Predigt: Lukas 9,1 – 17

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Die Ausbreitung des Reiches Gottes durch Jesus und die Apostel

„Da nahm er die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel und dankte, brach sie und gab sie den Jüngern, damit sie dem Volk austeilten.“

(16)

Im Kap. 4 verkündete Jesus das Gnadenjahr des Herrn. Durch vielseitige Werke und Wunder brachte Jesus das Reich Gottes mitten in diese Welt. Wie ging es weiter? Wie stellte Jesus (auch im Hinblick auf das baldige Kreuz) die Weichen, für die zukünftige Ausbreitung des Reiches Gottes?

Die 3 Fragen des Textes werden sein: 1) Wie sollte sich Gottes Reich unmittelbar ausbreiten? 2) Bis wohin ging die Kunde des Reiches Gottes ? 3) Wie sollte sich Gottes Reich nachhaltig ausbreiten?

Erstens – Die Ausbreitung des Reiches Gottes durch die unmittelbare Aussendung der Apostel (1-6)

Die ersten Worte der Verse 1 und 2 verkünden einen historischen Augenblick im Leben der Apostel und gleichzeitig auch für das Werk/Reich Gottes. Wir lesen über Jesus: „Er rief aber die Zwölf zusammen…und sandte sie aus“ (1a.2a). Bereits im Kapitel 6 (unmittelbar vor der Predigt auf dem Felde) hatten wir folgendes über Jesus gelesen: „rief er seine Jünger und erwählte zwölf von ihnen, die er auch Apostel nannte“ (Lk 6,13). Jesus hatte nach einer Gebetsnacht unter der Vielzahl der Jünger, die sich zu ihm bekannten, zwölf als Apostel erwählt. Wie wir vielleicht. wissen, leitet sich das Wort „Apostel“ vom griechischen „apostolos“ ab, was „Gesandter“ bedeutet. Jesus berief sie als Apostel/Gesandte und nannte sie auch so, obwohl sie noch nicht ausgesandt waren. Durch diese Bezeichnung zeigte Jesus ihnen klar, was ihre Berufung/Mission sein würde. Sie sollten gehen und Jesu Botschafter in der großen, weiten Welt sein. Gottes Reich sollte sich durch sie ausbreiten. Der heutige Text verkündet uns den ersten Schritt in diese Richtung. Wir lesen: „und sandte sie aus“ und im Urtext steht dafür: „apostello“ (Vgl. Stein, Luke, 1992, 266). D.h. durch die heutige Initiative Jesu wurden die Apostel ihrem Namen und Amt teilweise gerecht. (Teilweise deshalb, weil Jesus sie nicht für immer aussandte. Robert Stein bezeichnet diese temporäre Aussendung als eine Ausbildung der Apostel (Vgl. Stein, Luke, 1992, 269)).

Jesus sandte seine Jünger nicht auf gut Glück aus. Was gab er ihnen mit auf dem Weg und was gab er ihnen nicht mit? Verse 1 und 2 beschreiben: „Er rief aber die Zwölf zusammen und gab ihnen Gewalt und Macht über alle bösen Geister und dass sie Krankheiten heilen konnten und sandte sie aus, zu predigen das Reich Gottes und die Kranken zu heilen.“ Jesus gab seinen Jüngern Gewalt, d.h. Autorität aber auch die notwendige Macht, die er selbst vom Vater empfangen hatte: über alle bösen Geister, Krankheiten und zu predigen das Reich Gottes. Sie sollten also genau das ausführen, was sie die ganze Zeit durch Jesus gesehen und erfahren hatten. Sie sollten sich an der aktiven Ausbreitung des Reiches Gottes beteiligen, mit der Vollmacht, die Jesus ihnen gab. Schließlich würde ihr Herr nur noch eine kurze Zeit unter ihnen weilen und Gottes Reich sollte sich durch die Apostel weltweit ausbreiten.

Warum sind Gewalt und Macht notwendig? (Warum reicht der gute Wille nicht aus? Oder Luft und Liebe? Flower Power?) Der Teufel wird als der Herr dieser Welt bezeichnet. Er hat die Schöpfung zu Fall gebracht, er verführte uns zur Sünde, mit ihren Folgen: Krankheit und Tod. Außerdem quälen seine unreinen Geister die Menschen, ohne Hoffnung auf Befreiung von ihrer Besessenheit. Durch Jesus kam das Reich Gottes herab und wo immer Jesus auf Besessene traf (mit einem bösen Geist oder 7 oder 6000) da mussten sie dem Reich Gottes weichen, denn Jesus hatte Gewalt und Macht und brachte das Reich Gottes mit Gewalt und Macht. Deshalb ist das Reich Gottes in der Lage, die finsteren Mächte dieser Welt zu bezwingen. (Wann immer Jesus mit Unreinheit und Krankheit in Berührung kam, wurde er weder infiziert noch unrein, sondern die anderen wurden gesund, denn das Reich Gottes hat Gewalt und Macht. Erst am Kreuz zahlte Jesus den vollen Preis unserer Sünde und Unreinheit, als makelloses Lamm, ohne eigenen Fehl und Schuld).

Mit welchen Emotionen nahmen die Zwölf, Jesu Aussendungsvorhaben vermutlich entgegen? Vermutlich überwog die Vorfreude, gepaart mit großer Aufregung, denn sie würden Gewalt und Macht über die Schöpfung und über die geistliche Welt erlangen! (Das muss ziemlich aufregend sein!) Sie würden die gleichen Wunder vollbringen wie Jesus! Sie würden auf gleiche Weise ein Segen sein für viele, auf ähnliche Weise Gottes Reich predigen und den Menschen in der Finsternis die frohe Botschaft des Evangeliums verkünden. Ich stelle mir vor, wie jeder sogleich nach seiner Tasche griff, um zu packen und sich auf die anstehende Missionsreise vorzubereiten. Wie viel Brot soll ich mitnehmen, wie viel Geld benötige ich, wie viele Hemden soll ich einpacken etc. Doch Jesus griff ein uns sagte: „Ihr sollt nichts mit auf den Weg nehmen, weder Stab und Tasche noch Brot noch Geld; es soll auch einer nicht zwei Hemden haben. Und wenn ihr in ein Haus geht, dann bleibt dort, bis ihr weiterzieht.“ (3.4) Bibelkommentare erwähnen, dass es sich hier um eine spezifische Aussendung der Apostel handelte, die kein prinzipielles Missions-Modell für die Urchristen war. Apostel Paulus war es bspw. sehr wichtig, als selbstversorgender Apostel zu wirken, um niemandem zur Last zu fallen. Ein Faktor für die Aussendung im heutigen Text ist z.B. die damals übliche Gastfreundschaft der Juden. Gott würde diese Gastfreundschaft gebrauchen, um die Apostel zu versorgen. (In der Phase der Kreuzigung und danach würde diese Gastfreundschaft größtenteils wegfallen.) Hier sollten sich die Apostel aber keine Sorgen um ihre Verpflegung machen.

Trotz des spezifischen Charakters dieser Aussendung können wir einige allgemeingültige Prinzipien für das christliche (Missions-)Leben ableiten. Die Apostel sollten bspw. in den Häusern bleiben, in denen sie aufgenommen wurden, ohne sich bessere und bequemere Häuser auszusuchen. Sie sollten keine Taschen, auch keine leeren Geldbeutel, bei sich haben, um auf Provision zu wirken / predigen, wie es Wanderphilosophen damals zu tun pflegten (Vgl. Wright, Luke for everyone, 2004, 107). Sie sollten sich ihrer Mission selbstlos hingeben und das Heil der Menschen vor Augen haben. Gott würde sich um sie kümmern, sie zu Menschen führen, die ihre Häusertüre und ihre Herzenstüre auftun würden, für Jesus und für das Evangelium. Die Apostel sollten sich vollständig auf die Führung Gottes verlassen. Und das setzt Glauben voraus. Sobald Menschen mit den Verheißungen Gottes konfrontiert sind (ohne i.d.R. das Ergebnis dieser Verheißungen gesehen zu haben), ist der Glaube gefragt. Und ihr Glaube hatte sich gelohnt. Vers 6 berichtet: „Und sie gingen hinaus und zogen von Dorf zu Dorf, predigten das Evangelium und machten gesund an allen Orten.“ Später, im Vers 10 berichteten sie von den großen Dingen, die sie getan hatten und einige Kapitel später gaben sie auf die Frage Jesu: „Als ich euch ausgesandt habe ohne Geldbeutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr da je Mangel gehabt?“ folgende Antwort: „Sie sprachen: Niemals.“ (Lk 22,35) Es ist erstaunlich, welchen Glauben die Jünger an dieser Stelle aufgebracht haben. Sie glaubten an Jesu Wort und gingen hinaus, um zu tun, was Jesus geboten hatte! So können wir zum einen Glauben an die Verheißungen Gottes lernen, die wahr sind und sich bewahrheiten werden, auch wenn wir das Ergebnis nicht sehen. Der Glaube ermöglicht uns, Jesu Wort zu vertrauen, darauf zu bauen und Jesu Anweisungen umzusetzen. Zum anderen lernen wir, dem Werk Gottes selbstlos und mit Hingebe zu dienen, anstatt unsere eigene Ehre zu suchen.

Robert Stein wird nicht müde, die enorme Bedeutung dieser Missionsreise zu betonen, im Hinblick auf die Jünger, auf der einen Seite aber auf der anderen Seite auch auf die Evangelien, in der Form, wie wir sie heute auffinden. Betrachten wir nochmals Vers 6: „Und sie gingen hinaus und zogen von Dorf zu Dorf, predigten das Evangelium und machten gesund an allen Orten.“ Immer wieder und wieder zogen die Apostel (laut Mk 6,7 in Zweiergruppen) von Haus zu Haus und von Dorf zu Dorf. Und während sie das Evangelium vom Reich Gottes predigten und Menschen im Namen Jesu heilten und von Besessenheit befreiten, wurden sie immer wieder mit denselben Fragen konfrontiert. Wie ist so etwas möglich, wer seid ihr/wer hat euch bevollmächtigt? Und immer wieder wiesen die Apostel auf Jesus hin, von dem sie Gewalt und Macht bekommen hatten. Und immer wieder bezeugten sie die gleichen Geschichten über Jesus und erzählten von den vielen Zeichen und Wundern, die sie gesehen und erlebt hatten. Dadurch festigte sich der Glaube der Apostel. Das ist der positive Effekt für sie selbst. Und während sie immer wieder Zeugnis von Jesus gaben, lernten sie, die Berichte über Jesus so zu Clustern, dass es für die Zuhörer leicht verständlich und annehmbar wurde. Diese mündlichen Zeugnisse stellten schließlich die Vorlage für die schriftlichen Evangelien dar, z.B. auch für das Evangelium nach Lukas, das uns bereits zu Beginn bezeugt hat: „Bericht zu geben von den Geschichten, die unter uns geschehen sind, wie uns das überliefert haben, die es von Anfang an selbst gesehen haben und Diener des Worts gewesen sind.“ (Lk 1,1.2) Das ist der andere Effekt dieser Missionsreise, der für uns Leser und Hörer des Evangeliums zugutekommt. (Vgl. Stein, Luke, 1992, 266-269)

Was bedeutet der erste Teil für uns noch? Die Apostel bekamen Gewalt und Macht von Jesus. Sie konnten sich nicht aussuchen, worüber sie Gewalt und Macht bekamen und worüber nicht. Diese Entscheidung traf Jesus für sie. Das, wozu Jesus sie bevollmächtigte, sollten sie ohne zu verhandeln, für ihre Mission annehmen und einsetzen: Das Reich Gottes unter den Menschen auszubreiten. Auch wir können uns nicht aussuchen, welche Autorität wir von Jesus erhalten. Wunderheilen ist sicherlich aufregend oder Exorzismus. Einige Gläubige haben womöglich diese Macht erhalten. Das Reich Gottes predigen gehört dazu. Das Gute ist, dass wir nichts aus eigener Kraft vollbringen müssen. Wozu auch immer Jesus uns gebrauchen möchte, dazu wird er uns bevollmächtigen. Möge er auch uns gebrauchen, auch uns Gewalt und Macht geben, um sein herrliches Reich aufzurichten.

Zweitens – Die Kunde des Reich Gottes erreichte den fürstlichen Hof (7-9)

Wen erreichte die Kunde vom Reich Gottes? Ab Vers 7 lesen wir: „Es kam aber vor Herodes, den Landesfürsten, alles, was geschah; und er wurde unruhig, weil von einigen gesagt wurde: Johannes ist von den Toten auferstanden; von einigen aber: Elia ist erschienen; von andern aber: Einer von den alten Propheten ist auferstanden. Und Herodes sprach: Johannes, den habe ich enthauptet; wer ist aber dieser, über den ich solches höre? Und er begehrte ihn zu sehen.“

Alles was geschah“ bezieht sich auf Christi Wirken aber mit Sicherheit auch auf das Wirken der Apostel, in der Zeit ihrer Aussendung. Das Reich Gottes wurde verkündet und erreichte alle Gesellschaftsschichten, von ganz unten, bis hin zum Landesfürsten. Interessanterweise taucht der Name Jesu in diesem Textabschnitt kein einziges Mal auf, doch er ist die Hauptperson, um die sich alles dreht. Jesus wurde unmittelbar mit den geistlichen Größen in Verbindung gebracht, wie Johannes dem Täufer, der von den Toten auferstanden sein sollte, mit dem großen Propheten Elia, der angeblich wieder in Erscheinung getreten war oder mit einem der alten Propheten, wie z.B. Mose. Doch knapp daneben ist auch vorbei. Jesus ist nicht nur einer der Großen. Er ist der Herr der Herren. Als Messias und Heiland hätten sie ihn erkennen und annehmen sollen.

Herodes schrak zunächst auf, weil er Johannes Namen hörte, den er geköpft hatte. (Sollte er wieder gekommen sein, um sich zu rächen?) Aber schnell beruhigte er sich wieder, denn er hatte keinen Auferstehungsglauben. Und so blieb seine Frage unbeantwortet: „Wer ist aber dieser, über den ich solches höre? Und er begehrte ihn zu sehen.“ Nicht nur Herodes stellte diese Frage. Später würde sie auch vom Hohepriester gestellt werden und schließlich vom römischen Statthalter. Wer ist Jesus? Wer ist dieser? Das ist und bleibt die entscheidende Frage unserer Spezies. Selig sind, die in ihm den Heiland finden und annehmen. Wehe denen, die sich zwar für ihn interessieren, wie Herodes aber nicht bereit sind ihre Herzen für das Reich Gottes zu öffnen.

Wir können mitnehmen, dass das Reiches Gottes ihre Wirkung hat und ihren Weg zu den Menschen in der Gesellschaft findet. Menschen, die nichts anderes kennen, als diese verlorene Welt, kommen in Berührung mit dem Reich Gottes, selbst wenn wir im Kleinen anfangen, wie mit einem einzigen Gesprächspartner. Die Entscheidung, für oder gegen Jesus, obliegt in der Verantwortung der Empfänger des Evangeliums. Wir hoffen und beten, dass das Evangelium angenommen wird, damit viele gerettet werden und nicht verloren gehen.

Drittens – Das Wunder der Speisung im Hinblick auf die nachhaltige Ausbreitung des Reiches Gottes durch die Apostel (10-17)

Betrachten wir, was geschah, als die Apostel zurückkehrten: „Und die Apostel kamen zurück und erzählten Jesus, wie große Dinge sie getan hatten. Und er nahm sie zu sich und er zog sich mit ihnen allein in die Stadt zurück, die heißt Betsaida. Als die Menge das merkte, zog sie ihm nach. Und er ließ sie zu sich und sprach zu ihnen vom Reich Gottes und machte gesund, die der Heilung bedurften.“ (10.11) Nach ihrer aller ersten Missionsreise hatten die Apostel Jesus sicher vieles zu erzählen. Große Dinge war durch die Gewalt und Macht, die ihnen Jesus gegeben hatte, geschehen. Nachdem sie Jesus in Empfang nahm, zog er sich mit ihnen nach Betsaida zurück. Es heißt „mit ihnen allein“ und ist bezeichnend für die abgeschiedene Gemeinschaft, die Jesus in Ruhe mit seinen Jüngern verbringen wollte. Doch das Volk schlief nicht: „Als die Menge das merkte, zog sie ihm nach.“ Und Jesus nahm sie an. (Später würde Jesus lehren: „wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“ (Lk 11,10)) Zur Zeit oder zur Unzeit nahm Jesus die Menge auf und widmete sich völlig ihren Anliegen, denn er hatte ein Herz für sie. Darum ließ er sie zu sich und „sprach zu ihnen vom Reich Gottes und machte gesund, die der Heilung bedurften.“ Diese ganz besonderen Sessions mit Jesus und der Menge, in Kombination mit der Predigt des Reiches Gottes und Heilungen, müssen den ganzen Tag in Anspruch genommen haben. So lesen wir: „Aber der Tag fing an, sich zu neigen.“ Des einen Freud war wohl des andern Leid; jedenfalls war es sicher herausfordernd, unter den landesüblichen klimatischen Bedingungen den ganzen Tag im Freien auszuharren, um Jesu Wirksamkeit zu erleben. Aber den Menschen war es wert! Sie nahmen es im Kauf, um Jesus zu begegnen. Doch den Jüngern reichte es. „Da traten die Zwölf zu ihm und sprachen: Lass das Volk gehen, damit sie hingehen in die Dörfer und Höfe ringsum und Herberge und Essen finden; denn wir sind hier in der Wüste.“ Nun, wie deutet man so eine Aussage? (Es ist nicht ganz so einfach.) Auf der einen Seite dachten sie an die Belange des Volkes, die in der Wüste Hunger oder Durst hatten und keine Herberge. Auf der anderen Seite wären sie sicher froh, ihre Ruhe zu haben und private Zeit mit Jesus. (Wir kommen darauf noch zu sprechen.) Jedenfalls war der Vorschlag der Jünger nicht unproblematisch, denn Jesus ging überhaupt nicht darauf ein, lehnte sie ab und machte einen Gegenvorschlag:

Er aber sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen.“ Und dieses Wort muss eine aufwallende Welle der Empörung in den Jünger ausgelöst haben. Sie sprachen: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische, es sei denn, dass wir hingehen sollen und für alle diese Leute Essen kaufen. Denn es waren etwa fünftausend Mann.“ Die Jünger waren absolut perplex. Absolut überfordert! Aber Jesus ließ sie in ihrer Hilflosigkeit nicht allein, sondern gab ihnen technische Unterstützung: „Lasst sie sich setzen in Gruppen zu je fünfzig.“ Und daraufhin geschah, was die Welt noch nicht gesehen hatte. Aus 5 Broten und 2 Fischen wurden 5.000 Männer nicht nur gespeist (was schon ein Wunder ist), sondern auch satt (was ein noch ein viel größeres Wunder ist).

Welche Bedeutung hatte Jesu Antwort und Appell an die Apostel: „Gebt ihr ihnen zu essen“ (Außer, dass sie es technisch ausführen sollten, was sie im Anschluss auch getan haben)? Wenn wir darüber nachdenken, finden wir viele Punkte, die erwähnenswert sind. 1) Wir sehen Jesu Herz für die Hungrigen und Hilfsbedürftigen 2) Wir sehen Jesu Herz für seine Jünger, denen er etwas Großartiges beibringen wollte: Seine unbegrenzte Macht und seine unbegrenzte Barmherzigkeit. Wir kennen auch die klassischen Lehren, die man aus diesem Text schlussfolgern kann: 3) Suche und finde deine 5 Brote und 2 Fische, d.h. die Mittel, die du hast, auch wenn sie verschwindend gering aussehen 4) Bringe deine 5 Brote und 2 Fische zu Jesus, also mit dem Glauben, dass er aus dem Geringen etwas Großes bewirken kann, anstatt kleinmütig aufzugeben 5) Habe ein Herz für die Belange anderer Menschen. Kümmere DU dich um sie, gibt DU ihnen etwas zu essen. Habe Hirtenherz. 6) Es ist zu wenig, die Bibelschüler nach dem BS wegzuschicken. Sei nicht nur während des BS für die Bibelschüler da, sondern auch darüber hinaus und hilf ihnen bei ihren Alltagsproblemen.

Das sind klassische Anwendungen, die die durchaus legitim sind.

Ich habe mir Gedanken über die (spannungsgeladene) Konversation zwischen den Jüngern und Jesus gemacht: „Lass das Volk gehen, damit sie hingehen…und Herberge und Essen finden…“ und „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Dabei ist mir folgendes Problem aufgefallen. Die Apostel wollten Menschen, denen sich Jesus voll und ganz hingab, von ihm fortschicken. Und das kann einfach nicht die Aufgabe eines Apostels (eines Christen) sein! Jeder Gläubige hat die priesterliche Verantwortung, zwischen Gott und den Menschen zu vermitteln und beide Parteien zusammenzubringen und nicht Menschen von Jesus zu trennen. Der Vorschlag der Jünger deckt ein Glaubensdebakel auf. So lange waren sie mit Jesus unterwegs und hatten sogar dasselbe Werk getan, wie ihr Herr, doch sie zogen eine Grenze, bis zu der sie an Jesu Wirksamkeit glaubten und ab wo die Menschen sich anderweitig Hilfe suchen sollten. Wenn es um Krankheiten, Besessenheit oder sonstige geistliche Probleme ging, war Jesus für die Menschen hilfreich, doch wenn es um Herberge, Nahrung und sonstige praktische Dinge des Alltages ging, konnte Jesus ihnen nicht helfen.

Aber Jesus sagte ganz klar: Stopp! Das Reich Gottes ist nicht nur bis zum Abendessen wirksam. Das Abendessen selbst soll eine große Demonstration des Reiches Gottes werden und ihr werdet eine tragende Rolle dabei spielen.

Was können wir daraus lernen? Es wäre fatal, wenn Jesus in unserem Weltbild nur eine limitierte / eingeschränkte Rolle zugeteilt bekäme: Wenn Jesus z.B. nur da ist, wenn ich gesündigt habe, damit ich ein Bußgebet zu ihm spreche und gut ist. Mit der Speisung der 5.000 Männer demonstriert Jesus geradezu, dass er nicht nur Ansprechpartner für Teilbereiche oder Teilprobleme unseres Lebens ist, sondern für unser ganzes Wesen und unser ganzes Leben. Mit der Speisung schreit Jesus quasi die Botschaft hinaus: Ich bin genug! Ich bin hinreichend! Durch mich allein! Und diesen Glauben sollten die Jünger aufbringen, dass die Welt Jesus benötigt und Jesus allein. „Kommt her zu mir, alle die ihr mühselig und beladen seid“ (Mt 11,28) spricht Jesus und meint uns in allen Verfassungen unseres Lebens. Später lehrte Jesus seinen Jüngern das Beten „Unser tägliches Brot gib uns Tag für Tag und vergib uns unsre Sünden“. (Lk 11,3.4a) Jesus kümmert sich um unsere Seele und unseren Leib. Er ist da, für all unsere Probleme, in der Ehe, in der Familie, mit anderen Menschen, mit kritischen Situationen und wenn wir geistlich hoffnungslos sind. Jesus ist immer für uns da!

Die Frage ist, wieso Jesus uns vollkommen helfen kann? Wir kommen zu einer weiteren Botschaft, welche durch die Speisung kommuniziert wird. Beide Kommentare, die ich als Vorbereitung gelesen habe (Robert Stein, Luke und N.T.Wright, Luke for everyone), weisen darauf hin, dass die Speisung der 5.000 (die wohl eine der bekanntesten Abendessen der Menschheitsgeschichte darstellt) auf ein anderes (wohl noch bekannteres) Abendessen (wenn nicht das bekannteste Abendessen überhaupt) hinweist, nämlich auf das Abendmahl. Betrachten wir Vers 16: „Da nahm er die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel und dankte, brach sie und gab sie den Jüngern, damit sie dem Volk austeilten.“ Es sind fast die gleichen Worte, die wir später über Jesus lesen, kurz vor seiner Kreuzigung. So weist das Wunder der Speisung der 5.000 auf ein noch viel größeres Wunder Jesu hin (auf eine noch größere Speisung, wenn man so will), die absolut notwendig war. Alle Männer, die durch das gebrochene Brot Jesu satt und glücklich geworden waren, würden erneut hungrig werden, immer und immer wieder, jeden Tag, ca. 3 Mal. Doch eines Tages würde Jesus ein Brot brechen, das ein für alle Mal satt machen würde. So folgt im Evangelium nach Johannes unmittelbar nach der Speisung der 5.000 die aufschlussreiche Botschaft Jesu: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“ (Joh 6,35) Durch das Kreuz und die Nägel des Kreuzes wurde unser Brot des Lebens gebrochen, damit wir wahrhaftig satt und glücklich werden. Und weil Jesus am Kreuz unser Heil vollbracht hat, erfüllt seine Hilfe vollständig die notwendige und hinreichende Bedingung in unserem Leben. Und in beiden bekannten Abendessen (der Speisung und dem Abendmahl) wurde das gebrochene Brot durch die Hand der Jünger ausgeteilt. Die Jünger Jesu haben eine tragende Rolle im Evangeliumswerk Christi. Mit dieser Hoffnung, Gnade und Liebe im Herzen befahl Jesus: „Gebt ihr ihnen zu essen.“

(Herr Jesus, nur Du schafft es, aus einem einfachen Abendessen ein himmlisches, messianisches Bankett zu machen. Danke für deine Liebe und Barmherzig zu verlorenen und armseligen Menschen, in denen Du das Reich Gottes aufrichten willst. Lass uns Anteil haben, an diesem herrlichen Werk. Gebrauche uns auf Deine Weise für die Ausbreitung des Reiches Gottes)

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