Predigt: Matthäus 5,9 – 16

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Ihr seid das Licht der Welt

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt,
die auf einem Berge liegt, nicht verborgenen sein.

(14)

Wie schön ist es, dass wir zurzeit die Bergpredigt betrachten können. Letzte Woche haben wir die ersten sechs Seligpreisungen Jesu betrachtet, die den allgemeinen Vorstellungen der Menschen vom Glück widersprechen. Jesus preist diejenigen selig, die geistlich arm sind, die Leid tragen, die sanftmütig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, die andern gegenüber barmherzig sind und selbst ein reines Herzen haben. Sie sind selig, weil sie unter Gottes guter Herrschaft leben dürfen und im Himmelreich reichlich belohnt werden. Heute wollen wir die letzten zwei Seligpreisungen betrachten, die mindestens so erstaunlich sind wie die ersten. Und was Jesus danach zu den Menschen sagte, die ihm auf den Berg gefolgt sind, ist noch erstaunlicher; denn Jesus sagt zu ihnen: „Ihr seid das Salz der Erde“, und: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Lasst uns heute noch besser begreifen, was das Geheimnis des wahrhaft glücklichen Lebens ist! Lasst uns auf Jesu Worte hören und gut verstehen, welche wichtige Rolle wir als Salz und Licht der Welt spielen!

I. Selig sind, die wegen Jesus verfolgt werden (9-12)

Wer ist nach Jesu Worten noch selig? Betrachten wir Vers 9: Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Hier preist Jesus die Friedfertigen selig, wörtlicher übersetzt die „Frieden machen“ (andere Übersetzungen sagen hier deshalb „die Friedensstifter“, „the peacemakers“). So wie die Luft ständig mit Bakterien angefüllt ist, ist die geistige Atmosphäre immer geladen mit den Bazillen des Zanks, des Neids, der Empfindlichkeit, der Eifersucht, des Misstrauens usw. Daraus kann so leicht quasi durch „Ansteckung“ Unfriede entstehen. In der Welt gibt es sehr viel Unfrieden – in den Familien, unter Nachbarn, in der Arbeitswelt, in der Politik; in so vielen Ländern leiden die Menschen unter Kriegen oder kriegsähnlichen Zuständen. Obwohl eigentlich alle Menschen ein Bedürfnis nach Frieden haben, sind sie nicht in der Lage, in Frieden zu leben. Der schlimmste, folgenschwerste Unfriede ist der, der zwischen den meisten Menschen und Gott besteht. Denn ohne Frieden mit Gott verlieren sie letztlich ihr Leben. Die Friedfertigen sind diejenigen, die selbst Frieden mit Gott erlangt haben durch Jesus und aufgrund ihrer Beziehung zu ihm Menschen zur Versöhnung mit Gott und auch miteinander führen.

Dieses Wort wirft ein helles Licht darauf, was es bedeutet, wenn wir Menschen zum Bibellesen einladen, um sie dadurch zum Glauben an Jesus zu führen. Wenn wir Menschen zur Umkehr und dadurch zur Versöhnung mit Gott führen, sind wir im besten Sinne des Wortes Friedensstifter. Wenn wir die Gesinnung der Friedfertigen haben, werden wir, wo wir auch hinkommen, selbst keinen unnötigen Streit verursachen, sondern auf Versöhnung und Frieden hinwirken.

Mit welcher Verheißung preist Jesus die Friedfertigen selig? Weil sie durch ihr Wirken Kandidaten für den Friedensnobelpreis werden? Nein, etwas viel Besseres! Sie sind selig, weil sie Gottes Kinder heißen werden. Dass Gott gerade den Friedfertigen diese Verheißung gibt und sich so sehr mit ihnen identifiziert, drückt aus, wie sehr Gott die Friedfertigen liebt, anders gesagt, wie sehr Er sich die Versöhnung mit uns Menschen wünscht und Frieden auf Erden schenken will. Dass wir als Friedfertige Gottes Kinder heißen, ist das größte Privileg, das ein Mensch erlangen kann; denn damit sind nicht nur Gottes Schutz und seine treue Fürsorge verbunden, sondern auch sein Erbe in seinem herrlichen Reich. Möge Gott uns helfen, als Friedensstifter zu leben und Menschen mit Gott und auch miteinander zu versöhnen und uns so als wahre Kinder Gottes zu erweisen!

Was besagt die letzte Seligpreisung Jesu in der Bergpredigt? Betrachten wir die Verse 10-12: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.“ Was? Wie überrascht müssen die Zuhörer gewesen sein, die sich gerade vor kurzem entschieden hatten, Jesus nachzufolgen! Sie wollten nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, Leid tragen, sanftmütig und barmherzig sein, mit reinem Herzen leben und Frieden stiften. Viele müssen erwartetet haben, dass sie dafür von anderen gelobt und anerkannt würden. Aber durch diese letzte Seligpreisung Jesu wird klar, dass Jesus Nachfolger damit rechnen müssen, dass sie verleumdet und verfolgt werden. Warum werden sie und auch wir, wenn wir konsequent für Jesus leben, verfolgt? Jesus sagt im Vers 11 „um meinetwillen“. Später erklärt er den Jüngern genauer, warum es unvermeidlich ist, dass sie von der Welt gehasst und verfolgt werden. Er sagt in Johannes 15: „Wenn euch die Welt hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt. Gedenkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie eures auch halten. Aber das alles werden sie euch tun um meines Namens willen; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat“ (Joh 15,18-21). So sagt Jesus auch in Markus 13: „Und ihr werdet gehasst sein von jedermann um meines Namens willen. Wer aber beharrt bis an das Ende, der wird selig“ (Mk 13,13). Es ist unausweichlich, dass wir, wenn wir wirklich für Jesu leben, verfolgt werden.

Mit welcher Haltung sollten wir dann Verfolgungen begegnen? Vers 10 sagt: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.“ Wenn wir um Jesu willen verfolgt werden, ist dies zwar vordergründig ein Leiden, aber in Wirklichkeit sind wir selig. Warum? Weil Gott uns zu Besitzern des Himmelreich macht. Wenn wir um Jesu willen verfolgt werden, sollen wir das nicht nur irgendwie aushalten, sondern sollen fröhlich und getrost sein, weil es uns im Himmel reichlich belohnt wird. Um klar zu machen, wie selbstverständlich die Verfolgung zum Leben für Jesus gehört und wie sicher andererseits Gottes Belohnung ist, stellt Jesus die Jünger in eine Linie mit den Propheten: „Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.“ Viele Propheten Gottes wurden von den Menschen verfolgt, weil diese die Botschaft nicht hören wollten, die sie zur Buße für ihre Sünde und zur Umkehr zu Gott aufforderte. Doch so wie die Propheten von Gott belohnt werden, werden auch wir von ihm im Himmelreich reichlich belohnt werden. Darum sollen wir uns nicht vor Verleumdungen oder Verfolgung fürchten, sondern uns jetzt schon eine Einstellung aneignen, die der Bergpredigt und Jesu Wort entspricht: „Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden“ (12a).

Wir sind am Ende der Seligpreisungen angelangt. Was können wir zusammenfassend daraus lernen? Die Welt preist die Menschen glücklich, die reich sind und sich immer aktuelle Klamotten, teure Autos, ein großes Haus und viele interessante Unternehmungen und Vergnügungen leisten können. Sie verkauft diejenigen als glücklich, die gut aussehend, erfolgreich, anerkannt und beliebt sind und eine attraktive Partnerin oder Partner haben. Aber hier in den Seligpreisungen lehrt uns Jesus, was das wahre Glück ist. Wer ist wirklich glücklich zu preisen, wirklich selig? Die acht Seligpreisungen beginnen mit der Begründung „Denn ihrer ist das Himmelreich“ und enden mit der Begründung: „Denn ihrer ist das Himmelreich“. Das wahre Glück kommt davon, dass man das Himmelreich, die gute Herrschaft Gottes persönlich erlebt. Auch die andern Verheißungen, nämlich getröstet zu werden, satt zu werden, Barmherzigkeit zu erlangen und Gott zu schauen, sind mit dem Himmelreich verbunden. Das wahre Glück kommt nicht davon, wie viel Geld man verdient, was für ein Auto man vor der Tür stehen hat oder wie beliebt wir zurzeit bei anderen Menschen sind – diese Dinge sind sowieso nicht bleibend. Ob wir wahrhaft glücklich sind, hängt davon ab, ob wir mit Gott leben, unter seiner guten Herrschaft und in der Erwartung des Himmelreichs! Möge Gott jedem von uns helfen, im wahren Sinne selig zu sein und es in Ewigkeit zu bleiben!

II. Salz der Erde und Licht der Welt (13-16)

Die Jünger und die anderen Menschen, die Jesus auf den Berg gefolgt waren und seine Worte gehört haben, müssen über die Seligpreisungen sehr überrascht gewesen sein. Bestimmt war es für sie nicht leicht, das alles zu verstehen. Vielleicht dachten manche von ihnen: „Gelten diese wunderbaren Worte auch für mich?“ Vielleicht denken auch manche von euch: „Gelten die Seligpreisungen wirklich auch für mich?“ Natürlich! Und nicht nur das, sondern noch mehr. Denn zu ihrer großen Überraschung spricht Jesus die Zuhörer nun direkt an und sagt zu ihnen: Ihr seid das Salz der Erde“ (13a). Wow! Praktisch sagte Jesus zu jedem, der ihm auf den Berg gefolgt war: „Du bist das Salz der Erde!“ Was ist damit gemeint? Auch wenn wir die Bedeutung dieses Wortes vielleicht nicht auf Anhieb verstehen können, ist klar, dass Jesus hier zum Ausdruck bringt, wer seine Nachfolger sind und welche neue Aufgabe sie bzw. wir haben.

Was bedeutet es, dass Jesu Nachfolger das Salz der Erde sind? Salz ist ein Würzmittel, das eine einzigartige Wirkung hat und durch kein anderes Gewürz ersetzbar ist (man kann vielleicht Petersilie durch Schnittlauch, Basilikum durch Thymian oder Pfeffer notfalls durch Paprikapulver ersetzen; aber Salz ist durch kein anderes Gewürz zu ersetzen). Dabei ist Salz nicht in großen Mengen nötig, weil es eine starke Wirkung hat. Aber wenn das Salz fehlt, fehlt dem Essen etwas Entscheidendes; sprichwörtlich geworden ist die Suppe ohne Salz. Vor allem hat Salz auch eine konservierende Wirkung, es macht Speisen haltbar, die sonst nach kurzer Zeit verderben würden. Das war in der Zeit, als es noch keine Kühl- und Gefrierschränke gab, von noch größerer Bedeutung als heute; aber es ist auch heute wichtig (sonst müsste man noch viel mehr Lebensmittel durch den Zusatz von Konservierungsstoffen haltbar machen). Salz macht Speise wohlschmeckend und macht sie haltbar.

Was heißt das dann, dass Jesu Jünger das Salz der Erde sind? Die Jünger haben durch ihren Glauben an Gott und ihre geistliche Lebenseinstellung eine ganz bestimmte, konservierende Wirkung auf die Gesellschaft und in der Welt, die ansonsten fade und geschmacklos bleibt und durch den moralischen Verfall schnell verdirbt. Jesus macht mit diesem Bild klar, dass es wichtig ist, dass wir Christen nicht einfach untätig bleiben, sondern als das Salz der Erde wirken. Dabei sagt das Bild vom Salz, das Jesus gewählt hat, dass damit eine Hingabe verbunden ist. Denn Salz hat zwar eine große Wirkung auf Speise, selbst wenn es in vergleichsweise geringer Menge zugefügt wird. Aber es kann die Speise nur dann wohlschmeckend und haltbar machen, wenn es sich selbst auflöst. Wir können auch nur dann positiven geistlichen und erhaltenden Einfluss auf die Menschen in unserer Umgebung ausüben, wenn wir unser Leben nach dem Evangelium mit Hingabe führen. Dann aber haben wir eine große Wirkung auf unsere Umgebung und auf unsere ganze Gesellschaft, die ihren Verfall verringert und viele positiv beeinflussen kann.

Tatsächlich haben die Christen in der Geschichte ständig so eine Wirkung in der Welt gehabt. Zwei besonders auffallende Beispiel sollen erwähnt werden. Zum einen der Einfluss der Christen in Rom. Im ersten Jahrhundert war die römische Gesellschaft alle Kennzeichen, die für den moralischen Verfall und den politischen Untergang einer Gesellschaft in der Geschichte kennzeichnend war. Die Bürger mussten kaum noch arbeiten und gaben sich immer mehr den Vergnügungen hin. Man sagt, dass in dieser Zeit der moralische Verfall und Untergang von Rom durch den Einfluss der Christen auf die Gesellschaft, in der sie im ersten und zweiten Jahrhundert eine ständig wachsende Gemeinde bildeten, um ca. zweihundert Jahre hinausgezögert worden ist.

Ein zweites Beispiel ist die englische Gesellschaft in der Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Immer mehr Menschen zogen vom Land in die Städte, wo sie unter meist unwürdigen Bedingungen wohnen und für zu wenig Lohn hart arbeiten mussten. In ihrer ausweglosen Lage in der Armut verfielen viele in dieser Zeit dem Alkoholismus, während sich bei den Reichen in ihrem Überfluss auch Unmoral verbreitete. In dieser Zeit wirkten John Wesley und viele andere Christen sehr positiv auf die ganze Gesellschaft, sodass viele Menschen sich bekehrten und ein neues Leben anfingen. Man sagt, dass durch den Einfluss der Christen die englische Gesellschaft vor dem Untergang bewahrt wurde.

Wie wichtig das Wirken der Jünger in der Welt ist, bringt Jesus auch in den anschließenden Worten zum Ausdruck, wo er sagt: „Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten“ (13b). Jesus macht hier mit der Frage „Womit soll man salzen?“ klar, wie schlimm es für die Welt wäre, wenn die Christen ihre salzige Wirkung verlieren würden; denn es gibt niemand anderes in der Welt, der sie ersetzen könnten. Die Welt würde hoffnungslos verderben und im höchsten Tempo auf das Gericht zutreiben. Außerdem macht Jesus hier klar, dass die Jünger dann selbst nutzlos und ihre Daseinsbedeutung als Jünger verlieren würden. Sie werden so nutzlos wie die Blöcke aus Salz, die man früher aus dem Meer gewonnen hat und die mit anderen Mineralien und Pflanzen vermischt waren, und die man beim Kochen in den Kochtopf gelegt hat. Wenn all das enthaltene Salz herausgekocht war, waren diese „Salzblöcke“ völlig wertlos, sodass man sie buchstäblich weggeworfen und zertreten hat. Dieses Wort ist eine indirekte Mahnung an die Christen, die nur für sich selbst leben und mit dem, was ihnen gegeben ist, gar nicht in ihrer Umgebung wirken. Sie werden als völlig wertlos wie solche alten Salzblöcke, die man nur noch wegwerfen konnte. Darum ist es wichtig, dass auch wir unser Leben in der Beziehung zu Jesus treu führen und unser Salz aktiv einsetzen und so einen guten Einfluss auf die Menschen in unserer Umgebung ausüben. Möge Gott uns helfen, nicht passive, salzlose Christen zu werden, sondern unsere Beziehung zu Jesus täglich zu erneuern und als „salzige Christen“ guten geistlichen Einfluss auf unsere Umgebung auszuüben!

Was sagte Jesus noch über die Identität seiner Jünger und ihre Aufgabe in der Welt? Betrachten wir die Verse 14-16: „Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Wow! Nochmal die total Überraschung für die, die Jesus zuhörten! Denn praktisch sagte Jesus hier zu jedem: „Du bist das Licht der Welt.“

Was hatte Jesus dabei wohl im Sinn? Als Jesus sagte: „Ihr seid das Licht der Welt“, sagte er indirekt, dass die Welt sich in der Dunkelheit befindet. Wer von euch hat schon mal erlebt, wie es ist, wenn man sich in völliger Dunkelheit befindet? Ich habe einmal eine Nachtwanderung gemacht, bei der es so dunkel war, dass man nicht mehr die Gesichter der anderen neben einem und erst recht nicht den Weg erkennen konnte und buchstäblich nicht mehr sehen konnten, wo man hintritt. Wir waren heil froh, als schließlich jemand mit einer Taschenlampe kam und uns dieses kleine Licht den Weg zum Freizeitheim zurück leuchtete. Am nächsten Tag wirkten die Farben im Licht der Sonne irgendwie intensiver als sonst und die Tatsache, dass ich alles um mich herum sehen kann, war nicht mehr so selbstverständlich. Ähnlich wie die physische Finsternis bewirkt die geistliche Finsternis, dass die Menschen die (geistliche) Realität nicht sehen können; sie erkennen nicht den Sinn ihres und den richtigen Maßstab für ihr Handeln; denn sie erkennen nicht, dass es den lebendigen Gott gibt, und können seinen Wille und sein Ziel für ihr Leben nicht sehen. In solcher geistlichen Finsternis hat die Macht der Sünde große Kraft und kann die Menschen leicht überwältigen und sie zu allen möglichen unmoralischen und kriminellen und anderen verwerflichen Taten bewegt.

Als Jesus zu den Jüngern sagte, dass sie das Licht der Welt sind, hatte er vor, die Jünger in diese finstere Welt zu schicken und durch sie die ganze Welt zu erreichen, obwohl sie nur eine Handvoll waren und gerade erst die Entscheidung getroffen hatten, ihm nachzufolgen. Als Jesus diesen Jüngern sagte: „Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt“, wollte er, dass die Jünger einen entscheidenden Einfluss in der finsteren, verdorbenen Welt ausüben werden, bis er wiederkommt. Obwohl die Jünger so wenige waren und die Christen die ganze Geschichte hindurch bis heute in der absoluten Minderheit sind, haben sie so eine entscheidende Bedeutung in der Welt, und ihr Wirkungsbereich erstreckt sich tatsächlich auf die ganze Welt. Was für wichtige Menschen sind Jesu Jünger, die das Salz der Erde und das Licht die ganze Welt nachhaltig beeinflussen!

Wie mögen die Jünger aber über sich gedacht haben, als sie das hörten? Die Jünger waren von ihrer Herkunft, Beruf oder Stellung in der Gesellschaft niemand Besonderes. Sie waren Fischer, Zöllner usw. und konnten leicht denken, dass sie keinen Einfluss hatten und ihr Leben in der Welt keine Rolle spielte. Der Kaiser in Rom hatte Einfluss in der Welt! Der Statthalter und ihre Oberen in Jerusalem bestimmten das Schicksal ihres Volks. Vielleicht hatten noch die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten Einfluss auf die Moral des Volkes – aber sie? Wieso sollten sie Einfluss haben? Doch Jesus sagt: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Sie waren das Licht der Welt, weil Jesus sie erleuchtete und sie als Licht für die ganze Welt gebrauchen wollte.

Mit welchem Bewusstsein leben wir? Mit dem Bewusstsein, dass wir das Salz der Erde und das Licht der Welt sind? Es kann leicht passieren, dass auch wir uns aufgrund unserer menschlichen Bedingungen sehen und denken: „Ich bin ja nur ein Schüler“, oder: „Ich bin nur ein Student, hab sogar Schwierigkeiten im Studium“; oder: „Ich bin nur ein normaler Angestellter“; oder: „Ich bin „nur“ Mutter und Hausfrau – ich hab keinen großen Einfluss.“ Wir können auch aufgrund bestimmter Erfahrungen, die wir schon gemacht haben, denken, dass wir keinen großen Einfluss hätten. Aber das entspricht nicht der Wahrheit. Wir sind das Licht der Welt! Denn Jesus hat uns erleuchtet, um uns als Licht der Welt zu gebrauchen.

Was bedeutet das aber? Licht leuchtet und macht die Umgebung sichtbar. Die Landschaft von Galiläa, wo Jesus diese Predigt hielt, ist ziemlich hügelig. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann man dort weithin sehen, zumal die weiß gekalkten Häuser im Licht der Sonne leuchteten. Licht leuchtet und hat die Funktion, die Umgebung zu erhellen. Darum machte niemand eine Lampe an und stellte sie anschließend unter einen Eimer oder unter eine Bank; man stellt sie vielmehr mitten in den Raum, damit sie allen im Raum Licht spendet. So etwas Unsinniges würden nicht einmal Kinder machen (… schaltest du manchmal eine Tischlampe an und stülpst danach einen Eimer drüber?) Licht soll leuchten und seine Umgebung erhellen.

Warum sagt Jesus hier so bekannte Dinge? Jesus will damit klar machen, dass die Jünger ihr Licht nicht verstecken, sondern es leuchten lassen sollen. Die Jünger Jesu bzw. die Christen sind wie eine Stadt auf einem Berg, die sich nicht verstecken kann, sondern weithin gesehen wird. Man sieht uns und beobachtet uns und achtet darauf, was wir reden und wie wir leben. Im Vers 16 sagt Jesus: „So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Als Jesu Nachfolger sollen wir unser Licht nicht bloß für uns behalten, sondern es aktiv leuchten lassen nach draußen, damit es die anderen sehen können. Das heißt, dass wir unser Glaubensleben nicht heimlich im Verborgenen führen sollen, sondern für andere sichtbar. Das heißt auch, dass wir unser Leben nicht bequem und egoistisch führen und das Licht nur selbst genießen sollen, sondern aus dem Glauben an Jesus heraus gute Werke tun sollen. Unsere guten Werke der Liebe zu unseren Familienmitgliedern, Mitarbeitern, Mitschülern, Studenten, Kollegen und Fremden sollen wie ein helles Licht leuchten und die Menschen auf die Quelle des Lichts, Jesus, hinweisen. Eins von den besten guten Werken ist, dass wir Menschen Jesus und sein Evangelium bezeugen. So sollen wir mit der Tat und mit unserem Mund das Licht, das in unser Leben leuchtet, leuchten lassen und so viele Menschen auf Jesus hinweisen und zu ihm einladen.

Warum ist es so wichtig, dass wir als Jünger Jesu unser Licht leuchten lassen sollen? Was ist letztlich das Anliegen Jesu? Jesus sagt: „… damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Es ist so wichtig, dass wir unser Licht leuchten lassen, weil dadurch Menschen um uns herum auf Jesus aufmerksam werden und zu ihm kommen können. Und wenn Menschen durch unsere guten Werke zu Jesus finden, werden sie an dem Tag, an dem Er wiederkommt, den Vater im Himmel preisen. Also sollen wir unser Licht fleißig leuchten lassen, damit Menschen gerettet werden und Gott mehr gepriesen wird an jenem Tag.

Wie wir wissen, sind diese Worte Jesu in der Geschichte Wirklichkeit geworden. Obwohl die Jünger Jesu letztlich nur eine ganz kleine Schar gewöhnlicher Menschen waren, hatte ihr Leben einen gewaltigen Einfluss auf die Welt. Sie brachten das Licht des Evangeliums weit über Israel hinaus nach Kleinasien, nach Afrika und nach Europa, wo es sich schon zu ihrer Lebzeit immer weiter ausbreitete und schließlich alle Kontinente eroberte. Diese eigentlich unglaubliche Tatsache wirft die Frage auf: Wie war es möglich, dass so einfache Menschen wie die Jünger die seligen Menschen werden? Wie war es möglich, dass Fischer und Zöllner, ohne besondere Kenntnisse, Begabung oder Charisma, das Salz der Erde werden, das die Menschheit vor dem moralischen Verfall schützte und bis heute schützt? Wie war es möglich, dass sie das Licht der Welt wurden, das die Welt immer mehr erhellt und die Finsternis befreit? Den entscheidenden Hinweis finden wir in dem Wort Jesu in Kap. 4,17: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ Der Schlüssel ist, dass sie sich unter Gottes Herrschaft gestellt haben. Ihr inneres Wesen wurde so verändert und ihr Leben wurde so bedeutungsvoll für die Welt, weil sie unter Gottes rettenden Schirm gekommen und darunter geblieben sind. Ihr Beispiel macht klar, wie großartig und bedeutungsvoll auch unser Leben wird, wenn wir es ganz unter Gottes Herrschaft führen und nach dem Geist des Evangeliums leben.

Lesen wir zum Schluss noch einmal das Leitwort, Vers 14: Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.Lasst uns unser Leben ganz unter die Herrschaft Jesu stellen und nach dem Geist der Seligpreisungen ein seliges Leben führen! Lasst uns Jesu Worte beherzigen, der gesagt hat: Ihr seid das Salz der Erde.“ Und: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Lasst uns nicht länger unser Salz und Licht für uns selbst behalten! Lasst uns nicht länger aus Bequemlichkeit, negativen Gedanken oder irgendeiner Scheu zurückhaltend bleiben, sondern aktiv unser Licht leuchten lassen, damit viele junge Menschen unsre guten Werke sehen und den Vater im Himmel preisen werden!

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