Predigt: Matthäus 14,22-33 (Sonderlektion Schulanfang)

Download

Die Hand Jesu

„Sofort streckte Jesus ihm die Hand hin und hielt ihn fest. »Du hast nicht viel Glauben«, sagte Jesus. »Warum hast du gezweifelt?«“

Matthäus 14,31 (NLB)

Sechseinhalb Wochen sind eine lange Zeit. Aber ich bin mir sicher, für viele von euch war die Zeit nicht lang genug. Morgen beginnt nicht nur für die meisten die Schule wieder. Für mich beginnt wieder der Arbeitsalltag. Es ist viel zu tun. Und es bleibt ein Gefühl der Belastung. Vielleicht geht es euch auch ganz anders. Vielleicht freut ihr euch wieder auf die Schule. Und vielleicht freut ihr euch, eure Freunde wiederzusehen.
Ganz egal wie ihr euch fühlt, ob ihr euch freut oder ob euch bange ist, die gute Nachricht ist, dass wir nicht allein ins neue Schuljahr gehen. Der heutige Text lehrt uns drei Dinge dazu:
1. Es gibt Dinge, die wir nicht in der Hand haben.
2. Es gibt Herausforderungen, denen wir uns stellen dürfen.
3. Wenn wir untergehen, gibt es eine Hand, die sich nach uns ausstreckt.

1. Es gibt Dinge, die wir nicht in der Hand haben.
Der Text beginnt damit, dass Jesus seine Jünger über den See schickte. Um euch einen kleinen Eindruck von der Landschaft zu geben, habe ich euch ein Foto vom See Genezareth mitgebracht. Es ist kein großer See. Heute droht der See auszutrocknen. Vor 2.000 Jahren hatte der See ungefähr 20-mal mehr Wasser als heute. Vers 22 sagte, dass Jesus seine Jünger drängte. Vielleicht wollten die Jünger eine ruhige Zeit haben. Aber Jesus hatte es anscheinend ausnahmsweise eilig. Nachdem er die Jünger weggeschickt hatte, ging er allein auf einen Berg, um dort zu beten.
Was war mit den Jüngern? Vers 24 sagt: „Währenddessen hatte sich das Boot weit vom Ufer entfernt und war in schweren Seegang geraten, denn ein starker Wind war aufgekommen.“ Die Jünger fuhren direkt in einen schweren Sturm hinein. Wer von euch hat schon einmal einen richtig starken Wind erlebt? Ein richtiger Sturm kann ziemlich furchteinflößend sein. Aber wisst ihr, wann ein Sturm richtig Angst machen kann? Wenn man sich dabei auf einem See in einem Boot befindet. Und wisst ihr was noch schlimmer ist als das? Wenn es auch noch stockdüstere Nacht ist. Genau das war es, was die Jünger erlebten.
Hier kommt eine ganz wichtige Lektion für uns alle. Die Jünger hatten es sich nicht ausgesucht, nachts über den See zu fahren. Das war allein Jesu Idee. Und genauso wenig habt ihr es euch ausgesucht, dass morgen die Ferien enden und ihr wieder in die Schule geht. Das war allein die Idee von …, ja wessen Idee eigentlich? Die Idee von Erwachsenen vor langer Zeit, die dachten, dass es eine ganz tolle Sache ist, Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Und niemand von euch hat sich die Schulpflicht ausgedacht. Das war die Idee von anderen Erwachsenen irgendwann im 17. Jahrhundert, weil sie sich gedacht haben, dass nicht nur ein paar, sondern am besten alle Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen lernen sollten. Wie dem auch sei: Ihr habt es euch nicht ausgesucht, in die Schule zu gehen.
In der Schule oder wo immer ihr euch in den kommenden Tagen und Wochen befinden werdet, gibt es viele Dinge, die wir nicht in der Hand haben. Hier sind ein paar Beispiele: Die Klasse, in welche ihr hineinkommt oder zu der ihr bereits gehört, wurde nicht von euch zusammengestellt. Damit einhergehend, kann man sagen, dass ihr euch die Mitschüler nicht selbst ausgesucht habt. Ihr habt die Mitschüler, die ihr habt, ganz egal, ob sie nett, oder ob ihr sie doof findet. Ihr habt in der Regel auch keinen Einfluss darauf, welche Lehrer ihr bekommt. Vielleicht hättet ihr euch ganz andere Lehrer ausgesucht oder vielleicht auch gewünscht. Aber ihr habt einfach die Lehrer, die ihr habt, und müsst damit klarkommen. Ihr habt auch keinen Einfluss darauf, wie einfach die Arbeiten und Tests werden. Vielleicht werden sie babyleicht. Vielleicht werden sie auch so schwer, sodass, obwohl ihr gelernt habt, ihr trotzdem nur die Note 3–4 bekommt. Vor allem habt ihr nicht in der Hand, wie der Schultag wird. Es können schöne, harmonische und friedliche Schultage sein. Es können aber auch Schultage sein, in denen jeden Tag ein neues Problem zum Vorschein kommt, wie Streit, Schlägereien, Drogen, Beziehungsprobleme usw.
D. h., wie die Jünger macht ihr euch im Boot über den See auf. Hoffentlich wird es eine ruhige und friedliche Fahrt. Aber es kann auch richtig ruppig, anstrengend und stürmisch werden. Tatsächlich ist es so, dass Stürme einfach unvermeidlich sind. Früher oder später fährt man in einen Sturm hinein: nicht unbedingt deshalb, weil ihr euch falsch verhalten habt, sondern obwohl ihr das Richtige getan habt.

2. Es gibt Herausforderungen, denen wir uns stellen dürfen.
Die Jünger Jesu kämpften stundenlang gegen Wind und Wellen. Irgendwann müssen sie körperlich völlig ermüdet sein. Ihr Kampf ging bis ungefähr 3 Uhr morgens. Und dann kam Jesus zu ihnen. Jesus ging auf dem Wasser. Wie würden wir darauf reagieren? Wie reagierten die Jünger? Vers 26: „Als ihn die Jünger sahen, schrien sie entsetzt auf, denn sie hielten ihn für einen Geist.“
Es gibt Momente, in denen wir uns wirklich freuen, wenn Hilfe naht. Aber es gibt auch Momente, in denen wir nicht nur keine Hilfe erwarten (obwohl das ein Fehler ist); wir erschrecken uns sogar, wenn Hilfe kommt, weil wir überhaupt nicht damit rechnen. Die Art und Weise, wie Jesus um 3 Uhr nachts inmitten des Sturmes zu ihnen kommt, ist in der Tat fast schon unheimlich. Es könnte der Höhepunkt in einem koreanischen Horrorfilm sein. Aber das ist es nicht. Jesus sagt ihnen: „Ich bin es! Habt keine Angst!“ Jesu Wort „ich bin es“ ist nicht einfach nur ein „Freunde, was ist los? Ich bin’s doch.“ Es ist das göttliche „ich bin“, die Stimme dessen, der alle Macht im Himmel und auf Erden hat, die Stimme, die so mächtig ist, dass selbst Wind und Wellen gehorchen müssen.
Petrus kannte die Stimme. Und er kam auf folgende ziemlich krasse Idee: „Herr, wenn du es wirklich bist, befiehl mir auf dem Wasser zu dir zu kommen.“ Petrus sah die Möglichkeit, etwas zu tun, was noch nie ein normaler Mensch getan hatte: mit Jesus zusammen auf dem Wasser zu laufen. Es wollte den Spaziergang seines Lebens machen. Jetzt kann man sich natürlich viele verrückte und gefährliche Dinge einfallen lassen, die man tun kann. Petrus‘ Aktion war aber nicht waghalsig wie Freeclimbing (ohne Absicherung Felswände hochzuklettern) oder Klippenspringen. Es war auch nicht einfach eine dämliche Mutprobe, auf die er sich einlassen wollte. So verrückt die Idee von Petrus war, Petrus war nicht unverantwortlich und seine Idee war nicht größenwahnsinnig. Denn es gab eine Sache, die er tat, die Extremsportler meistens nicht tun. Er bittet Jesus: „Herr, wenn du es wirklich bist, befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.“ Und Jesus antwortet auf diese Bitte: „Dann komm!“
Man kann ganz viel über diese Textstelle sagen. Ein christlicher Autor hat ein ganzes Buch über diesen Text geschrieben. Ich will nur eines sagen: in eurem Leben (ob in oder außerhalb der Schule) wird es Gelegenheiten geben, aus der Sicherheit eures Bootes auszusteigen. Vielleicht ist es eine Situation, in der ihr euch melden müsst, auch wenn ihr euch nicht melden wollt. Vielleicht ist es eine Situation, in der ihr herausgefordert seid, das Richtige zu tun oder zu sagen, wenn alle das Falsche tun. Vielleicht ist es eine Situation, in der ihr bekennen müsst, dass ihr an Jesus glaubt. Und vielleicht hört ihr ebenfalls die Worte Jesu „Dann komm!“ Wenn das der Fall ist, dann traut euch aus dem Boot. Wenn ihr das tut, dann fangt ihr an, mit Jesus auf dem Wasser zu gehen. Es beginnt der Spaziergang eures Lebens.

3. Wenn wir untergehen, gibt es eine Hand, die sich nach uns ausstreckt.
Petrus steigt aus dem Boot aus und geht auf dem Wasser, Jesus entgegen. Wahnsinn! Und genau, das muss sich Petrus gedacht haben: „Das ist Wahnsinn!“ Vers 30: „Als er sich aber umsah und die hohen Wellen erblickte, bekam er Angst und begann zu versinken. ‚Herr, rette mich!‘ schrie er.“ Petrus sank.
Ihr werdet früher oder später ganz sicher auch Momente haben, in denen ihr versinkt. Eines Tages werdet auch ihr erleben, wie der Wind zu stark und die Wellen zu hoch sind; ihr werdet euch fühlen, als ob ihr keinen Halt in eurem Leben habt. Es können richtige Niederlagen sein: in einer wichtigen Prüfung oder Arbeit durchzufallen; die Klasse wiederholen zu müssen. Es kann das Gefühl sein, richtig versagt zu haben. Oder nach einem Zeugnis für Jesus der Außenseiter der Schulklasse zu sein. Oder aus welchen Gründen auch immer einen richtig guten Freund oder Freundin verloren zu haben. Oder gesundheitlich so angeschlagen zu sein, dass man sein Leben nicht mehr richtig auf die Reihe zu bekommen scheint. Auf der letzten Kinderkonferenz hat ein junges Mädchen namens Esther davon erzählt, wie sie nach einem Sturz von einem Pferd mehrfach operiert werden musste und im Zuge dessen einen praktisch gelähmten Arm hat. Sie ist ein Beispiel für eine Person, die wirklich gesunken ist.
Aber das ist nicht das Ende. Alles andere als das. Vers 31: „Sofort streckte Jesus ihm die Hand hin und hielt ihn fest.“ Die Hand Jesu lässt nicht auf sich warten. Der Text sagt, dass Jesus ihm die Hand sofort hinstreckte. Jesus hielt Petrus fest. Jesus zog ihm aus dem Wasser. Um diese Begebenheit noch einmal so zu erzählen, dass meine Jungs es verstehen können: in dem Film „Guardians of the Galaxy“ gibt es einen Stein, der so mächtig ist, dass er alles Organische in einer gewaltigen Explosion vernichtet. Nur die mächtigsten Wesen sind in der Lage, diesen Stein zu halten. Am Ende des Films will ein Bösewicht mit diesem Stein einen ganzen Planeten vernichten. Der Held schnappt sich diesen Stein, nimmt ihn in die Hand, und der Stein fängt an, seinen Körper zu zersetzen. Aber dann hört er die Worte seiner krebskranken und sterbenden Mutter: „Peter, nimm meine Hand.“ Nur ist es nicht seine Mutter, es ist seine beste Freundin. Er nimmt ihre Hand. Zwei weitere Freunde berühren ihn. Und gemeinsam bezwingen sie die Macht des Steins. Peter wurde gerettet, weil er die Hand seiner Freunde in Anspruch nahm.
Jesus reichte Petrus die Hand. Ich hatte mir überlegt, warum Jesus Petrus auf diese Weise rettete. Jesus hätte mit dem Finger schnipsen und Petrus zurück aufs Boot beamen können. Jesus hätte in die Hände klatschen können und Petrus würde einen Meter über der Wasseroberfläche schweben. Jesus tat nichts dergleichen. Er reichte ihm die Hand und hielt ihn fest. Mehr brauchte es nicht. Es ist so einfach, so physisch, so real. Es brauchte kein weiteres Wunder. Oder anders gesagt: die Tatsache, dass der allmächtige Gott, der Himmel und Erde gemacht hatte, in Jesus Christus ihm die Hand reichte, das war bereits Wunder genug.
So gesegnet Petrus auch war, bekommen wir noch einmal einen ganz anderen Segen. Jesus hält uns nicht nur seine Hand hin. Es ist die durchbohrte Hand. Es ist die Hand desjenigen, der für uns am Kreuz starb. Es ist die Hand dessen, der uns unendlich liebt. Jesus lässt dich nicht im Stich, er lässt dich niemals im Stich, weil du in seinen Augen, so wertvoll bist, dass er für dich starb.
Liebe Schülerinnen, liebe Schüler, für das neue Schuljahr wünsche ich einem jeden von euch, dass ihr die rettende Hand Jesu erfahrt.

Keine Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

fifty nine − fifty four =