Der König stirbt
„Jesus aber schrie noch einmal mit lauter Stimme. Dann hauchte er den Geist aus.“
(Matthäusevangelium 27,50)
Mir wurde das Privileg zuteil, in dieser Osterzeit gleich zwei Predigten über Jesu Tod zu halten. Für viele Menschen ist die Karwoche eine Zeit, in der man anhand von Jesu Leiden und Sterben über seine eigenen Sünden und Schuld reflektiert. Das ist auch richtig so. Jesus ist für unsere Sünden gestorben. Durch Jesu Tod werden wir gerettet. Durch sein Sterben leben wir. Während der Andacht am kommenden Freitag wollen wir gerne darüber nachsinnen.
Den heutigen Text wollen wir aber gerne unter einem etwas anderen Gesichtspunkt betrachten. Mir scheint es, dass sowohl im Matthäus-Evangelium wie auch im Johannes-Evangelium betont wird, dass Jesus nicht einfach nur das Opfer ist, das für uns geschlachtet wird. Jesus ist der König, und er stirbt als König. Über drei Dinge wollen wir dann nachdenken.
1. Die Tatsache, dass Jesus der König der Juden ist.
2. Die Offenbarung, was für ein König er ist.
3. Die Entscheidung, vor die uns dieser König stellt.
1. Die Tatsache, dass Jesus der König der Juden ist.
Dieser Punkt ist so offensichtlich, dass man ihn kaum übersehen kann. Als Jesus vor dem römischen Statthalter Pilatus steht, ist die erste Frage, die Matthäus uns überliefert, folgende: „Bist du der König der Juden?“ Jesus antwortet auf diese Frage: „Du sagst es.“ Und damit wäre eigentlich schon alles gesagt.
Später wird Jesus von den Soldaten verspottet. Zu diesem Zeitpunkt stand nicht nur Jesu Todesurteil fest, sondern auch der Grund für die Verurteilung. Jesus hatte sich als König der Juden geoutet. Die Folterknechte machten sich einen Spott daraus. Sie setzten Jesus eine Dornenkrone auf. Matthew Henry kommentierte, dass eine Krone aus Stroh Hohn genug gewesen wäre, aber mit der Krone aus Dornen quälen sie ihn zusätzlich. Sie fallen vor ihm nieder und sagen: „Sei gegrüßt, König der Juden!“ Vers 30 sagt: „Und sie spuckten ihn an, nahmen ihm den Stock wieder weg und schlugen damit auf seinen Kopf.“ Das ist die zweite Erwähnung.
Als Jesus am Kreuz hing, wurde eine Aufschrift über seinem Kopf angebracht. Alle Zuschauer sollten sehen, weshalb Jesus am Kreuz hing. Vers 37 sagt: „Über seinem Kopf hatten sie eine Aufschrift angebracht, die seine Schuld angab: Das ist Jesus, der König der Juden.“ Das ist die dritte Erwähnung.
Als ob das nicht ausreichen würde, finden wir weitere indirekte Erwähnungen. In Vers 22 fragte Pilatus: „Was soll ich dann mit Jesus tun, den man den Christus nennt?“ Wie die meisten von uns wissen, bedeutet Christus der Gesalbte, was wieder nichts anderes bedeutet, als dass Jesus der Messias und der König ist. Und in Vers 42 sehen wir, wie die religiösen Leiter Jesus noch weiter verspotten, als er sich längst im Todeskampf befindet. Sie sagen: „Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten. Er ist doch der König von Israel!“
Wir dürfen nicht vergessen, dass Jesu Königtum ein Thema ist, das für Matthäus in seinem Evangelium ganz zentral war. Ich weiß, dass Weihnachten ganz schön lange her ist. Aber vielleicht erinnert der ein oder andere, dass wir letztes Jahr die ersten Kapitel von Matthäus betrachtet haben. Gleich im allerersten Vers heißt es: „Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ Jesus ist der Sohn von König David und somit rechtmäßiger Erbe des Thrones Davids. Ein König hat natürlich auch einen Stammbaum. Also beginnt Matthäus gleich mit dem Stammbaum Jesu. In Kapitel 2 sehen wir die Frage der Weisen aus dem Orient: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“ Ich hoffe, ihr könnt es sehen: vom ersten Kapitel bis zur Passionsgeschichte spannt Matthäus einen großen Bogen. Wo ist der neugeborene König der Juden? In Matthäus 27 sehen wir schließlich den König der Juden.
Hier ist das Interessante: Der Text verkündet immer und immer wieder, dass Jesus der König der Juden ist. Aber niemand meint es ernst. Für die Soldaten war Jesus, der König der Juden, ein Objekt ihrer Verachtung und ihr Spott. Für Pilatus war Jesus, der König der Juden, ein politischer Aufrührer, der im römischen Reich nicht geduldet werden konnte und deshalb beseitigt werden musste. Deshalb auch die Aufschrift. Für die Pharisäer und Priester war Jesus der König der Juden, den sie unter gar keinen Umständen haben wollten, weil sie Angst um ihre eigene Macht und ihren eigenen Einfluss hatten. Jesus, der König der Juden: jeder, der in diesem Mord verwickelt war, gebrauchte diesen Ausdruck; jeder nahm diese Worte in den Mund; jeder Augenzeuge von Jesu Tod bekam es zu lesen; keiner von ihnen meinte es, und keiner verstand es.
Wir als Leser dieser Geschichte sollten verstehen, dass gerade darin eine unglaubliche Ironie verborgen ist. Alle sagen das Richtige und meinen das Falsche. Denn Fakt ist: Jesus ist der König der Juden. Jesus ist der Christus, der Gesalbte. Jesus ist der verheißene Messias. Jesus ist der wahre Nachkomme Davids, der bessere und der größere David, der König nicht nur von Israel, sondern der König der ganzen Welt und Herrscher des Universums.
2. Die Offenbarung, was für ein König er ist.
Stephen Surh, ein Theologe, mit dem ich befreundet bin, hat einmal folgendes gesagt: Jedes Königreich auf Erden basiert auf Blutvergießen. Wir sehen das auch in der Bibel: Kain erschlägt seinen Bruder Abel und baut danach eine Stadt. Selbst die Gründungsmythen der Weltreiche haben Mord und Totschlag in sich. Denken wir an Romulus und Remus: Romulus tötet seinen Bruder Remus. Das ist der Mythos, auf dem das römische Reich beruht. Wir sehen es in der Geschichte der Menschheit immer und immer wieder bestätigt. Die immer noch mächtigste Nation der Welt ist im Moment die USA. Gegründet sind die Vereinigten Staaten von Amerika auf dem Boden, auf dem Millionen von indigenen Menschen ausgerottet und vertrieben wurden und wo Millionen von afrikanischen Sklaven unterdrückt und ausgebeutet wurden. Wir haben das Glück, in Europa zu leben, wo in den letzten Jahrzehnten ein relativ stabiler Frieden herrschte. (Zumindest bis vor wenigen Wochen war das so). Dieses Europa ist gegründet auf einem Kontinent, in dem zwei Weltkriege unzählige Millionen von Menschenleben gekostet hatten, nicht eingeschlossen die geplante und systematische Ermordung von Millionen von Juden und anderen unschuldigen Menschen durch die Nazis. Egal wohin wir schauen, jedes Reich, das von Menschen gebaut ist, basiert auf Blutvergießen.
Wie ist es mit dem Reich, das Jesus baut? In den Versen 39 und folgenden sehen wir, wie die Zuschauer Jesus verspotten. Sie sagen z.B.: „Du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen? Wenn du Gottes Sohn bist, rette dich selbst und steig herab vom Kreuz!“ Die religiösen Leiter sagen: „Er soll jetzt vom Kreuz herabsteigen, dann werden wir an ihn glauben.“ Und in Vers 43: „Er hat auf Gott vertraut, der soll ihn jetzt retten, wenn er an ihm Gefallen hat; er hat doch gesagt: Ich bin Gottes Sohn.“ Selbst die Verbrecher links und rechts von ihm sagten ähnliche Dinge. Was war Jesu Antwort auf alle diesen Spott? Jesus erduldete alles stillschweigend. Warum? Weil Jesus nicht vom Kreuz herabsteigen konnte. Jesus konnte nicht sich selbst retten und gleichzeitig uns retten. Jesus konnte sich nicht selbst helfen und gleichzeitig uns helfen. Die einzige Möglichkeit, uns das Leben zu schenken, bestand darin, dass er sein Leben für uns hingab. Das war der Grund, weshalb er am Kreuz blieb.
Wir sehen den Höhepunkt seines Leidens in Vers 46: „Um die neunte Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eli, Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Warum sind uns diese Worte auf Aramäisch überliefert, die Sprache, die Jesus gesprochen hatte, während uns praktisch alle anderen Worte Jesu auf Griechisch überliefert sind (die einzige andere Ausnahme, die mir einfällt, ist „talita cum“? Die einzige plausible Erklärung, die ich habe, ist die, dass dieser Schrei Jesu unvergesslich gewesen sein musste. Jesu Schrei muss so voller Schmerz und unerträglicher Qual gewesen sein, dass die Augenzeugen das unmöglich vergessen konnten. Jesus ging sprichwörtlich durch die Hölle der Gottverlassenheit. Jesus erduldete alles das, das wir verdient hätten, und er tut es an unserer Stelle.
Was bedeutet das dann für das Königreich, das Jesus regiert? Wir haben vorhin gesehen, dass jedes Reich, das von Menschen gebaut ist, auf Blutvergießen gegründet ist. Das gilt auch für das Reich Gottes. Und doch gibt es einen kategorischen Unterschied. Im Reich Gottes ist es nicht unser Blut, das vergossen wird. Der Sohn Gottes vergießt sein Blut. Der König der Juden stirbt. Gott geht zu Boden. Jesus geht für uns durch die Hölle. Das ist die Basis für sein Königreich. Das ist die Art und Weise, wie Jesus regiert: Er opfert sich für seine Feinde aus radikaler Agape-Liebe.
Was sind die Implikationen dessen? Vor einigen Wochen berichteten einige Medien darüber, dass weltweit die meisten Kirchen den russischen Angriff auf die Ukraine verurteilten. Eine Kirche hält sich zurück, bzw. unterstützt den Krieg: die russisch-orthodoxe Kirche. Und das ist ein Desaster. Jesus hatte selbst gesagt, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist. In der Geschichte der Christenheit gibt es viele, viel zu viele Beispiele für die Vermischung von Politik und Kirche. Was wir auf jeden Fall sagen können, ist, dass die Folgen immer desaströs waren, wenn – wie jemand es einmal formuliert hat – Politik und Kirche ins Bett gegangen sind: angefangen mit Kaiser Konstantin, die Kreuzzüge, Inquisition, Glaubenskriege bis hin zu den vielen Kirchen, die Hitler unterstützt haben. Das Resultat war immer unrühmlich.
Der Grund dafür ist, dass die Art und Weise wie Jesus regiert und das Königreich, das er baut, sich grundsätzlich von allen Königreichen dieser Welt unterscheidet. Das Kreuz offenbart das. Um einige wenige Unterschiede zu nennen. In allen irdischen Reichen wird Macht von oben ausgeübt. Macht zu haben, bedeutet, über andere zu herrschen. In Gottes Reich wird Macht nicht von oben ausgeübt, sondern sie kommt von unten. Macht zu haben, bedeutet, anderen zu dienen.
In allen Reichen dieser Welt wird Konformität durch Gewalt erzwungen. Es geschieht unter Androhung von Strafen. Wenn du gegen das Gesetz verstößt, dann drohen Bußgelder oder in schweren Fällen Freiheitsentzug. Paulus sprach davon, dass die staatliche Gewalt das Schwert trägt und das Urteil vollstreckt. Unter Jesu Herrschaft wird Konformität ganz anders hervorgerufen. Nicht unter Androhung von Gewalt, sondern durch ein Erweisen von unendlicher Gnade und Liebe am Kreuz. Die Argumentation lautet: „Weil Gott mich so sehr geliebt hat, weil Gott mir in Jesus Christus nichts vorenthalten hat, wie könnte ich ihm nicht gehorchen wollen?“
Wo wir bei Konformität sind: die Art und Weise, wie ein „gutes“ Leben definiert wird, unterscheidet sich radikal voneinander. In allen irdischen Reichen geht es um äußere Konformität: hältst du dich an die Regeln? Tust du das, was das Gesetz von dir erfordert? Zahlst du deine Steuern? Verhältst du dich so, wie es angemessen ist? Es geht um das, äußerlich sichtbar ist. Solange wir uns äußerlich an das Gesetz halten, haben wir keine Probleme mit dem politischen System. Wir können das mit Freude oder zerknirscht tun, dem Staat ist das egal. Im Reich Gottes geht es primär nicht darum, was wir tun, sondern wer wir sind. Es geht nicht darum, ob wir heilig aussehen, sondern ob wir heilig sind. Es geht in erster Linie um unsere Innerlichkeit: hast du Liebe und Freude und Dankbarkeit im Herzen? Und hast du mehr Liebe und Freude in diesem Jahr als im vergangenen Jahr (das ist geistliches Wachstum)?
Alle Reiche dieser Welt sind geografisch lokal. Wir Menschen haben so etwas an sich: unser Essen ist das Leckerste, unsere Fußballmannschaft ist die Beste, unsere Schule ist die Angesehenste, unser Land ist das Großartigste. Wir tun das, um uns hervorzuheben und von anderen zu differenzieren. Nationalismus ist im Prinzip nichts anderes. Aber das Reich Gottes ist ganz anders. Es ist kein geografisches oder nationales „Wir gegen die anderen“. Jesu Königreich überwindet alle Grenzen aller Menschen aller Zeiten. Es unterscheidet nicht zwischen Sklaven und Freien, Ländern und Ethnien, reich und arm, Männer und Frauen. Jesu Reich ist überall dort, wo Jesus als König geliebt wird. Es ist multikulturell und global im besten Sinne.
Um nicht missverstanden zu werden: natürlich gibt es bessere und schlechtere Regierungsformen. Niemand von uns würde vermutlich abstreiten, dass es besser ist, in einem demokratischen Rechtsstaat zu leben als unter einer korrupten Militärdiktatur. Und trotzdem unterscheiden sich alle Reiche dieser Welt kategorisch von dem Reich, das Jesus baut.
Jesus ist der König der Juden. Sein Leiden und Sterben offenbaren das Wesen von seinem Reich, das durch radikale Agape-Liebe und Selbstaufgabe gekennzeichnet ist.
3. Die Entscheidung, vor die wir gestellt werden.
Das im Moment bestimmende Thema in den Nachrichten ist der Krieg in der Ukraine. Allein dieser Angriffskrieg zeigt, wie unsere Welt ist. Was ist sehr interessant fand, ist, dass diese Aggression als so ungerechtfertigt, unnötig und schlimm angesehen wurde, dass praktisch von allen Politikern und öffentlichen Menschen im Westen gefordert wurde, sich zu positionieren: verurteilst du diesen Krieg? Auf welcher Seite stehst du? Dem Dirigenten Valery Gergiev oder die Sängerin Anna Netrebko wurden ihre Verträge und Einladungen gekündigt, weil sie nicht bereit waren, sich von Putin zu distanzieren. Letzte Woche war auch in den Medien, dass die über 90-jährige, rechtsradikale Holocaust-Leugnerin Ursula Habeck ins Gefängnis muss. Ein grausamer Völkermord von einem solchen Ausmaß darf niemanden kalt oder neutral lassen. Wenn wir vor den Massengräbern der Welt stehen, sind wir gezwungen eine Entscheidung zu treffen. Die Bosheit in von solch einem Ausmaß, dass Gleichgültigkeit keine Option ist.
Frage: gibt es irgendetwas, was so gut und so wunderbar ist, dass wir ebenfalls zu einer Entscheidung gezwungen werden? Der Tod des Königs der Juden offenbart Gottes radikale Güte und unermessliche Liebe für diese verlorene Welt. Wenn wir mit Gottes unendlicher, selbst-hingebender, selbst-aufopfernder Agape-Liebe konfrontiert sind, stellt uns das unweigerlich vor die Wahl. Wir müssen eine Entscheidung treffen. Die Entscheidung ist: nimmst du diesen König der Liebe an? Ist er auch dein König? Bist du bereit, dein Leben unter seine Herrschaft zu stellen? Oder stellst du dich gegen ihn? Es gibt keinen Raum in der Mitte. Entweder du bist ein Anbeter der Liebe Jesu; oder du stehst bei den Spöttern und Feinden Jesu. Die Liebe Jesu ist von solch einer Absolutheit, dass Gleichgültigkeit keine Option ist, die wir haben.
Isaac Watts hatte gedichtet:
„Were every realm of nature mine
My gift was still be far too small.
Love so amazing, so divine
Demands my soul, my life, my all.”
Übersetzt heißt das: „Wäre jedes Reich der Natur mein, meine Gabe wäre immer noch viel zu klein. Eine Liebe, so göttlich und so erhaben, verlangt meine Seele, mein Leben, mein ganzes Sein.“ Jesus, der Sohn Gottes, starb für dich. Wie könnten wir uns an irgendetwas anderes klammern wollen? Wie könnten wir ihm nicht unsere Seele, unser Leben und unser ganzes Sein zurückgeben?
Die zweite Anwendung: Die Tatsache, dass Jesus als König der Juden starb, offenbart die Art und Weise, wie Gottes Reich sich ausbreitet. Vorhin haben wir gesagt, dass es immer desaströse Folgen hatte, wenn die Kirche sich mit den Mächtigen dieser Welt verbündet hat. Noch einmal: Jesu Reich ist nicht von dieser Welt. Jesu Reich breitet sich niemals durch politische Macht und durch das Schwert aus. Jesus unterwirft nicht durch Gewalt, sondern durch überzeugende Liebe. Die Ausbreitung seines Reiches geschieht durch Verkündigung der Wahrheit in Liebe. Es schließt jede Form von Manipulation, Machtanwendung, Bevormundung aus. Es ist auch der Grund, weshalb „christliche Werte“ durch politische Maßnahmen durchzusetzen grundsätzlich immer ein Schuss in den Ofen ist. Die einzige Möglichkeit, christliche Werte wirklich in der Gesellschaft zu verankern, ist durch Christus-nachfolgende Menschen, die Jesu Weg der Liebe praktizieren.
Letzte Anwendung: als Bürger von Jesu Reich gilt, dass Menschen nicht unsere Feinde sind. Paulus schrieb in Epheserbrief: „Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen Mächte und Gewalten, gegen die Weltherrschaft dieser Finsternis, gegen die bösen Geister in den himmlischen Bereichen.“ In der Fernsehserie „How I met your mother“ gibt es ein Paar (Robin und Barney), die von einem anderen Paar in einem Restaurant richtig genervt werden. Robin fragt dann: „Sind diese beiden gerade unsere Erzfeinde geworden?“ Und Barney antwortet auf diese Frage: „Nein, Robin. Sie waren schon immer unsere Erzfeinde. Sie haben sich uns nur erst jetzt offenbart.“ Vielleicht hab ihr in eurem Leben Menschen, die euch das Leben schwer machen: der nervige Mitschüler; der Gegenspieler, der mich immer foult; der lästernde Kollege, der Nachbar, der sich immer beschwert. Oder vielleicht habt ihr zum Glück harmonische Beziehungen im Umfeld. Aber trotzdem gibt es Leute, die ihr im Herzen verachtet: Politiker, die ihr nicht ausstehen könnt, Schauspieler, Künstler, Autoren, die ihr ganz fürchterlich findet. Und vielleicht haben wir gute Gründe, weil das, was die anderen tun, unmoralisch ist, weil die Meinungen, die sie vertreten, objektiv schlecht sind.
Jesus hatte ganz viele Feinde, die ihn nicht ausstehen konnten. Und er hat für jeden einzelnen von ihnen gebetet und ihnen vergeben. Wir kämpfen nicht gegen Menschen, sondern Mächte und Gewalten der Finsternis. Wenn es Menschen in deinem Leben gibt, die du nicht ausstehen kannst, ist das die Gelegenheit, Jesu Liebe zu lernen. Wir wollen gerade für diese Menschen beten, dass Gott sie segnet; dass sie Gottes Liebe und Fürsorge in besonderem Maß erfahren.
Eine Person, die das gepredigt und auf vorbildliche Art und Weise vorgelebt hatte, war der Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. King hielt eine Predigt über die Feindesliebe. Am Ende der Predigt spricht er über Jesu Tod. Er sagte folgendes: „Es war einmal ein kleiner Baum, der auf einem kleinen Hügel gepflanzt wurde, und an diesem Baum hing die einflussreichste Persönlichkeit, die je in diese Welt kam. Aber denkt ja nicht, dass dieser Baum ein bedeutungsloses Drama ist, das sich auf den Bühnen der Geschichte abspielt. Oh nein, es ist ein Fernrohr, durch das wir in den weiten Blick der Ewigkeit schauen und die Liebe Gottes sehen, die in die Zeit hineinbricht. Es ist eine ewige Mahnung an eine machtbetrunkene Generation, dass die Liebe der einzige Weg ist. Es ist eine ewige Mahnung an eine Generation, die von nuklearer und atomarer Energie abhängig ist, eine Generation, die von physischer Gewalt abhängig ist, dass die Liebe die einzige schöpferische, erlösende und verwandelnde Kraft im Universum ist.
Während ich also heute Morgen in deine Augen schaue und in die Augen all meiner Brüder in Alabama und in ganz Amerika und auf der ganzen Welt, sage ich euch: „Ich liebe euch. Ich würde lieber sterben, als euch zu hassen.“ Und ich bin töricht genug zu glauben, dass durch die Kraft dieser Liebe die widerspenstigsten Menschen verwandelt werden können. Und dann werden wir in Gottes Reich sein. Wir werden in der Lage sein, uns an der Universität des ewigen Lebens einzuschreiben, weil wir die Kraft hatten, unsere Feinde zu lieben, die Menschen zu segnen, die uns verflucht haben, uns sogar dazu zu entschließen, gut zu den Menschen zu sein, die uns gehasst haben, und wir haben sogar für die Menschen gebetet, die uns missbraucht haben.“
Jesus, der König der Juden, ist für uns gestorben. Die Liebe Gottes ist offenbar. Jetzt bist du an der Reihe.
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