Predigt: Matthäus 1,1-17

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Das Kommen des Königs

„Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“
Matthäus 1,1

Kennt ihr den Film „Der Herr der Ringe“? (eine etwas unkonventionelle Art und Weise mit der Predigt anzufangen, ich weiß.) Der letzte Film dieser genialen Trilogie hat den Titel „die Rückkehr des Königs“. In diesem Film wird Aragorn als König über die Menschen eingesetzt. Die Besonderheit ist, dass die Menschen seit Jahrtausenden keinen König hatten. König Isildur hatte vor 3.000 Jahren Mittelerde gerettet und den größten Feind Sauron bezwungen. Und Aragorn war der rechtmäßige Nachkomme von König Isildur. Als solcher hatte er das Recht, den Thron von Mittelerde zu besteigen. Mit dem Schwert Isildurs kämpft er ein weiteres Mal gegen die Feinde Mittelerdes und erlangt schließlich den Sieg. Dann folgt die Rückkehr des Königs. Das wunderbare an Aragorns Charakter ist, dass er auch vor seiner Krönung eigentlich immer ein König war. Er strahlte immer die Würde eines Königs aus. Er war ein Held, auf den man sich immer verlassen konnte. Keine Schlacht, bei der er nicht an vorderster Front kämpfte. Keine Gefahr, der er sich nicht bereit war, auszusetzen, wenn es seinem Volk diente. Keine Leiden, denen er aus dem Weg ging, wenn es um seine Berufung und Bestimmung ging.

An Weihnachten feiern wir ebenfalls eine Art „Rückkehr des Königs“, und zwar des Königs von Israel. Wir feiern das Kommen unseres Herrn Jesus Christus. Aber im Gegensatz zu Aragorn aus dem Herrn der Ringe ist dieser König nicht erfunden. Jesus kam in Raum und Zeit. Er betrat von 2.000 Jahren die Bühne der Menschheitsgeschichte. Er kam in Fleisch und Blut als eine Person, mit der man reden konnte, eine Person, die man anfassen konnte und eine Person, zu welcher man eine Beziehung aufbauen konnte. Jesu Kommen hat die Geschichte der ganzen Welt so maßgeblich verändert, dass wir fortan von einer Zeit vor Christus und von einer Zeit nach Christus sprechen. Und so verdanken wir dem Kommen dieses Königs unseren Kalender.

Ein König hat ein königliches Geschlechtsregister. Jesus hat einen königlichen Stammbaum. Auf der einen Seite bestätigt dieser Stammbaum, dass Jesus Anspruch auf den Thron Israels hat. Auf der anderen Seite ist es ein Register, das ungewöhnlicher kaum sein könnte. Wir möchten heute gerne herausfinden, was es damit auf sich hat. Auf folgende Punkte werde ich in der Predigt eingehen: erstens, eine Antwort auf Einwände und Kritiken zum heutigen Text, zweitens, was uns dieser Text über Gottes Geschichte lehrt, drittens, was das Kommen des Königs für uns bedeutet.

Teil 1 Antwort auf mögliche Einwände

Ich nehme an, dass viele von uns mit Geschlechtsregistern nicht so viel anfangen können. Wir werden mit tausenden von Namen konfrontiert, von denen wir viele noch nie gehört haben. Man schätzt, dass es im alten Testament an die 50 Stammbäume gibt. Nach meiner Erfahrung sind das präferentiell die Stellen, bei denen das Wort „Stille Zeit“ noch einmal eine andere Bedeutung bekommt. Aber Stammbäume waren bei den Juden von größter Wichtigkeit und Notwendigkeit. Das Ausüben von Pflichten wie Tempeldienst konnte nur durchgeführt werden, wenn je nach dem eine levitische oder priesterliche Abstammung nachgewiesen werden konnte. Die Abstammung spielte eine immens wichtige Rolle bei der Verteilung und Verwaltung des Landes. Jeder wahre Israelit musste einfach wissen, welchem Stamm er angehörte und wessen Nachfahre er war. Im Übrigen ist das heute bei den Juden nicht mehr der Fall, aber damals war es so.

Der Stammbaum im heutigen Text ist von einer unentbehrlich wichtigen Bedeutung. Denn hier geht es um die Abstammung des Königs aller Könige und des Herrn aller Herren. Die Akzeptanz eines solchen Messias stand und fiel mit der zweifelsfreien Bestätigung, dass er ein Nachkomme Davids war. Diese Abstammung war bei Jesus gegeben. Unser Text beginnt mit den Worten: „Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ Unser heutiger Text legitimiert den Anspruch Jesu, der wahre Messias zu sein. Vielleicht ist das Grund, weshalb unser heutiger Text von einfallslosen Kritikern immer wieder als Beispiel für angebliche Widersprüche in der Bibel herangeführt wurde.

Mit drei Einwänden, die wir immer wieder hören, wollen wir heute versuchen, aufzuräumen. Der erste Einwand lautet: die Geschlechtsregister zwischen Matthäus und Lukas sind nicht miteinander vereinbar. Wie antworten wir darauf? Selbstverständlich sind die Stammbäume in Matthäus und Lukas voller Unterschiede, denn beide verfolgten sie mit ihren Stammbäumen völlig unterschiedliche Ziele. Matthäus fängt mit Abraham an und endet mit der Person Christi. Lukas hingegen fängt mit Jesus selbst an und geht den Weg zurück bis Adam. Die einfachste Erklärung für eine Reihe der Unterschiede, die wir in den Stammbäumen finden, ist, dass Lukas den Stammbaum von Maria wiedergibt, während Matthäus den Stammbaum Josefs rekapituliert. Und das liegt auch in der Absicht der Autoren begründet. Lukas will uns zeigen, dass Jesus der vollkommene Mensch ist. Matthäus hingegen will uns zeigen, dass Jesus rechtmäßiger, legitimer Erbe auf dem Thron Davids ist. Lukas verfolgte das Interesse, uns Jesu Blutlinie zu zeigen. Matthäus verfolgte das Interesse, Jesu Legitimation als Christus zu offenbaren, der unrechtmäßig von seinem eigenen Volk verworfen wurde.

Ein anderer Einwand hat mit Matthäus 1,17 zu tun: „Alle Glieder von Abraham bis zu David sind vierzehn Glieder. Von David bis zur babylonischen Gefangenschaft sind vierzehn Glieder. Von der babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus sind vierzehn Glieder.“ Der Einwand lautet: Matthäus konnte nicht zählen. Man kommt beim Zählen der Namen in den jeweiligen Abschnitten nicht immer auf die Zahl 14. Wie antworten wir darauf? In der ersten Etappe von Abraham zu David kommen wir auf die Zahl 14, wenn wir David mitzählen. In der zweiten Etappe von David bis Jojachin kommen wir ohne David auf 14. In der dritten Etappe müssen Jojachin aus der zweiten Etappe bis einschließlich Christus alle Glieder mitgezählt werden. Matthäus ist also mathematisch nicht ganz korrekt, oder in seiner Zählweise nicht ganz konsequent. Was hat es mit der Zahl 14 also auf sich? Die Antwort ist denkbar einfach. Natürlich konnte Matthäus zählen. Als ehemaliger Zöllner hatte er mit Zählen sein Geld verdient. Aber als Schreiber seiner Zeit erhob der Evangelist niemals den Anspruch, mathematisch korrekt zu sein. Genauso wie wir bei einem Zug, der 55min zu spät ist, sagen, dass er eine Stunde Verspätung hat, hatten die antiken Schreiber ohne weiteres die Freiheit Zahlen, aufzurunden, um es den Lesern und vor allem den Hörern einfacher zu machen. Man kann sich dreimal die Zahl 14 gut merken. Zumindest besser als zweimal 14 und einmal 13. Es ging bei antiken Schreibern auch darum, dass man sich die Botschaft gut merken konnte.

Wir kommen noch zu einem dritten Einwand. Der dritte Einwand lautet, dass der Stammbaum widersprüchlich ist, weil Namen fehlen. Die Zeit von Abraham bis hin zu Christus sind etwa 2.000 Jahre. Wenn man diese Zeit mit 41 Generationen überbrücken will, kommt man auf ein durchschnittliches Alter von ungefähr 49 Jahren, in denen das nächste Kind geboren wird. Aber die meisten Menschen bekommen ihre Kinder nicht erst mit 50 Jahren. (Wir ignorieren die Tatsache, dass Leute wie Abraham diesen Schnitt etwas nach oben gedrückt haben.) Die mehr als 400-jährige Spanne, die die Israeliten in Ägypten verbracht hatten, wird gerade einmal mit etwa 5 Namen überbrückt. Der Vergleich mit anderen Bibelstellen zeigt uns, dass bei den Königen zum Beispiel drei Namen und Generationen ausgelassen wurden. Der Einwand lautet also folgendermaßen: Es ist falsch zu sagen, dass x den y zeugte, wenn er in Wirklichkeit nur dessen Großvater oder Urgroßvater ist. Was sagen wir dazu?

Wir müssen hier zum einen verstehen, dass das Wort „zeugen“ in der Lutherübersetzung nicht ganz glücklich ist. Das griechische Wort ist gennao. Und dieses Wort ist flexibler in seiner Bedeutung und kann vieles bedeuten, wie zum Beispiel: „ist Vater von“, „brachte hervor“ als auch „zeugte“. Es kann daher auch sehr wohl auf den Großvater angewandt werden, wenn der Enkel seiner Linie entspringt.

Auf die Frage weshalb Matthäus etliche Namen unter den Tisch hat fallen lassen, können wir nur spekulieren. Manche haben versucht, das mit dem Wort aus 5. Mose 29,19 zu erklären, dass Gott die Namen der Ungehorsamen austilgen wird unter dem Himmel. Es sind mehrere plausible Antworten denkbar. Aber wir haben keine definitive Antwort auf diese Frage. Vielleicht ist es daher an dieser Stelle gut, dem Rat von Apostel Paul folgen, der an Timotheus schrieb: „…auch nicht Acht haben auf die Fabeln und Geschlechtsregister, die kein Ende haben und eher Fragen aufbringen, als dass sie dem Ratschluss Gottes im Glauben dienen.“

Wir kommen damit zum zweiten Teil.

Teil 2 Was uns dieser Stammbaum über Gottes Wirken in der Geschichte lehrt

Lesen wir noch einmal Vers 1. „Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ Für das Wort „Geschichte“ steht im Griechischen genesis, was mit Geburt oder mit Generation übersetzt werden kann. Diese Worte erinnern uns sehr stark an die Worte aus 1. Buch Mose 5: „Dies ist das Buch von Adams Geschlecht.“ Und in der Tat sind es die identischen Worte, wenn man das Alte Testament auf griechisch in der Septuaginta lesen würde. Matthäus stellt mit voller Absicht eine Querverbindung zum ersten Buch der Bibel auf. Die Worte „Dies ist das Buch von…“ finden wir immer dann in Genesis, wenn eine völlig neue Ära eingeläutet wird. Matthew Henry kommentierte daher, dass das alte Testament mit dem Buch des Stammbaumes der Menschen beginnt. Und es ist seine Herrlichkeit, dass es damit beginnt. Aber das neue Testament übertrifft diese Herrlichkeit, denn es beginnt mit dem Buch des Stammbaumes desjenigen, der die ganze Welt gemacht hat.

Sehen wir uns noch einmal den Vers 1. Jesus wird hier als der Sohn Davids und als der Sohn Abrahams genannt. Warum werden diese beiden Vorfahren Jesu so hervorgehoben? Sowohl auf Abraham als auch auf David lagen besondere Verheißungen. Diese Verheißungen waren ganz spezifische messianische Prophezeiungen. Abraham bekam diese Verheißung, als er Gott durch seinen Gehorsam zeigte, dass Gott seine erste Liebe war. Gott sagte wörtlich: „und durch dein Geschlecht (singular) sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast.“ Es lag immer im Herzen Gottes, die ganze Welt zu segnen. Seit dem Fall des ersten Menschen hatte Gott den Plan, die Menschheit zu retten. Seitdem das Bild Gottes im Menschen zerstört war, hatte Gott den Plan, das Bild wiederherzustellen. Seitdem Tod, Krankheit und Fluch die Schöpfung betraten, hatte Gott den Plan, Erlösung zu bringen, durch eine neue Erde und einen neuen Himmel. Hier hatte Gott Abraham offenbart, dass es durch seinen Nachkommen geschehen würde. Abraham bekam Gottes hochheiliges Versprechen, dass er eines Tages einen Nachkommen haben würde, durch den die ganze Welt Gottes Segen erfahren würde. Aber wie vorhin erwähnt, dauerte es nach dieser Verheißung an die 2.000 Jahre, bis sich das Wort erfüllte.

Rund 1.000 Jahre nach Abraham regierte David das Volk Israel. David hatte Gott ebenfalls sehr lieb und wollte Gott einen Tempel bauen. Aber Gott wollte das nicht. Stattdessen sollte Davids Sohn den Tempel bauen. Und doch freute sich Gott über Davids Herz und versprach ihm: „Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern schlafen legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich.“ Es dauerte etwa 1.000 Jahre bis sich dieses Wort erfüllte. Gott hielt seine Versprechen. Er stand zu seinem Wort. Seine Verheißungen erfüllten sich bis ins letzte Detail und bis ins i-Tüpfelchen. Der Stammbaum Jesu legt von dieser Tatsache Zeugnis ab.

Der Stammbaum Jesu ist sehr lehrreich, auch wenn das nicht auf dem ersten Blick so ersichtlich ist. Wir haben hier aber immer wieder kleine Einschübe, die zwischen der Auflistung von Namen geschrieben stehen. Diese Einschübe sind extrem informativ, wenn man ihnen auf den Grund geht.

Wir sehen hier als erstes, dass unser Text fünf Frauen erwähnt, und zwar Tamar, Rahab, Rut, Batseba und Maria. In einer von Männern dominierten Gesellschaft, in welcher Frauen nichts zu melden hatten und häufig kaum Rechte hatten, ist dies wirklich etwas Besonderes. Und es wird noch viel interessanter, wenn wir einen Blick auf die Biographien dieser Frauen werfen. Die erste Frau ist Tamar. Lesen wir gemeinsam den Vers 3a: „Juda zeugte Perez und Serach mit der Tamar.“ Wer war Tamar? Tamar war die Schwiegertochter von Juda. Sie heiratete Judas ersten Sohn namens Er. In Genesis lesen wir, dass Er böse war und starb. Wie es der damaligen Sitte entsprach, sollte der jüngere Bruder die Witwe heiraten, um seinem verstorbenen Bruder zu Nachkommen zu verhelfen. Onan hatte damit ein Problem und starb kurze Zeit darauf ebenfalls. Es muss Juda sehr geschmerzt haben, dass er zwei Söhne verloren hatte. Und er kam irgendwie zum Schluss, dass es irgendetwas mit Tamar zu tun haben musste und verweigerte ihr, seinen jüngsten Sohn zu heiraten. Tamar nahm das Schicksal in ihre eigene Hand, und sie tat das auf äußerst fragwürdige Art und Weise. Sie gab vor eine Prostituierte zu sein und zeugte mit ihrem Schwiegervater zwei Söhne (es waren Zwillinge). Sie war eine unmoralische Frau. Aber zumindest hat es den Anschein, dass es bei diesem einen Mal blieb.

Die nächste Frau hingegen, die im Stammbaum auftaucht, ist Rahab. Und Rahab war von Beruf aus eine unmoralische Frau. Die Bibel sagt, dass sie als Prostituierte im Rotlicht-Milieu von Jericho tätig war. Sie hatte aber in der entscheidenden Situation ihres Lebens Glauben an Gott und wurde mit ihrer Familie gerettet.

Die dritte Frau ist Rut. Sie war eine sehr außergewöhnliche und fromme Frau. Als Naomi wieder in ihr Heimatland zog und sie Rut wegschicken wollte, bekam sie Ruts kompromisslose Antwort zu hören: „Rede mir nicht ein, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der HERR tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden.“ Nach einer solchen Rede konnte Naomi natürlich nicht anders, als Rut mit nach Bethlehem zu nehmen. Jeder in Bethlehem respektierte Rut, weil sie eine fleißige, selbstlose und gottesfürchtige Frau war. Und schließlich heiratete sie den reichen und liebenswürdigsten Single der ganzen Stadt, nämlich Boas. Rut war eine tolle Frau. Jeder von uns kann sehr viel von ihr lernen. Und doch hatte sie einen gewaltigen Schönheitsfehler. Sie war eine Moabiterin. Und als Moabiterin war sie eigentlich ein Feind des Volkes Israel. Aber auch sie wurde zu einem Teil von Jesu Stammbaum.

Die vierte Frau wird nicht beim Namen erwähnt. Lesen wir gemeinsam den Vers 6b: „David zeugte Salomo mit der Frau des Uria.“ Batseba war die Frau des Uria. Sie war die Frau eines der treuesten, loyalsten und besten Soldaten von König David. Und als Batseba durch den Ehebruch schwanger wurde, entschloss sich David dazu, seinen besten Soldaten zu ermorden, um die Sünde verborgen zu halten. Diese hässliche Geschichte ist der Schandfleck schlechthin in Davids Biographie. Pastor Uwe Schäfer sagte, dass wenn er Davids Biographie hätte schreiben sollen, er Gott gefragt hätte: „Muss diese Geschichte wirklich in die Bibel? Können wir das nicht lieber privat in der Seelsorge halten? David hat doch Buße getan. Damit ist das doch bereinigt.“ Aber es entsprach Gottes Willen, dass die ganze Geschichte von David und Batseba in die Bibel kommt. Und wir finden den entsprechenden Vermerk sogar im Stammbaum Jesu.

Die fünfte Frau ist Maria, die mit dem Stigma leben musste, als Verlobte schwanger zu sein.

Was lernen wir hier? Aus menschlicher Perspektive ist es absolut unverständlich, wie die meisten dieser Frauen im Stammbaum Jesu landeten. Kein Schreiber wäre auf die Idee gekommen einen solchen Stammbaum mit solchen Frauen zu erfinden. Es wäre einfach kontraproduktiv für die Sache Christi gewesen und in der damaligen Zeit und Gesellschaft schlichtweg undenkbar. Keine von diesen Frauen hatte also menschlich gesehen die Qualifikation Vorfahr des verheißenen Messias und des Sohnes Gottes zu werden. Wenn also keine von diesen Frauen es verdient hätte, im Stammbaum Christi aufgenommen zu werden, ist es dann nicht einfach Gottes Gnade? Es war Gnade, dass Tamar die Mutter von Perez werden durfte, obwohl sie höchst unmoralisch gehandelt hatte. Es war Gnade, dass die Hure Rahab den Krieg gegen Kanaan überhaupt überlebte, geschweige denn ein Teil der messianischen Linie zu werden. Es war Gnade, dass Batseba für ihren Ehebruch Vergebung fand und sie die Mutter von König Salomo wurde. Und es war Gnade Gottes, die Maria zur Ehre erhob, die Mutter Jesu zu werden. Gnade überall. Pastor MacArthur sagte, dass hier Gottes Gnade einfach überfließt. Nach dem Studium eines solchen Textes liegt Gnade überall auf dem Tisch verteilt.

Was bedeutet es für uns? Wir lernen, dass es in erster Linie vor Gott keine Rolle spielt, welche Qualifikationen wir mitbringen. Es geht nicht um die Frage, welche Bildung wir haben, welche Vergangenheit wir mitbringen, welche moralischen Verdienste wir vorzuweisen haben. Es geht vor Gott immer und in allererster Linie um die Frage: Ist Gottes Gnade auf deinem Leben? Der Engel begrüßte Maria mit den Worten: „Sei gegrüßt, du Begnadete!“ Hat dieses Wort persönliche Relevanz für dich? Bist du ebenfalls eine Begnadete Gottes oder ein Begnadeter Gottes?

Wir sehen als zweites, dass viele der Männer noch viel schlimmer als die Frauen waren. Bei den meisten Königen erfahren wir einiges von ihrer Geschichte. Es gab in der Geschichte Israels einige Lichtblicke, wie David, Hiskia oder Josia. Aber es gab auch einige Könige, die einfach nur eine einzige Katastrophe waren, wie Ahas, Manasse und Amon. Wir können hier eine wichtige Lektion mitnehmen: Bosheit ist nicht vererbbar. Wenn Kinder sich ab und zu unmöglich benehmen, dann streiten sich Eltern gerne darüber, von wem das Kind diese Eigenschaften hat. Aber in der Geschichte Israels sehen wir, dass gute Könige mit schlechten Königen fast abwechselten. Auf einen der besten und frömmsten Könige wie Hiskia folgte Manasse, der so schlimm und so brutal war, dass Gottes Gericht über Juda beschlossene Sache war. Auf den bösen König Amon folgte Josia, von dem es in 1. Könige 23,25 heißt: „Seinesgleichen war vor ihm kein König gewesen, der so von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften sich zum HERRN bekehrte, ganz nach dem Gesetz des Mose, und nach ihm kam seinesgleichen nicht auf.“

Wir lernen hier, dass wir selbst die Verantwortung für unser Leben tragen. Unsere Eltern können gute oder schlechte Eltern sein. Selbstverständlich ist es heilsamer und besser und schöner, wenn man das Glück hatte, gute Eltern zu haben. Aber gute Eltern sind keine Garantie für ein gutes Leben. Genauso sind schlechte Eltern keine Ausrede für ein böses und schlechtes Leben. Der Grund hierfür ist, weil bei Gott jeder Mensch die Chance hat, aus Gnade zu leben.

Wir sehen hier als drittes, dass der Stammbaum verschiedene Etappen der Geschichte Israels enthält. In Vers 11 lesen wir etwas von babylonischer Gefangenschaft. Vers 17 fasst die verschiedenen Epochen zusammen. Lesen wir diesen Vers zusammen: „Alle Glieder von Abraham bis zu David sind vierzehn Glieder. Von David bis zur babylonischen Gefangenschaft sind vierzehn Glieder. Von der babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus sind vierzehn Glieder.“ Wir sehen hier eine Gliederung in drei Teile. Der erste Teil der Geschichte Israel ist der glanzvolle Aufstieg des Volkes zu einem Königtum. Israels Geschichte begann mit einem alten kinderlosen Rentner. Seine Nachkommen wuchsen zu einem Volk, das unter König David zu einem Großreich wurde. Die zweite Epoche handelt von Israels tiefem Abstieg. Eine Reihe an schlechten Königen wurde durch einige hervorragende und durch einige mittelgute Könige unterbrochen. Nach Manasse aber war das Unglück besiegelt. Juda überlebte zwar die Assyrer. Aber nach den Assyrern kamen die Babylonier. Das ganze Volk wurde nach Babylon verschleppt. Die letzte Etappe markiert ein weiteres finsteres Kapitel. Nach der Rückkehr von Babylon war das Volk nicht mehr dasselbe. Wir wissen nichts über die Männer des Stammbaums in dieser Geschichtsperiode. Alles scheint sich in Schweigen zu hüllen. Alles, was wir wissen, sind vor allen Dingen die geschichtlichen Tatsachen. Nach den Babyloniern kamen die Perser, nach den Persern kamen die Griechen, und nach den Griechen kamen die Römer.

Wenn wir die Geschichte des Volkes Israel lesen, dann scheint es zunächst nicht viel zu geben, was uns wirklich große Hoffnung machen kann. Seit König David ging es mit dem Volk stetig bergab, sowohl geistlich, als auch politisch als auch wirtschaftlich. Dieser Abwärtstrend mündete schließlich in Fremdherrschaft des Volkes Israel unter anderen Nationen. Israel verlor seine Freiheit, seine Autonomie, seine Ehre und seine Würde. Die Menschen müssen sich gefragt haben: „Wo ist der eine Nachkomme Abrahams, durch den die ganze Welt gesegnet werden soll? Wo ist der Nachkomme Davids, dessen Herrschaft kein Ende hat?“ Hatte Gott sein Volk vergessen? Vers 16 sagt: „Jakob zeugte Josef, den Mann der Maria, von der geboren ist Jesus, der da heißt Christus.“ Gott erfüllte seinen Plan.

Was können wir also mitnehmen? Wir haben bereits vorher gesagt, dass Gott seine Pläne erfüllt. Und die Geschichte des Volkes Israels mit ihren vielen Höhen und noch viel zahlreicheren Tiefen ist die Bühne für Gottes Geschichte. Gott sorgte dafür, dass die Geschichte unvermeidlich auf Kurs blieb. Israels Geschichte lief auf das Ziel hinaus, dass Jesus kommt. Und so sehen wir, dass Gott die Fäden der Geschichte in seiner Hand hält. Er ist der souveräne Herr. Er ist derjenige, der das letzte Wort hat. Aber Gottes Wirken ist nicht immer öffentlich. Nicht alles, was Gott tut, ist für das menschliche Auge sichtbar. Zwischen dem letzten Propheten des Alten Testaments und dem Kommen Jesu liegen Jahrhunderte, in denen Gott schwieg. Jahrhunderte ohne ein inspiriertes Wort von Gott. Es gibt Zeiten, in denen Gott im Hintergrund wirkt. Menschen haben sich zu allen Zeiten gefragt: „Wo ist Gott?“ Unser Text lehrt uns: Gott ist da. Er war schon immer da. Und er wird für immer da sein. Und das hat auch größte Relevanz gerade für unsere Zeit. Auch unsere Geschichte plätschert nicht einfach vor sich hin. Auch unsere Geschichte läuft auf ein klares Ziel hinaus: die Rückkehr unseres Herrn, wenn er das letzte Wort sprechen wird und die Lebenden und Toten richten wird.

Wir sehen als viertes, dass Gott den weisesten und besten Zeitpunkt für seine Pläne auswählt. Die Zeit zwischen der babylonischen Gefangenschaft und dem Kommen Jesu war für die Israeliten eine finstere Zeit. Aber für die Weltgeschichte, war es eine einzigartig wichtige Zeit. Alexander der Große startete seine gewaltigen Feldzüge bis hin nach Indien. Es war der Anfang der so genannten hellenistischen Epoche, bei welcher sich die griechische Kultur und Sprache im ganzen Mittelmeerraum verbreitete. Danach kamen die Römer. Die Römer hatten keine ausgefallene Kultur und Philosophie wie die Griechen. Aber sie waren meisterhafte Architekten. Sie bauten nicht nur Städte und Aquädukte. Sie bauten vor allen Dingen Straßen und Brücken. Die Straßen der Römer waren von solch hoher Qualität, dass viele von ihnen bis zum Mittelalter noch verwendet wurden. Mit einer einheitlichen Sprache und Kultur durch die Griechen und mit der von den Römern geschaffenen Infrastruktur waren die Voraussetzungen erfüllt, die Ära des Evangeliums einzuläuten. Gottes Moment war schließlich gekommen, Jesus in die Welt zu senden. Wenn wir Apostelgeschichte lesen, dann sehen wir wie die Jünger Jesu tatsächlich vollen Gebrauch von den Errungenschaften der Griechen und Römer machten. Auf den Straßen der Römer verbreiteten sie das Evangelium von Israel nach Afrika, und von Asien nach Europa. Ist Gott nicht ein absoluter Meister im Timing? Gott sandte Jesus genau zur richtigen Zeit.

Wir kommen damit zum letzten Teil.

Teil 3 Was das Kommen Jesu für uns bedeutet

Zu Beginn der Predigt habe ich gesagt, dass wir das Kommen des Königs feiern. Unser heutiger Text legt den Grundstein zum Verständnis für das Königtum Jesu. Jesus ist der rechtmäßige Nachkomme von Abraham und König David. Nur er kann den Anspruch erheben, der Messias zu sein, der König von Israel, und der Retter der Welt. Aber was für eine Art von König ist Jesus?

Ich habe das Beispiel von Aragorn aus dem Herrn der Ringe zitiert, weil wir hier eine gute Illustration eines noblen Königs finden. Aber in seiner Noblesse stellt Jesus die nobelsten Menschen der Weltgeschichte in den Schatten. Die Gesamtheit der edelsten und besten Menschen, die die Welt je hervorgebracht hat, ist nichts im Vergleich mit der Herrlichkeit und der Erhabenheit Jesu Christi. Und dabei ist Jesus ein ganz anderer König, als was wir erwartet hätten. Jesu königlicher Auftritt begann in einer Krippe und führte auf direktem Wege zum Kreuz. Sein königlicher Auftritt auf Erden kannte weder Glanz noch Gloria, weder Pomp noch Pracht, weder Unterdrückung, noch Diskriminierung noch Tyrannei. Seine Herrschaft begann mit Dienerschaft, seine Erhöhung begann mit Erniedrigung, seine Befehlsgewalt begann mit Demut, seine Anweisungen begannen mit Freundlichkeit, seine ewige Amtszeit begann mit unendlicher Liebe. Kein anderer König befehligt eine solch große Armee an freiwilligen Soldaten, kein anderer König hat die Menschen zu so vielen Büchern, Liedern, Gedichten und Hymnen inspiriert, kein anderer König hat so vielen Menschen Frieden und Gerechtigkeit und Heilung gebracht. Sein Reich ist ein ewiges Reich und seine Herrschaft hat kein Ende.

Jesus sitzt auf dem Thron Davids und erhebt den Anspruch unser Herz zu regieren. Frage: bist du bereit, dich von ihm regieren zu lassen? Bist du bereit, dich auf seine Freundlichkeit, Demut und Liebe einzulassen?

Lesen wir noch einmal den Leitvers 1: „Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ Wir haben gelernt, dass in den Wirren und Verirrungen der menschlichen Geschichte, Gott sein Werk vollbringt. Ich möchte diese Predigt mit einem Zitat von Malcolm Muggeridge beenden. Er schrieb:

„Wir blicken auf die Geschichte zurück, und was sehen wir? Imperien steigen auf und fallen, Revolutionen und Gegenrevolutionen, Reichtümer angehäuft und Reichtümer ausgegeben. Shakespeare sprach vom Aufstieg und Fall der Großen, die mit dem Mond ebben und fluten. Ich blicke zurück auf meine eigenen Landsleute, die einst ein Viertel der Welt beherrscht hatten, in ihrer festen Überzeugung, dass wie es in einem beliebten Lied heißt, „Gott die Mächtigen noch viel mächtiger machen wird.“

Ich hörte einen machtbesessenen, beknackten Österreicher, der der Welt verkündigte, dass er ein Reich etablieren wird, das 1.000 Jahre anhalten würde. Ich habe einen italienischen Clown gesehen, der sagte, dass er den Kalender stoppen und mit seinem Aufstieg zur Macht neu beginnen würde. Ich hörte einen mörderischen georgischen Banditen im Kremlin, der von der intellektuellen Elite der Welt gefeiert wurde als weiser als Salomo, als menschlicher als Marcus Aurelius, und erleuchteter als Asoka.

Ich habe Amerika reicher gesehen und hinsichtlich ihrer militärischen Rüstung mächtiger als der ganze Rest der Welt zusammen genommen, so dass – wenn das amerikanische Volk es sich so gewünscht hätte – sie einen Cäsar oder einen Alexander in der Größenordnung ihrer Eroberungen hätten überbieten können. Alles in einer Lebensspanne, alles in einer Lebensspanne, alles verweht. Vom Winde verweht.

England, nun eine kleine Insel an der Küste von Europa, bedroht vom Zerfall und sogar Staatsbankrott. Hitler und Mussolini tot, und nur noch in Schande gedacht. Stalin ein verbotener Name in einem Regime, das er einst mitbegründet und rund 30 Jahre lang beherrscht hatte. Amerika heimgesucht von der Furcht, dass ihnen jene kostbare Flüssigkeit ausgehen könnte, die ihre Autobahnen knattern und den Smog absetzen lässt, mit aufgewühlten Erinnerungen an eine desaströse Vietnamkampagne und dem Sieg der Don Quixoten der Medien, die Wasser auf die Mühlen von Watergate leiten. Alles in einer Lebensspanne, alles in einer Lebensspanne, alles verweht. Verweht mit dem Wind.

Hinter den Trümmern dieser pathetischen Supermänner und selbsternannten kaiserlichen Diplomaten steht das gigantische Bild des Einen, weswegen, durch wen und in wem die ganze Menschheit Frieden haben kann: die Person Jesus Christus.

Ich präsentiere ihn als den Weg, die Wahrheit und das Leben.“

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