Predigt: Matthäus 9,1 – 17

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Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit

Geht aber hin und lernt, was das heißt: »Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer.« Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten“

(9,13)

Letzte Woche haben wir erfahren, dass Jesus Macht über die Naturgewalten und auch über die bösen Geister offenbart hat. Als ein heftiger Sturm auf dem See Genezareth tobte und die Wellen das Boot der Jünger schon zudeckten, stand Jesus auf und bedrohte den Wind und das Meer, und es wurde ganz stille. Als Jesus auf der anderen Seite des Sees zwei Männern begegnete, die durch die Herrschaft böser Geister wie Monster geworden waren, und den bösen Geistern befahl: „Fahrt aus!“, fuhren sie sofort aus den Männern aus und fuhren in eine Herde Schweine, an denen sie ihr zerstörerisches Wesen zeigten. Nach diesen zwei beeindruckenden Offenbarungen seiner göttlichen Vollmacht zeigt Jesus uns im heutigen Text, dass er eine noch viel größere Vollmacht hat, die für uns noch viel wichtiger ist, nämlich die Macht, uns Menschen unsere Sünden zu vergeben. Wie hat Jesus diese Vollmacht offenbart? Was bedeutet es für uns, für dich und für mich, dass Jesus gekommen ist, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten? Gott segne uns beim Hören auf sein Wort!

I. Jesus vergibt die Sünde (1-8)

Betrachten wir den Text. Jesus fuhr mit dem Boot wieder über den See und kam nach Kapernaum, wo er sich am meisten aufhielt. Wer wurde dort zu Jesus gebracht? Vers 2a sagt: „Und siehe, da brachten sie zu ihm einen Gelähmten, der lag auf einem Bett.“ Einige brachten einen gelähmten Mann zu Jesus. Wie war seine Lage? Im Dezember letzten Jahres waren viele Menschen in Deutschland von dem Unfall eines jungen Mannes bewegt, der in einer Fernsehshow auf gefederten Stelzen über fahrende Autos sprang und dabei so stürzte, dass er seitdem gelähmt ist. Bis heute kann er seinen Körper kaum spüren und praktisch nicht bewegen. Wir wissen nicht, wodurch der Mann im Text gelähmt war. Aber die Tatsache, dass er auf einem Bett lag, weist darauf hin, dass auch er am ganzen Körper gelähmt war. Wegen seiner Lähmung konnte er gar nichts tun. Selbst bei den einfachsten Alltagsdingen wie sich anzuziehen, zu waschen oder zu essen, war er auf die Hilfe anderer angewiesen. Sein Leben muss ihm sinnlos, trostlos und hoffnungslos vorgekommen sein. Doch zum Glück hatte er einige Freunde, die von Jesus gehört haben müssen, der die Kranken heilte. Sie erzählten auch ihrem gelähmten Freund davon. Wir erfahren hierüber keine Einzelheiten. Aber eines Tages nahmen sie ihn und brachten ihn auf seinem Bett zu Jesus.

Wie reagierte Jesus? Es heißt: „Als nun Jesus ihren Glauben sah ...“ Jesus hätte vieles sehen können – ihre Treue zu ihrem Freund, ihre Hilfsbereitschaft, ihre große Mühe usw. Aber was sah er? Jesus sah die Motivation, aus der sie kamen, Jesus sah ihren Glauben. In gleicher Weise sieht Jesus auch bei uns nicht bloß darauf, was wir tun, sondern sieht unser Motiv, ob wir etwas aus Glauben tun oder nicht. Als Jesus den Glauben des Mannes und seiner Freunde sah, war er spontan bereit, ihm auf beste Weise zu helfen.

Wie half Jesus ihm? Jesus sprach ihn sehr freundlich an und sagte: „Sei getrost, mein Sohn.“ Dann sagte er das Sensationelle: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Jesus vergab ihm alle seine Sünden.

Warum vergab Jesus ihm seine Sünden und heilte ihn nicht von seiner Lähmung, was seine Freunde wohl erwartet haben? Als Jesus ihren Glauben sah, wollte er ihm die beste Hilfe geben, nicht die zweitbeste, sondern die beste. Warum ist die Vergebung seiner Sünde die dringendere und bessere Hilfe als die Heilung von seiner Lähmung?

Seine Lähmung machte ihn bewegungsunfähig und schränkte ihn dadurch in seinem Leben sehr stark ein. Aber seine Sünde zerstörte seine Beziehung zu Gott und damit sein Leben. Viel mehr noch als seine Lähmung ihn körperlich lähmte und sein Leben zu einer Last für andere machte, machte seine Sünde ihn völlig unfähig, in seinem Leben Gutes und Sinnvolles zu tun und Gott zu ehren und ein Segen für andere zu werden. Seine Sünde in seinen Gedanken und verkehrten Einstellungen war wie eine Mauer zwischen ihm und Gott, die ihn von Gott und seinem wahren Segen trennte. Wegen seiner Sünde konnte er keine Freude und keine innere Kraft haben und keine Hoffnung, einmal in das ewige Reich Gottes zu kommen. Auf diese Weise zerstörte die Sünde sein ganzes Leben. Obwohl seine Lähmung ihn augenscheinlich sehr stark einschränkte, war seine Sünde das größte und schlimmste Problem in seinem Leben, das am dringendsten vor allem anderen gelöst werden musste.

Wie löste Jesus das Problem der Sünde? Betrachten wir noch einmal Vers 2. Jesus löste das Problem seiner Sünde auf die einzig mögliche Weise, nämlich indem er ihm seine Sünden vergab. Der Gelähmte konnte nichts dazu beitragen, er lag nur hilflos in seiner Sünde vor Jesus. Aber Jesus nahm ihn an und vergab ihm in seiner Autorität als Gottes Sohn einseitig alle seine Sünden und verkündete das durch sein Wort: „Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“ Durch die Vergebung seiner Sünden konnte der Mann ein neues Leben als Kind Gottes anfangen. Durch die Vergebung seiner Sünden war er nicht mehr von Gott getrennt und konnte täglich voller Zuversicht auf die Liebe Gottes und in der Hoffnung auf das ewige Leben mit Freude leben. Wegen der Gnade der Sündenvergebung bekam er innere Kraft, andere zu lieben und zu ermutigen und ihnen von der Gnade Jesu zu erzählen, und konnte so ein Segen für andere werden.

Was können wir hier lernen? Wir können hier lernen, wie das Problem der Sünde gelöst wird. Die meisten Menschen versuchen mit ihrer Sünde selbst fertig zu werden. Sie bemühen sich mit ihrer Kraft moralisch gut zu leben. Wenn sie dabei scheitern oder merken, dass ihr Leben nicht so ganz den richtigen Kurs hat, versuchen viele, ihre Fehler und Vergehen auszugleichen, indem sie so genannte gute Werke tun, zum Beispiel ab heute andern gegenüber freundlicher sind oder anfangen, an ein Hilfsprojekt in der dritten Welt zu spenden. Aber niemand kann mit seiner Sünde selbst fertig werden. Sünde ist wie eine Krankheit, gegen die kein Mensch eine ausreichend starke Medizin hat oder eine wirklich wirksame Therapie. Sünde lähmt die Menschen innerlich, sodass sie unfähig werden, all die guten Dinge zu tun, die sie tun sollten. Es gibt nur eine Lösung für das Problem der Sünde, nämlich dass Jesus die Sünden vergibt.

Auch wir können manchmal versuchen, mit unserer Sünde irgendwie selbst fertig zu werden, anstatt damit zu Jesus zu kommen, vielleicht weil wir uns schämen, dass wir als Christen so eine Sünde begangen haben, oder uns nicht trauen, mit der selben Sünde nochmals zu Jesus zu kommen. Doch wenn wir mit unserer Sünde nicht zu Jesus kommen, ist das absolut nicht harmlos. Unvergebene Sünden sind wie unbehandelte Wunden, die sich entzünden und dauerhafte Schäden im Körper anrichten. Unvergebene Sünde lähmt uns in unserem inneren, geistlichen Leben, sodass wir die vielen guten Dinge, die wir eigentlich für Gott und für unsere Mitmenschen tun sollen und tun wollen, tatsächlich immer weniger tun können. Wir sollen tief erkennen, dass Jesus die Vollmacht hat, alle unsere Sünden zu vergeben, und dass er auch völlig dazu bereit ist. Wir können unsere Sünde nicht selbst überwinden. Aber wir dürfen und sollen so, wie wir sind, mit unserer Sünde, zu Jesus kommen und vor ihm da sein, wie der Gelähmte, der hilflos vor Jesus lag. Dann sollen wir auf ihn hören und zu ihm beten, bis wir das göttliche Wort von ihm hören: „Sei getrost … deine Sünden sind die vergeben.“

Eigentlich hätten sich alle Anwesenden freuen sollen, dass Jesus dem Gelähmten seine Sünden vergab und ihn als sein Kind annahm. Aber nicht alle waren damit einverstanden. Vers 3 sagt: Und siehe, einige unter den Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst: Dieser lästert Gott.“ Einige Schriftgelehrten behaupteten, Jesu Verkündigung, dass dem Mann die Sünden vergeben waren, sei eine Gotteslästerung. Sie waren nicht bereit, Jesu Offenbarung als der, der Vollmacht hat, Menschen die Sünden zu vergeben, anzunehmen, sondern betrachteten Jesu Verhalten nach ihren fixen Gedanken.

Wie reagierte Jesus darauf? Vers 4 sagt: „Als aber Jesus ihre Gedanken sah, sprach er: Warum denkt ihr so Böses in euren Herzen?“ Jesus sah ihre Gedanken in ihren Herzen und nannte sie böse. Ihre Gedanken waren böse, weil sie die Offenbarung der Vollmacht Jesu absichtlich total ignorierten und nur weiter nach ihrem Schema dachten. Ihre Gedanken waren auch deshalb böse, weil diese Verkündigung nicht die erste Offenbarung Jesu war, sondern sie müssen schon von vielen anderen Wundern gehört und sie zum Teil selbst gesehen haben, die die Jesu Vollmacht belegten, aber sie weigerten sich trotzdem, Jesus anzuerkennen. Dass sie nicht nur an Jesu Vollmacht zweifelten, sondern seine Worte als Gotteslästerung bezeichneten, waren wirklich böse Gedanken.

Wie reagierte Jesus weiter? Jesus hätte sie wegen ihrer absichtlichen Ignoranz verurteilen oder einfach ignorieren können. Aber Jesus wollte ihnen helfen. Er sagte in den Versen 5 und 6: „Was ist denn leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, auf Erden die Sünden zu vergeben – sprach er zu dem Gelähmten: Steh auf, hebe dein Bett auf und geh heim!“ Jesus appellierte an ihre Vernunft, indem er sie fragte, ob es leichter ist, dass er dem Mann die Sündenvergebung zuspricht, was niemand nachprüfen kann, oder ihm zu befehlen, aufzustehen und heimzugehen, was jeder sofort sehen kann. Jesus wollte den Mann heilen, was auch diese kritischen Menschen sehen konnten. Der Grund ist, dass Jesus will, dass auch sie erkennen, dass er Vollmacht hat, die Sünden zu vergeben auf Erden. Jesus ist es wichtig, dass alle Menschen erkennen, dass er die Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden! Alle Menschen auf der Erde sollen das erkennen und annehmen, weil das der eine und einzige Weg ist, durch den sie frei werden von ihren Sünden.

Wie bewies Jesus, dass er tatsächlich die Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden? Jesus befahl dem Gelähmten: „Steh auf, hebe dein Bett auf und geh heim!“ Was passierte daraufhin? Vers 7 sagt: „Und er stand auf und ging heim.“ Jesus ist der allmächtige Gott. Jesus hat die Vollmacht, Sünden zu vergeben!

Wie reagierte das Volk auf dieses Wunder? Vers 8 berichtet: „Als das Volk das sah, fürchtete es sich und pries Gott, der solche Macht den Menschen gegeben hat.“ Sie fürchteten sich und priesen Gott. Sie erkannten an, dass Gott Jesus solche Macht gegeben hat.

Möge Gott auch jedem von uns helfen, tief zu erkennen, dass Jesus die Vollmacht hat, unsere Sünden völlig zu vergeben und diese Vollmacht persönlich täglich neu in Anspruch zu nehmen, sodass wir innerlich geheilt und stark werden und die guten Dinge tun können, die wir für Gott und für unsere Nächsten tun sollen!

  1. Die Berufung des Matthäus (9-13)

Wem begegnete Jesus, nachdem er den Gelähmten geheilt hatte und von dort wegging? Betrachten wir Vers 9. Jesus sah einen Zöllner namens Matthäus am Zollhaus sitzen. Wie wir wissen trieben Zöllner für die Römer Zölle von ihren eigenen Landsleuten ein. Daher galten sie bei den Juden als Landesverräter. Da die meisten Zöllner dabei den Leuten mehr Zoll abknöpften, als vorgeschrieben war, und sich damit selbst bereicherten, waren sie als skrupellose Sünder verhasst. Denn während die meisten Leute ziemlich bescheiden oder arm lebten, waren die Zöllner reich. Wir wissen nicht genau, warum Matthäus ein Zöllner geworden war. Vielleicht brauchte er während seines Studiums dringend Geld oder musste irgendwelche Schulden zurückzahlen. Vielleicht dachte er auch, dass in seinem Leben die Kohle einfach stimmen muss und er lieber schief angesehen wird, als in Armut zu leben. Jedenfalls wurde Matthäus ein Zöllner. Er verdiente jeden Tag viel Geld und konnte sich ein großes Haus kaufen. Aber es gab auch viele negative Auswirkungen in seinem Leben. Er wurde tatsächlich von den anderen Menschen verachtet und ausgeschlossen. Niemand mochte ihn. Wer ihn sah, wich ihm aus oder schaute ihn mit verächtlichen oder hasserfüllten Blicken an. Matthäus muss unter Einsamkeit gelitten haben. Er muss auch unter dem Bewusstsein gelitten haben, dass sein Leben sinnlos ist. Denn als Jude muss ihm klar gewesen sein, dass Gott sein selbstsüchtiges geldorientiertes Leben nicht gut finden oder akzeptieren konnte. Als Jesus vorbeiging, sah er Matthäus einsam und unglücklich in seinem Zollhaus sitzen.

Was sagte Jesus zu ihm? Lesen wir gemeinsam den Vers 9a: „Und als Jesus von dort wegging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir!“ Jesus lud Matthäus ein, ihm zu folgen. Jesus lud ihn ein, von nun an mit Jesus zu leben und von ihm zu lernen. Dabei stellte Jesus keine Vorbedingungen. Jesus erwartete nicht, dass er sich zuerst ändert und eine Zeitlang ein besseres Leben führt, was er gar nicht kann. Jesus lud ihn ein, so wie er war. Wohl niemand hatte Matthäus in den letzten Jahren zu sich eingeladen. Jesu Einladung war eine einzigartige Chance zu einem neuen sinnvollen Leben in der Gemeinschaft mit Jesus, dem Sohn Gottes.

Was können wir hier über Jesus lernen? Jesus nimmt die Sünder nicht nur an, wie sie sind, und vergibt ihnen; Jesus beruft sie zu einem neuen Leben in der Beziehung zu ihm, nach seinem Vorbild. Vor allem können wir hier Jesu Verständnis und seine große Hoffnung für einen Sünder sehen. Niemand konnte Matthäus verstehen. Alle verachteten ihn und konnten über ihn nur den Kopf schütteln. Aber Jesus verstand ihn. Jesus konnte sogar verstehen, warum er ein Zöllner geworden war und warum er bis jetzt so gelebt hatte. Und Jesus hatte Hoffnung für ihn. Jesus sah ihn nicht nur so, wie er im Moment war. Jesus sah die Möglichkeit, die Gott in sein Leben gelegt hatte. Jesus sah, dass er ein großartiger Apostel und Evangelist werden würde. Wie wir wissen, konnte Matthäus tatsächlich ein großartiger Apostel und der Verfasser des Matthäusevangeliums werden, weil Jesus solche Hoffnung für ihn hatte.

Was bedeutet das für uns? Wir sollen lernen, uns selbst und die anderen nicht so zu sehen, wie sie im Moment sind, sondern so zu sehen, wie Jesus uns bzw. sie sieht. Wir sollen Gottes Hoffnung für uns selbst erkennen und damit leben. Wir sollen auch Gottes Hoffnung für die Studenten erkennen und sie im Herzen tragen und ihnen damit helfen. Dann können sie zu großartigen Männern und Frauen Gottes verändert werden.

Wie reagierte Matthäus auf Jesu Berufung? Vers 9b sagt: „Und er stand auf und folgte ihm.Matthäus traf eine klare Entscheidung, und begann Jesus nachzufolgen. Matthäus hatte in seinem Leben vieles falsch gemacht. Aber als Jesus ihn berief, reagierte er goldrichtig. Es ist ein großartiges Ereignis, wenn Gott uns beruft. Aber Gottes Berufung verändert unser Leben nicht automatisch. Es ist sehr wichtig, wie wir darauf reagieren. Viele zögern, eine Entscheidung aus Glauben zu treffen, weil sie die Vorteile und Nachteile zu berechnen versuchen. Möge Gott jedem von uns helfen, auf Jesu Worte hin jeweils eine klare Entscheidung zu treffen! Gott helfe jedem von uns, Jesus entschlossen nachzufolgen!

Was tat Matthäus nach seiner Berufung? Betrachten wir Vers 10: „Und es begab sich, als er zu Tisch saß im Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern.“ Matthäus veranstaltete ein fröhliches Abendessen für Jesus aus Freude über sein neues Leben als Jünger Jesu. Er lud alle seine Freunde ein, damit sie auch Jesus kennen lernen konnten. Alle seine Freunde waren auch Zöllner oder andere stadtbekannte Sünder.

Wie reagierten die Pharisäer, als sie diese fröhliche Feier sahen? Vers 11 sagt: „Als das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?“ Die Pharisäer hatten kein Verständnis für Jesu Teilnahme an dem Freudenfest von Matthäus. Sie verstanden Jesu Liebe zu Matthäus nicht, auch nicht Matthäus’ Freude. Ihr Verhalten verrät ihre eigene Vorstellung: Wir sind gut, die da sind Sünder. Sie wollten sich von den Sündern abgrenzen, damit sie sich selbst nicht unrein machten.

Wie reagierte Jesus auf ihre Kritik? Lesen wir gemeinsam die Verse 12 und 13: „Als das Jesus hörte, sprach er: Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Geht aber hin und lernt, was das heißt: »Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer.« Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.“ Hier offenbart sich Jesus als der wahre Arzt. Jesus sieht die Sünder nicht als diejenigen, die zu verurteilen sind, sondern als Kranke, die Hilfe brauchen. Wie ein Arzt seine Patienten nicht kritisiert und verurteilt, ist auch Jesu Sinn nur darauf ausgerichtet, uns zu heilen und zu helfen.

Dieses Wort zeigt, dass die Sünde wie eine Krankheit ist. Das ist wahr. Viele sind krank vor Neid. Manche werden vor lauter Sorge krank. Andere sind krank vor Hass oder Gedanken der Rache. Viele werden krank vor Angst, Angst vor Versagen, vor Arbeitsplatzverlust, vor dem verlassen werden. Wieder andere sind krank vor Misstrauen gegenüber anderen Menschen und vor Zweifel gegenüber Gott und seinem Wort. Viele sind krank vor Selbstsucht, ich-zentrierter Denkweise und Sichtweise. Man unternimmt vieles, um mit solchen Problem fertig zu werden. Aber die Wurzeln der Probleme liegen meistens sehr tief. Kein Arzt auf der Welt und kein Medikament können Menschen wirklich von ihrer Sündenkrankheit heilen. Aber Jesus ist der Arzt, der alle Arten von Sündenkrankheiten heilen kann. Betrachten wir nochmal Vers 13. Jesus verkündet hier, dass er (extra) dazu auf die Erde gekommen, um die Sünder zu rufen, um sie zu heilen. Hier wird auch deutlich, wie Jesus uns helfen will. Jesus ruft uns. Jesus rief dem Gelähmten zu: „Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind die vergeben!“ Jesus heilte ihn so von seiner inneren Lähmung und machte ihn danach durch sein Wort auch körperlich gesund. Jesus berief Matthäus, der eine verkehrte Lebensorientierung hatte: „Folge mir!“ Durch dieses Wort konnte Matthäus ein neues Leben beginnen und wurde von seiner Selbstsucht und Habgier geheilt. Wir sollen Jesu Ruf hören und sein Wort annehmen und beherzigen. Gott helfe jedem von uns, sich nicht als Starker oder Gerechter zu sehen, sondern als Kranker und Sünder! Gott helfe uns, auf Jesu Ruf hören und ihm zu folgen, sodass er uns völlig heil und zu tüchtigen Jüngern wie Matthäus machen kann!

  1. Neuer Wein in neue Schläuche (14-17)

Welche Frage stellten die Jünger des Johannes Jesus? Betrachten wir Vers 14: „Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sprachen: Warum fasten wir und die Pharisäer so viel und deine Jünger fasten nicht?“ Regelmäßig zu fasten, war damals ein Zeichen für die frommen Leute. Die Pharisäer und Johannes’ Jünger fasteten viel, und sie konnten nicht verstehen, warum Jesus, der so fromm war, seine Jünger nicht fasten ließ.

Wie antwortete Jesus? Vers 15 sagt: „Jesus antwortete ihnen: Wie können die Hochzeitsgäste Leid tragen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten.“ Wie ihr wisst, dauerte bei den Juden eine Hochzeit eine Woche lang, wobei der Bräutigam sechs Tage lang mit seinen Freunden feierte und dann am letzten Tag die Braut heim holte. Obwohl die frommen Juden regelmäßig fasteten, war es eine feste Regel, dass eine Hochzeit eine besondere Zeit ist, in der man nicht fastet. Jesus erklärte ihnen also hier, dass es nicht angebracht war zu fasten, weil eine neue Zeit angebrochen war; denn Jesus ist gekommen. Quasi hat die Hochzeit angefangen, und es gibt keinen Grund zu fasten. Nur wenn Jesus sterben und von ihnen genommen würde, dann würden auch Jesu Jünger fasten.

Jesus sah hinter der Frage der Jünger von Johannes wohl ein größeres Problem; denn er beließ es nicht bei dieser Antwort, sondern gab ihnen noch zwei weitere kurze Gleichnisse. Betrachten wir Vers 16: „Niemand flickt ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch; denn der Lappen reißt doch wieder vom Kleid ab und der Riss wird ärger.“ Die Textilien damals waren von nicht so guter Qualität. Stoffe gingen beim Waschen stark ein. Wenn man ein altes Kleidungsstück mit einem Stück neuem Stoff flickte, riss der Flicken bald wieder ab, und der Riss wurde noch schlimmer. Neues und Altes passen nicht zusammen.

Betrachten wir auch Vers 17: „Man füllt auch nicht neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißen die Schläuche und der Wein wird verschüttet und die Schläuche verderben. Sondern man füllt neuen Wein in neue Schläuche, so bleiben beide miteinander erhalten.“ Neuer Wein gärt noch und entwickelt Gase und erfordert, dass sein Behälter sich dem entsprechend ausdehnen kann. Darum füllte niemand neuen Wein in alte Schläuche aus Ziegenhaut, da diese schon ihre Elastizität verloren hatten und platzen würden. Neuen Wein füllte man nur in neue Schläuche, die noch elastisch sind und dem Wirken des neuen Weins nachgeben können.

Hier steht der neue Wein für das Evangelium, das dynamisch, kräftig ist und unser Leben verändern will. Wer das Evangelium aufnehmen will, muss eine innere Beweglichkeit und die Fähigkeit besitzen, sich an das Evangelium anzupassen. Ein Beispiel ist Matthäus, der auf die Aufforderung zur Nachfolge hin, sofort aufstand und Jesus folgte. Menschen, die ihre eigenen Gedanken nicht ändern wollen wie die Pharisäer, können das Evangelium nicht aufnehmen und behalten.

Jesus lehrt hier, mit welcher Haltung wir Menschen das Evangelium hören und annehmen sollen, anders gesagt, was für ein Gefäß wir für das Evangelium sein müssen. Wir können das Evangelium nicht mit unseren alten Gedanken, Vorstellungen und Gewohnheiten kombinieren. Wenn wir unsere eigenen Vorstellungen, Wünsche oder Träume festhalten, sind wir wie alte Schläuche, die das Evangelium nicht aufnehmen und dauerhaft behalten können. Wir sollen wie neue Schläuche sein, bereit und in der Lage sein, alles anzunehmen, was Jesus sagt, und unsere Einstellung und unser Verhalten dem entsprechend zu ändern. Möge Gott uns dabei helfen, auf sein Wort wie neue Schläuche zu reagieren!

Lesen wir noch einmal das Leitwort: „Geht aber hin und lernt, was das heißt: »Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer.« Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.“ Möge Gott uns helfen, tief zu erkennen, dass Jesus Vollmacht hat, unsere Sünden zu vergeben, und diese Vollmacht täglich persönlich in Anspruch zu nehmen! Möge jeder aufgrund dieser Gnade Jesus folgen und dabei auf seine Worte sensibel reagieren, damit wir ganz heil und hervorragende Jünger wie Matthäus werden!

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