Von den klugen und törichten Jungfrauen
Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde.
Mt. 25.13
Es waren nur noch drei Tage, bis der Herr Jesus Abschied von seinen Jüngern nehmen würde. Bis dahin musste er sie unbedingt eine wichtige Sache lehren. Ihm war es ein ernstes Anliegen, seinen Jüngern die richtige Haltung einzuschärfen, die sie bis zu seiner Wiederkunft aufbringen sollten. Hierfür setzte er seine Weisheit ein und lehrte ihnen das Gleichnis von den zehn Jungfrauen. Wir werden heute dieses Gleichnis näher kennen lernen, um dadurch die richtige Haltung, die der Herr Jesus uns vermitteln will, gut verinnerlichen zu können.
Teil 1: Die klugen und die törichten Jungfrauen (V. 1 – 4)
Mit was vergleicht der Herr Jesus in diesem Gleichnis das Himmelreich? Betrachten wir Vers 1: Dann wird das Himmelreich gleichen zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen hinaus, dem Bräutigam entgegen. Der Herr Jesus vergleicht das Himmelreich mit zehn Jungfrauen, die einem Bräutigam mit ihren Lampen entgegenkommen wollen. Das Wörtchen „Dann“ weist darauf hin, dass dieses Gleichnis zeitlich in die Endzeit einzuordnen ist, also vor und während der Wiederkunft des Herrn. Was haben aber jene zehn Jungfrauen mit dem Bräutigam zu tun? Wollte der Bräutigam sie etwa alle heiraten? Oder nur eine von diesen, vielleicht die mit der schönsten Lampe? Um gut zu verstehen, worum es in diesem Gleichnis geht, müssen wir einen kleinen Exkurs in die jüdische Hochzeitssitte nehmen.
Mann und Frau verliebten und verlobten sich. Nach etwa einem Jahr Verlobungszeit, fand die Hochzeit statt. Die Hochzeit wurde damit eingeleitet, dass der Glückliche sein Schatz vom Elternhaus heimholte. Mit der Braut warteten mindestens 10 Brautjungfern auf das Kommen des Bräutigams. Sobald sie benachrichtigt wurden, dass der Bräutigam sich mit seinen Leuten dem Haus der Braut näherte, gingen die Braut samt den Brautjungfern dem Zug des Bräutigams entgegen, um ihn ehrenvoll zu empfangen. Dabei führten die Brautjungfern Stocklampen mit sich, weil die Hochzeit wegen der Hitze erst am Abend gefeiert wurde. Da diese Lampen sehr klein waren, passte in ihnen nicht so viel Öl hinein. Aus diesem Grund nahmen sie fläschenähnliche Gefäße mit, in welches sie zusätzliches Öl aufbewahrten. Als es nun zu der Begegnung kam, wurde die Braut von ihrem Zukünftigen und seinem Freundeskreis umringt. Sogleich wurde Musik gemacht. Man schlug die Pauke und sang fröhliche Hochzeitslieder. Alle gingen dann gemeinsam zum Hochzeitshaus, wo dann die eigentliche Feier stattfand. Die Haustür wurde verschlossen, um das Eintreten von Fremden oder Kriminellen zu vermeiden. Denn schließlich war es schon sehr spät geworden.
Die 10 Jungfrauen aus dem Gleichnis von dem Herrn Jesus haben also die Aufgabe, den Zug der Braut zu formieren. Sie begleiten die Braut zum Bräutigam mit leuchtenden Lampen in der Nacht. Die Braut wird im Gleichnis allerdings kein einziges Mal erwähnt, sondern lediglich der Bräutigam und die 10 Jungfrauen. Aber für wen stehen der Bräutigam und diese zehn Jungfrauen eigentlich? Schlicht gesprochen, stehen die 10 Jungfrauen für die Gemeinde, also für uns. Wir warten gemeinsam auf das Kommen von Jesus Christus, der unser himmlischer Bräutigam ist.
Dies hört sich bis jetzt sehr nett an, doch dann kommt das große Aber, aber… Betrachten wir Vers 2: Aber fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. Zwischen den 10 Jungfrauen gibt es einen wichtigen Unterschied. Obgleich die Brautjungfern alle dieselbe Aufgabe haben; obgleich sie alle mit derselben Braut befreundet sind; obgleich sie alle auf denselben Bräutigam warten usw. , unterscheiden sie sich doch in einer wichtigen Sache. Die einen sind töricht, die anderen klug. Und das Schlimme ist, dass nicht nur wenige, sondern die Hälfte von ihnen töricht ist. Sie sind nicht die Ausnahme, sondern fast schon die Regel. Der Teil der Gemeinde, der töricht ist, kann also von beachtlicher Größe sein.
Nun wird es interessant. Wer sind denn die Törichten und wer die Klugen in der Gemeinde? Sind etwa die Klugen die Intelligenten und Gebildeten und die Törichten diejenigen, denen es an IQ fehlt? Lesen wir gemeinsam die Verse 3 und 4: Die Törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit. Die Klugen aber nahmen Öl mit in ihren Gefäßen, samt ihren Lampen.
Was die törichten Jungfrauen zu törichten Jungfrauen macht, ist, dass sie kein Reserveöl für die Stocklampen mitnehmen. Obwohl sie überhaupt keine Ahnung davon haben, wann der Bräutigam kommen würde, nehmen sie kein Reserveöl mit. Warum machen sie das? Sie hätten es doch wissen müssen, dass sie Reserveöl benötigen. Für ihr Verhalten lassen sich verschiedene Gründe finden. Vielleicht hatten sie es schlicht und einfach vergessen gehabt, Reserveöl mitzunehmen. Ihr Kopf drehte sich um andere Dinge, wie etwa: „Wie sieht meine Frisur aus?; Was für ein Kleid ziehe ich an? Welche Kette passt zu meinen Schuhen?“ Weil sie sich mit vielen anderen, unwichtigen Dingen beschäftigt haben könnten, vergaßen sie das Wesentliche, nämlich das Öl.
Ein anderer Grund könnte sein, dass sie einfach davon ausgingen, dass das Öl in ihren Lampen schon ausreichen würde. „Das passt schon. Mein Öl wird schon genügen. Ich mach mir jetzt keine Sorgen darüber.“ könnte ihre Haltung gewesen sein.. Wenn sie so eingestellt waren, dann gingen sie mit dem Kommen des Bräutigams sehr locker um. Sie nahmen es nicht ernst genug.
Die törichten Jungfrauen könnten aber auch kalkuliert haben, etwa so: „Hmmm das Öl in der Lampe hält ca. für eine halbe Stunde. Jetzt ist es schon 20.45 Uhr. Nach meinen Erfahrungen mit Hochzeiten kommt der Bräutigam in der Regel um 21 Uhr. Selbst wenn ich noch 15 Minuten Verspätung miteinberechne, müsste das Öl in der Lampe gerade noch so reichen. Dann spar ich lieber das Geld und kauf kein weiteres Öl. Außerdem ist es mir zu umständlich, ständig ein Gefäß mit mir herumzutragen..“ Sie könnten kalkuliert haben, um sich jeglichen Aufwand und Umstände für die Vorbereitung auf das Kommen des Bräutigams zu ersparen.
Wie auch immer die Jungfrauen gedacht haben, jedes der drei Gründe beinhaltet eine ungeistliche und damit eine törichte Einstellung in Bezug auf das Kommen des Bräutigams.
Die klugen Jungfrauen hingegen sind deswegen klug, weil sie für den Fall, dass der Bräutigam zu spät kommen könnte, Reserveöl mitnehmen. Die klugen Jungfrauen denken etwa so: „Wir nehmen lieber mehr Öl mit als zu wenig. Denn wir wissen nicht, wann er kommt. Es kann ja sein, dass er aus irgendeinem Grund sehr spät erst kommt. Wir wollen auf keinen Fall riskieren, dass wir bis dahin kein Öl mehr haben. Lasst uns tanken, tanken, tanken, was das Zeug hält. Wir brauchen Öl, Öl, Öl! So sind wir auf das Kommen des Bräutigams bestens vorbereitet.“ Die klugen Jungfrauen sind bedachtsam und vorausdenkend, sodass sie die nötigen Vorbereitungen für das Kommen des Bräutigams treffen bzw. Reserveöl mitnehmen.
Doch die interessante Frage ist noch nicht beantwortet, wer in der Gemeinde die Klugen und wer die Törichten sind. Wir müssen daher im Folgenden das Gleichnis noch weiter auflösen: Die Gemeinsamkeit der 10 Jungfrauen, die die Gemeinde repräsentieren, ist die Lampe. So haben wir auch in der Gemeinde viele Gemeinsamkeiten. Wir haben beispielsweise alle dasselbe Bekenntnis. Wir bekennen Jesus als unseren Herren und Heiland. Wir alle erwarten seine Wiederkunft. Wir alle besuchen denselben Gottesdienst und nehmen an dieselben Veranstaltungen teil, wie etwa an der Freitags- und Samstagsgebetsstunde, an das Kreisbibelstudium, an die Bibelfreizeiten usw. Wir tun viele gleiche Tätigkeiten, wie etwa Einladen gehen, Zweier-Bibelstudium geben usw. Wir haben dieselbe Orientierung, dem Werk Gottes zu dienen, nämlich primär die Studenten in Heidelberg mit dem Evangelium zu erreichen. Wir allen haben eine Lampe. Punkt.
Also gibt es doch keinen Unterschied zwischen den klugen und törichten Christen? Oooh doch! Die klugen Christen sind die, die sich auf die Wiederkunft Christi vorbereiten, die törichten Christen aber nicht. Nach dem Gleichnis bereiten die klugen Christen Öl vor, was sinnbildlich für die Glaubenskraft steht.
Wie bereiten sie aber dieses besondere Öl vor? Die klugen Christen nehmen am Gemeindeleben mit einer anderen Haltung als die törichten Christen teil. Der kluge Christ möchte durch die verschiedenen Veranstaltungen der Gemeinde geistlich auftanken. Der törichte Christ hingegen macht einfach so alles mit, eben aus Gewohnheit. Der kluge Christ nimmt beispielsweise am Bibelstudium teil, um ein Wort ganz persönlich zu empfangen. Der törichte Christ hingegen sitzt da wie ein Kartoffelsack. Der kluge Christ hört sich Stellungnahmen an, um Gnade durch sie zu empfangen. Der törichte Christ hingegen langweilt sich beim Zuhören. Der kluge Christ nimmt am Gottesdienst teil, um sich an Gott zu erfreuen. Der törichte Christ hingegen denkt schon an das Mittagessen. Während die törichten Christen nur auf die Lampe bzw. auf die äußere Form achten, achten die klugen Christen darauf, dass ihre Lampe mit Inhalt gefüllt ist. Für sie sind die Gemeindeaktivitäten keineswegs inhaltslos.
Indem der kluge Christ durch das Gemeindeleben geistlich auftankt, bereitet er sich auf die Wiederkunft Seines Herrn vor. Der törichte Christ hingegen versäumt diese wichtige Vorbereitung. Dies kann wie bei den törichten Jungfrauen verschiedene Gründe haben. Die einen sind durch viele andere, irdische Dinge zerstreut, dass sie nicht mehr Acht auf ihren geistlichen Zustand haben. Ihre persönliche Beziehung zum Herrn Jesus lässt nach, ohne dass sie es merken. Die anderen nehmen ihr Glaubensleben recht locker, das Wiederkommen des Herrn Jesus nicht so wirklich ernst. Sie meinen, dass ihr derzeitiger geistlicher Zustand schon okay sei, schon ausreichen würde. „Das passt schon“, ist ihr Motto. Da gibt es noch welche, die berechnen. Sie wollen den Weg des möglichst geringsten Aufwands gehen, sei es in Form von Zeit, Geld und Kraft. Solche meinen, sie könnten ihr Glaubensleben auf Sparflamme, ja sozusagen auf Standby stellen.
Zurzeit ist der Übergang von der törichten zur klugen Jungfrau oder leider auch umgekehrt noch möglich. Jeder von uns kann eine „kluge Jungfrau“ sein. Klugheit ist nicht wie bei Intelligenz eine Frage der Veranlagung, sondern eine Frage der Einstellung oder Einsicht. Möge daher jeder von uns (einschließlich der Prediger) die Einsicht haben, als ein kluger Christ am Gemeindeleben teilzunehmen.
Welche Folgen wird es für einen Christen haben, der zu wenig Öl hat?
Teil 2: Ich kenne euch nicht (V. 5 – 10)
Als die Brautjungfern auf den Bräutigam warteten, waren sie anfangs sicherlich voller Aufregung gewesen. Sie unterhielten sich über dies und jenes und lachten miteinander. Doch je länger sie warteten, ging ihre heitere Stimmung immer weiter zurück. Mittlerweile war es schon fast Mitternacht geworden, und der Bräutigam war immer noch nicht da. Bei den jüdischen Hochzeiten war es zwar Brauch, dass der Bräutigam bewusst spät kam. Er ließ sozusagen auf sich warten. Doch bei dieser Hochzeit kam er viel zu spät. Deswegen wurden die Jungfrauen alle müde und schliefen ein, wie Vers 5 berichtet. Doch was geschah aber dann? Betrachten wir Vers 6: Um Mitternacht aber erhob sich lautes Rufen: Siehe, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen! Die Jungfrauen wurden von einer lauten Stimme mit klaren Worten aufgeweckt: Siehe, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen! Die Aufregung kehrte bei den Jungfrauen wieder zurück. „Ach du meine Güte, der Bräutigam wird gleich da sein. Schnell aufstehen und die Lampen fertig machen.“, dachten sie sich bestimmt. So standen die Jungfrauen auf und wollten zunächst einmal ihre Lampen in Ordnung bringen, wie Vers 7 berichtet. Wie es üblich war, reinigten sie zunächst einmal den Lampendocht. Während die klugen Jungfrauen noch das Reserveöl nachfüllten, zündeten die törichten Jungfrauen den Docht sogleich an. Doch dann gab es ein großes Ups. Die Flamme wurde nämlich immer kleiner und kleiner und kleiner und die Augen der törichten Jungfrauen immer größer und größer… „Gebt uns von eurem Öl“, sagten sie dann verzweifelt zu den klugen Jungfrauen, „denn unsere Lampen verlöschen.“ ergänzten sie. Vielleicht hatten sie erwartet, dass die klugen Jungfrauen ohne Zögern auf ihre Bitte eingehen würden. Immerhin kannten sie sich doch. Sie hatten doch vorher viel Gemeinschaft miteinander gehabt, über vieles gelacht und geredet. Aber die klugen Jungfrauen sagten: “Nein”. Die Augen der törichten Jungfrauen wurden noch größer. “Sie haben Nein gesagt. Hä, was, wieso, warum denn nicht?”, dachten sie sich bestimmt. Die klugen Jungfrauen erklärten – Vers 9: sonst würde es für uns und euch nicht genug sein. So machten sie ihren Kolleginnen deutlich, dass ihre Bitte irrsinnig sei. Sie könnten ihnen ihr Öl nicht geben, weil es sonst weder für sie noch für die törichten Jungfrauen ausreichen würde. Dann hätten ja beide nichts davon gehabt. Die törichten Jungfrauen waren wirklich dumm. Doch die klugen Jungfrauen wollten sie nicht im Regen stehen lassen. Geht aber zum Kaufmann und kauft für euch selbst. gaben sie ihnen daher als Rat. Sie wollten sie ermutigen, sich noch schnell selbst Öl zu erwerben. Vielleicht würden sie es ja noch schaffen, bevor der Bräutigam kommt. Mehr konnten die klugen Jungfrauen für ihre Kolleginnen auch nicht tun. Sie konnten ihr Problem nicht lösen, sondern sie lediglich dazu ermutigen, selbst Öl zu erwerben.
Die törichten Jungfrauen hörten auf den Rat der klugen. Sie gingen weg, um Öl zu kaufen. Da waren es nur noch 5 Jungfrauen, die auf den Bräutigam warteten. Die Situation danach mag vielleicht so stattgefunden haben: Nachdem die 5 törichten Jungfrauen gegangen waren, kehrte für einen Moment wieder nächtliche Stille ein. Die fünf Jungfrauen schauten traurig nach unten, schüttelten nur den Kopf und bedauerten die Dummheit der anderen Jungfrauen. „Wie kann man nur so dumm sein und kein Öl mitbringen…“ regten sie sich innerlich auf. Doch dann wurden ihre Gedanken durch ein Geräusch unterbrochen. Sie hörten den Bräutigam und seine Leute kommen. „Der Bräutigam kommt. Schnell richten wir unsere Lampen auf“, sagten sie zueinander. Was geschah dann? Lesen wir gemeinsam Vers 10: Und als sie hingingen zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür wurde verschlossen. Der entscheidende Augenblick war nun gekommen. Der Bräutigam war da. Doch als er ankam, traf er lediglich auf die klugen Jungfrauen, die ihn mit einer leuchtenden Lampe empfingen. Die anderen Jungfrauen waren noch dabei, Öl zu kaufen. Sie hatten es nicht geschafft, rechtzeitig vom Kaufmann umzukehren. Es war einfach zu knapp gewesen, jetzt noch Öl zu erwerben. So wurde in dem Moment, als der Bräutigam kam, eine Sache ganz klar: Wer sich von den 10 Jungfrauen auf sein Kommen vorbereitet hat und wer nicht. Und dies war auch in dem Moment das Entscheidende. Denn nur die Jungfrauen, die bereit waren, konnten mit dem Bräutigam ins Hochzeitshaus einkehren. Dann aber wurde die Tür verschlossen.
Die Hochzeitsfeier begann. Buntes Treiben und Lachen erfüllte das Hochzeitshaus. Doch dann machte es heftig klopf, klopf an der Tür. Na nu, wer war denn das? – Betrachten wir Vers 11: Später kamen auch die andern Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr tu uns auf! Es waren die törichten Jungfrauen. Sie wollten, dass der Bräutigam sie nachträglich hereinkommen lassen würde. Sicherlich hatten sie sich erhofft, dass der Bräutigam Verständnis für sie haben würde. Sie wollten ja Öl für die Lampen kaufen. Dies müsste doch ein vernünftiger Grund gewesen sein. Doch welche bittere Antwort hörten sie vom Bräutigam? Lesen wir gemeinsam Vers 12: Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Der Bräutigam kannte diese Jungfrauen wirklich nicht. Woher sollte er sie denn kennen? Als er kam, waren sie ja gar nicht da gewesen. Ihr Aussehen war ihm fremd. So machte der Bräutigam ihnen nicht auf. Denn sie könnten ja auch Einbrecher gewesen sein. Während drinnen Freude und Heiterkeit herrschten, blieben die törichten Jungfrauen draußen in der kalten Finsternis stehen. Sie durften gar nicht an der Hochzeit teilnehmen. Sie wurden wie Nicht-Eingeladene behandelt. Und das alles nur, weil sie nicht genügend Öl hatten.
Was ist die Bedeutung des zweiten Teils dieses Gleichnisses?
So wie das Kommen des Bräutigams im Gleichnis durch das laute Rufen angekündigt wird, so kündigen auch die schrecklichen Zeichen der Endzeit, die wir schon im Kapitel 24 kennen gelernt haben, die Wiederkunft des Herrn an. In dieser Zeit der Bedrängnis werden die törichten Christen vom Glauben abfallen, weil sie keinen ausdauernden Glauben haben. Die klugen Christen hingegen, die sich vorbereitet haben, werden Glauben halten.
Die törichten Christen werden sich dann, wie im Gleichnis beschrieben, Hilfe bei den klugen Christen aus der Gemeinde suchen, etwa so: „Hey du, wir waren doch damals in demselben Kreis. Wir haben doch damals gemeinsam im Chor gesungen. Weißt du noch auf der Sommerbibelfreizeit 2012. Da haben du und ich Lebenszeugnis vorgetragen Bruder, hilf mir! Gib mir was von deinem Öl.“ Aber die klugen Christen werden ihr Problem auch nicht lösen können. Sie können nicht für sie stellvertretend beten. Das geht einfach nicht. Das einzige was die klugen Christen tun können, ist die törichten zu ermutigen, selbst noch Glauben zu erwerben, in der Hoffnung, dass es für sie nicht zu spät ist.
Nach diesem Gleichnis war es aber zu spät. Die törichten Jungfrauen kamen nicht mehr ins Hochzeitshaus hinein. Und so werden auch die törichten Christen nicht an der himmlischen Hochzeit teilnehmen. Sie werden etwa so was zu Jesus sagen: „Herr, Herr, mach doch die Tür auf. Hab ich nicht dies und das damals alles in der Gemeinde mitgemacht?“. Doch die Antwort des Herrn wird für sie erschreckend sein: „Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.“ Der Herr Jesus sagt nicht ohne Grund: „Ich kenne euch nicht“. Er zeigt damit an, dass diese Christen nicht in der Beziehung zu ihm standen. Sie haben nichts mit ihm zu tun gehabt. Sie haben nur äußerlich am Gemeindeleben teilgenommen, aber persönlich mit dem Herrn Jesus keine Gemeinschaft gehabt.
An dem tragischen Ausgang der Erzählung können wir zwei wichtige Punkte deutlich sehen: Erstens die Zugehörigkeit zu einer Gemeinde, selbst einer biblischen Gemeinde, ist überhaupt keine Garantie für die eigene Errettung. Sie ist keine Eintrittskarte für die himmlische Hochzeit. Der Herr Jesus klärt uns in diesem Gleichnis über die Notwendigkeit darüber auf, dass jeder ganz individuell Verantwortung für seinen persönlichen Glauben trägt. Zweitens ist bei der Wiederkunft Jesu die entscheidende Frage, ob man bis dahin Glauben halten konnte oder nicht. Nicht ohne Grund sagte der Herr Jesus einmal: Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden? (Lk.18.8)
Welche Haltung sollen wir daher in Hinblick auf die Wiederkunft Jesus aufbringen?
Teil 3: Darum wachet! (V. 13)
Das Gleichnis von den 10 Jungfrauen beinhaltet eigentlich ein sehr schönes, ja romantisches Ereignis, nämlich die Hochzeit. Doch wenn es dem Herrn Jesus darum ginge, eine Lovestory zu erzählen, dann wäre er näher auf die Beziehung zwischen dem Bräutigam und der Braut eingegangen. Aber die Braut wird kein einziges Mal im Text erwähnt. Die Hauptrolle nehmen die Brautjungfern ein, die in der Realität eher eine Nebenrolle haben. Der Herr Jesus erzählt das Gleichnis vielmehr mit großem Ernst, weil er seine Jünger durch dieses Gleichnis eine wichtige Haltung einschärfen wollte, mit der sie seine Wiederkunft erwarten sollten. Um welche Haltung geht es nun? Lesen wir gemeinsam Vers 13: Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde. Schon im vorausgegangenen Kapitel hatte der Herr Jesus es ihnen gesagt: Darum wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Und dann noch einmal: Darum seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr´s nicht meint. Und in dem heutigen Text zum dritten Mal: Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde. Wachen, immer bereit sein, dies war die Haltung, die seine Jünger unbedingt zu Herzen nehmen sollten. Unter dem Gesichtspunkt dieses Gleichnisses bedeutet wachsam sein, dass wir stets darauf bedacht sind, am Gemeindeleben mit einer aufnahmebereiten Haltung, anstelle mit einer inneren Passivität teilzunehmen.
Wir befinden uns in der Zeit, die vor der Bedrängnis steht. In dieser Zeit ist es wichtig, dass sich jeder von geistlich zurüstet, also „Öl“ tankt, was das Zeug hält, damit du und ich einen Glauben haben, der nicht nur bis morgen oder übermorgen, sondern bis zur Wiederkunft Jesu Christi reicht. Auf diese Weise können wir allezeit auf die Wiederkunft unseres Herrn bereit sein, obwohl wir weder Tag noch Stunde seines Kommens wissen.
Durch die Beschäftigung mit der Predigt habe ich den Wunsch bekommen, ein kluger Christ zu sein. Ich möchte diese wertvolle Zeit nicht versäumen, sondern sie nutzen um mich geistlich zuzurüsten. Ferner habe ich gemerkt, dass mich der Herr Jesus auf meine Haltung, mit der ich am Gemeindeleben teilnehme, ansprechen möchte. Im Vergleich zu der Zeit, als ich noch frisch in der Gemeinde war, hat meine aufnahmebereite Haltung etwas nachgelassen. Aber infolge von Jesu Wort: Darum wachet. tue ich Buße dafür und erneuere meine Haltung, mit der ich am Gemeindeleben teilnehme. Nichts soll für mich zur Gewohnheit werden, sondern alles frisch und neu.
Lesen wir zum Schluss noch einmal das Leitwort: Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde.
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