Predigt: Lukas 8,1 – 21

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Das Hören des Wortes Gottes und ihre Frucht

Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.“

(Lk 8, 15)

Beim Lesen des Textes fällt auf, wie oft Jesus das Wort „hören“ gebraucht. Insgesamt 9-mal taucht es mit Variationen davon (höre, hört, zuhört) im heutigen Textabschnitt auf. Allerdings macht Jesus deutlich, dass es ihm nicht um das rein akustische Hören geht. (Es wäre zu wenig, wenn wir uns versammeln, um akustische Hörer des Wortes Gottes zu sein). Jesus prangert im heutigen Text an, dass man hören kann, ohne zu verstehen (9) und dass man hören kann, ohne Frucht zu bringen (12-14). Und schließlich gibt er einen wichtigen Rat: „So seht nun darauf, wie ihr zuhört“ (18).

Auf welche Art und Weise sollen wir zuhören? In der wissenschaftlichen Literatur ist häufig die Rede von den „Vier Arten des Zuhörens“. (Interessanterweise gibt es zwar verschiedene Modelle zum Thema Zuhören, aber oftmals beinhalten sie jeweils 4 Methoden/Grundarten/Stufen. (Vgl. Scharmer, Theorie U, Part II, 2009; Rogers, Vier Stufen des Hören und Verstehens, Studer, 1994; Steil, Aktives Zuhören, Kapitel 2, 1983)). Auch in unserem Text bringt Jesus 4 Beispiele für das Hören. Laut einer dieser Modelle gibt es folgende vier Arten des Zuhörens: 1) Ein Pseudo-Zuhören („Ich verstehe“-Zuhören), 2) ein aufnehmendes Zuhören, 3) ein umschreibendes Zuhören und zu guter Letzt 4) das aktive Zuhören. (vgl. Weisbach, Professionelle Gesprächsführung, Kapitel 3, 2008). Worin unterscheiden sie sich und welche Art des Zuhörens wird von Jesus erwartet?

Das Pseudo-Zuhören ist die niedrigste Form des Zuhörens. Es ist eigentlich kein richtiges Zuhören, es ist ein ungeduldiges Abnicken, um selbst ans Wort zu kommen. Angenommen Jesus würde das Evangelium predigen, dann nickt der Pseudo-Zuhörer mit dem Kopf und sagt: Ja, ja, ich weiß…. oder: Ich verstehe, aber…. Es geht überhaupt nicht um das Verstehen, sondern um das eigene Reden. Ein echtes Zuhören findet nicht statt. Eine solche Reaktion ist die allerschlimmste, auf das Wort Gottes.

Das aufnehmende Zuhören bietet eine höhere Zuhörqualität und ist von Schweigen geprägt. Der aufnehmende Zuhörer richtet seine Aufmerksamkeit auf den Gesprächspartner, ohne mit Worten oder mit Körpersprache Ungeduld oder Desinteresse zu signalisieren. Höchstens ein leichtes Kopfnicken ist zu sehen (viele Prediger sind froh, wenn sie ein solches Publikum vor sich haben); Vom aufnehmenden Zuhörer kommt aber nicht viel Resonanz. Es ist unklar, was er mit dem Gehörten anfängt. Es ist somit nicht hinreichend, Jesu Wort nur stillschweigend hinzunehmen (es ist höchstens ein Schritt in die richtige Richtung).

Dann gibt es noch den umschreibenden Zuhörer. Der umschreibende Zuhörer gibt das Gehörte mit eigenen Worten wieder. Etwas mit eigenen Worten wiederzugeben ist nicht einfach und setzt voraus, dass man sich mit dem Gehörten auseinander gesetzt und die Botschaft auch verstanden hat. Obwohl das umschreibende Zuhören ein fortgeschrittenes Zuhören ist, weil es die Gedanken des Gesagten aufgreift und auf den Punkt bringt, heißt es noch lange nicht, dass eine Zustimmung erfolgt. Es wäre wünschenswert, wenn die Jünger die Gleichnisse Jesu und die Geheimnisse des Reiches Gottes sogleich verstanden und nachvollzogen hätten; aber es hätte das Ziel verfehlt, wenn sie diese im Anschluss vernachlässigt oder abgelehnt hätten. Auch das umschreibende Zuhören kann nicht die Lösung sein (allenfalls ein zweiter Schritt in die richtige Richtung, wenn es um das Hören des Evangeliums geht).

Schließlich kommt der Königsweg des Zuhörens, das aktive Zuhören. Königsweg deshalb, weil nicht nur die Sachebene berücksichtigt wird, sondern auch die sogenannte „Offenbarungs-Ebene“. Das Ziel des aktiven Zuhörens besteht darin, die Welt durch die Augen des Gesprächspartners zu sehen und eigene Meinungen und Ziele zurückzustecken. (Vgl. http://www.soft-skills.com/sozialkompetenz/empathie/zuhoeren/arten.php; http://www.ra-braune.de/Wordpress/archives/401) Übertragen wir das auf Jesus. Jesus offenbart sich selbst durch Gottes Wort und es ist nicht nur eine Information für unseren Kopf. Die göttliche Botschaft soll den direkten Weg in unser Herz finden, bis wir die geistliche Welt durch die Augen Christi sehen. Wie der Name schon sagt, wird der aktive Zuhörer aktiv/aktiviert, durch die Botschaft des Evangeliums. Ich denke, dass Jesus dieses Zuhören von den Hörern des Wortes Gottes erwartet. Die Botschaft soll nicht nur wahrgenommen werden. Die Botschaft soll ankommen, verstanden und beherzigt werden und dadurch ihre Frucht bringen. Auf diese Weise entsteht, was Jesus in den letzten 5 Worten des heutigen Textes gesagt hat: „Gottes Wort hören und tun“ (21).

Wir wollen mithelfe von 3 Fragen durch den heutigen Text schreiten. 1) Wer waren die aktiven Zuhörer Jesu und welche Frucht brachten sie? (1-3) 2) Wie entsteht Frucht in uns? (4-19) 3) Welche Beispiele erfahren wir für die Frucht, die durch das Hörens des Wortes entsteht? (16-21)F

Erstens – Wer waren die aktiven Zuhörer Jesu und welche Frucht brachten sie? (1-3)

Betrachten wir den Text: „Und es begab sich danach, dass er durch Städte und Dörfer zog und predigte und verkündigte das Evangelium vom Reich Gottes; und die Zwölf waren mit ihm, dazu einige Frauen, die er gesund gemacht hatte von bösen Geistern und Krankheiten, nämlich Maria, genannt Magdalena, von der sieben böse Geister ausgefahren waren und Johanna, die Frau des Chuzas, eines Verwalters des Herodes und Susanna und viele andere, die ihnen dienten mit ihrer Habe.“ (1-3)

Jesus zog umher, predigte und verkündigte das Evangelium vom Reich Gottes. Bereits in Kapitel 4, als die Menschen in Kapernaum versuchten, Jesus festzuhalten und bei sich zu behalten, hatte er verkündet: „Ich muss auch den andern Städten das Evangelium predigen vom Reich Gottes; denn dazu bin ich gesandt.“ (Lk 8,43) Jesus tat, wozu er gesandt wurde. Er reiste umher, predigte das Evangelium und breitete das Reich Gottes aus. Wer öffnete seine Augen, Ohren und Herz für das Reich Gottes? Lukas erwähnt zunächst die Zwölf, die bei ihm waren. Sie waren in besonderem Maße gesegnet, denn die Zwölf hatten ihre Ohren und Herzen für Jesu Wort geöffnet. Und Gottes Wort brachten in ihnen erste Frucht. Gottes Wort formte in ihnen die Entscheidung, mit Jesus zu leben und nie wieder ohne Jesus. Aber Lukas erwähnt nicht nur die Zwölf, sondern als einziger Evangelist, bereits an dieser Stelle und nicht erst am Kreuz und am Grab Christi, die ersten und wohl bekanntesten Empfängerinnen des Reiches Gottes: Maria Magdalena, Johanna und Susanna (und viele andere). Und diese Namen überraschen. Erstens, weil es Frauen waren. Frauen kamen im Judaismus und in den rabbinischen Schriften nicht gut weg. Auf vielfältige Weise wurden sie diskriminiert, z.B. vor Gericht (wo sie nicht als Zeugen anerkannt wurden und dieselbe Position einnahmen wie Sklaven und Kinder). Sie durften auch an keinen öffentlichen religiösen Aktivitäten teilnehmen. (Vgl. Baskin, Judith R., „Jewish Women.”Rabbinic Attitudes Toward Women.“ In Women’s Studies Encyclopedia, ed. Helen Tierney. Greenwood Press, 2002. 2015.05.14 <http://www.gem.greenwood.com>) Diese Frauen dienten Jesus aber öffentlich.

Zweitens, weil sie alles andere als die gewöhnlichen Nachbarinnen von nebenan waren. Maria Magdalena hatte sieben böse Geister! Niemand will etwas mit einer besessenen Frau zu tun haben, Zeit mir ihr verbringen oder gar sich in ihrer Nähe aufhalten, auch wenn sie „nur“ mit einem bösen Geist besessen ist, geschweige denn von 7! (Wer kann sich das vorstellen?) Johanna war eine verheiratete Frau und folgte Jesus dennoch nach! Ungeheuerlich, gerade für die damalige Zeit! Außerdem war ihr Mann der Verwalter des Königs! Sie war also eine wohlhabende Frau mit Rang, Namen und Ansehen. Aber sie setzte alles aufs Spiel, indem sie Jesus nachfolge. Wir wissen nicht wer Susanna war, ihr Name taucht nur an dieser Stelle auf. Aber Lukas kommentiert: „dazu einige Frauen, die er gesund gemacht hatte von bösen Geistern und Krankheiten“. Sie war also entweder krank oder besessen. Wir sehen die Gnade Jesu Christi! Die Gnade Jesu Christi ist für alle da, selbst für die Hoffnungslosen, selbst für die, von denen man es am wenigsten erwarten würde. Diese Frauen, und die vielen, die nicht namentlich erwähnt werden, waren Menschen, die Jesu Wort und Gnade nicht stillschweigend entgegen nahmen. Sie hörten Jesu Worte vom Reich Gottes und glaubten. Welche Frucht brachte Jesu Predigt des Evangeliums in ihrem Leben? Wir lesen: „die ihnen dienten mit ihrer Habe.“ Obwohl die Frauen viele Verpflichtungen hatten, wie sich um ihre Männer und Kinder zu kümmern und um ihre Haushalte, Kräuter- und Gemüsegärten, vielleicht Haustiere oder Vieh etc., dienten Sie Jesus und den Zwölfen, mit ihrem Habe. Wahrscheinlich versorgten sie Jesus und die Zwölf mit Nahrung, gaben ihnen Kleidung oder Räumlichkeiten zum übernachten. Was in der damaligen Gesellschaft unmöglich war, wurde durch das Reich Gottes möglich. Sie waren aktive Zuhörerinnen, mit einer schönen Resonanz gegenüber dem Wort des Evangeliums. Das Reich Gottes hatte ihre Herzen eingenommen und verändert.

2) Wie entsteht Frucht in uns? (4-19)

Betrachten wir Vers 4: „Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus den Städten zu ihm eilten, redete er in einem Gleichnis“. Viele, sehr viele, eine große Menge aus den Städten eilte zu Jesus. Sie waren sicherlich mit großen Erwartungen angereist. Was sie wohl an diesem einen Tag erleben würden? vielleicht eine phänomenale Predigt, von deren Vollmacht sie sich noch Tage danach wundern würden. Vielleicht einen Tag voller Wunder: Spektakuläre Heilungen, Austreibungen, Auferweckungen. Vielleicht würden sie sehen, wie das himmlische Jerusalem aus den Wolken herabkommen würde. Aber Jesus gab ihnen ein kurzes und einfaches Gleichnis, zum Thema Agrarwirtschaft. Durch das Evangelium wissen wir, dass Jesus stets das Beste für die Menschen tut, auch wenn diese es nicht auf Anhieb begreifen oder erwarten, so wie Jesus dem Gelähmten zuerst seine Sünden vergab, obwohl ihn niemand darum gebeten hatte und ihn erst hinterher heilte. Jesus hätte vieles für die Menschen tun können aber Jesus gab ihnen ein Gleichnis: „Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten und die Vögel unter dem Himmel fraßen’s auf. Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und einiges fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten’s. Und einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Als er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ (5-8) Was muss in den Menschen vorgegangen sein, als Jesus ihnen ein kurzes, einfaches Gleichnis gab, das uns in nur 4 Versen überliefert ist? Haben sie verstanden, was Jesus zu sagen hatte? Wahrscheinlich nicht. Haben sie sich dafür interessiert, was Jesus ihnen eigentlich sagen wollte? Nur die wenigsten. Vers 9: „Es fragten ihn aber seine Jünger, was dies Gleichnis bedeutete.“ (Vergleich Vorlesung) Die Jünger waren vielleicht nicht die brillantesten Denker aber sie wollten keine Pseudo-Zuhörer sein. Vielleicht ahnten sie, dass sich hinter diesem einfachen aber schönen Gleichnis ein großartiges, geistliches Geheimnis verbarg. Sie kamen und fragen und erhielten Antwort: „Er aber sprach: Euch ist’s gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen, den andern aber in Gleichnissen, damit sie es nicht sehen, auch wenn sie es sehen und nicht verstehen, auch wenn sie es hören.“ Dieser Vers vermittelt uns mindestens 3 Fakten. 1) Die Jünger Jesu sind die privilegiertesten Menschen auf dieser Erde, denn ihnen ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen! Es gibt so viele Geheimnisse in dieser Welt und Forscher auf der ganzen Welt widmen ihr Leben der Wissenschaft, um die Geheimnisse des Universums zu verstehen. Und wenn sie nach jahrelanger Forschung hinter einzelnen Erkenntnissen gekommen sind, werden sie dafür belohnt, durch Beförderungen, Projekte und nicht zuletzt auch durch das Nobelpreiskomitee. Aber weil das Reich Gottes unendlich herrlicher ist, als diese Welt, sind auch die Geheimnisse des Reiches Gottes unendlich wertvoller und erstrebenswerter, als Dinge, die wir in dieser Welt finden. (Das soll nicht heißen, dass wir unser Studium abbrechen und unsere Jobs kündigen sollen; aber die Relation soll uns bewusst sein). Und es sind die Jünger Jesu, denen die Geheimnisse gegeben sind, zu verstehen (vielleicht nicht alle auf einmal, aber dafür kontinuierlich [Vgl. V18]). Schon einmal daran gedacht, dass du zu den glücklichsten Menschen gehörst, weil dir die Geheimnisse des Reiches Gottes gegeben sind? 2) Die Jünger Jesu sind von Jesus abhängig. Die Geheimnisse des Reiches Gottes sind unserem Verstand so fremd, dass sie einen Vermittler benötigen. Jesus ist unser Vermittler, der sie uns zu verstehen gibt. Deshalb hat kein Christ jemals Grund, sich zu rühmen, weil nicht sein Intellekt ihm die Geheimnisse lüftet, sondern die Gnade unseres Herrn. Das zeigt sich auch darin, dass die Jünger mit ihren Fragen zu Jesus kommen mussten, um die Geheimnisse zu verstehen 3) Durch Jesus bewahrheitet sich die AT-Prophezeiung, dass viele zwar sehen, ohne zu erkennen und hören, ohne zu verstehen (Vgl. Jes. 6,9.10) So sahen viele Jesus, ohne den Heiland in ihn zu erkennen und sie hörten das Evangelium, ohne die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen.

Wie erklärte Jesus einige der Geheimnisse des Reiches Gottes? Wir lesen im Vers 11: „Das Gleichnis aber bedeutet dies: Der Same ist das Wort Gottes.“ Der Same ist Gottes Wort, der Sämann ist somit der Vermittler des Wortes Gottes. In erster Instanz ist Jesus der Sämann, der Gottes Wort direkt aus dem Schoß Gottes unter uns verbreitet. Und weil es nicht irgendein unnützes Wort ist, sondern Gottes himmlisches Wort, steckt darin ein ungeheures Potential, wie in einem unscheinbar kleinen Samen, dessen Nährstoffgehalt marginal ist, der allerdings mit der Zeit zu einem gewaltigen Baum mit hundertfacher Frucht heranwachsen und viele Menschen und Tiere versorgen kann. Das Wort Gottes klingt vielleicht nur wie ein Wort, doch es hat das Potential, Tote zum Leben zu erwecken und ewige Frucht in unserem Leben reifen zu lassen.

Welche drei feindlichen Faktoren für das Wort Gottes werden von Jesus erläutert? Vers 12: „Die aber auf dem Weg, das sind die, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden.“ Genauso wie Vögel sich auf ausgestreute Samenkörner herabstürzen und diese blitzschnell aufpicken, so nimmt auch der Teufel Visier, um Gottes Wort aus den Herzen der Menschen zu rauben. Was machen diese Menschen falsch? Sie beschützen das Wort Gottes nicht, sie kümmern sich nicht drum, es liegt herum, es wird darauf herum getrampelt und geht letztendlich verloren. Diese Art, mit dem Wort umzugehen, ist hochgradig fahrlässig. Solche Menschen finden nicht zum Glauben, obwohl sie das Wort Gottes hören und werden demnach auch nicht selig.

Betrachten wir Vers 13: „Die aber auf dem Fels sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Doch sie haben keine Wurzel; eine Zeit lang glauben sie und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab.“ Solche Menschen nehmen Gottes Wort in ihren Herzen auf, doch nur oberflächlich. Die Wurzeln des Wortes können nicht tief genug ins Herz eindringen, so dass ein windiger oder sonnenreicher Tag ausreicht, bis die junge Pflanze entweder davongeweht wird oder austrocknet. Da das Evangelium die gute/frohe Botschaft ist, können sich solche Menschen zunächst am Wort Gottes erfreuen. Manche strahlen den ganzen Tag oder hüpfen vor Freude. Doch das Evangelium verlangt von uns ebenfalls Überwindung und Selbstverleugnung, gerade in Zeiten der Anfechtung, so wie unser Herr Jesus die Anfechtungen überwand und den Weg des Kreuzes zu Ende ging. Dazu sind solche Menschen nicht bereit und fallen vom Glauben ab. Auch sie bleiben ohne Frucht.

Vers 14: „Was aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hören und gehen hin und ersticken unter den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens und bringen keine Frucht.“

Auch bei der dritten Gruppe geht das Wort zunächst auf. Das Problem ist, dass nicht nur das Wort gesät wird, sondern auch Dornen, die ebenfalls wachsen, bis sie das Wort ersticken. Was ist das Problem dieser Menschen? Sie haben ihr Herz nicht nur dem Wort Gottes zur Verfügung gestellt. Ihr Herz ist geteilt, für das Wort Gottes aber auch für den Reichtum und Freuden dieser Welt. Und wer sein Leben auch auf Reichtum und Freuden in dieser Welt baut, hat es zwangsläufig mit zahlreichen Sorgen zutun: Wie kann ich reicher werden oder wie kann ich überhaupt reich werden? Welches Konsumgut bereitet mir die größte Freude? Kann ich überhaupt so viel sparen? etc. Außerdem gibt es jede Tag zig Gründe, um sich Sorgen zu machen. Immer stärker wachsen sie wie Dornen empor, bis das Wort Gottes darunter erstickt. Unter solchen Bedingung kann Gottes Wort weder gedeihen noch Frucht bringen.

Lesen wir Vers 15: „Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.“ Die Erfolgsformel für (bis zu hundertfache) Frucht lautet: Hören + Behalten = Frucht u.d.NB: in einem feinen, guten Herzen. Zentral ist die Frage der Aufgaben- und Rollenverteilung. Was müssen wir tun und was müssen wir nicht tun? Was wir unbedingt tun müssen ist das Hören und das Behalten. Das Wort Gottes soll für uns ein Schatz sein, den wir im Herzen einschließen und behüten müssen, egal was passiert. Wir können nicht verhindern, dass der Teufel wie ein Vogel über unsere Köpfe kreist aber wir können das Wort Gottes vor ihm in Sicherheit bringen, indem wir uns auf Gedeih und Verderb an das Wort klammern. Wir können nicht verhindern, dass Anfechtungen uns das Leben schwer machen. Aber wir können selbst dann, wenn es uns ganz schlecht geht, unseren Glauben an das Wort Gottes aufrechterhalten. Sorgen wuchern fast täglich in uns, wie Unkraut. Doch die Bibel fordert uns auf, unsere Sorgen in die Hand Gottes zu legen, der uns davon freimacht. Außerdem können wir geduldig warten, auch wenn keine sichtbare Frucht erkennbar ist, denn Frucht wird entstehen, wenn wir Gottes Wort hören und behalten.

Was aber, wenn wir feststellen, dass unser Herz keine optimale Umgebung für das Wort bietet? Es ist wichtig und richtig, dass es in erst Linie unser Problem ist. Wir tragen die volle Verantwortung, für unsere Herzenshaltung, niemand sonst. (Auch die Jünger bekamen mehrfach harten Tadel von Jesus, aufgrund ihrer Herzenshaltung). Es ist auch unsere Aufgabe, unsere Misere zu erkennen und Gott um Hilfe zu bitten (z.B. durch ein Bußgebet). Doch wie oft haben wir zwanghaft versucht, uns selbst zu verändern? Und wie oft sind wir daran gescheitert? Denn was wir nicht tun können sind Dinge, die in die Zuständigkeit des Sämanns fallen. Wir können erkennen und bekennen. Doch letztendlich ist es der Sämann, der nichtgutes Land in gutes Land verwandelt. Das ist sein Werk in uns. Wir können und sollten eingestehen: Herr, mein Herz ist in keinem guten Zustand und gleicht dem Weg, gleicht felsigem Boden und gleicht den Dornen. Bitte nimm deinen Pflug, lockere und kultivieren meinen Herzensboden, damit dein Wort in bester Umgebung heranwachsen und vielfältige Frucht hervorbringen kann. Ein feines, gutes Herz zu haben ist Christi Werk in uns. Möge er mächtig wirksam sein und unsere Herzensböden fruchtbar machen.

3) Welche Beispiele erfahren wir für die Frucht, die durch das Hören des Wortes entsteht? (16-21)

Jesus gibt uns weitere Beispiele für äußere und innere Frucht des Wortes. Betrachten wir Verse 16 und 17: „Niemand aber zündet ein Licht an und bedeckt es mit einem Gefäß oder setzt es unter eine Bank; sondern er setzt es auf einen Leuchter, damit, wer hineingeht, das Licht sehe. Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werden soll, auch nichts geheim, was nicht bekannt werden und an den Tag kommen soll.“ Die enthüllten Geheimnisse des Reiches Gottes sind wie ein helles Licht, das in unser Leben kommt und uns erfüllt. Dieses Licht ist nicht dazu gedacht, vor der Öffentlichkeit versteckt zu werden. Lampen werden hoch aufgehängt, damit sie das Licht maximal streuen. Weil Jesus nicht mehr leiblich unter uns ist, soll sich sein Licht durch uns ausbreiten. Der aktive Hörer wird diese nach außen tragende Frucht des Wortes hervorbringen. Er wird ein lebendiges und leuchtendes Zeugnis sein, ohne sich zu schämen und ohne inflationär (d.h. übertrieben) damit umzugehen.

Betrachten wir Vers 18: „So seht nun darauf, wie ihr zuhört; denn wer da hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er meint zu haben.“ Die Art und Weise, wie wir mit dem Wort umgehen, wie wir zuhören, ist ausschlaggebend, für die kontinuierliche Fruchtgewinnung in unserem Leben. Wer aktiv zuhört und behält, was er empfängt, wird zunehmend in die Geheimnisse des Reiches Gottes eingeweiht, erhält zunehmend Gnade und Frucht. Über die „innere Frucht“ sagt die Bibel: „Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ (Eph 5,8.9) An anderer Stelle heißt es: „erfüllt mit Frucht der Gerechtigkeit durch Jesus Christus zur Ehre und zum Lobe Gottes.“ (Phil 1,11) Wenn wir Gottes Wort auf rechte Weise zuhören, entsteht immer mehr eine Frucht in uns, die Christi Bild zunehmend in uns aufrichten lässt. Unser innerer Mensch wird wachsen, in Wahrheit und Gerechtigkeit und immer mehr in der Lage sein, Christus zu ehren und Gottes Namen zu loben. Im Umkehrschluss wird derjenige, der sich dem Wort Gottes verschließt, mit der Zeit verlieren, was er meint zu haben.

Welche Frucht erwähnt Jesus noch? Verse 19-21: „Es kamen aber seine Mutter und seine Brüder zu ihm und konnten wegen der Menge nicht zu ihm gelangen. Da wurde ihm gesagt: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und tun.“ Das Sprichwort „Blut ist dicker als Wasser“, galt in der damaligen Kultur ein zigfaches mehr als heute. Laut N.T. Wright stellen Mutter und Brüder nicht nur aber grade auch in der jüdischen Welt die geheiligtesten Beziehungen dar, die ein Mensch hatte (Vgl. Wright, Luke for everyone,2004,97). Deshalb überrascht Jesus und ließ quasi eine Bombe hochgehen, als er seine leibliche Mutter und Brüder stehen ließ und sagte, dass seine wahre Mutter und Brüder andere waren, mit denen er nicht verwandt war. Denn: „Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und tun.“ Hören und Tun sind ausschlaggebend. Wer Gottes Wort hört und tut, geht die heiligste aller möglichen Beziehungen ein, nämlich mit dem Sohn Gottes.

Wie sind Hören und Tun zu verstehen? Sind sie gleichgestellte Werke, um von Jesus angenommen zu werden? Oder ergibt sich aus dem einen das andere; ist also das Tun eine Frucht, die entsteht, wenn wir auf Gottes Wort hören und Gottes Wort anfängt in unser Herz zu wirken? (Das ist ein großer Unterschied). Wenn das Tun keine Frucht des Wortes Gottes in ist, sondern Grundlage, um von Jesus angenommen zu werden, genügt es, wenn Menschen Jesus gesetzlich gehorchen. Hauptsache man Tut, was geboten ist, alles andere ist nebensächlich. Dann würde das christliche Leben wie dem eines Pharisäers ähneln, der auf das faktische Tun der Gebote aus ist, ohne das Herz Gottes zu teilen. Das Gott gefällige Tun, das Jesus gefällige Tun des Wortes Gottes darf in unserem Leben nicht fehlen aber sie ist eine Frucht, die in uns entsteht, wenn wir Gottes Wort auf die richtige Weise hören und beherzigen. Im ersten Teil dienten die Frauen Jesus und seinen Jüngern. Das war die Frucht des Wortes Gottes in ihnen, nachdem sie das Evangelium beherzigt hatten. Sie taten es nicht, weil sie von Jesus oder den Jüngern gezwungen wurden. Sie taten es freiwillig, weil sie es wollten, weil es ihnen Freude bereitet hat. Ihr Tun bzw. ihr Gehorsam stand im Einklang mit dem Willen Gottes und ihrem eigenen Wunsch. Auch wir werden tun, was zu tun ist, was das Wort Gottes von uns verlangt (und darüber hinaus) und wir werden es gerne tun, weil es uns Freude bereitet, wenn Gottes Wort in uns gedeiht und Frucht bringt. Daran wird sich Jesus erfreuen.

Lasst uns Jesus einladen, der vor unserer Herzenstür steht und anklopft. Lasst uns hören und beherzigen, was er sagt. Er lasse beste Frucht in uns entstehen.

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