Predigt: Micha 5,1 – 14 (Weihnachten 2020)

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Der Messias bringt die Wende

„Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“

(Micha 5,1)

Wir befinden uns inmitten der Weihnachtszeit und feiern heute schon den 2. Advent. In dieser Zeit besinnen wir uns in besonderer Weise auf das Kommen Christi auf diese Welt und dessen Bedeutung für uns. Tatsächlich ist dieses Ereignis so wichtig, dass Gott darauf schon mehr als sieben Jahrhunderte zuvor hingewiesen hatte. Es geschah durch den Propheten Micha, der im 8. Jahrhundert vor Christus lebte. In welcher Situation Micha das Kommen des Messias voraussagte, ist sehr bedeutsam. Denn zur Zeit von Micha stand das Volk Israel in großer Bedrängnis. Das Nordreich Israel fiehl an Assyrien. Der Großteil der Bevölkerung wurde gefangen weggeführt. Nun sah es so aus, dass das Südreich Juda als nächstes erobert werden würde. Das Südreich Juda stand in akuter Bedrohung vor der assyrischen Supermacht. Ständig mussten die Leute in Juda damit rechnen, dass sie dasselbe Schicksal bevorsteht wie den Juden aus Nordisrael. Micha sagte ihnen voraus, dass sie dasselbe Schicksal wie Israel ereilen würde. Auch sie würden einst durch eine Supermacht gefangen weggeschleppt werden, allerdings nicht durch Assyrien, sondern durch Babel. In Micha 4,14 heißt es: „Jetzt! Ritze dich, Tochter der Kriegsschar! Man hat eine Belagerung gegen uns gerichtet; mit dem Stab schlagen sie den Richter Israels auf die Backe.“ Juda stand etwas Schreckliches bevor! Aber gerade in dieser Zeit voller Angst und Hoffnungslosigkeit gab Gott den Juden die wunderbare Verheißung des Messias. Das Kommen des Messias würde die Lage der Juden völlig verändern. Mit seinem Kommen würde es in der Situation Israels zu einem tiefgreifenden Wendepunkt kommen.
Um diesen Wendepunkt geht es in dem heutigen Text aus Micha 5. Wir wollen uns mit diesem Text anhand von drei Fragen auseinandersetzen:
1. Wer ist der Messias, der die Wende bringt?
2. Was für eine Wende bringt der Messias?
3. Was zerstört der Messias, um diese Wende zu ermöglichen?

Teil I: Die Persönlichkeit des Messias (V.1-3)

Bereits in Kapitel 4 kündigte Gott den Juden die Wende für ihre miserable Lage an. Diese Wende stand in unmittelbarer Verbindung mit dem Auftreten einer Person, mit der Person des Messias. Wie kündigte Micha den damaligen Juden die Person des Messias an? Wer war der, der die Wende einleiten sollte? Lesen wir Vers 1 einmal gemeinsam: „Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“ Aus Bethlehem, ausgerechnet aus Bethlehem sollte der Messias kommen. Solch eine große Persönlichkeit, von der es heißt, dass sie der Herr über Israel sei und dass dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. Solch eine große Persönlichkeit würde ausgerechnet in einem Dorf namens Bethlehem geboren werden. Normalerweise würde man den Geburtsort solch einer Persönlichkeit, die das Schicksal von Israel wenden würde, nicht in einem Dorf wie Bethlehem erwarten.
Aber was zeigt das über die Person des Messias, dass er nicht in der Hauptstadt, sondern in Bethlehem geboren werden würde? Aus der Sicht der damaligen Juden mochte es vielleicht entwürdigend erscheinen, dass der Messias in solch einem unbedeutenden Ort geboren werden sollte, aber aus Gottes Sicht nicht. Die damaligen Juden sollten verstehen, dass der Messias nicht in Herrlichkeit, sondern in Niedrigkeit kommen würde. In Jesaja 53,2 heißt es über ihn: „Er hatte keine Gestalt und keine Pracht.“ Der Messias würde ein demütiger König sein. Jesus selbst sagt von sich: „ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“ (Mt 11,29). Jesus ist ein König, zu dem nicht nur besondere, privilegierte Menschen, sondern jedermann kommen darf. Weder Status noch Privilegien, noch ein bestimmter Bildungsgrad oder irgendwelche Titel sind eine Voraussetzung dafür, um zu ihm kommen zu dürfen. In der Regel ist es ja so: Zu besonderen Menschen dürfen nur besondere Menschen. Jesus aber ist ein König für die einfachsten Leute. Man kann zu ihm eine Beziehung haben, auch wenn man nicht etwas Besonderes ist. Ist das nicht wunderbar?
Lesen wir Vers 1 noch einmal gemeinsam: „Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“ Es ist als ob Gott mit einem Zeigefinger über die Orte Israels fuhr und dann schließlich sagte: „Und du, Bethlehem!“ Gott hatte Bethlehem zum Geburtsort des Messias erwählt. Warum musste es denn unbedingt Bethlehem sein? Wenn die damaligen Juden Bethlehem hörten, mit welcher Person aus der Bibel würden sie es wohl verbinden? Mit David natürlich. David kam ja aus Bethlehem. Gott hatte diesen Ort erwählt, weil David aus diesem Ort kam. Gott hatte David die Verheißung gegeben, dass der Messias aus seiner Linie kommen würde. Nun ging Gott soweit, dass der Messias sogar aus demselben Ort wie David kommen sollte. Obwohl in diesem Vers der Name David nicht auftaucht, spielt er deutlich auf David an. Dies wird auch daran deutlich, dass es zwischen der Erwählung Davids und der Erwählung Bethlehems eine gewisse Parallele gibt: David war der jüngste aus der Familie Isais. So wie Gott gegen die Erwartung aller, den Jüngsten aus der Familie Isais zum König erwählt hatte, so hatte Gott unter den Ortschaften Israels ausgerechnet ein Dorf zum Geburtsort des Messias erwählt.
Was bedeutet es aber, dass der verheißene Messias sowohl aus der Linie als auch aus dem Heimatort Davids kommt? Es bedeutet, dass der verheißene Messias der wahre David ist. Jesus ist der wahre David. In Hesekiel 37,24 heißt es: „Und mein Knecht David soll ihr König und ihrer aller einiger Hirte sein.“ Als Hesekiel das sagte, war David schon längst verstorben. Mit „mein Knecht David“ meint er niemand anders als den Messias. Der verheißene Messias würde der wahre David sein. Was bedeutet das? Mit König David verbanden die Juden viele positive Assoziationen. Neben anderen biblischen Persönlichkeiten ist auch David ein Stolz der Juden. David war ein heldenhafter Mann. Ob er gegen Löwen oder Bären oder gegen Riesen oder gegen die Feinde Israels kämpfte, er war siegreich. Er war derjenige, der den Sieg für sein Volk erwarb. Zudem war David ein Mann mit Hirtenherz. In 1. Samuel erfahren wir, dass sich bei ihm allerlei Männer, die in Not und Schulden und verbitterten Herzens waren, versammelt hatten. Um ihn hatten sich sozusagen lauter Versager der Gesellschaft versammelt. Er war jemand, für den sich die Leute gerne hingaben. Als David noch auf der Flucht war, riskierten seine Helden ihr Leben dafür, um ihm Wasser zu bringen. Jonathan verzichtete um Davids willen freiwillig auf seinen Anspruch als Thronnachfolger. David war kein Tyrann. David war ein König, der für Recht und Gerechtigkeit sorgte. David war ein König, den sich viele Menschen wünschen.
Aber auch David war ein sehr fehlerhafter Mensch. Er versagte als gerechter König, als er z.B. mit der Frau eines seiner loyalsten Männern Ehebruch beging und anschließend den Mann ermordete. David versagte als Hirte, als z.B. die Amalekiter Frauen und Kinder seiner Männer entführten (1. Sam 30). David versagte als Held, als er den Priester von Nob aus Angst belog und um seinetwillen viele Priester ermordet wurden usw. (1. Sam 21). David war in allem nur begrenzt ein guter König, nur z. T. ein guter Hirte für sein Volk usw. In Allem, worin David nur z. T. ein guter König war, würde es der Messias in vollkommener Weise sein. Als der wahre David würde der verheißene Messias in vollkommener Weise ein gerechter König sein, in vollkommener Weise ein Hirte sein, in vollkommener Weise ein Freund der Versager bzw. der Sünder, in vollkommener Weise ein Sieger und Held sein. Er würde derjenige sein, der den wahren Sieg für seine Untertanen erwirbt. Er würde ein König sein, für den sich die Untertanen grenzenlos hingeben. Er würde der wahre König sein, ein König, den sich eigentlich so viele Menschen wünschen.
Übrigens ist die Bedeutung des Ortsnamen „Bethlehem“ selbst eine ausgezeichnete Anspielung auf das Wesen des Messias. Bethlehem hat die Bedeutung „Haus des Brotes“. Dieser Ort trägt diesen Namen, weil zu alttestamentlichen Zeiten Getreide in dieser Region angebaut wurde. Hier wird das Sprichwort wahr: „nomen est omen“. Aus Bethlehem sollte das wahre Brot, das Brot des Lebens kommen. Anders als der König von Assur würde der Messias seine Untertanen nicht ausbeuten, sondern ihnen das Leben in Hülle und Fülle geben. Er würde ein König für die Hungrigen sein, ein König für die geistlich Armen.
Da der Messias wie jeder andere Mensch auch einen Geburtsort haben würde, könnten die damaligen Juden meinen, dass der Messias ein ganz normaler Mensch sein würde. Aber worauf weist der zweite Teil dieses Verses ausdrücklich hin? Lesen wir Vers 1 noch einmal gemeinsam: „Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“ Aus diesem kleinen Ort Bethlehem sollte eine gewaltige Persönlichkeit hervorgehen: Der Herr von Israel. Dieser Herr von Israel würde anders sein als die Herren bzw. Könige von Israel zuvor. Er würde nicht einfach nur ein weiterer König Israels sein. Micha sagt, dass er von Ewigkeit her sei. Die damaligen Juden sollten begreifen, dass der verheißene Messias kein normaler Mensch sein würde. Der Messias würde Gott höchstpersönlich sein. Während der erste Teil eher auf die menschliche Natur des Messias hinweist, weist der zweite Teil des Verses ausdrücklich auf die göttliche Natur des Messias hin. Denn nur Gott allein ist von Ewigkeit her. Gott! Gott höchstpersönlich würde in Bethlehem zur Welt kommen und der Herr über Israel sein. Was für ein krasses Ereignis!
Dieses Ereignis ist umso bewundernswerter, wenn man es im Zusammenhang mit der jüdischen Geschichte betrachtet: Israel hatte einst Gott als seinen König verworfen. Zur Zeit des Propheten Samuels wünschte es sich einen menschlichen König, wie es bei den anderen Völkern der Fall war. Obgleich dieses Anliegen verkehrt war, ging Gott darauf ein. Aber was haben diese Könige mit Israel gemacht? Bis auf einige wenige Ausnahmen trieben die Könige durch ihre Gottlosigkeit Israel in den Abgrund, in eine nationale Katastrophe. Zur Zeit von Micha setzte der Anfang dieser Katastrophe ein, indem das Nordreich Israel gefangen nach Assyrien weggeführt wurde. Gott hätte „einen auf beleidigt machen können“. Er hätte zu den Juden in der Zeit Michas sagen können: „Selbst schuld, ihr wolltet mich ja nicht haben! Die Suppe, die ihr euch eingebrockt habt, müsst ihr nun selbst auslöffeln.“ Aber was hat Gott stattdessen gemacht? Gerade in dieser Zeit gab Gott den Juden die Verheißung, die wir in Vers 1 lesen. Gott verhieß den Juden, dass er selber wieder der Herr über Israel sein würde, um es aus dem selbstverschuldeten Schlamassel wieder herauszuholen.
Nachdem Israel so viele Herren hatte, die darin gescheitert waren, für Gottes Volk wahre Könige zu sein, würde Gott kommen. Um diese Verheißung zu erfüllen, machte sich Gott klein. Er schlüpfte in die königliche Linie Davids hinein. Gott verließ den Himmel und kam in ein Dorf namens Bethlehem als Mensch auf die Erde. Gott erniedrigte sich so sehr, um wieder der rechtmäßige König über Israel zu sein. Was für eine Gnade!
Was kündigte Micha den Juden noch über den Messias an? Betrachten wir Vers 3: Er aber wird auftreten und sie weiden in der Kraft des HERRN und in der Hoheit des Namens des HERRN, seines Gottes. Und sie werden sicher wohnen; denn er wird zur selben Zeit herrlich werden bis an die Enden der Erde. Mit göttlicher Vollmacht und Autorität würde der Messias auftreten und das Volk Gottes weiden. Das Wort „weiden“ weist auf die Art und Weise hin, wie der Messias sein Volk leiten würde – eben wie ein Hirte. Lange Zeit würde das Volk ohne Hirte sein. Es würde keinen geben, der sich wirklich um dieses Volk kümmert. Es würde in jeglicher Hinsicht verwahrlosen. Doch das Auftreten des Messias würde diese Zeit beenden.
Es gibt Leiter, die sind autoritär, mit anderen Worten herrisch, militant usw. Auf der anderen Seite gibt es Leiter, die alles erlauben. Sie haben keine innere Autorität und können sich nicht durchsetzen. Unter ihrer Leitung macht jeder, was er will. Der Messias aber würde keiner der Beiden sein. Der Messias würde nach der Art eines Hirten Leiter sein. Ein Hirte hat Autorität, seine Schafe nehmen ihn ernst und kennen seine Stimme. Aber der Hirte tritt nicht herrisch gegenüber seinen Schafen auf. Es geht ihm (zumindest einem guten Hirten) darum, dass seine Schafe wirklich alles haben, dass ihre Bedürfnisse auch wirklich gestillt werden usw. Er setzt seine Autorität dafür ein, um für seine Schafe Fürsorge zu leisten. Ebenso würde der Messias seine Autorität und seine Vollmacht dafür nutzen, sich um sein Volk zu kümmern. Der Messias würde ein fürsorglicher König sein. Wie der Messias seine Autorität und Vollmacht dafür eingesetzt hat, seinem Volk zu dienen, sehen wir ausdrücklich in Johannes Kap. 13. Dort heißt es, dass Jesus wusste, dass Gott ihm alles in seine Hände gegeben hat. Was hat er direkt danach gemacht? Er hat dann seinen Jüngern die Füße gewaschen. Er gebrauchte seine uneingeschränkte Autorität dafür, zu dienen. Was für ein herrlicher König!
Vers 3 spricht auch davon, dass unter seiner Leitung das Volk Sicherheit haben würde, ebenso wie Schafe unter der Obhut ihres Hirten Schutz finden. Ein messianischer Bibellehrer erklärt, dass Sicherheit mehr und mehr zu einem maßgeblichen Faktor der Politik Israels werden wird. Aus Sicherheitsgründen würden alle politischen Entscheidungen gerechtfertigt werden. Aus Sicherheitsgründen würde Israel auch politische Bündnisse eingehen. Aber all diese politischen Bemühungen werden scheitern, sodass Israel schließlich seine wahre Sicherheit in dem Messias findet.
Vers 3 schließt ab mit den Worten: „denn er wird zur selben Zeit herrlich werden bis an die Enden der Erde.“ Der Messias würde nicht nur über Israel herrschen, sondern ein König über die ganze Welt sein. Der Herrlichkeit seiner Persönlichkeit entspricht die Größe seines Herrschaftsbereichs. Einem König mit solch einer herrlichen Persönlichkeit gebührt es, die ganze Welt zu regieren. Wie schade wäre es, wenn so ein großartiger König nur für Israel da wäre. Nein, nicht nur Israel, sondern auch wir dürfen Jesus als unseren König haben – der König, den sich eigentlich jeder wünscht.

Wie eingangs erwähnt kündigte Micha den Messias an, um den damaligen Juden Hoffnung und Zuversicht auf eine Wende zu geben. Wie würde diese Wende aussehen, die der Messias bringt?

Teil II: Die Wende (V. 4 – 8)

Micha sagte voraus, dass Israel in der Endzeit in einer ähnlichen Situation stecken wird wie zu seiner Zeit: Vers 4 spricht davon, dass eine feindliche Supermacht, wofür Assyrien bildlich steht, Israel bedrängen wird. Diese Supermacht wird soweit vordringen, dass sie bereits ins Gebiet von Israel kommt, ja sogar soweit, dass sie in die Paläste Israels tritt. Doch das Kommen des Messias in der Endzeit würde das Blatt wenden. Vers 5 berichtet davon, dass der Messias Israel von der feindlichen Supermacht erretten und aus dem Volk genügend Führer erwecken wird, die fähig sind, das feindliche Heer zu vertreiben. Vers 7 spricht davon, das Israel inmitten vieler Völker wie ein Löwe sein wird. Es wird also gefürchtet und überlegen sein. Auf diese Weise würde sich die Lage von Israel wenden. Eine Veränderung der äußeren Lage von Israel ist nicht das Einzige, was der Messias vollbringen wird. Selbst wenn ein Land in Sicherheit ist, kann es doch in ständiger Angst, Unfrieden und Unruhe sein. In Sprüche 28,1 heißt es: „Der Gottlose flieht, auch wenn niemand ihn jagt, aber die Gerechten sind furchtlos wie ein junger Löwe.“ Was die entscheidende Wende in Israel bringt, erfahren wir im Beginn von Vers 4: „Dieser wird Friede sein.“ Israel, das sich ständig bedroht fühlt und nach Sicherheit hascht, wird einst Frieden haben. Bemerkenswerterweise steht nicht: Dieser wird Friede bringen, sondern dieser wird Friede sein. Der Messias selbst ist der Friede. Der Friede kommt also nicht daher, weil sich die außenpolitische Lage verbessern wird, sondern der Friede ist in dem Messias selbst, in seiner Person begründet. Mit seinem Tod am Kreuz brachte uns Jesus Christus den Frieden mit Gott. Wenn Israel Jesus Christus als Messias annehmen wird, wird es Frieden haben, nicht mehr in Angst, Unruhe und Unfrieden leben. Und das ist das, was die Wende eigentlich kennzeichnen wird.

Weitere Kennzeichen dieser Wende erfahren wir im Vers 6. Die Worte „Tau“ und „Regenschauer“ sind Bilder für den Segen Gottes. Israel wird für viele Völker eine Quelle des Segens sein. In Jesaja 2,3b erfahren wir, was dieser Segen in erster Linie bedeutet. Dort heißt es: „Denn von Zion wird Weisung ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem.“ Israel würde vor allem zu einem geistlichen Segen für die Menschen werden. Aus Israel würden sozusagen vollmächtige Bibellehrer, sowie Missionare und Evangelisten hervorgehen. Gott würde sie dazu gebrauchen, um Menschen aus anderen Völkern sein lebendiges Wort zu geben.
Wieviel geistlichen Einfluss nimmt Israel zur Zeit auf die Welt? Kaum, nur sehr gering. Aber wenn sich Israel, zumindest ein Teil von Israel, einst zu dem Messias bekehren wird, werden viele Juden zum Salz der Erde. Jetzt ist Israel noch geistlich fad, aber der Messias wird Israel so richtig salzig machen: Für die einen zum Segen, für die anderen zum Fluch. Gottes Ziel für Israel war es seit jeher, dass es Ihn inmitten der Völker verherrlicht. In 5. Mose heißt es: „So haltet sie [die Gebote] nun und tut sie! Denn darin zeigt sich den Völkern eure Weisheit und euer Verstand.“ Aber bisher hat Israel dieses Ziel nicht erfüllt. Seinetwegen wurde der Name Gottes nicht verherrlicht, sondern verlästert. Gott ist mit seinem Volk immer noch nicht zum Ziel gekommen, obwohl schon mehrere tausend Jahre vergangen sind. Vers 6 macht aber deutlich, dass Gott einst mit seinem Volk zum Ziel kommen wird.

Frieden, Sicherheit und Segen für die Welt – das wird das Kommen des Messias in der Endzeit für Israel bringen – eben eine herrliche Wende für Israel. Damit diese Wende eintreten kann, wird das Kommen des Herrn noch etwas bewirken oder besser gesagt, etwas zerstören. Was das ist, wollen wir im dritten Teil der Predigt betrachten.

Teil III: Die radikale Reinigung Israels (V. 9 – 14)

Betrachten wir die Verse 9 und 10. In diesen Versen ist von „Pferden“, „Kriegswagen“, „Städte“ und „Festungen“ die Rede, die Gott vernichten wird. Alle diese Dinge stehen für militärische Stärke, worauf Israel so sehr vertrauen wird. Dieses Vertrauen auf militärische Stärke ist im Grunde genommen nichts anderes als Selbstvertrauen. Im Vers 11 ist von Zauberei und Wahrsagern die Rede. Sie stehen für Okkultismus bzw. Vertrauen auf dämonische Mächte und Kräfte. In den Versen 12 und 13 ist von Götzenbildern, Steinmalen und Ascherabildern die Rede. Sie stehen für Götzendienst.
Falsches Vertrauen, Okkultismus und Götzendienst sind eng miteinander verwandt: Götzendienst gibt es daher, weil man sein Vertrauen auf sich, auf andere Dinge oder Mächte setzt, anstelle auf Gott. Man erhofft von diesen Dingen den Segen, den eigentlich nur Gott wahrhaftig geben kann.
Wie sehr Gott falsches Vertrauen verhasst ist, macht Jeremia 17,5 deutlich: „So spricht der HERR: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und hält Fleisch für seinen Arm, und mit seinem Herzen vom HERRN weicht.“
Solange diese Dinge wie Götzendienst, Okkultismus und falsches Vertrauen in Israel herrschen, kann es für Israel keine Wende zum Frieden, Sicherheit und Segen geben. Was wird der Messias daher tun? In dem Abschnitt der Verse 9 bis 14 werden radikale Verben verwendet: Immer wieder ist von „ausrotten“ die Rede, nach der Elberfelder-Übersetzung taucht dieses Verb vier Mal auf. Weitere radikale Wörter, die in dieser Stelle verwendet werden, sind „vernichten“, „zunichte machen“ und „ausreißen“. Gott ist es bei Dingen wie falsches Vertrauen und Götzendienst bitter ernst. Der Messias wird sie daher nicht einfach nur beseitigen, sondern sie restlos vernichten, sie sozusagen kurz und klein hauen, bis nichts mehr von ihnen übrig bleibt. Radikal und kompromisslos wird der Messias diese Dinge in Israel auslöschen.
In dem Abschnitt von V. 9-14 heißt es auch wiederholt „will“.
V.9: will ich deine Rosse ausrotten… V.10: und will die Städte deines Landes vernichten… V.11: ich will die Zauberei bei dir ausrotten… V.12: Ich will deine Götzenbilder… ausrotten… V.13: will deine Ascherabilder ausreißen.
Dieses wiederholte „will“ macht ebenfalls deutlich, wie ernst es Gott ist, jeglichen Götzendienst, falsches Vertrauen und Okkultismus zu vernichten. Hinter diesem „will“ steckt Gottes heiliger Eifer um seine Ehre. In Jesaja 9,6 heißt es: „Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird dies tun.“ Der Messias wird erpicht sein, jene Dinge in Israel auszurotten.
Darüber hinaus macht die ständige Wiederholung des Wortes „ich“ deutlich, dass nicht Israel, sondern der Messias Israel vom Götzendienst reinigen wird. Der Messias selbst wird es tun. Er ist derjenige der es tun wird und auch der Einzige der es tun kann.

Die Wende Israels, die der Messias bringen wird, wird also nicht einfach so kommen, sondern mit einer radikalen, geistlichen Reinigung Israels einhergehen. Das Kommen des Messias wird sowohl Frieden bringen als auch eine radikale Vernichtung von falschem Vertrauen und Götzendienst. Beides sind zwei Seiten von ein- und derselben Medaille.

Was lehrt uns der Text? Viele Menschen haben den Wunsch nach einer Wende in ihrem Leben, nach Änderungen von Missständen – bei dem einen in der Familie oder Ehe, bei dem anderen in der Arbeit, bei dem einen in der Gemeinde, bei dem anderen in seinem geistlichen Leben und bei den meisten wohl in mehreren Lebensbereichen zugleich. Insbesondere am Ende des Jahres sind viele Menschen frustriert, weil der lang ersehnte Wendepunkt auch in diesem Jahr einfach ausgeblieben ist. Und es kann sein, dass sie darauf schon Jahrzehnte warten – aber nichts, keine Änderung ist in Sicht. Doch der heutige Text lehrt uns, wer und was den entscheidenden Wendepunkt in unserem Leben bringt. Es ist das Kommen des Messias. Wie wir im ersten Teil der Predigt betrachtet haben, ist er der König, den sich eigentlich jeder wünscht. Da wo dieser König herrscht, herrscht auch Frieden. Durch diesen Frieden können wir zufrieden sein, obgleich sich nichts an unseren Umständen geändert hat.
Man kann an dieser Stelle natürlich einwenden: Was ist das denn für ein Wendepunkt, wenn sich äußerlich gar nichts ändert? Zwar verspricht der Messias uns in diesem Erdenleben keine optimalen Zustände, keineswegs. Aber immer wieder geschieht es, dass indem wir verändert werden, auch unsere Umstände verändert werden können. Die Wendepunkte, die der Herr bringt, geschehen oft von innen nach außen. Im Seelsorgeseminar lernten wir das Fallbeispiel eines Mannes kennen, der sehr mit unkontrolliertem Zorn zu kämpfen hatte und dadurch die Beziehungen in seiner Familie zerstörte. Doch als er anfing mit Hilfe des Herrn gegen dieses Problem anzugehen, erlebte er positive Veränderungen in der Familie. Ich lese einen Ausschnitt aus seinem Bericht über die Wendepunkte, die er erlebt hatte, vor:
„Es hat mich überrascht (…), als ich merkte, wie viel sich geändert hat, wie sehr Gott meine Versuche, ihm zu vertrauen und zu gehorchen, gesegnet hat. Meine Frau und ich reden freier und offener als je zuvor in unserer Ehe. (…) Ich spüre eine Nähe in unserer ganzen Familie, die vorher fehlte. Meine Kinder scheinen mir gegenüber entspannter zu sein, doch sie nehmen die Verantwortung ernst, einander zu warnen, nicht zu grob oder zu wild im Haus zu werden. (…) Mit anderen Worten werde ich als Elternteil respektiert und geliebt und nicht mehr gefürchtet. Die Vorteile gehen auch über die Familie hinaus (…) es scheint, dass Menschen die Veränderung in unserer Familie sehen können. Leute in der Gemeinde haben uns gesagt, wie glücklich wir aussehen; unser Leben ist Teil unseres Zeugnisses (…) Wir haben mehr Möglichkeiten, außerhalb unserer Familie zu dienen (…).“

Das Kommen des Messias bewirkt Wendepunkte von innen nach außen. Was bedeutet dieses Kommen des Messias aber konkret? Ich möchte mit einem bekannten Weihnachtslied antworten: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“. In den Strophen 3 und 5 des Liedes heißt es:

Wohl allen Herzen insgemein,
Da dieser König ziehet ein.
Er ist die rechte Freudensonn,
Bringt mit sich lauter Freud und Wonn. (…)

Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
Meins Herzens Tür dir offen ist.
Ach zieh mit deiner Gnade ein;
Dein Freundlichkeit auch uns erschein.

Da wo der Herr Jesus kommen möchte, ist nirgendwo anders als in unsere Herzen. Lasst uns den Herrn Jesus in unsere Herzen willkommen heißen und zwar soweit, dass wir ihm erlauben, alle Götzen und falsches Vertrauen niederzureißen. In den Strophen 1 und 4 desselben Liedes heißt es:

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;
Es kommt der Herr der Herrlichkeit,
Ein König aller Königreich,
Ein Heiland aller Welt zugleich,
Der Heil und Leben mit sich bringt;
Derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
Mein Schöpfer reich von Rat.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,
Eu’r Herz zum Tempel zubereit‘.
Die Zweiglein der Gottseligkeit
Steckt auf mit Andacht, Lust und Freud;
So kommt der König auch zu euch,
Ja, Heil und Leben mit zugleich.

Wir sollen dem Herrn nicht nur einen kleinen Spalt der Herzenstür öffnen, sondern: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“. Hierfür ist uns eine Verheißung gegeben. In den Versen 11 und 12 des heutigen Textes heißt es nach der Elberfelder-Übersetzung zwei Mal „du wirst“: „Du wirst keine Wahrsager mehr haben… du wirst dich nicht mehr niederwerfen vor dem Werk deiner Hände. Dies ist eine Verheißung, eine Verheißung, dass der Messias alle Götzen in einem Herz, in das er eingekehrt ist, zunichte machen wird. Er wird es tun!“ Was wird das Resultat davon sein? Beständiger Frieden und echte Freude – eben eine wahre Wende, die sich jeder wünscht.

 

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