Predigt: Matthäus 8,1 – 17

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Solchen Glauben habe ich
in Israel bei keinem gefunden!

Als das Jesus hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!

(8,10)

Wie wunderbar sind Jesu Worte in der Bergpredigt! Von den Seligpreisungen bis zu seiner Aufforderung, vollkommen zu sein, sprechen uns Jesu Worte tief an und verkündigen uns das Himmelreich und die neue Lebenseinstellung, mit der wir als himmlische Bürger leben sollen. Der heutige Text zeigt uns, dass Jesus sein Reich nicht nur durch seine Worte, sondern auch durch mächtige Heilungstaten verbreitet hat. Doch nicht alle Menschen haben Jesu Heilungsmacht erfahren. Wer hat Jesu Heilung und Hilfe erlebt? Was ist das entscheidende Moment? Lasst uns heute den Glauben betrachten, der Jesus erfreut und durch den wir seine mächtige Hilfe erleben!

I. Ich will’s tun; sei rein! (1-4)

Vor welchem Hintergrund passierte das erste Ereignis im heutigen Text? Vers 1 sagt: „Als er aber vom Berge herabging, folgte ihm eine große Menge.“ Jesus hatte auf dem Berg die lange Bergpredigt gehalten, die das Wesen des Himmelreichs und das neue Leben der himmlischen Bürger gelehrt hatte. Als er vom Berg herabging, folgte ihm eine große Menge von Menschen. Bestimmt waren sie von den Worten Jesu angesprochen worden. Sie folgten ihm aus dem Wunsch heraus, ein neues, verändertes Leben mit Jesus zu führen. Viele von ihnen hatten sicher auch Probleme in ihrem Leben. Sie folgten Jesus in der Hoffnung, dass sie von ihm Hilfe bekommen würden.

Doch während eine große Menge Jesus folgte, kam ein Mann ganz persönlich zu Jesus. Wer war er? Vers 2 sagt: „Und siehe, ein Aussätziger kam heran und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.“ Wie wir wissen, bezeichnete „Aussatz“ verschiedene schwere Hautkrankheiten, von denen die häufigste und schwerste Lepra war. Diese Krankheit breitet sich unaufhaltsam auf dem ganzen Körper aus und zerstört zuerst die Haut und dann die inneren Organen und führt unweigerlich zum Tod. Dabei ist sie hoch ansteckend. Deshalb waren Aussätzige vom Synagogengottesdienst ausgeschlossen. Sie waren auch von der Gemeinschaft der Menschen ausgeschlossen und mussten in besonderen Ghettos außerhalb der Stadt leben. Wenn sie sich in die Nähe anderer Menschen wagten, mussten sie ihr Gesicht verhüllen und ständig „Unrein! Unrein!“ rufen; wer das nicht tat, durfte gesteinigt werden.

Der Aussätzige, der hier zu Jesus kam, muss versucht haben, seine Krankheit los zu werden; er muss bei Ärzten gewesen sein und alles versucht haben, geheilt zu werden. Aber statt einer Besserung breitete sich der Aussatz an ihm immer weiter aus; es stellte sich heraus, dass es unheilbar war. Nach der Parallelstelle im Lukasevangelium war er bereits voller Aussatz, das heißt dass die Krankheit bereits seinen ganzen Körper ergriffen und entstellt hatte. Wir brauchen nicht viel Vorstellungsvermögen, um uns vorzustellen, wie er von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit erfüllt worden sein muss. Er konnte, umgeben von anderen Aussätzigen in seinem Lager, nur noch darauf warten, wie die Krankheit weiter seinen Körper zerstörte, bis sie schließlich sein Leben völlig zerstörte.

Wie kam es dann dazu, dass dieser Aussätzige zu Jesus kam? Er muss eines Tages davon gehört haben, dass Jesus Menschen von den unterschiedlichsten Krankheiten heilte. Viele hörten diese Botschaft. Doch er muss diese Botschaft auf sich selbst bezogen haben, und das wurde für ihn ein Anlass zu völligem Umdenken. Er muss gedacht haben: „Wenn Blinde sehend werden, Gelähmte wieder gehen können und Aussätzige rein werden, dann kann er auch mich reinigen!“ So bezog er die Botschaft von Jesu Wirken auf sich persönlich und fasste Vertrauen auf Jesus. Sein Glaube zeigt sich darin, dass er sich mit seiner verzweifelten Lage nicht abgefunden hat, sondern stattdessen Hoffnung auf Heilung bekommen hat.

Der Aussätzige blieb nicht dabei stehen, auf Jesus zu hoffen, sondern er tat auch praktische Schritte, um zu Jesus zu kommen. Dabei muss es viele Hindernisse sowohl in seinen Gedanken als auch praktischer Natur gegeben haben. Zweifelnde Fragen müssen ihn gequält haben, zum Beispiel: „Werde ich überhaupt zu Jesus vordringen können trotz? Was wird passieren, wenn Leute meinen Aussatz entdecken, bevor ich bei Jesus bin – werden sie mich steinigen? Und wenn ich zu Jesus durchkomme – wird er mich wirklich annehmen? Wird er mich reinigen?“ Doch er überwand alle Sorgen, Ängste und Zweifel und auch alle praktischen Hindernisse und kam irgendwie zu Jesus. Schließlich fiel er vor Jesus nieder und sagte zu ihm: „Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.“ Dass er alle Hindernisse überwand und tatsächlich zu Jesus kam, war der Ausdruck seines persönlichen Glaubens. Dass er mit seinem Aussatz, der ihn hässlich entstellte und zum Tod bestimmte, zu Jesus kam und um seine Heilung bat, zeigt seinen persönlichen Glaubens an Jesus. Es muss viele Menschen in der Menge gegeben haben, die Hilfe von Jesus brauchten. Sicher hatten viele von ihnen auch einen gewissen Glauben, dass Jesus helfen kann. Aber die Bibel erwähnt diese vielen Leute nur in einem halben Satz. Aber die Bibel berichtet ausführlich über diesen Mann, der mit seiner großen Not persönlich zu Jesus kam und ihn um seine Hilfe bat.

Was können wir hier lernen? Wir lernen hier ein Beispiel für den großen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Es ist auch für uns sehr wichtig, ob wir uns von den Worten Jesu nur ansprechen lassen wie die große Menge, die Jesus folgte, oder ob wir persönliche Konsequenzen daraus ziehen und selbst zu Jesus kommen, wie der aussätzige Mann es tat. Er hatte wegen seiner Krankheit bestimmt nicht die ganze Bergpredigt hören können. Vielleicht hatte er nur ein oder zwei Zeugnisse gehört, dass Jesus Menschen geheilt hatte. Aber er bezog diese Botschaft auf sich persönlich und zog eine klare Konsequenz daraus und kam zu Jesus. Wir haben in der Gemeinde sehr gute Gelegenheiten, Gottes Worte zu hören und auf uns selbst zu beziehen, etwa wenn wir sonntags eine Predigt aus dem Evangelium hören, beim Bibelstudium und wenn wir Stellungnahme schreiben. Wenn wir Gottes Werke nur zur Kenntnis nehmen, ohne sie wirklich auf uns selbst zu beziehen, ist das Evangelium nur eine interessante Geschichte. Wenn wir unsere Stellungnahmen nur schreiben, um etwas vortragen zu können, aber unsere Entscheidungen nicht im Alltag umsetzen, sind sie nur beschriebene Blätter, die wir bestenfalls im Ordner ablegen, wo sie uns nicht mehr viel nützen. Aber wenn wir die Worte Jesu ernsthaft auf uns selbst beziehen, helfen sie uns, uns selbst vor Gott zu erkennen und zu ihm zu kommen und seine heilende Macht und Hilfe persönlich zu erfahren. Vorgestern Abend haben die Mitarbeiter des Fischerkreises ihre Stellungnahme zu Jesu Wort „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ in Matthäus 5 vorgelesen. Beim Zuhören konnte ich merken, wie sie damit gerungen haben, das Wort Jesu auf sich selbst zu beziehen, und wie sie dadurch neue Einsicht, einen neuen Wunsch fassen und eine neue Entscheidung treffen und dabei Gottes Hilfe erfahren konnten. Möge Gott jedem von uns helfen, Jesu Worte nicht bloß zu hören, sondern sie wirklich auf uns selbst zu beziehen und aufgrund des Wortes zu ihm kommen, und zwar so, wie wir sind, mit unserer Unreinheit und unserer Not, damit wir Heilung und Hilfe erfahren.

Betrachten wir noch einmal die Bitte des aussätzigen Mannes: „Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.“ Warum bat er Jesus nicht darum, ihn zu heilen, sondern darum, ihn zu reinigen? Wenn wir einfach annehmen, dass dies damals ein üblicher Ausdruck für die Heilung von Aussatz war, ist das wohl richtig, aber ein wenig oberflächlich betrachtet. Denn Aussatz galt damals als Unreinheit des ganzen Menschen und als Gottes Strafe. Wegen seiner Unreinheit wurde er sowohl von der Gemeinschaft mit Gott als auch von der Gemeinschaft mit den Menschen ausgeschlossen. Er muss sich im Laufe der Jahre immer mehr bewusst geworden sein, dass er tatsächlich unrein ist, nicht nur an seinem ganzen Körper, sondern auch in seiner Seele. Seine Bitte um Reinigung zeigt, dass ihn nicht nur die Krankheit an sich gequält hat, sondern auch die Tatsache, dass er von der Gemeinschaft mit Gott und von der Gemeinde der Gläubigen ausgeschlossen war. Als er Jesus um Reinigung bat, wollte er nicht nur körperlich geheilt, sondern auch als einer von Gottes Volk wiederhergestellt werden, sodass er wieder zur Gemeinde gehören und mit Gott Gemeinschaft haben und ihn anbeten konnte. Und diesen dringenden Wunsch, dieses komplexe Anliegen, behielt er nicht nur stil in seinem Herzen, sondern er kam damit zu Jesus, kniete vor ihm nieder und bat ihn: „Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.“

Wie reagierte Jesus auf seine Bitte? Betrachten wir Vers 3: „Und Jesus streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will’s tun; sei rein! Und sogleich wurde er von seinem Aussatz rein.“ Jesus erhörte sein Gebet aus Glauben und erfüllte seine Bitte genau so, wie der Kranke es erbeten hat. Der Kranke sagte: „Herr, wenn du willst …“ – Jesus sagte: „Ich will’s tun.“ Er sagte: „… kannst du mich reinigen.“ Jesus sagte: „Sei rein!“ Jesus hat seine Bitte genau erfüllt und ihn gereinigt! Doch Jesus tat etwas mehr, als der Mann erbat. Jesus streckte die Hand aus und rührte ihn an. Niemand hatte ihn in den vergangenen Jahren angefasst. Auch Jesus hätte ihn einfach aus der Distanz heilen können. Aber Jesus heilte ihn nicht mechanisch, sondern sehr persönlich. Indem Jesus ihn anrührte, drückte er seine Solidarität und herzliche Verbundenheit mit ihm aus. Durch seine Berührung nahm Jesus an seinem Leiden teil und handelte aktiv, um ihn zu heilen.

Wie half Jesus ihm weiter? Betrachten wir Vers 4: „Und Jesus sprach zu ihm: Sieh zu, sage es niemandem, sondern geh hin und zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, die Mose befohlen hat, ihnen zum Zeugnis.“ Jesus half ihm, seine Heilung nicht überall herumzuerzählen, womit er weder das weitere Werk Jesu noch seine Rückkehr in ein normales Leben fördern würde. Vielmehr half Jesus dem geheilten Mann gründlich, damit er wieder in die Gesellschaft integriert würde. Dazu musste er sich zuerst dem Priester zeigen, der seine Gesundheit feststellen musste. Dann sollte er ein Opfer bringen und so seine Dankbarkeit gegenüber Gott zum Ausdruck bringen. Erst dann würde er durch den Priester in die Gesellschaft entlassen werden. Hier sehen wir, dass Jesus den Mann nicht allein heilte, sondern ihm sorgfältig bis zum Ende half, damit er ein neues Leben beginnen konnte, und zwar in der Gemeinde und auch in der Gemeinschaft mit Gott.

Was können wir durch die Heilung des Aussätzigen lernen? Seine Heilung macht klar, dass selbst ein schwerwiegendes Problem kein Problem ist, wenn wir damit zu Jesus kommen. Jesus ist immer bereit, uns zu erhören, wenn wir mit unserem Problem zu ihm kommen. Jesus ist immer bereit, uns so, wie wir sind, anzunehmen und uns liebevoll zu berühren, selbst wenn wir wegen der Sünde furchtbar hässlich geworden sind. Die Frage ist aber, ob wir zu Jesus kommen. Die große Menge, die Jesus mit Abstand nachfolgte, und der Aussätzige, der persönlich mit seinem Problem zu Jesus kam, repräsentieren in dieser Hinsicht zwei Arten von Christen. Es gibt diejenigen, die wie die Menge Jesus mit einem Abstand nachfolgen. Sie haben auch Dinge in ihrem Leben, die nicht in Ordnung sind, die anders werden müssten und die sie selbst nicht geändert kriegen. Aber sie kommen damit nicht persönlich zu Jesus. Sie haben sich irgendwie damit abgefunden und trösten sich mit dem Gedanken, dass sie grundsätzlich ja Jesus nachfolgen. Oder sie behalten zwar den Wunsch nach Veränderung, aber erkennen nicht die Dringlichkeit und verschieben es, mit dem Problem zu Jesus zu kommen, auf den nächsten Tag, auf die nächste Woche, die nächste Stellungnahme, auf irgendwann später. Sie folgen Jesus zwar nach, aber mit Distanz und schleppen dabei ihre ungelösten Probleme mit sich mit. Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die wie der Aussätzige sich der Größe und Dringlichkeit ihres Problems bewusst sind. Weil ihnen klar ist, dass ihr Problem gelöst werden muss und dass nur Jesus das tun kann, kommen sie damit zu Jesus und bitten ihn dringend um seine Hilfe und erleben immer neu seine Reinigung und Erneuerung. Gehörst du zur ersten Gruppe oder zur zweiten? Kommst du mit deinen ungelösten Problemen zu Jesus und bittest ihn dringend um sein Heil wie der Aussätzige, oder folgst du Jesus mit Distanz wie die große Menge? Lasst uns heute zu Jesus kommen, damit wir von ihm die Heilung und die Hilfe bekommen, die wir benötigen! Möge Gott jeden von uns täglich durch die Begegnung mit Jesus segnen!

II. Solchen Glauben … (5-13)

Wer kam zu Jesus, als er nach Kapernaum ging? Verse 5 und 6 sagen: „Als aber Jesus nach Kapernaum hineinging, trat ein Hauptmann zu ihm; der bat ihn und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen.“ Es war sehr ungewöhnlich, dass ein römischer Hauptmann Jesus ansprach. Denn als ein römischer Offizier vertrat er die Besatzungsmacht, wohingegen Jesus äußerlich gesehen ein armer Wanderprediger aus dem besetzten Land war. Der Hauptmann sprach Jesus sogar mit „Herr“ an (kyrios), also mit der Anrede, die normalerweise nur für den Kaiser oder für einen hoch angesehenen Gast verwendet wurde. Auch das war sehr ungewöhnlich! Noch ungewöhnlicher war der Anlass, aus dem der Hauptmann ihn ansprach. Er sagte zu ihm: „Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen.“ Damals wurde ein Knecht nicht als vollwertiger Mensch angesehen. Er wurde nur an seiner Leistung gemessen, und wenn er seine Funktion nicht mehr ausüben konnte, wurde er durch einfach einen anderen Knecht ersetzt. In der Bitte des Hauptmanns für seinen Knecht zeigt sich seine Wertschätzung des Knechts, unabhängig von seiner Leistung. Er liebte seinen Knecht und war mitfühlend und litt mit ihm mit in seiner Krankheit. Die Tatsache, dass der Hauptmann Jesus für ihn bat, zeigt seine Liebe und seine große Hoffnung, die ihn zu Jesus trieb.

Wie reagierte Jesus auf seine Bitte? Vers 7 sagt: Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen.“ Jesus war sofort bereit, zu kommen und den Knecht gesund zu machen. Hier sehen wir, wie bereitwillig Jesus auf die Bitte einging, als der Hauptmann sich vertrauensvoll an ihn wandte. Die schwere Krankheit und Qual des Knechts war dabei für Jesus kein Problem. Dass der Hauptmann ein Heide und ein Repräsentant der Besat­zungs­macht war, war für Jesus auch kein Hindernis. Jesus überwindet selbst das größte Problem, wenn ein Mensch ihn vertrauensvoll bittet.

Wie antwortete der Hauptmann, als Jesus in sein Haus kommen wollte? Betrachten wir Vers 8: „Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“ Er sagte, dass Jesus nicht in sein Haus kommen brauchte, weil er sich dessen nicht für wert hielt. Vor allem sollte Jesus nicht zu ihm kommen, weil er es nicht für nötig hielt. Denn er glaubte, dass nur ein Wort Jesu seinen Knecht gesund machen würde.

Welche Vorstellung half ihm, die große Macht Jesu zu begreifen? Er sagt weiter im Vers 9: „Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe Soldaten unter mir; und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er; und zu einem andern: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er’s.“ Es war die Rangordnung im Militär, die dem Hauptmann half, Jesu große Macht zu begreifen. Als Hauptmann befehligte er etwa hundert Soldaten. Wenn er beim Appell „Stillgestanden!“ rief, standen alle Soldaten stramm. Wenn er „Abteilung Marsch!“ rief, marschierten alle los. Der Hauptmann erkannte: während sein Wort nur das Verhalten von hundert Soldaten bestimmte, ist Jesus der höchste Befehlshaber und der größte Kommandeur über alles. Wenn er den Verursachern der Krankheit seines Knechts befehlen würde, würden sie weichen. Darum brauchte Jesus auch nicht in sein Haus kommen; denn Jesus brauchte nur ein Wort zu sprechen, dann würde sein Knecht gesund werden.

Wie reagierte Jesus, als er das hörte? Betrachten wir Vers 10: „Als das Jesus hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!“ Jesus, der Schöpfer von Himmel und Erde, der alles im Voraus weiß, staunte über diese Worte. Jesus drehte sich extra um, um solchen Glauben vor allen feierlich zu loben. „Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!“ Jesus war von seinem Glauben begeistert.

Welchen Wunsch brachte Jesus dabei zum Ausdruck? Jesus wünschte sich, solchen Glauben auch bei Gottes Volk Israel finden. Jesu Wort zeigt also einerseits seine Freude über den Glauben des Hauptmanns und zugleich seine tiefe Enttäuschung darüber, dass er solchen Glauben bei keinem in Israel gefunden hatte.

Was ist „solcher Glaube“? Einmal kam ein Synagogenvorsteher zu Jesus und bat ihn: „Meine Tochter liegt in den letzten Zügen; komm doch und lege deine Hände auf sie, damit sie gesund werde und lebe“ (Mk 5,23). Das war schon ein großer Glaube. Dass der Aussätzige zu Jesus kam und ihn bat: „Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen“, war auch ein großer Glaube. Aber dass der Hauptmann sagte, dass Jesus nicht einmal zu kommen brauchte, sondern nur ein Wort sprechen sollte, damit sein Knecht gesund würde, war ein solcher Glaube, der Jesus begeistert. Ein einziges Wort ist eigentlich nur ein winziger Ausdruck einer Persönlichkeit. Aber der Hauptmann glaubte, dass das genug sein würde, um den Knecht von seiner Krankheit komplett zu heilen. Die Menschen versuchen sich im Allgemeinen immer mehr abzusichern. Sie bauen immer mehr Sicherheitsklauseln ein, sowohl wenn sie etwas privat verabreden als auch wenn sie beruflich etwas vereinbaren, weil sie einander nicht vertrauen können. Aber der Hauptmann sagte: „Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“ Er vertraute zu hundert Prozent auf Jesus. Er vertraute völlig auf das Wort Jesu. Deshalb verzichtete er von sich aus darauf, dass Jesus in sein Haus kommt, und wollte auch kein anderes sichtbares Zeichen; denn er glaubte, dass ein Wort Jesu seinen kranken Knecht gesund macht. Solcher Glaube erfreut Jesus.

Hierdurch wird klar, womit auch wir Jesus erfreuen und begeistern können. In unserer Gesellschaft werden wir vor allem an unserer Leistung gemessen. Aber Jesus können wir nicht mit unserer Leistung beeindrucken. Aber wir können Jesus doch beeindrucken und ihn sogar in Verwunderung versetzen, nämlich durch unseren Glauben. Wir können Jesus begeistern, wenn wir solchen Glauben haben, wie ihn der Hauptmann hatte.

Welche Vision hatte Jesus daraufhin vor Augen? Jesus sagte in den Versen 11 und 12: Aber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; aber die Kinder des Reichs werden hinaus­gestoßen in die Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern.“ Als Jesus den klaren Glauben des heidnischen Hauptmanns sah, sah Jesus die Vision, dass viele Menschen von Osten und von Westen, das heißt aus heidnischen Ländern, mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; sie werden das tun können, weil sie wie der Hauptmann an Jesus glauben würden. Dagegen würden die Kinder Israels hinaus gestoßen werden, denen eigentlich zwar die Verheißung galt, die aber keinen Glauben haben. Diese Worte Jesu zeigen, was für eine unfassbar große Bedeutung der Glaube hat! Durch unseren Glauben können wir nicht nur Jesu Hilfe in unserem Leben hier auf der Erde erfahren. Darüber hinaus erlangen wir gerade durch den Glauben den Eingang ins Himmelreich. Wie interessant muss es sein, mit Abraham, Isaak und Jakob zu Tisch zu sitzen und über alles sprechen zu können! Wie kostbar ist der Glaube! Wie ernsthaft sollen wir uns darum bemühen, solchen Glauben zu haben und zu behalten!

Wie segnete Jesus den Glauben des Hauptmanns? Vers 13 sagt: Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Geh hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde.“ Jesus gab ihm genau die Heilung des Knechts, um die er gebeten und an die er geglaubt hatte.

Was können wir dadurch lernen? Wenn wir klaren Glauben haben, können wir selbst die größten Probleme zu Jesus bringen und seine wunderbare Hilfe erleben, und zwar nicht nur für die eigenen Probleme, sondern auch für die der anderen Menschen. Die Frage ist, ob wir ein zerbrochenes Herz für die Studenten haben wie der Hauptmann für seinen Knecht. Lasst uns nicht nur auf unsere eigenen Anliegen sehen, sondern ihre Not wahrnehmen und durch den Glauben für sie zu Jesus beten und Heilung und Heil für sie erbitten! Möge Gott uns helfen, für sie zu beten und praktisch zu glauben, dass ein Wort sie gesund macht!

III. Er hat unsere Schwachheit auf sich genommen (14-17)

Wohin ging Jesus danach in Kapernaum? Vers 14 berichtet: „Und Jesus kam in das Haus des Petrus und sah, dass dessen Schwiegermutter zu Bett lag und hatte das Fieber.“ Jesus kam in das Haus von Simon Petrus und fand dort Petrus’ Schwiegermutter krank vor. Man geht davon aus, dass „Fieber“ eher eine gewöhnliche Krankheit mit Fieber bezeichnete und nicht etwas Bedrohliches. Doch wie ging Jesus damit um? Vers 15 sagt: „Da ergriff er ihre Hand und das Fieber verließ sie. Und sie stand auf und diente ihm.“ Jesus nahm sich auch dieser geringen Krankheit an und heilte sie. Dieses Ereignis zeigt uns deutlich, dass Jesus nicht nur dann aktiv wird und hilft, wenn Menschen in einer lebensbedrohlichen Notlage sind. In seiner Barmherzigkeit kümmert sich Jesus auch um kleinere Probleme und heilt auch Menschen, deren Krankheit sonst nach ein paar Tagen wohl auch von alleine wieder abgeklungen wäre. Manchmal zögern wir, mit bestimmten Problemen von uns oder anderen zu Jesus zu kommen, weil wir denken, dass unser Problem nicht ernst oder wichtig genug wäre. Aber die Heilung von Petrus’ Schwiegermutter zeigt, dass Jesus nicht nur unsere großen, existenziellen Probleme, sondern auch die kleinen Probleme ernst nimmt und sich liebevoll darum kümmert. Wo Jesus im Leben ist, werden selbst kleine Probleme nicht ignoriert, sondern von ihm liebevoll behandelt und gelöst.

Was geschah am Abend jenes Tages? Vers 16 sagt: „Am Abend aber brachten sie viele Besessene zu ihm; und er trieb die Geister aus durch sein Wort und machte alle Kranken gesund“. Als die Sonne untergegangen war, brachten sie viele Besessene und körperlich Kranke zu Jesus. So viele, die von Jesu Barmherzigkeit und Heilungsmacht gehört hatten, wollten selbst von ihrer geistlichen und körperlichen Krankheit heil werden. Was tat Jesus? Wies er sie darauf hin, dass er nur von acht bis achtzehn Uhr Sprechstunde hat? Oder bat er um Verständnis dafür, dass er sich wenigstens einmal in der Woche abends ein bisschen ausruhen muss? Nein. Jesus trieb die Geister aus durch sein Wort und machte alle Kranken gesund. Jesus weist die Menschen, die vertrauensvoll zu ihm kommen, niemals von sich. Jesus nimmt uns immer an, wenn wir im Vertrauen zu ihm kommen, und stillt unser Bedürfnis. Unser größtes Bedürfnis ist das nach Jesu Heilung und Heil.

Eigentlich endet hier der Bericht des Verfassers über Jesu Heilungen. Aber er hatte noch etwas zu ergänzen. Er schreibt im Vers 17: „damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht: »Er hat unsre Schwachheit auf sich genommen, und unsre Krankheit hat er getragen.«“ Als er über all die Heilungen Jesu berichtete, erkannte er darin die Erfüllung der Verheißung des Propheten Jesaja, der gesagt hat: Er hat unsere Schwachheit auf sich genommen und unsere Krankheit hat er getragen (vgl. Jes 53,4). Das ist wirklich wahr: Indem Jesus den Aussätzigen liebevoll berührt und gesagt hat: „Sei rein!“, nahm er seine Krankheit auf sich und gab sich für seine Heilung hin. Als Jesus zu dem Hauptmann sagte: „Ich will kommen und ihn gesund machen“, machte er die Krankheit des Knechts zu seinem eigenen Problem und setzte sich sofort in Bewegung, um ihn gesund zu machen. Indem Jesus Petrus’ Schwiegermutter bei der Hand ergriff, nahm er ihre Schwachheit auf sich und machte sie so stark, dass sie sofort aufstehen und ihm dienen konnte. Als am Abend viele geistlich und körperlich Kranke zu ihm kamen, war Jesus ganz für sie da, legte die Hände auf einen jeden und machte ihn gesund (Lk 4,40). Auf diese Weise hat Jesus die Menschen nicht mit kühler Distanz oder Gleichgültigkeit behandelt, sondern hat die Schwachheit und Krankheit von jedem auf sich genommen, voll Mitleid getragen und davon geheilt. Manchmal schämen wir uns wegen unserer Schwachheit und Krankheit und trauen uns nicht, damit zu Jesus zu kommen. Wir denken leicht, dass Jesus in seiner Heiligkeit unsere Schwachheit nicht mehr ertragen kann. Aber dieses Wort macht klar, dass Jesus unsere Schwachheit und Krankheit keineswegs kalt lässt noch dass er uns deshalb abweist. Jesus hat all unsere Schwachheit und Krankheit schon auf sich genommen und nach Golgatha getragen, damit wir gesund und heil werden, wenn wir zu ihm kommen.

Wir haben heute den Glauben des Aussätzigen und des Hauptmanns kennen gelernt. Der Glaube von jedem von ihnen hat spezifische Eigenschaften. Aber gemeinsam ist, dass beide Jesus erkannt haben – Jesus, der uns so, wie wir sind, annimmt, all unsere Schwachheit und Krankheit auf sich nimmt und uns heilt. Glaube bedeutet also, dass wir uns so, wie wir sind, in seine Arme werfen und bei ihm unendlich Schutz, Liebe und Barmherzigkeit finden. So wie Jesus dem Aussätzigen und dem Hauptmann begegnet ist, will Jesus, der heute derselbe ist, auch uns begegnen, nämlich uns annehmen, wie wir sind, und unsere Bedürfnisse erfüllen. Darum ist es wichtig, dass wir uns unserer Bedürftigkeit bewusst sind und als Bedürftige zu ihm kommen. Der Aussätzige hätte sich mit seiner Lage abfinden und denken können: „Ich bin unheilbar, ich will mir keine falschen Hoffnungen mehr machen …“ Das wäre zwar extrem bitter, aber er hätte dann zumindest gewisse Ruhe erlangt. Aber das tat er nicht, sondern er behielt den Wunsch, geheilt zu werden. Dadurch war er bereit, die Botschaft von Jesus persönlich anzunehmen und in seiner Not zu Jesus zu kommen; und so verwandelte sich seine Not zur Gelegenheit, die göttliche Heilung und das Heil zu erleben. Auch der Hauptmann hätte sich mit der Krankheit seines Knechts abfinden und sagen können: „Was soll’s? Ich hab alles versucht. Wenn er nicht wieder gesund wird, muss ich mir halt einen andern Knecht besorgen.“ Aber das tat er nicht. Stattdessen machte er die Krankheit seines Knechts zu seinem Problem und suchte unaufhörlich nach einer Hilfe für ihn. So kam er zu Jesus. Was können wir dadurch lernen? Wir sollen uns mit unseren Problemen nicht abfinden, zum Beispiel mit unserer Faulheit, unserer Disziplinlosigkeit, unseren schlechten Gewohnheiten, die uns quälen, mit sexuellen Phantasien, zweifelnden Gedanken oder Gefühlen der Verdammnis. Kurz gesagt sollen wir uns mit unseren Sünden nicht abfinden, wie schwer oder chronisch sie auch sein mögen. Denn wenn wir damit zu Jesus kommen, werden wir Heilung und Heil erleben, so wie der Aussätzige und der Hauptmann es erlebt haben. Denn Jesus ist der Sohn Gottes, der unsere Schwachheit auf sich genommen und unsere Krankheit bereits getragen hat und uns mit einem einzigen Wort gesund machen kann. Wenn wir zu ihm kommen, wie wir sind, wird er uns annehmen und uns Heilung und Heil schenken. Möge Er uns helfen, ihn immer neu mit solchem Glauben zu erfreuen und seine Heilung und Heil reichlich zu erfahren! Lesen wir zum Schluss das Leitwort, Vers 10: Als das Jesus hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!

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