Jesus ist „Gott mit uns“
„Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“ Matthäus 1,23
Jedes Jahr feiern Milliarden von Menschen auf der Welt Weihnachten. In jeder halbwegs bedeutenden Stadt in Deutschland haben wir Weihnachtsmärkte. Millionen von Deutschen machen diese Tage ihren Weihnachtsbummel und begeben sich in den Weihnachtsrummel. Überall sehen wir Weihnachtsdekorationen und Weihnachtsschmuck. Weihnachten überall. Aber die wenigsten Menschen stellen sich die Frage, was es überhaupt zu feiern gibt.
Wir feiern an Weihnachten das größte Wunder, das die Welt je zu Gesicht bekam. Es ist das Wunder der Menschwerdung Jesu, der Inkarnation Christi, der Vereinung zwischen Gott und Mensch in einer Person. Aber mit jedem Krippenspiel, das wir sehen, mit jedem neuen Weihnachtsmarkt scheint es ein Wunder zu sein, dessen Radikalität von unserer Gesellschaft weder geduldet noch erwünscht wird. Es ist ein Wunder, dessen Spitzen und Kanten abgestumpft wurden. Es ist ein Wunder, das ein solch helles und reines Licht ausstrahlt, dass die Menschen von heute es bevorzugen, ein Sargtuch darüber zu tun, damit es nicht so blendet. Es ist ein Wunder, vor dem man alle Bewunderung, Ehrfurcht und Achtung verloren hat. Und leider stehen viele Christen dem in nichts nach. Wie viele unter uns sind ergriffen von der Inkarnation Christi? Wie viele von uns sind von diesem Wunder so überwältigt, dass wir am liebsten in dem Jubel einstimmen würden: „Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude, A und O, Anfang und Ende steht da. Gottheit und Menschheit vereinen sich beide, Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah?“
Aber wenn wir uns nur einen Moment Zeit nehmen würden, wenn wir uns auf die Fakten – wie sie vor 2.000 Jahren stattgefunden haben – einlassen würden, wenn vor allen Dingen der Heilige Geist unsere Augen erleuchten und unsere Herzen und Sinne erhellen würde, wir würden aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Wir würden vor der Herrlichkeit dieses Wunders stehen in Erschütterung und Ergriffenheit. Und anschließend würden wir nicht anders können, als anzubeten, in Freude und Triumph. Das Ziel dieser Predigt ist es, einen Funken zu zünden. Und es ist mein Gebet, dass dieser Funke ein Feuer der Bewunderung und Anbetung entfacht. Wir wollen den heutigen Text in vier Teilen studieren. Wir betrachten zunächst die Familie, in die Jesus hineingeboren wurde. Als zweites wollen wir darüber nachdenken, was es bedeutet, dass Jesus vom Heiligen Geist empfangen wurde. Als drittes sehen wir, dass es Jesu Hauptmission ist, sein Volk von ihren Sünden zu retten. Wir denken als viertes über die Tatsache nach, dass Jesus Immanuel Gott ist.
Teil 1 Die Umstände von Jesu Geburt (18-20a)
Betrachten wir gemeinsam den Vers 18. „Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem heiligen Geist.“ Unser Text beginnt mit dem Paar Maria und Josef. Ihr alle kennt die Geschichte. Wir brauchen hier nicht viele Worte zu verlieren. Der Text sagt, dass Maria dem Josef vertraut war. Sie waren verlobt. Eine Verlobung bei den Juden damals war aber etwas anderes als eine Verlobung heutzutage. In ihrer Gesellschaft galten sie bereits als verheiratetes Ehepaar. In ihren Personalausweisen stand nicht mehr ledig, sondern verheiratet. Wenn Josef einen Nachnamen, wie zum Beispiel „Jakob“ gehabt hätte, dann hätten die Menschen Maria mit „Frau Jakob“ angeredet. Eine solche Verlobungszeit dauerte etwa ein Jahr. Danach fand die Hochzeit statt. Das war also die Situation, in der sich Maria und Josef befanden.
Sehen wir uns noch einmal den Vers 18 an. Es geschah etwas absolut Einzigartiges. Maria war durch den Heiligen Geist schwanger geworden. Wir wissen nicht, wie Josef davon erfuhr. Wenn er Maria morgens zum Sonntagsfrühstück einladen wollte, hatte sie komischerweise jedes Mal Übelkeit. Beim Frühstück selbst stellte Josef überrascht fest, dass Maria neuerdings eingelegte Gurken mit Marmelade aß. Dann ging Maria Elisabeth besuchen. Als sie mehr als 3 Monate später von diesem Besuch zurückkam, hatte sie deutlich zugenommen. Schließlich kam alles raus: Maria war schwanger. Maria muss mit vielen Worten versucht haben, Josef zu erklären, dass es ein übernatürliches Ereignis war. Sie musste ihm davon erzählt haben, wie Gottes Engel sie besucht hatte und dass sie die Frau war, die die Mutter des verheißenen Messias werden sollte. Eine klassische Ausrede von Schülern, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, lautet: „Mein Hund hat meine Hausaufgaben aufgefressen.“ Kein Lehrer würde darauf reinfallen. Aber diese Ausrede nichts im Vergleich mit dem Bären, den Maria Josef aufbinden zu wollen schien. Diese Ausrede ist nichts im Vergleich mit der Unglaubwürdigkeit von Marias Erzählung.
Was tat Josef? „Er überlegte sich, wie er sich am besten an ihr rächen könnte. Er dachte sich einen Plan aus, mit welchem er ihr alles zurückzahlen könnte.“ Was tat Josef wirklich? Lesen wir gemeinsam den Vers 19. „Josef aber, ihr Mann war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.“
Wir sollten hier als erstes beachten, dass der Text sagt, dass Josef fromm war. Was bedeutet es, dass Josef fromm war? Das griechische Wort ist dikaios. Es bedeutet gerecht, rechtschaffen, tugendhaft usw. Was bedeutet es, dass Josef ein gerechter Mensch war? Wir verstehen unter Gerechtigkeit: „Wie du mir, so ich dir. Auge um Auge, Zahn um Zahn, Haar um Haar…“ Wir verstehen unter Gerechtigkeit, dass vor allen Dingen unsere eigenen Rechte von allen anderen Menschen anzuerkennen sind. Wir sagen so oft Gerechtigkeit aber meinen eigentlich in vielen Fällen Selbstgerechtigkeit. Welche Art von Gerechtigkeit hatte aber Josef? Josefs Gerechtigkeit kam dadurch zum Ausdruck, dass er Maria nicht in öffentliche Schande bringen wollte.
Hier war ein Mann, der Vertrauensbruch und Verrat erfahren zu haben schien. Hier war ein Mann, der von der Person, die er am meisten auf Erden liebte, hintergangen und betrogen worden zu sein schien. Aber Josefs Verletzungen führten nicht zu Hass. Josefs Schmerzen führten nicht zu Bitterkeit. Josefs Wunden führten nicht zu Rachegefühlen. Was ist also ein gerechter Mensch? Ein gerechter Mensch ist derjenige, der Gottes Barmherzigkeit, Langmut und Güte erkannt hat. Ein gerechter Mensch ist derjenige, der sich dafür entscheidet, zu vergeben, anstatt zu vergelten. Ein gerechter Mensch ist derjenige, der die andere Backe hinhält, nachdem er geschlagen wurde, der nicht nur eine Meile, sondern gleich zwei Meilen läuft, der selbst in der Lage ist, seine Feinde zu lieben, für sie zu beten und diejenigen zu segnen, die ihn fluchen. Was für einen reifen und Christus-ähnlichen Charakter sehen wir also in Josef!
Das war aber noch nicht alles. Josef war auch ein christlicher Denker. Josef wollte Maria nicht in Schande bringen. Also überlegte er ausführlich, welchen Weg er nehmen könnte, um Maria möglichst wenigen Problemen und Schwierigkeiten auszusetzen. Und er kam zum Schluss, dass es das Beste war, wenn er selbst einfach weggehen würde. Denn dann würde es den Anschein haben, als ob er der unmoralische Übeltäter wäre. Wir lesen in Vers 20: „Als er das noch bedachte…“ Josef war ein Denker. Er war kein oberflächlicher Gläubiger. Stattdessen hatte Josef gelernt, gute, geistliche und gerechte Gedanken zu hegen und zu pflegen.
Josef war schon ein toller Kerl, nicht wahr? Er war fromm, er war gerecht, er hatte Gottes Barmherzigkeit persönlich erfahren, und sein Leben kannte weder Vergeltungsgelüste noch Bitterkeit noch Hass. Aber ich möchte als letzten Punkt sagen: das reichte nicht aus. Alle Vorzüge von Josef führten dazu, dass er nichts Unüberlegtes tat. Aber sie konnten Josef nicht aus seinem Dilemma retten. Seine guten Charaktereigenschaften konnte das eigentliche Problem nicht lösen. Er stieß mit seinen Fähigkeiten auf eine Grenze, die er nicht überwinden konnte. Wir sehen, dass auch er Hilfe brauchte. Und Josef bekam Hilfe. Gott in seiner Gnade offenbarte sich Josef und half ihm.
Teil 2 Empfangen vom Heiligen Geist (20b)
Josef hatte einen Traum. Aber es war kein normaler Traum. In seinem Traum sprach der leibhaftige Gott zu ihm durch einen Engel. Und sowohl Gott als auch der Engel waren kein Hirngespinst von Josef sondern Realität. Drei wesentliche Dinge sollte Josef über das ungeborene Baby lernen. Was erfuhr Josef über Marias Kind?
Betrachten wir Vers 20b: „Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist.“ Wir lernen hier den ersten Punkt, dass Jesus vom Heiligen Geist empfangen wurde. Jesus hat also keinen leiblichen Vater. Und die Frau, die ihn auf die Welt brachte, war eine Jungfrau. Mit der Jungfrauengeburt haben viele Menschen ihre Probleme. Ich hatte einen Zoologieprofessor, der keine Möglichkeit ausließ, sich über die Geburt Christi lustig zu machen. Einmal war das Thema der Vorlesung Parthenogenese, Jungfernzeugung bei Tieren. Nachdem er verschiedene Beispiel aus der Tierwelt erwähnt hatte, sagte er: „Jungfernzeugung beim Menschen hingegen gibt es nicht.“ An einer anderen Stelle sagte der gleiche Professor, dass Maria unmöglich einen Jungen zur Welt gebracht haben könnte. Denn Frauen haben zwei X-Chromosomen, während Männer sowohl ein X- als auch ein Y-Chromosom haben. Dann folgte seine spöttische Frage: „Woher hatte Maria also das Y-Chromosom her?“ Jesus hätte auf diese Frage vermutlich geantwortet: „Du bist ein Universitätsprofessor der Uni Heidelberg und weißt das nicht?“ Wir finden die Antwort im Text: „denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist.“ Die Tatsache, dass Maria schwanger wurde, war ein Wunder. Es war ein Eingriff Gottes. Hier geschah etwas, was sich nicht mit Naturgesetzen und Wissenschaft erklären lässt. Die Welt mag sich darüber lustig machen. Vielen ist ja heute ohnehin nichts mehr heilig. Aber ich möchte gerne zeigen, dass in der Jungfrauengeburt Jesu Christi das Geheimnis Gottes verborgen liegt, dass uns Menschen selig macht. In der Jungfrauengeburt, über welche sich Menschen so lustig machen, ist das Geheimnis der Herrlichkeit Jesu Christi. Wäre Jesus nicht von einer Jungfrau geboren worden, dann hätten wir kein Evangelium, keine Rettung, keinen Sohn Gottes, keine Hoffnung und kein Weihnachten. Warum ist also unsere einzige Hoffnung ein Baby, das vom Heiligen Geist empfangen wurde?
Wir machen eine Zeitreise zurück in jene finstere Epoche vor Christus. Bevor Jesus kam, hatte das Volk vor allen Dingen Priester. Sie hatten die Aufgabe, das Volk vor Gott zu vertreten. Sie brachten die Opfer dar, um Sühne für die Sünde zu schaffen. Das Volk Israel hatte einen Hohenpriester. Einmal im Jahr durfte er das Allerheiligste im Tempel betreten, aber nicht, ohne vorher für sich selbst geopfert zu haben. Wir sehen die Distanz zwischen Gott und den Menschen. Stellvertretend für die Zeit vor Christi schauen wir auf den Berg Sinai. Und wir sehen vor allen Dingen Blitz und Donner, Gesetz und Gericht und unnahbare Heiligkeit. Aber nun sprach der Engel Gottes zu Josef im Traum, dass Maria einen Sohn gebären würde, der vom Heiligen Geist empfangen ist. An keiner einzigen Stelle lesen wir in Jesu Biographien des Neuen Testaments etwas davon, dass Jesus Brandopfer noch Sündeopfer darbrachte. Es lag nicht daran, dass es diese Opferdienste nicht gab: solange der Tempel stand, wurden auch Opfer dargebracht. Aber es liegt daran, dass Jesus keine Opfer mehr darbringen musste. Denn Jesus selbst hatte keine Sünde. Er war makellos, rein und heilig. Jesus brachte hier auf Erden nur ein Opfer dar, und das war er selbst, als er am Kreuz auf Golgatha starb.
Jesus ist Gott. Aber auf der anderen Seite ist Jesus auch Mensch. Galater 4,4 sagt: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan.“ Und gerade das macht Jesus zu unserem vollkommenen Hohepriester. Niemand vertritt uns besser vor Gott als er, weil er selbst Gott ist. Die Tatsache, dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde, zeigt uns, dass Jesus in seiner Person in vollkommener Weise Gott und Mensch miteinander vereint. Das ist der Grund, weshalb Paulus an Timotheus schrieb: „Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung, dass dies zu seiner Zeit gepredigt werde.“
Wir kommen zur nächsten entscheidenden Frage: Was tut Jesus?
Teil 3 Jesus rettet sein Volk von ihren Sünden (21)
Lesen wir gemeinsam den Vers 21: „Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.“ Hier ist Jesu Haupt- und Lebenswerk beschrieben: Jesus rettet sein Volk von ihren Sünden. Viele von Jesu Zeitgenossen hatten gerade damit ein riesiges Problem. Wie ihr wisst, lebten die Juden damals unter römischer Fremdherrschaft. Ihr Alltag war gekennzeichnet von militärischer Gewaltherrschaft, mit erzwungenem Frieden, mit Ausbeutung und Unterdrückung. Sie alle warteten auf den Messias. Aber sie hatten feste Erwartungen an den Messias. Sie erwarteten einen Messias, der die römische Armee vernichten würde. Sie erwarteten eine politischen Anführer, der das Volk Israel wieder zu einer selbstständigen Großmacht aufrichten würde. Und wenn das erfüllt wäre, dann könnten man sich ja wieder anfangen darüber Gedanken zu machen, dass sie eigentlich als Segen und Priesterschaft für die Welt berufen waren.
Viele Menschen machen heute einen ähnlichen Fehler. Genauso wie die Juden einen politischen Retter erwarteten, haben viele Menschen falschen Erwartungen an den Christus. Sie suchen einen Messias, mit dem sie sich von nun beruflich keine Sorgen zu machen brauchen. Ein Messias, der uns reich macht, vor allen Dingen finanziell. Ein Messias, der uns durch alle Prüfungen an der Schule und Uni hilft, auch wenn wir nichts gelernt haben. Wer mit solchen Erwartungen zu Jesus kommt, der wird sehr schnell enttäuscht werden. Jesus kam, um ein Problem zu lösen, das alle anderen Probleme weit in den Schatten stellt. Sein Hauptwerk ist es, ein Problem zu beseitigen, welches die Ursache und die Wurzel für die meisten anderen Probleme dieser Welt ist. Es ist das Problem unserer Sünde.
Was ist Sünde? Das griechische Wort für Sünde ist an dieser Stelle hamartia. Die meisten von euch wissen, dass dieses Wort Zielverfehlung bedeutet. Wenn man in der Schule einen Aufsatz schreibt, und der Lehrer korrigiert den Aufsatz und schreibt: „Du hast das Thema völlig verfehlt“, dann ist das mit der schlimmste Kommentar, den man sich vorstellen kann (neben „du kannst kein Deutsch“). Wenn das Thema verfehlt ist, dann kann man einen noch so exzellent ausformulierten, didaktisch klugen, rational argumentierten Aufsatz schreiben, und man hätte doch streng genommen noch nicht einmal eine „ausreichend“ verdient. Aber was ist, wenn der Erbauer der Universums, wenn der Herr und Eigentümer eines jeden Lebens zu uns sagen müsste: „Du hast das Ziel verfehlt“? Welche Antwort würden wir ihm darauf geben wollen?
Wir kommen damit zur zwingenden Frage: „wenn Sünde Zielverfehlung ist, was ist das Ziel unseres Lebens eigentlich?“ Bei einer Debatte wurde Journalist und Atheist Christopher Hitchens gefragt, was der Sinn des Lebens ist, wenn es keinen Gott gibt. Er antwortete darauf: „nun, die Frage kann ich nur für mich selbst beantworten.“ Und dann sagte er: „sich am Leid anderer Menschen zu ergötzen.“ Wahrscheinlich war diese Antwort als sarkastischer Witz zu verstehen. Aber Hitchens brachte auf glänzende Weise zum Ausdruck, dass es ohne Gott keinen Sinn im Leben gibt. Nur schade für Hitchens ist, dass es Gott gibt und dass sich dieser Gott durch die Schöpfung, durch sein Wort und durch seinen Sohn offenbart hat. Das Ziel unseres Lebens ist es, mit diesem Gott in der rechten Beziehung zu stehen. Das wahre Ziel unseres Lebens ist es, Anbeter Gottes zu sein und ihn zu erkennen. Das Ziel unseres Lebens ist es, Jesu Herrlichkeit mit allem, was wir sind und mit allem, was wir haben, widerzuspiegeln. Das Ziel unseres Lebens ist es, in alle Ewigkeiten von ihm erfreut zu werden.
Was ist also Sünde noch einmal? Sünde ist der Vollschaden in unserem Leben, der uns zur Erkenntnis Gottes, zur Verherrlichung Gottes und zur Beziehung zu Gott völlig unbrauchbar gemacht hat. Sünde ist unsere Unfähigkeit und absichtliche Unwilligkeit, Gottes Herrlichkeit zu offenbaren. Gott schuf uns zur Verherrlichung Christi. Aber wir suchen vor allen Dingen unsere eigene Herrlichkeit. Gott schuf uns in Schönheit, Kraft und Würde. Aber wo wir auch hinschauen, sehen wir in uns und anderen Hässlichkeit, Schwachheit und Würdelosigkeit. Gott schuf uns zu guten Werken, zu Liebe und Gerechtigkeit. Aber wir tun schlechte Dinge, wir sind erfüllt mit Hass und leben in Ungerechtigkeit. Und Sünde führt schließlich zu Auswüchsen, deren bittere Realität und Blutspur wir in der gesamten Menschheitsgeschichte verteilt sehen. Apostel Paulus schrieb an die Römer: „Und wie sie es für nichts geachtet haben, Gott zu erkennen, hat sie Gott dahingegeben in verkehrtem Sinn, so dass sie tun, was nicht recht ist, voll von aller Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier, List, Niedertracht; Zuträger, Verleumder, Gottesverächter, Frevler, hochmütig, prahlerisch, erfinderisch im Bösen, den Eltern ungehorsam, unvernünftig, treulos, lieblos, unbarmherzig.“ Gibt es eine Beschreibung des menschlichen Wesens, das der Realität so entspricht wie diese Verse? Die Bibel sagt, dass wir eigentlich sehr gut gemacht sind, aber dass das Bild Gottes in uns zerstört wurde. Und genau das ist es, was wir sehen. Wir sehen sehr gute Menschen, die intelligent, künstlerisch begabt, kreativ und genial sind, aber auf der anderen Seite gefallene Sünder, voller Selbstsucht, Bosheit, Unmoral und Lieblosigkeit. Das ist die Bedeutung von Zielverfehlung. Keine andere Beschreibung trifft die Realität unseres Herzens besser.
Lesen wir noch einmal den Vers 21: „Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.“ Hier sprach der Engel, dass der kommende Sohn Jesus heißen sollte. Der Name Jesus bedeutet bereits: „Gott rettet.“ Jesus errettet uns von dem schlimmsten und grausamsten Feind und Sklaventreiber, nämlich dem Bösen in uns. Und weil dem so ist, müssen wir noch eine weitere bedeutende Frage beantworten, nämlich: „Wen rettet Jesus?“ Unser Text sagt: „denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.“ Jesus rettet sein Volk von ihren Sünden. Aber wer ist Jesu Volk? Offenbarung lässt uns ein Blick auf dieses Volk werfen: „Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserm Gott, und dem Lamm!“ Weder Nationalität, noch Kultur, noch sozialer Status noch Bildungsstatus, noch gute Werke, noch moralische Verdienste sind das, was Jesu Volk auszeichnet. Jesu Volk sind die Menschen, die bereit sind, ihn als Herrn und König über ihr Leben zu akzeptieren. Es sind die Menschen, die ihn aufnahmen, und die aufgrund dessen von Gott das Vorrecht bekamen, seine Kinder zu sein. Es sind die Menschen, die ihr Vertrauen auf ihn gesetzt habe, die ihre Kleider in seinem Blut gewaschen haben und die fortan mit Paulus sagen: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben.“ Mit einem Wort sind es die Menschen, die an ihn glauben.
Zwei Punkte haben wir über Jesus gelernt: er ist Gottes Sohn, weil er vom Heiligen Geist empfangen und von einer Jungfrau geboren wurde, und Jesus ist der Retter seines Volkes von ihren Sünden. Wir kommen zum letzten Teil: weshalb rettet Jesus sein Volk?
Teil 4 Jesus ist Immanuel Gott (22-25)
Bislang hatte der Engel mit Josef geredet. Der Evangelist Matthäus erläuterte nun die Worte des Engels. Lesen wir gemeinsam die Verse 22 und 23: „Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“ Wir finden in diesen Versen das Ziel von Jesu Kommen und seiner Errettung. Als Jesus kam, erfüllten sich die Prophezeiungen des Alten Testaments. Jesaja hatte bereits zu Zeiten von König Ahas Jesu Kommen als Immanuel prophezeit. Und ein weiterer Name Jesu ist „Immanuel“, das heißt übersetzt „der starke Gott mit uns.“ Was bedeutet das für uns? Um den Rahmen der Predigt nicht sprengen, wollen wir uns auf einige wenig Punkte beschränken.
Es bedeutet als erstes, dass Gott von sich aus die Gemeinschaft mit seinem Volk sucht. Im Alten Testament sehen wir eine große Rettungsaktion Gottes, das ein Bild für unsere Errettung ist. Gott führte das Volk Israels aus Ägypten heraus. Und er tat es mit der Absicht, mit seinem Volk zu sein. Wir lesen in 2. Mose 13,22: „Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht.“ Die Israeliten sollten außerdem eine Stiftshütte bauen. Gott wollte diese Stiftshütte mit seiner Herrlichkeit erfüllen und sein Volk auf der Wanderung durch die Wüste und im verheißenen Land begleiten. So weit die Illustration aus dem alten Testament.
Mit der Menschwerdung Jesu Christi kommt gerade dieser Wunsch Gottes zum Ausdruck, sein Volk zu begleiten. Johannes 1,14 sagt: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Gott will unter uns wohnen. Er will sein Zelt aufschlagen mitten in unserem Herzen. Können wir uns eine größere Demut vorstellen als das? Gott ist der Schöpfer allen Lebens. Und doch fragt er in aller Demut, ob wir bereit sind, mit ihm Gemeinschaft zu haben. Er ist der rechtmäßige und unbestrittene Eigentümer des Universums. Wir alle sind allenfalls seine Mieter. Aber er steht vor unserer Tür und klopft freundlich an und kommt nicht in unser Haus, wenn wir ihn nicht hineinlasen. Wir sind ihm alles schuldig, unsere Zeit, unser Geld und unser Leben. Und doch fragt er bittet freundlich, ob wir bereit sind, was wir haben, mit ihm zu teilen, weil er das ungleich Noblere, das ungleich Höhere, das ungleich Schönere, was er hat, mit uns teilen will. Indem Gott also das größte Wunder der Menschheit vollbringt und sich selbst erniedrigt, bringt er nichts anderes zum Ausdruck, als dass er, der allmächtige, ewige Gott, von sich aus unsere Freundschaft sucht und sich an unserer Gesellschaft erfreuen will.
Als zweites, es ist eine Wiederherstellung von Gottes Bild in uns. Ich habe vorhin gesagt, dass Sünde Zielverfehlung bedeutet: die Verfehlung des Ziels, mit Gott zu sein, ihn anzubeten und ihn zu verherrlichen. Sünde ist die Unwilligkeit und Unfähigkeit mit Gott zu sein. Es spricht für die Sünde in uns, dass nicht wir es waren, die den Versöhnungsprozess einläuteten. Es war Gott, der uns zuerst die Hand reichte. Und wenn wir auf Immanuel blicken, dann sehen wir den handfesten Beweis dafür.
Was ist das Ziel von Gottes Gemeinschaft? 1. Thessalonicher 4,3 sagt: „Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung…“ Gemeinschaft mit Gott soll zu unserer Heiligung führen. Wir sollen Christus ähnlicher werden. Als Gott das Volk Israel aus Ägypten holte, berief er sie dazu, ein Königreich von Priester und ein heiliges Volk zu sein. Gott hat auch uns zur Heiligung und Christusähnlichkeit berufen. Wir sind von Gott dazu erwählt, so zu werden wie er ist. Gerade das ist die Wiederherstellung von Gottes Bild in uns. Manch einer mag den Einwand bringen: „Es klingt abstoßend, dass jeder Mensch so werden soll wie Christus. Wenn jeder so ist wie Christus, verlieren wir dann nicht unsere Individualität und Einzigartigkeit?“ Das genaue Gegenteil ist der Fall. Christus in uns bringt vielmehr erst das Beste und Schönste unserer Persönlichkeit zum Vorschein. Erst durch ihn werden wir zu wirklich einzigartigen und unverwechselbaren Menschen: Menschen, die nicht mit dem Strom der Welt schwimmen, Menschen, die nicht unter dem Diktat von Mode und Zeitgeist stehen und vor allem Menschen, die nicht mehr durch die Sünde verunstaltet sind.
Drittens, Gott mit uns ist unsere Hoffnung und Siegeszuversicht. Eine weitere Implikation von Immanuel ist, dass wir uns mit ihm auf der Siegerseite befinden. Jesus besiegte Sünde und Tod. In ihm haben auch wir daher Sieg über Sünde und Tod. Römer 8 sagt: „Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Der auch seien eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“
Ich möchte als vorerst letzten Punkt sagen, dass Immanuel gerade die Beziehung ist, nach der wir uns alle schon immer gesehnt haben. Jeder von uns hungert nach Beziehungen. Wir sehen diesen Hunger nach Beziehungen, wenn wir die Zeitung aufschlagen und die Partnerbörsen durchblättern. Wir sehen dieses ungestillte Verlangen in unzähligen Foren und Vermittlungsagenturen. Unzählige Menschen haben die Illusion, dass wenn sie den Partner ihres Lebens finden würden, diese Leere endlich weg wäre. Aber es ist nichts anderes als eine Illusion. Selbstverständlich können Beziehungen kurzweilig sein. Eine schöne Ehe auf Erden kann ein Vorgeschmack auf den Himmel sein. Aber wie viele Menschen sind verheiratet und trotzdem einsam! Wie viele Menschen haben den vermeintlich richtigen Partner und sind trotzdem nicht glücklich. Und wir nähern uns der entscheidenden Frage: Woher kommt unser Hunger nach Beziehung und wer kann diesen Hunger stillen?
Wenn wir durch die christliche Theologie gehen, dann erkennen wir, dass Gott von Beginn an ein Gott in drei Personen war. Gott war in Ewigkeit zu dritt. Jesus liebt den Vater, und der Vater liebt ihn. Jeder dieser drei Personen erachtet die andere Person als höher als sich selbst. Innerhalb dieser Trinität herrscht unendliche Freude und unendliches Glück. Ravi Zacharias sagte: „Wisst ihr was ich für die Ursache unserer größten Freude in Ewigkeit erachte? Wenn wir schweigen werden, beim Anblick der Trinität Gottes.“ Verstehen wir das? Und an einer anderen Stelle sagte er: „Wenn wir die Trinität Gottes sehen, dann werden wir zum ersten Mal wirklich verstehen, weshalb unser Herz so sehr nach Beziehungen verlangte.“ Jede andere Beziehung ist sekundär im Vergleich mit einer Beziehung zu Jesus Christus. Die Beziehung zu Immanuel ist die einzige, die uns wahrhaft glücklich macht und erfüllt.
Lesen wir auch die Verse 24 und 25 gemeinsam: „Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.“ Josef heiratete Maria. Und wenige Zeit später wurde Jesus geboren. Es schien eine Geburt wie Milliarden andere Geburten zu sein. Aber hiermit war das Wunder geschehen: der Ewige kam in unsere Zeit, der Allmächtige kam in Schwachheit, der Himmlische kam ins Irdische, der Schöpfer wurde wie sein Geschöpf, und Gott wurde Mensch.
Lesen wir zum Schluss das Leitwort gemeinsam. „Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“ Wir haben heute gelernt, dass Jesus Gott ist, dass Jesus uns von unserer Sünde errettet und dass Jesus als Immanuel, Gott mit uns ist. Ich möchte die Predigt mit einer Illustration und einer kurzen Geschichte abschließen. Ravi Zacharias erzählte einmal von einem reichen Mann, der eine große Gemäldesammlung besaß. Er hatte einen Sohn, der einen Bettler kennen lernte und dessen Freund wurde. Der Sohn erzählte dem Bettler von dem großen Haus und der großen Sammlung an Kunstwerken, die sie besaßen. Eines Tages stellte der Bettler fest, dass der Sohn nicht mehr kam, ihn zu besuchen. Und als er sich erkundigte, hörte er, dass sein Freund überraschend verstorben war. Voller Trauer kaufte sich der Bettler ein Blatt Papier und einen Stift. Und so gut er konnte, malte er ein Portrait des Sohnes. Er kam in das Haus des reichen Mannes und übergab das Bild einem der Angestellten dort als Geschenk für den Herrn, weil dessen Sohn so gut zu ihm gewesen war. Einige Zeit später verstarb auch der ältere Herr und seine Gemäldesammlung sollte versteigert werden. Die Reichen des Landes kamen und inspizierten die Gemälde. Auch der Bettler erfuhr davon, und er zog die besten Kleider an, die er sich besorgen konnte und schmuggelte sich in die Versteigerung ein. Die Auktion begann, und die Vorfreude stieg. Der Bettler fragte sich, was wohl mit seinem eigenen Bild wäre: und tatsächlich es hing an der Wand mit all den anderen kostbaren Gemälden. Aber bevor die Auktion begann kam der Notar und sagte: „Es war der Wille des Verstorbenen, dass das Portrait seines Sohnes als erstes versteigert werden sollte.“ Es ging ein enttäuschtes Grummeln durch die Menge. Niemand wollte auf dieses schlechte Bild bieten. Der Bettler hatte einige Cents in der Tasche. Die bot er und ersteigerte sein eigenes Bild. Der Hammer fiel. Und alle dachten, dass es jetzt endlich losgehen würde. Da sagte der Notar, dass der Verstorbene noch einen zweiten Willen hatte: „Wer das Portrait seines Sohnes ersteigert, bekommt die ganze Kunstsammlung.“
Was will uns diese Illustration sagen? Wer den Sohn hat, der hat in ihm alles, einfach alles. Wir haben in Jesus Christus die Antworten auf die quälenden philosophischen Fragen des Lebens. Wir haben in ihm wahren Sinn des Lebens, das ewige Leben, Rettung von den Sünden, eine Hoffnung, die nicht vergeht und ein Erbe, das im Himmel ist. Aber die Bibel sagt genauso klar, dass wer den Sohn nicht hat, auch das Leben nicht hat. Frage: hast du den Sohn?
Ein Jugendpastor bekehrte sich in seiner Schulzeit zu Christus. Eines Tages wurde er von seinen Freunden gefragt, warum er nicht mehr mit ihnen saufen und feiern geht. Es war die ideale Möglichkeit, Christus zu bezeugen. Und er schämte sich seines Glaubens und sagte nichts. Später tat ihm das so leid, dass er sich vornahm, dass das nie wieder geschehen sollte. Auf seinen Schulranzen machte er einen Aufkleber mit der Aussage: „Wer Jesus nicht kennt, der hat sein Leben verpennt.“
Keine Antworten