Predigt: Offenbarung 12,1 – 18

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Die Frau, der Drache und wir

„Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis hin zum Tod.“

Offenbarung 12,11

Was für Probleme hat die Menschheit? N-TV hatte vor einiger Zeit dazu eine Umfrage gemacht. Hier sind in aller Kürze die Ergebnisse: auf Platz 8 steht das unaufhörliche Anwachsen der Weltbevölkerung. Seit der Steinzeit bis heute wurden geschätzte 110 Milliarden Menschen geboren. Von diesen 110 Milliarden leben knapp 7 Milliarden heute in unserer Zeit. Das Wachstum der Bevölkerung ist deshalb ein Problem, weil die Ressourcen dieses Planeten begrenzt sind. Auf Platz 7 steht die Verbreitung von Nuklearwaffen. Zu den Ländern, die Atombomben besitzen, gehören mittlerweile auch Länder wie Indien, Israel, Pakistan und das unberechenbare Nordkorea. Auf Platz 6 steht die Verbreitung von neuen ansteckenden Krankheiten wie SARS, Vogelgrippe oder AIDS. Auf Platz 5 stehen weltweite Wirtschaftskrisen. Platz 4 sind Kriege und andere bewaffnete Konflikte. Platz 3 ist internationaler Terrorismus. Die zusammensackenden Twin Tower in New York sind dafür ein Sinnbild. Auf Platz 2 ist der Klimawandel mit all seinen Implikationen, wie Naturkatastrophen, Dürreperioden, das Aussterben von unzähligen Tierarten. Platz 1 ist Armut und der Mangel an Nahrung und Wasser.

Gestern war in Deutschland Gospel-Day. Gospel-Day ist eine Aktion um durch Gesang Veränderung zu bewirken: die Leute dazu anzuspornen, für soziale Gerechtigkeit Fair-Trade Produkte zu kaufen, etwas gegen die Armut zu tun, sich für den Umweltschutz zu engagieren. Sam Paul und ich waren zufällig am Bahnhof und haben den Chor gehört. Okay, das klingt alles schön und gut. Aber die Frage ist: sind das die größten Probleme unserer Zeit? Und die viel wichtigere Frage: Sind Kriege, Hunger, Krankheiten und Wirtschaftskrisen wirklich die grundlegendste Beschreibung der Probleme, die wir haben? Sind diese Probleme die Ursache oder lediglich die Symptome der Krankheit? Gibt es ein tiefer zugrunde liegendes Problem?

Ich möchte hier keinen falschen Eindruck erwecken. Soziale Ungerechtigkeit ist ein echtes Problem. Terrorismus und Kriege, die für uns Deutsche so weit entfernt gelegen scheinen, sind absolut real und schrecklich. Statistisch stirbt alle fünf Sekunden ein Kind unter 10 Jahren an Hunger. Das ist die Realität, in der wir leben. Es sind Probleme, an denen die Menschen zusammenarbeiten müssten, um sie anzugehen. Christen sollten dafür an vorderster Front mitmischen. Aber dennoch bleibt die Frage: Was ist das grundlegende Problem, das allen Problemen zugrunde liegt?

Die Antwort der Bibel lautet in aller Kürze: Gott ist gut und hat die Welt gut geschaffen. Aber es gibt einen Widersacher, der nichts unversucht lässt, alles Gute zu zerstören. Und daher tobt ein kosmischer Krieg über und um uns her. Es ist ein Krieg der Sterne, wenn man so will. Aber das Hauptschlachtfeld ist die Welt.

Über vier Fragen wollen wir uns Gedanken machen: erstens, wer ist der Widersacher? Zweitens, mit welchen Mitteln kämpft er? Drittens, wie wird er besiegt? Und viertens, welche Rolle spielen wir in diesem Konflikt?

Erstens, wer ist der Widersacher?

Bevor wir auf diese Frage eingehen, wollen wir uns die ersten beiden Verse anschauen. Vers 1: „Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.“ Johannes sah eine Vision. Und dieses Mal gebraucht er das Wort „Zeichen“. Im Johannesevangelium wird das Wort „Zeichen“ öfters verwendet. Und es bezieht sich immer auf ein Wunder mit einer Botschaft. Zeichen sind ein Wegweiser, die uns in diesem Fall etwas über Jesus offenbaren. Johannes sagt in Vers 1 nicht nur, dass es ein Zeichen war, sondern ein großes Zeichen. Eine Frau war zu sehen. Und was für eine Frau! Die Sonne war ihr Kleid, der Mond ihre Schuhe und zwölf Sterne ihre Kopfbedeckung. Ganz getreu dem Genre der Apokalypse habe wir es wieder mit Symbolen zu tun. Wer oder was repräsentiert die Frau?

In Vers 2 erfahren wir, dass die Frau schwanger war. In Vers 5 lesen wir folgendes: „Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben, der alle Völker weiden sollte mit eisernem Stabe.“ Vers 5 wiederum ist ein Zitat eines messianischen Psalms, wo es heißt: „Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen, wie Töpfe sollst du sie zerschmeißen.“ Der eiserne Stab wird ein später noch einmal später erwähnt. Offenbarung 19,15.16 sagen: „Und aus seinem Munde ging ein scharfes Schwert, dass er damit die Völker schlage; und er wird sie regieren mit eisernem Stabe; und er tritt die Kelter, voll vom Wein des grimmigen Zornes Gottes, des Allmächtigen, und trägt einen Namen geschrieben auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte: König aller Könige und Herr aller Herren.“ Und damit ist natürlich der letzte Zweifel beseitigt, dass es hier um Jesus geht. Die Frau ist dann die Mutter von Jesus. Aber es ist keine glorifizierte Darstellung von Maria. Vers 17 sagt: „Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, zu kämpfen gegen die Übrigen von ihrem Geschlecht, die Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu.“ Bei der Frau handelt es sich um eine größere Schar von Menschen. Die Sonne, der Mond, die 12 Sterne erinnern uns ganz stark an Josefs Traum von seinen 12 Brüdern, Jakob und Rahel. Die Frau repräsentiert daher das Volk Israel: nicht das ethnische, jüdische Volk Israel, sondern die Gesamtheit der Menschen die Jesus angehören, im alten wie auch im neuen Bund. Die Frau repräsentiert die Gesamtheit des alt- und neutestamentlichen Volk Gottes. Das nur zum Kontext.

Wer ist der Feind Gottes? Vers 3: „Und es erschien ein anderes Zeichen am Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen.“ Bei der Frau war es ein großes Zeichen. Hier haben wir aber ein „anderes“ Zeichen. In Vers 9 erfahren wir mehr über den Drachen: „Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt.“ Im wahrsten Sinne des Wortes wird hier der Teufel beim Namen genannt. Der Drache ist der Widersacher Gottes. Und obwohl er hinter so vielem steht, was wir in Offenbarung bereits gesehen haben, wird er erst hier in Kapitel 12 zum ersten Mal erwähnt.

Wie wird er beschrieben? Der Drache hat sieben Häupter. Die zehn Hörner symbolisieren seine Macht. Die sieben Kronen zeigen, dass er ein Herrscher ist. Aber zu seiner Herrschaft gibt es einen wichtigen Punkt zu sagen. Ich habe gerade die Stelle aus Offenbarung 19 vorgelesen, wo Jesus als König aller Könige und Herr aller Herren bezeichnet wurde. Im Gegensatz dazu ist Satan eine Imitation davon. Die Kronen, die der Teufel trägt sind selbst aufgesetzte Kronen. Seine Macht mag echt sein, zumindest eine Zeitlang, aber seine Macht ist nicht legitimiert. Wir lesen auch, dass der rot war, was die meisten Interpreten auslegen als blutrot, weil er ein Mörder ist.

Satan ist der Gegenspieler Gottes. Er ist derjenige, der nichts unversucht lässt, um die guten Pläne Gottes zu durchkreuzen. Aber was wir hier im Text sehen, ist, dass Gott nicht direkt mit ihm kämpft. In Vers 7 hören wir von dem Krieg: „Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel…“ Satan ist der Rebell. Aber gleichzeitig ist er einer von Gottes Geschöpfen. Die Bibel lehrt keinen Dualismus. Dualismus bedeutet, dass die beiden in Konflikt stehenden Seiten gleichberechtigt sind. Es würde bedeuten, dass das Gute wie das Böse von Ewigkeit an Bestand hatten und dieser Krieg seit Ewigkeiten tobt. Aber dem ist nicht so. Satan ist in keiner Weise auf einer Stufe mit Gott selbst. Er ist lediglich ein Geschöpf Gottes: ursprünglich gut und zur Verherrlichung Gottes geschaffen, der nach seinem Abfall alles versucht, um Gottes Herrlichkeit zu zerstören.

Und vielleicht fragen sich einige von euch: „Moment, ist das allen Ernstes eure Erklärung für alles, was in dieser Welt schiefläuft?“ Und meine Antwort auf diese Frage lautet: „Genau. Hast du ein Problem damit oder was?“ Im Ernst jetzt: jeder wirklich ehrliche Mensch muss zugeben, dass die Welt nicht heil ist, sondern zerbrochen. Welche Erklärungen gibt es hierfür?

Sehr viele Menschen nehmen den Weg, dass sie nicht an die Existenz Gottes glauben können, wegen all dem Bösen auf Erden. Und während das eine plausible emotionale Reaktion ist, gibt es ein gewaltiges, logisches Problem. Woher wissen wir, was gut und was böse ist ohne Gott? Wer oder was ist der absolute Maßstab? In einer atheistischen Weltanschauung gibt es nichts, was absolut gut oder absolut schlecht sein kann, weil alles relativ ist. Wie könnte es auch anders sein? Wir sind alle nur ein komplexer Haufen von Biomolekülen, die chemisch kompliziert genug sind, um sich einbilden, dass es so etwas wie Gerechtigkeit gibt, wenn es in Wirklichkeit einfach nur Einbildung ist, damit es uns einen Vorteil in der Evolution verschafft. Ohne Gott haben wir keine Grundlage, auf welcher wir sagen können, was gut und was böse ist. Indem man Gott ausklammert, hat man das Baby mit dem Badewasser rausgeschmissen. (Wenn euch dieses Argument zu kurz war, dann könnt ihr Andreas nach der ausführlicheren Version fragen. Er hat sich damit mehr beschäftigt).

Wenn Atheismus nicht funktioniert, dann ist wirklich die plausibelste Erklärung, dass es einen Gott gibt, aber dass dieser Gott einen Widersacher hat. Aber klingt das nicht nach Märchen aus dem Mittelalter? Auch C.S. Lewis wurde gefragt, ob er wirklich an den Teufel glaubt. In seinem Buch „Mere Christianity“ schreibt er Folgendes: „Ich weiß, dass jemand mich an dieser Stelle fragt: ‚Willst du im Ernst heute noch unseren alten Kumpel den Teufel – mit Hufen und Hörnern – wieder einführen?’ Nun, ich weiß nicht, was der heutige Tag genau damit zu tun hat. Und ich bin nicht besonders wählerisch, was die Hufen und Hörner angeht. Aber davon abgesehen lautet meine Antwort: Ja, das will ich. Ich behaupte nicht, dass ich irgendetwas über sein persönliches Aussehen weiß. Wenn irgendjemand wirklich Interesse hat, ihn besser kennenzulernen, würde ich dieser Person sagen: Mach dir keine Sorgen. Wenn du wirklich willst, dann wirst du ihn kennenlernen. Ob du ihn dann aber mögen wirst, ist eine ganz andere Frage.“

Was C.S. Lewis damit meinte, ist, dass die Einwände gegen die Existenz eines Teufels eher etwas mit intellektueller Arroganz zu tun haben als mit wirklich gewichtigen Argumenten.

Zweitens, mit welchen Mitteln kämpft er?

Vers 4: „und sein Schwanz fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor die Frau, die gebären sollte, damit er, wenn sie geboren hätte, ihr Kind fräße.“ Der Drache stellte sich direkt vor die schwangere Frau, aber nicht als Hebamme oder Geburtshelfer. Sein Plan war es, das Kind zu fressen, sobald es auf die Welt kam. Ist das nicht grotesk! Diese Worte wurden geradezu dafür geschrieben, um zu schockieren. Und wir sehen, wie sich das in der Geschichte äußerte. Es äußerte sich in Satans wiederholten Versuch, Jesus umzubringen, sei es durch einen von Machtgier zerfressenen König, der alle Kleinkinder in Bethlehem umbringen ließ; in der wütenden Menge in Nazareth, die versuchte Jesus von einem Abhang herunter zu stürzen; in der Volksmenge, die ihn steinigen wollte.

Was ist das Ziel des Teufels? Vers 9 sagt, dass er die ganze Welt verführt. Es bedeutet, dass es sein Ziel ist, den Rest der Schöpfung Gottes in die gleiche Rebellion und Verlorenheit zu führen, in der er sich selbst befindet. Vers 10 sagt, dass er ein Verkläger war, der die Brüder Tag und Nacht vor Gott verklagt hatte. Und schließlich Vers 15: „Und die Schlange stieß aus ihrem Rachen Wasser aus wie einen Strom hinter der Frau her, um sie zu ersäufen.“

In Offenbarung 1 haben wir gesehen, dass aus Jesu Mund ein zweischneidiges Schwert herauskam. Und genauso wenig, wie das wortwörtlich zu verstehen ist, ist das mit dem Wasser aus dem Mund der Schlange wörtlich zu nehmen. Das Wasser aus seinem Mund ist ein Hinweis darauf, dass die Mittel seines Kampfes vor allem aus Worten bestehen. Satan kämpft durch seine Lügen und durch seine Halbwahrheiten. Jesus sagte in Johannes 8,44: „Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er Lügen redet, so spricht er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.“ Jesus brachte hier Satans mörderische Aktivitäten und seine Lügen im direkten Zusammenhang. Satan lügt, um zu töten. So war es vom Anfang der Menschheitsgeschichte an. Der Fall des Menschen begann mit der Lüge des Teufels: „und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“

Es gibt verschiedene Möglichkeiten das Dilemma des Menschen in Worte zu fassen. Hier ist eine mögliche Form: wir sind allesamt der Lüge des Teufels auf dem Leim gegangen. Das Problem der Menschen besteht darin, dass sie der Lüge geglaubt haben, dass wir jemand anderes sind, als wir wirklich sind; und dass Gott jemand anderes ist, als er in Wirklichkeit ist. Das gilt für die aufgeklärten Menschen, die ihre eigene Vernunft zum Maßstab aller Dinge erklären, obwohl sie in Wirklichkeit alle in die Irre gehen, weil jeder nur auf seinen Weg sieht; es gilt für die Menschen, die sagen, dass es keinen Gott gibt und sich selbst auf den Thron Gottes setzen; es gilt für die Religiösen, die in Gott den Tyrannen sehen, dem man sich nur durch gute Werke nähern kann, was uns aber dann ironischerweise selbst zu unseren eigenen Rettern und Erlösern macht. In jeder dieser Lügen geht es darum, dass wir Menschen dazu verführt werden, Gott von seinem Thron zu stoßen. Die traurige Wahrheit ist, dass Christen ebenfalls auf seine Lügen reinfallen.

In der Einleitung zum Buch „Die Heilung“ schreiben die Autoren: „Wir dachten, dass wir geheilt wären. Wir dachten das, aber unbeabsichtigt hatten wir immer noch eine alte, tote Perspektive bezüglich unseres Lebens. Wir waren nicht in der Lage den Ansprüchen, die wir geschaffen hatten, zu genügen und überzeugten uns daher, dass es Gottes Ansprüche waren. Wir lasen seine Worte durch unsere Brille der Scham und fühlten uns, als ob wir immer stärker zurückfielen. Wir haben es an anderen ausgelassen; richtend, Vergleiche ziehend, so getan als ob, entzweiend… Einige von uns zogen sich von diesem ganzen Theater zurück, wurden zynisch, misstrauisch, abgestumpft für jegliche Hoffnung. Unsere Ehen, Gemeinden, Familien, Freundschaften, unsere Märkte, unsere Kultur… sie alle brauchen die Heilung. Aber Gottes Heilungen erfolgen selten so, wie man es erwarten würde. Was wäre wenn Gott tatsächlich nicht der ist, der wir dachten, dass er ist? Und wir ebenfalls nicht?“

Drittens, wie wird der Teufel besiegt?

Bevor wir auf die Frage eingehen, will ich kurz etwas zum Text sagen. Unser Text besteht aus drei Teilen. In den Versen 1-6 haben wir den Konflikt zwischen dem Drachen und dem Kind der Frau. Was geschieht da? Vers 5: „Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben, der alle Völker weiden sollte mit eisernem Stabe. Und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und seinem Thron.“ Jesu Leben wird hier extrem stark verkürzt wiedergegeben. Sein ganzes Leben wird auf seine Geburt und seine Himmelfahrt reduziert. Der Punkt hier ist nicht Jesu Leben, Wirksamkeit, Tod und Auferstehung, sondern die Tatsache, dass Jesus den Plänen den Teufels nicht zum Opfer gefallen ist. Der erste Teil endet damit, dass die Frau 1260 Tage in der Wüste bewahrt wird.

Der zweite Teil ist in den Versen 7-12. Diese Verse berichten wie der Teufel und seine Engel von Michael besiegt werden. Als Resultat wird der Drache vom Himmel hinausgeworfen und landet auf der Erde. Der Sieg endet mit einer Feier im Himmel und einer Warnung für die Erde in Vers 12: „Darum freut euch, ihr Himmel und die darin wohnen! Weh aber der Erde und dem Meer! Denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, dass er wenig Zeit hat.“

Der dritte Teil ist in den Versen 13 bis zum Schluss des Kapitels. Der Teufel ist auf der Erde, er weiß, dass seine Zeit fast abgelaufen ist, weil er bereits verloren hat; sein Zorn richtete sich gegen die Frau. Er versucht die Frau durch Wasser aus seinem Mund zu ertränken. Zum anderen kämpft er gegen ihre Angehörigen, die Menschen, die Gottes Gebote halten und das Zeugnis Jesu haben.

Jetzt ist natürlich die Frage, worauf sich diese drei Episoden beziehen. Es gibt eine Reihe von verschiedenen Interpretationen. Dennis Johnson z.B. glaubt, dass sich alle drei Episoden auf das gleiche Ereignis beziehen, erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Ich finde das sehr plausibel. Die einzige Zeitangabe, die wir hier finden sind 1260 Tage oder eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit. (In Kapitel 11 haben wir von den 42 Monaten gehört). Alle diese Zeitangaben beziehen sich auf die gleiche Periode von dreieinhalb Jahren: wiederum keine sprichwörtlichen dreieinhalb Jahre, sondern symbolische.

Was den Kampf zwischen Satan und Michael angeht, gibt es einige Ausleger, die felsenfest davon überzeugt sind, dass es sich auf einen Konflikt noch vor der Schöpfung handelt. Andere denken, dass es ein Ereignis ist, dass in der Zukunft erst bevorsteht. Wieder andere denken, dass sich Michaels Sieg mit Jesu Tod am Kreuz ereignet hat. Eine wirklich klare Zuordnung ist schwierig. Eine Möglichkeit ist, dass alle drei Interpretationen zumindest teilweise richtig sind, weil dieser Text eine allgemeine geistliche Realität beschreibt, nämlich dass der Teufel als Gegenspieler Gottes bereits verloren hat.

Egal welche Position man hält, die Verse 10 und 11 geben uns einen sehr wichtigen Hinweis für das Verständnis vom Kampf im Himmel. Sehen wir uns die Verse 10 und 11 an: „Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus; denn der Verkläger unserer Brüder ist verworfen, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserem Gott. Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis hin zum Tod.“ Wie wird der Teufel besiegt? Der Krieg tobte eigentlich im Himmel, aber hier schiftet der Fokus auf die Christen. Die Christen überwinden den Teufel durch das Blut des Lammes, durch die Verkündigung des Evangeliums und durch die Tatsache, dass ihnen selbst der Märtyrertod nichts anhaben kann.

Wir haben gesehen, dass Satans Mittel im Kampf seine Lügen sind: dass er versucht uns davon zu überzeugen, dass Gott jemand anderes ist, als er in Wirklichkeit ist und dass wir jemand anderes sind, als wir in Wirklichkeit sind. Und wir haben gesehen, dass das Ziel dieser Lügen darin besteht, dass Menschen ein Teil seiner destruktiven Rebellion werden. Das ist die Misere und die Krankheit, in der wir uns befinden. Wie werden wir durch das Blut des Lammes dann geheilt? Wie werden wir durch das Evangelium geheilt?

Das Blut des Lammes ist die frohe Botschaft, dass wir Menschen schlimmer sind, als wir es jemals über uns zu denken gewagt haben; aber dass Gott uns mehr geliebt und angenommen haben, als wir es jemals zu träumen gewagt haben. Das Blut des Lammes ist die frohe Botschaft, dass der Richter selbst gerichtet wurde, dass der Gerechte uns rechtfertigt durch alles, was er für uns am Kreuz vollbracht hat. Das Blut des Lammes ist die frohe Botschaft, dass Gott uns unendlich liebt, dass er uns schon immer geliebt hat und dass er uns in alle Ewigkeit lieben wird. Nur diese Botschaft erlaubt uns zum ersten Mal in unserem Leben wirklich ehrlich mit uns selbst zu sein, weil wir wissen dürfen, dass Gott uns so ansieht, wie er Jesus ansieht: heilig, rein und vollkommen. Und wir stellen fest, dass alle Lügen des Teufels bröckeln im Licht von Jesu Kreuz und Auferstehung.

Wir kommen damit direkt zum letzten Teil.

Viertens, welche Rolle spielen wir in diesem Konflikt?

Wir haben gesehen, dass der Teufel der Gegenspieler Gottes ist, dass er ein Mörder ist durch die Lügen, die er verbreitet, und dass er durch das Blut des Lammes bereits verloren hat. Johannes erzählt hier eine Geschichte, in welcher die Leser (einschließlich wir selbst) nicht einfach außenstehende Zuschauer des Spektakels sind. Wir sind selbst Akteure inmitten des Spektakels. Es ist unsere Geschichte. Was genau ist unsere Rolle und was bedeutet das für uns? Drei Punkte will ich erwähnen.

Erstens, dieser Text handelt von der Gemeinde Jesu und ihrer Mission. Zu Beginn haben wir gesagt, dass die Frau das Volk Gottes repräsentiert, sowohl unter dem alten wie auch unter dem neuen Bund. Mit anderen Worten, die Frau ist die Gemeinde. Wir sind Teil dieser Frau. Der Hass des Teufels richtet sich gegen uns. Die ersten Christen bekamen das zu spüren durch Rufmord, Verleumdung, Verfolgung und der Hass der Welt. Wie die Frau im Text befinden wir uns in der lebensfeindlichen Umgebung der Wüste. Wir wurden mit Flügeln eines Adlers rausgetragen. Das ist Teil unseres Exodus.

Was ist die Aufgabe der Frau auf Erden? Vers 11: „Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis hin zum Tod.“ Wenn immer wir Zeugnis von Jesus geben, wenn immer wir das Evangelium verkündigen in und außerhalb dieser Wände, ist das ein Schlag gegen Satan und sein Imperium. Dieses ganze Kapitel gibt uns einen theologischen Kontext für die Mission der Gemeinde.

Zweitens, die Niederlage Satans schließt nicht aus, dass die größten Kämpfe noch vor uns stehen. Was haben wir in Zukunft zu erwarten? Von Anbeginn des Christentums hat es immer beides gegeben: Zeiten der Erweckung und Reformation und Zeiten der Verfolgung. In den letzten 150 Jahren haben sich mehr Menschen zu Jesus bekehrt als in allen Jahrhunderten zuvor. In den letzten 150 Jahren sind auch mehr Menschen als Märtyrer gestorben als in allen Jahrhunderten zuvor. Beides wird weitergehen bis zur Wiederkunft Jesu. Der Konflikt wird weitergehen.

D.A. Carson gebrauchte folgende Illustration. Im 2. Weltkrieg war 1944 nach der Niederlage in Stalingrad, der Eroberung von Nordafrika, der Landung der Alliierten an der Küste der Normandie ein Wendepunkt erreicht. Wenn man alle Fakten auf den Tisch gelegt hat, die verbleibenden Streitkräfte, die finanziellen Ressourcen, Zugang zu Rohstoffen, dann war es offensichtlich, dass der Krieg vorbei war. Der Krieg war entschieden. Was machte Hitler? Statt der totalen Kapitulation gab es den totalen Krieg. Einige der blutigsten Schlachten fanden statt, nachdem der Krieg bereits verloren war. Ähnlich verhält es sich in der geistlichen Welt. Satan hat bereits verloren und seine Zeit läuft gerade aus. Aber die schlimmsten Kämpfe liegen noch uns. Wir erfahren mehr darüber nächste Woche in Kapitel 13.

Drittens, inmitten dieses Konflikts bleibt Jesu Wiederkunft unsere Hoffnung. Martin Luther schrieb das bekannteste Lied der Protestanten. Eine seiner Strophen ist angelehnt an 2. Thessalonicher 2,7.8: „Denn es regt sich schon das Geheimnis der Bosheit; nur muss der, der es jetzt noch aufhält, weggetan werden, und dann wird der Böse offenbart werden. Ihn wird der Herr Jesus umbringen mit dem Hauch seines Mundes und wird ihm ein Ende bereiten durch seine Erscheinung.“

Luther schrieb:

Und wenn die Welt voll Teufel wär

Und wollt uns gar verschlingen,

so fürchten wir uns nicht so sehr,

es soll uns doch gelingen.

Der Fürst dieser Welt,

wie sau’r er sich stellt,

tut er uns doch nicht;

das macht, er ist gericht’:

ein Wörtlein kann ihn fällen.

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