Predigt: Lukas 5,27-39

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Ich bin gekommen, Sünder zur Buße zu rufen

„Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße.“

(Lukasevangelium 5,32)

Vorletzte Woche haben wir gehört, wie Jesus einen Mann voller Aussatz heilte, der zu ihm kam und ihn bat: „Herr, willst du, so kannst du mich reinigen.“ Jesus streckte seine Hand aus, berührte ihn und sagte: „Ich will’s tun, sei rein!“ Sofort wich der Aussatz von ihm. Danach half Jesus einem gelähmten Mann, den einige durch das Dach des Hauses vor ihn brachten. Jesus vergab dem Mann seine Sünde; danach heilte er ihn auch von seiner Lähmung, sodass der Mann vor den Augen aller aufstand und nach Hause ging und Gott fröhlich pries. Im heutigen Text begegnete Jesus Levi, einem Mann, der für die Römer Zölle eintrieb und dessen Leben schiefgelaufen war. Jesus berief ihn mit einem Wort, das sein ganzes Leben veränderte, sodass er von einem frustrierten Egoisten zu dem Heiligen Matthäus wurde, der ein Mitautor der Bibel wurde. Im anschließenden Gespräch mit den religiösen Leitern sagte Jesus klar, für wen er in die Welt gekommen ist und für wen nicht, und mit was für einer Haltung wir seine frohe Botschaft hören sollen. Gott möge uns heute helfen, zu erkennen, für wen Jesus gekommen ist, uns vor ihm neu als Sünder zu erkennen und wie Levi ein Wort tief anzunehmen, das unser ganzes Leben verändert!

I. Folge mir nach (27-28)

Betrachten wir den Text. Er beginnt mit den Worten: „Und danach ging er hinaus und sah einen Zöllner mit Namen Levi am Zoll sitzen“. Als Jesus aus Kapernaum hinausging, sah er am Stadtrand einen Zöllner namens Levi an seinem Zollhaus sitzen. Wie die meisten von uns wissen, trieben Zöllner damals für die römische Besatzungsmacht von ihren Landsleuten Zölle ein. Nach den Worten von Johannes dem Täufer in Kap. 3 haben die Zöllner von den Leuten mehr Geld gefordert, als vorgeschrieben war (3,12). Die Römer haben diese Praxis gedeckt und noch gefördert, indem sie die Stellen als Zöllner oft versteigerten und denen gaben, die am meisten Zoll abzuliefern versprachen. Die Juden haben die Zöllner als Vaterlandsverräter angesehen und haben sie gehasst, weil sie sich in einer Zeit nationaler Not an ihren eigenen Landsleuten bereichert haben. „Zöllner“ war damals ein schlimmes Schimpfwort und gleichbedeutend mit „Sünder“.

Warum hatte Levi es dann gewählt, ein Zöllner zu werden? Wie erwähnt, musste man sich ja richtig darum bemühen, so eine Stelle zu bekommen. Offenbar hatte Levi die Vorstellung, dass er glücklich würde, wenn er nicht mehr in der Armut leben müsste wie die meisten seiner Landsleute. Er muss gedacht haben, dass er auf die Anerkennung anderer in der Gesellschaft ruhig verzichten kann, wenn er dafür reich wird und sich endlich die Dinge kaufen kann, die er schon immer haben wollte, und sein Leben im Wohlstand genießen kann. Wenn wir bedenken, wie arm die meisten Leute in Israel damals waren, können wir seine Gedanken irgendwie verstehen. Trotzdem zeigt Levis Entscheidung, ein Zöllner zu werden, dass er ziemlich selbstsüchtig und geldgierig war.

Levi wurde tatsächlich ein Zöllner, und er wurde offenbar auch reich (29). Aber offensichtlich wurde Levi trotz seines Reichtums nicht glücklich. Als Zöllner verlor er seine früheren Freunde und wurde von allen in der Gesellschaft gemieden und verachtet. Das können wir daran erkennen, dass zu seinem Essen nur Zöllner und andere kamen; im Markusevangelium steht „viele Zöllner und Sünder“ (Mk 2,15). Als „Sünder“ wurden damals hauptsächlich Prostituierte bezeichnet. Wegen seines Verhaltens wurde Levi auf dieselbe Ebene wie Prostituierte eingestuft. Das war ein tiefer Fall, der wohl nur schwer zu ertragen war. Jeder Mensch braucht die Anerkennung anderer Menschen. Jeder leidet, wenn er von seinen Mitmenschen gemieden und verachtet wird, aus welchem Grund auch immer. Levi hatte es gewählt, Zöllner zu werden, aber er hatte sich die Folgen davon wohl nicht so vorgestellt. Es war aber nicht nur die tägliche Ablehnung durch seine Mitmenschen. Er selbst war ein Mensch geworden, dem es hauptsächlich um Geld ging, sein Hauptthema in seinen Gedanken und Gesprächen war immer Geld; er war ein geldgieriger Mensch geworden. Aber er musste feststellen, dass Geld ihn nicht glücklich machte, auch all die Dinge nicht, die er damit kaufte. Er muss alles Mögliche versucht haben, durch sein Geld glücklich zu werden, und muss in viele Sünden geraten sein. Aber er wusste, dass selbst wenn er aufhören würde, als Zöllner zu arbeiten, die anderen ihn trotzdem weiterhin als einen Zöllner ansehen und behandeln würden. Levi hatte sein Leben in eine Sackgasse manövriert, in der er feststeckte und aus der er nicht mehr herauskam.

Betrachten wir noch einmal den Vers 27: „Und danach ging er hinaus und sah einen Zöllner mit Namen Levi am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach!“ Jesus sah Levi an seinem Zollhaus sitzen, und er ging nicht an ihm vorüber. Jesus sah ihn nicht wie die anderen Leute mit Unverständnis, Verachtung und Hass wegen seines egoistischen Verhaltens. Jesus sah ihn mit Verständnis und mit Liebe. Jesus fand nicht gut, wie er lebte, aber er verstand, warum er so geworden war. Jesus sah seine innere Not und dass er seine Hilfe brauchte, um aus seiner Sünde herauszukommen. Als Jesus ihn sah, wollte er ihm wirklich helfen. Darum sagte Jesus zu ihm: „Folge mir nach!“

Was bedeutete diese Einladung Jesu? Jesu Einladung zeigt, dass er Levi trotz seiner Selbstsucht liebte. Jesus wollte mit ihm Gemeinschaft haben. Durch die Gemeinschaft sollte Levi Jesus kennenlernen. Er sollte Gottes Liebe zu ihm und das richtige Ziel für sein Leben kennenlernen und dafür leben lernen. Jesu Einladung war absolut nicht selbstverständlich. Eigentlich war Levi eine Last für ihn. Wenn Jesus einen Zöllner in den Kreis seiner Jünger aufnehmen würde, würde das seinem Ansehen schaden und dem Ansehen seines Werkes. Es würde wohl auch manche Schwierigkeiten unter den Jüngern hervorrufen. Aber Jesus war bereit, Levis Selbstsucht zu tragen und die daraus resultierenden schlechten Gewohnheiten. Wie gnädig ist Jesus, dass er bereit war, mit so einem egoistischen und habgierigen Mann zusammenzuleben und ihn zu erdulden, bis er ganz verändert wäre! Wie sehr muss er ihn geliebt haben, dass er zu ihm sagte: „Folge mir nach!“ Durch die Nachfolge Jesu sollte Levi seine selbstsüchtige Gesinnung überwinden und in der Beziehung zu Jesus für Gottes Ehre und sein Reich leben lernen. Durch die Einladung zur Nachfolge zeigte Jesus ihm sowohl das Lebensziel als auch den Lebensweg. Als Jesus ihn einlud, ihm nachzufolgen, war er sich sicher, dass Levis Problem durch die Nachfolge gelöst und sein Leben vor Gott in Ordnung kommen würde, wenn er Jesu Wort beherzigen würde. 

Wie reagierte Levi darauf? Der Vers 28 sagt: „Und er verließ alles, stand auf und folgte ihm nach.“ Levi traf auf der Stelle eine klare Entscheidung, Jesus nachzufolgen. Der Vers erwähnt ausdrücklich, dass er dabei alles verließ. Wörtlich übersetzt heißt es: „Alles verlassend stand er auf und folgte ihm nach.“ Es waren also nicht zwei getrennte Schritte, sondern alles zu verlassen, war Teil seiner Entscheidung für die Nachfolge. Er verließ seine Arbeitsstelle als Zöllner und die materielle Sicherheit und das komfortable Leben, das sie ihm bot. Er verließ auch seine alte selbstsüchtige Gesinnung und Lebensweise, bei der er sich hauptsächlich an seinen eigenen Wünschen orientiert und für Dinge in der Welt interessiert hatte. Stattdessen wollte er von Jesus über das Reich Gottes lernen und danach streben. Levi war wirklich vom richtigen Kurs abgekommen und hatte sehr verkehrt gelebt. Aber als Jesus ihn berief, traf er eine klare Entscheidung. Vielen Menschen fällt es schwer, eine klare Entscheidung zu treffen, wenn sie mit Jesu Ruf konfrontiert werden. Sie zögern und berechnen endlos die Konsequenzen, wenn sie ihr altes Leben verlassen und Jesus konsequent folgen werden. Dadurch verpassen viele die Chance, Jesus wirklich zu folgen und seine Hilfe zu erfahren. Aber als Levi Jesu Berufung hörte, verließ er alles, stand auf und folgte Jesus nach. Dadurch konnte Jesus ihn von seiner Sünde gründlich heilen und ihn vom geldgierigen Zöllner Levi zum Heiligen Matthäus verändern und ihn als seinen Apostel und als Verfasser des Matthäusevangeliums gebrauchen. Möge Gott uns helfen, Jesu Ruf zu hören und darauf vom Herzen mit einer klaren Entscheidung zu reagieren!

II. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße (29-32)

Betrachten wir die Verse 29 und 30. Levi war über sein neues Leben mit Jesus anscheinend so froh, dass er ihn zu einem großen Mahl in sein Haus einlud. Außer Jesus und seinen Jüngern kamen viele Zöllner und andere und setzten sich an den Tisch. Als das die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten sahen, freuten sie sich nicht, sondern murrten und sagten zu Jesu Jüngern: „Warum esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?“ Für sie war es unvorstellbar, sich mit „solchen Leuten“ zusammen an einen Tisch zu setzen. Sie versuchten, solche Menschen zu meiden, damit man sich nicht selbst unrein machten. Für „solche Menschen“ hatten sie sowieso keine Hoffnung und keinen Wunsch, ihnen zu helfen. Ihre kritische Frage an die Jünger war eigentlich eine Kritik an Jesus.

Wie reagierte Jesus darauf? Jesus stellte sich schützend vor seine Jünger und antwortete auf die Kritik: „Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße“ (31.32). Hier hat Jesus verkündet, wie er uns Menschen sieht und wozu er in die Welt gekommen ist. Die Pharisäer betrachteten die Menschen mit kritischen Augen wie Polizisten und suchten richtiggehend danach, ihre Fehler und Sünden zu finden und anzuklagen. Selbst wenn jemand andere Leute zum Essen in sein Haus einlud und mit ihnen fröhlich war, war das für sie bereits äußerst verdächtig. Aber Jesus sieht uns Menschen nicht wie ein Staatsanwalt oder Richter, sondern wie ein guter Arzt, der seine Patienten wegen ihrer Krankheit nicht anklagt, sondern sein Bestes tut, um sie von ihren Krankheiten zu heilen. Jesus ist der Arzt, der alle, die an der Sünde krank sind, heilen will.

Jesus sagt hier auch, für wen er gekommen ist: „Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße.“ Wie gnädig ist Jesus, der für die Sünder gekommen ist, die ihn ignoriert und verachtet und verkehrt gelebt haben, um sie mit seiner unsagbar starken Medizin von ihrer Verkehrtheit und Sünde zu heilen. Die einzige Voraussetzung dafür ist, dass wir zugeben, dass wir Sünder sind, und sein heilsames Wort der Gnade annehmen. Menschliche Ärzte haben ein großes Wissen über alle möglichen Krankheiten und haben für viele davon ein Medikament oder eine andere Therapie, die Heilung oder mindestens Besserung bringt. Aber ihr Wissen und die Wirksamkeit ihrer Therapien sind doch oft begrenzt. Aber Jesus ist der vollkommene Arzt. Er kennt unsere körperlichen und geistlichen Krankheiten samt ihren Ursachen genau. Er reicht uns durch sein Wort die für uns passende, hochwirksame Medizin dar. Sein Wort ist die vollkommene Medizin, die uns völlig heil und gesund macht, wenn wir es wirklich in uns einlassen. Nichts und niemand kann die Wirksamkeit seines Wortes verhindern. Das Einzige, was das verhindern kann, ist, wenn wir sein heilsames Wort nicht beherzigen, weil wir ihm nicht genug vertrauen, oder weil wir denken, dass wir gesund wären und gar nicht unbedingt Hilfe bräuchten.

Diese Einstellung ist die der Gerechten bzw. derer, die sich für selbst für gerecht halten. Sie meinen, sie bräuchten Jesus nicht als Arzt und als Retter. Sie finden es höchstens interessant, ihm zuzuhören als einem Ratgeber, dessen Rat sie hier und da befolgen können. Sie wollen nicht erkennen, dass sie Sünder sind, dass sie todkrank sind und unbedingt die göttliche Heilung brauchen, weil sie sonst verloren gehen. Sie verlassen sich auf sich selbst und meinen, sie wären von sich aus schon gerecht, durch ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion oder Institution, und durch ihre angeblich guten Werke. Jesus ist nicht gekommen, um solche scheinbar gerechten Leute zu rufen, weil sie nicht bereit sind, auf ihn zu hören. Dieses Wort Jesu ist also keine Verurteilung, sondern eine starke Warnung an die, die sich für gesund bzw. für gerecht vor Gott halten. Kein Mensch ist vor Gott gerecht. Durch das Wort, dass er nicht gekommen ist, die Gerechten zu rufen, ermahnt Jesus uns, dass wir nicht auf eine eigene Gerechtigkeit vertrauen, sondern immer neu seine heilsamen Worte annehmen sollen.

Denn Jesus ist gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen, also diejenigen, die bereit sind, zuzugeben, dass sie Sünder sind, und seine Worte anzunehmen. Jesus ruft sie aus seiner Liebe dazu auf, Buße zu tun. Buße tun bedeutet, unsere Gesinnung zu ändern. Unsere Gesinnung ist vor allem mit unserem Lebensziel verbunden. Wenn wir ein falsches Ziel im Leben haben, ist unsere Gesinnung verkehrt, weil sie nach dem falschen Ziel ausgerichtet ist. In der Bibel gibt es mehrere Wörter für Sünde, aber das am meisten gebräuchliche Wort im Neuen Testament ist „hamartia“, was Zielverfehlung bedeutet. Sünde bedeutet, dass wir das wahre Ziel, für das Gott uns bestimmt hat, verfehlen, nämlich ihn durch unser Leben im Vertrauen auf Jesu zu verherrlichen und hier und in Ewigkeit in Gemeinschaft mit ihm zu leben. Anders gesagt bedeutet Sünde, dass wir bewusst oder unbewusst verkehrte Ziele verfolgen. Alle Sünden in unserem Leben und im Leben anderer sind Folgen dieser Hauptsünde und lassen sich darauf zurückführen. Wir können von allen Sünden geheilt werden, wenn wir von dieser grundlegenden Sünde frei werden. Deswegen ruft Jesus uns und alle Sünder zur Buße auf, also zur gründlichen Änderung unseres Lebensziels.

Ein gutes Beispiel dafür sehen wir in Levi. Levi hat sein eigenes Glück zum Ziel gemacht und Geld, durch das er sein Glück erlangen wollte, anstatt nach Gottes Ehre und sein Reich zu streben. Wegen dieses verkehrten Ziels erkrankte er an vielen weiteren Sünden, Geldgier, Selbstsucht, Gleichgültigkeit und Unbarmherzigkeit gegenüber anderen, bis er ein Mensch wurde, den alle hassten. Wie half ihm Jesus? Jesus forderte ihn durch seine Berufung zur Nachfolge zur Buße bzw. zu einer gründlichen Änderung seines Ziels. Als Levi Jesu Ruf annahm und Jesus folgte, befreite Jesus ihn nach und nach von seiner tief verwurzelten Selbstsucht, seiner schrecklichen Geldgier und von anderen Sünden und veränderte ihn zu einem Mann nach Gottes Bild und zu einem heiligen Apostel, der durch sein Zeugnis unzählige Menschen zu Jesus führen konnte. Levi ist damit ein Beispiel dafür, wie heilsam und mächtig Jesu Wort in einem Menschen wirkt, der auf ihn hört und seinen Ruf annimmt, und wie wunderbar seine Persönlichkeit und sein Leben dadurch verändert werden.

Es ist die gute Nachricht im heutigen Text für uns alle, dass Jesus als Arzt gekommen ist, der die Sünder zur Buße ruft. Jesus will auch jedem von uns als unser Arzt begegnen und uns sein heilsames Wort geben. Manche jungen Leute unter uns sind vielleicht gerade dabei, darüber nachzudenken, welches Ziel sie in ihrem Leben anstreben sollen. Manche, die schon etwas älter sind, haben schon Erfahrungen damit gemacht und sind dabei, ihre Ziele zu überdenken. Für alle ist es so wertvoll und wichtig, auf Jesus zu hören, der uns das wahre, richtige Ziel für unser Leben zeigen will und uns dazu aufruft, es zu beherzigen, damit wir geistlich und körperliche gesund leben und seinem Bild ähnlich werden und ihn verherrlichen können.

Viele von uns haben Jesu Ruf schon vor längerem gehört und haben sich mit ihm auf den Weg gemacht. Das bedeutet aber nicht, dass wir nun den Arzt nicht mehr bräuchten. Selbst Gesunde gehen, wenn sie klug sind, regelmäßig zum Arzt, um sich untersuchen zu lassen und aufkommende Krankheiten frühzeitig zu behandeln. Wir haben das Privileg, dass wir jeden Tag kostenlos zum vollkommenen liebevollen Arzt Jesus kommen und uns in das Licht seines Wortes stellen dürfen. Wenn wir uns vor ihm neu als Sünder erkennen, dann können wir seinen liebevollen Ruf zur Buße hören, damit wir durch seine heilsame Gnade von allen geistlichen Krankheiten ganz geheilt werden und seinem Bild immer ähnlicher werden. Möge Gott jedem von uns helfen, jeden Tag zu Jesus in sein Licht zu kommen und seinen liebevollen Ruf zur Buße zu hören, damit wir geistlich heil und seinem Bild immer ähnlicher werden und ein Leben führen können, das ihn verherrlicht und andere zu ihm einlädt!

III. Neuen Wein soll man in neue Schläuche füllen (33-39)

Einige gaben sich mit Jesu Antwort immer noch nicht zufrieden und sagten zu ihm: „Die Jünger des Johannes fasten oft und beten viel, ebenso die Jünger der Pharisäer; aber deine Jünger essen und trinken“ (33). Zu fasten galt damals als ein Ausdruck wahrer Frömmigkeit. Die Pharisäer hatten die Praxis, dass sie und ihre Jünger jeden Montag und Donnerstag fasteten. Auch Johannes der Täufer lehrte seine Jünger, enthaltsam zu leben und regelmäßig zu fasten. Daher konnten sie nicht verstehen, wieso Jesus seinen Jüngern erlaubte, nach ihrem Bedarf zu essen und zu trinken, obwohl Jesus offensichtlich fromm war und Autorität von Gott hatte. Was antwortete Jesus? „Jesus sprach aber zu ihnen: Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen ist; dann werden sie fasten in jenen Tagen“ (34.35). Jesus verwies sie auf die Tradition, dass bei einer Hochzeit nicht gefastet wurde. Die Hochzeit galt als so wichtig, dass selbst in Zeiten nationaler Not, in denen viele fasteten, man auf Hochzeiten nicht fastete. Jesus lehrte sie dadurch, dass er als der Bräutigam gekommen war und die Hochzeit bereits begonnen hatte, was sie nicht wussten. Jesus lehrte auch, dass sein Kommen Grund zu großer Freude ist und dass der Charakter des Lebens mit ihm einer Hochzeit gleicht. Denn seine Jünger sind wie die Freunde des Bräutigams, die sich mit ihm freuen und fröhlich sein dürfen. Diejenigen, die seine Gnade angenommen haben, sind gleichzeitig seine Braut, die sich auf die bald bevorstehende Heimholung freuen darf. Deshalb wäre es unpassend, wenn er seine Jünger dazu auffordern würde, zu fasten. Jesus kündigte aber die Zeit, in der er von ihnen genommen würde; dann würden sie fasten, in jenen Tagen. Diese Ankündigung bezieht sich zum einen auf die Tage nach Jesu Kreuzigung, an denen er buchstäblich von ihnen genommen wurde und an denen die Jünger über seinen Weggang und ihr geistliches Versagen trauerten. Es kann sich aber auch die Zeit beziehen, in denen wir durch unsere Sünde im Herzen von Jesus getrennt sind und durch ernsthafte Buße neu zu ihm kommen sollen.

Jesus sah hinter ihrer Frage, warum seine Jünger nicht fasteten, ein grundsätzliches geistliches Problem und erzählte ihnen ein Gleichnis, das ihnen helfen sollte, ihr Problem zu begreifen. Betrachten wir die Verse 36-38: „Und er sagte zu ihnen ein Gleichnis: Niemand reißt einen Lappen von einem neuen Kleid und flickt ihn auf ein altes Kleid; sonst zerreißt man das neue und der Lappen vom neuen passt nicht auf das alte. Und niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der neue Wein die Schläuche und wird verschüttet, und die Schläuche verderben. Sondern neuen Wein soll man in neue Schläuche füllen.“ Damals ging neuer Stoff beim Waschen und Trocknen noch stark ein. Deshalb flickte niemand ein altes Kleidungsstück mit einem Stück Stoff von einem neuen Kleidungsstück, weil am Ende beide Kleider kaputt wären. Da Glas damals noch eine Rarität war, füllte man Wein in Schläuche aus Häuten oder Gedärmen von Tieren. Aber niemand füllte neuen Wein, der noch gärt und Gas entwickelt, in alte Schläuche, die schon ihre Elastizität verloren haben. Nur neue Schläuche, die noch fähig waren, der Wirkung des neuen Weins nachzugeben und sich entsprechend auszudehnen, waren als Behältnisse für neuen Wein geeignet.

Hier steht der neue Lappen und der neue Wein für das Evangelium, das eine verändernde Wirkung hat und die Gesinnung und das Leben der Menschen, in die es gelangt, mit seiner Kraft verändert. Das alte Kleid und die alten Schläuche stehen sinnbildlich für die Menschen, die zu so einer Veränderung nicht bereit oder nicht in der Lage sind. Die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten hatten ihre festen Vorstellungen von Gott, seinem Willen und von sich selbst und waren so überzeugt davon, dass sie nicht wirklich bereit waren, sie zu verändern. Wann immer sie das Evangelium hörten, nahmen sie daran Anstoß und rebellierten dagegen, weil sie nicht bereit bzw. nicht in der Lage waren, ihr Denken und Leben an die Wahrheit des Evangeliums anzupassen. Die Jünger waren dagegen innerlich noch beweglich und dazu in der Lage waren, das Evangelium anzunehmen und ihm ihre Vorstellungen und ihre Lebensweise anzupassen. Sie waren wie neue Schläuche. Jesus sagte schlussfolgernd: „Neuen Wein soll man in neue Schläuche füllen.“ Im ersten Teil haben wir gelernt, dass es wichtig ist, dass wir zu Jesus als unserem Arzt kommen und seinen freundlichen Ruf zur Buße hören und befolgen, damit er uns von unserer Sünde völlig heilen und ihm ähnlich machen kann. Im zweiten Teil lehrt Jesus nun, was für eine Haltung wir dazu gegenüber dem heilsamen Evangelium brauchen. Wir sollen nicht wie alte Schläuche sein, die mit ihrem bisherigen Verständnis der Bibel und ihrem geistlichen Leben zufrieden sind und darin erstarren. Wir sollen für das Evangelium wie neue Schläuche sein, die wie die Jünger Jesu Worte lernwillig annehmen und Buße tun und ihre Gesinnung, ihr Lebensziel und ihre Lebensweise immer neu und immer völliger danach ausrichten. Dann kann Jesus sein heilsames und Leben gebendes Evangelium immer mehr und unbegrenzt in uns füllen, sodass es uns immer weiter heilt und nach seinem Bild verändert und wir Gott durch unser ganzes Leben ehren und verherrlichen und viele junge Menschen zu ihm einladen und führen können. Möge Gott jedem von uns helfen, gegenüber seinem Wort wie neue Schläuche zu sein und sein heilsames Wort täglich neu zu empfangen!

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