Predigt: Matthäus 11,20 – 30

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Jesus lädt uns ein

Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid;
ich will euch erquicken.“

(11,28)

Unser heutiger Text knüpft direkt an den vorangehenden Abschnitt an. Erinnern wir uns kurz: Jesus hat auf die Frage von Johannes dem Täufer, ob er wirklich der verheißene Christus ist, die Boten auf seine Wunder verwiesen, die sie selbst hörten und sahen. Danach hat Jesus das Volk die Größe von Johannes gelehrt, der wegen seiner Aufgabe als Vorbote des Messias der größte Mensch war, der bis dahin je gelebt hatte. Doch die meisten Menschen reagierten weder auf die Botschaft von Johannes und noch auf das Werk Jesu. Jesus verglich sie mit Kindern, die weder auf Klagelieder hin weinen noch auf Tanzmusik tanzen wollten. Ihr Nichtreagieren auf Gottes Wirken war keineswegs harmlos, sondern eine ernste Sünde, die schwerwiegende Konsequenzen hatte. Im heutigen Text hören wir Jesu Wehe­rufe über die Städte, in denen die meisten seiner Taten geschehen waren, die aber keine Buße getan hatten. Im zweiten Teil preist Jesus Gott für diejenigen, die seine Offenbarung doch angenommen haben, und lehrt, welchen großen Segen sie bekommen. Im dritten Teil lädt Jesus uns alle ein, zu ihm zu kommen, uns von ihm erquicken zu lassen und eine Schicksalsgemeinschaft mit ihm einzugehen. Möge Gott jedem von uns helfen, Jesu Worten gut zuzuhören, damit wir seiner Einladung folgen und seinen Segen erlangen können!

I. Wehe dir! (20-24)

Betrachten wir Vers 20: „Da fing er an, die Städte zu schelten, in denen die meisten seiner Taten geschehen waren; denn sie hatten nicht Buße getan“. Nach seinem Tadel über das Nichtreagieren der Menschen auf Johannes und ihn selbst begann Jesus, die Städte zu tadeln, in denen die meisten seiner Taten geschehen waren. Betsaida und Chorazin lagen nur wenige Kilometer von Kapernaum entfernt, wo Jesus am meisten lebte und wirkte. Dort hatte Jesus zahllose Kranke geheilt und mit Vollmacht das Evangelium gepredigt. Durch seine Taten hatte Jesus seine göttliche Vollmacht und Barmherzigkeit gezeigt und hatte so klar gezeigt, wer er ist. Denn wer kann Blinde mit einem Wort sehend machen, Gelähmte wieder laufen lassen und Leprakranke schlagartig gesund machen? Jesu Taten bezeugen klar, dass Jesus der von Gott verheißene Christus und Gottes Sohn selbst ist. Jesus wollte dadurch erreichen, dass die Menschen ihn erkennen und auch seine Botschaft annehmen, dass das Himmelreich nahe herbeigekommen ist, damit sie damit anfingen, ihr Leben unter Gottes Herrschaft zu führen.

Doch obwohl die Menschen in Betsaida und Chorazin so viele Taten Jesu gesehen hatten, reagierten sie nicht darauf. Sie weigerten sich, die mit den Wundertaten verbundene Botschaft anzunehmen, und interpretierten die Ereignisse auf eigenartige Weise. Zum Beispiel behaupteten einige, dass Jesus die bösen Geister mit Beelzebul, ihrem Obersten austreiben würde. Andere lehnten Jesus ab unter dem Vorwand, dass er ein Fresser und Weinsäufer sei. Mit dieser oder jener Begründung weigerten sie sich, Jesus als den verheißenen Christus anzuerkennen und ihr Leben unter seine Herrschaft zu stellen. Warum taten sie das? Ein Grund war wohl die geistliche Trägheit, die uns Menschen dazu neigen lässt, an der gewohnten Einstellung und Lebensweise nichts ändern zu wollen. Daneben spielt als Motiv oft auch der sündige Wille eine Rolle, dass man lieb gewonnene Sünden bewusst oder unbewusst nicht aufgeben will. Ein dritter Grund mag auch gewesen sein, dass sie sich einbildeten, dass sie durch ihr religiöses Leben vor Gott bereits in Ordnung wären, und sich so in falscher Sicherheit wiegten. Doch unabhängig davon, was ihre Motivation genau war, war ihre Weigerung, auf Jesu Werke zu reagieren und ihn als den Christus anzuerkennen, böse, weil sie aus ihrem Unwillen kam. Ihre Ignoranz war eine schwere Sünde, durch die sie sich selbst von der Gnade abschnitten und sich unweigerlich das Gericht zuzogen.

Als Jesus an die Menschen in Chorazin und Betsaida dachte, wie sie sich weigerten, auf seine gewaltige Offenbarung zu reagieren, war er von heiligem Zorn und von tiefem Schmerz erfüllt. Voller Schmerzen sagte: „Wehe dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Wären solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen, wie sie bei euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche Buße getan. Doch ich sage euch: Es wird Tyrus und Sidon erträglicher ergehen am Tage des Gerichts als euch.“ Warum war ihre Sünde so schwerwiegend? Jesus verglich sie mit Tyrus und Sidon, zwei stolzen Handelsstädten an der Mittelmeerküste, die in der Vergangenheit durch ihren Handel im Mittelmeerraum großen Reichtum und Einfluss erlangt hatten. Sie vertrauten auf ihren Reichtum, ihre Handelsbeziehungen und die hohen Mauern um ihre Städte und ignorierten Gott und führten ein Leben in Sünde. Gott ließ durch Jesaja und Hesekiel die Zerstörung der beiden Städte wegen ihrer Sünde ankündigen, die durch die Chaldäer vollzogen wurde (Jes 23; Hes 26-28). Warum sagt Jesus, dass es Tyrus und Sidon am Tag des Gerichts erträglicher ergehen wird als Chorazin und Betsaida? In moralischer Hinsicht hatten die Menschen in Chorazin und Betsaida vielleicht nicht so schlimm gesündigt wie die Menschen in den heidnischen Städten Tyrus und Sidon es damals getan hatten. Doch anders als Tyrus und Sidon hatten Chorazin und Betsaida die gewaltige Offenbarung Jesu erhalten. Doch obwohl sie so viele Wunder gesehen hatten, hatten sie sich geweigert, Buße zu tun. Jesus stellt klar, dass wenn solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen wäre, sie in Sack und Asche Buße getan hätten. Jesu Vergleich mit Tyrus und Sidon macht klar, wie schwerwiegend ihre Sünde war. Er macht auch klar, dass mit dem Maß, mit dem wir Menschen Gottes Offenbarung erhalten, auch unsere Verantwortung wächst, darauf entsprechend zu reagieren.

Betrachten wir auch die Verse 23 und 24a. Jesus sagte weiter: „Und du, Kaper­naum, wirst du bis zum Himmel erhoben werden? Du wirst bis in die Hölle hinunter­gestoßen werden.“ Kapernaum war die Stadt, in der Jesus am meisten Wunder getan hatte. Daher hatten die Menschen in Kapernaum die beste Möglichkeit, durch die Wunder Jesus zu erkennen und seine Botschaft vom Reich Gottes anzunehmen und ihr Leben darauf auszurichten. Doch anstatt auf Jesu Werke mit Buße zu reagieren, lebten sie in grundlosem Stolz, der wohl auf ihrer Stellung als wichtige Handelsstadt in Galiläa und außerdem in ihrem religiösen Leben als Juden gründete. So bildeten sie sich ein, dass sie von Gott einmal bis in den Himmel erhoben würden. Doch wegen ihrer Ignoranz des Heilands würden sie bis in die Hölle hinunter gestoßen werden. Jesus erklärt es, indem er Kapernaum mit der Stadt Sodom vergleicht: „Denn wenn in Sodom die Taten geschehen wären, die in dir geschehen sind, es stünde noch heutigen Tages. Doch ich sage euch: Es wird dem Land der Sodomer erträglicher ergehen am Tage des Gerichts als dir.“ Vom ersten Buch Mose wissen wir, wie schwer die Menschen in Sodom gegen Gott sündigten (1. Mose 13,13). Sie lebten in so krasser Weise gegen den Willen Gottes, dass sie sich schließlich Gottes Gericht durch Feuer und Schwefel vom Himmel zuzogen (1. Mose 19,1-29). Die Menschen in Kapernaum führten moralisch gesehen „im Durchschnitt“ wohl ein besseres Leben als die Menschen in Sodom. Aber trotzdem würde es dieser sündigen Stadt am Tag des Gerichts erträglicher ergehen als Kapernaum, weil die Menschen dort so viele Wundertaten Jesu erlebt hatten, aber nicht darauf reagierten.

Hier lernen wir, was für eine ernste Sache es ist, wenn man auf Jesu Worte und Werke, von denen man erfährt, nicht reagiert. Auf Gottes Wirken hin keine Buße zu tun, ist zwar keine sichbare moralische Sünde wie Ehebruch oder Mord, aber es ist vor Gott noch schlimmer. Denn Jesu Werke, die uns klar bezeugen, dass seine Botschaft vom Reich Gottes wahr ist, zu ignorieren, ist eine absichtliche Ignoranz von Gott und von seinem Rettungsangebot und diese Ablehnung schneidet uns völlig von Gott und seiner Gnade ab.

Wir haben das Privileg, dass wir durch das Bibelstudium, die Predigten im Gottesdienst und unser eigenes Bibellesen viel von Jesu Taten und Worten erfahren. Dadurch haben wir hervorragende Möglichkeiten, Jesus immer tiefer zu erkennen und seine Botschaft vom Himmelreich immer mehr zur Grundlage unseres Lebens zu machen. Aber es kann auch uns passieren, dass wir wegen unserer geistlichen Trägheit Jesu Werke nur wie gewöhnliche Ereignisse im Kopf erfassen und abspeichern, ohne darauf wirklich von Herzen zu reagieren. Solches Nichtreagieren auf Jesu Worte und Werke ist eine große Gefahr und sehr ernste Bedrohung für unser geistliches Leben. Denn wenn dies unsere Gewohnheit wird, können wir wie die Menschen in Chorazin, Betsaida und Kapernaum geistlich apathisch werden.

Darum sollen wir Jesu Worte nie oberflächlich betrachten, ohne vom Herzen davon zu lernen und persönliche Konsequenzen daraus zu ziehen. Wenn wir über Jesus nur viel im Kopf wissen, ohne vom Herzen entsprechend Buße zu tun, wird uns das kaum etwas nutzen. Wir sollen Jesu Worte und Taten bis dahin betrachten, dass uns klar wird, was sie über Jesus, seine Gnade und seinen Willen aussagen, und sollen vom Herzen unsere Einstellung und Lebensweise entsprechend ändern. Möge Gott uns davor bewahren, seine Worte und Werke nur oberflächlich und unbußfertig zu hören! Möge Er uns helfen, Jesu Werke und Worte bis dahin zu betrachten, dass wir ihre Bedeutung verstehen und persönlich darauf reagieren, damit wir Gott ehren und in sein Reich kommen!

II. Niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will (25-27)

Jesus war wegen der Menschen, die auf seine Werke nicht reagierten und sich dadurch das Gericht zuzogen, tief betrübt. Aber Jesus fiel nicht in bodenlose Traurigkeit oder in Verzweiflung wegen ihrer Sünde. Jesus dachte auch an die Menschen, denen Gott die Augen hatte öffnen können, und dankte Gott dafür. Betrachten wir Vers 25: „Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart.“ Jesus preist hier Gott als den Herrn des Himmels und der Erde, der trotz der angeborenen Sündhaftigkeit der Menschen überall in der Welt sein Werk tun kann und tut. Hier bezieht sich das Wort „dies“ auf das Evangelium, das Gottes Geheimnis ist und seinen Weg zur Errettung der Menschen zum Inhalt hat. Jesus pries Gott dafür, dass er dieses Evangelium den Weisen und Klugen verborgen hatte, es aber den Unmündigen offenbart hatte. Hier stehen die Weisen und Klugen für die Menschen, die viele Kenntnisse haben und sich aufgrund dessen für weise und klug halten. Ein Beispiel dafür sind die Schriftgelehrten, die so stolz darauf waren, dass sie sich scheinbar in der Bibel so gut auskannten und über Gott und seinen Willen so gut Bescheid wussten. „Unmündige“ sind dagegen Menschen, die wie Kinder lernwillig sind, weil sie sich bewusst sind, dass sie noch Vieles zu lernen haben. Jesu Jünger waren solche Menschen. Sie waren bereits erwachsen, hatten Berufe erlernt und zum Teil schon eigene Familien gegründet. Trotzdem hatten sie eine lernwillige Haltung gegenüber Jesus und bemühten sich, von seinen Worten und Werken zu lernen und ihr Denken und Leben daran auszurichten. Jesus freute sich über sie und pries Gott dafür, dass er ihnen das Evangelium offenbart hatte. Er ergänzte: „Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen“ (26). Es entspricht wirklich Gottes Herz, die Wahrheit vor den Menschen, die sich selbst für klug halten und Jesus gegenüber nicht wirklich lernwillig sind, zu verbergen, sie aber vor denen, die wie Kinder lernwillig sind, zu offenbaren.

Welche Frucht werden dann diejenigen erhalten, die auf Jesu Worte und Werke lernwillig reagieren? Jesus sagt im Vers 27 weiter: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater, und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.“ Hier bezeugt Jesus seine einzigartige Macht und Autorität als Sohn Gottes und welche Auswirkung das auf uns Menschen hat. Jesus wurde alles vom Vater übergeben, das heißt alle Gewalt und Macht, insbesondere die Vollmacht, das Erlösungswerk an uns Menschen zu vollbringen. Die Erlösung von uns Menschen ist damit verbunden, dass wir Gott den Vater und den Sohn Jesus wirklich erkennen. Jesus macht dabei klar, dass niemand den Sohn kennt als nur der Vater und dass niemand den Vater kennt als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. Wenn wir auf dem Bismarckplatz die Leute befragen würden, was sie von Gott halten, würde sich bald zeigen, dass die meisten Menschen eine bestimmte Vorstellung von Gott haben, von seinem Wesen und seinem Willen. So viele Menschen vertrauen darauf, dass ihr Bild von Gott wahr wäre und versuchen aufgrund ihrer eigenen Vorstellung zu „Gott“ zu kommen und vor ihm zu bestehen, was die Quelle aller Religionen ist. Auch wir selbst neigen leicht dazu, uns bestimmte Vorstellungen von Gott zu machen und auch von seinem Sohn Jesus, und unsere Vorstellung für die Wirklichkeit zu halten, das heißt zu meinen, dass Gott wirklich so wäre, wie wir ihn uns vorstellen. Doch betrachten wir noch einmal den Vers 27! Hier sagt Jesus uns klar, dass niemand den Sohn kennt als nur der Vater, und dass niemand den Vater kennt als nur der Sohn und wem der Sohn es offenbaren will. Damit macht Jesus klar, dass alle unsere eigenen Vorstellungen von Gott, die wir in unseren Gedanken und Gefühlen im Lauf unseres Lebens irgendwie gebildet haben, keine Bedeutung haben. Damit wir den wahren, lebendigen Gott erkennen, sind wir völlig darauf angewiesen, dass Jesus ihn uns zeigt. Jesus wird uns den Vater zeigen, wenn wir sorgfältig auf ihn hören und von seinen Worten und Werken demütig persönlich lernen. Dann werden wir durch Jesu Worte sein Wesen und seinen Willen und damit Gott selbst, den Vater, kennen lernen. Gott und Jesus zu erkennen, ist die Frucht, die alle diejenigen erlangen, die von Jesu Worten und Werken demütig lernen und darauf reagieren. Dies ist die edelste und kostbarste, wahrhaftige Erkenntnis, die Menschen überhaupt je erlangen können. Lasst uns von Jesu Worten und Werken sorgfältig lernen und mit persönlicher Buße darauf reagieren, sodass wir den wahren Gott immer klarer erkennen und Jesus erfreuen können!

III. Kommt her zu mir! (28-30)

Was sagte Jesus, nachdem er die Weherufe über die unbußfertigen Menschen ausgesprochen und seine Freude über die Menschen ausgedrückt hat, die auf seine Werke demütig reagieren? Lesen wir gemeinsam Vers 28: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Hier lädt Jesus nun alle zu sich ein, die mühselig und beladen sind. Jesus lädt auch diejenigen ein, die bisher nicht auf sein Wort reagiert haben und nun von ihrem Leben fern von Gott müde und belastet sind. Jesus lädt auch diejenigen ein, die sich bemühen, ihr Leben unter Gottes Herrschaft zu führen, aber dabei ungewollt immer wieder scheitern.

Was macht uns mühselig und beladen? Das Leben in dieser Welt an sich ist oft mühselig und belastend. Allein die alltäglich Anforderungen jeden Tag zu erfüllen, die an uns in der Schule, an der Uni, am Arbeitsplatz oder zu Hause gestellt werden, kann uns irgendwann müde machen und uns belasten. Wenn dann noch Konflikte mit anderen Menschen, Krankheit oder andere Probleme dazukommen, werden wir schnell müde und kraftlos. Doch was neben allen praktischen Herausforderungen und zwischenmenschlichen Problemen uns wohl am meisten belastet und müde macht, ist die Sünde. Denn während wir bei den meisten praktischen Problemen eine gewisse Distanz bewahren können, sitzt die Sünde bei uns direkt im Herzen und macht uns innerlich völlig ruhelos und kraftlos. Die Sünde belastet uns ganz besonders, weil sie uns von der Quelle des Lebens trennt, nämlich von Gott selbst. Manche von uns sind vielleicht in dieser Stunde wegen bestimmten Problemen mit dem Studium oder mit ihrer Gesundheit belastet und sind davon müde geworden. Manche von uns kämpfen vielleicht gegen bestimmte Sünden, vielleicht schon seit langem, sind aber trotzdem immer wieder gescheitert und sind davon müde geworden und belastet von dem bedrückenden Gedanken, dass sie die Sünde vielleicht nie überwinden können.

Aber wir brauchen nicht verzweifeln! Denn Jesus sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Jesus hat uns alle eingeladen, zu ihm zu kommen. Manchmal wissen wir nicht, wohin wir gehen sollen mit den Problemen, die uns belasten, mit unseren Ängsten, vor allem mit unserem Versagen und Schuld. Manchmal trauen wir uns zu niemandem zu gehen, weil wir befürchten, dass wir nicht verstanden werden; oder dass wir nicht akzeptiert werden, wenn wir nicht bestimmte Erwartungen erfüllen. Aber zu Jesus dürfen wir so kommen, wie wir sind – mit allen unseren ungelösten Problemen, mit unseren Sorgen, mit unseren Ängsten, auch mit unserem Versagen und unserer Schuld.

Was wird Jesus tun, wenn wir zu ihm kommen? Jesus sagt: „Ich will euch erquicken.“ Jesus wird uns nicht wegschicken. Er, der heilig ist und alle Dinge weiß, auch unser Versagen und unsre Sünde, wird uns nicht deswegen tadeln und sagen, dass wir keine Gnade verdient haben – auch wenn das eigentlich stimmt. Wenn wir zu Jesus kommen, wird er uns annehmen und uns erquicken. Laut dem Duden bedeutet das Wort „erquicken“ so viel wie aufmuntern, beleben, erfrischen, wohl tun, aktivieren, vitalisieren. Wenn wir zu Jesus kommen, macht er uns wieder lebendig. Wenn wir von Problemen belastet sind, insbesondere von unserer Sünde, kann uns kein Mensch und auch keine Beschäftigung wirklich erquicken. Aber wenn wir mit unserer Sünde zu Jesus kommen, erquickt er uns, indem er uns unsere Schuld vergibt und uns von aller Ungerechtigkeit reinigt. Jesus erquickt uns durch seiner Liebe, die wie Balsam in unsere Seele fließt und uns innerlich heil und gesund macht. Jesus erquickt uns durch seine Worte der Wahrheit, die uns inmitten unserer belastenden Probleme Orientierung schenken und uns neuen Mut und neue Kraft geben, den richtigen Weg weiterzugehen. Egal in welcher Lebenssituation wir uns befinden mögen – wenn wir zu Jesus kommen, wird er uns erquicken.

Wie hilft Jesus uns noch, wenn wir zu ihm gekommen? Lesen wir auch den Vers 29: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“ Wenn wir zu Jesus kommen, fordert er uns auch dazu auf, dass wir sein Joch auf uns nehmen und von ihm lernen sollen. Was bedeutet das? Wie ihr wisst, ist ein Joch eine Holzstange, die über den Rücken zweier Rinder gelegt wurde, mit deren Hilfe sie gemeinsam einen Pflug ziehen konnten. Unter Jesu Joch können wir seine Aufgabe verstehen, das Werk der Erlösung der Menschen von der Sünde und vom Tod zu vollbringen und so Gott zu verherrlichen. Jesus lädt uns dazu ein, mit ihm zusammen zu lernen, sein Joch zu tragen. Somit lädt er uns zu einer Art Schicksalsgemeinschaft mit ihm ein. Das bedeutet, dass wir in enger Verbundenheit mit ihm für die gleiche Aufgabe leben wie er, denselben Weg gehen und auf das gleiche Ziel hin leben wie er. Gerade in dieser engen Gemeinschaft sollen Jesu Erquickung, Freude und neue Lebenskraft zu uns strömen.

Was sollen wir dabei insbesondere von ihm lernen? Betrachten wir noch einmal Vers 29. Damit wir Jesu Joch dauerhaft tragen können, sollen wir von Jesus besonders seine Sanftmut und seine herzliche Demut lernen. Als Jesus sein Joch trug, war er niemals unwillig gegen Gott oder die Menschen, sondern blieb immer sanftmütig und von Herzen demütig. Auch als sie ihn verleumdeten und ihn grundlos anklagten und zum Tod verurteilten und am Kreuz annagelten, trug er es demütig bis zum Ende, um den Willen Gottes zu erfüllen. Wir sollen Jesu Sanftmut gegenüber den sündigen Menschen lernen, damit wir sie erreichen und ihnen bis zum Ende helfen können. Wir sollen auch Jesu Demut lernen, damit wir sein Joch unabhängig davon, ob es uns gerade leicht oder schwer fällt, bis zum Ende tragen und so Gott ehren können.

Jemand könnte fragen, ob es nicht eine zusätzliche Belastung ist, wenn wir Jesu Joch tragen. Doch welche Folgen hat es, wenn wir Jesu Joch auf uns nehmen und es mit Sanftmut und Demut tragen lernen? Jesus sagt: „So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen“ (29b). Wenn wir Jesu Joch auf uns nehmen, schenkt Jesus unserer Seele Ruhe und Frieden, da wir uns endlich entschieden haben, in der Gemeinschaft mit ihm für die Aufgabe und für das Ziel zu leben, das er für unser Leben gesetzt hat. Jesus fügt erklärend hinzu: „Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht“ (30). Jesu Joch bedeutet zwar kein völlig unbeschwertes Leben ohne Aufgabe und Verantwortung; aber Jesu Joch ist sanft, weil es gerade die Aufgabe ist, die der liebende Vater uns zugedacht hat. Und Jesu Last ist leicht, weil wir sie nicht alleine zu tragen brauchen, sondern sie mit Jesus zusammen tragen können. Wer es dagegen ablehnt, Jesu Joch zu tragen, wird unweigerlich wieder damit anfangen, das alte Joch der Sünde und der Forderung seines Egos zu tragen, die wirklich ein hartes Joch und eine schwere Last sind. Darum lasst uns Jesu Joch auf uns nehmen und von ihm lernen, es mit Sanftmut und Demut bis zum Ende zu tragen! Lesen wir noch einmal das Leitwort: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Möge Gott uns helfen, uns nicht selbst für klug zu halten, sondern demütig auf seine Worte mit Buße zu reagieren! Möge Gott uns helfen, täglich zu Jesus kommen, damit er uns erquicke und uns tiefe Ruhe in der Seele gebe und wir mit ihm zusammen seinem Heilswerk unermüdlich bis zum Ende dienen können!

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