Er ist auferstanden
„Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat.“
(Matthäusevangelium 28,5.6)
Frohe Ostern!
Warum wird der Tag der Auferstehung Jesu „Ostern“ genannt?
Laut Duden kommt die Bezeichnung „Ostern“ aus dem Osten, wo die Sonne aufgeht, und das Morgenlicht erstrahlt. Interessanterweise leiten viele Sprachen in Europa das Wort vom aramäischen Wort pas-cha ab, angelehnt an das hebräische Wort Pessach. Im Spanischen: Pascua, Dänisch: påske, Niederländisch: Pasen usw. Diese Sprachtradition weist auf das Passafest der Juden hin, welches anlässlich des Auszugs der Israeliten aus der Sklaverei gefeiert wird. Abends am Karfreitag beginnt das Passafest und wird jedes Jahr eine Woche lang gefeiert. Durch diese Festtage erinnerte Gott das jüdische Volk an den Auszug aus der Sklaverei. Bis Jesus am Karfreitag gekreuzigt wurde, wurde über 1300 Jahre hinweg jährlich eine Woche lang Passa gefeiert. Darin zeigt sich Gottes Absicht, dass die Juden ihre Herkunft nicht vergessen, im Hinblick auf diese Herkunft ihre Gegenwart verstehen und in die Zukunft blicken sollten. Heute feiern wir Ostern bzw. „Pessah“. Einerseits können wir uns entlastet fühlen, weil wir von den Pflichten der Arbeit befreit sind und die Festtage genießen dürfen. Zum anderen können wir uns an die Auferstehung erinnern.
Paulus schrieb an die Korinther folgendes: „Ich erinnere euch aber, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe: … Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist, am dritten Tage nach der Schrift.“ Diese Predigt dient dazu, uns an die Auferstehung zu erinnern. Das Matthäusevangelium berichtet über die Auferstehung Jesu nach diesem Schema: das Hören der Botschaft zuerst, danach die Begegnung mit Jesus.
Als der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria Magdalena und die andre Maria, um nach dem Grab zu sehen. An diesem Morgen ereigneten sich am Grabe Jesu einige wundersame Dinge: zuerst ein Erdbeben, danach erschien ein Engel, der große Grabstein vor der Öffnung des Grabes wurde fortgewälzt, und die Soldaten sind vor Angst und Schrecken erstarrt wie tote Menschen. Vom Engel hörten die Frauen die Botschaft: „Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat.“ Vom griechischen Wort „Angelos“ kommt das Wort „Engel“, welches folgende Bedeutung hat: eine Person, die eine Nachricht überbringt. Um den Frauen die Botschaft der Auferstehung Jesu zu verkünden, sandte Gott seinen Engel. Die Frauen hatten nicht mit einem leeren Grab gerechnet. Sie suchten lediglich nach dem Leichnam des gekreuzigten Jesu.
Die Botschaft vom Engel bestätigte die Worte, die Jesus vor seinem Tod mehrfach angekündigt hatte: Er wird und ist nun auferstanden von den Toten. Gottes Engel gab den Frauen die Aufgabe: „Geht eilends hin und sagt seinen Jüngern: Er ist auferstanden von den Toten. Und siehe, er geht vor euch hin nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.“ Als die Frauen vom Engel die Botschaft der Auferstehung hörten, waren ihre Herzen mit Furcht und großer Freude erfüllt.
Eilends gingen sie weg vom Grab und gingen zu den Jüngern, um zu verkündigen, was am Grabe Jesu geschehen war.
Während die Frauen noch auf dem Weg zu den Jüngern waren, begegnete ihnen Jesus. Vom Engel Gottes hörten sie die Osterbotschaft, und kurz daraufhin konnten sie Jesus direkt sehen. Jesus begrüßte sie: „Seid gegrüßt!“ Ohne Zögern traten sie zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Bis vor kurzem haben sie den gekreuzigten Jesus am Grab gesucht, aber der Auferstandene ging ihnen entgegen und zeigte sich ihnen. Nun konnten sie direkt seine Füße umarmen. Jesus hatte Verständnis für ihre Furcht. Darum tröstete er sie zuerst: „Fürchtet euch nicht!“ Am Karfreitag starb Jesus bitterlich und sprach die Worte: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Aber nun sagte dieser gekreuzigter und nun auferstandene Jesus: „Fürchtet euch nicht!“
Auch Jesus befahl ihnen: „Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: Dort werden sie mich sehen.“ Die elf Jünger hörten von den Frauen die Geschichten, die am Grabe Jesu geschehen waren. Nach dem Bericht der Frauen gingen die elf Jünger nach Galiläa auf den Berg, den Jesus für die Begegnung mit ihnen bestimmt hatte. Als sie den Auferstandenen sahen, warfen sie sich auf den Boden. Genauso wie die Frauen durften sie ihn nun direkt sehen. Dennoch zweifelten einige. Es genügte ihnen noch nicht, daran zu glauben, dass Jesus wahrhaftig auferstanden ist. Das Matthäusevangelium berichtet auch über die Zweifel der Jünger. Der Verfasser hielt das Festhalten dieser Tatsache für sinnvoll. Darum ließ er die Zweifel der Jünger nicht weg. Die Jünger Jesu waren keine Helden, sondern Menschen, die die Hilfe Jesu benötigen. Jesus, der Auferstandene, sprach zu seinen Jüngern: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Es gibt Menschen, die Gewalt und Macht haben. Die Römer hatten mit ihrer Gewalt Jesus gekreuzigt. Ihre Gewalt schien stärker als Jesu Gewalt zu sein. Als die Hohenpriester von der Wache über die Auferstehung hörten, gaben sie ihnen viel Geld, um folgende Gerüchte zu verbreiten. Und zwar: die Jünger kamen in der Nacht und haben den Leichnam Jesu gestohlen. Diese manipulierte Nachricht verbreitete sich unter den Juden. Solche Menschen wie Politiker, reiche Leute scheinen die notwendige Macht zu haben. Von solch einer Gewalt wurde Jesus gekreuzigt. Daher hatten die Jünger zurecht Furcht vor dieser Gewalt. Aber nun sprach Jesus zu ihnen: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Das heißt mit anderen Worten: Jesus ist der Herr über alle Gewalt. Was der Chef sagt, nehmen alle Kollegen ernst. Was der Herr sagt, sollen alle ernst nehmen. Durch diese Erklärung ermutigte Jesus seine Jünger, die noch Zweifel hatten.
Matthäus Kapitel 28 berichtet, wie die Nachricht der Auferstehung weitergegeben wurde. Zuerst kam der Engel Gottes herab und verkündete den Frauen von der Auferstehung Jesu. Danach begegnete Jesus ihnen. Darauffolgend hörten die Jünger von den Frauen die Botschaft der Auferstehung, und anschließend begegneten sie Jesus. Es ist interessant, zu beobachten, wie die Botschaft der Auferstehung weitergegeben wurde. Zwischen dem Hören der Botschaft und dem Begegnen mit Jesus gab es immer einen gewissen Zeitraum. Jesus hätte ohne den Boten direkt den Frauen oder seinen Jüngern begegnen können. Es hätte viel leichter und überzeugender sein können, wenn Jesus direkt den Frauen bzw. den Jüngern erschienen wäre. Aber Jesus wollte seine Leute unbedingt zuerst die Botschaft hören lassen. Danach räumte er einen Zeitraum ein, damit die Frauen bzw. seine Jünger diese Botschaft im Herzen verarbeiten konnten, um an die Auferstehung zu glauben. Jesus gab seinen Leuten Zeit, in der sie persönlich zum Glauben kommen können. Er ist der Herr über alle Gewalt, aber er kommt zu den Menschen demütig und dienend. Er respektiert die Freiheit der Menschen, mit der sie Jesus als den wahren König annehmen können. Wie Jesus seinen Jüngern begegnet war, kommen die Menschen bis heute auf gleiche Weise zum Glauben, indem sie die Botschaft hören und danach persönlich Jesus begegnen. Jesus, der alle Gewalt im Himmel und auf Erden hat, steht demütig draußen, bis wir ihm die Tür unserer Herzen öffnen. Es kann lange dauern, bis wir unsere Herzen öffnen. Aber er will jedem die Zeit geben, in der jeder die Botschaft hört und persönlich glaubt.
Der Herr über alle Gewalt im Himmel und auf Erden beauftragte seine Jünger: „Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Jesus, der alle Gewalt hat, will alle Völker durch seine Jünger erreichen. Eigentlich waren seine Jünger die ganze Zeit ausschließlich im Land Israel gewesen. Sie sprachen ihre Muttersprache, Aramäisch bzw. Galiläisch. Aber nun beauftragte er sie, alle Völker zu lehren, damit sie von Jesus lernen und ihm nachfolgen können. Wie können die Jünger alle Völker zu Jesus einladen, damit sie Jesus nachfolgen können? Sie können die Menschen lehren, wie Jesus sie gelehrt hat. Sie können die Menschen taufen, die Jesus als den Herrn annehmen. Um dieses Werk zu vollbringen, wird Jesus sie begleiten. Bis an der Welt Ende wird er alle Tage bei seinen Jüngern sein.
Warum will der Herr alle Völker durch seine Jünger ausrufen, ihm zu folgen? Eigentlich ist der Herr nicht auf die Hilfe der Menschen angewiesen. Alle Gewalt gehört ihm. Er kann ohne Zusammenarbeit mit den Menschen alles allein schaffen. Aber er will durch die Menschen andere Menschen zu seinen Jüngern machen. Einerseits ist die Aufgabe, den anderen Menschen von Jesus zu erzählen, schwer. Anderseits ist diese Aufgabe ein Privileg, weil Jesus seine Jünger mit der Verheißung begleitet: Bis an der Welt Ende will er bei seinen Jüngern alle Tage sein.
Jeden Tag hören wir von vielen Seiten die Nachricht, dass unsere Existenz bedroht wird. Der Krieg in der Ukraine kann uns erreichen. Ca. 5 Millionen aus der Ukraine sind auf der Flucht. Viele Menschen haben ihr Leben verloren. Wenn wir mit den Bildern von den bombardierten Gebäuden konfrontiert werden, fühlen wir uns elend. Vor der Gewalt des Krieges fühlen wir uns schwach. Werden wir mit Atomwaffen bedroht, geraten wir in Angst. Wenn wir nur die Welt betrachten, sieht es so aus, als ob die Menschen alle Gewalt hätten. Es mag sein, dass die Gewalt der Menschen uns bedrohen kann. Aber heute spricht Jesus zu uns wieder: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Nicht die Menschen können über unser Leben entscheiden, sondern der Herr, der von den Toten auferstanden ist. Nicht der Tod, sondern Jesus ist der Herr über unser Leben. Darum können wir getrost Jesus nachfolgen. Es mag sein, dass wir wie Jesus von den Menschen verletzt werden. Es mag sein, dass wir wie Jesus sogar getötet werden. Aber wir haben die Wahrheit. Jesus ist der Herr. Wenn wir ihm nachfolgen, werden wir in ihm leben. Der Tod ist kein Ende, sondern der Weg zum Leben. Darum können wir trotz aller Bedrohungen alle Völker auffordern, Jesus nachzufolgen. Jesus wird uns alle Tage begleiten. Er lebt. Er lebt. Er ist bei dir und bei mir.
Der Herr ist auferstanden!
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