas böswillig und sarkastisch angemerkt, dass dieser Vers ein Beleg dafür ist, dass Gott sich um die Vögel kümmert wie in Matthäus 6 geschrieben steht).

Viele Menschen haben ein großes Problem mit Gott, dem Richter. Der Einwand lautet: „Gott ist doch ein Gott der Liebe. Die Tatsache, dass er alle Feinde abschlachtet und richtet, passt damit überhaupt nicht zusammen.“ Wie antworten wir auf diesen Einwand? Gottes Zorn und sein Gericht sind nicht das Gegenteil seiner Liebe. Das Gegenteil von Liebe ist Hass. Und Hass in seiner äußersten Form ist Gleichgültigkeit. Wenn wir etwas lieben, wenn wir jemanden lieben, dann werden wir zornig über alles das sein, was versucht das, was wir lieben zu zerstören. Aber die Frage bleibt immer noch: Muss Gott wirklich richten? Kann er nicht allen Leuten einfach vergeben?

Miroslav Volf, ist ein kroatischer Professor für systematische Theologie an der Yale Universität. Er schrieb einige wichtige Bücher zu Vergebung und Gewaltlosigkeit. Während seiner Zeit in Kroatien musste er mit ansehen, wie seine Landsleute durch Serben misshandelt wurden. Er schrieb: „Meine Behauptung, dass die Umsetzung von Gewaltlosigkeit den Glauben an göttliche Rache beinhaltet, mag für viele Christen (für Nichtchristen sowieso) unbeliebt sein, vor allem für die Theologen im Westen.“ Aber stellt euch vor, dass ihr Leute in einem Kriegsgebiet belehren wollt, die erlebt haben, wie ihre Dörfer geplündert und verbrannt wurden, die Töchter und Schwestern haben, die vergewaltigt wurden, deren Vätern und Brüdern die Kehlen aufgeschlitzt wurden. Und dann wollt ihr sie belehren, dass sie keine Rache ausüben sollten, weil Gott einfach nur Liebe ist und allen Menschen vergibt. Volf sagte dann: „Ihr werdet feststellen, dass es die Ruhe eines friedlichen Vorortes erfordert, um mit der Behauptung aufzukommen, dass menschliche Gewaltlosigkeit der Weigerung Gottes entspricht zu richten. Auf verbrannter Erde, die getränkt ist mit dem Blut von Unschuldigen wird eine solche Behauptung unweigerlich sterben.“

John Lennox, ein christlicher Professor, wurde während einer Debatte mit einem Atheisten gefragt, warum er überhaupt daran glaubt, dass es am Ende der Geschichte Gerechtigkeit geben sollte. Er antwortete folgendermaßen auf diese Frage: „Ich habe etliche Male Ausschwitz besucht. Ich bin mir nicht so sicher, ob Sie diese Frage so einfach in Ausschwitz stellen würden. Die Frage ist nicht, ob es Gerechtigkeit geben sollte. Die richtige Frage, auf die es ankommt ist: gibt es Gerechtigkeit? Gibt es absolute Moral? Oder ist es einfach nur eine Illusion?“ Die Frage, ob Gott nicht einfach vergeben kann, klingt zwar gut. Aber gleichzeitig ist es eine extrem oberflächliche Frage. Nur jemand, der überhaupt keine Ahnung davon hat, wie schlimm menschliche Bosheit ist, kann so etwas sagen.

Die Botschaft von Offenbarung 19 ist, dass Gerechtigkeit keine Illusion ist und dass die Kriegsverbrechen in Kroatien und die Vernichtungslager in Ausschwitz nicht ungesühnt bleiben, weil Jesus, der Held und Rächer kommen wird.

Zu Beginn dieser Predigt habe ich die Frage gestellt, was wirklich real, wirklich wichtig und wirklich herrlich ist. Die Antwort auf diese Frage ist eine Person: Jesus Christus. Er ist der Bräutigam der Gemeinde, er ist der wahre Held, und er ist der Rächer. Er wird zurückkommen und die Welt richten.

Woher wissen wir, dass wir diesem Jesus in seiner Herrlichkeit begegnet sind oder nicht? Wenn Jesus nur ein theoretisches Konzept ist, dann macht es eigentlich kaum keinen Unterschied, ob wir an ihn glauben oder nicht. Wir diskutieren vielleicht ein wenig über ihn. Wir machen uns ab und zu Gedanken über ihn, aber nur wenn unser Terminkalender es gerade zulässt. Wir gehen vielleicht sogar mal in den Gottesdienst, aber nur so lange Jesus nicht zu sehr mit unserem Schlaf konkurriert. Jesus ist dann vielleicht ein freundlicher, netter Typ.

Aber wenn wir Jesus in seiner Herrlichkeit gesehen haben, wenn wir erkennen, wer er wirklich ist, die Tatsache, dass er Treu und Wahrhaftig ist, das autoritative Wort Gottes, der König der Könige und der Herr aller Herren; wenn wir uns dessen bewusst sind, dass er wiederkommen wird in unendlicher Herrlichkeit und mit einem einzigen Wort aus seinem Munde alle seine Feinde widerstandslos umbringen wird; wenn wir erkennen, dass wir ihn eigentlich überhaupt nicht erkannt haben, weil er einen Namen hat, den nur er kennt und dass das Geheimnis seiner Person das Geheimnis göttlicher Persönlichkeit ist; dann ist nicht mehr die Frage, ob er uns in den Kram passt oder nicht. Es geht einzig und allein um die Frage, ob wir vor ihm niederfallen und sagen: „Mein König, mein Herr und mein Erretter“, oder nicht. Die erste Reaktion ist die einzige angemessene Reaktion, die einzige Reaktion, die Sinn macht, die vernünftig ist. Jede andere Reaktion ist nichts anderes als Hochverrat an einem kosmischen König.

Aber Jesus ist gleichzeitig ein König wie kein anderer. In einer der grundlegendsten Lehren unterscheidet sich der christliche Glaube von allen anderen Religionen dieser Welt. In seiner Essenz unterscheidet sich die christliche Weltanschauung von allen anderen Anschauungen dieser Welt. Ein Evangelist hat es so zusammengefasst: „Immer wieder rede ich zu Menschen über Gott, die keine Ahnung davon haben, wer Gott wirklich ist, weil sie Götzen anbeten. Schreckliche Götzen. Sie bereiten ihre Tische für ihre Götter. Ich sage ihnen, dass der christliche Gott es genau umgekehrt macht. Er bereitet seinen Tisch für seine Kinder. Und in allen anderen Religionen suchen die Menschen Gott. Aber im christlichen Glauben sucht Gott den Menschen.“

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