Predigt: Matthäus 25,14 – 46

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Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht

Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“

(25,21)

Letzte Woche haben wir durch das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen gelernt, dass es nicht genug ist, der Form nach ein Glaubensleben zu führen, sondern dass wir auch genug persönlichen Glauben haben sollen, damit unsere Flamme für Jesus bis zu seiner Wiederkunft brennt. Unser heutiger Text ist der letzte Teil von Jesu Lehren über die letzte Zeit. Wofür und wie sollen wir leben, bis Jesus wiederkommt? Nach welchem Kriterium werden beim Weltgericht alle Menschen beurteilt werden und ewiges Leben oder Strafe erhalten? Gott helfe uns, die richtige Einstellung und Lebensweise zu lernen, sodass wir bei seiner Wiederkunft von ihm gelobt werden und seine große Belohnung erhalten!

I. Du tüchtiger und treuer Knecht (14-30)

Betrachten wir die Verse 14 und 15: „Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an; dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtig­keit, und zog fort.“ Der Mensch in Jesu Gleichnis verreiste ins Ausland und rief davor seine Knechte und ver­trau­te ihnen sein Vermögen an. Dabei gab er nicht jedem Knecht gleich viel, sondern gab dem einen fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, je nach ihrer Tüchtigkeit. Als er ihnen sein Vermögen anvertraute, setzte er sein Vertrauen in sie, in der Hoffnung, dass sie ihr Bestes tun würden und mit dem anvertrauten Vermögen in seinem Sinne handeln würden.

Wie reagierten die ersten beiden Knechte? Die Verse 16 und 17 lauten: „Sogleich ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu.“ Der erste Knecht ging sofort hin und fing an, mit dem anvertrauten Gut zu handeln. Das zeigt, dass er die neue Aufgabe von seinem Herrn sofort annahm und versuchte, mit den anvertrauten Zentnern zu handeln, um für seinen Herrn Gewinn zu bringen. Das war für ihn bestimmt nicht einfach; denn eigentlich hatte er ja einen andern Beruf; er war ein Knecht, der bis dahin auf dem Acker oder im Stall oder im Haus gearbeitet hatte, aber er war kein Kaufmann. Er muss sich viele Gedanken gemacht haben, wie er gut handeln und für seinen Herrn Gewinn bringen konnte. Er muss manches ausprobiert und auch riskiert haben und muss dabei wohl auch manchen Misserfolg erlebt haben. Aber er gab nicht auf. Denn er liebte seinen Herrn und wollte ihn nicht enttäuschen. Wenn er auch manchmal verzweifelt dasaß und feststellen musste, dass er wieder keinen Gewinn gemacht hatte, sondern sogar Verlust, und dass es wirklich schwer war, erfolgreich zu handeln, dachte er an seinen Herrn. Er dachte an den strahlenden Blick und das Vertrauen, mit dem ihm sein Herr sein Vermögen anvertraut hatte, und an die Stimme, mit der er ihn liebevoll beauftragt hatte, für ihn gut zu handeln. Vielleicht hatte er gesagt: „Handle damit, bis ich wiederkomme!“ Wenn er an seinen Herrn dachte, bekam er eine neue Motivation und neue Kraft, weil er seinen Herrn lieb hatte und ihn nicht enttäuschen wollte. Er wollte, wenn sein Herr zurückkommen würde, nicht mit leeren Händen dastehen, sondern wollte ihm große Freude machen. Darum konnte er nicht aufgeben, sondern stand immer wieder auf, überlegte und bekam neue Ideen, wie er es besser machen könnte, und handelte. Schließlich gewann er weitere fünf Zentner Silber dazu. Er machte 100% Gewinn! Der zweite Knecht hatte nur zwei Zentner anvertraut bekommen; aber auch er muss wie der erste Knecht aus Liebe zu seinem Herrn alles eingesetzt haben, um für ihn Gewinn zu erzielen; denn er gewann zwei weitere Zentner dazu und hatte somit auch 100% Gewinn.

Wofür stehen der Herr und seine Knechte? Es ist nicht schwer zu erkennen, dass der Herr, der ins Ausland ging, für Jesus selbst steht, der bald auferstehen und zum Himmel auffahren würde. Die Knechte repräsentieren uns Christen. Das Vermögen, das der Herr seinen Knechten anvertraut hat, steht vor allem für das Evangelium, das Gott uns anvertraut hat und das sein großes Vermö­gen von unschätzbarem Wert ist. Ein Zentner Silber entspricht in etwa dem Verdienst eines Tage­löhners von zwei Jahren. Es ist auf heute übertragen mit zwei Jahresgehältern eines Arbeiters zu vergleichen, also etwa mit 50.000 Euro. Ein Zentner Silber war kein gewaltiges Vermögen, aber eine beachtliche Summe, mit der man durchaus handeln konnte. Was bedeutet es dann, dass der Herr im Gleichnis seinen Knechten unterschiedlich viel von seinem Vermögen gab? So wie der Herr im Gleichnis jedem Knecht mindestens die beachtliche Summe von einem Zentner Silber gegeben hat, hat Gott jedem von uns das Evange­lium anvertraut, mit dem jeder wirken kann. Dazu hat er uns unterschiedlich große Aufgaben in seinem Heilswerk gegeben und entsprechend dazu gehörige Gaben, sodass wir in unterschiedlich großem Umfang wirken können. Dabei weist der Ausdruck „einem jeden nach seiner Tüchtigkeit“ darauf hin, dass Gott nicht völlig willkürlich einigen mehr und den andern weniger an Aufgabe gibt, sondern sich dabei an der Kapazität eines jeden orientiert. Gott hat jedem von uns sein kostbares Evangelium anvertraut und hat uns als Hirten und Missionare bzw. als Bibellehrer für die Studenten berufen. Die Aufgaben, die wir dabei in der Gemeinde konkret haben, und die entsprechende Verantwortung mögen unterschiedlich groß sein. Aber jeder ist vom Herrn Jesus dazu beauftragt, mit dem Evangelium zu handeln und für ihn Gewinn zu bringen. Egal, ob wir fünf, zwei oder einen Zentner anvertraut bekommen haben, sollen wir aus Liebe zu Jesus unser Bestes tun, um für ihn Gewinn zu bringen, das heißt so zu wirken, dass sein Name mehr Ehre bekommt und sein Reich wächst. Wie der Herr im Gleichnis hat uns auch Jesus selbst keine bestimmten Vorschriften gemacht, wie wir zu handeln hätten. Wir sollen jeder aus eigenem Antrieb und in eigener Verantwortung überlegen und finden, wie wir am besten für ihn Gewinn bringen können. Wie wir Menschen überhaupt zu erreichen versuchen, und wie wir ihnen das Evangelium von Jesus weitergeben, das sie rettet, sollen wir immer neu bedenken und auf die beste uns bekannte Weise tun. Wir sollen unsere Arbeit für Gott nicht routinemäßigführen erledigen, sondern eigen­verantwortlich und mit viel Eigeninitiative immer neu den jeweils besten Weg finden, wie wir für ihn Gewinn bringen können. Wir sollen nicht wie Angestellte wirken, die von 8 bis 17 Uhr bloß ihren Job erledigen, sondern wie Unternehmer, die alles einsetzen und ihr Bestes tun, um das Ziel zu erreichen. Wie handeln wir mit dem uns anvertrauten Gut? Mit wie viel Engagement und Eigenini­tia­tive dienen wir Gottes Heilswerk? Möge Gott uns helfen, wie der erste und zweite Knecht spon­tan und aktiv unser Herz und Willen und Kreativität und alles einzusetzen, um mit dem anvertrau­ten Evangelium für Gott, seine Ehre und sein Reich viel Gewinn zu erlangen!

Betrachten wir weiter den Text! Was machte der dritte Knecht? Vers 18 sagt: „Der aber einen empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn.“ Er vergrub das Geld seines Herrn in der Erde. Auch er wusste, wozu sein Herr ihm das Geld anvertraut hatte, wie seine spätere Antwort an den Herrn verrät. Aber er war offenbar nicht dazu bereit, dafür eigenverantwortlich zu arbeiten und die damit verbundenen Mühen und Risiken auf sich zu nehmen. Für ihn war der anvertraute Zentner eher eine Last, die er irgend­wie los werden wollte. Dadurch, dass er das Silber in der Erde vergrub, meinte er wohl, dass er seine minimale Pflicht gegenüber dem Herr erfüllt hätte, denn er sorgte so ja dafür, dass es wenigstens nicht weniger wurde. Aber er ignorierte dadurch praktisch den Willen des Herrn.

Für welche Menschen steht der dritte Knecht? Er steht für diejenigen, die auch von Gott seine Gabe bekommen haben, die aber seinen Auftrag, für seine Ehre und sein Reich Gewinn zu bringen, nicht tragen wollen. Sie kommen vielleicht auch in die Gemeinde und nehmen am Gottesdienst teil, aber sie wollen sich nicht darüber hinaus spontan für die Vermehrung seines Reiches hingeben und dafür große Mühen und Risiken eingehen. Im Grunde liegt ihr größtes Interesse an ihrem eigenen Glück, das sie im Leben erstreben und erlangen wollen.

Was passierte, als der Herr dieser Knechte zurückkam? Vers 19 sagt: „Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen.“ Nach langer Zeit kam der Herr zurück und forderte von ihnen Rechenschaft. Denn sein größtes Interesse bestand darin, zu erfahren, was seine Knechte mit dem ihnen anvertrauten Vermögen gemacht hatten. Was sagte der erste Knecht zu ihm? Vers 20 sagt: „Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit weitere fünf Zentner gewonnen.“ Seine Worte zeigen, dass er sich all die Jahre hindurch bewusst gewesen war, dass der Herr ihm fünf Zentner und damit eine wichtige Aufgabe und ein großes Privileg gegeben hatte. Und er hatte stets treu dafür gewirkt, um für seinen geliebten Herrn Gewinn zu bringen. Voller Freude konnte er nun seinem Herrn berichten, dass sich das anvertraute Gut verdoppelt hatte.

Wie reagierte sein Herr darauf? Lesen wir gemeinsam den Vers 21: Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ Der Herr lobte den Knecht als tüchtigen und treuen Knecht. Er freute sich sehr über seinen Bericht, aber nicht wegen dem erwirtschafteten Gewinn – den erwähnt er gar nicht –, sondern wegen der Treue seines Knechts, die er gleich zweimal erwähnt. Hinter dem Gewinn, den der Knecht erzielt hatte, sah der Herr die Treue des Knechts und die Tüchtigkeit, mit der er aus Liebe zu ihm gearbeitet hatte.

Als der zweite Knecht vor den Herrn trat, sagte er fast dieselben Worte wie der erste. Er hatte zwar statt fünf Zentnern nur zwei Zentner anvertraut bekommen, aber auch er hatte diese Menge für den Herrn verdoppeln können. Vers 23 sagt: „Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ Obwohl der zweite Knecht nur 40% von dem Gewinn des ersten Knechts eingebracht hatte, lobte sein Herr ihn mit exakt den selben Worten und versprach auch ihm, ihn über viel zu setzen. Auch ihn lud er ein, zur Freude seines Herrn in sein Haus bzw. sein Reich hineinzugehen. Das verrät, worum es dem Herrn eigentlich gegangen war. Ihm war es nicht darum gegangen, einige Zentner Silber mehr zu besitzen, sondern darum, dass seine Knechte durch diese Aufgabe ihre Liebe und Treue zu ihm zeigen konnten, sodass er sie aufgrund dessen überreich belohnen konnte. Wie froh war der Herr über sie, und wie froh müssen die Knechte gewesen sein, die nach ihrer relativ kleinen Arbeit für den Herrn nun übergroßen Lohn erhielten! Sie durften hineingehen in das Haus ihres Herrn. Sie würden aber nicht nur dort mit ihm feiern dürfen. Der eigentlich Lohn bestand darin, dass er sie dort über viel setzen würde. Das heißt sie würden eine viel größere und viel bedeutungsvollere Aufgabe erhalten. In einem ähnlichen Gleichnis hat Jesus die treuen Knechte über mehrere Städte gesetzt. Jesus willl uns, wenn wir uns hier mit unserer Aufgabe als treu und tüchtige Knechte erweisen, in sein herrliches Reich hineinlassen und uns eine große wirklich bedeutungsvolle Aufgabe geben.

Was sagte der dritte Knecht, als auch er vor den Herrn treten musste? In Vers 24 und 25 sagt er zum Herrn: „Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine.“ Der dritte Knecht meinte, dass sein Herr ein harter Mann wäre, der ungerechte und unangemessene Forderungen stellen würde. Er fürchtete sich davor, die Verantwortung zu übernehmen und das anvertraute Silber einzusetzen und dabei evtl. auch Verlust zu erleiden. Nun wollte er seinen Zentner möglichst schnell wieder loswerden. Mit seinen Worten „Siehe, da hast du das Deine“ zeigte er, dass er das er seine Aufgabe, mit dem Zentner zu handeln, nie von Herzen angenommen hatte. Dabei hielt er sich selbst wohl für gerecht und gab alle Schuld dem Herrn, der angeblich zu hart war und von ihm zu viel verlangt hatte.

Was antwortete darauf sein Herr? „Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen.“

Obwohl der dritte Knecht sich als unschuldig darstellte, ließ der Herr seine Ausrede nicht gelten. Vielmehr nannte er ihn einen bösen und faulen Knecht. Wenn er seinen Herrn für einen harten Mann hielt, dann hätte er konsequenterweise das Geld seines Herrn wenigstens zu den Wechs­lern bzw. zur Bank bringen sollen, sodass der Herr bei seiner Wiederkunft wenigstens Zinsen dafür bekommen hätte. Aber dass er nicht einmal das tat, zeigt, dass er gar nicht bereit war, dem Herrn und seinem Interesse zu dienen. Dass er sich weigerte, selbst das Geringste für den Herrn zu tun, zeigt seine böse Haltung gegenüber dem Herrn und steht in scharfem Kontrast zur Haltung der ersten beiden Knechte, die über Wenigem treu gewesen waren.

Was befahl der Herr daraufhin? Er sagte: „Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat.“ Der Zentner wurde dem Knecht, der ihn so verachtet hatte, weg­ge­nommen und dem gegeben, der inzwischen zehn Zentner hatte. Jemand könnte sagen, dass das nicht der sozialen Gerechtigkeit entspricht. Aber Jesus erklärt das geistliche Prinzip, das dahinter­steht. Er sagt im Vers 29: „Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden.“ Dieses Prinzip könnte man auch mit „aus etwas wird mehr, aber aus nichts wird gar nichts“ beschreiben. Wer wie die ersten beiden Knechte den Willen aufbringt, den Herrn zu erfreuen und seinen Willen zu erfül­len, dem wird mehr gegeben werden – mehr Liebe zum Herrn, mehr Motivation, mehr Ideen, mehr Kraft – und schließlich auch mehr Gewinn für den Herrn. Wer dagegen nicht bereit ist, für das Interesse des Herrn zu wirken, aus welchem Grund auch immer, und sich auf den Stand­punkt stellt: „Ich hab nicht genug, um Gott und seinem Werk zu dienen“, oder: „Ich bin noch nicht bereit, vielleicht später“, der wird auch das verlieren, was er bereits hatte. Die ersten beiden Knechte hatten nach dem ersten Teil des Prinzips gelebt. Sie hatten angenommen, was der Herr ihnen gege­ben hatte, und hatten es eingesetzt, und hatten schließlich mehr, als am Anfang, sogar unver­dient und unerwartet viel mehr. Aber der dritte Knechte weigerte sich, die mit dem Zentner ver­bun­de­ne Aufgabe anzunehmen mit dem Argument, dass sein Herr von ihm zu viel verlangen würde. Als Folge davon verlor er alles, was er hatte. In Vers 30 sagt der Herr: „Und den un­nützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern.“ Es war wirklich schlimm, dass der dritte Knecht den Herrn so wenig liebte und seinen Auftrag als eine Last ansah und nicht tragen wollte. Möge Gott uns helfen, uns immer bewusst zu sein, dass Gott uns mit dem Evangelium ein großes Privileg und die Aufgabe gegeben hat, für ihn Gewinn zu bringen! Gott helfe uns, aus Liebe zu ihm seine Aufgabe vom Herzen treu zu tragen und tüchtig dafür zu wirken, damit wir für ihn Gewinn erlangen und von ihm sein Lob und seine große Belohnung erhalten können!

II. Er wird sie voneinander scheiden (31-46)

Das Gleichnis von den anvertrauten Zentnern endet damit, dass der Herr Rechenschaft von seinen Knechten fordert und ihnen den entsprechenden Lohn bzw. Strafe gibt. Direkt im Anschluss daran spricht Jesus nicht mehr gleichnishaft, sondern sozusagen im Klartext darüber, wie er am Ende tatsächlich über alle Menschen Gericht halten wird. Betrachten wir den Vers 31: „Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit“. Am Ende wird Jesus in seiner Herrlichkeit kommen. Alle Engel werden mit ihm kommen und seine große Macht und Herrlichkeit unterstreichen bzw. mit zum Ausdruck bringen. Es wird ein herrliches, großartiges und universales Ereigis sein, das ganz anders ist als das erste Kommen Jesu in die Welt, bei dem er als in Niedrigkeit gekommen war und als ein Mensch in einem Stall geboren wurde. Wenn Jesus am Ende kommt, wird er auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen.

Was wird er dann tun? Betrachten wir die Verse 32 und 33: „und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken.“ Er wird alle Menschen aus allen Völkern vor ihm versammeln und wird sie scheiden, also in zwei Gruppen aufteilen. Jesus verglich diese große Trennung mit der Trennung, die damals ein Hirte gewöhnlich abends zwischen den Schafen und den Böcken in seiner Herde vornahm. Schafe und Ziegen­böcke sehen ähnlich aus, sind aber in ihren Eigenschaften und Bedürfnissen verschieden, da die Böcke streitlustiger und wegen ihres dünneren Fells kälteempfindlicher sind als Schafe, die ein bekanntlich ein dickes Fell haben. Deshalb trennte ein Hirte im Nahen Osten abends seine Tiere fein säuberlich in zwei Gruppen, damit jede Gruppe entsprechend behandelt wurde. Mit dergleichen Sorgfalt wird Jesus, wenn er wiederkommt, alle Menschen in zwei Gruppen aufteilen.

Was wird er dann zu denen zu seiner Rechten sagen? Betrachten wir Vers 34: „Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“ Er wird ihnen das Reich Gottes geben. Sie werden ewig im Himmelreich leben dürfen, das schon von Anbeginn der Welt für sie bereitet war. Sie bekommen damit das größte Privileg, die himmlische Herrlichkeit und ewige Freude! Warum würden sie diesen größten überhaupt existierenden Segen erhalten? Der König sagt im Vers 35 und 36 weiter zu ihnen: „Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.“ Der Grund dafür, dass sie das Reich ererben dürfen, ist, dass sie dem König liebevoll geholfen haben, als er in Not gewesen war. Jesus nennt sie im folgenden Vers „Gerechte“, was darauf hinweist, dass sie durch den Glauben an Jesus Gottes Gerechtigkeit erlangt haben. Sie werden die Begründung des Königs Jesus nicht verstehen, sondern werden ihn fragen: „Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?“ (37-39) Ihnen ist nicht bewusst, dass sie dem König so gedient und ihm geholfen haben. Doch was wird ihnen dann der König antworten? Vers 40 sagt: „Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Sie haben diese Liebeswerke eigentlich nicht an dem König getan, sondern an seinen Brüdern. Aber dass sie selbst die geringsten Brüder auf diese Weise praktisch und hingebungsvoll geliebt haben, wertet der König als Liebe zu ihm. Die geringsten Brüder stehen hier für die Christen ohne Ansehen, die in materieller oder geistlicher Not sind und Hilfe benötigen oder auch für die Hilfesbedürftigen allgemein. Die Gerechten haben ihnen wie selbstverständlich gedient, weil in ihren Herzen Jesu Liebe und daher auch die Liebe zu den Nächsten brennt. Von ihrer Liebe bewegt können sie nicht an den Menschen, die in Not sind, einfach vorübergehen, sondern üben tätlich die Nächstenliebe an ihnen aus, ohne nach einem Lohn oder gar einer Gegenlei­stung zu fragen. Aber der Herr wertet gerade solche praktische hingebungsvolle Nächstenliebe als Liebe zu sich selbst. Gerade daran misst er die Liebe zu sich selbst und wird sie überreich belohnen.

Was wird er dagegen zu denen zu seiner Linken sagen? Betrachten wir den Vers 41: „Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!“ Die Menschen zur Linken des Königs werden verflucht und in das ewige Feuer geschickt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist. Ihr Urteil steht in krassem Kontrast zu dem Urteil über die zur Rechten des Königs. Was ist der Grund, aus dem sie so ein hartes Urteil empfangen werden? Der König sagt weiter in den Versen 42-43: „Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen, und ihr habt mich nicht besucht.“ Der Grund für ihr hartes Urteil ist, dass sie keine Liebe gegenüber ihm geübt haben, als er sich in Not befunden hat. Dieses Urteil werden sie nicht einfach verstehen können. Sie werden dem König antworten und sagen: „Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient?“ Ihre Frage zeigt, dass sie sich nicht bewusst waren, dass sie dem König nicht gedient haben. Vielleicht haben sie vieles gemacht, womit sie meinten, seinen Willen schon erfüllt zu haben. Aber was wird der König ihnen sagen? Er wird antworten: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.“ Der König deckt hier ihr schweres Versäumnis auf. Damit, dass sie selbst einen von den Geringsten nicht geliebt haben, haben sie ihn selbst nicht geliebt. Sie mögen vieles getan haben in ihrem Leben, aber sie haben es versäumt, ihren Nächsten die Liebe zu erweisen und ihnen praktisch zu dienen, wie sie es brauchten. Vermutlich haben sie es für nicht so wichtig gehalten, Liebe zu üben. Wahrscheinlich haben sie die geringen Menschen für nicht so wichtig gehalten. Aber der König sagt, dass sie damit ihn selbst nicht geliebt haben. Er identifiziert sich vollständig mit seinen Brüdern, selbst mit den Geringsten unter ihnen. Deshalb war ihr Lieblosigkeit unverzeihlich. Die Liebe ist Gott am wichtigsten. Vers 46 sagt abschließend: „Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.“

Hier lernen wir, dass es im Weltgericht nur zwei Gruppen geben wird und dass jeder Mensch in eine der zwei Gruppen zugeteilt wird und dass die Urteile ganz gegensätzlich ausfallen werden. Während die einen das Reich des Vaters ererben und ewig mit ihm leben dürfen, müssen die anderen ewige Strafe erfahren. Wir lernen vor allem, dass das Kriterium, nach im Gericht ent­schie­den wird, gerade die Liebe ist – ob wir unsere Brüder konkret und praktisch geliebt haben oder nicht. Jesus lehrte schon das höchste Gebot: „Das höchste Gebot ist dies: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften. Das andre ist dies: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Es ist kein anderes Gebot größer als diese“ (Mk 12,29-31). Die Liebe ist wirklich Gottes größter Wille. Wir sollen unser Glaubensleben nicht pflichtmäßig führen. Selbst wenn wir unsere Aufgaben in der Gemeinde alle „vorschrifts­mäßig“ erfüllen würden, aber dabei keine Liebe zu unseren Nächsten im Herzen haben und ihre Not übersehen oder ignorieren, haben wir den Kernpunkt von Gottes Willen und sein größtes Herzensanliegen missachtet. Es ist richtig, dass wir uns bemühen, die Sünde in allen möglichen Bereichen zu meiden. Aber wir müssen uns vor allem bewusst sein, dass es die schlimmste Sünde ist, wenn wir unseren Nächsten nicht lieben und seine inneren oder äußeren Nöte ignorieren. Wie können wir so leben? Wir können und sollen selbst den Geringsten so sehr beachten und ihn aktiv lieben, wenn wir uns täglich neu bewusst machen, wie Gott uns einseitig und hingebungsvoll geliebt hat, indem er seinen Sohn Jesus für uns dahingab, und dass er unseren Bruder genauso liebt. Wenn wir daran denken, werden wir auch den geringsten Bruder so lieben, wie er es braucht.

Lesen wir zum Schluss nochmals das Leitwort: „Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ (25,21) Möge Gott uns helfen, aus Liebe zu ihm mit dem Evangelium treu und tüchtig zu wirken und für ihn viel Gewinn zu bringen! Möge Gott uns helfen, bei allem und vor allem unseren Bruder herzlich zu lieben, sodass wir von ihm eines Tages anerkannt werden und seinen ewigen Lohn erhalten!

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