Jesus vor dem Hohen Rat
„Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.“
(26,64)
Durch die letzte Lektion erhielten wir einmaligen Einblick in den Garten Gethsemane. Wir sahen den unaussprechlichen Gebetskampf unseres Herrn. Wir sahen die ungeheuerliche Last des Kelchs, der so bitter war, dass unser Herr dreimal auf sein Angesicht fiel und im Gebetskampf Wasser und Blut ließ.
Während wir unseren Herrn in seiner größten Schwachheit beobachtet haben, konnten wir bei Petrus ein gegenteiliges Auftreten beobachten. Er war es, der vollen ernstes behauptete: „Wenn sie auch alle Ärgernis nehmen, so will ich doch niemals Ärgernis nehmen an dir.“ (33) „Und wenn ich mit dir sterben müsste, will ich dich nicht verleugnen.“ (35) Wir sahen einen schwachen Jesus, der in seiner Schwachheit betete. Und wir sahen einen starken Petrus, der nicht betete, sondern einschlief.
Im heutigen Text bekommt er seine Rechnung. Heute begegnen wir dem tiefen Fall des sonst so stolzen Alpha-Jüngers. Wir sehen, wie er die Sünde beging, die er niemals, niemals vollbringen wollte, selbst wenn er sterben müsste.
Im Gegensatz dazu sehen wir, wie sich unser Herr Jesus aus dem Garten erhoben hat. Der Jesus, der sich von seinem Angesicht, im Garten erhob, war nicht derselbe Jesus, der in Schwachheit zusammengebrochen war. Wir sehen einen Jesus voller Autorität und geistlicher Souveränität, trotz Verrat durch einen Jünger, trotz Ungerechtigkeit, durch einen korrupten Prozess und trotz wiederholter Verleumdung durch seinen Spitzenjünger.
Jesus war wirklich bereit, den Kelch auszutrinken und sich als Lamm Gottes für die Sünde der Welt verfluchen und richten zu lassen. Gelobt sei der Name unseres Herrn, dessen Herrlichkeit im heutigen Text aufleuchtet, wie die Sonne in ihrer Pracht.
I. Jesus wird verraten und festgenommen (47-56)
Was geschah, nach Jesu Gebetskampf in Gethsemane? Vers 47 berichtet: „Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und Stangen, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes.“ Judas war zum Anführer der Gegner Jesu geworden. Alle 4 Evangelien erwähnen explizit: Judas, einer der Zwölf. Nicht irgendwer verriet Jesus, sondern sein enger Wegbegleiter.
Wie hinterhältig gestaltete Judas seinen Verrat? Verse 48 und 49 beschreiben: „Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; den ergreift. Und alsbald trat er zu Jesus und sprach: Sei gegrüßt, Rabbi! und küsste ihn.“ Judas war eins geworden, mit den Verrätern und Mördern des Herrn. Er hatte sich mit ihnen verbündet und einen Plan geschmiedet und einen geheimen Code vereinbart, mit dem er seinen Herrn verraten wollte. Und er trat an Jesus heran, schaute ihm ins Gesicht und drückte ihm einen Kuss auf, mit den heuchlerischen Worten: „Sei gegrüßt, Rabbi!“ Ein Kuss ist in der Regel Ausdruck herzlicher Sympathie und Liebe. Mit einem Kuss verriet Judas seinen Herrn, der ihn unaufhörlich und bis zur letzten Minute geliebt hatte.
Der Kuss bringt 2 Dinge über ihn zum Ausdruck, erstens, seine herzlose Hinterlist und zweitens, wie wenig er seinen Herrn kannte. Erwartete er wirklich, dass Jesus beim Anblick der Schar die Flucht ergreifen würde? Jeder andere hätte es getan. Und selbst Judas schien damit gerechnet zu haben und wählte diesen geheimen Code, anstatt offen auf Jesus zu zeigen. Im Mk-Ev. lesen wir: „Welchen ich küssen werde, der ist’s; den ergreift und führt ihn sicher ab“ (Mk 14,44).
Was aber tat der Herr? Vers 50: „Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, dazu bist du gekommen? Da traten sie heran und legten Hand an Jesus und ergriffen ihn.“ Jesus hätte ihn, ohne zu übertreiben, als Widersacher, Verleumder oder Teufel beschimpfen können. Er hätte ihn mitdenselben Worten von sich weisen können, wie einst Petrus: „Geh weg von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis“ (Mt. 16,23). Stattdessen lesen wir die Worte: „Mein Freund“. Wir sehen, dass Jesus wirklich der Christus ist. Er liebt sogar seine Feinde. Er suchte das Gespräch mit seinem Verräter: „Mein Freund, dazu bist du gekommen?“
Jesus war gefasst und ruhig. Was tat aber einer seiner Jünger? Betrachten wir den Text. Ein Jünger, wir wissen durch das Johannesevangelium, dass es Petrus war, „zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab.“ Angriff ist die beste Verteidigung, muss sich Petrus gedacht haben und holte zum Erstschlag aus. Glücklicherweise traf er nur ein Ohr.
Warum war seine Handlung nicht angemessen? Betrachten wir, welche Gründe Jesus nannte und wie sich dadurch seine messianische Herrlichkeit offenbart. Zunächst einmal erfahren wir im Vers 52 ein allgemeingültiges Prinzip: „Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.“ Zwar war der Überraschungsangriff eine geeignete Gelegenheit, die Flucht zu ergreifen, doch Jesus befahl ihm, sein Schwert zurückzustecken. Petrus würde nämlich Opfer seines eigenen Schwerts werden. Jesus rettete ihm quasi das Leben.
Warum war Jesus nicht angewiesen auf Petrus‘ Schwert? Vers 53: „Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, dass er mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schickte?“ Eine römische Legion bestand aus bis zu 6.000 Soldaten. 6.000 x 12 sind 72.000 Engel und es waren keine kitschigen Engelchen in Babygestalt mit dicken Bäuchlein, Ärmchen und Beinchen, sondern Streitkräfte mit unermesslicher Durchschlagskraft. Ein Engel schlug in einer Nacht die ganze Erstgeburt der Ägypter. Ein Engel schlug in einer anderen Nacht das 185.000-Mann starke assyrische Heer. Jesus war wirklich nicht auf Petrus‘ Schwert angewiesen. Schon gar nicht bei Petrus‘ Zielgenauigkeit.
Aus welchem weiteren Grund war Petrus Aktion unangebracht? Betrachten wir Vers 54: „Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?“ Jesus stand da, verraten von seinem Jünger, gefangengenommen von einer ruchlosen Meute und befand sich auf dem Weg größter Ungerechtigkeit. Der unerträgliche Gestank des bitteren Kelchs wurde immer stärker. Doch unser Herr fügte sich dem Ganzen, obwohl er mehr als zwölf Legionen Engel bereit stehen sah. Ein Fingerschnips und der Vater würde sie senden. „Wie würde dann aber die Schrift erfüllt“? Wie würde die Menschheit dem Gericht entkommen? Wer würde das Himmelreich sehen? Aus Jesu Sicht musste die Schrift erfüllt werden. Er war bereit, alles dafür zu tun und jeden Preis zu zahlen.
In diesen Versen begegnen wir einem Jesus voller Erhabenheit. Wir sehen das Lamm Gottes, das willig war, zu leiden und zu sterben, um den Willen Gottes zu tun.
Wie kommt Jesu Souveränität noch zum Ausdruck? Verse 55 und 56: „Zu der Stunde sprach Jesus zu der Schar: Ihr seid ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich zu fangen. Habe ich doch täglich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. Aber das ist alles geschehen, damit erfüllt würden die Schriften der Propheten. Da verließen ihn alle Jünger und flohen.“ Jesus stellte seine Angreifer zur Rede. Sie waren bewaffnet und in großer Schar, in nächtlicher Dunkelheit ausgezogen, um Jesus festzunehmen. Machte das irgendeinen Sinn? Hatte sich Jesus verborgen oder je zur Wehr gesetzt? War er ein Dieb oder ein Räuber? War er nicht täglich im Tempel gewesen und hatte das Reich Gottes gepredigt? Und vielleicht fragten sich die Knechte der Hohenpriester und Schriftgelehrten selbst, was sie da eigentlich taten. Machte das irgendeinen Sinn? Doch Jesus klärte sie auf: „damit erfüllt würden die Schriften der Propheten“. Und gerade als Jesus dieses Wort sagte, erfüllte sich eine Prophezeiung der Schrift. Wir lesen: „Da verließen ihn alle Jünger und flohen.“ Wenige Stunden zuvor hatte Jesus vorausgesagt: „In dieser Nacht werdet ihr alle Ärgernis nehmen an mir. Denn es steht geschrieben: »Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.«“ Wir sehen, wie gefasst unser Herr war, obwohl er verraten worden war und nun Opfer einer Intrige wurde. Gelobt sei unser Herr, der entschlossen war für unser Heil zu leiden. Gepriesen sei er, der selbst vor der größten Schmach Souveränität und geistliche Autorität ausstrahlte.
II. Jesu Verurteilung und Verleugnung (57-75)
Wo führte man den gefangenengenommenen Jesus hin? Vers 57 berichtet, wie Jesus zum Hohepriester Kaiphas geführt wurde. Dort waren alle Schriftgelehrten und Ältesten versammelt, die sich im Voraus darüber einig waren, Jesus zum Tode zu verurteilen. Das Komplott war geplant und bestens vorbereitet worden.
Da erfahren wir im Vers 58: „Petrus aber folgte ihm von ferne bis zum Palast des Hohenpriesters und ging hinein und setzte sich zu den Knechten, um zu sehen, worauf es hinauswollte.“ Warum folgte Petrus seinem Herrn? Die Antwort steht im Vers: „um zu sehen, worauf es hinauswollte.” Das war alles. Der Text zeigt, dass Petrus keine Hilfe leisten wollte. Es war die Neugier, die ihn zum Palast führte. Was hätte Petrus getan, wenn er einen Fernseher gehabt hätte oder ein Radio?? Wir kommen noch zu den Folgen seiner Handlung.
Betrachten wir den Prozess. Vers 59: „Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten falsches Zeugnis gegen Jesus, dass sie ihn töteten.“ Ein korrupter Faktor des ganzen Verfahrens springt uns sofort ins Auge, nämlich das bereits feststehende Ergebnis. Sie suchten Jesus zu töten. Das war ihr Ziel. Das Ergebnis stand fest, noch bevor die Befragung der Zeugen begonnen hatte. Zur Korruptheit des Verfahrens lesen wir im Bibelkommentar: „Ein solches Verhör war aus mehreren Gründen illegal: Ein Verhör wegen eines Verbrechens durfte nicht nachts abgehalten werden; und ein Verhör, das zur Todesstrafe führte, durfte nur in der Öffentlichkeit auf dem Tempelgelände stattfinden.“
Was fehlte noch zu einem korrupten Verfahren? Richtig, die falschen Zeugen. Betrachten wir Vers 60: „Und obwohl viele falsche Zeugen herzutraten, fanden sie doch nichts.“ Selbst Jesu ärgsten Feinde konnten ihm kein einziges Vergehen nachweisen. Nichts. Nicht ein einziger Anklagepunkt. Sie musste falsche Aussagen erfinden, um ihr Ziel zu erreichen. Funktionierten die Falschaussagen der falschen Zeugen? Nein, sie fanden nichts! Auf peinlichste Weise müssen sie sich selbst widersprochen haben.
Weiter erfahren wir, wie zuletzt zwei auftraten und eine Art Verzweiflungsanklage erhoben: „Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen aufbauen.“ Doch auch damit hatten sie keinen Erfolg. Interessanterweise würden sie selbst den Tempel Gottes in Kürze abbrechen, nämlich Jesu Leib und die Kraft Gottes würde ihn nach nur drei Tagen wieder aufbauen. Doch sie hatten keine Ahnung was sie da sagten.
Und irgendwann ergriff der Hohepriester persönlich das Wort: „Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich bezeugen? Aber Jesus schwieg still.“ Manchmal ist Schweigen Silber und Reden Gold. Aber Jesus sagte nichts. Obwohl er sich glaubhaft hätte verteidigen können, ließ er alle Ungerechtigkeit über sich ergehen, um die Erfüllung der Schrift nicht zu behindern. Doch das Schweigen Jesu brachte den Hohepriester erst recht in Rage. „Und der Hohepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes.“ In diesem Fall wäre Schweigen Gold gewesen. Doch Jesus schwieg nicht. Souverän sagte er: „Du sagst es.“ Jeder Strafverteidiger hätte sich die Haare gerauft. Denn mit diesen 3 Worten besiegelte Jesus sein eigenes Todesurteil. Wir sehen die Entschlossenheit unseres Herrn, sich selbst für unsere Erlösung hinzugeben. „Du sagst es“, bedeutet: Ja, beim lebendigen Gott, ich bin der Christus, der Sohn Gottes! Jesus ist der Christus, der Gesalbte, kein Zweifel. Gott selbst hatte ihn zum Christus gesalbt. Als Kind wurde ihm unter anderem auch Myrrhe zum einbalsamieren geschenkt. Die Evangelien berichten, wie ihn Frauen mit kostbarem Öl salbten und in Kürze würde sein Leichnam gesalbt werden. Zusätzlich bezeugten viele Zeichen und Wunder Jesus unmissverständlich als den Christus. Zudem sprach er Worte vom Reich Gottes, die nicht aus dieser Welt stammten und bis dahin unerhört waren. Außerdem war Jesus voller Barmherzigkeit und Hirtenherz und liebte selbst seine Feinde. Zudem war Jesus als einziger sündenfrei. Er hatte die 40-tägige Versuchung des Satans makellos überstanden. Im Garten Gethsemane hatte er sich aus seinem eigenen Wasser und Blut erhoben und war entschlossen, den bitteren Kelch auszutrinken. Niemand ist wie Jesus. Er ist der einzigartige Christus und Sohn Gottes. Und zu all den erwähnten Punkten, die ihn eindeutig als Christus bezeugen, kommt seine himmlische Autorität, mit der er die volle Wahrheit ausspricht: „Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.“ Jesus sah seinen Tod, doch nicht nur das. Er sah auch seine Auferstehung, seine Himmelfahrt und seine Wiederkunft. Jesus sah die ganze restliche Spanne der Menschheitsgeschichte und fasste sie in einem einzigen Satz zusammen. Wer kann es ihm gleichtun? Der Hohepriester schien voller Autorität zu sein. Er schien die Macht in seinen Händen zu halten. Doch konnte er Jesus gleichtun? Jesus sitzt zur Rechten der Kraft Gottes. Und Jesus wird kommen auf den Wolken des Himmels voller Macht und Herrlichkeit und wird die Welt richten. Gelobt sei unser Herr, der sich hier offenbart. Gelobt sei der Name des Herrn, bis in Ewigkeit.
Wie reagierte der Hohepriester auf diese gewaltige Offenbarung des Christus? Der Text berichtet: „Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiter Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört. Was ist euer Urteil? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig.” Die Israeliten zerrissen sehr oft ihre Kleider. Doch dem Hohepriester war es nicht gestattet seine Kleider zu zerreißen. Es gab nur eine einzige Ausnahme, nämlich bei Gotteslästerung. Damit drückte er seine große Betroffenheit aus und den tiefen Schmerz darüber, dass Gottes Name gelästert wurde. Doch wir können zu Recht Zweifel an seiner Authentizität haben. War er wirklich todtraurig? Hinter der scheinheiligen Maskerade rieb er sich wohl die Hände. Er selbst hatte bewirkt, wozu die falschen Zeugen nicht imstande waren. Er hatte sein Ziel erreicht. Innerlich muss er gejubelt haben, während seine Gefolgschaft Jesus einstimmig zum Tode verurteilte. Und in den Versen 67 und 68 sehen wir, wie die vermeintlichen Gegner der Gotteslästerung ihre bösartige und abscheuliche Seite zeigten. Sie spukten den Herrn der Herrlichkeit ins Gesicht und schlugen ihn mit ihren Fäusten und verhöhnten ihn. Da stellt sich die Frage: Wer lästert Gott?
Was musste Jesus schließlich noch über sich ergehen lassen? Betrachten wir den letzten Abschnitt. Petrus hatte sich unter die Mägde und Knechte der Feinde Jesu gemischt. Er hat sich wohl als einen von ihnen ausgegeben und sich so verhalten, wie sie, um wie ein Chamäleon, nicht aufzufallen. Und so kam es, wie es kommen musste. In schlechter Gesellschaft vollbrachte er die Sünde, die er niemals tun wollte. Obwohl er versichert hatte, lieber sterben zu wollen, als Jesus zu verleugnen, verleugnete er seinen Herrn gleich dreimal und jedes Mal können wir eine negative Steigerung feststellen. Beim ersten Mal sagte er: „Ich weiß nicht, was du sagst.“ Beim zweiten Mal: „Ich kenne den Menschen nicht.“ Und beim dritten Mal verfluchte er sich selbst und fing an zu schwören: „Ich kenne den Menschen nicht.“ Schließlich lesen wir die Worte: „Und alsbald krähte der Hahn. Da dachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.“ Wir sehen den tiefen Fall des Primus unter den Jüngern.
Was muss Petrus in diesem Moment erkannt haben? Er muss erkannt haben, dass Jesus wirklich alles wusste. Und obwohl Jesus alles wusste, hatte er ihn trotzdem geliebt und als Jünger behalten und ermutigt. Also liebte Jesus ihn nicht, weil Petrus der Beste war, sondern obwohl Petrus ein gefallener Sünder war. Petrus fing an die tiefe Liebe und Barmherzigkeit Jesu Christi zu begreifen. Wie heiß müssen die Tränen gewesen sein, die ihm in der kalten Nacht die Wangen herunter strömten?
Erneut sehen wir, dass Jesus wirklich kein gewöhnlicher Mensch gewesen ist. Er musste gleich 3 großkalibrige Schocks erdulden. 1) Den Verrat durch seinen Jünger 2) Die Ungerechtigkeit des Mordprozesses und 3) Die dreifache Verleumdung durch den leitenden Jünger. Eines dieser Punkte genügt und unser Herz ist für immer verbittert. Doch Jesus ertrug alles. Er ist wirklich das Agnus Dei, das Lamm Gottes, das sich bereitwillig hingab, wie es heißt: „Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird“ (Jes 53,7). Jesus selbst sprach: „Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, daß ich’s wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich selber lasse es.“ (Joh 10,17.18) Im Anbetracht der Person Jesu Christi können wir nicht anders, als mit der Verblüffung Jesajas zu fragen: „Wer aber kann sein Geschick ermessen?“ (53,8)
So lasst uns Jesus danken, der entschlossen war, sich selbst hinzugeben. Obwohl wir Jesu Jünger sind, verraten auch wir hin und wieder unseren Herrn, auch wir klagen ihn unrechtmäßig an und auch wir verleugnen seinen Namen und tun so als würden wir ihn nicht kennen. Jesus kennt unsere Schwächen und Sünden. Nehmen wir sein Opfer an und kehren wir zu ihm zurück. Ihm gebührt ewiger Dank und Lob.
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